Omnychron

Teil 3:

Bis zur Unendlichkeit...

Inhalt:

Aller Anfang 3
Schweiss und Angesicht 18
Meilensteine 30
Wiedersehen mit der Vergangenheit... 48
... und Endlösungen 61
Süchte der Technologisierung 77
Essenz des Seins 92
Weiterentwicklungsdrang 105
Spielereien 121
Endgame 137

Kapitel 1: Aller Anfang

Einige Wochen waren jetzt schon ins Land gegangen, ohne dass sich irgend etwas getan hätte, ohne dass sich irgend jemand weiteres gezeigt hätte. Seine Verfolger hatte er offenbar erfolgreich abschütteln können, hatte erfolgreich die Robots auf sie gehetzt und das Problem so für ihn aus der Welt schaffen lassen. Die Angst vor einem erneuten Überfall schwand langsam wieder der Genugtuung, endlich am Ort seiner Väter zu sein, endlich da sein zu können, wo er hingehörte. Jetzt fühlte er sich endlich wieder sicher.

Allerdings stimmte seine Annahme auch nur zum Teil, denn der ursprüngliche Auftraggeber seiner Verfolger hatte sich ja niemals an diesem Ort gezeigt, hatte die offenbar für ihn zu beschwerliche Reise nicht auf sich genommen und hatte immer bloss seine Häscher auf die Suche geschickt. Auch das war ein Punkt, über den er in den letzten Wochen oftmals nachgedacht hatte - was mochte dieser alte Mann wohl hier suchen, das es ihm wertvoll genug war, dass er dafür so viele seiner Männer in den mehr oder weniger sicheren Tod schickte.

Schon an seinen ersten Tagen hatte er sich ein Haus ausgesucht, in dem er seine meiste Zeit verbrachte, das ihm angenehm vorkam und in dem ihm auch die Einrichtung gefallen hatte. Es lag auch was die Erreichbarkeit anging für ihn sehr geschickt, denn es lag direkt an dem zentralen Platz der Stadt, auf dessen Zentrum auch das Portal seinen Platz hatte und stets von einem grünlichen Schimmer umgeben war. Noch hatte er sich nicht getraut, sich diesem Bereich zu nähern, wollte das Risiko nicht eingehen, dass er vielleicht doch als Eindringling erkannt würde und sich dann die Verteidigungseinrichtungen doch noch gegen ihn richten könnten. Dafür hatte er auch noch immer genügend andere Dinge vor, die er bis dahin getan haben wollte. Auch ein Grund für die Lage seines Lieblingshauses.

An dem Platz war ja nicht nur das Portal und eine Statue, sondern auch einige andere, monumentale Gebäude, wie sie prächtiger, monströser oder auch beeindruckender nicht hätten sein können. Jedes von ihnen war in einem anderen, epochalen Stil einer anderen Zivilisation des Universums gestaltet, eines war an einen Tempel angelehnt mit Säulen umrandet und einem flachen Spitzdach, ein anderes war eher das, was er postmoderne nennen würde, aus spiegelnden, grossen Flächen weit in den Himmel ragend, ein anderes wiederum konnte er bestenfalls als Lebewesen umschreiben, denn es schlang sich biologisch aussehend wie ein Baum in die Höhe, mit vielen Verzweigungen und ohne etwas, das man als Fenster hätte erkennen können.

Dieses stand aber weiter unten auf seiner Liste der Pflichtbesuche. Weiter oben stand da schon der Tempel, den er am ehesten mit einer Bibliothek verbinden konnte. Er wollte unbedingt mehr über diese Stadt und seine Einwohner, über diese gesamte Zivilisation erfahren, bevor er sich auch nur ansatzweise wagen können würde, sich dem Portal zu nähern oder gar es zu benutzen. Er hatte nicht einmal diese Welt kennen gelernt, warum sollte er dann schon wieder zu einer anderen reisen wollen.

Seit einigen Tagen schon hatte er das hauseigene Informationssystem genutzt und sich alles, was innerhalb dieses verfügbar war, versucht anzuschauen. Tag und Nacht waren für ihn verschwommen, bis er seinen Wissensdurst erst einmal gestillt hatte und fast einen ganzen Tag hindurch schlief. Die filmischen Dokumente vermittelten ihm eine ganze Menge oberflächliches Wissen über die Grundlagen der Welt, in der er gerade wandelte. Sie zeigten ihm aber auch das Aussehen der Leute, die einst tatsächlich durch die Strassen dieser Stadt wandelten, wie sie sich bewegten und wie ihre Begrüssungssitten einst waren. Sie zeigten, wie sie ihre Haushalte führten - wenn sie sie denn führten - und auch, wie es letztenendes zu der übermässigen Bevölkerung der Stadt durch die Service-Roboter kam.

Man hatte einfach keine Lust mehr auf den Abwasch, wollte nicht mehr den Müll selbst entsorgen müssen - so er denn überhaupt noch anfiel - und wollte sich nicht einmal mehr normalen Arbeiten hingeben. Für alles wollte man einen Helfer haben, der mit der Zeit nicht nur half, sondern die Arbeiten gleich komplett übernahm. Die technische Entwicklung dieser mechanischen Begleiter machte eigene Anstrengungen überflüssig. Doch zumindest war man weise genug, diese Helfer nicht zu intelligent zu machen, sie sollten bloss ihre Aufgaben erledigen können, unterhalten wollte man sich schon noch selber.

Doch vielleicht hätten sie doch einmal eine künstliche Intelligenz für sie sorgen lassen sollen, vielleicht wäre dieser dann doch eingefallen, dass man ihre Kinder auch im Reagenzglas hätte heranwachsen lassen können, dass es Nachkommen auch ohne die Anstrengungen des Verkehrs geben könnte. Denn so wurde die Bevölkerung immer geringer, ging, wenn sie nicht in einem Zustand vollständiger Lithargie dahinkonsumierte, einfach weg aus dieser Stadt weil es ihr zu langweilig wurde und überliess sie so ihrem Schicksal. Nachkommen, die die Einwohnerzahl trotz Auswanderungen hätten konstant halten können, gab es so nicht mehr und die Stadt starb - wenn auch nicht tatsächlich so doch faktisch - aus.

Es war schon erstaunlich, was er alles aus Werbespots und Nachrichtenbeiträgen erfahren konnte, wenn man sie über einen langen Zeitraum zusammengeschnitten bekommt. Das Informationssystem war so fortgeschritten, dass es sogar verbale Kommandos verstand - und das sogar in seiner Muttersprache. Er bechrieb einfach nur, was er gerade sehen wollte, und das System sorgte für die Inhalte, fischte in seinem Archiv nach Material, aus dem es ihm Beiträge zu seinen Anforderungen zusammenschneiden konnte. Und dann war er erst einmal wieder ein paar Stunden lang beschäftigt.

Jedoch war da etwas, das ihn irgendwie stutzig machte. Irgendwie passte das alles gar nicht so richtig zu der Geschichte, die ihm die Statue in dem Energieknoten erzählt hatte - beziehungsweise den Informationen, die diese in sein Gehirn hatte zu quetschen versucht. Zu seinen Zweifeln passte auch, dass die Stadt, die er für die goldene Stadt gehalten hatte, gar keine goldenen Statuen beherbergte - zumindest hatte er noch keine gefunden, obwohl diese sich um das zentrale Portal herum hätten befinden sollen. Anfangs hatte er dies damit abgetan, dass diese vielleicht mit der Zeit irgendwie im Weg waren oder den gesellschaftlichen Ansichten nicht mehr genehm waren und dann in den Keller geräumt wurden, aber davon hätte die Statue sicherlich zu berichten gewusst und nach all der Selbstbefragung, die er mit sich anstellte, hatte er nichts in dieser Hinsicht finden können. Auch die Nachrichtensendungen schwiegen sich dahingehend völlig aus und der Computer, der diese für ihn zusammenstellte, hatte auch nichts derartiges finden können.

Einmal mehr mit Zweifeln und mehr Fragen als Antworten angefüllt machte er sich dann irgendwann doch auf eine erneute Entdeckungstour durch seine Stadt, seinen Privatbesitz wie er sie mitlerweile bezeichnete. Lange hatte er ausgeschlafen, hatte sich am allzu frühen Morgen sogar noch einmal herumgedreht und den Schlafförderer auf ein paar Stunden mehr eingestellt, um auch ganz bestimmt eine sehr lange Entdeckungstour machen zu können. Das war schon ein klasse Maschinchen, dieser Schlafförderer. Es war kein wirklicher Schlafgenerator, er stellte die Gehirnwellen nicht direkt auf den erholten Zustand ein, sondern versetzte sie nur sehr hartnäckig in den Alpha-Zustand, ermöglichte einem auf diese Weise, ohne Anstrengungen weiter schlafen und träumen zu können, wodurch sich dann ganz natürlich der Erholungseffekt einstellte. Bei normalem Schlaf würde man irgendwann einen Punkt erreichen, an dem die Anstrengung des Schlafes und der damit verbundenen Hirnwellenveränderungen grösser sind als der Erholungseffekt durch diese obendrein immer kürzer werdenden REM-Phasen. Diese Maschine vermied, dass es zu einer Anstrengung ausartete.

In seinen neuen Kleidern trat er vor die Tür. Eigentlich war es bitter kalt - so wie es in Wüsten am Morgen nun einmal kalt ist, denn ein Klimasystem für die ganze Stadt hatte er noch nicht entdecken können - doch der Stoff den er auf der Haut trug regelte seine Körpertemperatur durch unzählige Sensoren, aus denen die Kleidung im Grunde nur zusammengesetzt war. Einer der Haushaltsbots hatte sie ihm gebracht als er ihn angewiesen hatte, ihm etwas zum anziehen zu bringen. Das kam also dabei heraus, wenn es ihm gleichgültig war. Was hätte er sich wohl noch alles wünschen können, ging ihm durch den Kopf als er feststellt, wie gut dieser Stoff funktionierte. Womöglich war dies ja nur das billigste vom Billigen, der letzte Ausschuss, der eigentlich nur den Mittellosen überlassen wurde, aber niemandem, der sich besseres verdient hatte. Aber das würde er sicherlich auch noch herausbekommen, immerhin hatte er viel Zeit, würde sicherlich am Ort seiner Vorväter nicht schneller altern als an seinem Geburtsort - eher ganz im Gegenteil.

Hauteng legte sich seine Kleidung um ihn, schien sich im frischen Wind sogar noch einmal zusammen zu ziehen, verschnürte sich selbst zu einem vollständig geschlossenen Einteiler, einem Ganzkörperkondom, das sich allerdings sehr angenehm und weich trug. So ausgerüstet hatte er auch gar keine Bedenken mehr, sich womöglich später in der prallen Sonne wiederzufinden, oder gar in einem Gebäude zu landen wo es noch kälter war, als auf dem Platz davor. Mit schnellem Schritt ging er unmittelbar auf sein erstes Ziel zu, den Tempel. Er hielt ihn von Anfang an für einen Hort des Wissens, so zumindest hatte er diese Gebäude in der Geschichte seiner Ursprungswelt kennen gelernt, auch wenn sie ursprünglich wohl eher ausschliesslich religiösen Zwecken gedient haben mochten. Aber selbst diese Interpretation hätte hier Sinn gemacht, war doch im Grunde das Wissen und seine Erlangung die Religion der Omnychron gewesen.

Der Tempel lag direkt gegenüber seiner Wohnung. Er konnte ihn immer aus fast jedem seiner Fenster sehen, wenn in den Scheiben mal keine Landschaftsholographie angezeigt wurde. Er machte einmal mehr einen grossen Bogen um das Portal und sein grünliches Leuchten, noch hatte er Respekt vor dem, von dem er nichts wusste, aber wahrscheinlich würde sich dies bald ändern, wenn er sich erst einmal mehr von den Archiven der Stadt zu Gemüte geführt hatte. Erst jetzt merkte er richtig, wie gross eigentlich der Platz war. So riesig kam ihm das alles aus seinem Fenster gar nicht vor. Die Baumeister wussten wirklich sehr genau, wie sie durch die richtige perspektivische Ausrichtung ihrer Bauwerke den Eindruck erwecken konnten, dass diese kleiner wären als sie in Wirklichkeit waren. So scheint sich der Weg vor ihm immer weiter zu strecken, je weiter er diesen geht, auch wenn er anhand des Schattens, den die Häuser um ihn herum in der Morgensonne ziehen bestätigen kann, dass er sich seinem Ziel nähert und nicht wieder einer dieser technischen Illusionen aufsitzt, die er in dem Zugang zu dem Energieknoten jenseits des Randes der Galaxie hatte erfahren müssen.

In der Tat dauerte es noch eine ganze Weile, bis er tatsächlich vor dem wahrhaft monumentalen Gebäude stehen konnte, bevor er den Fuss auf die erste Stufe der über die gesamte Gebäudefront verlaufenden Treppe setzen konnte. In seiner Erwartung, dass er drinnen das gesamte, gesammelte Wissen der Omnychron würde finden können, dass sich dort drin tatsächlich die von ihm so herbeigesehnte Bibliothek, das Zentralarchiv befinden würde, in dem er mehr erfahren können würde als durch den Video-Computer in seinem Haus, war es für ihn ein erhebender Moment, den er erst einmal genoss, bevor er auch den zweiten Schritt hinauf zu der nicht minder gewaltigen Tür machte. Diese sah schon von unten ziemlich gewaltig aus, ging sie doch ähnlich wie die Treppe, über fast die gesamte Höhe des Tempels, wie er das erhoffte Archiv in Anlehnung an bekannte Architekturen und Kulturen schon länger nannte.

Überhaupt hatte er für jedes der grösseren Bauwerke einen eigenen Namen erfunden, mit dem er sie für sich auseinanderhielt. Dieses war der Tempel, das andere, in direkter Nachbarschaft, war nur der Klotz, das eher biologisch emporwachsende Irgendetwas hiess bei ihm der Baum. Dann gab es da noch eines, das offenbar nur aus Licht zu bestehen schien, war es doch ein scheinender, immerfort hell erleuchteter, gewaltiger Ball, eine offenbar perfekte Kugel, die über dem Boden zu schweben schien und in dessen Nähe er sich auch noch nicht getraut hatte - dies nannte er schlicht die Sonne.

Sein Aufstieg zu der Pforte war dann doch nicht so erschwerlich, wie er im Anblick der Grössenordnungen befürchtet hatte. Da er schon bei seinem Hinweg offenbar einer optischen Täuschung erlegen war, fürtete er nun auch, dass er wesentlich länger und weiter würde aufsteigen müssen, als es in dem ersten Moment den Anschein hatte. Doch ihm blieb eine körperliche Prüfung erspart und schon bald stand er zwischen den mittleren der acht

Der klassische, griechische Tempel ist 9x13-Säulen gross

Säulen und betrachtete die nun noch einmal so gewaltig erscheinende Pforte einige dutzend Schritte von ihm entfernt, suchte nach einem Anzeichen dafür, wie er sie öffnen könnte, wie er in den Bau hinein gelangen könnte.

Gerade glaubte er noch, dass er an der einen Seite einen Mechanismus gefunden haben könnte, da verflüchtigte sich seine Hoffnung auch schon beim Näherkommen, denn was er dafür hielt, entpuppte sich bei näherem Hinsehen als eine Verzierung, eine Relief-Zeichnung, deren inhaltlichen Bildbezug er nach seinem bisherigen Wissensstand nicht mit den Omnychron verbinden konnte. Auch als er die Hand darauf legte, in der Hoffnung, dass es sich hierbei um einen geheimen Zugangsmechanismus handeln könnte, wurde er enttäuscht. Man kannte offensichtlich doch inhaltsfreie Verzierungen an Gebäuden. Ebenso auf der anderen Seite der Tür hatte er eine solche Verzierung gesehen und so schritt er die Tür in die andere Richtung ab, wollte seine Hoffnung auf eine Türklingel noch nicht vollends aufgeben. Doch als er einmal die Hand an die Pforte legte, einmal die Art des Holzes, aus dem die breiten Stämme des Tores geschlagen waren ertasten wollte, griff er ähnlich wie bei der Bodenplatte, ins Leere. Die Tür war doch eine materielle Illusion gewesen. Noch einmal griff er nach der braunen Wand vor sich. Wieder griff er ins Leere. Er konnte tatsächlich einfach so hindurchschreiten ohne weiter von irgend einer Wand, einem Energiefeld gar, zurückgehalten zu werden.

Endlich stand er drinnen. Alles war dunkel, aber an dem, was er hörte, merkte er schon, dass die Halle wohl das gesamte Bauwerk ausfüllen musste, dass sie wahrhaft riesig war. Nach oben hin konnte er den blauen Schimmer des Himmels blass wahrnehmen, das Dach zumindest schien ein wenig transparent zu sein, auch wenn es sicherlich nicht den klassischen Bauplänen entsprach. 'Hallo!' rief er in die Dunkelheit, wollte den Hall ausprobieren, wollte sich ein besseres Bild von den Dimensionen machen mit denen er es hier zu tun hatte. Doch sein Echo wirklich zu geniessen, dazu kam er dann doch nicht, denn plötzlich ging das Licht an und die Halle erstrahlte im Licht tausender, kleiner Lichter, die sich tatsächlich einmal materiell an den Wänden an für ihn ganz normalen Halterungen befanden.

Es war seit seiner Ankunft das erste mal, dass er tatsächlich wieder eine Lampe sehen konnte. Jedes mal, wenn er es sonst mit künstlicher Beleuchtung zu tun hatte, konnte er die Quelle des Lichtes nicht orten, schien das Licht von überall zu kommen und doch keine Punktquelle zu existieren. Er hatte sich jedoch sehr schnell an diese sanfte, schonende Art der diffusen Beleuchtung gewöhnt, die die Omnychron in ihrer Stadt förmlich auf Schritt und Tritt einsetzten, denn auch die Strassen wurden nachts auf diese Art beleuchtet. Man war sich offenbar auch der Verschmutzung durch zu viel Beleuchtung bewusst, denn es wurde niemals etwas beleuchtet, das man ohnehin nicht brauchte, wurden keine Räume erhellt, in denen sich niemand aufhielt. Auch war das Strassenlicht immer nur auf einige Armlängen über den Beleuchteten begrenzt, ausser man verlangte nach mehr Licht

siehe Goethe

. Das war auch eines der ersten Kommandos, die er in der Stadt gelernt hatte, um das Licht zu kontrollieren, denn manche Häuser wollte er beim vorbeigehen durchaus in ihrer vollen Höhe bewundern können und nicht nur bis knapp zur Fensterleiste des ersten Geschosses. Auch innerhalb der Häuser wurde dieses Konzept eingesetzt, allerdings etwas angenehmer, da man hier nicht mehr merkte, wie wenig Raum um einen selbst doch im Grunde beleuchtet wurde. Ausser in längeren Korridoren oder bei Raumwechseln merkte man die Grenzen des persöhnlichen Lichtkegels, konnte die Ränder an den Wänden verschwinden sehen, wenn man auf sie zu ging. Doch nachts störte auch dies in den seltensten Fällen.

Hier jedoch schien alles anders zu sein. Die Lichter waren tatsächliche Lampen an den Wänden und auf den Tischen, standen sogar auf Ständern mitten in der Halle aufgereiht und die Treppen musste man auch selbst gehen, wurde nicht wie von Engelshand geleitet emporgetragen. Direkt unter dem leicht transparenten Dach war ein riesiger, freier Raum, auf dessen Grund lediglich Tische über die gesamte Tiefe der Halle aufgereiht waren, mit Stühlen in den verschiedensten Grössen. Offenbar wollte man hier entweder Gäste verschiedener, fremder Welten empfangen, oder aber es gab eine Durchmischung der Rasse der Ur-Omnychron, die sich im Wachstum der einzelnen niederschlug und da man niemanden diskriminieren wollte, musste dann eben für jede mögliche Grösse der Individün auch eine Sitzgelegenheit in der passenden Grösse her. Wahrscheinlich würde er in der Stadt dann auch Häuser in der passenden Grösse finden können - immerhin würden grössere Personen auch grössere Betten brauchen, grössere Hygieneeinrichtungen und Türöffnungen. Gerade daran würde er diese wohl sehr schnell erkennen können, dachte er sich, während er sich diesen Punkt in seinem geistigen Notizbuch niederschrieb und in die Prioritätsliste seiner Aufgaben einreihte.

Zu den Seiten der Tischreihen standen massenhaft Regale. Etwas, was er eigentlich für unmöglich gehalten hatte, fand er hier in unüberschaubaren Mengen angesammelt und aufgereiht wie man es konventioneller kaum hätte machen können. Stockwerk über Stockwerk sammelten sich die Regale, umrandeten schier als Massiv den offenen Raum im Zentrum und bildeten nach seiner ersten Vermutung die materielle Version dessen, was er in seinen Kopf gepflanzt bekommen hatte, alle Grundlagen zu den Technologien, die er schon so gerne anzuwenden gelernt hatte und die er nun auch nicht mehr missen wollte. Doch bisher war dies für ihn blosse Vermutung, hatte er noch kein einziges dieser Werke in Händen halten können. Lange schritt er erst einmal durch die Regale, suchte nach irgendwelchen Markierungen, an denen er den groben Inhalt der gesammelten Bücher festmachen könnte, doch er fand nichteinmal eine lexikographische Ordnung vor. Eine Zivilisation wie diese, die ihr Wissen in völligem Chaos archivierte? Unmöglich!

Ein erstes Regal suchte er sich aus, griff wahllos nach einem der Bücher in seiner Augenhöhe und stiess gegen eine Wand. Hier gab es undurchdringliche Kraftfelder, die nicht nur optische Illusion sein sollten, sondern eine andere Aufgabe erfüllten. Noch einmal ging er um das von ihm ausgesuchte Regal herum, sah es sich nochmals genauer an und fand tatsächlich eine vertikale Leiste, die wie eine der Steuerplatten aussah und auch von seiner Art her nicht zu der Holzoptik der Regale selbst passte. Er berührte es und bekam erst einmal eine Sammlung von Symbolen vorgesetzt, die er fast alle nicht entziffern konnte. Dann jedoch fand er eines, auf dem ein Alphabet abgebildet war, das er von seiner Geburtswelt her kannte. Vorsichtig berührte er es und schon war in in der nächsten Auswahl die ihn aufforderte, sich ein Werk auszusuchen. Doch bevor er dann die Meldung bekam, dass er dieses Buch auch tatsächlich in Händen halten dürfte, sollte er noch eine Begründung formulieren und seinen genetischen Code hinterlegen, wohl als eine Art Sicherung um die Rückgabe des Werkes zu gewährleisten. Wenn an diesem Ort tatsächlich einmal alle möglichen Zivilisationen aus und ein gingen, war dies natürlich eine naheliegende Methode. Die Sammlung von Schriftzeichen zur identifikation der Rasse legte nahe, dass man sein Wissen wohl doch teilen wollte - oder zumindest es einmal plante - warum sonst sollte man sich auf so viele Sprachen einlassen, wenn die eigentlichen Wissensträger unmöglich in all diesen Sprachen vorgehalten werden konnten. Datenspeicherung, gut, aber Bücher waren schon immer etwas irgendwie anderes.

Hier jedoch brach er die Auswahl dann ab, wollte sich lieber noch etwas in der Halle umschauen. Auch war ihm die Gefahr zu gross, dass das Buch seiner Wahl in seinen Fingern zu Staub zerfiele und er dann am Ende noch von einer bösartigen Automatik zur Rückgabe gezwungen werden würde. So lange er die Systeme der Stadt noch nicht verinnerlich hatte, wollte er dieses Risiko wegen einer solchen Lapalie Probleme zu bekommen, nicht eingehen. Am Ende würden sich noch die Roboter, die ihn erst neulich noch wieder zusammengeflickt haben, gegen ihn richten und ihren Dienst verweigern, wenn er sie mal wieder brauchen könnte. Gerade bei diesem letzten Gedanken liess er die letzten Tage noch einmal Revue passieren, dachte an die Eindringlinge in "seine" goldene Stadt, die er mit Hilfe eben dieser Roboter hatte zurückschlagen können und die er auch mit diesen Flickrobots erst hatte überleben können. Was war das doch jedes mal für ein traumatisches Erlebnis gewesen, wenn er auf dem Operationstisch dieser Instandsetzungsanlage wieder die Augen öffnete und das Licht in Gestalt eines Punktstrahlers erblicken musste. Dies in dieser Richtung erlebt zu haben, war für ihn schon schlimm genug, dies in die andere Richtung erleben zu müssen, das wollte er unter allen Umständen vermeiden.

Also liess er es bleiben, liess die Schalttafel Tafel sein und ging lieber noch ein bisschen umher, schaute sich die Buchrücken an und versuchte die Zeichen zu deuten, die er da nicht lesen konnte. Es mussten wirklich sämtliche Dialekte des Universums in diesem Archiv versammelt sein, wobei er die Rückwand des zentralen Raumes gar nicht einmal erspähen konnte.Wahrscheinlich würde es im Keller noch einmal genau so aussehen, wenn es denn einen gab. Doch das interessierte ihn schon gar nicht mehr, während er schon wieder am nächsten Regal entlangstreifte. Hin und wieder konnte er sogar einen Titel entziffern, auch wenn er die Worte noch nicht verstand. Die Statue hatte ihm ja schon viele Informationen gegeben, viele Sprachen, die an diesem Ort gebräuchlich waren, erlernt, aber all diese gewaltige Fülle von Kommunikationsparadigmen konnte er damit nicht trotzen, so sehr er siene linguistische Ader auch bemühte.

Lange ging er noch durch die Reihen der Bücherregale, die eher als dicht gefülltes Lager zu bezeichnen gewesen wären als denn wirklich als sortierte Bibliothek, aber das mochte auch an seinem Unverständnis der Ordnung gegenüber gelegen haben. Ein wenig betrübt davon, dass er so eine gewaltige Wissensansammlung tatsächlich hier gefunden hatte, aber dann doch kaum etwas damit anfangen konnte, verliess er dann doch das Gebäude. Doch selbst, wenn er die Bücher wirklich alle hätte lesen könne, was hätte er damit schon anfangen können. Die Informationen waren auf diesem Wege viel zu langsam aufzunehmen, als das er alles, was ihn interessierte - und das war eine ganze Menge und es wurde mit jedem Quäntchen Information, das er in sich aufsaugte, nur noch mehr - hätte zu seinen Lebzeiten auch tatsächlich lesen oder gar erlernen können. Da musste es doch auch für die sicherlich unsterblichen Omnychron einen besseren Weg gegeben haben.

Mit diesem Gedanken im Kopf stand er wieder vor dem Tempel, schaute sich um und sah im lichte dieser Idee die Gebäude um sich herum in einem völlig neuen Licht. Nun lag für ihn die Vermutung nahe, dass auch die Architektur der Monumentalbauten um den Platz herum in gewisser Art eine Entwicklungsfolge beschrieben, dass sie anfangs zwar ihre Bücher gesammelt hatten, dann aber dieses Informationsarchiv in einen anderen Stand erhoben und für jeden dieser Evolutionären Schritte ein neues Gebäude erschufen, das auch äusserlich diesen Standard wiederspiegeln sollen könnte. In froher Erwartung in Anlehnung an diese Idee der globalen Ausdrucksevolution machte er sich auf den Weg zum nächsten Haus direkt nebenan.

Zwar weckte der Klotz nicht direkt seine kühnsten erwartungen, aber sah er doch zumindest auf den ersten Blick irgendwie moderner aus, als es der Tempel tat. Aus einer völlig anderen Epoche stammte er jedoch auf jeden Fall, dafür brauchte er kein Diplom in irgendetwas um das nicht schon auf den ersten Blick erkennen zu können. Von wann sein übernächstes Ziel stammen sollte, konnte er sich da noch nicht einmal ausmalen, war es für ihn doch mit nichts vergleichbar, das er auf irgend einer anderen Welt je gesehen hatte. Wieder trat er einen Marsch an, den er dieses mal jedoch von vornherein länger einschätzte, als er dies bei dem Tempel getan hatte. Dieses mal wurde er sogar positiv überrascht - oder er hatte die Strecke bloss überschätzt - denn noch bevor er sich begann auf dem Weg zu langweilen, hatte er auch schon die Grenze der Umrandung des Quaderförmigen Gebaudes erreicht. Wahrscheinlich war dies der eigentliche Punkt bei seiner Wanderung, die nicht aufgekommene Langeweile beim Laufen, denn anfangs ging er ja noch die Mauern des Tempels entlang, wurde ständig von den Reliefbilder und Geschichten unterhalten, die, auch wenn er sie nicht entziffern konnte, ihn doch unterhielten und davon ablenkten, dass es ein langer Weg war. Bei dem aus der Entfernung abstossend schlicht aussehenden Klotz war dies dann aus der Nähe betrachtet nicht viel anders. Zwar waren seine Wände eine Mischung aus vollkommener Verspiegelung und einer gemaserten, polierten Steinoberfläche, aber in die Umrandung des Geländes mussten die Wartungsroboter doch einige Arbeit hineingesteckt haben, so geordnet wie sie schien. Scheinbar chaotisch schlängelte sich ein Wasserlauf durch einen nur wenige Schritte breiten Streifen, der durch vom wasser abgeschliffenen, runden Steinen eingegrenzt war. Dabei floss das Wasser in Schlangenlinien um die grösseren Exemplare herum, immer grob die Richtung der Länge des Streifens um das Gebäude herum entlang. Dabei war kein Gefälle auszumachen das er für notwendig hielt, das das Wasser mit der Geschwindigkeit, mit der es das tat, fliessen liess. Da war wohl mal wieder der Schwekraftgenerator, oder schlicht eine geschickt angeordnete Pumpe verantwortlich. Vielleicht irrte er sich auch bloss bei seiner Einschätzung, da konnte er sich mittlerweile selbst nicht mehr ganz sicher sein, zu oft hatte er seinen Sinnen nicht trauen können, wurde von diversen Illusionen in die Irre geführt, bekam Dinge vorgetäuscht, die er früher für im Grunde unmöglich gehalten hatte. In solchen Momenten musste er an diesen Spruch denken. 'Jede Technologie muss wie Magie erscheinen, wenn man keine Ahnung hat.'

Äquivalent zu 'Wenn die Technologie nur weit genug entwickelt ist, ist sie von Magie nicht mehr zu untercsheiden.', bloss aus einer anderen Sichtweise.

Endlich kam er an eine Lücke in dem Wasser-Stein-Streifen, der ihm suggerierte, dass es sich um eine Hinführung zu einem Durchgang handeln könnte, in etwa genau so wie es bei dem Tempel zuvor gewesen war. In sofern war seine Hoffnung auch sicherlich nicht ganz unberechtigt, wenn er die spiegelnde Wand vor ihm berührte in der hoffnung, dass sie ebenso durchlässig sein würde wie die Pforte des Tempels. Doch hier wurde er enttäuscht. Dieses mal hatte er tatsächlich eine echte Wand vor sich. So über seinen miserfolg nachdenkend betrachtete er noch eine Weile sein Spiegelbild auf der Wand vor ihm, dachte über seinen nächsten Schritt nach, dachte noch bei sich, wie gut er in Anbetracht des erlebten, in Anbetracht der Abwesenheit eines Rasierers noch aussah und während er gerade den Beschluss fasste, dass er zurück in seinem Haus einmal ein wenig mehr auf seine körperliche Verfassung achten sollte, stellte er fest, dass nicht alle diese Spiegelfacetten gleich waren.

Die Wand war unterteilt in etwa mannshohe und armspannenbreite Stücke, die sich über die gesamte Grösse des Hauses erstreckte. Hin und wieder, ohne dass eine offensichtliche Ordnung zu erkennen war, wurden die Spiegelteile durch etwas blassere Steinflächen unterbrochen, doch immer war es eine vollkommene, plane Ebene ohne irgendwelche Einlassungen, ohne irgendwelche Markierungen, aber immer mit einer ausgefüllten Fuge dazwischen. Diese Fuge fehlte bei einer der Spiegelplatten einige Schritte neben ihm. Das war ihm aufgefallen, als er sich gerade wegdrehen und weiter die Wand entlanglaufen wollte und selbst das eher aus Zufall, denn erwartet hatte er eher eine neue, technische Spielerei, die hier vielleicht eher zu gepasst hätte. Jedoch hätte zu dem Tempel auch eher eine wirklich mechanische, aus echtem Holz geschaffene Pforte gepasst.

Als er dann tatsächlich seine Hand auf die Platte vor ihm legte, bewegte sie sich sogar auf Anhieb und als er sich im Klaren war, dass dies tatsächlich einen Zugang darstellte und nach weiteren Merkmalen an genau dieser einen Platte suchte, fand er natürlich dann auch ein kleines, rundes, helleres Feld etwa in Handhöhe, das ihm wohl hätte sagten sollen, dass es sich hier um die Tür handelte. Jedenfalls drückte er recht leicht dagegen und öffnete somit den Zugang, der sich als eine Art Drehtür entpuppte, der ihm den Zugang gestattete indem sich die eine Seite in die Innenrichtung, die andere Hälfte der Platte jedoch nach aussen hervorhob. Doch die exakte Ausprägung des Zuganges interessierte ihn im Grunde nicht weiter, wollte er doch vor allem nach dem so ersehnten Archiv des gesamten Wissens der Omnychron suchen. So trat er denn auch ohne weitere Zeit zu verlieren in das Gebäude ein, wollte gerade schon wieder nach einem Lichtschalter suchen, wollte ein etwas gewagteres 'Hallo' in den Raum rufen der ihn erwarten würde, da stand er auch schon in einem durchaus hell erleuchteten, weiten Korridot, der ihn tiefer in den Quader führen sollte. Da es keine offensichtlichen Abzweigungen gab, folgte er diesem auch recht bereitwillig, zumal er in einiger Entfernung auch schon das Licht einer grösseren Halle sehen konnte.

Die Befürchtungen, die schon in ihm aufkamen bestätigten sich dann jedoch nicht. Das Gebäude war in seinem Inneren nicht ähnlich dem beschaffen, was er in dem letzten Bauwerk gesehen hatte. Es war zwar auch eine zentrale Halle, das war jedoch auch schon die einzige Gemeinsamkeit. Es gab hier keine offensichtlich künstliche Beleuchtung, sondern das Licht kam direkt durch das wesentlich transparentere Glasdach, spendete dem weniger spartanisch eingerichteten Innenraum weit mehr Licht als es nebenan der Fall gewesen war. Zudem gab es hier keine Lesetische, womöglich mit unzähligen Stühlen, nein, hier gab es eine mit grossen Bäumen und anderen Pflanzen bewachsene Grünfläche, durchzogen von Gehwegen und auch einen Wasserlauf konnte er aus der Entfernung erkennen. Grosszügig war alles angelegt und Grossziegig war auch der Seitengang, der sich um diese Fläche zog, der unter den Begrenzenden Wänden verlief, die ebenso wie die Aussenwand die Halle nach innen abgrenzten.

Eigentlich war er ja auf der Suche nach einem weiteren Archiv, einer weiteren, technischeren Ansammlung von purem Wissen, so dass er sich lieber auf den Weg machte, deie Türen zu erforschen, die von der umlaufenden Balustrade abgingen. Ohnehin erwartete er von dieser Landschaft nicht, dass sie tatsächlich biologischer Natur waren, sondern bloss eine weitere Holographische Illusion, die jedoch sicherlich vollkommen, perfekt gewesen wäre. Und wieder kam in ihm dieser Satz auf, der ihn fast auf Schritt und Tritt begleitete. Warscheinlich auch ein Grund, warum er jetzt so hartnäckig nach noch mehr Wissen suchte, um nicht weiterhin als der Unwissende, Wilde dazustehen.

Hinter der ersten Tür, die sich schon von alleine öffnete, als er die Handfläche auf sie legte, war jedoch bloss ein quadratischer, zwar heller aber ansonsten vollkommen leerer Raum. Das hatte er nicht erwartet. Gab es hier etwa einmal eine Einrichtung, die dann entfernt wurde, womöglich um das damit verbundene, das darin gespeicherte Wissen zu entfernen, mitzunehmen, zu rauben? Gab es womöglich doch einige Pleunderer, die mehr Erfolg hatten als jene, die ihm vergönnt waren aufzuhalten? Doch noch hatte er keine weiteren Hinweise darauf bekommen können. Und noch einmal ging er weiter, öffnete die nächste Tür und blickte ebenfalls in gähnende Leere, wenn auch in einer anderen Farbe gehalten. Noch einmal versuchte er es mit einer Tür, ging extra noch ein ganzes Stück weiter und nahm dieses mal nicht gleich die nächste. Doch auch hier war keinerlei Einrichtung, nicht einmal ein Stuhl, vorhanden. So recht seinen Augen traute er jedoch nicht mehr, zu häufig war er in dieser Umgebung, in seiner Stadt an der Nase herum geführt worden, dass er auf jeden Fall sicher gehen wollte.

Die Tür schloss sich automatisch hinter ihm, als er den Raum betrat. Das nun sicherlich künstliche Licht wurde etwas dunkler, liess eine heller erleuchtete Kreisfläche in der mitte des Raumes übrig, was in ihm assoziationen mit lange zuvor erlebten weckte. Einst war dies eine Transportplattform gewesen, die ihn in das Zentrum eines künstlichen Planetoiden führte, dieses mal womöglich auch? Er betrat die Fläche, wurde in Bezug auf seine Erwartung enttäuscht, sie bewegte sich nicht. Stattdessen wuchs aus dem Boden eine weisse Masse empor, die sich an seinen Rücken, an seine komplette Rückseite anlehnte, ihm förmlich umschlang und ihn weich bettete, während sie ihn in eine eher sitzende Position überführte. Die Grenzen des Raumes verschwommen nun zusehends, wenn er sie denn überhaupt noch orten konnte, und wurden durch etwas ersetzt, das er am ehesten noch als Hologramm hätte bezeichnen können.

Was er dann jedoch zu sehen bekam, erfüllte seine Hoffnungen auf etwas, das er nach wie vor als Bibliothek umschreiben wollte, voll und ganz.

Anfangs bekam er nur Statusinformationen visualisiert, bekam erleutert, mit welcher Spezies er verglichen, mit welcher Sprache er assoziiert wurde, welche Selektion das System dann traf und wie es eine Molekulare Zusammensetzung mit seiner genetischen abglich, um seine exakte Herkunft bestimmen zu können um ihm dann eine Benutzerschnitstelle zu präsentieren, mit der er etwas anfangen konnte, mit der er eher vertraut war, die zumindest in einer Sprache war, die er beherrschte. So war es im Grunde wenig verwunderlich, dass sich das System in seiner Muttersprache präsentierte, ihn in Person eines synthetisch generierten Avatars ansprach. Dass dieser trotz aller technischer Möglichkeiten, die die Omnychron ihm ja an allen Ecken und Enden zu jeder nur möglichen Gegebenheit demonstriert hatten, noch immer etwas künstlich und unnatürlich aussah auch wenn er sich durchaus wie eine natürliche Person bewegte lag wohl daran, dass sie nicht wollten, dass er als echte Person angesehen wurde, sondern auch für den Benutzer noch nichts anderes als Eine Benutzerschnittstelle, einen Tastaturersatz darstellen sollte. Auch in seiner Mutterwelt hatte es schon Fälle gegeben, in denen Personen eine Beziehung zu ihren technischen Spielereien aufgebaut hatten, so primitiv diese im Vergleich auch gewesen waren. Und wenn das Gegenüber dann auch noch wie eine perfekte Projektion eines Lebewesens aussah, würde dies sicherlich in grösserem Massstab probleme bereiten. Den Avatar dann zumindest optisch zu verändern war das mindeste, was man machen konnte.

'Womit kann ich ihnen dienen?' wurde er von seinem virtuellen Gegenüber gefragt. Dieser schwebte im Grunde an der Decke über ihm, wurde von Systemen, die er einmal mehr nicht örtlich bestimmen konnte, dorthin projiziert, da er mittlerweile von dem aus dem Boden gewachsenen Sessel in eine bequeme Liegeposition gedreht worden war und jetzt eigentlich an die Decke schaute. Diese Position würde ihn auf die Dauer sicherlich zum einschlafen bringen, aber wahrscheinlich hatten die Konstrukteure auch an diese Möglichkeit gedacht und ein Sicherheitssystem in der Hinterhand. Doch nun wollte er sich nicht mehr von solchen Gedanken ablenken lassen und nur noch auf sich zukommen lassen, was ihm das System zu bieten hatte.

'Erst einmal eine Einführung, was denn übehaupt hier möglich ist bitte.' So viel Höflichkeit musste schon sein, dachte er sich. Wenn er schon anfinge, seine bediensteten Roboter und Hologramme nur noch wie maschinen zu behandeln bloss wiel sie unter ihm standen würde er vielleicht auch irgendwann den Respekt vor anderen, echten Lebewesen verlieren, würde eher tötend auf fremdes Leben reagieren. So war zumindest einmal eine Theorie, die unsterblichen Lebewesen die Tendenz zusprach, beim zusammentreffen mit Sterblichen mit sofortiger Tötung zu reagieren, da es diese für niederes Leben, gar für eine Krankheit, für Unkraut beziehungsweise Ungeziefer hielt, das ihrer Definition von Leben, nämlich dem unsterblichen, nicht entspräche. Doch eigentlich war er ja gar nicht unsterblich, sondern eben nur verhältnismässig alt, womit er sich eher auf der sicheren Seite wägte.

