Ein Vampir sollte nicht lieben...

Ich öffne das Fenster und steige in den Raum. Er sieht fast aus wie ein Puppenzimmer. Alles so voller Rüschen, das Fenster von einer Spitzengardine verhangen und auf der Kommode und dem Schreibtisch stehen lauter verspielte, kleine Figürchen, die in ihrer Gesamtheit sehr kitschig aussehen. Ich habe ja schon viel gesehen, aber dass ich ein solches Zimmer betreten durfte ist nun wirklich schon verdammt lange her.

Wie könnte es auch anders sein, ein Himmelbett steht mitten im Raum und darauf die von mir gesuchte Menschin. Seit Jahren mache ich das jetzt, Nachts die Menschen besuchen und ihnen einen Teil ihres Lebenssaftes zu rauben. Wohl fühle ich mich dabei allerdings nicht, wahrscheinlich weil ich es mir nicht aussuchen konnte auf diese Art unsterblich zu werden - zumindest so lange mir da nichts dazwischen kommt.

Schon oft hatte ich Mitleid mit meinen Opfern, schaute sie an, sah eigentlich unschuldige Menschen denen ich einen Teil ihrer Lebensenergie rauben würde nur zu dem Zweck mein eigenes Leben um eine Weile zu verlängern. Dabei war das Risiko stets Beifahrer gewesen. Hatte ich erst einmal mein Opfer betäubt und angebissen, hatte mich an den ersten Tropfen seines roten Saftes gelabt so geschah es oft, dass ich fast in eine Art Blutrausch verfiel und gar nicht mehr aufhöhren konnte, dass ich ihm sogar eine weitere Wunde zufügte um an noch mehr Blut zu kommen, mich daran erfreute zuzusehen, wie es zu sprudeln begann und dann noch einmal zubiss, noch einmal meine Zähen tief in seine Wunde hieb, sie noch grösser riss und dann einfach nur noch trank, bis ich nicht mehr konnte, bis mein Durst über Tage hinweg gestillt war. Allerdings geschah dies dann zu dem Preis des Lebens meines Opfers, das nun leider ohne den Saft, der eigentlich durch seine Adern fliessen sollte auskommen musste und daran verstarb.

Tagelang versetzte mir ein solches Ereignis Gewissensbisse, liess mich abschwören von meinem Tun, schwören niemals wieder einen Menschen zu beissen und mich irgend wie anders zu ernähren. Meist hielt dies genau so lange wie es mir zuwider wurde mich von dem schäbigen Blut der Ratten oder Strassenkatzen zu ernähren und ich glaubte es wieder einmal unter Kontrolle zu haben, was dann auch meist sehr lange funktionierte.

Abhängigkeit, Sucht sei eine Krankheit, heisst es. Dann ist mein Leben so wie es sich gestaltet ebenfalls eine Krankheit, denn nur durch diesen Saft, durch das Blut anderer Lebewesen konnte ich am Leben bleiben. Dies war der Preis, den ich dafür zu zahlen hatte dass ich nicht mehr altern würde, dass ich nicht mehr auf normale Art und Weise sterben würde, dass ich mein Leben so lange strecken konnte wie ich es wollte. Und dabei war alles eigentlich nur ein dummer Trick eines anderen Vampirs gewesen der mich wollte.

Sie war wirklich sehr schön gewesen. Vor langer Zeit hatte ich sie eines Nachts bei einer Orgie kennen gelernt, war praktisch über sie gestolpert und hatte mich sogar in sie verliebt. Jedoch kann dies auch nur Illusion gewesen sein, denn wir hatten ebenfalls die Fähigkeit unsere Opfer zu betören, sie zu verführen und ihnen weis zu machen, dass es das war was sie selbst wollten. Vielleicht hatte ich mich deshalb in sie verliebt.

Ich hätte mein Leben gegeben, um ihr zu helfen, um sie zu erretten, aber dass es so kommen würde hätte ich wahrhaft nicht gedacht. Ach, was war ich naiv gewesen, hatte ihr alles geglaubt was sie mir erzählte, hatte ihr die Geschichte abgekauft, die sie mir über ihr dasein in dieser Stadt aufgetischt hatte.