Kaum hatte er seinen Satz jedoch zu Ende gesprochen, da fing auch schon sein Gegenüber an herum zu wirbeln und ihm eine Zusammenfassung der Systeme zu geben, die sich in dem Haus versammelt befanden. Er fing damit an, ihm einen Überblick von Oben auf das Haus zu geben, liess einige Bereiche dann durchsichtig werden und flog mit ihm durch die einzelnen Sektionen, betrachtete dabei die Speicherbänke jeweils und fasste kurz deren Inhalte zusammen. Dabei bot er ihm jedes mal an, den jeweiligen Inhalt auf eine Liste zu setzen, die er später noch einmal abarbeiten wollte, damit er auch nichts vergessen würde. Dabei hätte er sich dies auch im Grunde sparen können, denn es gab ohnehin kaum einen Bereich, von dem er nichts erfahren wollte, so vielfältig waren mittlerweile seine Interessen und so gross war auch sein Grundlagenwissen, dass er mit jedem Stichwort, das ihm der Avatar vor die Füsse warf etwas anzufangen wusste. Dabei waren die Themenbereiche durchaus breit gestreut.

Angefangen hatte er grob mit der Geschichte der Omnychron und der Stadt, in der er sich aufhielt, ging weiter über ihre Sprache und ihre biologische Evolution weiter zu den philosophischen Konzepten, welche sie mit der Zeit entwickelt hatten und fuhr dann fort mit den technischen Entwicklungen, dicht gefolgt von den biologischen, die in diesem Zusammenhang eine Konsequenz der Technologie zu sein schien. Danach folgten Zusammenfassungen von vielen anderen Zivilisationen, jeweils unterteilt in einen Geschichtlichen Überblick vor und nach dem Zusammentreffen mit ihnen, sowie deren biologische Evolutuon.Was dabei schon bei der Zusammenfassung interessant war war die jeweilige Einschätzung des Entwicklungspotentials der jeweiligen Welten und auch deren Gefahrenpotentials der jeweiligen Rassen untereinander im allgemeinen, sowie für die Omnychron selber im speziellen. Gerade in letzterem Punkt viel die Einschätzung praktisch immer ausgesprochen erwartungsgemäss aus, es war kaum eine dabei, der man zutraute, auch nur die zentrale Stadt zu entdecken, geschweige denn, ihnen ernsthaften Schaden zufügen zu können. Nicht einmal an den Schilden kratzen hätten sie gekonnt, und wie die Omnychron mit ernsthaften Gefahren umzugehen pflegten, hatte ihn ja die Statue damals schon gelehrt.

Dies schien ihm zwar eine ausgesprochen oberflächliche und lückenhafte Zusammenfassung aller Informationen über die Kultur der Omnychron selbst zu sein, aber er wollte das Wissen über die anderen Kulturen, die sie kennengelernt hatten, nicht von vornherein ausschliessen, bloss weil es nicht seine Omnychron waren. Wahrscheinlich wollte er sich auch das beste Sahnestückchen bis zum Schluss aufheben und begann erst einmal mit den anderen Kulturen, fing seine Liste von unten an noch einmal aufzurollen. Auch seine eigene, seine Mutterwelt war dabei und ihre Einschätzung war ebenso ernüchternd, wie die fast aller anderer Welten. Man traute ihnen nicht einmal zu, mehr als ein paar hunderttausend Jahre alt zu werden bevor sie sich selbst in ihre Dekadenz ergeben würden und sich so selbst auslöschen würden, wenn sie sich nicht schon selbst lange vorher ins verderben züchteten. Genetische Manipulationen waren eine recht verbreitete Art, sich selbst auszulöschen, stellte er fest als er sich einen Überblick über die Todesrate aller Welten geben liess. Immer wieder schweifte er mit solchen Fragen von der vom System gegebenen Reihenfolge der Vorträge ab, die der Avatar ihm in maschineller Geduld hielt. Wenige Minuten nur liess er ihn ununterbrochen berichten, dann kam ihm schon wieder eine zwischenfrage in den Sinn, unterbrach ihn um eine genauere Klärung eines bestimmten Sachverhaltes, eines gewissen Ereignisses zu bekommen oder auch um einfach nur gewisse Grundlagen erklärt zu bekommen, die ihm die Statue nicht gegeben hatte. Überhaupt kam ihm auf die Dauer das Wissen, das er da eigentlich geschenkt bekommen hatte, doch reichlich lückenhaft vor. Entweder war der Informationsaustausch mit den Energieknoten nicht so umfassend gewesen, so dass die Statue einfach nicht mehr wusste als das, was sie ihm gegeben hatte - für den Bau einer Energieversorgung hatte es ja auch gereicht - oder aber sie wollte ihm nicht mehr geben, mit dem er Schaden hätte anrichten können, gerade aber so viel, dass er 'nach Hause' kommen können würde. Der schlimmere Fall wäre natürlich gewesen, wenn er das Wissen, das er vermittelt bekommen hatte, wieder vergessen hätte bevor er es übehaupt hatte wirklich nutzen können. Darüber konnte ihm auch der Avatar keine genauen Informationen geben, angeblich würden sie ihm nicht vorliegen. Das war zumindest eine bessere Auskunft als wenn gerade diese Information gesperrt wäre oder sie überhaupt nicht existierte. So hatte er auch eine neue Hoffnung darauf bekommen, dass es noch ein weiteres Wissenshaus geben musste, denn damit, dass die Omnychron nicht allwissend gewesen waren, mochte er sich nicht abfinden.

Dennoch genoss er den Stil der Vorträge, die jeweils besser aufbereitet waren als das, was er in seinem Haus vorgeführt bekommen hatte. Dabei hatte er dort ähnliche Fragen gestellt, jedoch wurde dort wohl nur aus einer Art täglicher Nachrichtensendung ein günstiger Zusammenschnitt präsentiert, der zwar für seine Zwecke in diesen Momenten passend, jedoch zu Lernzwecken eher suboptimal gewesen waren. Auch waren durchaus Themengebiete dabei, die er schon beherrschte. Dennoch schaute er sich hin und wieder einen Vortrag beispielsweise übe Astrophysik oder Teilchengeometrie an, um zu testen, wie gut er sein Wissen in den letzten Monaten hatte behalten können, in denen sein Gehirn nicht unbedingt geschont worden war, was die Aufnahme neuer Erkenntnisse und purer Geschichtsdaten anbelangte. Was er jedoch am interessantesten fand waren die Daten über das Gebäude selbst.

Wenn er es richtig verstand, so wurden die Daten auf quantenphysikalischen prozessen beruhend immer wieder neu generiert, immer wieder glesen und an den gleichen Platz zurückgeschrieben in einem immerwährenden Zyklus, der auch immer wieder neue Energie benötigte. Der ganze Bau musste fast die Leistungskapazität eines ganzen Energieknotens im extragalaktischen Raum verschlingen, womöglich sogar noch viel mehr, wenn all die Kammern gleichzeitig in Betrieb gewesen waren, denn gerade das Generieren der neuen Daten auf dieser molekularen Ebene benötigte schier unglaublich viel elektrische Energie. So gesehen konnte er sich schon ausmalen, zu welcher Generation dieses Gebäude gehören musste, denn diese Energieform war bei den Omnychron selbst nicht gerade eine der gebräuchlichsten. Vielmehr wurde sie für keine einzige ihrer Entwicklungen, die er in der letzten Zeit benutzt hatte, noch verwendet, jeweils war es pure, barionische Energie - wie diese auch immer an ihren Ort gelangt sein mochte. Doch auch die Keller dieses Hauses waren voll von solchen Speicherbänken, wie sie ihm der Avatar auf seinem rundflug durch die Mauern hindurch gezeigt hatte. Der Klotz ging in der Tat noch einmal genau so tief nach unten, wie es sich nach oben in den Himmel erhob, und das war nicht gerade wenig, im Vergleich zu dem Tempel etwa das dreifache, und der Tempel war schon nicht gerade klein gewesen, beherbergte er doch mindestens acht dieser Bücherregalsammelstockwerke. Doch nirgends in diesen gewaltigen Anordnungen von Speicher, von Wissen auf den verschiedenen Arten ihrer Herkunft und Zeitgeschichte fand sich das Wissen über die Omnychron selbst aus der Zeit, die ihn tatsächlich interessierte, die Zeit, in der sie sich selbst in ihren Anfängen entwickelten und die Zeit, in der sie von der Oberfläche der Zeit verschwunden waren um sich in alle Winde zu zerstreuen.

So untehaltsam er dies alles auch fand, so lange war er nun schon dabei sich die Vorgeschichten anderer Welten vorbeten zu lassen, dass es schon kaum mehr zuhören konnte. Als er dann auch noch merkte, dass er schon dabei war, einzuschlafen, sich nicht mehr wach genug halten konnte um auch alle Informationen, die ihm dargeboten wurden, aufzunehmen, fragte er schliesslich seinen vituellen Helfer, ob es keine andere Möglichkeit gebe, all das Wissen, nach dem er verlangt hatte, aufnehmen zu können, ohne dabei so viel Zeit aufzuwenden. Die Antwort weckte einmal mehr seine Hoffnungen, dass dieses Archiv nicht das letzte war, das er in dieser Stadt finden können würde, denn die Antwort verblieb 'Leider ist es nicht möglich, dies hier anders zu ermöglichen.'. Es war also nur in diesem Raum, vielleicht auch noch in diesem Gebäude, schlimmstenfalls in dieser Galaxie nicht möglich, das anders zu machen. In einer Welt die von Wesen bewohnt wurde, die problemlos zwischen den Galaxien hin und her reisten, sollte dies das geringere Problem sein, dachte er sich noch, als er sich versuchte von dem Sessel zu erheben. Selbst brauchte er dies jedoch gar nicht zu tun, denn das System erkannte sein Ansinnen auch in diesem Moment nach wenigen Augenblicken und hob ihn sanft wieder in die senkrechte, liess die Simulation des virtuellen Begleiters langsam auslaufen und verabschiedete sich von seinem Benutzer. Es öffnete ihm sogar die Tür, als er sich vom Zentrum des Raumes weg auf den Punkt zubewegte, den er für den Ausgang hielt, auch wenn er immerhin knapp daneben lag.

Als er wieder in die Galerie trat, sich nach den anderen Türen neben der sienen umschaute merkte er auch, dass es offenbar dunkler geworden zu sein schien. Er trat etwas nach vorne, so dass er den Himmel durch die Deckenfenster hindurch sehen konnte und stellte fest, dass er tatsächlich den ganzen Tag damit zugebracht hatte, sich in dem Raum hinter ihm mit Informationen berieseln zu lassen. Damit wollte er es denn auch für diesen Tag gut sein lassen. Doch bevor er den Rückweg antrat, den er sich schon ausgesprochen langweilig, wenn auch nicht ganz so schlimm wie den Weg hin zu den etwas weiter entfernten Tempel vorstellte, musste er sich dann aber doch noch davon überzeugen, ob es sich bei den Gewächsen, den gewaltigen Bäumen die sich da im Innenhof des Klotzes verteilten, bloss um attrappen handelte, oder ob es natürliche Gewächse wären.

Kurzentschlossen sprang er über das Begrenzungsmäuerchen. Schon mit dem ersten Schritt fühlte er den weichen, kühlen, leicht feuchten Rasen unter sich, wollte schon am liebsten seine Schuhe ausziehen um seine Zehen in das saftige Grün zu vergraben, doch so viel Zeit wollte er doch nicht mehr an diesem Ort verbringen. So trat er näher an den nächstbesten Baum heran und legte seine Hand auf dessen Stamm. Ja, so fühlte sich ein echter Baum an, dachte er und genoss den Blick empor in dessen Krone, durch die er gerade noch das Rot des Abendhimmels auf der Decke erahnen konnte. Es war wirklich spät geworden und wenn er sich nicht beeilte würde er sich wieder mit der beleuchtungssteuerung herumärgern müssen. Zwar konnte er diese mittlerweile recht gut nach seinen Bedürfnissen Regeln, doch der Weg über den völlig offenen Platz würde seine Sprachkenntnisse mal wieder auf eine harte Probe stellen. So weit aufgedreht hatte er den Dimmer noch nie, dass er den ganzen Platz überblicken konnte. Wenn er sich nicht beeilte, würde er dies jedoch müssen, schon alleine um sein Ziel anpeilen zu können. Wahrscheinlich würde ein solcher Radius die ganze Stadt zum leuchten bringen. Diese Gedanken im Hinterkopf und die damit verbundene, latente Angst, dass ihn doch noch jemand finden würde wenn er hier anfing eine Lichteshow abzuziehen, beflügelten dann auch seinen Gang.

Was er dabei nicht mehr sehen konnte, als er aus dem Gebäude heraus kam, war, wie die Simulation der Bewaldung im inneren dann doch abgeschaltet wurde - es war ja ohnehin niemand mehr da.

Wieder draussen sah seine Situation dann doch nicht mehr gar so schlimm aus. Das Abendrot, das er durch die Deckenfenster hatte sehen können, war wohl durch das Material, aus dem der Klotz gebaut worden war, etwas verfältscht worden und auch, wenn der Himmel bei weitem noch nicht so rot war, wie er es von innen gesehen hatte, wollte er sich dennoch lieber beeilen, da es in der Tat schon recht spät geworden war. Er beschleunigte seinen Schritt etwas, und noch etwas als er noch einmal gen Himmel schaute, den Himmel bei jedem erneuten Blick noch ein quäntchen röter empfand. Wahrscheinlich war es ja nicht so, dass es derart schnell dunkel werden würde, dass sich das Firmament derart schnell verfärben würde bloss um ihn so nach Hause zu jagen dachte er sich zwar, doch wollte er dennoch in Anbetracht des Weges, den er noch vor sich hatte, nicht trödeln und lieber früh als spät in seinem Haus sein, in dem er sich gerade in den letzten Tagen immer mehr wie zu Hause gefühlt hatte.

Eigentlich fand er es ja irrational, sich hier so häuslich einzurichten, hier eine emotionale Bindung an eine Wohnung zu entwickeln, die er auf seinem Mutterplaneten nicht einmal entwickelt hatte als er noch in Unwissenheit umhertappte, doch immehin war hier die Stadt seiner Vorväter, hier gehörte er wirklich hin, hier wollte er alles über seine Geschichte, seine Herkunft, die Gecshichte seiner Rasse erfahren, alles Erlernbare erlernen. Er wusste, dass dies seine Zeit brauchen würde, wobei er sich nicht einmal sicher war, ob seine Lebensspanne dafür überhaupt auch nur annähernd ausreichte, so viel erwartete er schon von den Informationen an Quantität. Für eine sehr lange Zeit hatte er sich hier einrichten müssen und da war es wohl mehr als natürlich, auch ein wenig Freude zu empfinden, wenn man wieder an einen bekannten Ort zurückkehren kann. Und schon erst recht, wenn dieser Ort jegliche Art von Luxus bot, ihm jegliche Arbeiten abnahm und alle nur erdenklichen Wünsche von den Lippen ablas, ihm umgehend erfüllte und auch noch dafür bedankte, dies für ihn tun zu dürfen. So gesehen wäre es im Grunde schon unnatürlich gewesen, wenn sich jemand, der aus einer primitiven Kultur entstammt, nicht auf ein solches Zuhause freuen würde.

In diese recht sinnlosen Gedanken vertieft fiel es ihm gar nicht auf, wie schnell er unterwegs war, dass er ohne recht Notiz davon zu nehmen, dieses mal an der anderen Seite des Portal-Kraftfeldes entlang kam und so seinen Weg sehr schnell hinter sich hatte. Bevor er es sich versah, bevor er sich auch nur annähernd begann zu langweilen, war er auch schon auf Wurfentfernung von seiner Haustür - wenn man es so nennen wollte - entfernt, als er es merkte war er aber gedanklich auch schon wieder in seiner näheren Zukunft, nämlich in einem genüsslichen, wohlig warmen Bad mit Massage und Spezialreinigung auf belusianische Art. So viel hatte er von den fremden Kulturen schon erfahren, um sich dies als durchaus phantastisch auszumalen, es unbedingt probieren zu wollen.

Kapitel 2: Schweiss und Angesicht

Das Bad hatte ihm wirklich gefehlt. Erst jetzt fiel es ihm auf, wie lange er eigentlich ohne eine ordentliche Körperreinigung schon unterwegs war, wie lange er schon an diesem Ort verweilt war, ohne sich dafür wirklich einmal Zeit zu nehmen oder auch nur interessiert danach zu fragen, wie dies denn in anderen Welten gehandhabt würde. Dass er solch sagenhaften Erlebnisse dann verpasste war da kein Wunder.

Das Wasser war zwar sehr warm, aber noch nicht so heiss, dass man es auch als empfindliche Person als unangenehm hätte empfinden können, war leicht versetzt mit entsprechenden Lösungsmitteln, Seifen und Ölen, um die Haut und ihre Haare zu behandeln, von oberflächlichen Stäuben zu befreien und durch ihre Düfte auch dem Gaumen zu huldigen, wie es nur möglich war.

Die Belusianer verstanden wirklich etwas von derartigen Genüssen, dafür waren sie angeblich auch in der ganzen Galaxis bekannt und verdienten sich mit derartigen Dienstleistungen in planetarem Umfang einen goldenen Mond. So lange, bis ihre Geheimnisse dann bekannt wurden und sie sich wie ein Lauffeuer verbreiteten, was ihnen von einem Tag auf den nächsten das Geschäft vollständig austrocknete. Sie hatten ausgesprochenes Glück, dass es zu diesem Zeitpunkt jedoch schon eine intergalaktische Patentbehörde gab, über die sie dann an den Rechten an ihren Therapien verdienten - und das sogar mehr als zuvor. So lange, bis das gesamten System des organisierten und kapitalisierten Wissens unter seiner eigenen Macht kollabierte und Wissen wieder für jeden frei Zugänglich wurde. Das System frass seine Kinder.

Die Düfte hatten jedoch nicht nur den Zweck, den Gaumen zu kitzeln, sondern hatten auch noch andere Wirkungen, von denen die geringste wohl die haluzinogene war. Während man also in seinen phantasien schwelgte, bekam man mehr oder weniger primitive Bildmittel in den Dampf des Badewassers gestrahlt, welche sich wie ein Traum bei den Probanden manifestierte, welche daraufhin nach dem Bad von den phantastischsten, erotischsten Erlebnissen zu berichten wussten.

Zu ihrer Zeit waren diese Erlebnisse jedoch nur die Ergebnisse ihrer haluzinationen in Verbindung mit dem optischen Medium. Mit der Zeit und mit ihrer Verbreitung wurde dies immer weiter entwickelt, wurde mit immer anderen Drogen erweitert und bekam auch eine manuelle komponente, wurde durch mechanische vorrichtungen erweitert, die sich der Massage des gequälten Körpers annahmen - und zwar jedem Bereich dieses Körpers. Genau hier setzten die Omnychron noch einmal eine Entwicklungsstufe drauf und erweiterten die rein mechanische komponente noch einmal mit synthetischen Drogen und ihrer Technologie. Die Droge bewirkte einerseits noch einmal erweiterte, optische illusionen der positivsten Art, ohne dass diese eine Nebenwirkung hätten, Abhängigkeit irgend einer Art erzeugten oder eine andere, negative Komponente gehabt hätte und andererseits, dass jegliche Berührung des Körpers, jegliche Erfahrung, jegliche Stimulation um ein vielfaches intensiver erfahren werden konnte, als unter den ursprünglichen Drigen oder ganz zu schweigen unter normalen Bedingungen. Die mechanische Komponente bildete dabei die systematisch körperähnliche Verfestigung der Wassermischung um den Körper herum um diesem den Eindruck zu vermitteln nicht alleine in seiner Badelandschaft zu sein.

Zugegebenermassen war es cshon eine ganze Weile her gewesen, dass er eine solche Erfahrung gemacht hatte, dass er sich tatsächlich mal die Zeit genommen hatte, mit einem Wesen des anderen Geschlechtes intim zu werden, einfach nur der Sache wegen. Umso mehr genoss er es, dass sich dieses Erlebniss nicht real vollzog, er also in keinster Weise und auf gar keinen Fall irgend welche konsequenzen für ihn haben würde. Nicht einmal er würde emotional etwas dadurch davontragen, was er nicht wollte, und er würde sich wohl kaum in eine maschine verlieben können, so viel hielt er für sicher. Jedoch war die Stimulation ausgesprochen real.

Er lag einfach nur da, genoss die Berührungen unter Wasser von denen er schon nach dem ersten mal genau wusste, dass sie nicht von einer wirklichen physischen Berühung her stammten, allerdings auch nicht Teil seiner Einbuldung waren. Dabei begann das inspirierende Programm ganz sanft, erst einmal mit den entsprechenden Düften, mit den entsprechenden Drogen, die ihm als Dampf seines Badewassers um die Nase gehaucht wurden. Die nächste Phase war dann die Wirlkung eben dieser Drogen in dem Wasser selbst, die auf seine Haut einwirkten, die ihn auf extremste Art und Wise sensibilisierten, dass er sogar die leichte Bewegung des Wassers an der Oberfläche -jedes mal wenn er sich selbst bewegte - überall auf seinem Körper fühlen konnte. Doch diese Droge schien sogar noch tiefer zu wirken, noch weit unter der Haut ihre Wirkung zu tun, denn es übekam ihn dabei ebenfalls ein gewisses Kribbeln in gewissen Körperteilen, ein irgendwie unbeschreibliches Gefühl in seiner Brust und etwas, das sich am ehesten als negativkopfschmerzen beschreben lies in seinem Hirn. Es war wahrhaft wie eine emotionale Explosion in seinem Kopf ein jedes mal, wenn er wieder einmal eine dieser stimulationswellen von seiner Haut ausgehend erfuhr, die sich dann durch seinen ganzen Körper, all seine Innereien fortsetzte.

Irgendwann schloss er einfach die Augen und genoss das Wasser um seine Beine strömen, das nicht durch Düsen in der Beckenwand, sondern durch eben jene manifestationen unterhalb der Wasseroberfläche in Bewegung versetzt wurde. Das Licht in diesem Raum stimmte ebenfalls in diese Synphonie der Gefühlserfahrungen mit ein und liess sphärische Klänge ertönen, die ihn irgendwann in eine art Halbschlaf fallen liessen, eine art Trance, in der er jeglichen Suggestionen erliegen musste. Eine dieser Suggestionen war nach einiger Zeit, in der er sich nur in Nebel befindlich wähnte ein sehr konkrete Erscheinung eines weiblichen Wesens, das in seinen Raum eintrat. Gerade wollte er noch aufschrecken, da war es ihm aber auch schon wieder gleichgültig, wollte es ihn gar nicht mehr interessieren, wo sie denn übehaupt her kam, fand er es auch vollkommen uninteressant danach zu fragen oder auch nur sich dafür zu interessieren. Ausserdem würde das Sicherheitssystem ihn schon vor unliebsamen Gästen beschützt haben, wenn es denn ein solcher wäre. Vielleicht war es tatsächlich jenes Sicherheitsgefühl dem er sich derart hingab, dass ihm schon die Vorstellung der weiteren Geschehnisse ausreichte, um eine körperliche Reaktion auf die Erscheinung auszulösen, die er in letzter Zeit bestenfalls in seinen Träumen hatte erfahren können.

Dabei hatten die Systeme wirklich für eine ausgezeichnete Auswahl an körperlichen merkmalen gesorgt, die ihm da mit einem schier göttlichen Lächeln vorgesetzt worden war - oder besser vorgestellt. Mit einem Hauch von nichts schien sie bekleidet zu sein, ein Stoff der nicht vollkommen durchsichtig, doch kaum etwas wirklich zu verhüllen in der Lage war. Was jedoch die grösste Hautfläche versteckte waren bestenfalls noch die langen, hellblonden Haare, die über ihre Schultern lagen und auch noch den halben Oberkörper überdeckten. So wurde die der Eindruck erweckt, doch alles sehen zu können obwohl man imme rmehr sehen wollte, obwohl man in Wahrheit kaum etwas zu sehen bekam da der Stoff so blickdicht dann wiederum doch war. Die Silhouette, die er durch das Zusammenspiel von Beleuchtung und Stoffdurchlässigkeit erahnen konnte, liessen ihn jedoch auf mehr hoffen, auf noch viel mehr. Den Gedanken, dass dies alles nur eine technische Illusion sei, dass sie nur ein Hologramm und das Kribbeln in seinen Lenden nur eine Auswirkung der synthetischen Drogen war, liess er weit hinter sich, gab sich ganz und gar der Stimmung des Momentes hin und liess Technik Technik sein. Auch die Vorsicht, all diese aufkochenden Emotionen nicht als reale Gefühle zu nehmen und sich in irgend etwas Sinnloses hinein zu steigern, liess er dabei ebensoweit hinter sich.

Langsam streifte sie ihren Kimono ab, liess ihn von ihren Schultern herabgleiten, fing ihn mit den Armen noch einmal auf Hüfthöhe auf um ihre Haare zurechtzuwerfen und liess ihn fallen, erst kurz bevor sie die eine Stufe zu seinem Becken empor stieg. Kurz überlegte er, ob er etwas Platz für sie machen sollte, doch selbst ohne den Gedanken im Hinterkopf, dass sie bloss eine Illusion war die sich durch technische Massnahmen, durch Hochtechnologie in seinen Sphären manifestierte und die er nur dadurch spüren können würde hätten ihn nicht mehr davon abhalten können, denn er wollte sie vom ersten Moment an spüren, wollte von ihr unter Wasser berührt werden und ihre Haut auf der seinen fühlen können wenn sie sich zu ihm in sein Bad bewegen würde. Sie sprach auch kein Wort, verlangte nicht von ihm, dass er etwas zur Seite rutschen sollte oder ihr sonst irgendwie helfen mochte, sondern stieg einfach völlig wortlos, mit dem gleichen, sanften Lächeln wie seit ihrem Eintritt zu ihm, fühlte erst mit den Zehen des einen Fusses die wärme des Wassers nach um bei Wasserkontekt kurz zurückzuschrecken und erst dann vollends einzutauchen, gänzlich in die Wanne zu steigen und ihre holographische Natur so im Grunde ebenso zu offenbaren, denn eigentlich war ja nicht genug Platz für zwei Personen in dem Becken.

Aber das war für ihn vollkommen Nebensächlich, darüber dachte er keine Femtosekunde nach, ihn interessierte nur, wie er am meisten von ihrer Anwesenheit in seiner Nähe ausnützen können würde und zu diesem Zweck war es nur von Vorteil, wenn es etwas enger werden würde, auch wenn es nur holographisch war. Die Illusion war jedoch perfekt. Sie führte ihm vor, dass sich der Körper seines weiblichen Besuches irgendwie um ihn geschlungen hätte, sich auch an den eigentlich unmöglichsten Stellen an ihm rieb und vor allem vollkommen problemlos zu ihm in die Wanne passte, auch noch spass daran zu haben schien ihm gegenüber in den Dämpfen gequetzscht zu sitzen.

Die Technologie der Omnychron schien es zu erlauben, dass sich die Dichte des Wassers an definierten Orten änderte, es dichter wurde, spürbarer, ja sogar einen Widerstand bot, wenn man in diesen Bereich vordringen wollte. Genau das bekam er jetzt auch zu spüren, als sich seine füsse fast schon unbewusst in ihre Richtung vortasteten. Weich fühlte er sie in dem warmen Wasser, in dem er ihre Körpertemperatur nicht einmal unter normalen, wirklich physischen Bedingungen von der Umgebung hätte unterscheiden können. Es war nicht so, dass sie nicht in das Becken gepasst hätte, nur eben eigentlich nicht auf die Art, wie sie es gerade tat, denn sie sass eher an seinem Fussende als dass sie sich in das Wasser zwängte. Doch daran verschwendete er keinen Gedanken, war ihr Gesicht für ihn doch im wahrsten Sinne des Wortes anbetungswürdig, liess ihn keinen Blick von ihr abschweifen, starrte geradezu, lächelte sie an.

Sie schien jedoch genau zu wissen, was sie wollte, womit sie ihn verwöhnen konnte und so begann sie, sich im wasser ein stück weit auf ihn zu zu bewegen, glitt an sienen Beinen eng genug empor, dass er ihre Brüste auf seiner Haut entlangstreichen fühlen konnte. Er erstarrte förmlich in dieser Position, wollte nicht durch überflüssige Bewegungen diesen Kontakt verlieren, wollte sie nicht wegschieben wenn er sich womöglich falsch bewegte, sie wegstiess. Die Wahrheit, dass sie im grunde bloss eine Illusion war, hatte er längt vergessen, erfolgreich verdrängt - zumindest für diesen vollkommnen Moment. Auf halber Strecke hielt sie an, etwa auf der Höhe seines Bauchnabels, drückte ihre Lippen auf ihre finger und hauchte sanft darüber, bliess einen Kuss zu ihm herüber. Die Illusion war perfekt, liess ihn den Hauch in seinem Gesicht spüren, liess ihn versuchen den Kuss mit seinen Lippen zu empfangen, aufzusaugen, anzunehmen, doch da war sie auch schon fast weg.

Sie tauchte vor ihm ab, sank einfach unter die Wasseroberfläche, während ihre noch trocknen Haare ihr widerwillig folgten. Sofort war ihm klar, was sie vor hatte, auch wenn er seiner Hoffnung nicht genau so schnell glauben schenken wollte. Als er dann jedoch ihre Lippen an sich fühlte, waren alle zweifel im wahrsten sinne des wortes weggeblasen. Deutlich fühlte er, wie sich ihr Mund sanft um sein bestes Stück legte, sich eng um ihn legte und anfing, ihn zu massieren, erst langsam und vorsichtig, dann immer fester je mehr seine Erregung sichtbar und fühlbar wurde. Dass sie auch einmal hätte atmen müssen war vollkommen nebensächlich, fiel ihm erst gar nicht ein während er in seinem Badewasser tiefer sackte und sich völlig den verwöhnenden Lippen seiner Gefährtin hingab, so unecht die Situation auch war. Ebenso unecht, pure illusion und projektion, war auch der Knackpo, der sich irgendwo zwischen seinen Füssen aus dem Wasser reckte, bei all dieser Verwöhnung auch noch Lust auf mehr machte und seine Fantasie beflügelte. Schon stellte er sich vor, wie er seine blonde Göttin durch das Bett gleich nebenan jagen würde, wie er all dies für die Nachwelt und das Archiv den optischen Aufzeichner gleichzeitig auf das Bildsystem übertragen lassen wollte, stellte sich vor in welchen Positionen er sie beglücken könnte und wie er sie auf sich tanzen lassen würde.

Doch seine Erregung wurde dadurch nur noch grösser, die Lippen um sein fleischgewordenes Verlangen nur noch schneller und enger und ehe er sie noch mehr geniessen konnte war alles auch schon vorbei. Sie entstieg dem Wasser so wie sie gekommen war, warf ihm noch eine letztes Lächeln zu und verabschiedete sich dann mit ihrem Hauch von nichts vor die Brüste gehalten in den Nebel, der nach wie vor im Raum lag.

Erschöpft, aber ausgesprochen gut gelaunt bekam er dann das übrige Programm dieses Spezialbades zu spüren. Erst wurde das Wasser durch massierende Düsen, die von allen Seiten auf seinen Körper gerichtet wurden, ausgetauscht um dann schliesslich in ein Sprudelbad überzugehen und ihn mit myriaden kleiner Bläschen von unten förmlich aus dem Wasser zu heben. Dabei wurde der Nebel in dem Raum immer dünner bis er schliesslich ganz verschwand, ohne dass es jedoch merklich kälter geworden wäre. Wahrscheinlich wäre ihm dann auch die Lust vergangen, überhaupt aufzustehen und hätte das Programm lieber noch einmal von vorne laufen gelassen. So jedoch war es kein Problem für ihn, als schliesslich das Wasser gänzlich abgelaufen war und er von der gleichen Technologie aus dem Becken gehoben wurde, die auch seine Begleitung so zauberhaft manifestiert hatte. Von allen seiten wurden ihm helfende Hände unter die Arme und Beine gelegt, wurde wie auf tausend händen getragen aus der Wanne gehoben, bekam dabei sogar einen dünnen Mantel umgelegt. Jedoch war er noch zu erschöpft, um sich vollends zu erheben, liess sich erst einmal auf den Quader vor der Wanne sinken um seine Beine nicht zu überanstrengen, genoss die Reste des Duftes seiner Begleitung, der noch immer für ihn spürbar in der Luft zu liegen schien.

Als er sich dann von den doch recht beachtichen, körperlichen Anstrengungen dieser Duft-Drogen-Tech-Therapie einigermassen erholt hatte und sich endlich wieder aufrappeln und zu seinem richtigen Bett gehen konnte war er auch fast sofort eingeschlafen kaum dass er sich hingelegt hatte. Auch bei den Betten, also der Besorgung der Nachtruhe der Einwohner, hatten die Omnychron keine Mühen gescheut und auch hier für jegliche, technisch für sie machbare, Spielerei gesorgt. Wobei es ja eigentlich keine Spielerei war, wenn man die fundamentale Notwendigkeit des REM

RapidEyeMovement.. Schlafphase des Traumes, in dem die eigentliche Erholung stattfindet.

-Schlafes für die biologsche und psychische Unversehrtheit der zerbrechlichen, humanoiden Körper bedenkt. Den Tiefschlafgenerator hatte er schon angewendet, als er sich für seinen Ausflug vorbereitet hatte, für den er den ganzen Tag lang extrem ausgeroht bleiben wollte, die anderen Einrichtungen hatte er bisher weniger wahrgenommen, was wohl auch Sinn ihrer Existenz war, nicht wahrgenommen zu werden. Denn kaum, dass er sich auf die Nachtliege gebettet hatte, wurde diese auch schon in die für ihn entspannendste position gewirkt. Dies sah in etwa so aus, als würde sich ein Wasserbett halb über einem Körper schliessen, um dann auf seinem Rückzug ein Deckenäquivalent auf seinem Körper zu hinterlassen, welches aus dem gleichen Material den Wärmeverlust minimieren sollte, während sich der Untergrund der jeweiligen Bewegung der Person anpasste. Auch ein mögliches schnarchen konnte so effektiv durch umpositionierung unterbunden werden. Selbst, wenn der Proband ernsthaft verletzt gewesen wäre, hätte er vollständig in dieser Liege ge- und verflegt werden können. Die Haushaltsrobots hätten ihn umsorgt und sogar die Abfallentsorgung hätte innerhalb der Wassermatratze stattfinden können, wäre in die städtische Entsorungskreisläufe gelangt. So in die angenehmst vorstellbare Lage versetzt war es auch kein Wunder, dass er alsbald in einen tiefen Schlaf verfiel.

Er lief durch ein grosse Wüste, lief, ja rannte schon fast. Nichts trieb ihn, er rannte einfach nur so, bis ihm klar wurde, wo er hin wollte. Die tatsächliche Unsterblichkeit suchte er und er nahm an, dass sie irgendwo in diesen Sandmassen versteckt sein würden. Immer wieder rannte er um Hügel herum, wollte sicher gehen, dass er auch bestimmt nichts übersehen hätte, sprang von einer Düne auf die Nächste mit einem gewaligen Sprung der nicht nur von seinem Verlangen nach seinem Ziel, sondern auch von unmenschlicher Kraft getragen wurde. Es war eine Kraft, die ihn anfangs selbst verwuderte bis er an sich herab sah, seine Beine betrachtete und nur noch mechanische Stelzen sah, die dafür aber umso besser funktionierten. Sie boten ihm nicht nur phantastische Laufgeschwindigkeit und Sprünge, als würde er auf einem kleinen Asteroiden herumtollen, sondern trotz allem auch noch das Gefühl des Untergrundes in den Füssen als wären diese Stelzen aus Fleisch und Blut geschaffen. Dann begannen Meteoriten vom Himmel zu stürzen, brennende Felsbrocken die neben seinem Weg einschlugen wie Bomben, dabei explodierten und ihm den Sand in die Augen bliesen dass er kaum noch sehen konnte wo er eigentlich hinlief. So wenig sah er, dass er fast zu spät reagierte als er unmittelbar vor sich eine brennende Felswand erblickte. Es war einer der Meteore, der direkt auf ihn zugeflogen kam. Doch wie aus einem Reflex heraus schlug er mit voller Kraft und mit beiden Fäusten gegen den Stein, der mit gewaltiger Wucht zerbarst, ihn in einem Krater, der durch seine Explosion geschaffen worden war, stehen liess. Wieder war er von seinen Fähigkeiten erstaunt und wieder schaute er ungläubig in seine Hände, die er geöffnet vor sich hielt. Es waren bloss noch die Hände eines Roboters, die sehr stark, so doch irgendwie nicht mehr zu ihm gehören wollten. Das war zumindest das, was er im ersten Moment dabei empfand als er sie betrachtete. Als er sie jedoch anfasste, die eine mit der anderen Berührte und ganz deutlich die Bewegungen an der Oberfläche des Metalles spüren konnte, alles so empfand als wäre es tatsächlich noch biologische Haut, als wären die metallnen gestänge seine wahren Knochen, änderte er seine Meinung zu seinen neuen Körperteilen recht schnell und war gewillt und entschlossen, diese Kräfte noch mehr auszuprobieren, noch etwas mehr auszutesten, wie weit er damit gehen können würde. Er begann wieder zu laufen, setzte seine Suche fort, wollte nicht von seinem eigentlichen Ziel ablassen, die wahre, biologische Unsterblichkeit zu erlangen, auch wenn dies immer weniger Teile seines Körpers anbelangte. Immer schneller rannte, besann sich auf seine neuen Fähigkeiten, auf die Leistungsfähigkeit siener mechanischen Komponenten und darauf, dass es auch noch andere Fortbewegungsarten gab als den zweibeinigen Gang. Kaum gesagt, war er auch schon dabei, seine Beine ebenfalls zur Fortbewegung zu benutzen, versuchte sich im Galopp und konnte so tatsächlich seine Geschwindigkeit fast vervierfachen, was in Anbetracht seiner Startgeschwindigkeit schon atemberaubend war. So schnell war er, dass ihn die Schwerkraft kaum noch an den Boden fesselte. Er hob zwar nicht ab wie ein Flugzeug, aber dafür konnte er die Hügel der Wüste wie eine Rampe benutzen, konnte Anlauf nehmen und über den Rand der Düne hinweg fliegen - zumindest einige Zeit lang, bis ihn der Boden wieder hatte und sich das Spielchen aufs neue wiederholte. Dabei vergass er sogar fast, wonach er eigentlich suchte und erst in dem Augenblick, als er es vollkommen zufällig auch fand, entsann er sich wieder seines Zieles. Doch irgendwie anders hatte er es sich schon vorgestellt. Es musste ja etwas in dieser Wüste sein, das dort so nicht unbedingt hingehörte, etwas aussergewöhnliches, etwas merkwürdiges, deplaziertes. Genau das war es auch. Zwischen einigen Dünen gelegen, die sich kreisförmig um dieses Objekt herum angeordnet hatten, war ein leuchtendes Loch, eine Art Tor, eine Dimensionspforte wie es schien, denn er fiel hinein, wurde förmlich hinein gesaugt, konnte sich nirgends mehr halten und sehnte fast einen der Meteoriten herbei, die er seit seinem Sieg über einen davon nicht mehr gesehen hatte, um sich von ihm wegtragen zu lassen - dabei war es doch eigentlich das Ziel seiner Suche. Es machte ihm ein wenig Angst, dass er so unkontrolliert, nicht unter seinen Bedingungen in dieses Tor gesaugt wurde. Er wollte diesen Schritt aus eigenem Willen, aus eigenem Antrieb machen, wollte die Entscheidung selbst treffen ob er den letzten Schritt tatsächlich machen würde. Jetzt war er drin, hineingefallen in das Leuchten mitten in der Wüste - und er fiel weiter, immer weiter, immer tiefer. Einen Boden konnte er nicht ausmachen, es war einfach nur alles sehr hell, der Wind pfiff ihm um die Nase und liess ihn so spüren, dass er nicht einfach nur in der Gegend schwebte, sondern sehr wohl noch im Fallen begriffen war. Dann endlich eine Veränderung. Jede Veränderung wäre ihm recht gewesen, so sehr langweilte ihn dieses sinnfreie Gefalle schon, dass er sogar einen auf ihn zurasenden Boden in Kauf genommen hätte. Mit seinen neuen Gebeinen wäre sebst dies wohl kein grosses Problem gewesen, auch wenn sein Reflex sicherlich ersteinmal Panik gewesen wäre. Doch als der helle Schein schied, verblieben Wolken, die sich um ihn verteilten, durch die er fiel und die einen strahlend blauen Himmel ausfüllten, so weit seine Augen nur reichten. Den Himmel über ihm konnte er gerade noch sehen, war mit dem Gleissen doch auch jede Spur dieser Pforte verschwunden, doch unter ihm waren nur noch weisse und rosa Wolken, die auf ihn zu kamen und durch die er fiel. Dann jedoch, in der Ferne, erspähte er eine fliegende Stadt, eine Plattform auf der hohe gebäude nach dem Firmament griffen - und sie schien sich zu bewegen. Noch war sie zu weit, als dass er sich da sicher sein konnte, doch langsam aber sicher wurde sie immer grösser, schien sich sogar seiner Flughöhe, oder besser Sturzhöhe, anzupassen. "Ausradieren sollten wir ihn!". "Ja, vielleicht ist es das Beste.". "Immmerhin sind wir dafür verantwortlich.". "Es liegt in unserer Macht.". Riesige Köpfe kreisten um ihn, als er diese Sätze vernahm, und sie meinten ihn. Sie sprachen mit ihm offenbar in Form von holographischen Köpfen, die von der genahten Stadt projiziert wurden. Vieleicht würde er sie bald kennen lernen, wenn er die Stadt erst einmal erreicht hatte. Jetzt wusste er ja, mit wem er es zu tun hatte. zwei männliche, eine weibliche und eine irgendwie undefinierbare Kreatur, die zu ihm sprachen, mussten ja irgendwo sein. In seinem Sturz drehte er sich etwas, so dass er auf die Stadt zusteuern konnte, die immer auf der gleichen Höhe mit ihm blieb. Den Kopf voraus nahm er die Arme etwas zurück um den Luftwiderstand dort zu reduzieren und schon ging es in einer atemberaubenden Geschwindigkeit in Richtung der Stadt. Sehr schnell kam er ihr näher, so nah, dass er schon plante, gleich seine neuen Arme einsetzen zu müssen um sich an ihr festzuhalten, um seine rasante Fahrt dort abzufangen, doch dann wurde seine Reise langsamer, näherte er sich nur noch langsam. Einen Balkon konnte er ein gutes Stück über dem Fundament eines der Gebäude erkennen, auf das er dann auch zusteuerte, es sehr schnell erreicht hatte und wieder auf unerfindliche Art und Weise verlangsamt wurde, dieses mal schon mit den Füssen nach unten einen ersten Schritt auf das Geländer machen wollte. Nur noch wenige Zentimeter und er würde es erreicht haben, da kam wieder eine der Stimmen. "Wir werden beraten, wie weit wir es ihm gesatten." kam da fast wie eine Drohung aus dem Äther. Einen Kopf hatte er dieses mal nicht gesehen. Was er aber sehr wohl sah war die Stadt, wie sie sich in schier unglaublichem Tempo von ihm entfernte, sich irgendwo am Horizont in einem Blitzen vollständig auflöste und ihn alleine liess. Jedoch auch nicht lange, denn kaum war dies geschehen, wurde sein Blick abermals nach unten gelenkt auf einen Wüstenboden der gefährlich schnell auf ihn zukam.

Hart schlug er auf.

Schweissgebadet wachte er auf. Eigentlich hätten doch die Schlafsysteme einen Alptraum wie diesen verhindern sollen. Vielleicht hatten sie nicht richtig erkannt, ab wann sich sein Traum zu einem Alptraum entwickelt hatte und so zu spät reagiert - sinnierte er noch über dem geschehenen, während er sich abermals umdrehte und mit einem Blick aus dem Fenster, einer bestätigenden Finsterniskontrolle, seinen Schlaf für den Rest der Nacht ungestört fortsetzte. Tatsächlich wurde er nicht mehr von solch Visionären Alpträumen geweckt, auch wenn er viel lieber noch einmal von seiner Wassergespielin geträumt hätte. Vielleicht würde er ja morgen lernen, wie man dieses System besser bedient und einstellt, womöglich sogar ein Traumthema aussucht?

Als er dann endlich zum Tage aufwacht ist es schon weit in den Vormittag hinein. Eigentlich wollte er früh aufstehen und sich damit den gesamten Tag für eine neue Expeditionstour freuhalten, doch die Schlafkontrolle hat wohl gemeint, dass er noch nicht ausgeruht genug war und ihn noch ein wenig im Tiefschlaf belassen. Etwas gutes hatte es immerhin, denn so war er vollkommen ausgeruht, wach und fit genug erneut solche Strapazen wie am Vortag aushalten zu können. Vor allem seine Augen bereiteten ihm schon ungewöhnliche Schmerzen, als er sich zur Nachruhe bettete und auch sein Kopf brummte recht stark, was aber auch an dem Bad gelegen habenkonnte und natürlich den Drogen, die er vielleicht doch nicht so gut ausgehalten hatte wie es in der Beschreibung geheissen hatte. Aber wenn der Tag schon einmal zur hälfte verschwendet war, dann konnte er ihn sich auchfür etwas anderes vornehmen Erst überlegte er sich kurz, vielleicht noch einmal der Körperreinigung zu fröhnen, doch verwarf diesen Gedanken recht schnell wieder, weil er es dann doch als zu lächerlich bewertete, dass er einer technischen Spielerei verfallen könnte. Stattdessen wollte er lieber mehr über das erfahren, was er da die letzte Nacht gemacht hatte, über das, was ihn da so wunderbar in den Schlaf getrieben hatte, auch wenn der Schlaf selbst nicht sonderlich berauschend gewesen war.

Doch gerade dieser Traum war es, der ihn eine ganze Weile nicht mehr loslassen wollte. Noch lag er in seinem Nachtlager, lag auf der Seite und blickte aus dem Fenster, durch das die Sonne durch den schützenden Schirm über der Stadt sanft herein schien, genoss ihre wärmenden Strahlen noch eine ganze Zeit lang, schob den Aufstehzeitpunkt immer weiter vor sich her. Wen hatte er da bloss sprechen hören, wer mochten die Gesichter gewesen sein, die sich da über ihn unterhalten hatten und was war das für eine phantastische Stadt gewesen, die so völlig Frei wie ein Raumschiff im Himmel neben ihm her schwebte, so stabil mit ihm in die Tiefe stürzte ohne seine Lage auch nur wage zu verändern. Beeindruckt hatte ihn die Architektur dieses Bauwerks durchaus, auch wenn er kaum Zeit hatte, sie sich genauer anzuschauen. Es war für ihn einfach beeindruckend, ein derartiges Gebilde überhaupt einmal sehen zu dürfen, auch wenn es danach so eindrucksvoll verschwand. Wenn es tatsächlich die Ursprünge der Omnychron gewesen sein mochten, die er da mnemonisiert hatte, dann musste er unbedingt mehr von ihnen erfahren. Es musste wohl die Krönung ihrer Technologie gewesen sein, die er da zu Gesicht bekommen hatte - falls es denn ein Echo des Wissens gewesen war, das er da in seinem Traum erlebt hatte. So war zumindest seine vorläufige Vermutung. Seiner Meinung nach hatte er es von irgend einer der Wissensvermittler, die er im Laufe der Zeit in dieser Stadt benutzt hatte, untergeschoben bekommen ohne es bisher gemerkt zu haben. Jetzt kam es auf diese Weise zum Vorschein und manifestierte sich in Form einer seiner Ängste, die er in Form eines Traumes ausgelebt hatte. Zumindest deckte sich diese Annahme mit seiner nicht nur unterschwelligen Angst, dass er den Idealen seiner Vorfahren nicht gerecht werden könnte.

So wollte er dann doch nicht nur untätig herumliegen und den Tag abwarten, am Ende womöglich noch so degeneriert vermodern wie es die Geschichtsschreibung von den Endeinwohnern dokumentiert hatte. Alles, was er bisher erfahren hatte, alles, was er vermittelt bekam waren immer nur die Schlussfolgerungen und so verlockend diese auch waren, so wertvoll sie für ihn und sein Interesse am Aufbau des Universums auch gewesen schienen waren es doch immer nur die Endpunkte einer sicherlich langen Forschertätigkeit. Er wollte mehr wissen, mehr kennen lernen von der Vorgeschichte, wollte wissen wie es zu den Schlussfolgerungen gekommen war, die er immer aufgedrückt bekam, die er als fundamental wahre Lehren vermittelt bekommen hatte. Aber das beste daran war in diesem Moment eigentlich, dass er sich dafür gar nicht viel zu bewegen brauchte, denn die Anforderung an den Informationsbesorgenden Bildcomputer in seinem Haus förderten mit präzisen Befehlen durchaus auch solches Material zu Tage. Er brauchte bloss ein wenig den Kopf zu neigen und auf die Filmwand zu schauen, von denen sich auch ein Exemplar in seinem Schlafzimmer befand. Praktisch waren sie ja schon veranlagt, dass sie in ihren Häusern überall fast alles tun konnten, doch verführte dies natürlich auch zu viel Faulheit sich einfach alles bringen zu lassen und nur noch herumzuliegen und zu konsumieren.

Doch was das System zutage förderte enttäuschte ihn doch sehr. Anfangs waren die Entdeckungen ihrer Wissenschaftler noch ähnlich denen gewesen, wie sie auf seiner Herkunftswelt stattgefunden hatten. Im Grunde zufällige Entdckungen führten zu einer Beobachtung, führten zu mehr experimenten aus denen sich dann eine Theorie entwickelte die durch andere Überprüft und schliesslich zu einer immer festeren Theorie wurde bis sie irgendwann widerlegt wurde weil sie durch eine andere Theorie ersetzt und durch andere Experimente widerlegt werden konnte. So weit so gut. Jedoch kamen sie irgendwann an einen Punkt - sie hatten schon das Industriezeitalter hinter sich gelassen und genügend Technologische Grundlagen geschaffen, um nicht mehr ausbeuterisch mit ihrer Umwelt umgehen zu müssen - kam ein einzelner Mann daher, der heimlich still und leise für sich alleine eine Theorie der umfassenden Welterklärung entwickelt hatte. Von da an ging alles sehr schnell. Die Theorie wurde überprüft wie alle anderen auch und konnte nicht widerlegt werden. Jedoch war sie zu kompliziert, als dass sie für jeden gleich verständlich oder gar offensichtlich gewesen wäre wie beispielsweise jene Sätze der Mathematiker auf seiner Welt, die auf Grundsätzen aufbauten, die schon die kleinsten Kinder als einfachst empfinden wenn sie beginnen zu zählen.

Dennoch war sie in sich schlüssig, logisch und Widerspruchsfrei, was es einfach machte ein Computersystem zu entwickeln, das auf Grundlage dieser einen Theorie neue Grundlegende Entdeckungen zu machen. Das System selbst war dabei hart an der Grenze zur künstlichen Intelligenz. Dies ermöglichte es, die tatsächlichen Entdeckungen von Zwischenergebnissen zu trennen, damit man die Ausgaben, die es lieferte, auch noch deuten konnte, noch weiterverwenden konnte, sie in Technologien packen konnte mit denen man mehr anfangen konnte als mit den blanken Formeln. Den Schritt hin zu einer echten, künstlichen Intelligenz hatte man nie gewagt, da man die Gefahren einer solchen Entwicklung fürchtete. Zwar hatte man es einige male in Laboren tatsächlich getan, hatte das Experiment aber abgebrochen als sich das System zu weit und zu schnell entwickelte und anfing, das biologische Leben als minderwertig einzuschätzen, es als nicht intelligenz zu bewerten und nicht mehr mit seinen Entwicklern sprechen wollte. Dieser effekt widerholte sich bei jedem dieser Experimente, so dass man von einem prinzipiellen Problem hoch entwickelter Lebewesen ausging, wenn es sich zu schnell und mit zu wenig Moral entwickelte. Damit brach man derartige Experimente ab und zog seine Lehren daraus, was für ihre Zivilisation an sich wahrscheinlich sogar das beste war, was ihnen passieren konnte um nicht selbst so zu werden wie sie es an ihrer KI gesehen hatten.

Dennoch kamen bei dieser maschinellen Entdeckungsindustrie tatsächlich all diese Technologien heraus, die er bisher hatte sehen können. Das System entwickelte selbstständig die Energieknoten, die sich die Expansion des Raumes zu Nutze machten, womit alles andere bloss noch eine logische Folge der nun unbegrenzt vorhandenen Energie war. Der Schutzschild wurde erst durch derartig viel Energie möglich und auch die Aufbewahrung all dieses Wissens verschlag so viel davon, dass es im normalen, planetaren Massstab unmöglich gewesen wäre, diese zu erzeugen. wahrscheinlich existierte deshalb auch bloss eine einzige Stadt auf diesem Planeten, weil die Versorgung sonst an ihr Limit gestossen wäre.

Durch diese HalbKI wurden jedoch auch die Ideen überprüft, die von den Omnychron selbst kamen, die tatsächlich noch von echten, biologischen Lebewesen entwickelt wurden und nur noch auf ihre Machbarkeit überprüft werden mussten. So wurde beispielsweise die Sphere um ein schwarzes Loch zu einer weiteren Quelle für Energie, die nicht die expansiven Kräfte des Universums, sondern die Gravitativen Kräfte einer Singularität nutzen konnten. Umso effektiver wurde dieses Prinzip, wenn man es bei einem Doppelsternsystem anwenden konnte, da hier nicht nur die solaren Kräfte, also die Zerstrahlung der Kernkräfte, sondern eben auch die Verzerrende Wirkung des sich ständig ändernden Schwerefeldes der beiden Sterne ausgenutzt werden konnte um durch einfachste, mechanische Vorrichtungen Energie gewinnen zu können. Ja, auch die guten, alten Kräfte der mechanik wurden nicht vergessen, wenn sie auch in stark abgewandelter Form wiederkamen. man wandt sie nämlich mit viel Erfolg auch auf Mikroskopischer Ebene, in Form von Nanodrähten und Quantentunneln an, um auch das letzte Quäntchen Energie nicht ungenutzt verpuffen zu lassen, es womöglich gar, falls es denn am Ort des Verbrauchers überflüssig gewesen war, an einem anderen Ort weiterverwenden zu können. Doch dafür interessierte er sich schon gar nicht mehr, verging ihm doch die Lust an solch synthetisch generierten Erkenntnissen, so interessant diese Grundlage auch gewesen sein mochte. Irgendwie entzauberte es seine Vorfahren doch ein wenig, auch wenn die konsequente Anwendung dieser Schlüsselentwicklungen, also die quasi-KI und diese zentrale Formel, durchaus viel Achtung verdienen.

Nach diesem sehr langen Vortrag der Bildwand blieb ihm nur noch ein fader Nachgeschmack, erzeugt durch die desillusionierung der Wissensgenerierungstechniken der Omnychron. Man mag es halten wie man mag, aber selbst erarbeitetes, selbst entwickeltes Wissen mit all seinen Fehl- und Rückschlägen war doch weit ergiebiger, liess doch wesentlich mehr Lerneffekt zu und hatte auch irgendwie etwas romantisches, etwas menschliches, das dieser Maschine einfach fehlte. So wurde niemals etwa Wert darauf gelegt, dass man durch die unbegrenzt verfügbare Energie vielleicht auch anderen Welten ein Problem bereiten konnte, wenn man ihnen Zugang dazu gewährte. Für sie war es bloss eine Erfindung ohne wirklichen Wert und ohne, dass darüber und über seine Konsequenzen auch nur der Hauch einer Diskussion, einer Art Folgenabschätzung, stattgefunden hätte. Stattdessen wurde der Technologie und Wissensliferant zunehmend zu einem Problem, da er von der Bevölkerung wie ein Gott verehrt wurde, lieferte er doch die Grundlagen und oftmals auch gleich die konkreten Anwendungen dazu, um ihnen ein zunehmend angenehmeres Leben zu ermöglichen. Die täglich notwendige Arbeit wurde auf ein minimum reduziert und stattdessen ging man lieber los, um das System aufzusuchen und sich die neuen Ergebnisse von den Bildgeneratoren präsentieren zu lassen. Der Klotz war ein Überbleibsel davon, der eigentlich nur dazu gedacht war, all dieses gelieferte Wissen auch abrufbar zu machen, es für die Bevölkerung erfahrbar, erlernbar aufzubereiten und zu präsentieren. Als jedoch die Anbetung der Maschine selbst überhand nahm, wurde sie einfach offiziell abgeschaltet und entsorgt.

Allerdings war dies nur die Wahrheit, die das Volk ablenken sollte. Und genau so wurde dies auch in den Archiven gespeichert, damit man sich nicht der Verschleierung schuldig machte. Man wollte schlicht nicht, dass eine Maschine zum Gott erhoben wurde, erachtete dies zu Recht als "schlecht". Tatsächlich abgeschaltet und abgebaut wurde er nicht. Er wurde mitsamt seiner Archive und dem aktiven Speicher in die tieferen Bereiche der goldenen Stadt verfrachtet, wurde aus dem Sichtbereich des Volkes verbannt. Dort steht er seitdem und verrichtet weiterhin seine Arbeit, jedoch ohne, dass diese als neu markiert in die Archive wandert, sondern rein Bewertungsfrei gesammelt, aufbereitet und nach Sichtung durch das zentrale Komitee in das öffentliche Archiv übernommen wird. Dort war es dann genau so abrufbar fü jeden, wie alles übrige Wissen ebenso, trug auf diese Weise nur nicht mehr zu dem Kult um den Entwicklungscomputer bei. Das Problem war tatsächlich gelöst, denn sogar, nachdem einige hundert Jahre vergangen waren und die Wahrheit über diesen Vorfall der Entgötterung ans Licht der Öffentlichkeit wanderte, wurde es nicht als Verrat am Volk gebrandmarkt, sondern offen diskutiert und am Ende von allen genau so bewertet, wie es das Zentralkomitee vorwegnahm. Es wurde als das Richtige angesehen.

Das Bildsystem fuhr mit seiner Beschreibung des Entwicklungscomputers fort, beschrieb den Standort und die Verfarensweise des Komitees, die Ergebnisse zu vermitteln, beschrieb die Speichersysteme, die für den gleichzeitigen Zugriff durch den Entwickler optimiert waren und die Art, wie das System selbst vorschlug, wie es sich optimieren, erweitern könnte. Doch solche Vorschläge wurden vom Zentralkomitee grundsätzlich abgeblasen, war doch die Kenntniss der KI-Experimente immerfort wach vorhanden. Seitdem verrichtet das System seine Arbeit tief unter der Stadt in einem einsamen Raum und liefert seine Ergebnisse direkt in die Zwischenarchive ab.

Mehr bekam er dann schon nicht mehr mit, schlief irgendwann wieder ein. Seine Liege war einfach zu bequem, seine Position vielleicht auch selbst zu ermüdend, als dass er so sonderlich lange hätte aushalten können um Dinge zu studieren, die ihn nicht brennendst interessierten. Und kaum hatte er die Augen geschlossen, war in die Alpha-Phase übergegangen, da schaltete das Schlafkontrollsystem auch schon auf automatik und regelte das Licht herunter, liess die Filmvorführung auslaufen, leiser und dunkler werden, sorgte für dir richtige Lufttemperatur und liess ihn, aufgrund fehlender, anderslautender programmierung, bis zum nächsten Morgen tief und fest schlafen, regelte auch dieses mal nicht die Art seiner Träume. Vorgenommen, sich die Kenntnisse für deren Programmierung anzueignen hatte er es sich, doch kam er nur noch nicht dazu - zu verlockend war die Versuchung durch das Bad gewesen.

Kapitel 3: Meilensteine

Am nächsten Morgen wachte er kurz nach Sonnenaufgang auf. Offenbar hatte sein Wecker die Einstellungen des Vortages sinngemäss übernommen, was ihm jedoch nur allzu recht war. Noch einen Tag wollte er nicht verschlafen, sondern sich weiter auf seiner Odyssee durch die Monumentalbauten der Stadt machen. Den Klotz hatte er zwar eigentlich schon hinter sich, wollte aber doch noch einmal nachschauen, ob er irgend etwas übersehen hatte. Wenn seine Vermutungen richtig waren, müsste jedes dieser Gebäude in ihrer eigenen Form einen Entwicklungsabschnitt der Omnychron darstellen. Bei diesem Gedanken hatte er jedoch noch keinerlei Idee, für welchen Teil der Entwicklung denn die gleissende Kugel stehen könnte, doch dazu wollte er erst kommen, wenn er die anderen Bauten besucht hatte.

Zusammengefasst hatten die Omnychron wohl, abgelesen an den Quantensprüngen der Architekturunterschiede, die schon von ausserhalb der Gebäude offenlagen, jedesmal gewaltige Fortschritte erziehlt - zumindest jedes mal, wenn sie sich entschlossen hatten, ein neues Monumentalbauwerk zu errichten. Waren sie in dem Tempel noch auf der Stufe der Anbeginn der Schrift bis zum Buchdruck in seiner rein materiellen Form gewesen, so manigfaltig dies auch alles gewesen war und so vielfältig sich ihre Kultur in dieser Zeit entwickelt hatte, so war in dem Klotz schon nichts materielles an Wissensspeicherung mehr zu finden und in sich Abhängig von der Fortwährenden Energiezufuhr, ohne die kein Auslesen des Wissens hätte stattfinden können. Sicherlich war in dem Tempel das eine oder andere Werk versteckt, dessen Genuss jemanden in die Lage versetzt hätte, eben eine solche Energiequelle zu errichten, doch dafür hätte man sehr lange suchen müssen.

So gesehen war die Reihenfolge der Anordnung und Speicherung, sowie die Art ihrer Konservierung durchaus von tieferem Sinn geprägt. Wer sich die höheren Ebenen des Wissens erschliessen wollte, musste sich zu allererst einmal durch die Geschichtlichen Grundlagen und Ethischen Verknüpfungen kämpfen, musste zumindest überall einmal hineingeschnuppert haben und selbst wenn er nicht jedes Werk gelesen haben mochte, so würde er doch einige Gedanken und Problemstellungen aufgeschnappt haben, um richtig zu nutzen, was er weiter entdecken würde. Er hatte ja im Grunde bisher nur Glück gehabt, dass er von den Städtischen Systemen als Ureinwohnernachkommen erkannt worden war, sogar von ihr beschützt worden war, mit allem versorgt wurde, was er sich nur wünschen konnte und auch Zugang zu allen von ihm bisher gewünschten Informationen und Quellen erhalten hatte. Wie mühsam würde es wohl gewesen sein, wenn er sich diesen Anfang hätte wirklich erarbeiten müssen - für ihn, einen Geologen, schier unvorstellbar.

Doch womöglich hatte er sogar von den Bildsystemen in seinem Haus eine Menge kultureller, ethischer Bildung mit auf seine Wege bekommen, war durch die Art und Weise der Zusammenstellungen, der Selektion der Geschichtsausschnitte versucht worden, auf den wahrhaftigen, den richtigen Weg zu bringen. Sicherlich wurde er ganz unterschwellig indoktriniert, damit er nicht auch anfinge, durch die Galaxie zu reisen und andere Welten zu unterjochen, Völker zu verklaven und ganze Sonnensysteme zu zerstören - bloss weil er es kann.

Diesen Morgen wünschte er sich von seinen Helferlein ein recht feudales Frühstück. Schon am Vortag hatte er im Grunde gar nichts zu sich genommen, ausser dem Getränk, das er sich eingepackt hatte. Entsprechend schlapp hatte er sich abends auch gefühlt, auch wenn er genügend Ablenkung und Abwechslung gehabt hatte. An diesem Tag wollte er besser vorbereitet in die Stadt hinaus laufen, auch wenn er dieses mal besser wusste, was ihn erwarten würde. Wenn er gar nichts neues in diesem Quader finden würde, würde er sich eben einfach noch einmal das Archiv virtuell ausbreiten lassen, würde noch etwas nach anderen Dingen suchen, die ihn bisher weniger interessiert hatten. Nach seiner bisherigen Theorie machte die Anordnung ja ohnehin mehr Sinn als die blosse Aufbewahrung der Errungenschaften und er wollte nicht unvorbereitet auf die nächste Entdeckungstour, zum nächsten Meilenstein der Omnychronschen Entwicklungsgeschichte aufbrechen, auch wenn es ihn noch so sehr in den Fingern kribbelte, eben jene auf die Aussenhaut des Baumes legen zu dürfen.

Wie es seine Mutter immer gemacht hatte, so wollte er heute speisen. So sagte er es zwar nicht, aber ein Computer aus seiner Geburtswelt hätte diese Anforderung trotzdem niemals verstehen können, schon gar nicht, wenn er nicht von dort gekommen wäre. Brötchen, Croussant, Marmelade, Butter, Honig, Milch, alles Worte, die bei ihm Sinn gemacht haben, aber in einer derart fremden Welt wohl kaum eine Bedeutung gehabt hatten, es sei denn, dass sie originär von hier stammten. Das war auch die erste Frage, die er dem Bilderzeuger nach der Nachfragelosen Akzeptierung seiner Bestellung stellte, doch dieser meinte nur, dass all das durchaus auf der Nahrungsmittelliste stünde. Es sei aus den Archiven fremder Kulturen extrahiertes Wisssen gewesen, das bei seiner Ankunft schon automatisch aktiviert worden wäre, um die Kommunikation mit ihm zu erleichtern.

Als wenige Minuten später dann der Tisch mit seinem Essen überquoll war die Freude über das, was er da sah so gross, dass es ihn schon gar nicht mehr in den Sinn kam danach zu fragen, wo denn das alles her kam und wie es gemacht worden war. Nur schwer hätten diese Dinge auf natürlichem Wege vorrätig gehalten werden oder gar frisch produziert werden können. Dennoch roch es nach frischem Gebäck, war die Milch handwarm, als sei sie gerade frisch gezapft worden. Der Ehrgeiz, die ihm gebotene Tafel auch zu leeren, setzte er sich und machte sich genüsslich über sein Mahl her, auch wenn jener Ehrgeiz sich schnell legte und der nüchternen Überlegung wich, dass er dies alles auch mit sich herumtragen, es auch irgendwo wieder loswerden müsste. So naschte er von jedem nur ein Teil, zwar grosszügig bestrichen mit Zutaten aber doch im Rahmen einer nicht übermässigen Mahlzeit, bedankte sich brav und machte sich, abermals mit einer Flasche in seinem Rucksack, auf den Weg zu dem Klotz.

Der Weg kam ihm diesmal sogar noch kürzer vor als an dem Tag, an dem er ihn zurück gehetzt war. Zwei Tage war dies jetzt schon her, doch die zeiteinschätzung kam ihm vor wie wenige Stunden. Jedoch, dass die Omnychron gar die Zeit in ihrer eigenen Stadt unterschiedlich haben laufen lassen können, daran wollte er dann doch nicht glauben, auch wenn er nach all dem, was er über sie erfahren hatte, dies durchaus für nicht unmöglich hielt, wenn auch für sehr unwahrscheinlich. Das Portal in der Mitte des Platzes konnte er bei diesem Marsch weit zu seiner rechten hinter sich lassen, lief keinerlei gefahr, so weit in die Nähe des Schutzschildes zu kommen, dass er sein Brummen hätte hören können. Dennoch warf er einen fast schon kontrollierenden Blick zur Seite, wollte sich dann doch noch vergewissern, dass noch alles so war, wie er es das letzte mal zurückgelassen hatte.

Es kam ihm vor wie in Katzensprung, so schnell stand er wieder vor der Pforte des Klotzes. Unverändert vermutete er sie dort, wo die Umrandung des Gebäudes eine Unterbrechung hatte, genau auf der Hälfte der Kantenlänge des Quaders und tatsächlich wurde seine Vermutung bestätigt, wurde er schon nach einem leichten Druck gegen die spiegelnde Glaswand in das Innere eingelassen. Er ging den düsteren und kahlen Gang wieder hindurch zu dem Park im Zentrum und schon wurde er von einer Überraschung erwartet. Hatte er in dem Park, den er nach seiner eingehenden Überprüfung als echt eingestuft hatte, in dieser kurzen Zeit keinerlei Veränderungen erwartet, so erwartete ihn nun nicht mehr eine natürlich, biologisch anmutetende Gegend, sondern ein Steingarten, dessen Kieselsteinchen in exakten, geometrischen Formen und Linien um die wenigen Bonsaibäume und den gewaltigen, groben Granitstein im Zentrum gelegt waren.

Erst im zweiten Moment ging ihm durch den Kopf, dass die Simulation von Materie in der Tat höchste Kunstform erreicht hatte, wenn sie ihn sogar derart hatte täuschen können. Sein erster Gedanke war, dass ein Zen-Meister diesen Garten wohl nicht perfekter hätte anlegen können, so phantastisch empfand er die idealität der Geometrien der Anordnung der einzelnen Elemente. Er traute sich nicht einmal, von der Veranda herunter zu steigen und in den inneren Steinrand zu treten, der das Bild säumte, der zum drumherumlaufen einlud, so sehr beeindruckte ihn diese unantastbarkeit dieser Erscheinung. Er lief sogar einmal vollständig um den zentralen Garten herum um ihn zumindest einmal von allen Seiten gesehen zu haben, bevor er nach dem suchte, wofür er eigentlich gekommen war. Mit einem tiefen seufzer verabschiedete er sich dann von dem sich ihm bietenden Anblick und wandt sich den Türen hinter ihm zu, die er an diesem Tag besser zuzuordnen wusste als an seinem letzten Besuch.

Mit jedem Schritt den er auf die erstbeste Türe zu machte, wich seine Beeindruckung jedoch schon dem Verlangen, mehr über all das zu erfahren, mehr über die dahintersteckende Technologie seinem Wissenspool hinzuzufügen, so dass er es kaum erwarten konnte, endlich mit dem Avatar reden zu können, sich dies alles endlich erklären lassen zu können. Dennoch verblieb eine gewisse Begeisterung für das, was sich ihm da geboten hatte, zumal er bei seinem letzten Besuch so absolut getäuscht worden war, er die Bäume tatsächlich für biologisch existent, alles für absolut echt gehalten hatte. Wenn die Omnychron Materie tatsächlich in diesem Masstab kontrollieren konnten, wunderte ihn auch seine Begegnung mit der nackten Schonen in der vorigen Nacht nicht mehr, dachte er noch bei sich, während er schon halb in dem dunklen Raum verschwunden war. Eigentlich würde den Anblick dieses Gartens hinter ihm an diesem Tag nichts mehr überragen können, würde ihn nichts mehr noch mehr begeistern oder beeindrucken können als diese absolute perfektion, die in dem gesehenen gelegen hatte dachter er noch, als er in den Lichtkreis in der Mitte des Raumes ging. So wie er es erwartete hatte, schwomm ihm aus dem Boden eine bequeme Liege entgegen, die ihn sanft bettete und ihm dann das Bild seines Avatars vorführte.

"Das System hat ihre physiologie erkannt. Sie wurden für die nächste Stufe der Erfahrungsübertragung freigeschaltet. Bitte wählen sie die Art der Übermittlung." Das verblüffte ihn dann doch. Gerade wollte er beim ersten Anblick seines Gegenübers schon die vorbereiteten Fragen abspulen, wollte seine Fragen nach dem Verbleib und Arbeitsweise des Entwicklungscomputers stellen, da erwischt es ihn in der Tat eiskalt. So war es eher ein Informationssammelreflex, der ihn die Frage nach den verfügbaren Wahlmöglichkeiten stellen liess, noch bevor er überhaupt gross darüber mutmassen konnte. Die Antwort des Avatars liess es ihm dann aber nur noch kälter den Rücken herunter laufen. Was er ihm in Wort und Bild vorführte war ziemlich genau das, was er vor nicht allzu langer Zeit in dem Energieknoten am Rande der Galaxie kennengelernt hatte. Bloss würde es dieses mal weniger zwanghaft, weniger unkoordiniert sein. Dieses mal würde er die Auswahl haben, was er erfahren wollte und das System würde genau wie das Visuelle mit dem Avatar in diesem Moment, ihm die Informationen zur Verfügung stellen, bloss eben wesentlich schneller und auf direktem Weg in sein Gehirn. Er würde dabei eben nur die Augen nicht auf lassen müssen.

Diese neue Möglichkeit, die er im Grunde schon die ganze Zeit insgeheim gesucht und irgendwo hinter einer versteckten Ecke erwartet hatte, versetzte ihn derart in Verzückung, dass seine Antwort für den Avatar so unverstänlich genuschelt und zittrig war, dass er sich bei seinem zweiten Versuch erst einige Sekunden beruhigen, zusammenreissen musste. Womöglich würde er diese Auswahl nur bei diesem Besuch gestellt bekommen und man konnte ja nie wissen. "Intraneuronalkommunikation" hatte er kaum fertig ausgesprochen, da wurde er auch schon von der Liege fallen gelassen, flog direkt durch den Boden, durch die abermals hell erleuchtete Bodenfläche hindurch und tief hinab. Es war nicht lang, jedoch lang genug, dass er sich schon fragte, ob dies wohl die richtige Wahl gewesen war. Dann jedoch wurde er wieder aufgefangen - oder zumindest hörte der Flugwind auf um seine Ohren zu wehen, was ihn ein wenig verängstigt hatte weil es ihn an seinen Traum von letzter Nacht erinnerte.

Er fand sich in einem Kugelrunden Raum wieder, in dessen Zentrum er nun schwebte. Dann hörte jedoch auch schon seine Wahrnehmung auf zu funktionieren, denn als nächstes konnte er sich selbst auch schon nicht mehr erkennen. Wenn er versuchte, an sich herunter zu schauen, so sah er nur nach unten, nicht aber seine Füsse. Er war schon mitten drin in der neuronal-virtuellen Zone, in der abermals der ihm bekannte Avatar erschien, um ihn durch die neuen Möglichkeiten zu leiten. Allerdings waren die neuen Möglichkeiten auch nicht viel anders als die, die er ein Stockwerk höher erlebt hatte und so scheint es kaum verwunderlich, dass seine erste Frage auch genau dieses Theme berührte.

Die Erklärung kam prompt und ohne überleitung. Er wurde einmal mehr durch den Grundriss des Gebäudes geflogen, raste durch die Wände des Datenarchives bis hinunter zu dem Raum, den er anfangs betreten hatte, in dem er auf der Liege platz genommen wurde. Die Erklärung dazu überraschte ihn dann dennoch, denn es war trotz allem weit mehr als nur ein audiovisueller Vorführraum für interessante Videos, die Themen des Archives aufarbeiteten, es war vielmehr der optische Zugang zum Gehirn, der auf dem Weg der Videörklärungen genutzt wurde, um durch neuronal-assoziative Symbole die Daten indirekt über das Auge einzuspeichern. Diese Symbole erschienen so kurz, dass er sie bewusst gar nicht wahrgenommen hatte - gar nicht wahrnehmen konnte, und doch waren sie da gewesen, hatten erst in seinem Gehirn ihre volle Ladung ausgepackt und sich in Form dauerhaften Wissens dort eingenistet.

'So ein Gehirn ist schon ne klasse sache.' dachte er noch, als der Beitrag schon wieder ein Stück weiter war. Da hatte er in dem Energieknoten so viel Wissen über notwendige Technologien untergejubelt bekommen dass eine andere Person - und wahrscheinlich sogar noch mehr - dadurch ein, leicht untertrieben gesagt, Schädeltrauma erlitten hatte, und er saugte alle Informationen fast mit Lichtgeschwindigkeit nur so in sich auf. Wenn er daran dachte, dass es in dieser Stadt für fast alles, was man tat, ein Sicherungssystem gab, so konnte er wohl mit sicherheit davon ausgehen, dass er durch diese Einspeicherung nicht überlastet werden würde - oder zumindest nicht lebensgefährlich. Denn die Auffüllung seines Kopfes ging stetig weiter.

Schon war das Thema in dem Raum angelangt, in dem er gerade schwebte. Den Grundriss betrachtet, war er jedoch fast unmittelbar unter seinem Eingangsraum gelegen, was ihn aufgrund der wie ihm schien langen Flugzeit doch etwas überraschte. Er hatte tatsächlich angenommen, dass er fast bis ins Zentrum des Planeten gefallen wäre - oder zumindest einige hundert meter weit. Doch im hinterkopf behaltend, was er in den letzten Tagen schon alles an Unwahrscheinlichem gesehen hatte, sollte ihn auch dies nicht weiter verwundern. Als ebenfalls bemerkenswert empfand er die Art, wie er im Zentrum des Raumes gehalten wurde, so frei schwebend ohne das Gefühl irgend einer Krafteinwirkung aus irgend einer Richtung. Es entpuppte sich als nicht weniger als eine gravitationseinrichtung, die von allen Seiten auf ihn einwirkte. 'Der menschliche Körper kann jeden Druck aushalten!' erinnerte er sich an seinen alten Biologielehrer, 'Das Problem im Wasser ist nur die Atemluft.' Einen Druck verspürte er jedoch nicht, aber da die Schwerkraft ohnehin eine der kleineren Elementarkräfte war, dachte er auch nur noch kurz über derartige Problemchen nach, bevor er sich wieder bewusst seinem Vortragsthema widmete.

Die Einspeisung der Informationen wurde ähnlich der optischen Reize in dem Raum über ihm über eine vielzahl externer Einflüsse realisiert. Zu diesem Zweck musste der Körper wohl auch in der Schwebe gehalten werden, denn es gab eine vielzahl sensorischer Elemente auf der Haut, mit denen die Reaktion seines Körpers mit den übermittelten Reizen korreliert wurde. Dadurch wurde sichergestellt, dass man auch die richtigen Reize über die direkten Sensoren ins Gehirn schickte und der Körper als Gesamtes darauf auch wie erwartet reagierte. Durch niederwellige Strahlung aus allen Richtungen des Raumes, die in ihrer Frequenz abgestimmt wurden, wurden elektrische Reize in den verschiedenen Regionen des Gehirns angewendet, ohne dass man die dazwischenliegende Materie hätte durchdringen müssen. Diese Art der Punktanregung war ihm im prinzip schon bekannt, nur die präzision des hier vorgeführten erstaunte ihn. Was ihn jedoch erst auf den zweiten Blick und bei direktem Nachdenken überraschte war die Tatsache, dass die angewendeten Strahlungen eigentlich von einer anderen Art waren, als dass sie neuronale Wirkungen hätten entwickeln können. Tatsächlich schien sich die Strahlung selbst durch ihr Zusammenwirken auf den verschiedenen Frequenzen zu verändern.

Das warf sein fundamentales Weltbild jedoch ziemlich durcheinander. Bisher nahm er immer an, dass es die sechs fundamentalen Kräfte gab, die durch ihre Wirkungsweise durch die sechs Quarkarten nicht ineinander überführbar waren. Doch nun musste er sich eines besseren belehren lassen. Fürs erste nahm er dies jedoch einmal als gegeben hin und liess die Informationsflut über die Technik der Wissenseinspeisung weiter über sich ergehen, auch wenn er dies als interessant, aber nicht wirklich für ihn von Belang abhakte. Zu wenig würde er für sich mit diesem Wissen anfangen können, da die Grundlagen zu manigfaltig, die Technologie zu gewaltig war. Immehin hätte er für eine Reproduktion einer solchen Maschienerie nicht nur die Technologien der Antischwerkraft, der Strahlungsanregung und des neuronalen Feedbacks gebraucht, sondern auch die gewaltigen Energien, die ohne einen der externen Energieknoten wohl kaum erzeugbar gewesen wären, ganz zu schweigen von dem Archiv, aus dem die gesammelten Informationen aufbereiteten wurden und welches sicherlich über viele hundert Generationen angesammelt worden war. Die Art und Weise dieser Informationsspeicherung war ebenso unbeliebig, musste also eine spezielle Form haben, die, auch wenn sie sicherlich irgendwann automatisiert worden war, eine Menge Arbeit gemacht haben musste. Die Verkettung der Wissensblöcke untereinander war nämlich vollständig genug, dass man sich je nach weiteren Interessen nur ein kleines Stichwort herauspicken konnte und man alles, was das System darüber wusste, ebenfalls vorgesetzt bekommen konnte. Selbst, wenn es sich nur um ein Füllwörtchen handelte.

Dennoch brach er die Ausführungen des Avatars irgendwann ab, als er begann, die Geschichte der Erbauer in Persona einzeln aufzulisten. Das war ihm dann doch zu langwielig und belanglos. An seine nächste Frage brauchte er nur wage zu denken, da legte sein Gegenüber auch schon los. Die Schnittstelle zu seinen bewussten Gedanken war wirklich sehr fix wenn es um die Reaktion auf seine Wünsche ging. Die Frage nach der Natur der Materie hatte er eigentlich unbewusst so philosophisch gestellt, doch das System schien genau zu wissen, was ihn daran interessierte, schien seine gedachten Worte exakt interpretieren zu können. Endlich hatte er etwas gefunden, bei dem er wirklich mit vollem 'Interesse bei der Sache sein konnte, auch wenn er sich ohnehin nicht dagegen hätte wehren können wenn ihm die gesammelten Kochrezepte des Wüstenplaneten vorgesetzt worden wären.