Sie wäre hier, weil sie dem Bischof den Gral bringen müsste. Ich würde ja wissen, was es damit auf sich hätte. Der heilige Gral, bei dem man unsterblich wird wenn man aus ihm trinkt. Was lag näher, als dies mit ihr dann auch zu tun, hatte ich doch mein Herz an diese Frau verloren, ohne recht zu wissen, wer und vor allem was sie eigentlich war. Und genau da lag ihr Trick, denn sie gab mir nicht einen Schluck Wein, der ähnlich rot gewesen wäre, sondern eben ein paar Tropfen ihres eigenen Blutes - und schon war ich einer von ihrer Art.

Ich hatte nicht darum gebeten, und hätte ich die Wahl gehabt, so hätte ich mit Sicherheit sehr viel nachgefragt, sehr viel mehr nach den Konsequenzen gefragt, wahrscheinlich um mich dann doch dafür zu entscheiden, denn immerhin glaubte ich ja die Frau zu lieben. Sicherlich war dies sogar die Wahrheit gewesen, denn dieses Gefühl hielt auch an, als sie mich verlassen musste, als sie nicht mehr bei mir war.

Es war ebenfalls einer der härtesten Einschnitte in mein Leben gewesen, als sie von mir genommen wurde. Ebenfalls eine Sache, die ich mir nicht aussuchen konnte, wie das Leben eben so spielt.

Wir waren aufgespürt worden. Sie hatte sich in dem nahegelegenen Dorf ein paarmal zu viel bedient und sich dadurch den hartnäckigen Hass der Dorfbewohner auf sich gezogen und diese waren ausgerückt um die unheilige Brut des Satans auszuräuchern. Wir taten wirklich alles um zu überleben, jedoch hielt ich es irgendwann für taktisch klüger, sich vor der übermacht zurück zu ziehen, während ihre Arroganz geweckt war und sie sich nicht vor solchem Pöbel von sterblichen zurück ziehen wollte. Ach Hätte sie es doch besser getan, dann würde sie wohl noch bei mir sein. Aber so hatten sie sie irgendwann zu Boden gerissen und mit all ihren Pfählen, all ihren Mistgabeln und Dreschflegel geschlagen und erstochen, bis nicht einmal mehr das Häufchen Asche von ihr übrig geblieben war.

Lange musste ich noch um sie weinen, zog gar in Erwägung mich an diesen Menschen zu rächen, sie eines Nachts heimzusuchen und sie alle ausulöschen, einfach so um Schlaf, aus dem sie dieses mal nicht mehr erwachen würden. Aber irgendwann sah ich es dann ein, dass Rache kein Gefühl ist, das mich irgendwie weiter bringen würde, ganz im Gegenteil, hatte ich doch über meine Rachegelüste vergessen, dass ich eigentlich etwas essen musste, dass ich meinen ganz normalen Durst nach dem roten Saft stillen musste und mit letzter Kraft schaffte ich es dann nur noch, mich an einer ekelhaften, alten Ratte zu vergehen, sie bis auf den letzten Tropfen auszusaugen und somit meine weitere Existenz zu bewahren.

Der Ekel läuft mir noch immer den Rücken herunter, wenn ich an den zweifelhaften Genuss dieser Tiere zurückdenke. Welch edler Saft war da selbst der Penner auf der Strasse, den ich mir danach gönnen musste. Ihn würde niemand vermissen, wenn ich einmal zu viel zubiss, wenn ich ihn tatsächlich seines gesamten Blutes beraubte und ihn danach einfach liegen lasse. Welch unglaublich göttliches Ambrosia war da erst die Huren, die ich an den Tagen danach beglückte, jedoch dann schon ohne sie ernsthaft zu gefährden und mir nur so viel zu nehmen, dass ich die nächsten Tage ohne Entzugserscheinungen überstehen würde. Ich lernte tatsächlich sehr schnell, mich unter Kontrolle zu halten, lernte auf diese Weise weniger aufzufallen, weniger Staub aufzuwirbeln und unauffällig zu überleben.