Der Grundsatz, dass Energie und Materie im Grunde das gleiche sind, galt nach wie vor. Dies war auch der Grund, warum diese Systeme überhaupt funktionierten, denn wie sich herausstellte, war es ausgesprochen aufwendig gewesen, die Bestandteile der Ursprungssysteme zu aquirieren. Ihnen war wohl klar gewesen, dass man zur manipulation einer vierten oder fünften Raumdimension auch etwas benötigen würde, was aus dieser Dimension stammte, um eine Kraft darauf ausüben zu können. Allerdings besteht die normale, barionische

"normale", leuchtende Materie, im Gegensatz zu der dunklen materie

Materie eben nur aus drei Dimensionen und somit aus zwei Quarksorten. Die anderen mussten irgendwann einmal von irgendwo her gekommen sein, um sie dazu nutzen zu können sie zu erforschen. Nachdem man dann irgendwann ihre Eigenschaften, ihre Energiesignatur herausgefunden hatte, war es kein wirkliches Problem mehr, diese mit Hilfe der unbegrenzt zur Verfügung stehenden Energie selbst zu erzeugen, diese Materie selbst zu erschaffen. Doch bis dahin war es ein weiter weg gewesen, im wahrsten Sinne des Wortes.

Es muss selbst für die Omnychron eine aussergewöhnliche Reise gewesen sein, als sie auf der Suche nach den fehlenden Teilchen gewesen sind. Und eine ungewisse obendrein, denn sie wussten nicht empirisch, ob sie die Teilchen, die sie suchten, tatsächlich auch nachweisen werden könnten und selbst wenn, ob sie diese dann auch in der Lage waren einzufangen und zu lagern. Es war weit schwieriger als die Produktion von Antimaterie als Energiespeicher in ihrer Vergangenheit, die ja im Grunde auch bloss Materie war, die auch die hinlänglich bekannten Kraft- und Magnetfelder reagierte. Dieses mal mussten sie ein Feld erfinden, dessen Wirkungsweise und Kraft sie erst erforschen konnten, wenn sie die Materie, auf die diese wechselwirken sollten, auch gefunden hatten. Es war mehr als ein fischen im Trüben, denn dabei hätte man ja zumindest gewusst, dass die Angel funktionierte, weil man sie auch an einem anderen Teich hätte ausprobieren können. Das war hierbei nicht möglich.

Eine Mannschaft wurde in Tiefschlaf versetzt und auf die lange Reise geschickt. Sie mussten ausserhalb jeglicher Galaxienansammlungen, jenseits der grossen Mauer

die "grosse Mause" ist ein breiter, bandartiger Galaxienhaufen, der sich quer durch das uns bekannte Universum zieht!

in einem Teil des Raumes suchen, in dem sonst rein gar nichts war. Die Teilchendichte in diesem Bereich musste noch weit niedriger sein als in dem besten Vakuum, welches sie im Nichts erzeugen konnten - und das war schon um Potenzen besser als die Leere des Raumes ausserhalb ihrer Galaxie. Dort und nur dort würden die Felder, die sie zu generieren hatten, von den sonst vorhandenen Teilchen nicht mehr gestört werden. Dies konnte keiner ihrer Computer leisten, auch wenn ihnen mehr als genug Rechenleistung mit auf den Weg gegeben wurde. Die Interpretation der Daten und die Bewertung des möglichen Erfolges konnte zu diesem Zeitpunkt noch kein portables System leisten. Einzig der Entwicklungscomputer wäre dazu in der Lage gewesen, doch der war einfach zu gross und zu Energieschluckend, als dass er auf ihr Schiff gepasst hätte. So gesehen waren die Omnychron auch ihren am weitesten entwickelten Computern nach wie vor überlegen. Der Tiefschlaf und die dadurch vergangene Zeitspanne sollte ihnen aber im nachhinein noch weit mehr zu schaffen machen, als man es bedacht hatte, denn die Zeit konnten sie auf ihrem Planeten nicht langsamer vergehen lassen, mussten also tatsächlich einige tausend Jahre auf das Ergebnis ihres Experimentes warten. Portale gab es zu dieser Zeit ebenfalls noch nicht, doch selbst wenn, hätte man noch eine Gegenstelle benötigt. Auch die Überlichtgeschwindigkeitsreise war in ermangelung entsprechender, exotischer Materie noch nicht möglich. Dies sollte erst ein direktes Resultat der neuen Forschungsergebnisse sein.

Doch der Computer hatte im Vorfeld ganze Arbeit geleistet, die Grundlagen, auf denen ihre neue Technologie beruhte mit der sie in die nächsten Dimensionen vordringen wollten, war in der Tat makellos. Das Kraftfeld, welches sie nicht einmal nachweisen oder gar spüren konnten, breitete sich aus und fing nach und nach immer mehr der Teilchen ein, die aus eingen der noch fehlenden Arten Quarks bestanden. Was sie jedoch nicht bedachten war die Wirkungsweise dieser wahrhaft exotischen Teilchen. Ihre Ansammlungsrate war exponentiell doch ihre Wirkung auf das Licht wurde nur linear grösser. Dennoch machte sich die Menge der Teilchen, die sie einsammelten, schon auf die Wirkungsweise des Kraftfeldes bemerkbar, welches Stetig schwächer wurde obwohl die Energiebelastung nicht höher wurde. Als das Feld dann nach Angaben des Computers kollabierte und abgeschaltet werden musste hatten sich schon so viele Teilchen versammelt, dass sie das Licht einsammeln konnten. Wenn sie eine Masse gehabt hätten, wäre die Analogie zu einer Sonne sicherlich gross gewesen, auch wenn das Entstandene Objekt wesentlich kleiner in seiner Räumlichen Ausdehnung - wenn man es denn überhaupt so nennen konnte, da sie nicht nur in den normalen, drei Raumdimensionen existierten - gewesen war. Zumindest hatten sie nun den Nachweis erbracht, dass es diese Teilchen gab und dass sie mit dem Licht wechselwirkten, sie also auch eine Auswirkung auf den Normalraum hatten. Ausserdem konnte man nun beim Licht von etwas sprechen, das in mehr als den bekannten Raumdimensionen existierte. Die Mission war schon zu diesem Zeitpunkt mehr als erfolgreich.

Das erschaffene Objekt schien obendrein stabil zu sein und gewisse Eigenschaften zu haben die der Computer nicht vorhergesagt hatte. So krümmte es zwar das Licht, jedoch in die entgegengesetzte Richtung, als es dies in schwarzes Loch getan hätte. Diese Teilchen schienen also die Gegenkraft zur Gravitation zu sein. Doch zu diesem Zeitpunkt beschränkte man sich darauf, ein paar dieser Teilchen zu allozieren und irgendwie in ihre Labors zu schaffen. Das grosse Objekt war dafür ungeeignet, da jede weitere Anwendung des Kraftfeldes, dieses nur noch mehr vergrösserte. Man entschloss sich also, noch ein stück weiter zu fliegen und das Experiment zu wiederholen und schliesslich hatte man in sicherer Entfernung zu ihrem ersten Versuch auch schon eine zweite, derartige Ansammlung geschaffen, die jedoch früh genug klein gehalten worden war, so dass die Menge transportierbare Ausmasse nicht überschritt. Zumindest dachte man dies, denn man ging von den rein räumlichen Abmessungen des von ihnen generierten Objektes aus.

Um es zu transportieren musste es jedoch irgendwie anders manipuliert werden als mit dem Kraftfeld, mit dem man die Teilchen initial eingefangen hatte. Der Computer bot dazu keinerlei Lösungsvorschläge an und auch das Team war nach einigen Tagen des herumprobierens und Formel-wälzens ausgesprochen ratlos. Man versuchte sogar, den Heimatplaneten zu kontaktieren, wobei man sich im klaren war, dass dies einige Zeit in Anspruch nehmen würde und bereitete sich schon auf einen erneuten Tiefschlaf vor, um die Antwort abzuwarten. Die Lösung kam dann jedoch wie so oft in der Wisenschaft durch einen Zufall.

Einer der Techniker wollte sich das ganze einfach mal bei Licht anschauen und stellte einen der Bordscheinwerfer, die eigentlich dafür gedacht waren bei Reparaturen die Bordhülle zu beleuchten, direkt auf das Objekt, das bewegungslos vor ihnen im Raum stand. Als der Scheinwerfer es traf, stand es nicht mehr bewegungslos da, sondern war von dem Strahler ein wenig angestossen worden, trieb nun von dem Schiff weg. Die Wechselwirkung mit dem Licht funktionierte also auch in die andere Richtung.

Was dann folgte war eher eine primitive konsequenz als denn wirkliches, wissenschaftliches arbeiten. Die Wissenschaftler an Bord hatten sich auch ein wenig zurückgezogen, als sie von ihren Technikern so vorgeführt worden waren, und beschäftigten sich lieber mit neuen Theorien, mit dem benutzten Kraftfeld und mit Resultaten über die Lichtforschung, die sich aus diesen Ereignissen ergaben. Die Techniker hingegen bauten eine kleine Vorrichtung - in gewissen massstäben war sie klein - um den Rückstoss des Objektes auszunutzen. Ausgehend von der Idee der Lichtwechselwirkung konstruierten sie eine Sphere, die an einigen Stellen zu öffnen war, die sie dann um das Objekt legten. Diese Sphere war in ihrem Innern mit einem Material beschichtet, das Licht in jeglicher Wellenlänge und Art zu reflektieren in der Lage war. So weit war die Lichtforschung schon gewesen, dass man sich mit Spiegeln einigermassen auskannte. Da sie davon ausgingen, dass das Licht im normalfall von allen Seiten in gleicher Weise auf das Objeht fallen würde und es nur deshalb so still im Raum stand, gab es die Öffnungen, durch die sie dann das Umgebungslicht der weit entfernten Sterne einlassen wollten um das Objekt zur Bewegung anzuregen. Die reflektierenden Flächen sollten dessen Eigenbewegung dann so auffangen, dass sich die ganze Sphere mitbewegte. Zusammengesetzt wurde diese Hülle von allen Seiten gleichzeitig, so dass man zumindest während der Erbauung, keine Eigenbewegung des Objektes annehmen musste. Und wenn doch, so verliess man sich auf stabilisierende Lampen, die man zur Sicherheit vollständig um dessen Zentrum herum positioniert hatte, welche externe Einflüsse minimieren sollten.

Soviel zur Theorie. Man implementierte erst einmal eine Fernsteuerung für das System um es zu testen, bevor man das Raumschiff selbst ankoppelte. Dies entpuppte sich auch als bitter nötig, denn der erste Versuch führte fast zum Verlust der Vorrichtung. Nicht, dass es nicht funktioniert hätte und ihnen das ganze um die Ohren geflogen wäre - es funktionierte vielmehr viel zu gut. Denn kaum hatten sie eine der Kammern einen Spalt weit geöffnet, da war die Sphere auch schon weg. Die Automatik reagierte sofort, doch als die Abschaltung einsetzte und versuchte, die Sphere zu stabilisieren, war sie auch schon einige tausend Lichtjahre weit entfernt. Zwar war sie nicht schneller gereist, als es durch das Licht, auf das sie als Antrieb angewiesen war, möglich war, doch hatte das Signal eine zu lange Strecke zu überbrücken, hatte die Sphere zu weit einzuholen, als dass es schneller möglich gewesen wäre. Alleine die Reise, die Sphere einzuholen, dauerte schon einige Wochen.

Man korrogierte das Problem, indem man die Einlässe noch kleiner machte und verpasste dem ganzen auch eine eigene Automatik, damit es sich im Notfall selbst abschalten, sich selbst ausbremsen konnte. Der zweite Test funktionierte dann schon wesentlich besser. Man war nun in der Lage, die Flugrichtung ihres neuen Antriebes vollständig zu kontrollieren und auch die Geschwindigkeit in geradezu infinitesimalen Schritten zu manipulieren. Wohl kaum in der Geschichte der Omnychron oder irgend eines anderen Volkes, hatte eine derartige Entwicklung, nicht weniger als ein Quantensprung in der Antriebstechnung, so wenig Zeit in Anspruch genommen und so schnell zu etwas so perfekt funktioierenden geführt.

Die Rückreise immerhin mit fast-Lichtgeschwindigkeit, überdauerte man im Schichtbetrieb. Ständig war zumindest eine Person wach, während die anderen im Tiefschlaf lagen. So wollte man sicher gehen, dass diese, trotz allem nach wie vor experimentelle Technologie, sich nicht gegen sie wandt. So waren sie schon nach wenigen Jahrzehnten wieder im Bereich ihrer eigenen Galaxie und parkten das Objekt am Rande derselben. Die Kommunikation mit der Basis war ja nun wieder möglich und so erfuhr man dass das Zentralkommitee keinerlei Risiko eingehen wollte indem man es zu nah an ihren Heimatplaneten heran gelassen hätte, so lange man nicht genug von dieser Materie wusste. Womöglich würde es einen guten Grund haben, warum dieses Zeug nicht in der Nähe irgend einer normalen Masseneansammlung existierte, sondern nur derart weit draussen.

Doch die Furcht vor einem fatalen Unfall mit galaktisch katastrophalen Folgen war unbegründet, denn ein wirkliche Reaktion normaler Materie gab es auf die Existenz der neuen Teilchen nicht, womit auch nichts kaputt gehen konnte. Der Effekt auf das Licht war für die übrige Materie in der Umgebung dieses generierten Objektes vollkommen Belanglos, ging in der Hintergrundstrahlung einfach unter. Und doch, endlich hatte man die Möglichkeit, sich über weitere Dimensionen auszubreiten, konnte Theorien bestätigen lassen, konnte sich die Eigenschaften der neuentdeckten Teilchen zu Nutze machen und sie durch die eigenen Generatoren selbst erschaffen. Energie ist das gleiche wie Masse, und bloss weil diese Masse für die Omnychron zu diesem Zeitpunkt noch nicht messbar war, hiess das nicht, dass sie nicht ungleich null war. Doch auch dies war ein punkt, in dem dieser uralte Merksatz eigentlich falsch war, denn auch Teilchen ohne jegliche Masse, konnten mit Energie gleichgesetzt werden - sonst würden sich gravitatorische Veränderungen nicht derart schnell verbreiten.

So kamen die Omnychron dann, durch die simple Forderung der Theorie nach Symmetrie in der Materie, zur Entdeckung der noch fehlenden Quarks. Genaugenommen entdeckten sie nur diese eine, weitere Sorte, konnten aber durch die Abbildung der Eigenschaften der nun bekannten drei auf die energetischen Signaturen der noch fehlenden drei schliessen, und auch wenn sie diese nie benötigten, war das Wissen über deren Existenz und Ausprägung, deren Eigenschaften doch seit dem immer vorhanden gewesen.

Der Gedanke, was man wohl mit den anderen dreien noch alles anstellen können würde, liess ihn schon wieder abschweifen. Die Tatsache jedoch, dass das System seine Gedanken nicht gleich wieder als Frage interpretierte und versuchte, diese zu beantworten leiss durchblicken, dass diese Frage für den Computer nicht zu beantworten war. Offenbar gab es keinerlei Erfahrungen, gab es keinerlei Theorien zu weiteren Technologien rund um und mit den anderen Quarks, die man entwickelt hatte. Andernfalls war er ja auch erst im zweiten der Archive angelangt und hoffte nun, dass sich ihm noch mehr der Wissensschätze der Omnychron in den anderen Gebäuden erschliessen würde.

Jedoch brachten ihn diese Überlegungen wieder einmal auf den Entwicklungscomputer, der ihn nach wie vor brennend interessierte. Zu gerne würde er sich ihn einmal anschauen, würde ihm direkt eine Frage stellen bloss um zu sehen, wie er damit umgehen würde. Das System legte wieder einmal los zu erzählen, fing direkt mit den Bauplänen und den Speicherbänken des Computers an, berichtete etwas von den verwendeten Materialien und vom Prozessorausbau des ganzen, erzählte auch kurz von der breite der Datenanbindung an die übrigen Archivsysteme, endete dann jedoch schon mit der Erwähnung, dass die künstliche Intelligenz in ihrer Verfassung eingeschränkt wäre um die Sicherheit zu gewährleisten, und dass der Computer nach einem gesellschaftlichen Problem dann in die Tiefen des Planeten zu anderen Systemen verschoben wurde.

Kein Wort wurde verloren über die internen Baupläne, über die Architektur der digitalen Systeme, über die Absicherung der KI selbst und natürlich die Vorgeschichte, die Entwicklung der künstlichen Intelligenzen an sich. Doch es kam noch dicker, denn auf ein direktes Nachfragen, ein bewusstes Denken dieser Fragen bekam er die ausgesprochen verwundernde Antwort 'Diese Information unterliegt einer Sperre.' Keine Begründung, keine Beschreibung der Sperre selbst, nichts weiter, nur eine Sperre. Er konnte es kaum glauben, war das System doch sonst immer sehr auskunftsfreudig gewesen, und hatte selbst wenn es einmal keine ausreichende Antwort parat hatte, zumindest eine Begründung für das Informationsdefizit nennen können. Doch dieses mal wollte es sich sogar auf weiteres nachfragen keine andere Antwort entlocken lassen als die, dass es eine Sperre gebe.

Damit musste er sich wohl vorerst zufrieden geben. Wahrscheinlich war sie irgendwann einmal eingesetzt worden, damit der Kult um den Computer, an dessen Entdeckungen ihre Welt so sehr hing, nicht wieder auferstand und wie ein Bushfeuer grassierte, zu gross waren seinerzeit die Risiken des Überhandnehmens gewesen, in zu grossem Glück wähnte man sich, als dieser Kult so glimpflich zu Ende ging, man so einfach davongekommen war, ohne gesellschaftlichen Umschwung, ohne Bürgerkrieg oder Aufstände, es gab nicht einmal Demonstrationen. Vielleicht hatte damals das aprupte Entfernen des Objektes der Begierde aus dem unmittelbaren Sichtfeld seiner Anhänger zu einem Überdenken der eigenen Position auf beiden Seiten geführt, die einen die sich besannen und darüber nachdachten, was sie da eigentlich verehrt hatten und die anderen, die den Kult um dieses Objekt durch seine Zurschaustellung überhaupt erst gefördert hatten.

Weite wollte er dann aber auch schon nicht mehr nachwühlen, wollte sich nicht in eine Sackgasse verrennen so wie seine Anhänger es damals teilweise getan hatten als sie zugunsten des Kultes ihre eigenen Forschungen aufgegeben hatten. Jetzt war er hier, um sich weiter zu bilden, um sein technisches Wissen weit über den Horizont hinaus zu entwickeln, welcher es ihm ermöglichte, sein Raumschiff mit solch kleinen Kunstgriffen zu einem Hyperraum-fähigen Gefährt zu machen. Jetzt wollte er noch mehr. Wenn er das nächste mal zu einem Flug abhebe würde, wollte er weit bessere Überlebenschancen haben als beim letzten mal, als es eher Glück war, dass er mit heiler Haut aus dem Wrack seines Gleiters entsteigen konnte.

Was ihn dabei Anfangs vor allem interessierte waren Technologien für die fliegenden Gefährte selbst. Und er wurde fündig. Und wie er fündig wurde. Das System begann langsam mit der Aufzählung möglicher Antriebe und ihrer technischen realisierung sowie deren theoretischen Grundlagen. Der Entwicklungsweg interessierte ihn mittlerweile schon nicht mehr so sehr, dafür war er bei seinem letzten Versuch, dort etwas interessantes zu finden zu sehr enttäuscht worden, was ja in der Kenntnisnahme des Entwicklungscomputers resultierte. Dieses mal wollte er sich nur noch auf die Resultate konzentrieren. Nun bekam er genau diese im Überfluss geliefert. Er begann auch gleich mit den ersten Antrieben, die die Omnychron in Benutzung hatten, reine chemische Antriebe, wie er sie aus seiner Herkunftswelt her kannte. Im Gegensatz zu ihnen hatten die Omnychron diese jedoch schon nach wenigen Jahren schon während der Testphasen abgelegt und als zu verschwenderisch abgelehnt. Man wollte lieber auf dem Boden bleiben als sich mit derartigen Gefahren in jeder Hinsicht auseinandersetzen. Die verbauten Rohstoffe waren ihnen zu wertvoll, die Verschmutzung ihrer Biosphäre zu gewaltig und die Gefahren bei nichtfunktionieren sowohl für Benutzer als auch für Umfeld zu endgültig, als dass es die Entdeckungen rechtfertigen würde, die man damit in Aussicht hatte. Stattdessen wurde schon bald auf Neutrinoantriebe gesetzt, die jedoch nur in eine Richtung funktionierten, von der Sonne weg. Zumindest anfangs. Die Sonne erzeugt zu jeder Zeit mehr oder weniger viele Neutrinos, die normale Materie beinahe Reaktionsfrei durchfliegen. Man hatte jedoch die Entdeckung gemacht, dass man gewisse Stoffe durch Energie und Licht so beeinflussen konnte, dass sich zwar keine Reaktion, aber eine Kraftübertragung ergab, von der man dann den Schub für ein Raumschiff abgreifen konnte. Allerdings wollte dies in der ersten Generation dieser Kraftfelder nur vollständig funktionieren, es wurde also die Energie von allen auftreffenden Neutrinos genutzt, die von der nächsten Sonne natürlich mehr waren als aus der Gegenrichtung, man also nur von der eigenen Sonne wegfliegen konnte - das dafür jedoch mit fast Lichtgeschwindigkeit, schneller waren die Neutrinos leider nicht. Für den Rückweg musste man dann auf das Licht einer Sonne am Zielort setzen, die man auch zum Abbremsen des Fluges brauchte. Das ganze war also flugtechnisch eine ziemliche Einbahnstrasse, aber extrem energieeffizient und für viele Fälle durchaus anwendbar. Schon die zweite Generation dieses Prinzips jedoch konnte das Kraftfeld in eine bestimmte Richtung lenken und dabei nur diejenigen Neutrinos auffangen, die tatsächlich auch aus dieser Richtung kamen. Man war nun in der Lage, dieses Flugprinzip in jede beliebige Richtung zu lenken, da Neutrinos auch von den entferntesten Sternen kommen und aufgefangen werden können, wenn auch in geringerer Intensität. Selbst für planetare Flüge konnte es eingesetzt werden und nicht nur für Flüge, auch für fahrende Mobile.

Was blieb war jedoch noch lange Zeit die Grenze der Lichtgeschwindigkeit, die zu überwinden erst interstellare Flüge wirklich möglich machte. Selbst zu einem der Nachbarsysteme dauerte ein Flug sonst einige Jahre bis Jahrzehnte, und diese waren leider in jeglicher Hinsicht uninteressant. Ebenfalls unbrauchbar für wietere Flüge wurde dies durch die notwendige Beschleunigungsphase, da ein Schild für brauchbare Beschleunigungsraten doch sehr gross sein musste. Es musste ein neues Prinzip her, welches diese Probleme anging. Dies dauerte jedoch in Anbetracht des ersten Sprunges vom chemischen zum neutrinogetriebenen Antrieb geradezu ewigkeiten. Das lag wohl auch daran, dass der Neutrinoantrieb von der öffentlichkeit durchaus als Umweltschonend angesehen wurde und durch seine miniaturisierbarkeit auch auf breiter Front eingesetzt wurde. Selbst die unterirdischen transportsysteme wurden irgendwann damit angetrieben, da sich der Energieschild selbst nicht durch Materie beirren liess, durch die er hindurch gehen musste.

Man experimentierte dann ein wenig mit den verschiedensten Ansätzen herum, jedoch zumiest, um sie schon bald wieder in das Archiv zu legen, so verheerend konnten die Auswirkungen sein. Man versuchte es mit atomaren Antrieben, die auf Kernspaltung beruhten und einen chmischen Rückstoss erzeugten. Das Problem des Antriebsmittel sowie für den Rückstoss, als auch als Spaltungsmaterial wurde dabei nie gelöst, machte es für interestellare Flüge uninteressant weil zu aufwendig und für intrasolare Flüge ungeeignet, weil man die risiken der externen Verseuchung nicht einzuschätzen wusste - und auch niemals recht konnte. Eine weiterentwicklung war die, eine thermonukleare Reaktion hinter dem Schiff auszulösen, deren Druckwelle dann von materie-schutzschilden aufgefangen wurde und das Schiff beschleunigte. Das löste zwar das Beschleunigungsproblem, töte aber im extremfall gleich die Besatzung, wenn nicht durch die entstehende Strahlung, dann zumindest durch die auftretenden Beschleunigungskräfte, die man zu diesem Zeitpunkt noch nicht auszugleichen wusste. Jedoch wäre selbst das nicht das grösste Problem gewesen, da man vorher aus Solarsystemverschmutzungsgründen einen zu grossen Sicherheitsabstand hätte erreichen müssen, den man auch mit dem Neutrinoantrieb erreichen konnte, wobei man zu diesem Zeitpunkt ausserhalb des Sonnensystems bereits schnell genug gewesen wäre, dass der Schub des thermonuklearen Antriebs hinter ihnen verpufft wäre.

Die Entdeckung des abschirmenden Effektes von spraleitenden Materialien unter beeinflussung eines ähnlichen Lichtfeldes auf die Gravitation war dann der wesentliche Fortschritt, den die interstellare Reise noch gebraucht hatte. Ebenso fiel, gewissermassen als Abfalleffekt, der Tangentialgravitationsantrieb dabei ab, der sich genau diese Abschirmung der Schwerkraft zu Nutze machte, um sie in eine bestimmte Richtung zu lenken und dabei den Körper, von dem das ganze ausging, zu beschleinigen. Dadurch, dass der Körper selbst jedoch sein Gewicht infolge der Abschirmung verloren hatte, ging dies mit einer fast grenzenlosen Beschleunigung einher, die auch die Omnychron unter normalen Umständen nicht ausgehalten hätten. Jedoch wirkte die Abschirmung natürlich auch auf die Insassen und sorgte so für einen Stressfreien Flug. Nur mit diesem Antrieb war es ihnen möglich gewesen, auch die entfernteste Region des Universums, weit hinter der grossen Wand zu erreichen, an dem sie dann das noch fehlende Teil zu ihrem Antriebspuzzle gefunden hatten - einige der noch fehlenden Quarks. Mit ihrer Hilfe wurde dann endgültig die Fluggeschwindigkeit auf die Lichtgeschwindigkeit beschleunigt, mitsamt den zeitverzerrenden Auswirkungen eines solchen Fluges sowohl auf die Insassen, als auch auf die unmittelbare Umgebung.

So war es nach einiger Forschungsarbeit zwar möglich, dass sie innerhalb eines, für das universum selbst vergangenen Tages ihr Ziel erreichen konnten, jedoch für die Insassen, auch wenn sie nicht alterten, dennoch einige Jahrhunderte verstrichen, in denen sie sich irgendwie beschäftigen mussten. Ein durchaus nicht zu verachtenden Problem, da die Psyche noch bei weitem nicht so erforscht war wie die Physik des restlichen Universums.

Damit war die Entwicklung von Antriebstechnologien sogar schon fast an ihrem Ende angelangt, denn was danach kam konnte man wirklich nicht mehr als Antrieb im eigentlichen Sinne bezeichnen. Vielmehr wurde die Foschung auf die manipulation von Kraftfeldern verlagert, die es ihnen ermöglichten, nicht nur sich selbst zu schützen, sondern auch den Raum selbst zu verzerren.

Begonnen wurde dabei tatsächlich mit der Intention, einen besseren Antrieb bauen zu können. Man dachte sich, dass man die Lichtgeschwindigkeitsschranke nur überwinden können würde, wenn man sich aus diesem universum entfernen würde ud ausserhalb des normalen Raumes reiste. Dabei lagen sie wohl gar nicht einmal so falsch, bloss dass der Raum eben nicht nur die vier dimensionen umfasste, in denen diese Lichtschranke gültig war, sondern eben noch weitere Dimensionen, an denen sie sogar durch die zusätzlich entdeckten Quarks gekratzt hatten. Doch deren Hilfe wurde dabei noch nicht direkt gebraucht. Den Raum zu krümmen wie ein schwarzes Loch nahm man sich vor, jedoch ohne dabei auf die gravitatorischen Hindernisse zu stossen, wie es bei einem solchen der Fall gewesen wäre. Einen Raum im Raum schaffen, ohne dabei Masse zu konzentrieren oder auch nur anzuziehen, das war das Ziel. Und die Bewegung dieses Raumes durch das Universum, dafür hatte man schon fertige Theorien angesammelt. Das Feld, mit dem man die neue Materie angesammelt hatte, schien als geeignet, um ein solches Feld in sich abzuschliessen und ein Schiff darin einzuhüllen. Man erschuf mit seiner Hilfe eine Blase, die den Raum abschirmte und in dessen Zentrum des Schiff gehalten wurde. Es zentrierte sich dadurch, dass der Raum sich stets selbst einen neuen Mittelpunkt suchte und alle verfügbare Masse darauf zentrierte. Man brauchte also bloss noch das Schiff innerhalb des Feldes zu verschieben und der Unterraum würde sich durch den Normalraum bewegen, weil er sein Zentrum zu bewegen versuchte. Dazu wurde ganz primitiv der Generator für dieses Feld innerhalb des Schiffes verschoben. Da das Feld nicht Punktsymmetrisch war, konnte man durch eine Achsdrehung des Generators die Bewegungsrichtung sehr präzise beeinflussen, einzig die Lage des Feldes innerhalb des Normalen Raumes veränderte sich nicht mehr, wenn es einmal eingeschaltet war. Ebenso war es sehr schwierig, durch das Feld hindurch nach aussen zu sehen um anhand der sichtbaren Sterne zu navigieren. Doch bei den Distanzen, für die diese Reisemöglichkeit gedacht war, brauchte man solche Steuerungspräzision eigentlich gar nicht und bei kürzeren Flügen benutzte man einen der anderen Antriebe. Dies machte die Schiffe zwar immer ein Stück grösser, doch war der Gewinn durch diese Massezunahme weit grösser als die Investition.

An diesem Punkt endete die Erklärung der Antriebstechnologien auch schon mit einem Vermerk, dass man weitere Raumschiffdesigns in anderen Archiven finden würde. In Anbetracht dessen, was er da gerade gelernt hatte, was er für vielfältige Möglichkeiten und Grundlagentechnologien kennengelernt hatte, konnte er sich kaum vorstlelen, wie viel phantastischer dies denn noch werden könnte. Die Omnychron hatten es nicht nur geschafft, schneller als das Licht zu fliegen, sie konnten sogar den Raum selbst verändern, hatten die Schwerkraft unter Kontrolle und selbst die Zeit selbst war ihnen untertan - zumindest in gewissen Grenzen. Was hätte da bloss noch alles kommen können? Seine Gedanken konnten nicht lange genug abschweifen um sich einen Reim auf diese Ankündigung machen zu können, da meldete sich auch schon der Avatar wieder, um ihn nach weiteren Dingen zu fragen, die er noch wissen wollte. Wahrscheinlich hatte das System keine Frage in seinen Gedanken finden können, die es noch selbst hätte beantworten können.

Also musste er sich selbst nach einer neuen Frage umschauen. Was ihn dabei noch interessierte klang in der Beschreibung der Raumschifftechnologien ebenfalls schon einmal an, nämlich die Schutzschilde. Kaum hatte er diese Beschreibungslücke memorisiert, da kamen auch schon die Bilder, wieder einmal in chronologischer Reihenfolge. Und einmal mehr hätte er beeindruckter nicht sein können.

Begonnen wurde mit dieser Entwicklung vergleichsweise spät. Hatte er bisher den Eindruck, dass mit der Inbetriebnahme des Entwicklungscomputers die Technologien auf allen Bereichen gewissermasen explodierten, war die Entwicklung der Schutzschilde eine direkte Folge der notwendigkeit des Schutzes vor den Folgen der Strahlung ihrer nuklearen Antriebe gewesen. Alle Kraftfelder, die sich zuvor entwickelt hatten, waren immer nur zur Energiegewinnung oder zu Antriebszwecken gewesen. Das war ein völlig anderes Gebiet, denn die Form war dabei im Grunde nebensächlich und auch die Energie des Feldes selbst war selten Thema. Die Schutzschilde jedoch hatten jedes mal sehr spezifische Anforderungen und jede spzifische Lösung hatte ihre vor und Nachteile. Von Anfang an kannte man Mangetfelder, die man versuchte auszudehnen und über ihre Leistung und Generierungsfrequenz einzelne Teilchengruppe abzuschirmen. Das ging bei den Gammastrahlen der thermonuklearen Explosionen auch sehr gut, war für direkte Kollisionen mit nichtmetallischen Gegenständen jedoch ungeeignet. Die Felder zur lichtmanipulation von Gegenständen waren ebenfalls auf gewisse Frequenzen ausgelegt die mit der Teilchenschwingung sowie deren Temperaturfrequenzen korrelierten, dadurch zwar fast alle anderen Materialien durchdrangen, jedoch eben auch nur auf die entsprechend angepeilten Teilchen wechselwirkten. Man versuchte zwar, diese Teilchengruppe durch breitbandigere Felder auszudehnen, blieb jedoch insofern erfolglos, als dass der Energieverbrauch in keinem Verhältnis zu dem nutzen stand, den es erbrachte. Ebenso erfolglos blieb der Versuch, die manipulierten Teichen selbst als einen etwas materielleren Schild zu verwenden, der dann andere Teilchen und auch Strahlungen hätte aufhalten können. Dies scheiterte an der nackten zahlenmässigen Unterlegenheit der manipulierten Teilchen selbst im Vergleich zu dem erhofften Effekt auf ihre Umwelt.

Einer der Durchbrüche gelang dann mit einem Schild, der im Grunde aus zwi Feldern bestand, die sich in einem Zielbereich überlagerten und dort eine spürbare Reaktion verursachten. Ihre Frequenzen waren so abgestimmt, dass erst durch ihre Überlagerung eine bläulich schimmernder Bereich entstand, der fast nichts mehr hindurch liess. Er kannte dieses blaue schimmern schon aus der Stadt, von dem Kraftfeld um das Portal, das mitten auf dem Platz stand und an das er sich bisher icht herangetraut hatte. Jetzt lernte er auch endlich, ob seine Vorsicht gerechtfertigt war oder nicht. Jedoch war sie es nur zum Teil, denn das Feld ionisierte einfach alles, was in einen Einflussbereich kam, um es dann abzustossen. Dies ging in einer derartigen Geschwindigkeit und intensität, dass auch kleinstmeteoriten oder gar Geschosse davon abgehalten werden konnten und im schlimmsten Fall sogar zu ihrem Ursprung zurückgeschleudert wurden. Er wäre also selbst ionisiert und weggeschleudert worden, was sicherlich recht unangenehm geworden wäre. Allerdings stimmte das gezeigte Kraftfeld auch nicht exakt mit dem überein, welches das Portal beschützte, er hatte also noch gute Gründe sich den Vortrag weiter anzusehen. Der machte auch gleich weiter mit der nächsten Weiterentwicklung dieses Schildes, denn das Licht wurde davon ebensowenig beeinflusst wie Wärmestrahlung oder gar Schüsse aus Strahlenkanonen, auf die sie sehr viel später dann sogar trafen. In der Tat dauerte diese Entwicklung auch wesentlich länger als man bis zu dem Punkt des Ablenkungsschildes gebraucht hatte, war es doch nicht mehr nur Materie, die man innerhalb der hinlänglich bekannten Lichtgrenzen manipulierte, sondern Lichtschnelle Teilchen ohne Masse, deren Kontrolle nicht so trivial schien. Es gelang schliesslich durch die punktuelle Anwendung des Konzeptes der Raumkrümmung, die man auch für die Raumblasen genutzt hatte. Dabei ergaben sich gleich mehrere Konzepte, die man auch alle in der einen oder anderen Weise anwendete. Zum einen spannte man ein Netz um das Schiff, an dessen Knoten sich kleinstgeneratoren befanden, die jeweils kleinstblasen erzeugten, die ihre Aufgabe getrennt und als kollektiv erfüllten. Die Steuerung erfolgte auf die ganz alte Art über das Netz selbst, durch das die Steuerungssignale liefen. Es schien das Kraftfeld nicht zu stören, ob es von Gegenständen durchdrungen wurde, was man jedoch nicht weiter ausnutzen konnte. Für ihn vorstellbar waren in Anbetracht des mit Strahlenwaffen angreifender Gegner sogar Rammstachel, mit denen man den Gegner einfach aufschlitzen konnte. Doch kriegerische Absichten hatten die Omnychron nie wrklich gehabt und wenn, dann verbargen sie dies ausgesprochen gut vor seinen bisherigen Bemühungen mehr über ihre Geschichte zu erfahren. Eine weitere möglichkeit der Nutzung war die Gebietsweise Generierung der entsprechenden Raumblase, die dann nur zu Schutzbedürftigen Zeitpunkten aufgebaut wurde und danach wieder abgebaut werden musste um die Navigation auch weiterhin zu gewährleisten. Man dachte nicht, dass man einen Schutzschild wie diesen bei interstellaren oder gar intergalaktischen Reisen jemals brauchen würde - und behielt wohl auch recht damit.

Jedoch einer der wesentlichen Meilensteine war dann der persöhnliche Schutzschild. Es war ein Kraftfeld, der wirkte wie die Vereinigung der beiden anderen Prinzipien, also Raumkrümmung und Abstossung, dies jedoch aus physikalischen Gründen nicht über grössere Distanzen vermochte. Für ein Objekt im Meterbereich war es aber ausreichend, so dass man ihn in ein Schmuckstück integrierte und für den eigenen Schutz mit sich herumtragen konnte. Ein wahrhaft beeindruckendes Stückchen Technik, wenn man bedachte, dass die anderen Geräte zur Kraftfelderzeugung jedes mal im kleinsten Fall Kühltaschengrösse hatten und ansonsten in ihrer Grösse wie Mächtigkeit nach oben hin nicht beschränkt waren. So konnte man dem persöhnlichen Schutzschild die gleichen Eigenschaften geben, die auch die grossen Schilde für die Raumschiffe hatten. Man konnte die Wirkung sogar so weit minimalisieren, dass diese vollständig transparent wirkten und von der Aussenwelt nicht mehr wahrgenommen werden konnten. Der Geschützte erschien dann ganz normal, eben nur dass er faktisch unverwundbar auftrat.

Er konnte sich schon vorstellen, was das für eine Auswirkung auf Aussenweltler gehabt haben musste, wenn diese einen geschützten Omnychron aus einem Vulkan steigen sahen oder quer durch ein wildes Schlachtengetümmel spazieren. Den Gottstatus hatte dieser dann mit sicherheit schon erreicht, bevor er auch nur ein Wort gesagt hatte. Er konnte sich auch nicht vorstellen, dass gerade diese Möglichkeit nicht irgendwann irgenwo einmal misbraucht worden wäre - oder zumindest ausgenutzt, für welchen Zweck auch immer.

Doch die Schildtechnologiebeschreibung ging noch weiter. So wurde die Ausdehnung ebenfalls in die andere Richtung getrieben, wurden planetare Schilde implementiert, die den eingehüllten Planeten nicht nur faktisch unangreifbar im Subraum verschwinden liessen, sondern ihn auf diese Weise auch unsichtbar machen konnten. Offenbar hatte dies auf ihre Portaltechnologie keinerlei Einfluss, denn die vorgeführten Filmausschnitte zeigten einen Blick auf den grossen Platz aus dessen zentralem Portal auch während glühendem Schild noch Reisende heraus kamen und auch wieder darin verschwanden. Man schien sich also offenbar nicht einzuschliessen, wenn man den Schutzschild aktivierte. Was ihn jedoch spätestens in Bezug auf die planetaren Ausmasse der Schilde interessierte war dann die Energieversorgung. Darüber wurde bisher kein einziges Wort verloren.

Wieder kam ihm das Frage.Antworte-System seines neuronalen Erklärungsavatars zuvor und beantwortete ihm brav diese Frage, sei es, weil dieser Vortrag ohnehin angeschlossen war oder weil er einmal mehr eine Frage in seinem Hirn hatte lesen können.

Die Antwort war so einfach und kurz wie hochkompliziert und technologisch abgehoben. Die Enegie kam von ausserhalb. Zu dem Zeitpunkt, an dem man derart grosse Mengen von Energie benötigt hatte, hatte man bereits zwei andere Basistechnologien erforscht und auch technisch umgesetzt. Die einfachste Form, die Sonnensphere, wurde zu aller erst in Angriff genommen. Als dann ein Grossteil des Gitters um diesen einen Stern fertig war, an dem man die restlichen Energiekollektoren befestigen wollte und man auch schon einige davon installiert hatte reichte die Energie zumindest aus, um das Nachschubproblem zu lösen, denn man erzeugte sich die Materialien an Ort und Stelle selbst durch einen Energie-Materie-Umwandler, aus dem die Bauteile montagefertig herausgelaufen kamen. Sie hatten wirklich das ausgesprochene Glück gehabt, dass jede ihrer Entwicklungen Hand in Hand mit anderen, zeitlich passenden Neuerungen standen, die gegenseitig voneinander profitieren konnten und sich so in jeweils anderen Formen erst ermöglichten.

So konnte die Schildtechnologie nur funktionieren, weil die dafür benötigte Energie nicht in den Schiffen selbst generiert werden musste, sondern von der Sonnensphere geliefert wurde. Die Sonnensphere wiederum war nur möglich, weil man die schon kurz nach Baubeginn gelieferte Energie gleich in Bauteile umsetzen konnte, die an Ort und Stelle generiert werden konnten. Die verbindungslose Energieübertragung machte all dies möglich, welche schon früh aus der puren Notwendigkeit heraus geboren wurde da man erkannte, dass man nicht endlos Kabel legen konnte - schon gar nicht zu einem der Monde, auf denen sie in ihrer Anfangszeit ihre kleineren Sonnenkraftwerke aufgestellt hatten. Die Energie wurde durch Masselose Teilchen und deren Antiteilchen geliefert, die mit jeder beliebigen Geschwindigkeit reisen konnten, wenn sie erst einmal generiert und beschleunigt waren. Für die Stelle, an der sie gebraucht wurden, konnten sie in gebündelter Strahlform fokussiert werden, womit sich in ihrem Brennpunkt die Energieübertragende Wirkung entfaltete. Und für all das waren gerade einmal zwei ihrer Sonnenspheren notwendig, wurde mit dreien jedoch universell, da es so keine toten Punkte mehr in ihrer Galaxie gab. Für intergalaktische Reisen wurden dann andere, grössere Kraftwerke und auch gewaltigere Teilchenbeschleuniger und ihre Fokussierer notwendig. Daher hatte der Energieknoten, den er aum Rande der Galaxie gefunden hatte, auch die Grösse eine mittleren Mondes gehabt. Dabei war die Energiegewinnung selbst gar nicht einmal so aufwendig gewesen, es war die Übertragung, die derart viel Raum verbrauchte - und auch eine Menge der erzeugten Energie gleich selbst verschlang. Das Prinzip, aus der Expansion des Universums ihre Enegie abzugreifen, würde zwar die Expansionskonstante etwas verändern, jedoch war diese Veränderung so gering, dass sie nur theoretisch nachweisbar, aber faktisch nicht einmal zu messen sein würde, selbst wenn man sehr viele dieser gewaltigen Knoten gebaut und sie immerwährend unter Volllast betrieben hätte. Die Expansion des Universums selbst hätten auch sie nicht aufhalten können.

Mit diesen Informationen über die Energiegewinnungsprinzipien der Omnychron fing sein Geist an zu wandern. Offenbar war es weniger das Problem der Energiegewinnung selbst, welches sie so gewaltige Maschinen hatte bauen lassen, es war das Problem der Übertragung der selben. Das Prinzip der Expansionsrückgewinnung machte grundsätzlich sehr kleine Kraftwerke möglich, deren Energieausbeute mit ihrer Grösse exponentiell wuchs. Ein kleines, tragbares Gerät würde womöglich genug Energie liefern können, um einen persöhnlichen Schutzschild beliefern zu können, wenn er ihn nur sparsam genug anlegte. Seine Gedanken rasten um diese Idee, die er schon bald brannte irgendwie in die Tat umzusetzen.

Der Avatar tauchte wieder auf, unterbrach seinen Vortrag. Vielleicht war dieser auch schon beendet, er hatte bei seinen Überlegungen ohnehin nicht mehr richtig darauf geachtet. "Wenn sie wünschen, eigene, materielle Forschungen zu betreiben, wenden sie sich bitte an das Erweiterungszentrum." Das Gebäude, das er dann gezeigt bekam, war gar nicht einmal so weit entfernt. Wieder einmal würde er nicht sonderlich weit laufen müssen, wenn er es auf seinen Plan für einen Tagesausflug setzte, denn es lag ebenfalls in der Nähe seines Hauses, wenn auch nicht direkt an dem zentralen Platz. Interessanterweise war es wohl so, dass für seine Interessen nicht der Platz wirklich in der Mitte lag, sondern das Haus, das er sich ausgesucht hatte. Als die Ansicht wieder von dem Focus auf das Erweiterungszentrum zurück zu einer etwas weiteren Übersucht zurückfuhr, entdeckte er sofort sein Haus auf dem Plan, sah sein neues Reiseziel, den Platz um den die Archive waren und in der Mitte von all diesen Gebäuden lag sein Haus. Vielleicht sollte er einfach einmal jedes der Häuser in seinem Umfeld genauer untersuchen überlegte er sich noch kurz, bevor er sich dann versuchte ein neues Informationsgebiet herauszupicken.

"Aus Gründen ihrer persöhnlichen Sicherheit und Gesundheit ist eine weitere Informationsbetankung ihres Gehirns nicht empfehlenswert. Sie sollten mindestens einen Tag pausieren, bevor sie sich erneut einer derartigen Behandlung unterziehen. Möchten sie dennoch fortfahren?" fragte der Avatar höflich, aber bestimmt. Seine Gesundheit war ihm dann aber doch zu wichtig, als dass er das Risiko eingehen wollte, sein Gehirn zu rösten und so entschied er sich dann doch, sich von dem System abzukoppeln. Prompt wurde sein Wunsch erfüllt.

Kapitel 4: Wiedersehen mit der Vergangenheit...

Langsam wurde es wieder hell um ihn. Er hatte die Augen sofort aufgerissen, als er die virtuelle Erzählumgehung schwinden fühlte, wähnte sich jedoch noch immer in der schwerelosigkeitskammer, womit er auch nicht falsch lag. Leicht benommen nahm er die Kugel um ihn herum wahr, aus der er dann wieder nach oben schwebte wobei das Licht langsam seinen Wahrnehmungsfähigkeiten angepasst wurde. Jetzt konnte er auch sehen, wie kurz der Schacht war, durch den er zu Beginn der Unterhaltung gefallen war und tatsächlich waren es nur wenige Meter gewesen, nach denen er wieder in dem Raum mit dem virtuellen, nichtneuronalen Avatar stand, noch einen kurzen Moment durch das Loch im Boden unter sich hinunter schauen konnte, bevor der Lichtkegel sich dann ausdünnte und die Tür für ihn geöffnet wurde. "Einen schönen Tag noch." kam ihm der Wunsch des Systems fast schon sarkastisch vor. So lange wie er hier drin gewesen war, so viel wie er erzählt bekommen hatte musste der Tag eigentlich schon lange vorüber sein, konnte nicht mehr viel vom Sonnenschein für ihn übrig sein.

Er trat aus der Kammer, schaute ins Zentrum des Gebauedes, erblickte den erleuchteten Steingarten, mass dem jedoch keine weitere Bedeutung zu, denn was immer er hier sah konnte beziehungsweise musste eine holographisch materielle Simulation sein, so wie er es zuvor auch efahren musste. Genau so verhielt es sich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch mit den Lichtverhältnissen. Dann trat er vor die gläserne Tür, machte seinen ersten Schritt auf den Platz und traute seinen Augen nicht. Es war tatsächlich noch hell. Nicht nur das, es war sogar noch vor Mittag, die Sonne stand hoch am Himmel. Entweder es war schon einen ganzen Tag später, oder er war tatsächlich nur wenige Stunden, wenn überhaupt, in Behandlung gewesen. Jedoch fühlte er sich nicht sonderlich müde - zumindest nicht körperlich, bestenfalls angestrengt von den vielen Informationen, die er noch immer zu verarbeiten hatte. So gesehen hatte der Avatar sicherlich recht mit seiner Empfehlung, einen Tag der Ruhe vergehen zu lassen.

Müde war er nicht, er war ja im Grunde eben erst aufgestanden nach einem langen und sehr erholsamen Schlaf. Er überlegte kurz was er nun tun sollte, während er sich auf den Weg zu seinem Haus machte. Noch ein Archiv wollte beziehungsweise konnte er wegen der Empfehlung die er befolgen wollte nicht besuchen, es hätte ihn nur noch mehr Informationsflut erwartet, wobei er den ersten Batzen noch nicht richtig verarbeitet hatte. Etwas essen, darauf hatte er zwar Lust, aber es schien ihm ebenfalls nicht angemessen, da er auch dies gerade erst vor seinem Aufbruch am Morgen getan hatte und sein Magen ihm ausserdem bestätigte, dass es noch der gleiche Tag war wie der, an dem er losgezogen war. Stattdessen spazierte er einfach ein bisschen in der Stadt umher. Verlaufen würde er sich sicherlich nicht können und selbst wenn, dann gab es an jeder Stelle der Stadt ein aktivierbares Hilfesystem, das ihn wieder sicher zu seinem Haus, oder zumindest zu dem zentralen Portalplatz leiten würde. Aber was sollte ihn schon erwarten, immerhin war er das einzige lebende Wesen in der Stadt, im Notfall würde er einfach in irgend einem anderen Haus übernachten können.

Sein Weg führte ihn dennoch nicht wirklich ziellos durch die Strassen. An seinem Haus ging er vorbei, die Strasse daneben hinein und einige hundert Meter weit, da war er auch schon an dem Bau angelangt, den ihm der Avatar als Erweiterungszentrum vorgestellt hatte. Es war tatsächlich ein Einfallsloser, Schmuck und Stilloser Bau, in ähnlicher Art wie sein Wohnhaus, bloss ohne viele Fenster und mit nur einer Tür an der Front, einer weiteren, wesentlich grösseren an der Seite, die über die gesamte Höhe und mindestens die halbe Breite der Wand ging. Wahrscheinlich war diese dafür da, um grössere Entwicklungen der geneigten Erfinder vom Band laufen zu lassen, überlegte er sich. Was er jedoch vorhatte war eher etwas sehr kleines, etwas in der Grösse eines Schmuckstückes ähnlich der persöhnlichen Schutzschilde der Omnychron, nur eben als Energiequelle. Doch zu diesem Zeitpunkt wollte er diesen Schritt noch nicht wagen, sich eines weiteren Anschlusses an einen derartigen Neuralisator zu unterziehen, die Idee musste er ersteinmal zurückstellen. Aber er empfand es als Beruhigend zu wissen, wo sich der entsprechende Ort seiner Begierde befand.

Er verabschiedete sich wieder von seiner Erfindungswerkstatt und wandelte nun tatsächlich Ziellos durch die Strassen, versuchte dabei jedoch sich irgendwie im Kreis zu bewegen, um irgendwann wieder bei seinem Haus anzugelangen. Dabei behielt er den Baum - das Archiv für Biologische Angelegeneiten wie ihm mitlerweile als neue Bezeichnung in den Sinn gekommen war - immer zu seiner rechten neben sich und versuchte, den Abstand zu dem Klotz, den er ebenfalls über den Dächern der umstehenden Häusern sehen konnte, so abzuschätzen, dass er seinen Ausgangspunkt wiederfinden würde und auch wirklich zu seinem Haus zurückfinden konnte. Anfangs schlenderte er noch betont langsam, doch bald war ihm dies schlicht zu langweilig, zu ähnlich waren sich die Häuser um ihn herum, zu langsam wechselte der Stil der Architektur, auch wenn er es in der Tat langsam tat. Alsbald beschleunigte er seinen Gang etwas zu einem flotten Gehen, wurde an Kreuzungen immer mal wieder etwas langsamer um in die Tiefe der Strassenschluchten zu schauen und womöglich irgend etwas akut interessantes zu erspähen, doch dort fand er kaum mehr als auf dem Weg, den er ohenhin nehmen wollte. Die ganze Stadt war ohnehin radial um das Portalzentrum angelegt, so dass er auf einer Ringstrasse sein Ziel, also sienen Ausgangspunkt, im Grunde gar nicht verfehlen konnte, schlimmstenfalls verpassen. Auch vereinfachte dies den Blick in die kreuzenden Strassen, da der Blick nach rechts ja im Grunde immer der gleich blieb.

Einmal kam er an einen kleinen Platz, direkt neben der Strasse gelegen. Er war überdacht mit einer transparenten Folie, die seicht im Wind wogte und dennoch einen angenehmen Schutz vor der dauerhaft brennenden Sonne bot. Darunter sammelten sich verloren und vereinsamt wirkende Tische, machen in Brusthöhe, manche höher, manche tiefer, vielsagend über die Körpergrösse der Omnychron oder zumindest über die heterogenität der stadtischen Gesellschaft. Offenbar diente der Platz als Versammlungsort, für Gespräche so man sie denn noch persöhnlich begehen wollte und sich nicht auf die Unterhaltung über die Videoleinwand begnügte, die sicherlich schneller, direkter, müheloser gewesen war, vor allem wenn sich das Gegenüber auf einem anderen Planeten oder gar einer anderen Galaxie befand. Immer wieder stiess er auch auf Örtlichkeiten, die man am ehesten wohl als Getränkehallen hätte umschreiben können, Orte an denen kleinere Tische um eine Bar verteilt standen, viele Sitzgelegenheiten vorhanden waren. Zumindest gab es wohl eine Zeit, in der die Geselligkeit in dieser Gesellschaft sehr wohl existierte, wenn seine Interpretation richtig war. Es mag wohl die fünfte oder sechste gewesen sein, in die er dann auch eintrat um sie einer genaueren Inspektion zu unterziehen.

"Computer, spiel das Überwachungsvideo der letzten Besucher." sprach er einfach mal in den Raum in der begründeten Erwartung, dass sein Wunsch wohl schon irgendwie erfüllt werden würde. Und tatsächlich, an einer freien Wand tat sich etwas. Erst war das Bild für eine halbe Sekunde lang unscharf, verpixelt, wurde dann aber sofort so perfekt, dass man glauben konnte man sähe in einen Spiegel. Doch was er sah war nur gähnende Leere. Vielleicht hätte er den Zeitpunkt genauer spezifizieren sollen, dachte er noch, wies den Computer dann grob an "hundert Tage früher!". Un d tatsächlich tauchten da ein paar Kreaturen im Wandbild auf. Das war sein erstes Bild von den Omnychronschen Einwohnern der goldenen Stadt!

Dabei war gar nichts schockierendes dabei gewesen. Im Grunde sahen sie ihm sehr ähnlich, also ihm als humanoider Lebensform. Sie waren keine Tentakelbewährten Kreaturen mit sieben Augen und acht Armen, die über Lichtwellen kommunizierten, sondern ihm so ähnlich, dass er mit der richtigen Kleidung gar nicht unter ihnen aufgefallen wäre. Wäre da nicht die Tatsache gewesen, dass die Wesen auf dem Monitor keine Haare auf dem Kopf hatten, er hätte denken können dass er in einen Spiegel schaute. Er konnte nicht beurteilen, ob es sich um eine biologische entwicklung, eine Mutation womöglich oder schlicht um eine gesellschaftliche Sitte gehandelt haben mochte, die Wahrscheinlichkeiten für beide Möglichkeiten war jedenfalls gegeben. Das Argument gegen Haare wäre sicherlich eine mögliche hygienische Beeinflussung gewesen, der man durch das abrasieren oder veröden der Haarwurzeln einfach aus dem Weg gegangen wäre, auch wenn es durchaus eine biologische notwendigkeit für die existenz von Haaren gegeben haben mochte. Doch Reinheitsbedürfnissen hätte man sicherlich durch irgend ein technisches Gerät, das für die haarhygiene zuständig gewesen war, begegnet. Als er im Anblick der beiden, sich unterhaltenden Omnychron darüber nachdachte fiel ihm auf, dass er sich bisher über gesellschaftliche Bräuche, Sitten und Verhaltensweisen noch gar nicht informiert hatte. Das System in seinem Haus hatte diese Punkte wohl stets als selbstverständlich ausgelassen oder übergangen. Diese Fragen wollte er deshalb auf seine Fragenliste für den Abend ganz oben auf seine Liste setzen.

Ein paar minuten beobachtete er noch die beiden fremden Wesen auf dem Bildschirm und forderte dann erneut einen neuen Zeitabschnitt. "Tausend Jahre früher!" wies er den Computer an. Wieder tauchten nicht wesentlich mehr Leute im Bild auf. Konnte das langsame Aussterben der Stadt wirklich so lange gedauert haben? Alles was er von erloschenen Zivilisationen auf seinem Herkunftsplaneten wusste war, dass diese Phase meist von einer Naturkatastrophe in wenigen Monaten oder durch gesellschaftliche umstürze in wenigen Tagen bis Wochen oder eben durch degeneration in wenigen Jahren stattgefunden hatte. Entweder passte dies nicht auf die Omnychron, oder aber er hatte schlicht den falschen Ausschnitt gewählt und ausgerechnet in Zeiten hineingeschaut, wenn nichts in dieser Bar los war. "Schneller Vorlauf! Zehnfache Geschwindigkeit." Wollte er seine Vermutung überprüfen. Die Personen jagten über das Bild. Tatsächlich schienen es immer mehr zu werden, wurde das Licht, das durch die Tür hereinfiel immer weniger bis er schliesslich die Lichter der künstlichen Beleuchtung vor der Tür identifizieren konnte jedes mal, wenn jemand hereinkam. Tatsächlich füllte sich die Bar, wie er es angenommen hatte.

"Achthundert Jahre vor!" wollte er seine Vermutungen weiter überprüfen. Wenn auf den letzten Aufnahmen auch noch jemand gewesen war, dann war es vielleicht auch nur der mittägliche, harte Kern von Leuten, die immer dort waren. Tatsächlich erwies sich zumindest der nächste Versuch der Suche nach etwas mehr Betrieb in dieser Bar als erfolgreich, waren abermals fast alle Plätze an den Tischen besetzt. Dass es nur sehr wenige Gäste weniger zu sein schienen irritierte ihn nicht, schliesslich konnte es immer Tage mit Fluktuation geben. "Hundert Jahre vor!" versuchte er es ein weiteres mal. Jetzt musste er an genau dem Tag sein, an dem er seine ersten Omnychron gesehen hatte, bloss wesentlich später am Abend. Tatsächlich war die Bar abermals gut gefüllt, dieses mal sogar etwas mehr als einhundert Jahre zuvor. Die Vermutung mit der Fluktuation war also nicht sehr falsch gewesen.

Einhundert Jahre für ein komplettes Aussterben einer Zivilisation wie dieser kamen ihm dann aber doch recht merkwürdig vor. Schliesslich hatte er nun Aufnahmen über eine fast unveränderte Mode dieser Kultur innerhalb von fast eintausend Jahren festgestellt. Und wenn sie bloss in Agonie versunken wären, müsste ja noch irgendwo irgendjemand existieren. Er wollte das so nicht auf sich sitzen lassen und fragte weiter. "Ab jetzt, jedes Jahr für zehn sekunden!" Es war eigentlich ein recht unklarer Befehl, doch der Computer tat dennoch, was er von ihm erwartete, zeigte ihm die Ausschnitte. Eintausend Sekunden waren so lange nicht, als dass sie nicht zu sichten wären, dachte er sich, währen sich die Sequenzen aneinanderreihten. Jedes mal wiederholte sich der Ausschnitt, jedes mal schienen die gleichen Leute ein und aus zu gehen. Mit der Zeit schien er die Personen sogar wiederzuerkennen, wenn sie im Bild auftauchten. Der Zeitzähler näherte sich immer weiter der null, zählte wie er es sich erhofft hatte von negativ aufwärts, denn er hatte bisher nicht auf diesen Zähler geachtet, hätte also seine Ausgangszeit nicht bestätigen können.

Dann jedoch geschah etwas, womit er nicht gerechnet hatte, der zähler stand auf null, doch nichts veränderte sich. Es waren noch immer die mitlerweile bekannten Gesichter zu sehen die sich in der Bar offenbar angeregt unterhielten, obwohl der Zeitzähler nach seinem Verständnis auf der aktuellen Jetztzeit stand. So lief der Zähler dann auch länger als die zehn sekunden, die er eigentlich bestellt hatte, bis der Zähler dann wieder auf einem sehr negativen Wert zurücksprang. Eine Weile sah er noch die Gäste vor ihm sitzen, dann tauchte er selbst im Bild auf. Er konnte sich nu zusehen, wie er das Lokal betrat, wie er an die Bar ging und wie er sich vor die Bildwand stellte, wie er die Überwachungsaufnahmen bestellte und ansah. Da stoppte die Wiedergabe mit dem Kommentar, dass das gesamte Archiv abgearbeitet sei und man nun wieder von vorne beginne.

Irgendwie passte all dies für ihn nicht recht zusammen. Der Zähler stand während der aktuellen Aufnahme weit früher als zu dem Datum, das er als vor achthundert Jahren bestellt hatte. Dass die Aufnahmen von einem gefüllten Lokal nahtlos zu ihm überging, passte erst recht nicht ins Bild. Hatte er womöglich einen Fehler im System entdeckt? War das Überwachungssystem am Ende doch nicht für die Ewigkeit ausgelegt, wie es all die anderen Systeme schienen? Hatte das Band nur eine endliche Aufnahmekapazität, so dass es irgendwann wieder von vorne beginnen musste, die Ereignisse zu speichern? Wie dem auch sei, jedenfalls konnte er so unmöglich den Zeitpunkt irgend einer aufnahme relativ zu ihm genau bestimmen, konnte unmöglich sagen, wie lange es her war, dass das Lokal das letzte mal so gut gefüllt gewesen war. Dies war jedoch das erste und wie er hoffte auch das einzige mal, dass er den Omnychron eine Zerstörung von Wissen, und sei es bloss der Aufnahmen einer banalen Überwachungskamera, nachweisen konnte. Für ihn war dies der Beweis dafür, dass auch die Omnychron den Wert von Informationen durchaus unterschieden und wahrscheinlich auch deshalb unterschiedliche Gebäude für unterschiedliche Archivbereiche gebaut hatten. Wenn er mit seiner Vermutung weiter richtig lag, dann würden auch die wertvollsten Informationen in dem am weitesten entwickelten Archiv liegen, welches man auch immer als solches bezeichnen konnte. Womöglich war sogar die gleissend weisse Kugel eines dieser Archive, auch wenn ihm nicht klar war, wie und wo der Eingang dazu hätte sein können.

Andererseits war es auch durchaus möglich, dass der Zeitraum, der seit den letzten Aufnahmen verstrichen war, banalerweise so lang war, dass schlicht jedes System dabei an seine Grenzen gestossen wäre und auch die Omnychron nicht mit einer Verwendung in dieser Grössenordnung prakischerweise hatten rechnen können. Die Tatsache jedoch, dass ihre technische Entwicklung grossenordnungen erreicht hatte, die er kaum mehr in Worte fassen konnte, machten eine derartige Möglichkeit jedoch ausgesprochen unwahrscheinlich, aber eben nicht unmöglich.

Er liess die Vorführung einfach weiter laufen und trat wieder vor die Tür. An einer weiteren Vorführung seines Verhaltens in diesem Lokal war er dann doch nicht mehr interessiert. Gerade, als er jedoch den ersten Fuss vor die Tür setzen wollte, hörte er etwas, ein lautes knacken, das sich wie das Brechen einer Wandvertäfelung anhörte. Vorsichtig schaute er um die Ecke und konnte seinen Augen nicht trauen. Da standen sie, drei Männer und einer von ihnen in einem Rollstuhl hinter ihnen, war offenbar ihr Aufseher. Sofort erkannte er den hinteren nicht, sehr wohl aber, was diese Männer da beabsichtigten. Sie hatten eine der Wartungsklappen aufgebrochen, hinter denen sich bei jedem Wohnhaus die Steuerung befand, die das gesamte Haus bewachte, die auch die Sicherheitsmechanismen überwachte und befehligte. Offenbar versuchten sie, durch den Zugriff auf diese Steuerungskonsolen die Systeme so zu manipulieren, dass sie nicht mehr abgestossen werden würden, sie das Haus nicht mehr als Fremdkörper betrachtete, den es hinauszuwerfen und zu eliminieren galt. Wenn ihnen das tatsächlich gelingen sollte, dann hätten sie zumindest einen Fuss in der Tür zur Stadt gehabt, mit dem sie weitere Sicherheitsmechanismen hätten aushelben können.

Es lief ihm kalt den Rücken herunter. Wenn er sich nicht mehr von den globalen Systemen beschützt fühlen können würde, wäre er ihnen mehr oder weniger hilflos ausgeliefert, würde womöglich bei seinem nächsten Unfall auch nicht mehr medizinisch auf dem Niveau versorgt werden, wie er das letzte mal behandelt wurde. Er musste etwas unternehmen. Alleine schon die Tatsache, dass sie es offensichtlich geschafft hatten, einen ihrer tragbaren Computer mit den Systemen der Stadt zu verbinden, liess seine Gedanken rasen - er musste sich beeilen.

"Die Erweiterungssysteme!" schoss es ihm durch den Schädel und schon dabei bekam er leichte Kopfschmerzen. Zwar war dies eine seiner wenigen Möglichkeiten, wie er sich hätte verteidigen können, doch hätte die Warnung des Archiv-Avatars auch ersterer Natur sein können, nicht nur eine Warnung im Stil von 'es ist besser', sondern eher 'es wäre tödlich...'! Dieses Risiko würde er jedenfalls eingehen müssen, denn einen anderen Ausweg aus seiner momentanen Situation sah er nicht - wenn er denn überhaupt so weit kommen würde.

Sein Blickk schweifte über die Dächer, suchten nach dem Baum als Orientierungspunkt, suchten nach dem Klotz um sein eigenes Haus anpeilen zu können und damit dann auch das Erweiterungssystem zu finden. Zu seinem Glück lag es nicht in Richtung der Eindringlinge, die nach wie vor vor der aufgebrochenen Wandplatte standen und nervös und offenbar immer wieder angefeuert von dem Mann im Rollstuhl auf ihrem Computer herumtippten. Als er sich dieses Bild so anschaute wurde ihm auch schlagartig klar, wen er da vor sich hatte.

Sein alter Verfolger Rumburak hatte sich die Ehre gegeben, höchstpersöhnlich in seiner Stadt vorbeizuschauen. Offenbar wollte er sicher gehen, dass er ihn dieses mal auch erwischen würde, dass sein als inkompetent und unfähig titulierten Schergen nicht wieder versagen würden. Doch diesen Gefällen würde er ihnen nicht tun, er würde sogar irgendwie verhindern, dass sie wieter in die Systme der Stadt eindringen könnten. Noch einmal versicherte er sich der Richtung, in die er gleich loslaufen wollte, peilte den Baum an und nahm die Beine in die Hand.

"Da! Da ist jemand!" hörte er einen der Männer rufen, gerade als er aus der Tür gekommen war. Schon pfiffen ihm die Schüsse der Männer um die Ohren, die ihm auch schon auf den Fersen waren. So gesehen war es wirklich notwendig gewesen, sich vorher über seine Laufroute gedanken gemacht zu haben, denn mit Verfolgern im Rücken wäre wohl keine Zeit mehr gewesen in Panik zu geraten. "Schnappt ihn euch - und lasst ihn dieses mal bloss nicht entkommen!" Hörte er noch die Stimme des Alten krächzen bevor er hinter der nächsten Hausecke aus seinem Blickfeld verschwand und damit auch erst einmal vor den Schüssen seiner Schergen sicher war.

Er hatte einen knappen Häuserblock Vorsprung, und den wollte er auf gar keinen Fall verschwenden indem er sich gross überlegte, wohin er weiterlaufen sollte. Haken wollte er dennoch schlagen, denn wenn er nur stur eine lange, gerade Strasse entlang laufen würde, würde er für die Schützen an seinen Fernsen ein stehendes Ziel abgeben. Dabei hatte er wohl einfach nur glück, dass die Häuserblöcke in ihrer Breite kürzer waren als in ihrer Länge, er dadurch lange bevor seine Verfolger um die Ecke kamen und wieder auf ihn feuern konnten um die nächste Ecke verschwunden war. Damit war er erst einmal sicher und vor allem auch ausser sichtweite. Da sie nun auch von seinem Erzgegner Rumburak weggerannt waren, hatte er sich in Hinblick auf die Sicherheitssysteme etwas zeit verschafft, welche er auch gleich zu nutzen versuchte.

Kaum dass er ein paar Sekunden verschnauft hatte, ging er in das nächtbeste Wohnhaus und liess sich von den Systemen scannen. Als er endlich erkannt worden war, wies er das System darauf hin, dass Eindringlinge in der Stadt seien. Doch das System reagierte nicht. "Überprüfe die gesamte Stadt nach Fremden!" wies er den Computer an. Doch es kam keine positive Antwort, das System fand niemanden. "Scanne nach Lebensformen in der Stadt!" verbreiterte er den Suchraster in der Hoffnung, zumindest irgend etwas finden zu können und das Sicherheitssystem daraufhin zu trainieren, diese Punkte als Feinde zu erkennen. doch wieder kam nur "Keine anderen Lebensformen gefunden. Anzahl vorhandener Lebensformen im Bereich der Stadt: Eins." Gut, er war also der einzige, den das System erkannte. Seine Feinde mussten einen Filter entwickelt haben, der sie für die standardsysteme der Stadt unsichtbar machte, sie nicht als Fremdformen, Eindringlinge oder gar Feinde oder Plünderrer erkennen liess. Das war neu, für so schnel hatte er sie nicht gehalten.

Zumindest jedoch wollte er die Systeme vor den Zugriffsversuchen seiner Gegner zu schützen versuchen, ihnen nicht ermöglichen, tatsächlich Anteil an seinem Wissensschatz zu haben, der sie noch viel gefährlicher hätte werden lassen. Er hegte sogar kurz den Gedanken, dass er im Notfall sogar so weit gehen müsste, all das zu zerstören, bevor er es in die falschen Hände fallen lassen wollte. Doch das war nur ein kurzer Anflug, denn im Grunde seines Herzens wollte er es lieber erst einmal für sich in Anspruch nehmen, wollte alles Wissen versuchen in sich aufzusaugen bevor es endgültig verloren gehen würde. Und wenn er dafür einige seiner grundsätze in Bezug auf das Leben anderer verletzen würde müssen, dann würde er das eben tun.

Doch so weit war es ja noch nicht. "Beschränke die Computerverbindungen!" wies er das System einfach einmal an. Er spekulierte darauf, dass es sicherlich nachfragen würde, wenn es einen undeutlichen Befehl erhalten würde und lag damit auch nicht falsch. "Weitere Parameter für Beschränkungen erforderlich." kam jedoch eine ähnlich schwammige Anforderung zurück. "Alle Blocks südlich dieser Position. Vollständig." versuchte er es weiter. Er war sich nicht sicher, ob diese Positionsangabe ausreichte, noch ob sie überhaupt richtig war, aber er hoffte, dass er sich dadurch zumindest nicht selbst aussperren würde, oder aber das System noch einmal nachfragen würde. Und genau so war es dann auch. "Systeme werden gesperrt. Sind sie sicher?" Das System zeigte in einem Hologram auf dem Tisch direkt vor ihm einen Grundriss der Stadt, auf dem die betreffenden Blocks blinkend rot eingefärbt waren. Tatsächlich hatte er genau ins schwarze getroffen, das haus in dem er gerade war, war tatsächlich nördlich des blocks, an dem er seine Verfolger das erste mal gesehen hatte. Natürlich würde dies seine Gegner nicht lange binden können, sie würden sich früher oder später eine noch funktionierenden Block aussuchen und es dort erneut versuchen, doch er hatte zumindest etwas Zeit gewonnen, in der er sich für eine Auseinandersetzung würde rüsten können.

Er beendete seine Unterhaltung mit dem Computer und machte sich wieder auf den Weg weiter ins Zentrum der Stadt, wo er hinter seinem eigenen Wohnhaus das Erweiterungszentrum zu finden wusste. Tatsächlich konnte er mehr oder weniger langsam auf sein Ziel zugehen, die Vermutung, dass seine Häscher mit der Computerverbindung beschäftigt waren, war wohl korrekt gewesen. Dennoch kehrte er noch einmal in eines der Häuser ein und wiederholte den Sperrprozess von dort aus, erweiterte den Verbindungslosen Bereich der Stadt um einige weitere Blocks, so dass die Zeit, bis die anderen etwas brauchbares wiederfinden würden, noch etwas gestreckt werden würde. Dann endlich stand er wieder auf dem grossen Platz, und das gar nicht mal so weit von seinem Haus entfernt, wie er angenommen hatte, zumal er nicht annahm, dass er den Platz schon einmal fast umrundet hatte. Den Weg über den Platz, der ihm noch blieb, schätzte er als nicht mehr ganz so weit ein, wie der Weg von dem Klotz zu seinem Haus. Dennoch wollte er sich lieber beeilen, denn wenn man ihn dort auf dem Platz erwischen sollte, wäre er vollkommen Schutzlos ausgeliefert ohne Deckung auf freier Flur, eine Schiesscheibe für zwei Schützen.

Kurz überlegte er noch, ob er weitere Kommandos in seinem eigenen Haus absetzen sollte, wollte aber einerseits den Weg zu seinem Endziel nicht noch weiter hinauszögern, andererseits aber auch nicht Opfer seiner eigenen Sicherheitsstrategie werden, die er dann doch lieber von einem endgültig sicheren Ort aus starten wollte. Wenig später jedoch war er dann auch schon an dem unscheinbaren Gebäude angekommen, in dem er sein Ziel wusste, auch wenn er es zuvor nicht betreten hatte. Die Wegbeschreibung war eindeutig genug gewesen, der Avatar hatte ihn ausreichend genug unterwiesen.

Die Tür zischte zur Seite, als er sich vor sie stellte. Das kleine, schwarze Auge über der Tür hatte ihn wohl ähnlich der Archivsysteme in dem Klotz eine Scans unterzogen und ihm den Zugang gestattet. Er konnte nur hoffen, dass die Systeme dies nicht auch seinen Gegnern gestatten würden, wenn sie irgendwann doch einmal an diesem Haus vorbeikommen würden und es als andersartig erkannten. Doch er hoffte ebenfalls darauf, dass sich all diese Probleme schon bald mit seiner kleinen Erfindung, die er im Hinterkopf behalten hatte, erledigt hatten.

Er betrat einmal mehr einen runden Raum, an dessen Seiten Geräte aufgebaut waren, vor denen Liegenartige Stühle standen. Er probierte gleich den nächsten zu seiner linken aus, setzte sich und fand sich sogleich in liegender Position wieder, wurde in das Gerät gefahren und bekam eine Haube übergesetzt, die ihn mit einer virtuellen Arbeitsumgebung versorgte. Gleich versuchte er, all dies zu umgehen und direkt in eine neuronale Einspeisung seiner Ideen überzugehen, wollte sich nicht mit echter Handarbeit aufhalten, wenn er dochwusste, dass es anders und vor allem schneller ging. Seine Verfolger würden sicherlich nicht warten, bis er sein Schutzgerät fertiggestellt hatte, bis sie wieder auf ihn schiessen. "Ihre letzte, Direktverbindung war vor sieben Stunden. Der Sicherheitsabstand beträgt jedoch sechsunddreissig Stunden. Es können unvorhergesehene Nebenwirkungen auftreten. Sind sie sicher, dass sie die Direktverbindung dennoch wünschen?" Fragte ihn das System brav nach seinen Sicherheitspräferenzen. Doch er hatte keine Zeit, sich für seine mögliche Gesundheit zu interessieren, wenn sein sicheres Ende gewissermassen vor der Tür wartete.

Gleich nachdem er seinen Wunsch abermals bestätigt hatte, ging es auch schon übergangslos weiter, er befand sich wieder in einem Raum mit einem Avatar, der ihn befragte was er denn zu gestalten wünschte. Die erwarteten Kopfschmerzen blieben dabei zu diesem Zeitpunkt jedoch auch, vermutete er doch, dass er bei seinem ersten Besuch des neuronalen Zugangs des Archivs nicht die maximal mögliche Zeit dort verbracht haben könnte und diese nun jedoch durch eine erneute Verbindung aufbrauchte. Doch für solche Überlegungen blieb ihm kaum mehr die Zeit, war er doch viel zu sehr damit beschäftigt, die schier unendlichen Möglichkeiten, die sich ihm hier boten, unter Kontrolle zu halten, nicht zu viel auf einmal zu wünschen und dem System abzuverlangen, denn die Zeit hatte er womöglich gar nicht. Andererseits bedachte er auch die Zeit die vergangen war, als er in dem Archiv all das Wissen getankt hatte und hoffte, dass sich dies in diesem System ähnlich verhielt, er ähnlich wenig Zeit verlieren würde wenn er es in der Direktverbindung verbrachte.

Das Erweiterungssystem bot ihm einen assistenten für die erste Benutzung an, den er auch gleich danken annahm. Seine Gedanken wurden nach seinen Wünschen durchforstet und die Ergebnisse wurden ihm vorgestellt. Er brauchte im Grunde nur noch auszuwählen, welchen Vorschlag des Avatars er tatsächlich annehmen wollte um mit den ungelösten Details der Erfindung weitermachen zu können. Das erste Ergebnis war eine Scheibe, etwa Handtellergross, jedoch etwa so dick wie eine Faust, die das gewünschte Feld um ihn herum generierte. Dieser Vorschlag war nicht vollständig aus seinen Gedanken entnommen, sondern war in den Archiven des Systems schon als vorhanden Erfindung gelagert, brauchte nur für ihn verfügbar gemacht werden. Er nahm sie und änderte ein paar kleine, unbedeutende Parameter ab, die das Gerät dahingehend veränderten, dass das generierbare Feld eben nicht nur ihn umschluss um ihn zu schützen, sondern obendrein noch ein Feld ähnlich der Subraumblase erzeugte, welches es ihm ermöglichen sollte, sich ohne Verbindung zu einem Untergrund fortzubewegen.

Was er erreichen wollte war eine vollständige, autonome Umgebung, die ihm sämtliche Sicherheit bot, die es nur geben konnte. Dass er einen vorhandenen, persöhnlichen Schutzschild als Grundlage nehmen konnte, kam ihm in Anbetracht seiner zeitlichen präferenzen sehr entgegen, sparte dies doch gerade in der Grundlagenentwicklung erst einmal eine Menge Zeit. Für weitere Veränderungen würde er speater immernoch wieder herkommen können, um dem Gerät weitere Fähigkeiten beizubringen. Dennoch wollte er einen Schild, der für seine Gegner nicht sichtbar war und es ihm dennoch ermöglichte, sich nur durch verschiebung seines Schwerpunktes, bevorzugt jedoch durch eine einfache, manuelle Steuerung, da dies sicherlich für den Anfang präziser war als körperliche Reaktionen, die er erst einmal trainieren müsste und womöglich ungewollt auslösen würde. Was ihn ebenfalls an der grundlegenden Architektur des Systems irritierte war die notwendigkeit einer Steuerungseinheit für die Energieübertragung, die den gerichteten Empfang der Energiemuster von einem der Erzeugerknoten ermöglichen sollte. Er vermutete, dass dies ein Überbleibsel aus einer Zeit war, in der es noch nicht möglich war, die Energiegewinnung zu miniaturisieren oder aber, dass man erwartete, dass der Schild mehr Energie benötigen könnte, als man durch ein derart kleines Gerät hätte erzeugen können. So war es wohl die sichere Konstruktion, aber auch die aufwendigere, denn man musste den Standort des Gerätes fortwährend messen und an das Netz der Energieknoten übermitteln, damit diese die Energieübertragung punktgenau fukussieren konnten. Dafür würde er jedoch mit einer derartigen Ausrüstung sogar in einer Sonne spazieren gehen können, so standhaft war der gebotene Schutz auf allen Ebenen der Strahlung und der Teilchendurchdringung.

Fürs erste reichte ihm dieses Gerät, wollte er diese Eindringlinge doch vor allem schnell wieder los werden und wenn möglich, dies sogar endgültig erledigen. Zu lange war ihm dieser Rumburak nun schon auf den Fersen, verfolgte ihn quer durch die Galaxie und auch wenn er überhaupt erst durch ihn ermöglicht bekommen hatte, diese Stadt zu finden die er nun sein eigen nannte, so war er ihm dennoch nichts schuldig, da dieser sein Wissen durch hinterhältigen Betrug und sinnlosen Mord erhalten hatte. Die Fälle jedoch, in denen er hatte töten müssen, waren stets zur Notwehr gewesen, seine eigenen Haut oder die Zukunft zu verteidigen, obwohl es dennoch nicht einfach für ihn gewesen war. Jetzt war er endlich einmal am längeren Hebel, konnte Forderungen an ihn stellen und musste nicht bloss auf deren Drohungen reagieren.