Oh, wie waren die Jahrhunderte langweilig gewesen ohne ein Wesen meiner Art, und vor allem meines Herzens an meiner Seite zu haben. Ach, was vermisste ich sie Jahr und Tag, auch wenn ihre Art noch so radikal, ihre Witzeleien noch so morbide gewesen waren. Sei es anfangs Magie gewesen, die mich zu ihr brachte so war es letztlich doch ein wahrhaftiges Gefühl, das mich immer schwächer werden liess je länger ich es missen musste.

Ich schaue mich wieder um. Ich bin wohl ein bischen lange in Gedanken versunken gewesen, schweifte zu sehr ab. Aber dafür scheint mir dies auch der rechte Ort zu sein. Fast jedes Objekt an der Wand, jedes Bild auf der Kommode, jedes Teilchen auf dem Tisch erinnert mich in irgend einem Punkt an meine ach so bewegte Vergangenheit, die ich jedoch um nichts in der Welt eintauschen möchte. Wenn ich ein Geschöpf des Satans bin, dann bin ich wohl eines der besseren, ein wahrhaft gutes Welches und somit vollkommen untypisch, vollkommen Artfremd. Aber ich denke dass ich mich damit abfinden kann, denn wenigstens bereue ich nichts, was ich in meiner Geschichte getan habe.

Einen weiteren Schritt mache ich auf das Bett zu, will meine Beute endlich einmal richtig in Augenschein nehmen. Auf leisen Solen tänzele ich darum herum, möchte sie wenn schon von vorne sehen, möchte ihr in ihr Gesicht schauen bevor ich sie eines Teils ihrer nachwachsenden Ressource beraube, bevor ich ihr ein paar Tropfen ihres edlen Saftes aus dem Hals sauge, bevor ich mich ein paar Minuten lang an ihrem Lebenselixier labe, das mich weiter am Leben erhalten wird.

Es trifft mich wie ein Schlag. Warum muss ich das auch tun, warum muss ich auch wissen wollen wen ich da eigentlich beisse, warum muss ich sie auch anschauen wollen. Ich hätte es dieses mal wirklich lassen können, hätte ihr einfach meine Zähne in den Hals jagen könne und zufrieden sein könnnen über das, was ich erbeutet habe, aber nein, ich wollte ja unbedingt noch einmal nachschauen. Das habe ich jetzt davon.

Sie sieht ihr wirklich sehr ähnlich. Wie aus dem Gesicht geschnitten, selbst wenn sie schläft. Ihre sanften Züge, genau so sah auch meine Geliebte aus, wenn sie sanft schlummernd in ihrem Nachtlager lag und den Tag verschlief, wenn ihr Gesicht zart entspannt war und nur so erschien, wie Gott sie schuf. Ich schiebe ihr die Decke ein wenig weiter von ihren Schultern herunter. Vielleicht sollte ich das lassen, könnte ich sie doch damit aufwecken, aber die Bewunderung für sie ist einfach zu gross, suche ich doch im Grunde nur einen Unterschied, der mich sagen lassen kann, dass sie es eben nicht ist, der es mir ermöglicht, einfach eine wildfremde zu beissen, mich von ihr zu ernähren ohne das Gefühl haben zu müssen, dass ich einer Angetrauten schmerze.

Selbst ihre Schultern erscheinen mir Makellos. Am Palast des Dogen sah auch sie in ihrem Abendkleid derart verführerisch aus, hatte ihre Schultern aus dem Dekolte geschoben, das sich darunter weit öffnete und kaum vermochte, ihre Brüste unter Kontrolle zu halten, herunterzubinden wie es in dieser Zeit modisch war. Sie sieht ihr noch immer zu ähnlich, als dass ich es vermag ihr ernsthaft Schaden zuzufügen. Wie könnte ich auch dem Wesen, das ich liebe, das ich einst geliebt habe und nun vielleicht wieder lieben werde Schmerzen zufügen, womöglich einen Langzeitschaden zufügen.

Zumindest kann ich sagen, dass ich wieder gefunden habe, was ich so lange Zeit verloren glaubte. Endlich werde ich wohl mein Herz wieder einem Menschen schenken können, werde mich nicht mehr gar so einsam fühlen wie all die Jahre, die ich ohne sie sein musste. Und wer weiss, vielleicht wird sie sich sogar eines Tages für mich entscheiden, wird sich aus eigenem Willen für mein Herz, das wohl immer für sie schlagen wird, für meine Art, meine Lebensweise entscheiden, wird sich dafür entscheiden so zu werden wie ich, ein Geschöpf der Nacht.

Noch tiefer lasse ich das Betttuch, das ihren Körper in dieser warmen Sommernach bedeckt, rutschen, lege noch mehr Haut, noch weitere Teile ihres Körpers frei. Sie trägt tatsächlich keine Unterwäsche, wenn sie schläft. Ein Vergleich zu meiner Geliebten aus der Vergangenheit fällt da doch sehr schwer, war dies doch eine Zeit in der die hautenge Wäsche der Neuzeit noch nicht erfunden war, in der es allenfalls Mieder gegeben hat. Jedoch fiel es dafür wesentlich einfacher, einer Frau derart nahe zu kommen und wenn man sich erst einmal dafür entschieden hatte war es keine Grossartigkeit sich durch das Gewühl der Unterröcke zum Ziel zu graben. Wenn sie jedoch ohnehin war wie Gott sie schuf war dies natürlich eine recht müssige Vorstellung.

Jetzt ziehe ich es ganz von ihrem Körper herunter, entferne jegliche Deckung, die sie vor meinen Blicken nehmen könnte. Nun brauche ich sie nicht weiter mit den Augen auszuziehen, beobachte ihren Schlaf, bewundere den Frieden, den sie in ihrem Bett gefunden hat. Wie gerne läge ich doch bei ihr, wie gerne würde ich nicht nur das Nachtlager, sondern auch diesen Frieden mit ihr teilen. Ich stehe noch immer neben ihr und halte das Tuch in der Hand, bin vollkommen von dem Anblick gefangen genommen. Ich wage mich gar nicht mehr zu rühren, so sehr erstarre ich in Anbetung dessen, was ich hier zu sehen bekommen, oder wohl besser dessen, was ich in sie hineinprojeziere. Mit jeder Sekunde, die ich sie betrachte erkenne ich doch immer mehr von meiner Geliebten in ihr wieder, mit jedem Fältchen das ich in ihrem Gesicht erkenne sehe ich ihre Lachfältchen, die ich einst so innig geküsst habe. Es ist, als hätte ich ein Fenster zur Vergangenheit aufgestossen, aber es scheint mir hier mehr zu sein.

Aber ich sollte es versuchen zu ignorieren, sollte vollbringen, wofür ich hergekommen bin. Ich sollte mir einfach nehmen, was ich benötige, was ich für meine weiter biologische Existenz brauche und mich nicht mehr darum kümmern, was sie vielleicht für wirre emotionen in mir freisetzen könnte, was sie in mir auslösen könnte. Es ist alles viel zu lange her, als dass ich diesem Ereignis irgend eine grosse bedeutung beimessen sollte.

Aber ich kann einfach nicht. Ich kann nicht dem Ebenbild der Frau, die ich einst so geliebt habe, Schaden zufügen. Wie könnte ich ihr auch noch das Element nehmen, für das wir einst gelebt haben, das wir beide so nötig brauchen, kann sie nicht meinen niederen Zwecken unterwerfen und sei es nur der, einfach nur überleben zu wollen.

Einst war sie meine Angebetete, nun sehe ich sie vor mir, scheinbar wiedergeboren in einer Zeit, in der man unseres gleichen nicht mehr kennt, in der man uns nicht einmal mehr fürchtet. Dabei sollten es die Menschen doch eigentlich, sind wir doch so viel stärker, doch so viel weniger sterblich als sie, doch so viel mächtiger und so fähiger als Ihresgleichen. Wir sind ihnen so überlegen, und doch würde ich so viel tun um wieder einer von ihnen zu werden.