Er liess sich wieder von den Systemen trennen, fand sich in der Projektionskuppel wieder die nach wie vor von Bildschirmelementen erleuchtet war. Wenige Symbolberührungen später sass er auch schon wieder senkrechter in dem Stuhl vor dem Gerät. "Bitte entnehen sie ihr Objekt." die einfache Aufforderung des nicht mehr zu sehenden Avatars, und auch das wo und wann erklärte sich wenige Augenblicke später von selbst, denn in der Mitte des runden Raumes fuhr aus der Decke eine runde, völlig glatte Säule heraus, glitt herunter bis zum Boden und öffnete dann auf ihrer Seite eine Mulde, in der er sein erwartetes Gerät blitzen sah. Voller gespannter Erwartung eilte er darauf zu, griff danach und legte es sich sogleich an. Wie einen Gürtel konnte er es umschnallen, würde seine Oberbekleidung zur Tarnung darüber ziehen sobald er es ein wenig ausprobiert hätte und es dann so unauffällig benutzen können.

Voller erwartungsdrang schaltete er das Gerät ein, doch es passierte nichts. Er hatte eigentlich einen Schimmer erwartet, der sich um ihn herum aufbauen würde, hatte erwartet, dass er irgend eine optische Bestätigung bekommen würde, dass der Schutzschild tatsächlich um ihn aufgebaut worden war, doch er konnte nichts erkennen. Noch einmal schaute er an sich herunter, merkte aber nichts. Kontrollierend betrachtete er das Gerät, dessen Kontrollämpchen zumindest bestatigend blinkten. Es schien wohl zu funktionieren, wie gut es das tat, würde er wohl erst erfahren, wenn er es wirklich brauchte. Doch eine Funktion zumindest war überprüfbar. Fast schon hetzend eilte er zurück aus der Schiebetür, die gar nicht schnell genug zur Seite flitzen konnte, und trat vor die Tür. Tasten erfühlte er die Steuerung für die Positionsmanipulation, die er kreiert hatte und drückte kurz auf 'aufwärts'. Kaum hatte er das Steuerkreuz kräftig gedrückt, da flitzte er auch schon empor, raste dem Himmel entgegen. Nur bruchteile von Sekunden hatte er den Schalter gedrückt, da liess er ihn auch schon wieder erschrocken von dem Resultat wieder los. Da stand er nun, kurz unter der Wolkengrenze und konnte trotz allem den kühlen Wind um seine Nase fühlen. Der Beschreibung des Basisgerätes nach kontrolierte das Gerät obendrein noch, ob die abzuschottenden Umgebung für seinen Schützling denn tatsächlich gefährlich war und reagierte dann dynamisch auf das Resultat dieser Untersuchung. Wind in dieser Grössenordnung schien es als nicht gefährlich einzustufen und liess ihn diesen deshalb gerade noch spüren, auch wenn die Luft dort oben doch recht dünn geworden war. Doch für derartige Geschwindigkeiten hatte er diesen Schalter eigentlich nicht entworfen.

Er schaute zwischen seinen Füssen hindurch und sah die Stadt tief unter sich liegen. Wenn er nicht sehr hart auf dem Boden aufschlagen wollte, würde er den Knopf nur extrem kurz drücken dürfen. Er zielte gut und tippte den Schalter dieses mal nur kurz mit der Fingerspitze an. Seine Position hatte sich kaum geändert. Noch einmal drückte er, ähnlich kurz, wieder passierte offenbar nichts. Er hielt den Finger über dem Steuerkreuz, drückte ganz sanft, aufs schlimmste vorbereitet das Pad nach unten, ganz vorsichtig und sanft. Tatsächlich tat sich dieses mal etwas, kam der Boden ihm wieder näher, langsam und bedächtig, ohne dass er fürchten musste darauf zu zerschellen. Ein wenig mehr Druck liess er seine Fingerspitzen ausüben und tatsächlich wurde sein Flug schneller. Das Steuerkreuz funktionierte tatsächlich genau so exakt, wie er es sich erhofft hatte, nur eben in etwas omnychronscheren dimensionen. Wenn er bedachte, wie schnell er zuvor die Höhe erreicht hatte würde er wohl alleine mit diesem kleinen Gerät schon interplanetare Flüge unternehmen können, völlig ohne Raumschiff. Doch dafür hatte er es eigentlich nicht entworfen, vielmehr zur einfacheren Erklimmung von Bergen oder zum Überqueren eines Canyons. Die nächste Generation diese Gerätes, die er entwickeln wollte, sollte eine andere Art der Geschwindigkeitsauswahl für solche Fälle bekommen, dessen war er sich sicher.

Der Erdboden kam ihm immer näher, so dass er schon bald wieder seinen finger vom Abzug nehmen musste um den Druck auf das Kreuz neu zu bestimmen. Auch dies war ein Problem, das er angehen musste, denn ein einfaches Landen war mit dieser manuellen Steuerung kaum möglich. Eine knappe Körperlänge über dem Boden hielt er dann erneut an. Die Gefahr, durch ein zittern in den Fingern durch den Boden gerammt zu werden, wollte er dann doch lieber nicht eingehen. Mit einem vorbereiteten 'hepp' schaltete er den kleinen Kasten wieder ab und landete wie nach einem etwas höheren Sprung auf seinen Füssen, die ihm auch gleich zu schmerzen begannen. Körperliche Anstrengungen war er einfach nicht mehr gewohnt. Sofort jedoch legte er den Schalter wieder um, aktivierte das Gerät erneut. Keine Gefahr wollte er eingehen dadurch, dass er nun noch ohne möglicherweise rettenden Schutzschild durch die Weltgeschichte spazierte und sich dem Kugelhagel seiner Gegner aussetzte.

Zurück zu seinem Haus zog es ihn, denn er hatte letztenendes dann doch vergessen, das Sicherheitssystem der Stadt auf eine höhere Stufe einzustellen. Das wollte er jetzt von seinem persöhnlichen Zugang aus machen. Kurz nur brauchte er den ersten Raum zu betreten und gab seine Befehle ab. "Aktiviere Sicherungspatrouillen. Melde jegliche Bewegung!" versuchte er das System daraufhin zu trimmen, dass er zumindest gemeldet bekam, ob und wo sich etwas bewegte, wenn es schon nicht als Eindringling erkannt wurde. Vielleicht würde das System so auch feststellen, dass ein Zugang manipuliert worden war, dass sich an einem der Häuser Beschädigungen zugetragen hatten. Ausserdem würden ihm die herumschwirrenden Roboter mehr Sicherheit geben, wenn er irgendwann wieder angegriffen werden würde. Und dass es so kmmen würde, dessen war er sich sicher.

Der Befehl war abgesetzt, bald würde er die ersten Sicherheitsrobots vor seiner Tür vorbeieilen sehen können. Er packte sein mobiles Display ein, auf dem er einen rudimentären Zugang zu seinem Hauscomputer hatte und zog wieder los, dieses mal jedoch direkt dort hin, wo er seine Häscher vermutete. Seine unangreifbarkeit machte ihm nicht nur Mut, sondern ihn auch stärker als an ihrem letzten Zusammentreffen, wobei er ihm und seiner Bande sogar damals schon hatte entkommen können, er also durchaus Erfahrung im Umgang mit ihnen hatte. Sogar, als er nur durch die biologischen Erhaltungssicherungen der Stadt gerettet wurde hielt ihn dies nicht davon ab, für die Sicherheit seiner Stadt zu kämpfen, und damals bedeutete praktisch jedes Zusammentreffen tatsächlich seinen faktischen Tod. Den Schmerz, den er jedes mal dabei erfahren musste, wollte er jedoch nicht noch einmal ertragen müssen, so dass er es vorzog, sich dieses mal besser und vor allem vorher abzusichern, damit er gar nicht erst würde geflickt werden müssen. Er hoffte nur inständig, dass der Schutzschild auch tatsächlich funktionierte und nicht ausgerechnet in dem Fall, für den er ihn benötigte, seinen Dienst versagte. Schlimmer wäre jedoch noch, wenn die Abschirmung seiner Gegner den Scannersystemen der Stadt gegenüber auch ihre Waffen so veränderte, dass diese seinen normalen Schild würden durchdringen können. Doch die Wahrscheinlichkeit dafür schätzte er in Anbetracht der etwaigen Kenntnis der technischen Ausrüstung seiner Verfolger eher gering ein, jedoch irritierte ihn dennoch, dass seine Gegner es immerhin geschafft hatten, eine Abschirmungstechnik zu entwickeln, wie er sie nur von den Plünderern kannte, die er vor einigen Wochen hatte eliminieren müssen.

Schon bald meldete sich das Sicherheitssystem, dessen Bericht er über sein Visipod permanent abrufen konnte - seine Gegner waren gefunden worden. Im Grunde waren es zwar nicht seine Gegner selbst, denn diese schienen für das System in der Tat wie vom Erdboden verschluckt, doch hinterliessen sie überall wo sie vorbei kamen ihre Spuren, die spätestens von den Sicherheitsrobotern festgestellt wurden. Jetzt hatte er eine heisse Spur, auch wenn sie ihn bloss genau dahin führte, wo er die drei das erste mal gesehen hatte, von ihnen fast erwischt worden wäre. Sofort machte er sich auf den direkten Weg, den ihm sein Display wies, begann sich zu hetzten und beeilte sich mit dem Gedanken im Kopf, dass sie womöglich schon eine neue Stelle für einen Zugriffsversuch gefunden haben könnten.

Quer über den Platz musste er, hatte dieses mal jedoch weit weniger Angst als zuvor, als er sich noch so völlig schutzlos fühlen musste, völlig schutzlos war. Dieses mal konnte er sogar die Haken bleiben lassen die er noch auf seinem rückweg zur Sicherheit geschlagen hatte, und direkt auf sein Ziel zumarschieren. Bald schon schlossen sich auch die Häuserschluchten wieder um ihn, während auf seinem Handcomputer sein Ziel immer näher kam. Er war sich bewusst, dass es sich dabei bloss um eine verlassene Beschädigung handelte, doch war dies zumindest ein Anfang, den er ohne das Gerät so einfach auch nicht wiedergefunden hätte. Strasse um Strasse überquerte er, schaute auf der Kreuzung jedes mal suchend in die anderen Richtungen, hoffte sie vielleicht rein zufällig finden zu können, und war dennoch jedes mal ein wenig erleichtert, wenn er sie dann doch nicht sehen konnte. Im Grunde fürchtete er die Auseinandersetzung, denn dies würde bedeuten, dass sich einmal mehr eine Endlösung für einen Feind nicht würde vermeiden lassen, die Gewaltspirale würde sich sonst immer weiter drehen, würde den Gegner nicht ruhen lassen bis es irgendwann dann doch so endete wie es auch von vornherein beim ersten Treffen enden könnte.

Schliesslich war er wieder da, wo er sich in der Bar die Aufzeichnung der Überwachungskamera angeschaut hatte und Rumburak mit seinen Helfern das erste mal gesehen hatte. Wie er es erwartet hatte, war dort jedoch niemand mehr anzutreffen. Die Vertäfelung an der Wand war nach wie vor herausgebrochen und lag auf dem Boden daneben, liess den Blick auf die Kabel in der Wand offen. Noch hatte sich keiner der Instandhaltungsroboter um das Problem gekümmert, hatte wahrscheinlich nicht einmal gemerkt, dass dort etwas geschehen war. Womöglich ging dieses schlicht davon aus, dass nichts ohne Grund zerstört werden könne, und wenn kein Grund feststellbar war, so könne auch nichts kaputt sein das repariert werden müsste, womit es dann die Überwachungssysteme für vorhandene Architekturen deaktivierte. Allerdings war er sich auch im Klaren darüber, dass dies nur eine wildere Vermutung war, ebenso wie viele andere auch, die er an diesem Tag gemacht hatte.

Schon meldete sich das Sicherheitssystem auf seinem Display wieder zu Wort. Dieses mal hatte es eine weitere Beschädigung entdeckt und auch, wenn diese nicht weit entfernt war, so lag sie doch in Richtung des Zentrums,also weiter von der Stadtgrenze entfernt, von der aus seine Angreifer zweifellos eingedrungen waren. Er nahm nicht an, dass sie mit einem Raumschiff hätten mitten in der Stadt landen können, für so nachlässig hielt er die Systeme nun auch wieder nicht. Fast daran vorbeigelaufen war er auf seinem Weg, lag die neue Beschädigung doch in einer parallelstrasse nur einen Block von dem Weg entfernt, den er zuvor genommen hatte. Kaum hatte er die nachricht gelesen, war er auch schon wieder auf dem Weg. Wenn er sich richtig erinnerte, so lag auch diese neue Stelle noch immer innerhalb des Bereiches, den er zuvor speziell gesichert, also schlicht abgeschaltet hatte, sie würden also auch dieses mal keinen weiteren Schaden als den materiellen anrichten können. Welche Auswirkungen ein geglückter Zugriff von diesen Saboteuren hätte haben können, darüber wollte er sich lieber keine Gedanken machen müssen.

Schnell hatte er die Stelle erreicht, von der Aus die Meldung abgegeben wurde. Tatsächlich war da wieder eine beschädigte Wand, die Aufgebrochen und zerbröckelt auf der Strasse lag. Dennoch war weit und breit niemand zu sehen. Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass es womöglich ausgesprochen ungeschickt gewesen war, so schnell und laut auf sein Ziel zuzulaufen, dabei nicht darauf zu achten, dass er die Gegner ja stellen wollte, dass er sie ja erwischen wollte um dann die Sicherheitssysteme auf sie hetzen zu können. Dadurch, dass er sich derart laut bewegt hatte, bloss um sein Ziel möglichst schnell zu erreichen, hatte er sein Ankommen wahrscheinlich über mehrere Blocks weit engekündigt, ihnen genügend Zeit gegeben, sich zu verstecken oder sich zumindest wieder zurückzuziehen. Mit diesem Gedanken im Kopf betrachtete er untersuchend die Stelle, an der der Schaden in der Wand entstanden war. Er versuchte sich auszumalen, wie sie ihren Computer hier hatten anschliessen wollen, konnte jedoch keinerlei Beschädigungen an den Kabeln und optischen Leitern finden. Entweder, sie hatten es geschafft eine passive Verbindung herzustellen, oder aber sie waren entdeckt worden, bevor sie so weit waren, dass sie damit anfangen konnten. Immerhin wuselten mitlerweile sicherlich hunderte von überwachdenden Sicherheitsrobotern durch die Strassen.

Doch da war es auch schon zu spät.

Kapitel 5: ... und Endlösungen

"Da haben wir sie also endlich. Wieder!"

Die Stimme erkannte er sofort. Es war sein Widersacher Rumburak. Sicherlich hatte er es nicht so einfach verdaut, als er ihm damals auf dem Felsenplaneten so einfach entkommen konnte und ihm dann auch noch in den Hyperraum entfleucht war. Jetzt richteten seine Begleiter ihre Waffen auf ihn, fast wie in alten Tagen.

"Tja, hat mich die Vegangenheit doch noch eingeholt."

"Haben sie etwa gedacht, sie könnten sich hier ewig vor mir verstecken?"

"Ja."

Rumburak lachte. Doch eigentlich hatte er es vollkommen ernst gemeint. Wenn er sich nur lange genug in der Stadt vor ihm versteckt hätte, hätte die Zeit das Problem Rumburak ganz von alleine erledigt, immerhin konnte auch dieser nicht ewig leben, würde mit Sicherheit nicht einmal annähernd so alt werden wie er es gerade war.

"Da haben sie sich geirrt. Es hat zwar einige Zeit gedauert, aber ich werde sie immer finden, immer und überall. Sie können mir nicht entkommen. Dafür habe ich zu viel Zeit und noch mehr Geld in dieses Projekt investiert. Dafür ist es zu wichtig für mich!"

Rumburak hustete. Offenbar hatte ihm die Zeit doch recht hart mitgespielt. Er sah kränker aus, als er in Erinnerung hatte. Immerhin sass er nun auch im Rollstuhl. Irgend etwas einschneidendes musste ihm in den letzten Wochen passiert sein, seit er auf dem Planeten abgestürzt war.

"In den letzten Jahren haben wir ihre Opfer etwas mehr untersuchen können. Wir haben ihre Schildtechnologie reproduzierert und erweitert, so dass wir hier nun nicht mehr von den Scannern wahrgenommen werden können. Ihre Sicherheitsroboter sind vollkommen Nutzlos gegen uns!"

Wieder lachte er, was jedoch direkt in ein Husten überging. Wahrscheinlich hatte er mit dieser Behauptung sogar recht, wahrscheinlich würden die Roboter tatsächlich völlig Nutzlos gegen diese Eindringlinge sein. Zumindest jedoch war er selbst nicht angreifbar, das beruhigte ihn doch sehr im Angesicht von zwei Pistolenläufen, die permament auf ihn gerichtet blieben. Doch wieso in den letzten Jahren? Kannte dieser die Stadt etwa schon, bevor er hier hergekommen war? Wofür hatte er ihn dann überhaupt noch gebraucht, wenn er nun auch ohne seine Hilfe hier umherspazieren konnte?

"Wenn sie schon von der Stadt wussten, warum haben sie mich dann überhaupt darauf gestossen? Warum dann noch der Stein? Sie waren doch schon am Ziel."

"Wovon reden se?" krächze der alte Mann im Rollstuhl, "Wir haben vor ein paar Jahren die Männer gefunden, die sie vor der Stadt als Eindringlinge, als Abfall entsorgt haben! Ihnen haben wir die Dämpfungsfeldgeneratoren abgenommen. So gesehen verdanken wir tatsächlich ihnen den Zugang zur Stadt. Diese Diebe hätten uns wohl kaum an ihren Erfindungen Teilhaben lassen. Fast fünf Jahre hat es gedauert, bis wir die Dinger reprodutzieren konnten. Fünf Jahre meines Lebens mehr verschwendet! Wegen ihnen!"

Fünf Jahre. Es waren für Rumburak also fünf Jahre gewesen, die seit seinem Aufeinandertreffen mit den Plünderern vergangen waren. Für ihn jedoch waren gerade einmal wenige Wochen verstrichen. Verwirrt über diese Tatsache schaute er auf ihn hinunter, starrte an ihm vorbei. Konnte es wirklich sein, dass die Omnychron sogar ein Verzerrungsfeld für die Zeit um die Stadt gelegt hatten? Oder hatte er in den Archiven vielleicht doch mehr Zeit verbracht, als er glaubte? Immerhin waren in dem Entwicklungszentrum bestenfalls einige Minuten verstrichen, in dem Klotz nicht einmal ein halber Tag Es sprache eigentlichkaum etwas dagegen, dass sich sein Zeitempfinden ebensogut in die andere Richtung hatte manipulieren lassen, er vielleicht sogar manchmal nicht nur mehrere Tage, sondern gleich mehrere Jahre geschlafen hatte, träumend auf der Liege in seinem Haus gelegen hatte während die Traumkontrollsysteme ihn ihm Tiefschlaf gehalten hatten. Wenn er zusammenrechnete, stand er nämlich nicht sonderlich oft oder lange in direktem Kontakt mit den Wissensvermittlungsinstrumenten, die auf seinen Zeitsinn hätten einfluss nehmen können. Und dass die Stadt sogar den Verlauf der Sonne manipuliert hätte, daran mochte er dann doch nicht glauben. Doch sicher war er sich in keiner der Möglichkeiten.

"Was ist? Sehe so alt ich aus für junge Augen?"

"Äh, was? Jajaj."

"Hören sie mir gefälligst zu, wenn ich sie schon erschiessen lasse!"

Sein Moment geistiger Abwesenheit hatte Rumburak sehr aufgeregt. Fast wäre er ihm aus dem Rollstuhl entgegengesprungen, reckte sich zu ihm empor und drohte ihm mit der Faust. Dass ihm jemand, auf den er gerade zwei Waffen richten liess, auch noch frech kam, damit hatte er nicht gerechnet. Doch durch den persöhnlichen Schutzschild wurde sein Gefangener eher zu seinem Wärter, als zu seinem Opfer. Es musste nur noch ein Weg her, wie dies zu bewerkstelligen war. Denn dass die drei Eindringlinge sich irgend welche weiteren Informationen der Stadt entreissen würden musste unter allen Umständen verhindert werden.

"Sie haben also die Systeme gesichert. Gut, dann werden sie sie jetzt wieder für uns freischalten! Geben sie uns den Zugriff, den wir wollen! Sofort!"

Die beiden mit den Waffen in den Händen, hielten sie ihm nun direkt und drohend unter die Nase. Wenn sie gewusst hätten, dass sie damit nichts hätten erreichen können, sicherlich wären sie eher gerannt anstatt zu drohen.

"Das kann ich nicht von hier, dafür muss ich in eines der Häuser."

"Na gut. Wir kommen natürlich mit, wenn sie nichts dagegen haben."

Sie liessen ihn vorgehen, die beiden mit den Waffen folgten ihm, immer darauf achtend, dass sie den alten mit seinem Rollstuhl nicht abhängten, der etwas langsamer hinter ihnen her rollte. Er steuerte direkt auf das nächstbeste Haus zu, welches sie noch nicht beschädigt hatten. Er hatte eine Idee und konnte die Gefahr, dass sie gerade das von ihm benötigte System beschädigt hatten, nicht eingehen.

"Los! Machen sie schon!" wies ihn Rumburak an, als sie endlich im Eingangsraum des Hauses standen. Die Tür hinter ihnen glitt wieder in ihre Ausgangsposition, als er sein Pad auspackte und ihm seine Befehle erteilte.

"Alle Systeme wieder reaktivieren!"

Kaum hatte er ausgesprochen, da ging auch schon das Licht wieder an, beleuchtete den Raum mit ihm als Zentrum. Das war die Bestätigung,auf die er gewartet hatte, die er gebraucht hatte, das System erkannte ihn tatsächlich, und seine Begleiter sah es nicht einmal.

"Los! Besorgen sie uns ein paar Baupläne! Irgend etwas, nur um zu sehen, ob es funktioniert. Sofort!" wurde Rumburak fast schon euphorisch. Auch einer seiner Begleiter meldete sich nun zu Wort. "Machen sie schon, was der alte Mann gesagt hat!"

"Na schön." täuschte er zerknirschtheit vor. "Computer...." Rumburak bekam grosse Augen, lehnte sich voller Erwartung etwas nach vorne aus seinem Stuhl heraus, wollte genau sehen können, was da auf ihn zukommen sollte. "... Raum desinfizieren!"

Sie alle konnten hören, wie sich etwas hinter den Wänden auflud und alle wussten, was dieses Kommando wohl auslösen wurde, was es mit seinen drei Begleitern machen würde.

"Erschiesst ihn. Sofort! Erschiesst den Bastard!!" schrie Rumburak die beiden an, wedelte mit den Armen. Die beiden hoben ihre Pistolen und feuerten auf ihn, feuerten so viel sie nur konnten in den letzten, ihnen wahrscheinlich noch verbleibenden Sekunden.

Er schloss die Augen und harrte der Dinge, die da kommen mochten. Ein greller Blitz, dann wurde das Summen wieder leiser und ein Duft von reiner Luft stieg ihm in die Nase. Als er die Augen wieder öffnete, war er alleine in dem Raum, bloss der Rollstuhl und die beiden Waffen lagen dampfend auf dem Boden vor ihm. Das Reinigungssystem hatte einwandfrei funktioniert. Wenn es so funktionierte, wie er es in Erinnerung hatte, hätte es ihn sogar auch ohne seinen Schutzschild verschonen können, immerhin hatte es seine Anwesenheit erkannt. Doch seine Begleiter standen den reinigenden Energieblitzen einfach nur im Weg, wurden wahrscheinlich nicht einmal als Funtkionsabweichung realisiert.

Seine Idee hatte funktioniert, sein Plan war aufgegangen.

Doch um welchen Preis? Eigentlich hatte er sich vorgenommen, sich geschworen, dass er nie wieder jeman anderes töten würde, nie wieder einen Mord begehen wollte. Die Ausrede, dass es im grunde kein Mord war, dass er sich nur Verteidigen musste, dass er in Notwehr gehandelt hatte, konnte er für sich selbst nicht gelten lassen. Nun aber konnte er daran ebenso nichts mehr ändern. Was getan war war getan. "Protokoll der Säuberung anzeigen!" fragte er hofftend in den leeren Raum hinein. Und tatsächlich, auf der Wand wurden einige daten angezeigt, die ihm jedoch nichts weiter zu sagen hatten, die er nicht zu deuten in der Lage war. Eine ganze Menge Zahlenkollonnen flossen über die Wand und auch die Visuelle Aufzeichnung war vollständig, dokumentierte die sekunden des Blitzes eindeutig und in klarem Bild. Zumindest dieses System hatte mitbekommen, dass es da etwas zu vernichten gegeben hatte.Vielleicht würde er ja sogar irgendwann diese Aufzeichnungen zu lesen wissen, vieleicht war ja tatsächlich genügend Datenmaterial vorhanden um diese Personen wieder rekonstruieren zu können und dann ihrer Wege zu schicken. Zumindest in Anbetracht der bisherigen Möglichkeiten der Omnychron schien ihm dies nicht allzu unmöglich, weder die Chance der Rekonstruktion selbst als auch die Wahrscheinlichkeit der vollständigen Aufzeichnung der vernichteten Körper selbst.

Das Beruhigte ihn fürs erste, liess ihn ein wenig aufatmen. Ganz ruhig werden konnte er noch nicht, sein Puls war durchaus noch etwas schneller als gewöhnlich, aber das sollte ihn nicht weiter irritieren, schliesslich wurde er ja auch nicht alle Tage mit seiner Vergangenheit auf diese Weise konfrontiert, musste für sie eine Endlösung suchen. Nun hatte er sie begraben können, konnte ohne Furcht vor dem was hinter ihm lag nach vorne blicken und dort sah er auch sogleich, direkt im Blick der Tür die sich wieder für ihn geöffnet hatte, den Baum, dem er als nächstes einen Besuch abstatten wollte. Schon länger hatte er sich insgeheim darauf mehr gefreut als auf seine ganzen Besuche in dem Klotz, die ihm ihm Grunde doch wieder nur Wissen vermitteln konnte, auf das er fuüher oder später schon von alleine gekommen wäre, wenn er sich nur richtig umgesehen hätte. Der Baum und das was er implizierte, also die biologische Komponente womöglich der Stadt selbst, sicher aber der Wesen des Omnychronvolkes, fand er weit faszinierender, denn davon hatte er schon von Haus aus wesentlich weniger Grundlagenwissen. Bisher hatte er sich ja fast ausschliesslich in der Breite informiert, war von einem Themenbereich zum nächsten gesprungen um Verknüpfungen zu schaffen, um den Überblick über das Gesamtbild zu behalten beziehungsweise erst einmal zu bekommen, um sich ein Bild der technischen Möglichkeiten dieser Zivilisation machen zu können. Doch der Baum versprach ihm einen intimen und detailliert neuen Einblick in einen Bereich, um den er sich bisher überhaupt keine Gedanken gemacht hatte.

Erneut schaute er hinter sich, schaute in den Raum hinein in dem sie eben noch zu viert gestanden hatten. Jetzt war seine Tat gar nicht mehr so schlimm für ihn, machte ihm gar nicht mehr so viele Sorgen, denn er hatte die Chance der Zellkontrolle direkt vor seinen Augen, konnte sich zumindest schon erträumen, wie und wo er diese Leute, auch wenn es seine Widersacher gewesen waren, neu zum Leben erwecken könnte, vor dem endgültigen Tod bewahren, ihnen ein wenig Aufschub verschaffen könnte. In Anbetracht der Bedrohung, die sie durch ihre Waffen dargestellt hatten, mochte dies auf den ersten Blick nicht sehr geschickt erschienen sein, doch moralisch war dies das einzige, was er noch für sie tun konnte. Sie würden nach der Rekonstruktion wohl ohnehin unbewaffnet sein und auch mit ihren Strahlenwaffen waren sie im Grunde keine wirkliche Bedrohung, ihr Tod im Grunde unnötig gewesen.

Diese logischen implikationen im Hinterkopf wollte er dann doch zuvor noch einmal sicher gehen, dass die noch nicht Wiederbelebten auch nach ihrer Rekonstruktion - so sie denn gelänge - keine Gefahr für ihn oder die Stadt darstellen würden. Seine Gedanken kreisten ein wenig umher. Mit irgend etwas musste sie ja gekommen sein, mussten ein Raumschiff gehabt haben, das sie herbrachte, das sie womöglich direkt vor der Stadt geparkt hatten, schlimmstenfalls gar mit einem weiteren Piloten. Doch schnell genug dachte er wieder an seinen Schutzschild, liess alle Angst durch diesen extremen Schutz fahren und machte sich auf den Weg, das Schiff zu suchen.

Zuvor jedoch wollte er noch einige Kleinigkeiten korrigieren, wollte die Möglichkeiten seines Schildgenerators nicht so nutzlos, durch die Steuerungsmöglichkeiten eliminiert sehen. Der Tag war ja noch jung, die Sonne hatte ihren Zenith kaum überschritten, daran würde es sicherlich nicht scheitern müssen. Doch wenn er an seine Kopfschmerzen dachte, so machte er sich schon ein wenig Sorgen, ob er trotz des Zeitdrucks der durch das fremde Schiff auf ihm lastete, nicht doch zuvor eine Pause einlegen sollte, wie ihm der Avatar geraten hatte. Dennoch wollte er es wagen, machte sich auf direktem Weg auf zu dem Entwicklungszentrum.

Der Weg war kurzweilig, durchzogen von vielen Tagträumen und Gedankenwirrwarr, das nicht nur um die neuen Möglichkeiten, die ihm der Baum sicherlich offerieren würde kreisten, sondern auch darum, was Rumburak nur wieder in der Stadt gewollt haben mochte. Seinerzeit erzählte er irgend etwas von einer Art Karte, die er von einem Externen-Ex-Omnychron-Abkömmling an sich genommen hatte - um es vorsichtig auszudrücken. Rumburak hatte schon damals gezeigt, dass er überhaupt keine Probleme damit hatte, jeden über die Klinge springen zu lassen, der ihm im Weg stand. Dazu gehörte er damals auch und nur mit Glück und Dreistigkeit hatte er in den Wirren eines Sandsturms entkommen können. Diese gemeinsame Vorgeschichte sich durch den Kopf gehen lassend war er nach wenigen gefühlten Minuten schon an seinem Ziel angelangt.

Er machte keine Pause zur Entspannung, ging gleich auf die erstbeste Maschine zu und setzte sich in den Sessel. Das Prozedere mit der Liege und der Kuppel über seinem Kopf kannte er ja schon. Doch so viel Vorsicht wollte er in Anbetracht seiner Kopfschmerzen dann doch walten lassen, dieses mal liess er die direkte, neuronale Verbindung mit seinem Hirn nicht zu, versuchte es auf die gute, althergebrachte, manuelle Art und Weise. Die Arbeitsoberfläche zeigte ihm auch schon automatisch sein letztes Projekt an, gab ihm die Möglichkeit der bearbeitung vor, die er auch gleich dankend annahm. Es war nicht nur in seinen Gedanken eine Kleinigkeit gewesen, auch in der Konstruktion gestaltete es sich überaus einfach, wurde in einigen Fällen sogar von dem System automatisch anhand ähnlicher Konstruktionen aus dem Archiv übernommen oder geändert. Nach wenigen, echten Minuten war er auch schon fertig, konnte die neue Generation seines persöhnlichen Schutzschild-subraum-reisemanipulations-Generators in Empfang nehmen.

Er hatte das Steuerkreuz durch einen winzigen Steuerknüppel ersetzt, der gerade gross genug war, damit man ihn mit einem Finger benutzen konnte. Um diese Steuerungsmöglichkeit gegen ungewollte Aktivierung abzusichern hatte er eine Geschwindigkeitseingabe vorgeschaltet, über die man mit einem schwergängigen Dreh- und und einem Aktivierungsknopf die Aktion selbst manipulieren konnte. Dies empfand er als den geschicktesten weg, zumal der kleine Knüppel die Steuerung in der Höhe durch drücken erlaubte und zum anderen, weil es so in jeder Hinsicht exakter zu benutzen war. Noch nicht vor der Tür hatte er das Alte schon gegen das neue Gerät ausgetauscht und entsorgte es fachgerecht an den Ort, wo er das Neue Entnommen hatte. Da die Säule wieder in die Decke zurückfuhr dachte er sich, dass dies wohl auch die vorgesehene Art ist, wie diese Müllentsorgung vom System vorgesehen war.

Endlich wieder unter freiem Himmel konnte er es kaum erwarten, endlich mit seinem Wunderspielzeug durch die Gegend zu brausen, ohne körperliche Anstrengungen sich fortbewegen zu können. Sofort drehte er den einen Knopf ein Stück, aktivierte es mit dem anderen und schob den kleinen Knüppel nach vorne. Er konnte die Beine gar nicht schnell genug anheben, so flog er über den Boden hinweg. Doch wirklich sicher genug fühlte er sich dabei noch nicht, wollte vor dem ersten, richtigen Einsatz erst noch weitere Übungen unternehmen. Erneut hielt er an, drückte den Hebel dieses mal nur in sich hinein. Langsam hob er ein stück weit ab, schwebte immer weiter, immer höher über dem Boden, bis er knapp über der Dachkrone angelangt war. Erneut versuchte er eine andere Bedienung, drückte den Stick zur Seite um kurz darauf wie erwartet einen fliegenden Schwung zur Seite zu nehmen.

Diesen Test betrachtete er als Ausreichend. Durch ein leichtes drehen des Sticks drehte er sich in die Richtung, aus der er die Ankunft seiner Gegner vermutete. Er peilte den Grenzpunkt der Stadt an, der am nächsten zu dem Ort seines ersten Zusammentreffens mit ihnen gelegen war und schob den Hebel nach vorne. Als er dann langsam losflog drehte er zusätzlich noch den Drehknopf weiter, beschleunigte mit exponentiellen Werten und war schon wenige Sekunden später über den letzten Häusern der Stadt, den Grenzgebäuden angekommen. Langsam drehte er den Knopf wieder in seine Ausgangsposition und zog vorsichtig an dem Steuerknüppel, um wieder auf den Boden zu gelangen. Seicht landete er mit einem Gefühl der Zufriedenheit über das Funktionieren seiner Erfindung, auch wenn sie so sehr auf seinem Mist auch wieder nicht gewachsen war. Zumindest erfüllte es ihn mit Freude, dass das erste mal, dass er den Technologien der Omnychron nicht vollständig konsumierend gegenübergetreten war, so gut funktioniert hatte.

Suchend schaute er sich nach einer Spur um, die der Wind noch nicht weggeweht hatte, doch auf den ersten Blick konnte er nichts erkennen. Noch einmal schaltete er seine Fliegevorrichtung an und hob einige Meter ab, wollte sich nun mit mehr Konzentration auf seine Suche einen Überblick über die nächste Umgebung verschaffen.Unter sich konnte er deutlich seine eigenen Fusspuren im Sand erkennen, auch sehr deutlich war die saubere Kante des städtischen Bodens, der an jeder Stelle die er überblicken konnte, absolut sauber und sandlos unter ihm lag. Er drehte den Hebel etwas, peilte den Horizont hinter der Stadtgrenze an und flog langsam in diese Richtung. noch hatte er die freie Auswahl, denn die Sonne gab ihm noch nicht vor, wo er sie im Rücken haben würde, stand noch hoch am Himmel und liess nicht einmal einen Schatten von den Gebäuden in den sandigen Bereich fallen - Mittag eben.

Den Blick hielt er ständig unter sich gerichtetet, verfolgte den Verlauf der Steinkante auf jeden Schritt sehr genau. Einige Minuten flog er auf diese Weise langsam vor sich hin ohne weiter darauf zu achten, wo er denn eigentlich hinflog, wo er gerade war. Dann hielt er an. Wenn er schon davon ausgegangen war, dass sie in einem Bereich dicht an ihrem ersten Zusammentreffen in die Stadt eingetreten waren, dann musste er sich auch ein wenig zumindest an diese naheliegende Vermutung halten. Er drehte um und beschleunigte dieses mal etwas mehr, um schnell wieder zu seinem Ausgangspunkt zurück zu kehren. Fast hätte er die Stelle sogar verpasst, so sehr hatte er sich beeilt, so schnell war er geflogen. Seine erschrockene Reaktion war jedoch fatal. Gerade hatte er noch erkennen können, dass er die Stelle überflogen hatte, da drückte er den Knopf zur Aktivierung der Flugfunktion und schaltete diese somit im vollen Flug einfach ab. Wie ein Stein beschrieb er eine ballistische Kurve eines beschleunigten Körpers, sackte gefühlte fünfzig Meter nach unten bevor es ihm dann doch gelang seinen Flug abzubremsen, seine Füsse in den Sand rammte und sich abrollte. Schon dachte er 'Hui, glück gehabt. Wenn ich auf den Steinen gelandet wäre...', da stützte er sich bei dem Versuch wieder aufzustehen mit der einen Hand auch schon auf eine Steinplatte. Es wurde ihm heiss und kalt während sich ein unangenehmes Kribbeln auf seiner ganzen Haut breit machte als ihm klar wurde, wie knapp seine Landung gewesen war. Er lag unmittelbar neben der Stadtgrenze, direkt neben der Steinplattenbegrenzung der Sandwüste, gerade noch so mit dem ganzen Körper in den Sand gebettet, es fehlten tatsächlich nur wenige Zentimeter für eine ernsthafte Verletzung. 'Ich sollte für diesen Knopf noch eine Sicherung einbauen.' nahm er sich auch schon vor, als er wieder auf den Platten stand und den Sand von seinen Beinen klopfte.

Endlich wieder in der senkrechten schaute er sich erneut um, suchte nach dem Punkt, an dem er aus der Stadt gekommen war. Für nur wenige Bruchteile von Sekunden war er zu lange geflogen und hätte er den Hebel einfach losgelassen anstatt den Knopf zu drücken, wäre er über diesem Punkt angehalten. Doch so weit war er dennoch nicht gefallen, konnte er doch die Markierung, die er mit den Füssen in dem Sand an dieser Stelle hinterlassen hatte noch gut erkennen. Nun hatte er eine zweite, deutlichere Markierung im Sand hinterlassen, eine deutlich tiefere. Gerade wollte er sich schon wieder auf den Weg machen, in die andere Richtung aufbrechen und nach Zeichen suchen, wollte seinen Generator wieder einschalten und sich fliegend auf den Weg machen, da warf er noch einmal ein Auge auf seine Landestelle. Eigentlich wollte er nur noch einmal nachsehen, wie tief denn der Krater gewesen war, den er da geschlagen hatte, doch dann fiel seine Aufmerksamkeit auf die Fussspuren, die von seinem Krater in die Wüste führten. Offensichtlich waren diese nicht von ihm gewesen denn er wusste ganz genau, dass er seinerzeit am gänzlich anderen Ende der Stadt angekommen war. Dies musste die Stelle gewesen sein, an der seine Häscher angekommen waren.

Noch einmal versicherte er sich, schaute sich die Strasse an, vor der er gelandet war und tatsächlich waren auch dort noch Sandspuren zu erkennen, die das automatische Säuberungssystem der Stadt noch nicht entdeckt hatte. Hier war er richtig.

Schon wollte er nach seiner Flugsteuerung suchen und sich über die Dünen erheben, da kam ihm der Gedanke, dass es geschickter sein könnte, wenn er unentdeckt bliebe bis er selbst am Zuge wäre. So machte er sich dann doch auf den Weg, den Fussweg, die Düne hinauf, die sich in einiger Entfernung vor der Stadt aufgebaut hatte und auf die der Weg der Fussstapfen im Sand zeigten. Den Weg zu dem Tempel empfand er als ewig und nicht enden wollend, diesen jedoch empfand er als wahrhaft quälend und erst recht als erschöpfend, denn er lief ohne Wasserversorgung durch die glühende Mittagssonne durch eine Wüste. Im normalfall hätte dies für jeden anderen den sicheren Tod bedeutet, doch zuminest konnte er sich durch sein Gerät dahingehend in Sicherheit wiegen. Nach einer knappen ewigkeit - vielleicht waren es auch zwei, so genau wusste er dies nicht mehr zu sagen - kam er dann zumindest am Fusse der Düne an, wo der Sand noch einigermassen fest gewesen war, dass er ohne sonderliche Anstrengungen darauf hatte gehen können. Doch der nun folgende Weg den Sandberg hinauf war eine noch extremere Tortur, rutschte ihm doch mit jedem Schritt den er machte, mit jedem Fusstritt, der in den Tiefen des lockeren Sandes versank, der halbe Berg entgegen, liessen den Aufstrieg zur Sysiphusmission werden. Doch es blieb ihm keine andere Wahl, hatte er doch sogar noch ein paar Verwehungen erkennen können, die die regelmässige Oberfläche der Düne unterbrochen hatten und auf Wanderer schliessen liess. Die übrigen Spuren endeten genau am Fusse des Sandmonsters wie man es erwarten würde wenn jemand vor dem ihn verfolgenden Berg wegläuft.

Oben angekommen hatte er das unendliche Glück, dass die Spitze des Berges eher ein sanfter Hügel wurde und das Gehen damit wieder etwas angenehmer, weniger Kraftraubend. Gleich stellte er sich aufrecht hin um die sichtbare Gegend zu uberblicken, versuchte seine Ohren ebenso aufzusperren wie er seine Augen vor der gleissenden Helligkeit der von der Wüste reflektierten Sonnenstrahlung zu schützen versuchte. Tatsächlich konnte er das leise Brummen hören, das er von dem Schiff in Erinnerung hatte, welches er seinerzeit auf dem Felsenplaneten hatte längerfristig ausleihen müssen, oder zumindest von dessen Aggregaten. Ohne zu atmen versuchte er seine Ohren noch weiter aufzuspannen, versuchte noch genauer auf den Wind zu hören, der ihm diese Laute zugetragen hatte, versuchte seinen eigenen Herzschlag auszublenden und sich nur auf das störende Geräusch zu konzentrieren, sich darauf zu beschränken die Richtung des Brummens zu bestimmen. Ein paar Meter ging er noch, wollte sich auf den nächstbesten, kleineren Hügel stellen, der sich auch oben auf der erklommenen Düne noch erhob, um so seine Ohren noch besser nach dem Wind stellen zu können, doch da wurde dies auch schon irrelevant. Er hatte das Schiff gefunden.

Ohne das störende Brummen wäre er sicherlich einfach blind darauf zugelaufen, wäre über den Hügel gerannt und bei dem Satz den Abhang auf der anderen Seite hinunter sogleich direkt vor den Cockpitfenstern gelandet, direkt vor den Geschützen des Schiffes. Zwar konnte er bisher nicht genau erkennen, ob es tatsächlich bewaffnet war, aber dieses Risiko wollte er erst gar nicht eingehen. Sein Schutzschild brauchte nicht unbedingt einen Härtetest, es reichte, wenn er in einem unerwarteten Notfall mit zumindest grosser Wahrscheinlichkeit funktionierte. Das Schicksal wollte er nicht herausfordern, auch wenn er es bei seinem kleinen Treffen mit Rumburak und seinen Schergen zuvor eigentlich schon getan hatte.

Er liess sich sofort in den Sand fallen, legte sich flach hin und versuchte erst einmal seines Adrenalinspiegels Herr zu werden. Sein Puls schlug in seinem Hals so hart, dass er kaum mehr Luft bekam. Langsam konnte er weder richtig sehen und hören, konnte das Brummen wieder vernehmen und versuchte sich damit zu beruhigen, dass er von der Konstanz des Geräusches ablesen konnte, dass sich keine Veränderung in Bezug auf das Schiff ergeben hatte. Es war nicht gestartet und es hatte auch keine Tür geöffnet um ihm jemanden auf den Hals zu hetzen. Vorsichtig robbte er dem kleinen Hügel vor ihm entgegen, kroch an seiner Flanke entlang und so in eine Lage, aus der heraus er das kleine Tal überblicken konnte, in der das Schiff geparkt stand. Er wollte vermeiden, seinen Kopf direkt über die Kuppe zu heben, um keine Kontrastveränderung vor dem strahlenden Himmel darzustellen, sollte ihn doch jemand beobachtet haben.

Das Schiff stand tatsächlich in der Mitte eines kleinen Tals, eher einem Loch zwischen hohen Dünen, welches sich mit der Zeit sicherlich wieder schliessen würde - der Wind würde schon dafür sorge tragen. Der Blick des Schiffes, wenn man es denn so nenne konnte, war direkt auf die Stadt und damit auf ihn gerichtet. Die Fenster des Cockpits damit ebenfalls und sollte dort moch jemand drin sein, so hätte er einen ausgezeichneten Blick auf den Ankommenden gehabt. Dies erkannte auch er sofort, liess sogleich alle Hoffnungen fahren, dass er einfach darauf zulaufen und es einnehmen können würde. Auch wenn er nicht wusste, vielleicht sogar nicht einmal annehmen musste, ob dort überhaupt noch jemand drin war, ob das Schiff überhaupt bewacht war, so wollte er dennoch jegliche Vorsichtsmassnahmen ergreifen, um nicht irgendwelche Aggressionen auf sich zu ziehen. Die möglichkeit, dass jemand hätte gewarnt sein können schloss er grösstenteils aus, da seine Endlösung für seinen Widersacher und seine Begleiter zu unverhofft gewesen war. Allenfalls eine Nichtmeldung hätte sein neues Ziel warnen können, doch dies konnte multiple andere Gründe gehabt haben.

Langsam kroch er wieder ausser Sichtweite und erhob sich erneut. Die Vermutung lag nahe, dass er sich dem Schiff unbemerkter von hinten nähern können würde. Doch dazu musste er noch ein ganzes Stück durch die Wüste marschieren, musste Dünen erklimmen und einen Weg finden, auf dem er auch bestimmt nicht entdeckt werden würde. Als er dann hinter sich die Düne herab blickte und sich an seine Qualen bei dem Aufstieg erinnerte, suchte er jedoch lieber nach einem anderen, weniger anstrengenden Weg, bei dem er auch noch etwas Kraft übrig hätte wenn er an seinem Ziel angekommen wäre. Er griff zu seinem Display und tippte kurz darauf herum. Eine Karte kam zum Vorschein, auf der er sich die eigene Position markierte. Die Luftansicht war deutlich genug, dass er die Düne um sich herum erkennen konnte, und auch das Tal hinter ihm war eindeutig genug auszumachen. Kurz probierte er aus, wie schnell diese Karte aktualisiert wurde indem er einen Schritt nach vorne machte. Tatsächlich änderte sich die Position des ihn symbolisierenden punktes auf der Karte sofort. Dies war sein Weg, sein neues Spielzeug sinnvoll einsetzen zu können. Mit ein paar Markierungspunkten versah er seine virtuelle Karte und malte seinen geplanten Weg hinter das Schiff, hinter die dahinterliegende Sanddüne ein zu einer Position, die er ohne Gefahr gesehen zu werden auch erreichen können würde.

Noch ein paar Schritte den Berg hinunter machte er, dann schaltete er sein Fluggerät ein und huschte unterhalb der Bergkuppe los, erst einmal in Richtung der Stadt. Er hatte den Weg grosszügig um sein Ziel herum gelegt um ganz sicher gehen zu können, dass er nicht durch eine Schlucht zwischen zwei Bergen hindurch gesehen werden könnte, und da für ihn Entfernung nun kaum mehr eine Rolle spielte, war Sicherheit das erste Gebot. Immer wieder hielt er kurz an, hob den Finger von dem Steuerknüppel, um kurz auf seine Karte zu schauen und sein Ziel nicht aus den Augen zu verlieren, dann aber sogleich wieder mit ähnlicher Geschwindigkeit weiterzufliegen. Der Drehknopf hatte sich für ihn mehr als gelohnt, verrichtete seinen Dienst wahrhaft hervorragend. Ein sehr groses Viereck hatte er gezeichnet, auf dessen Kanten er sich bewegen wollte. Erst ein wenig in Richtung der Stadt, fast an dessen Grenze entlang um danach tief in die Wüste vorzustossen und in ausreichender Entfernung zu Stadt und vor allem Schiff wieder parallel zur Stadtgrenze hinter das Schiff selbst zu fliegen. Die Karte half ihm dabei extrem, da er durch die Begrenzung seiner Flughöhe nicht einmal mehr den grossen Baum sehen konnte, den er innerhalb der Stadt immer wieder als orientierungspunkt verwendet hatte.

Endlich war er angekommen, flug zwischen zwei Dünen direkt auf jene zu, die sich hinter dem Schiff aufgebaut hatte. Die Karte zeigte ihm ganz deutlich die Markierung, die er für sein Ziel gesetzt hatte, hinter der nächsten Hügelspitze und liess seinen Puls etwas ansteigen. Er setzte sich direkt am Hang ab, flog langsam auf den Sandhang zu indem er mit dem Drehknopf die Geschwindigkeit immer langsamer regelte und schliesslich schon den Boden unter seinen Füssen spüren konnte. Als er den Flug dann beendete sank er dennoch erst einmal ein ganzes Stück ein, rutschte mit der halben Dühne den Hang hinunter und freute sich schon wieder sehr, endlich noch einmal einen nicht enden wollenden Berg ersteigen zu dürfen, der ihm mit jedem Schritt mehr entgegengerutscht kam.

Doch auch diese Tortur endete irgendwann, als er fast sorglos auf dem Berg stand und schon fast frolockt hätte über seinen Triumpf über den Sand, wenn er nicht das Schiff erblickt hätte, das ihn an den Zweck seiner Exkursion erinnerte.Nach wie vor stand es dort bewegungslos im Tal und wartete darauf, von ihm untersucht zu werden - jedenfalls hoffte er dies. Es waren keinerlei Fenster auf der Rückseite zu erkennen, so dass er sich keinerlei Sorgen darum machte, dass er das Schff vielleicht doch nicht verlassen vorfinden würde, denn im Moment war dies irrelevant für ihn. Mit grossen Schritten stapfte er die Dühne hinunter, die ihm in ihrem instabilen Gleichgewicht ebenso folgte, wie sie es bei seinem Aufstieg tat und seine Beine dabei mit warmem Sand umspielte. Erst am Fusse des Hanges vermochte er aus diesen Sandmassen wieder zu entsteigen und auf dem etwas festeren und kühleren Boden des Loches fast normal zu gehen.

Sonderlich gross war weder das Schiff noch das Tal gewesen, so dass er schon direkt nach seinem Abstieg fast unmittelbar hinter der Hecktür stand. Fast wie er es erwartet hatte, wie er es seinerzeit auf dem Felsenplaneten kennengelernt hatte, war der Schalter zum Öffnen der Tür gut findbar und ungesichert an der Aussenseite angebracht. Kurzentschlossen drückte er beherzt zu, um im nächsten Moment auch schon zur Seite springen zu müsse, da es sich nicht um eine Tür im eigentlichen Sinne handelte, die zur Seite weggefahren wäre wie bei dem Schiff, das er selbst auf diesem Planeten kaputtgeflogen hatte, sondern eher eine Rampe, die im Begriff war ihn beim herunterin den Boden zu rammen

stehengeblieben wäre. Viel besser erwischte er es deshalb jedoch auch nicht, denn schon bevor die Klappe gänzlich heruntergefahren war, ertönte von innen ein 'Wer ist da?', welches sich icht mechanisch anhörte. Er erwartete einen weiteren von Rumburaks Söldnern, der ihm das Leben schwer machen wollte, womit er wohl auch nicht sonderlich falsch lag.

Vorsichtig lukte er durch den entstandenen Spalt in den Innenraum des Schiffes und konnte gerade noch den Kopf wieder zurückziehen, denn schon kam ihm ein Schuss aus einer Strahlenkanone entgegen, der schlecht gezielt an der Rampe selbst abprallte.Vielleicht war dies das Beste was ihm in dieser Lage passieren konnte, denn so hatte er seinen grössten Vorteil, die Existenz seines Schutzschildes, noch nicht preisgeben müssen, was seinen Gegner dazu verleitete, sich eben nicht drinnen zu verbarrikadieren, und ihm so gar keine Möglichkeit der Ursachenforschung mehr zu bieten, sondern ihm zu folgen, aus dem Schiff herauszuspringen und ihm hinterherzujagen. Schnell hatte er sich hinter die Wand verzogen, zog sich weiter um den Flügel des Schiffes zurück als er die Schritte des Mannes hörte und rannte, wenn auch nicht um sein Leben so doch so schnell er konnte, um den Bug des Schiffes, immer die Schüsse seines Verfolgers hinter sich verglühen hören könnend. Dieses Katz und Maus Spiel erfuhr erst eine Unterbrechung, als er wieder vor dem Eingang des Raumers stand und sich dachte, dass er seinen Häuscher einfach aussperren könnte, wie er es seinerzeit auch mit Rumburak und seiner Mannschaft getan hatte als er noch auf der unmittelbaren Flucht gewesen, von ihnen umzingelt worden war.

Er ging die Rampe hinauf und fand den Schalter zum Schliessen des Eingangs erwartungsgemäss auf der Innenseite der äusseren Version. Die Klappe fuhr hoch und schloss sich direkt vor der Nase seines Verfolgers, der erst einmal begann, darauf zu feuern, jedoch erfolgreich von dem kugelsicheren Metall der Aussenhaut abgewehrt wurde. Jetzt hatte er erst einmal die Zeit, die er brauchte um sich drinnen ein wenig umzuschauen und nach Dingen zu suchen, die Rumburak vielleicht dort in Sicherheit deponiert hatte, nicht in die Stadt mitnehmen wollte. In der Tat fand er auch sofort eine metallne Kiste neben den Sitzbänken an der Wand stehen, die mit einem simplen Vorhängeschloss effektiv gesichert war. Er schaute sich das ganze kurz an, versuchte mit der Hand das Schloss zu verbiegen und aufzubrechen, aber natürlich war dieser Versuch ähnlich aussichtslos wie der seines Verfolgers, auf das Schiff zu schiessen.

Doch so dumm wie er gehofft hatte, war sein Verfolger wohl doch nicht, hatte wohl endlich den Schalter für die Tür gefunden und sogar geschafft, ihn zu benutzen. Er war noch dabei, sich die Kiste genauer anzusehen, als er die Rampe erneut herunterfahren hörte und von dem aufwallenden Adrenalinstoss schier überwältigt wurde. Jetzt war er es, der nicht mehr entkommen konnte, dem kein anderer Ausweg blieb als der, sich dem Kampf zu stellen - oder besser gesagt, sich vor diesen zu stellen und ihn erfahren zu lassen, dass sein Schild ausgesprochen gut funktionierte wie er hoffte. Dann jedoch kam ihm eine bessere Idee, die seine technologische Überlegenheit nicht vollends offenbaren sollte.

Noch hatte sich die Tür nicht ganz geöffnet, der Söldner stand in einigem Abstand davor und wartete darauf, seinem Opfer die Waffe ins Gesicht halten zu können, da schoss ihm auch schon ein fliegender Mensch entgegen. Er hatte seinen Antrieb aktiviert und war mit recht hoher Geschwindigkeit einfach aus dem Schiff herausgeflogen. Doch so schnell wollte sein neuer Feind nicht aufgeben, feuerte ihm aus allen Rohren hinterher, traf sogar das eine oder andere mal, was er jedoch wohlwollend zur Kenntniss nahm, denn so wusste er endlich, dass auch sein Schutzschild richtig und erwartungsgemäss funktionierte, ihn tatsächlich vor tödlichen oder gefährlichen Angriffen bewahrte. Ohne Gefahr und ohne Angst um sein Leben drehte flog er einen grossen Bogen, wollte von dem Schiff weg und wieder zurück zu seiner Stadt fliegen, in deren Nähe er sich wesentlich sicherer fühlte als in der Wüste irgendwo in der Luft.

Er wusste nicht wirklich, was er nun machen sollte, wie er mit der neuen Situation, aggressiv verfolgt zu werden, umgehen sollte, noch wusste er, wie er nun weitermachen sollte, wie er seinen Verfolger wieder loswerden könnte. Die Tatsache, dass jener nicht nur mit seiner Handfeuerwaffe auf ihn schoss, sondern sein Schiff gestartet hatte und ihm nun sogar noch hinterherflog und mit ungleich mehr Feuerkraft auf ihn feuerte, machte diese Situation nicht besser, noch liess sie ihm genug Zeit oder gar Ruhe, sich darum tatsächlich logische Gedanken zu machen. Jedoch hatte er die Stadtgrenze fast erreicht, hatte durch den Bogen, den er geflogen war, eine wesentlich weitere Strecke zurücklegen müssen als der direkte Weg gewesen wäre, und setzte zum Tiefflug an, wollte etwa in Fensterhöhe durch die Strassenschluchten gleiten um seinem Verfolger möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten und ihm auch die navigation möglichst schwer zu machen.

Fast erreicht hatte er die ersten Häuser schon, da hörte er die Triebwerke des Schiffes fast direkt hinter sich aufheulen. Er schaute sich kurz um und sah tatsächlich das Fenster des Cockpits so dicht hinter sich, dass er sogar den Piloten durch die Verspiegelten Scheiben hindurch sehen konnte. Wenn er ihn rammte, wäre es ihm vielleicht sogar möglich gewesen, ihn in ernsthafte Schweirigkeiten zu bringen, denn er war sich nicht sicher, wie sein Schildgenerator darauf reagierte noch war er sich sicher, wie seine Flughilfe auf seine Lageveränderung reagieren würde. Noch einmal schaute er sich um, hatte sein Ziel fast nur noch in Gedanken vor Augen, auch wenn er seine Flugrichtung nicht verändert hatte.

Nur noch wenige Meter, dann würde er sich hinter der nächsten Häuserfront verstecken können - so zumindest sein vorläufiger Plan für seine Flucht vor seinem engen Verfolger. Die Strahlenkanone des Schiffes schlug neben ihm ein, blies ihm verbrannten Sand ins Gesicht und traf ihn schliesslich auch, liess seinen Schild aufblitzen dass er es wahrhaft mit der Angst zu tun bekam und den Regler für seine Fluggeschwindigkeit noch ein Stück weiter nach vorne drehte. Dann ein Knall, ein dumpfer Schlag - stille.

Er hörte nichts mehr. Keine heulenden Triebwerke, keine pfeiffenden Strahlengeschosse neben seinem Kopf, nicht einmal mehr das sanfte Brummen der schlafenden Aggregate lag mehr in der Luft. Er schaute sich kurz um und liess dann den Steuerknüppel los. Das Schiff lag zerbrochen und irgendwie zusammengedrückt in der Wüste, einige dutzend Schritte von der Stadtgrenze entfernt. Offenbar hatte eines der vielen Sicherheitssysteme der Stadt sein Problemchen vollautomaisch für ihn erledigt, hatte einen Schutzschild aktiviert und das Schiff in voller, ungebremster Geschwindigkeit dagegen fliegen lassen. Es sah das Schiff wohl nicht einmal als solche Bedrohung an, dass es sich gelohnt hätte, ein eigenes Waffensystem zu aktivieren, über die die Stadt zweifellos verfügte, es liess das Schiff einfach nur nicht hinein. Wie konnte der Pilot nur so dumm gewesen sein, fragte er sich einen Augenblick lang, gefolgt von der Überlegung, dass der Filterschild seiner drei Häscher wohl nicht stark genug gemacht werden konnte, um das ganze Schiff einzuhüllen und sie deshalb zu Fuss, quasi inkognito, gekommen waren.

Er drehte den Geschwindigkeitsregler wieder in eine besser zu steuernde Grössenordnung und drehte um. Vorsichtig flog er auf das Wrack zu, die Strasse entlang, in die er auf seiner Flucht mittlerweile hineingeflogen war und landete an der Stadtgrenze, um die letzten Meter zu Fuss zu gehen. Noch fürchtete er einen möglichen Angriff seines Verfolgers, dessen Ableben er noch nicht garantiert bekommen hatte und so tastete er sich immer mit den Augen auf jedem Detail des unförmigen Stücks Metall, welches er für das Cockpit halten konnte, erwartete in jedem Moment ein Herausspringen des Mannes, der wieder begannauf ihn zu schiessen. Doch es passierte nichts, so nah er dem zerstörten Gleiter auch kam. Schliesslich hatte er die Sicherheit, dass er wieder alleine war, konnte den Körper des Mannes im Sand neben seinem Raumschiff liegen sehen.

Zumindest hatte er einen ebenso kurzen und schmerzlosen Tod gehabt wie sein Boss, dachte er noch, als er ihn sich genauer anschaute. Sein Kopf war zur Seite gedreht und sein gesamter Körper lag verdreht darunter als wollte er gerade auseinanderfliessen. Eine Struktur wie durch erschlaffte Muskeln über harten Knochen war nicht mehr gegeben, vielmehr waren seine Gebeine eher mit einem mit wasser gefüllten Sack zu vergleichen, der nur noch von seiner Aussenwand zusammengehalten wurde. Bei genauerem Hinsehen lag der Kopf des Mannes auch nicht nur zur Seite gedreht, sondern um vierhundertfünfzig Grad verdreht da. Die verzerrte Haut, die einmal sein Hals gewesen war, zeigte dies überdeutlich. Er drehte sich weg, so diesem Anblick wollte er sich nicht weiter ausetzen. Zwar hatte er schon viele Leichen gesehen, hatte im Innern des Energieknotens bei weitem übler zugerichtete Personen liegen sehen müssen, doch war es irgendwie etwas anderes, wenn es nahe seines Wohnortes geschah. Noch dazu konnte er diesen wohl kaum mehr retten, würde keine Technologie der Omnychron anwenden können, da er mit Sicherheit keine Daten von ausserhalb der Stadtgrenze zur Verfügung hatte, sicherlich kein System für solch Intime Scnas der Umwelt zuständig war.

Doch so konnte er ih nicht da liegen lassen. Kurzentschlossen kniete er sich neben den leblosen Körper und begann, mit seinen Händen den Sand aufzuwühlen. ein grosses loch, gross genug damit dieser Körper darin platz finden konnte, hob er aus und schliesslich den Körper seines Verfolgers hinein, begrub ihn wie er es auf seinem Herkunftsplaneten getan hätte, im Sand. Er wusste zwar nicht, ob es auf diesem Planeten nicht doch irgendwelche Tiere gab, die sich über etwas frisches Futter gefreut hätten, doch ein solches Ende wünschte er dennoch niemandem - von Asfressern beseitigt, nein das war zu würdelos.

Hinter sich liess er nicht nur den kleinen Hügel, an dessen Spitze er ein längliches Wrackteil in den Sand gesteckt hatte, sondern auch die Geschehnisse der letzten Stunde, als er sich nach getaner Arbeit wieder wegdrehte und sich der Untersuchung des Wracks widmete. Die Kiste wollte er finden und endlich genauer untersuchen. Er war sich sicher, dass er schnell einen Weg finden würde das Schloss zu öffnen, wenn er denn erst einmal wieder in seinem Haus wäre und genügend Zeit hatte, sich damit zu befassen. Mit vollem Körpereinsatz wühlte er in den verbogenen Teilen des auseinandergebrochenen Schiffes. Eigentlich verwunderte es ihn etwas, dass es keine Explosion gegeben hatte, doch kannte er die Technologie dieses Raumschifftypen nicht, nahm also an, dass es einen ungefährlichere, nichtexplosive Energiequelle besessen hatte, der er sich auch problemlos nähern konnte. Schon nach einigen, grösseren Teilen, die er hatte zur Seite stossen können fand er zumindest die Strahlenwaffe seines Angreifers, die unversehrt schien. In Anbetracht der Tatsache, dass sogar der Pilotensessel in der Mitte auseinandergebrochen war, erstaunte ihn dies doch sehr und liess seine Hoffnung, dass er die Kiste in ähnlich unversehrten Zusatnd finden können würde recht ambivalent erscheinen. Doch er täuschte sich in seiner Befürchtung, denn schon wenige Teile später, die er bei genauerem hinsehen als die Sitzbänke an den Seiten des Schiffes identifizieren konnte, stand die mattsilbrig schimmernde Kiste auch schon vor ihm - mit intaktem Schloss.

Doch wofür hatte er die Strahlenkanone gefunden, die noch vor wenigen Minuten auf ihn gerichtet war? Er griff nach der Waffe, die er auf die Seite geworfen hatte, weg vom Chaos des Wracks und zielte auf das Schloss. Doch abzudrücken war ihm dann doch zu gefährlich, womöglich würde er das Schloss verfehlen, würde die Kiste und damit ihren Inhalt durchlöchern und zerstören, noch bevor er ihn überhaupt hätte in Augenschein nehmen können. Er trat wieder näher an die Kiste heran, stellte sich neben sie und zielte so auf das Schloss, dass es aus seiner Sicht neben der Kiste hing, nicht mehr davor. Er schoss und tatsächlich zersprang das metallische Hindernis intausend Stücke, verlor sich in den Überresten des Schiffes.

Voller Vorfreude hob er die Klappe der Kiste an, schaute erwartungsfroh hinein. Eine weitere Tasche lag dort, als sei sie unachtsam abgestellt worden, und diese war nicht einmal verschnürt. Eine einfach Umhengetasche, recht gross zwar, aber dennoch leicht tragbar, und sie schien gefüllt zu sein. Er versuchte sie anzuheben und stellte schnell fest, dass er sich in Bezug auf ihr Gewicht ziemlich verschätzt hatte, denn sie war weitaus schwerer als sie aussah. Er klappte die Lasche zurück und schaute hinein, konnte seinen Augen kaum trauen. Was er zu sehen bekam stimmte ihn jedoch weniger glücklich, da er die Vorgeschichte zumindest eines dieser Stücke kannte, die er da zu sehen bekam. Dort lagen zwei runde Felsbrochen nebeneinander in der Tasche, ein gefaltetes Stück vergilbtes Papier daneben, ein Stück Holz klemmte in einem Gurt in in der Taschenlasche. So viel Finderglück hatte er nicht erwartet, auch wenn er nun, da er die Stadt ja gefunden und gewissermassen in Besitz genommen hatte, zumindest die Steine nicht mehr glaubte zu brauchen.

Das Stück Holz kam ihm ebenfalls bekannt vor. Nach kurzer, genauerer Betrachtung sah er dann auch warum, denn es waren bis zur unkenntlichkeit verblasste Schriftzeichen, die bestenfalls mit extremen, technischen Aufwand lesbar zu machen waren, darin farbig eingeprägt. Es war dem Boden der Kiste, in der ihm sein Grossvater seinen eigenen Felsbrocken überreicht hatte, sehr ähnlich, auf dem ebenfalls Worte eingraviert waren, die er erst wesentlich später hatte lesen können. Ob Rumburak diese auch hatte entziffern können? Hatte ihm womöglich ein weitere ExilOmnychron dabei helfen müssen, bevor er ihn ähnlich hat über die Klinge springen lassen wie den Besitzer des anderen Steins, den dieser ihm damals geschickt hatte um ihn zu ihm zu locken?

Er nahm die Tasche an sich, schaute sich noch kurz um und wollte gerade wieder zu seinem Haus zurückfliegen um in vertrauter Umgebung die Steine etwas genauer zu untersuchen, da dran ein leises zirpen an sein Ohr. Hastig drehte er sich wieder um, vermutete schon, dass zwischen den Wrackteilen noch irgend etwas leben könnte, doch seine Hoffnung - oder seine Befürchtung, ganz wie man es sehen mag - erfüllte sich nicht. Vielmehr ergab sich für ihn etwas weitaus ergiebigeres als das. Als er anfing, dem zirpen hinterherzusuchen, stellte er schon bald fest, dass es von einem der Bordcomputer kam, der offenbar noch überlebt hatte, auch wenn er gerade in den letzten Batteriestromgestützten Zuckungen lag. Schnell holte er sein Pad wieder hervor und versuchte, eine Verbindung aufzubauen, versuchte dem Computer all seine Informationen zu entlocken, über die dieser noch verfügte. Die Omnychronsche Datenübertragungsmöglichkeiten gingen offenbar doch noch weit über das hinaus, was er sich vorstellen konnte, denn kaum hatte er die Bestätigung, dass die Verbindung hergestellt war, bekommen, da konnte er auch schon über den gesamten Datenschatz des gegnerischen Speichers verfügen. Anfangs dachte er noch während er die Seiten der Anzeige durchblätterte, dass sein Pad bloss mit der Geschwindigkeit seiner Anzeigemöglichkeit würde schritthalten können, doch als dann das zirpen verstummte und er dennoch mit maximaler Displaygeschwindigkeit durch die Speicherseiten des Bordcomputers blättern konnte, musste sich dies wohl doch schon alles in seinem kleinen, tragbaren Pad befunden haben. Es verging wahrhaft kein Tag, an dem er nicht von irgend etwas überrascht wurde, dachte er noch bei sich, während er das Wrack abermals durchwühlte, um nicht vielleicht noch einen weiteren, überlebenden Computer zu finden, dem er weitere Daten würde entlocken können, doch welche Metallplanke er auch umdrehte, immer lagen nur noch zerstörte Bauteile darunter, die durch den Aufprall geborsten waren.

Wieder nahm er sein Pad zur Hand und suchte nach einer Scannerfunktion. Er war schon so oft von irgendwelchen Funktionen dieses kleinen Gerätes überrascht worden, dass er nun einfach mal gezielt nach einer weiteren suchen wollte. Tatsächlich wurde er fündig, konnte über einen intelligenten Frage-Antwort-Pfad sein Suchmuster definieren und hatte schon bald einen Scanner aktiviert, der nach elektromagnetischen Strahlungsrückständen in den Wrackteilen suchte. Elektronisch war die einzige Möglichkeit, wie die Informationen im Rest der ihm bekannten Galaxie gespeichert wurden, das konnte so schwer nicht zu finden sein, so seine wohlbegründete Vermutung. Zwar hatte er nicht einmal die bisher herausdestillierten Daten sichten können, doch wenn noch irgend etwas Weiteres rettbar sein würde, dann sicherlich nur jetzt, keine Minute später.

Tatsächlich wurde er fündig, auch wenn das einzige, was er noch finden konnte, das Logbuch des Schiffes selbst war, die Flugaufzeichnungen seit der erstinbetriebnahme immerhin, aber eben nur die Schiffsinternen Aufzeichnungen. Mehr war nicht zu machen, nicht einmal für den von ihm benutzten Scanner. Damit wollte er dann aber auch diese Ereignisse rund um Rumburak und seine Gefolgsmänner auf sich beruhen lassen. Ohne ihren Anführer und ohne sein Hintergrundwissen würden diese es sicherlich wagen den Versuch zu unternehmen, ihn weiter zu belästigen, wussten sie doch nun einmal mehr genau, wie es Leuten ergeht, die dies versuchten. Er war sicher, dass Rumburak in genügend Erklärungsnotstand geraten war, als er seine Mannen hatte neu anspornen müssen für diesen gegen ihn zu arbeiten, als er von dem externen Energieknoten zurückgekommen war und nur Tod hinter sich gelassen hatte. Er wollte sich gar nicht mehr daran erinnern, wie viele dieser Leute er auf dem Gewissen hatte, selbst wenn es stets in Notwehr gehandelt war. Jedoch sprach andererseits die Tatsache, dass Rumburak nur mit drei Begleitern unterwegs war, während er auf dem Felsenplaneten ein gutes Dutzend unter sich befehligte dafür, dass er sich womöglich gar nicht mehr leisten konnte, dass ihm schlicht das Geld ausgegangen war und dieser verzweiflungsbesuch in der Stadt ohnehin sein letzter Weg hatte sein sollen, eine Alles oder Nichts Strategie gewissermassen.

Mit diesen Gedanken im Kopf herumrumorend machte er sich nun endgültig auf den Rückweg - zu Fuss. Auch wenn er nun im Grunde jeden seiner Wege fliegen können würde wollte er doch die guten alten Disziplinen nicht verlernen, auch wenn die Versuchung gross war.. Die zwei Steine machten die Tasche jedoch recht schwer, so dass der Weg zurück zu seinem Haus, der ohnehin nicht der kürzeste war, zu einer qual je länger er sich hinzog. Einmal quer durch die Stadt musste er dafür und jetzt kam ihm die Wahl der Lage seines Wahlhauses gar nicht mehr so günstig vor wie noch vor einem Tag, auch wenn er wusste dass dies am nächsten Morgen sicherlich wieder anders aussehen würde.

Endlich daheim angekommen legte er nur noch die Steine zur Seite, schloss sie in eines der Fächer ein, die mit einem primitiven Riegel abzusichern waren - die einfachsten Lösungen waren doch immer noch die effektivsten - und legte sich auf seine Liege. Sein Rücken schmerzte von der schweren tragerei, so dass er die Massageeinheit sehr zu schätzen wusste, die automatisch aktiviert von der medizinischen Überwachung dafür sorgte, dass es ihm schnell besser ging, die Liege selbst an den rechten Stellen in Schwingungen versetzte, die seinem geschundenen Körper wohl taten. Doch als den Zeitpunkt, an dem er schon einschlafen wollte, empfand er dies noch lange nicht, denn der Blick aus dem Fenster versichter ihm, dass es noch heller Tag war. - viel zu früh zum Schlafengehen.

Er wies die Haussicherung an, die Türe zu verschliessen und die Fenster zu überwachen, wollte keinerlei Risiko eingehen dass er nicht womöglich doch noch irgend jemanden in der Stadt übershen hatte, der ihn im Schlaf oder im Hinterhalt meucheln würde, und ging in den Nebenraum. Als er auf das Badebecken zu ging erkannten die Systeme auch schon, wonach ihm nun war, liessen für ihn das Wasser ein und nach einer kurzen Unterhaltung mit dem Hausavatar wurden auch schon die entsprechenden Düfte in der Luft freigesetzt. Die Wanne war kaum vollgelaufen, da trat er schon die Stufen empor, ging ohne sich die Mühe zu machen sich zu entkleiden direkt ins Wasser und legte sich ins warme. Langsam fühlte er, wie sich die Kleidung um ihn herum aufzulösen begann, das tat, wofür sie entwickelt war und ihm so die Mühe abnahm, auch sie noch zu versorgen, wie er es in seiner Herkunftswelt hätte tun müssen.

"Hallo Deleyla" nannte er die Vision der Frau, die da gerade auf ihn zu kam. Er erkannte das Gesicht der Gestalt sofort wieder, auch wenn er sie bisher bloss ein einziges mal gesehen hatte. Vielleicht hatte er tatsächlich eine emotionale Bindung zu ihr aufgebaut, hatte trotz des Wissens um diese Gefahr nicht genug Vorrsicht in dieser Beziehung walten lassen. Doch das würde ihm in den nächsten Stunden egal sein, jetzt wollte er bloss noch seinen Spass haben, seine Erfüllung in den Drogendämpfen finden, die ihn so schön vom Grauen der Welt abzulenken vermochten.

Kapitel 6: Süchte der Technologisierung

Langsam schritt sie durch den Nebeligen Dunst des Drogendurchsetzten Rauches auf ihn zu. Er konnte es kaum erwarten, konnte seine Sinne kaum mehr beisammen halten, so sehr verlangte es ihn nach ihr, verlangte es ihn danach, ihren Körper auf dem seinen zu fühlen. Die psychoaktiven Substanzen versetzten ihn in einen Rauschzustand der sexuellen Lüste, wie er es noch nie zuvor verspüren konnte, nicht einmal bei seinem letzten Bad, das nach der Beschreibung, die er zuvor bekommen hatte, mit ähnlichen Effekten gearbeitet hatte. Doch dieses mal war es anders, war sie anders - und er wahrscheinlich auch. Dieses mal schien es echter zu sein, wenn man dies überhaupt sagen konnte, denn nach wie vor wusste er noch immer nicht, wie echt die Frau, die er da sehen konnte, die er im Wasser das letzte mal sogar fühlen konnte, eigentlich war, ob sie nur eine Illusion war, nur die realisierung technischer Möglichkeiten der Materiekontrolle und -verdichtung oder ob zumindest eine echte, eine physische Form dahinter steckte, womöglich gar bloss ein Roboter, der mit menschlicher Haut ausgestattet und auf die richtigen Bewegungen trainiert beziehungsweise programmiert war.

Diese Gedanken schafften es jedoch nur im Anflug in seinen Kopf, in seine aktiven Gedankengänge, denn schon wischte er alle Sorgen, alle Zweifel und Analysen beiseite und gab sich völlig der Freude über das Wesen, über die Erscheinung da vor ihm hin, die schon fast in Reichweite zu ihm gekommen war. Er streckte ihr seine Arme entgegen, wollte sie bei ihm im Wasser wilkommen heissen währen sie die Stufen heraufkam. Dieses mal hatte sie sich offenbar sogar ihre ohnehin kaum etwas verdeckende Kleidung gespart und stand bereits in ihrer baren Schönheit - zumindest so wie er es durch den Nebel und seine Benebelung erkennen konnte - vor ihm. Auch machte sie sich dieses mal nicht die Mühe, ihre Haare gesondert zu versorgen als sie ins Wasser getreten war, sondern legte sich sogleich an sein Fussende, streckte ihm ihre Füsse entgegen und streichelte damit seine Arme, mit denen er versuchte wiederum ihre Beine zu halten.

Die Tatsache, dass sie damit offenbar breitbeinig vor ihm sitzen musste, der Gedanke an das, was er unter Wasser sehen könnte, was er an ihr ertasten könnte wenn er noch eine Hand frei hätte, erregte ihn merklich, liess sein Blut aus seinem Kopf in ein anderes Köperteil fliessen, obwohl es dort wirklich gebraucht worden wäre. Im Zusammenspiel dieses Blutmangels und des dadurch hervorgerufenen Sauerstoffmangels in seinem Gehirn und der ebenfalls Körperlich nicht unbelastenden Drogen, die er durch den Dampf gewissermassen isotonisch aufgenommen hatte, versagte ihm dann jedoch weniger der weitere Wille als mehr die technische Fähigkeit diesem nachzukommen und er verlor das Bewusstsein.

Als er wieder erwachte, lag er in seiner Liege und fühlte sich nicht ansatzweise so ausgeruht, wie er es ansonsten von seinen Schlafphasen gewohnt war. Entweder hatte er nicht so lange schlafen können, wie er es sonst immer tat, oder aber die Schlafkontrolleinrichtung hatte mal wieder ihren Dienst versagt, hatte seinen REM-Schlaf nicht genügend aktivieren können, um ihm die Entspannung zu ermöglichen, die sie sonst gehabt hätte. Ein kurzer Blick aus dem Fenster, welches an diesem Tag nur durch breite, leicht gedrehte Streben die die Sonnenstrahlen abhalten, aber einen natürlich hellen Raum ermöglichten, verschlossen war sagten ihm aber, dass sein Schlaf sicherlich nicht zu kurz gedauert hatte, denn es war heller Tag.

Noch einmal schaute er sich um, suchte nach einem Grund für den es sich lohnte aufzustehen, sich überhaupt zu bewegen, doch nach einigen Minuten des interesselosen Umschauens stellte er diesen Versuch ein, drehte sich auf die Seite und aktivierte erneut den Schlafcomputer per Sprachkommando. Das System drehte daraufhin auch brav die Panelen etwas steiler, verdunkelte den Raum dadurch noch weiter und aktivierte die Schwingungen, die seinem Herren einen geruhsamen und theoretisch beliebig langen Schlaf ermöglichen würden. Die Liege versuchte durch eine Formveränderung ihrerseits seine neue Lage und die damit verbundene Gewichtsverlagerung wieder in Gleichgewicht zu bringen, ihm ausserdem ein angenehmeres Liegen zu ermöglichen. Wenige Sekunden später nur war er auch schon im Reich der Träume.

Dieses mal konnte er dies auch hemmungslos geniessen, brauchte sich nicht vor einem Alptraum zu fürchten, der ihm wieder ein neues Trauma verschaffen würde über das er tagelang sinieren und grübeln müsste. Dieses mal träumte er sogar von etwas, das er sich herbeigesehnt hatte, von seiner Deleyla.

Er sass beim Frühstück -wahrscheinlich auch so ein unterschwelliges Verlangen in ihm - als sie durch die Tür trat. Es war nicht die Tür zum Nebenraum, sondern die Haustür, sie schien demnach nicht von seinen Systemen geschickt, sondern folgte ihrem eigenen Willen. Und viel mehr noch, sie sprach ihn an 'Hallo Schatz'. Ein kribbeln der Freude durchstreohmte ihn, während er ihr reflexartig antwortete. Er stand auf und küsste sie zur Begrüssung, liess aus dem kurzen Schmatzer einen etwas intensiveren Kuss werden, zu dem eine Umarmung kam die immer intensiver wurde. Die beiden Umschlangen sich förmlich, wollten sich gegenseitig an sich fesseln mit ihren Armen und Füssen, die sie ebenfalls versuchten so viel wie möglich vom Boden zu lösen. Ihr Kuss wurde zu vielen Küssen, zu heissen Küssen, die sie verschlangen als gäbe es kein Morgen, als wäre es der erste und letzte Kuss ihres Lebens, den sie möglichst lange hinauszögern müssten, den sie als einen gewaltigen, schier ewig andauernden Kuss erfahren wollten um dabei auf keinen Fall unterbrochen werden zu können. Er hielt sie fest genug umschlugen, dass sie es sogar wagte sich von ihm tragen zu lassen, ihre Beine um seine Hüfte schlang, ihre Arme um seinen Hals legte und sich auf ihm hielt, damit er zumindest eine seiner Hände weiter bewegen konnte. Sie schien genau zu wissen, nach was es ihn verlangte, hatte mit ihrer Kleidung dafür vorgesorgt und bot sich ihm nun auf diese Weise feil.

Vielleicht war es auch der erste Anblick in der Tür gewesen, die ihn so angestachelt hatte sie zu nehmen und nicht wieder loszulassen, denn sie machte nicht nur eine fabelhafte Figur, zeigte ihren Prachtkörper so viel sie nur konnte, sondern gab in ihrem kurzen, luftigen Kleid, welches von aussen durch die Morgensonne aufstrahlte und ihr damit einen schier göttlichen Schein verlieh, eine makellose Erscheinung ab, nach der es einem einfach verlangen musste. Ihre Formen wurden vom Licht umspielt und durch die Entgegenstrahlende Helligkeit sah es in diesem Moment beinahe so aus, als trage sie gar keine Kleidung. Schon da war es um ihn geschehen, liess seinen Denkapparat aussetzen und sich nur noch seinen Gefühlen hingeben die ihm doktrinierten, sich ihrer zu bemächtigen und ihr zu zeigen wie sehr es ihn nach ihr verlangte.