Ich überlege schon, ob ich ihr vielleicht einfach ein paar Tropfen meines Blutes in den kaum geöffneten Mund laufen lasse, ihre wundervollen Zähne, die zwischen ihren Lippen hervorblitzen mit meinem roten Lebenssaft einfärbe. Ich könnte sie wirklich zu einer meiner Art machen, aber was hätte ich damit erreicht? Wahrscheinlich nur, dass ich mir danach nur wieder Vorwürfe machen muss, dass ich sie nicht einmal gefragt habe, ob sie dies überhaupt will. Dabei brauche ich mich ja nur an meinen Übergang in diese Dimension des Lebens erinnern, zu dem ich ebenfalls nicht gefragt worden war, und wenn ich es dieses mal anders machen könnte, ich denke ich würde mich dagegen entscheiden. All das, was mir dieses Leben gebracht hat war doch so viel anders als mein voriges, normal menschliches Dasein, dass man es eigentlich kaum vergleichen könnte, aber dennoch hätte ich es lieber bleiben lassen, mich lieber einem endlichen Leben hingegeben und nicht ewig darauf gewartet, dass mir irgendwann irgend jemand mein Licht ausbläst, mir aus reinem Fremdenhass irgend etwas Spitzes durch meinen Oberkörper jagt.

Ich könnte sie einfach so anknabbern. Ich könnte sie eigentlich mit Haut und Haaren verspeisen, so appetitlich sieht sie aus, so begehrenswert liegt sie da vor mir, aber dafür ist die Zeit wohl etwas zu knapp, dafür bete ich das, wofür sie für mich zu stehen beginnt viel zu sehr an als dass ich dieses Bild zerstören könnte. Sie ist wahrhaft dergestalt bezaubernd, dass ich es nicht einmal mehr wage, sie zu beissen und mir auch nur einen einzigen Tropfen ihres Blutes zu nehmen. Ich kann mir nicht einmal meine nötigste Ration an Lebenssaft holen, würde ich es ihr doch aus ihren Adern reissen, würde ich sie doch dafür verletzen müssen. Unmöglich scheint es mir mehr und mehr, dass ich sie überhaupt noch berühren kann in Anbetracht der Anbetung, die ich ihr zuteil werden lasse. Ich kann es einfach nicht.

Noch einmal lege ich mich über sie, werfe meinen Schatten über ihr Antlitz, versuche es übers Herz zu bringen meine Geliebte meines überlebens willen leiden zu lassen, aber abermals gelingt es mir nicht, mein Gewissen, das nun mehr als je zuvor sich lautstark zu melden beginnt zu unterdrücken. Abermals stocke ich nur Zentimeter bevor meine Zähne ihre Haut berühren und abermals ist es mir eine innere Genugtuung, dies eben nicht getan zu haben, sie so unverletzt, makellos dort liegen zu lassen.

Ich bedecke ihre wunderschöne Gestalt wieder sanft mit dem leichten Tuch, das sie über sich gedeckt hatte und betrachte sie abermals, jedoch dieses mal vom Fussende ihres Bettes. Einen letzten, vollkommenen Anblick möchte ich geniessen, bevor ich wieder in der Nacht verschwinde. Vielleicht komme ich morgen noch einmal her um sie wieder anzubeten, um sie vielleicht sogar einmal anzusprechen wenn ich es denn wage, so unwahrscheinlich dies auch sein mag. Allerdings werde ich dann meinen Hunger zuerst an einem anderen Ort stillen.

Ich gehe auf den Balkon und ziehe den Vorhang hinter mir wieder zu. Eine sekunde noch stehe ich am Geländer und lasse Revue passieren, was ich diese Nacht so angebetet habe. Es ist schon fast hell geworden, ich werde mich beeilen müssen damit ich nicht von der Sonne erwischt werde, die schon direkt hinter dem Berg zu stehen scheint und nur darauf wartet, endlich den Tag einleuten zu dürfen. Ich habe wirklich vollkommen die Zeit vergessen, die ganze Zeit in der ich sie angeschaut habe. Ich sollte mich nun wirklich beeilen Weit spreize ich meine Arme zum Flug...

Die Sonne lukt über den Berg und leuchtet direkt durch die Balkontüre, direkt auf die schöne Frau, die auf dem Bett ruht. Sie erwacht von dem Strahl, der sie in der Nase kitzelt. Sich reckend steht sie auf, behält das sie bedeckende, dünne Tuch um ihren Körper geschlungen. Mit verschlafenen Schritten betritt sie den Balkon, um den Morgen zu begrüssen. Ein wirklich schöner Tag würde dies werden denkt sie noch, als ihr auffällt, wie der Wind die Reste eines kleinen Haufen Asche über den Boden bläst...