Und da standen sie nun, eng umschlungen und bereit sich gegenseitig ihr körperliches Verlangen nach dem anderen auszuleben, zu zeigen, wie sehr sie sich wollten. Sie umschlang seinen Untörper mit ihren Beinen, hielt sich eng an ihn gedrückt und versuchte sich leicht genug zu machen, damit er merkte was sie von ihm wollte. Schon hatte er seine Hand von ihrem Rücken genommen, sich bewusst dass er sie nicht mehr an sich drücken musste, sie nicht mehr selbst tragend halten musste, und griff nach ihrem Po. Rund und knackig angespannt fand er ihn, gerade noch von einigen Zentimetern Stoff bedeckt, der nur knapp unterhalb der Falte geendet hätte wenn sie noch stünde, liess ihm so jedoch den direkten Zugriff auf die nackte Haut darunter, die er schon mit der halben Handfläche erreicht hatte. Die andere Hand nahm er auch sogleich dazu, wollte ihren Körper noch weitläufiger ertastend erfahren, wollte sie überall berühren, ihr sein Verlangen über seine Hände ebenso mitteilen wie über seine Zunge, die mit der ihren zwischen ihren Lippen spielte.

Während er noch die eine Seite gepackt hielt, noch immer das Bedürfnis hatte sie dadurch emporhalten, tragen zu müssen, streichelte die Andere weiter über ihre weiche Haut, umrundete ihn immer wieder und glitt bei dem Versuch die ganze Backe in eine Hand nehmen zu wollen immer mehr in die Mitte, wobei er dann erst bemerkte, dass das Kleidchen wohl das einzige war, was sie an Stoff auf dem Körper trug. Vorsichtig tastete er sich unter leichtem Stöhnen ihrerseits weiter, schob seine Finger zwischen das fleischig-Feuchte, was er da zu fühlen bekam und begann zwei seiner Finger hin und her spielen zu lassen, richtete sich dabei zunehmend nach ihrem erst leisen, dann jedoch immer hörbarer werdenden Stöhnen, aus dem er abzuleiten versuchte wie sehr es ihr gefiel. Dies machte er offenbar sehr gut, denn schon bald wurde aus dem leisen Stöhnen ein immer lauteres, wurde immer genüsslicher bis sie sogar ihr Küssen unterbrechen musste, sich um seinen Kopf klammerte und in seinen Haaren wühlte und dann sogar ihre Beine extatisch zu zittern begannen.

Sie stieg von ihm herunter, nahm ihn an der Hand und flüsterte ihm ins Ohr 'Du musst mich jetzt unbedingt nehmen!' und während er noch an seinen Fingern roch, genoss was er mit ihr gemacht hatte eigentlich ohne irgend etwas zu machen, den Geruch ihrer Lust in sich aufsaugte führte sie ihn schon ins Nebenzimmer, wo die breite Liege für die beiden schon bereitstand. Noch immer den Finger unter der Nase setzte sie sich vor ihn auf das Bett und begann damit, seine Hose zu öffnen, sich an dem gütlich zu tun, wonach ihr verlangen gemacht worden war. Sie musste jedoch ein wenig nachhelfen, denn so weit wie sie gemusst hätte, liess sich sein Beinkleid nicht öffnen da sich ihr Spielzeug schon zu sehr vergrössert hatte. Vorsichtig griff sie hinein und drückte ihn zurück, liess dann die Hose achtlos an ihm herunterfallen - ihr Interesse hatte nur noch sein bestes Stück. Kurz schaute sie ihm noch einmal in die Augen und begann dann, an ihm zu lutschen wie er es sich nicht schöner hätte wünschen können. Warm und weich fühlte sich ihr Mund an, inspirierend ihre Zunge, die sie um die Spitze seines Spielzeugs kreisen liess, eng ihre Lippen, die sie um ihn zu schliessen wusste als wolle sie schon jetzt alles aus ihm herausmassieren was er ihr zu bieten haben würde. Manchmal schob sie ihn sich so weit in den Mund, so weit in den Hals hinein, dass er trotz allem Wohlgefühl fürchtete, dass sie ersticken müsse, so eng fühlte er ihre Kehle um sich, so lange hielt sie für ihn die Luft an und unterdrückte alle Reflexe, die sie ihn wieder hätten herausziehen lassen, doch sie wollte ihn - ganz und gar auf jede erdenkliche Weise, und das wollte sie ihm zeigen.

Schon fast auf dem Höhepunkt angelangt untebrach sie ihr Spiel dann jedoch, wohlwissend dass sie es sonst fatalerweise bereits beendet hätte und stellte sich wieder vor ihn, hob die Liege etwas an, die sich sofort auf die gewünschte Höhe einstellte und zog sich ihr Kleidchen über den Kopf, warf es neben sich. Nun war die Liege genau in der Höhe, dass sie sich darüberbeugen konnte und noch stehend darauf auf dem Bauch liegen konnte, die Beine etwas gespreizt vor ihn stellte. Er wusste, was sie nun von ihm wollte, doch so weit wollte er noch nicht gehen, wusste ebenso, dass es dann schon sehr bald ein Ende haben würde, so gross war seine Erregung bereits gewesen. Er packte ihre Schenkel und drückte seinen kompletten Mund auf ihre Yoni, schob ihr seine Zunge zwischen ihre Lippen und liess sie dort so spielen, wie sie es zuvor an seinem besten Stück getan hatte. Seine Lippen drückte er auf die ihren und saugte an ihnen, wenn er nicht gerade hineinblies um den inneren Druck zu erhöhen, ihr ein Gefühl zu vermitteln als wäre da schon etwas da gewesen. Und da war es wieder, ihr hemmungsloses Stöhnen, ihr schreien das immer wilder wurde je wilder er seine Zunge zwischen ihren Lippen tanzen liess, sie dort spielen liess und die Höhlen ertasten liess wie sie es von ihm eigentlich mit einem anderen Körperteil verlangt hatte.

Jedoch Aufschub verschaffte ihm dies nicht wirklich, denn ihr extatisches Stöhnen erregte ihn fast ebenso, als wenn er seinen prall mit Blut gefüllten Luststab direkt benutzt hätte um sie auszufüllen. Er stand auf und unter einem leisen 'Oh Gott.' von dem man nicht genau zuordnen konnte von wem es genau stammte, schob er ihn langsam in sie hinein, liess sich jeden Zemtimeter mehr gefallen als den Zentimeter zuvor, hielt hin und wieder mal inne um vielleicht eine Bestätigung von ihr zu bekommen, dass er weitermachen sollte und erhielt diese sogar, indem sie ihre Hüfte versuchte ihm entgegenzurücken, sie zu wiegen und ihn so vielleicht weiter in sich hinein saugen zu können. Doch er hielt ihre Hüfte fest gepackt, hielt ihre Pobacken dabei etwas gespreizt, um selbst genau beobachten zu können, wie er in sie eindrang und genoss es ohne Gleichen. Endlich in seiner vollen Länge in ihr angekommen, seinen Unterkörper an ihren Knackpo gedrückt haltend richtete er sie etwas auf, beugte sich nach vorne über sie und umschlang sie erneut, während sie sich mit den Händen auf dem Bett abstützte.

Nur noch seinen Po bewegte er vor und zurück, wollte den Körperkontakt zu ihr nicht weiter unterbrechen müssen und genoss ihr Stöhnen, ihr schweres Atmen während er ihre Brüste knetete, ihren Hals hielt und an ihren Ohrläppchen knabberte. Er versuchte sich noch mit den Beinen fester gegen sie zu drücken, mit jedem Stoss noch tiefer in sie vorzudringen und hatte sogar das Gefühl, als gelänge ihm dies jedes mal noch etwas mehr, fühlte er doch den Saft ihrer Lust an sich, fühlte ihre und seinen Schweiss, der sich zwischen ihren nackten Körpern verteilte, der sie vor allem an dieser einen Stelle zu einer Einheit werden liess die ineinander zu fliessen schien in ihrer gemeinsamen Lusterfüllung. Immer wieder zog er sich aus ihr zurück, immer wieder ein Stückchen mehr und jedes mal genoss er da Stückchen, welches er dadurch mehr erneut in sie hinein schieben konnte genau so viel wie sie es genoss, ihn dabei zu empfangen, nach mehr verlangen zu können und dabei das Gefühl zu haben es auch bekommen zu können.

So jedoch wollte er es noch nicht zu Ende gehen lassen, so leicht wollte er es sich nicht machen, wollte sie auf jede erdenkliche Art befriedigen, wollte sie auf jede mögliche Art erfahren. Er fühlte bereits, wie der Saft seiner Lust in ihm aufzusteigen begann, da entzog er sich dem Rausch ihrer Tiefe und legte seinen prallen Stengel kurz zwischen ihren Backen ab, versuchte sich kurz zu beruhigen während er seine eine Hand zwischen ihre Beine drückte um sie dort mit seinen Fingern zu verwöhnen wo er gerade nicht anders konnte. Fast war ihm, als wolle sie schon um Gnade bitten, wolle ihn bitten von ihr abzulassen damit sie wieder Luft bekäme, doch da sie nichts derartiges artikulierte machte er unverdrossen weiter, genoss einmal mehr die akustische Bestätigung seiner Fähigkeiten, die sie ihm dadurch zweifellos gab.

Als er wieder etwas von ihr abliess, liess sie sich offenbar völlig erschöpft vor ihn fallen, lag wieder dort auf dem Bett wie zu Anfangs, die Beine noch immer ein wenig gespreizt als wolle sie ihn noch weiter empfangen und liess ihn spüren, dass er ruhig noch weiter machen könne, dass das Spiel noch nicht beendet sein müsste. Dies liess er sich natürlich nicht zweimal sagen. Mit noch immer prall und fest angeschwollenem Pfeiler, aber der Erwartung nicht sofort zu seinem eigenen Höhepunkt kommen zu müssen, näherte er sich wieder ihrem Hinterteil. Noch einmal rieb er sich unter etwas leiserem stöhnen ihrerseits zwischen ihren Lippen, feuchtete ihn an um ihn noch ein letztes mal kurz und in voller Tiefe in sie hinein zu schieben, ihn dann jedoch wieder heraus zu nehmen und erneut anzusetzen, dieses mal jedoch an einer anderen Körperöffnung. Gerade war er dabei einzudringen, da vernahm er abermals ihr Stöhnen, jedoch war dies nun wesentlich tiefer, hörte sich von tiefer aus kommend an und wurde immer erschöpfender, je mehr seines stückes Fleisch er in sie hinein schob.

Sie fühlte sich so eng an, dass er am liebsten gleich mehrmals hintereinander gekommen wäre, dass er am liebsten nie aufgehört hätte, in ihr ein und aus zu gehen, doch er fühlte bereits den Saft seiner Lust in sich aufsteigen, zusätzlich angefeuert durch das immer wilder und lustvoller gewordene schreien, das ihn nur noch dabei bestätigte, dass es nicht nur für ihn ein phantastisches Gefühl war. Immer tiefer und immer schneller begann er in sie einzutauchen, sich zwischen ihre Pobacken zu zwengen, in sie einzudringen so tief es ihm nur möglich war - und fast hatte er den Eindruck, dass es ihm hier sogar noch tiefer möglich war. Dann jedoch konnte er sich gar nicht mehr halten, konnte er es gar nicht mehr halten. Mit einem tiefen Stoss in den er seine letzte Kraft zu legen schien jagte er nicht nur seine Fleischkeule sondern auch seinen Saft in sie hinein. Halb erschöpft legte er sich mit seinem Bauch auf ihren Rücken, noch immer tief in ihr steckend und noch immer so hart, als wolle er gleich weiter machen.

Noch war er sehr erschöpft von der Anstrengung, nahm an, dass er ohnehin gleich aus ihr herausrutschen würde, dass er gleich abschlaffte und dann sowieso nicht mehr weitermachen könnte, doch da begann sie, ihre Hüfte ein wenig kreisen zu lassen - nur ein wenig. Dies reichte aus, um ihm auch die motivation zu geben, sich noch nicht aufzugeben. 'Mach ruhig weiter, Liebster' kam obendrein der Ansporn sich selbst zu bewegen. Gerne kam er diesem Wunsch nach, bewegte im wahrsten sinne des Wortes seinen Hintern, nur ganz vorsichtig und langsam, nur ein wenig vor und zurück schob er sich, gerade so viel, dass er spürte wie er sich in ihr bewegte und gerade so viel, dass er nicht schon wieder heraus rutschte aber vor allem gerade so viel, dass es ihn genügend erregte, um weitermachen zu können.

Allerdings erregte es ihn, und das nicht zu knapp, denn schon nach wenigen Hin und Hers hatte er seine alte Spannkraft wieder und verwöhnte sie schon wieder mit grosszügigeren Stössen, schob sich so sehr auf ihr hin und her, dass er ein paar mal überlegen musste ob sie stöhnte weil sie erregt war oder weil sie keine Luft mehr unter ihm bekam. Als er sich dann jedoch abstützte um noch heftiger zustossen zu können und sie noch immer so heftig und tiefatmend stöhnte war dann jedoch klar, dass es ihr mindestens ebensogut gefiel wie ihm selbst. Und als wäre es ein Dejavu gewesen begann er sich immer schneller zu bewegen, immer schnelere und heftigere, tiefere und härtere Stösse auf sie einwirken zu lassen, immer mehr angestachelt von ihrem zunehmend hemmungsloser werdenden Stöhnen das alleine ausgereicht hätte, um ihn zum Höhepunkt kommen zu lassen. Als er dann jedoch wieder seine Hände dazunahm um auch der vorderen Seite ihres Unterkörpers wohlige Gefühle und Streicheleinheiten zu verpassen war es mit ihrer Beherrschung dann völlig vorbei. Sie reckte sich etwas empor, schmiegte sich an ihn und hielt sich an seinem Kopf fest, den sie an ihrer Schulter spüren konnte, drückte ihm dabei fast die Luft ab und in einem gewaltigen, gemeinsamen Aufstöhnen und nach Luft keuchen kamen beide zu ihrem gemeinsamen Höhepunkt, wobei sie auf der Liege wesentlich weicher landete als er, der vollkommen erschöpft und um Atem ringend, sich nicht mehr auf den Beinen halten könnend hart auf dem kalten Steinboden landete.

Als er die Augen wieder öffnete sah er gerade noch, wie sie in ihren dünnen, kurzen Kleidchen aus der Türe spazierte, ihm noch mit ihren strahlenden Augen ein Lächeln zuwarfum ihn dann mit seinem Frühstückstisch alleine zu lassen. Noch eine Weile lag er so da ohne sich zu bewegen ging dann auch schon mehr als sanft wie er es noch nie erlebt hatte, in die Wachphase über, öffnete ein wenig blinzelnd die Augen.

Jetzt war er hell wach. Doch nützte ihm dies wenig, hatte sich doch seine Gemütslage auf eine Weise geändert, wie er es niemals erwartet hätte. Er war tatsächlich betrübt, dass sie ihn einfach so verlassen hatte. Er hatte sich an diesem Morgen in sie verliebt.

Doch merkte er dies nicht so direkt. Eigentlich merkte er es gar nicht, er verspürte nur ein Verlangen, sie wiedersehen zu müssen, sein Leben mit ihr verbringen zu wollen. Sie war in seinem Traum so real gewesen, wie er sie bisher nie erleben durfte, war eine ganz natürliche Person gewesen, die das Haus auch verlassen konnte, die eine logische Erklärung hatte, wenn man sie nicht finden konnte - sie war einfach nicht hier. Dies war wohl das Puzzlestück, das ihm noch zu dem Bild von seiner Deleyla gefehlt hatte, um sie für sich als natürliche Person ansehen zu können, um sie als reale Persöhnlichkeit begreifen zu können.

Ein Gefühl der Einsamkeit machte sich in ihm breit, ein Gefühl, welches er seit seiner Ankunft in der Stadt nicht mehr gehabt hatte, welches er eigentlich noch praktisch nie gehabt hatte - nicht einmal, nachdem seine Eltern gestorben waren und auch sein Grossvater seine letzte Geschichte erzählt hatte. Die Lösung war für ihn schnell gefunden: er vermisste sie. Zumindest schob er die Begründung für diesen Gefühlsanflug auf die Tatsache, dass er sie ja schon so lange nicht mehr hatte sehen können, dass er sie so lange nicht mehr hatte fühlen können. Und er schob es darauf, dass ihm sein Traum hatte sagen wollen, was seine wirklichen Gefühle waren, dass er sie wahrhaft in seinem Leben brauchte um sich nicht mehr alleine, aber vor allem um sich vollständig zu fühlen, vollkommen zu fühlen. Mit jedem Wimpernschlag, den er so denkend auf seiner Liege verbrachte, aus dem Fenster starrte, wurde dieses Verlangen nach ihr nur noch grösser, bis er ihm schliesslich nachgab und sich ihm hingab, sich seinen Gefühlen öffnete und abermals auszuleben begann.

Mit gewohnt kurzen Worten wies er die Systeme an, das Fenster zu verdunkeln, wie sie an das Entspannungsprogramm zu starten und wies auch die mittlerweile auftauchenden Warnungen in den Wind, die ihn vor möglichen, negativen Auswirkungen auf sein Vegetatives Nervensystem und auch seine Psyche afmerksam machen wollten. Davon wollte er alles nichts wissen, wollte sie nur wiedersehen und wenn der einzige Weg dahin war, das Entspannungsprogramm mit seinen Drogendämpfen zu benutzen, dann sollte es eben so sein. Die Türen und Fenster wurden geschlossen, die Fenster noch in ihren Verdunklungsmodus gestellt, woraufhin auch schon die Dämpfe begannen, aus den Lüftungsschlitzen seines Schlafzimmers zu ströhmen. Dieses mal wollte er sie nicht im Wasser spüren, wollte sich nicht einer möglichen Illusion hingeben, die nur durch Wellenbewegungen zu Standen gekommen sein könnte, dieses mal wollte er sie wirklich fassen können, wollte sie ganz und gar, wollte ihren gesamten Körper geniessen und sie so anschauen können, wie er jede andere Frau in seinem Leben auch angeschaut hatte - in ihrer Gänze, in ihrer vollkommenen Nacktheit.

Die Linien seiner Umgebung begannen zu verschwimmen, waren nicht mehr gerade Kanten, bildeten nicht mehr rechte Winkel sondern wurden zu schlangenlinien, die sich eher zufällig und machmal sogar übehaupt nicht irgendwo im Raum trafen, die die Wandbegrenzungen verschwimmen liessen bis er sich in einem unendlich wirkenden Raum fühlte, was jedoch nur sein Einsamkeitsgefühl zu steigern vermochte, wodurch er wiederum sein Verlangen nach ihr, nach seiner Begleitung noch mehr zu spüren begann. Doch lange brauchte er auf ihre Erscheinung nicht mehr zu warten, tauchte sie doch schon bald nach der kompletten Einnebelung in seinem Raum auf, warf ihre wallenden blonden Haare über ihre Schultern und warf ihm eine Lächeln zu das ihn dahinschmelzen liess. Darauf hatte er gewartet, das hatte er sich all die Zeit gewünscht.

Nach solch einem Blick brauchte er sie eigentlich gar nicht mehr zu berühren, war seine Seele doch schon längst berührt worden, war sie durchdrungen von dem Antlitz eines Engels, den er sich in seinem Leben gewünscht hatte. Alles was ihm nun noch widerfahren würde war vollkommenster Bonus für ihn, würde sein Glück nur noch in Potenzen erheben können. Langsam kam sie auf ihn zu, schwebte in einem wiegenden Gang durch den Raum, dessen Anblick alleine ihn schon mit mehr Verlangen nach mehr Erfüllt hätte als es jedes Erotikmagazin des Universums vermocht hätte - und er konnte dies durchaus bewerten, war er doch sehr lange sehr alleine gewesen. Doch dies würde nun ein Ende haben, nun würde er nicht mehr einsam sein müssen, würde sein Leben nicht mehr alleine fristen müssen. Nun war sein Leben vollkommen.

Genau wie in seinem Traum, so wollte er seine nächste Zeit mit ihr verbringen, so wollte er nun Spass mit ihr haben. Auch wenn alleine schon der Ort ein anderer war, so kam seine Vision dieses Ereignisses dem was nun geschehen sollte doch recht nahe.

Ein wenig aufgerichtet hatte er sich um sie besser sehen zu können, während sie weiter auf ihn zu kam. Genau sagen, was er nun von ihr wollte, wonach es ihn genau verlnagte, konnte er nicht, doch war es ihm auch relativ gleichgültig, so lange sie nur bei ihm war, solane sie es war, die dies mit ihm machte. Vorsichtig tat sie die letzten Schritte zu seiner Liege, legte ihre Hände auf seine Schenkel und schmiegte sich an seine Beine. Er konnte ihre Berührung genau fühlen, während ein Kribbeln der Erwartung seinen Körper durchfuhrt, ihm einen Schauer nach dem anderen über den Rücken jagte und sein Blut an eine andere Stelle seines Körpers schickte. Langsam und gefühlvoll, immer den Körperkontakt zu seinen Beinen haltend, ging sie zwischen seinen Beinen in die Knie, neigte sich ein wenig über ihn und begann ohne irgendwelche Umschweife oder weitere Streicheleinheiten sein bestes Stück mit dem Mund zu massieren und daran zu saugen, dass auch das letzte Tröpfchen Blut aus seinem Gehirn zu weichen drohte, ihn der Ohnmacht nahe brachte, einer Ohnmacht der vollkommenen Lusterfüllung wie er sie nicht einmal während ihrer vormaligen Besuche hatte erleben können. Und dabei hatte sie gerade erst angefangen mit ihren Streicheleinheiten - wenn man dies denn so nennen konnte.

Schon fühlte er, wie er einem Höhepunkt immer näher kam, wie der Saft seines Verlangens in ihm aufzusteigen begann und er sich einer geballten Entladung immer weiter annäherte. Eigentlich wollte er dies noch nicht wirklich, wolte noch viel mehr, noch viel länger ihre Anwesenheit um sich spüren können, wollte sei bei sich haben und hegte schon die Angst, dass sie dies nicht mehr wäre, wenn sie erst einmal fertig wären - so wie sie in seinem Traum ja auch direkt danach verschwunden war. Doch so weit liess sie es noch nicht kommen, unterbrach für einen Moment ihre Massageeinheiten und richtete sich wieder etwas auf. Nie den Körperkontakt unterbrechend schmiegte sie sich an ihm empor, liess dabei ihre Brüste um seine geballte Männlichkeit drücken, kam schliesslich ebenfalls auf die Liege gestiegen, immer mit den Lippen über seine Haut fahrend, bis sie schliesslich seine Lippen erreicht hatte und ihn leidenschaftlich zu küssen begann.

Dies war sogar noch besser, als in seinem Traum. es war realer, auch wenn er sich einigermassen bewusst war, dass er dies alles unter Drogeneinfluss wahrnahm, sich alles sigentlich ganz anders abspielen könnte.Doch so lange ihre Lippen auf die seinen gepresst waren, sich ihre Zungen berührten und sie erste Körperflüssigkeiten auszutauschen begannen war ihm auch dies ziemlich gleichgültig, liess ihn allenfalls nach mehr verlangen - und dies würde er auch bekommen. Vorsichtig erhob sie sich, liess ihre Beine an seinen Seiten geschmiegt und rückte weiter nach oben.

Direkt auf sein Gesicht setzte sie sich, liess seinen Mund zwischen ihren Schnkeln schmecken, wonach es ihn insgeheim schon die ganze Zeit verlangt hatte und was er eigentlich auch mit einem anderen Körperteil erreichen wollte, sie ihn jedoch noch nicht gelassen hatte als sie da so auf ihm zu liegen gekommen war und sie sich noch küssten. Nun konnte er zumindest seine Zunge tief in sie hinein schieben, sie zwischen ihrem anderen Lippenpaar spielen lassen und den Saft ihrer schmecken, während sie sich lustvoll auf ihm zu räkeln begann. Es vergingen kaum Sekunden, da kam zu ihrem Körperwinden auch noch ein leises Stöhnen, das immer lusterfüllter und lauter wurde, ihr Winden noch verstärkte und seinen Händen den Mut gaben, ihre Passivität abzulegen und nach ihrem Körper zu greifen. Willkommen nahm sie sie in die ihren und führte sie über ihre Hüften, die er korrigierend halten versuchen wollte direkt zu ihren Brüsten, wies sie durch die Führung ihrer eigenen Finger an, diese zu drücken und zu kneten, woraufhin sie nur noch lauter zu stöhnen, sich noch wilder auf seinem Gesicht herum zu winden begann. Nur noch sporadisch bekam er Luft, atmete mehr oder weniger auf Reserve wenn er wieder einmal Gelegenheit dazu bekam, doch dies nahm er gerne hin so lange er ihr nur eben so gefallen konnte wie sie ihm, solange er ihr ebenso dienen konnte, wie sie es immer bei ihm getan hatte.

Seine Arme begannen zu kurz zu werden um noch festhalten zu können wonach er eben noch gegriffen hatte, denn sie reckte sich nach hinten weg,, legte ihren Oberkörper nach hinten, spannte sich so weit, dass es ihr wieder gelang, eine bestimmte Stelle seines Unterkörpers zu erreichen und begann abermals, sich daran gütlich zu tun, lutschte und saugte ihm einmal mehr seine letzten Gehirnzellen hinfort. Er wusste weder wie ihm geschah, noch, was er besser finden sollte, den Mund über seinem besten Stück oder ihre Yoni auf dem seinen, ihr Stöhnen zu hören oder aus Atemnot selbst nichteinmal mehr dazu zu kommen. Angetrieben von beidem, ihrem Saugen und ihrem dazu und seinem eigenen Saugen passenden Stöhnen dauerte es einmal mehr nicht lange, bis er sich wieder vor seinen Höhepunkt getrieben sah, das Verlangen verspürte es doch irgendwie noch etwas hinauszögern zu können, doch es gelang ihm nur unter grössten Anstrengungen, die er schon bald wieder aufgeben musste. Schier unaufhaltsam trieb sie ihn immer weiter, saugte förmlich den Saft seiner Lust aus ihm heraus, aus seinem Körper direkt in den Schaft in ihrem Mund.

Dann jedoch unterbrach sie ihr Spiel einmal mehr, hatte es irgendwie geschafft einige ihrer Haare um ihn herum zu wickeln und ihm dadurch das Blut ebenso abzudrücken wie den Fluss seines Liebessaftes, der nun nichteinmal mehr heraus gekommen wäre, wenn er es denn gemusst hätte. Sie stieg von ihm herunter, schaffte es dabei irgendwie, ihre Haarschlaufe nicht von seinem Schaft lösen zu müssen und stieg andersherum wieder auf ihn. Jetzt endlich löste sie auch ihren Haargriff, liess die wenigen Tropfen, die sich dennoch herausgedrängt hatten heraus laufen und leckte sie vorsichtig von ihm herunter. Ihren Knackpo streckte sie ihm dabei direkt ins Gesicht, was er schon wieder so verstehen wollte, dass er seine Zunge einmal mehr benutzen durfte, sich begann etwas empor zu strecken und dem auch nachzukommen. Noch halb Bewusstlos von den unterbrochenen Massageeinheiten ihrer Lippen und erneut angespornt durch das sanfte kitzeln ihrer leckenden Zunge und den erregenden Anblick ihrer Pobacken drückte er sein halbes Gesicht in ihren Unterleib, legte seine Lippen über die ihren, bohrte seine Zunge so tief in sie hinein dass er sie schon wieder jauchzen hören konnte und rieb dabei mit seiner Nase an ihrem Hintereingang dass er die Spannung darauf schon in ihren Backen fühlen konnte, die er mit beiden Händen gepackt und gespreizt hielt.

Einmal mehr trieb sie ihn an, trieb ihn direkt zu dem Punkt, an den er noch immer nicht wollte, mit dem er das Spielchen mit ihr hätte beenden müssen, doch schien sie dies irgendwie spüren zu können und unterbrach immer wieder genau dann, wenn es zu spät gewesen wäre, liess ihm eine Gelegenheit sich wieder zu beruhigen, sich etwas abzuregen um dann nach einiger Zeit und einigen, langsameren Streicheleinheiten wieder unverdrossen weiter zu machen. Endlich erhob sie ihr Hinterteil von ihm, löste sich von seiner verlangenden Umklammerung und rückte wieder etwas an ihm herunter. Direkt auf sein bestes Stück, ohne Umschweife oder reibende Spielereien, ohne Antäuschen oder vor den Toren liegen lassen, schob sie ihn in seiner vollen Grösse, in seiner gesamten Länge tief in sich hinein, bis sie an seinem Unterkörper anstiess und nicht mehr weiter kam. Noch einmal machte sie einen solchen Stoss, erhob sich leicht von ihm und rammte sich dann wieder tief auf ihn herunter, jauchzte dabei laut und hemmungslos ihre Lust aus sich heraus.

Er dachte noch, dass die Illusion einfach zu perfekt sei als dass sie falsch sein könnte, als sie sich schon wieder auf ihn gelegt hatte, sich einfach nach hinten hatte fallen lassen, mit ihrem Rücken nun auf seinem Bauch lag, seinen Kopf an ihrer Schulter, seine Hände überall auf ihrem Körper umherführte, ihn tasten liess, fühlen liess was er da an sich hatte, was er auf sich spüren konnte. Dabei bewegte sie ihren Unterkörper so geschickt auf und ab, hin und her, dass er selbst sich kaum zu bewegen brauchte, sich einfach nur ihren Stössen hingeben musste und geniessen konnte, was sie ihm zu geben vermochte. Seine Hände tasteten abermals nach ihren prallen Brüsten, hielten sie daran förmlich fest während er versuchte ihren Stössen stand zu halten, die immer tiefer zu werden schienen. Offenbar war sein Lustdolch unter diesem Leistungsdruck noch etwas angewachsen, konnte er doch nun ganz deutlich den Widerstand spüren, wenn er vollstandig in sie eingedrungen war, der das hintere Ende ihrer Lustgrotte zu sein schien - er konnte sie offenbar vollkommen ausfüllen, und mehr noch.

In atemloser Lust verblieben sie so eine Weile, genossen ihre gegenseitige Nähe, genossen ihre Stösse, während ihr Stöhnen immer erfüllter wurde, immer schriller und immer wilder, sie dann sogar begann, sich etwas mit ihren Beinen anzuheben, um ihren Unterkörper besser auf ihm auf und ab bewegen zu können, ihre Stösse besser koordinieren zu können und ihn so besser zu verwöhnen. Imme rhärter stiess sie zu, so dass er fast schon Gefühllos wurde zwischen seinen Beinen, nur noch ein Drücken in seiner Fleischpeitsche fühlen konnte, welches ihr jedoch offenbar viel Freude bereitete, und das war für ihn in diesem Moment genug.

Sie löste sich jedoch von ihm, stand auf und führte ihn an seinen Händen ebenfalls empor, holte ihn von der Liege herunter. Sie brauchte diese nun, legte sich mit ihrem Oberkörper auf sie, streckte ihm ihren Knackpo entgegen und spreizte ihn sogar noch etwas mit beiden Händen, während sie ihn erwartungsvoll anblickte, die Beine noch etwas weiter auseinander stellend. Für ihn brauchte sie keine Worte zu verlieren, er wusste sofort was sie von ihm verlangte. Doch noch wollte er diesem Wunsch nicht direkt nachkommen, legte seinen Lingam erst einmal nur zwischen ihre Backen und rieb sich ein wenig an ihr. Irgendwie schien ihm dies seinem Traum doch extrem nahe zu kommen, glich seinem Schlaferlebnis fast bis aufs Haar. Womöglich hatte das System ihn dabei gar belauscht, hatte seinen Traum aufgezeichnet und analysiert, kam diesem nun als Wunscherfüllung nach und gab ihm, wonach sein Unterbewusstsein verlangt hatte. Auch wenn er eine Nanosekunde darüber nachdachte, war ihm dies nun vollkommen gleichgültig. Für ihn zählte ohnehin bloss noch das Hier und Jetzt, zählte nur noch die Tatsache, dass er mit seiner Liebe alleine sein konnte, dass sie ihn ebenso begehrte wie er sie, dass sie ebenso empfand wie er es tat. Keine Femtosekunde verschwendete er an den möglichen Zweifel, dass dies bloss eine Drogenbeeinflusste Gemütsschwankung sein könnte, dass dies komplett nur durch seinen Grundsätzlichen Drogenmisbrauch zustande gekommen war.

Etwas nach hinten zog er seinen Unterkörper, liess seine pralle Körperverlängerung ein Stück nach unten wippen und drückte ihn ihr wieder entgegen. Dies war zwar nicht das, was sie gemeint hatte, dennoch wollte er sie est noch einmal auf diese Weise verwöhnen, stiess zu wie sie es zuvor bei ihm getan hatte, schob ihn tief und hart in sie hinein dass er schon befürchtete, er könne die Liege umwerfen, auf der sie Platz genommen hatte. Mit jedem Stoss stöhnte sie einen gesamten Atemzug aus sich heraus, versuchte ihre Lust herauszubrüllen, bloss um dabei dann von einem erneuten Stoss unterbrochen zu werden, immer wieder und immer härter als das mal zuvor. Doch zu schnell merkte er, wie gut ihm dies gefiel, wie sehr in dies anspornte, wie sehr ihn dies erfüllte und wie sehr ihn dies vor allem zu seinem Höhepunkt treib, der abermals unaufhaltsam wie eine Mauer auf einen Rennfahrer zukam.

Erneut griff diesmal er zur Notbremse, zog sich aus ihr zurück und legte ihn wieder entspannend zwischen ihre Backen. Noch versuchte sie, diese etwas um ihn herum zu drücken, ihn dabei weiter zu massieren, doch gelang es ihr nicht, reichten selbst die prallen Rundungen ihres appetitlichen Hinterteils dafür nicht vollständig aus. Dies ermöglichte ihm zumindest, sich noch etwas entspannen zu können, bevor er sich dann endgültig dem Endspurt hingeben wollte, sie endgültig an seinem Höhepunkt teilhaben lassen wollte. Vorsichtig nahm er seinen Rammbock indie Hand und führte ihn zwischen ihre Pobacken, zielte genau und drückte ihn dann vorsichtig unter ihrem anhaltend langen stöhnen in sie hinein. Ihre betonte Entspannung wich erst, als er immer tiefer in ihren Hinterhof eingedrungen war und sich ihre Backen eng um ihn geschlossen hatten.

Tief in ihr verwurzelt stand er da und trate sich kaum mehr sich zu bewegen, zu eng fühlte sie sich an und zu straff hatte sie sich um ihn geschlossen, zu sehr würde er von ihr massiert werden wenn er sich weiter so bewegen würde, sie weiter so stossen würde wie er es zuvor an anderer Stelle getan hatte. Sehr entgegen kam ihm da, dass sie sich ein wenig aufrichtete, ihren Oberkörper emporreckte und nach seinen Händen griff, sie zu ihren Brüsten führte und sich so von ihm halten liess. Er genoss es sogar noch mehr als zuvor, sie an ihren prallen Bällen fest zu halten, sie dabei zu massieren und ihre Nippel zwischen seinen Fingern zu spüren, sie durch diese zusätzliche Stimulation noch mehr zur Weisglut bringen zu können. Immer näher zog er ihren Körper an sich heran, richtete sie vollständig auf während sie weiter versuchte, ihm ihren Knackpo entgegen zu strecken und seine möglichen Angriffe zu empfangen, auch wenn diese noch auf sich warten liessen. Zumindest hatte sie sich durch diese Bewegungen weit genug von ihm entfernt, dass er fast aus ihr heraus gerutscht wäre und so führte er eine Hand streichelnd an ihrer Hüfte vorbei, strich über ihre Seite und liess sie dann zwischen ihre Beine fahren, hielt sie fest und schob sich dann einmal mehr in sie hinein, liess sich so tief in ihr verwurzeln ohne sich dabei wirklich zu bewegen.

So regungslos und das Gefühl ihrer Nähe geniessend hätte er am liebsten die erste Ewigkeit verbracht, doch völlige Bewegungslosigkeit schaffte er dann doch nicht. Da er seine eine Hand schon einmal an der richtigen Stelle dafür hatte, begann er sanft ihre intimste, empfindlichste Stelle zu streicheln, begann zwischen ihren Lippen zu reiben und ihren zarten Nippel dort zwischen seinen Fingern zu drücken, seine Fingerspitzen darüberstreichen zu lassen. Extatisch und offenbar schier wahnsinnig vor Lust packte sie über sich nach seinem Kopf, fand ihn über ihrer Schulter und drückte ihn ihrerseits gegen ihr Ohr, erhöhte das Gefühl der Nähe noch einmal, indem sie ihn versuchte zu küssen so gut es ihre Lager erlaubte und konnte auch nicht vermeiden, sich dabei immer ein wenig zu bewegen, sich zu drehen. Ihr Unterkörper folgte dieser Bewegung selbstverständlich während er immer wieder versuchte, sie mit seiner Hand zwischen ihren Beinen an sich zu drücken, versuchte auf diese Weise nicht aus ihr heraus zu rutschen, sich so wieder tief in sie hinein schob und auf diese Weise dann doch immer wieder langsame Stossbewegungen machen liess.

Es trieb ihn direkt in die Besinnungslosigkeit, dass er sich nicht mehr zurückhalten konnte. Immer wieder schob er sich in ihr vor und zurück, immer wieder konnte er fühlen wie eng sie dort war wo er sich gerade befand und immer wieder wollte er einfach nur stecken bleiben, mit ihr zusammenwachsen und so verwurzeln, doch immer wieder bewegte sie sich so, dass er korrigierend zupacken musste. Vorsichtig versuchte er, seinen Griff etwas zu intensivieren, versuchte sie so besser packen zu können und fester halten zu können und schob seine Finger dort hinein, wo er in einer anderen Positionen mit andern Körperteilen gesteckt hatte. Ihr wildes Stöhnen änderte dies ebensowenig wie ihr extatisches Winden, das sie vor ihm vollführte, sondern intensivierte sich nur noch zusehends, als er beginnt immer mehr Finger an diese Stelle zu schieben, sie so immer fester zu packen versucht und sich förmlich um sie klammert, sie fest umschlungen nun tief durchbohrt und das Gefühl geniesst, das ihre schiwtzenden Pobacken an seinen Leisten produziert.

Dann aber kann er es doch nicht mehr zurückhalten, beginnt wieder zu spüren, wie der Saft seines Verlangens in ihm aufzusteigen beginnt, sich vorarbeitet zu dem Schaft, der tief in ihr verwurzelt steckt und darauf wartet, dass er durch rythmische Bewegungen aus ihm heruasmassiert wird, und beginnt dann doch mit kreisnden Bewegungen seines eigenen Unterkörpers, den er eng an den ihren gedrückt hält und ihn so gleich mitbewegt, in ihrem Hinterteil ein und aus zu gehen. Seine Finger halten sie ebenfalls ausgefüllt und lassen ihn so auf der anderen Seite fühlen, wo er sich befindet, lassen ihn ertasten, wo er sein bestes Stück hingesteckt hat, wie er sich bewegt, wie er auf und ab schlägt. Er kann kaum mehr deuten ob es bloss Schweiss ist, der da von ihnen heruntertropft oder ob es schon der Saft ihrer Lust ist, der aus ihnen herausgelaufen ist, doch dies wird auch zunehmend irrelevanter. Immer keuchender wird auch sein Atem, der von ihrem rythmischen Stöhnen zu seinen Stössen durchbrochen wird, die, wenn auch langsam, so doch ihre Wirkung nicht verfehlen und im Zusammenspiel mit dem Druck seiner Hand auf und in ihrer Yoni und dem klammernden Griff seiner anderen Hand um ihre eine Brust und ihren halben Oberkörper ein Auslieferungsszenario generieren, in das sie sich offenbar genüsslich fallen lässt.

Zu mehr Bewegungen ist er dann aber schon nicht mehr fähig, kann kaum mehr sein Hinterteil getrennt vom Rest seines Köprers bewegen und geht mir ihr in umklammernden Griff bloss noch auf und ab, halb in die Hocke und zurück in den Stand, immer wieder die wenigen Zentimeter geniessend, die sie dieser Stellungswechsel auseinander und wieder zusammen bringt, ihn dadurch aus ihr heraus und durch seine Umklammerung auch wieder hinein in sie zurück bringt. Der Sauerstoffmangel und die Drogendämpfe tun ihr Übriges, dass er sich kaum länger zusammenreissen kann, dass er die Eruption seiner Leidenschaft nicht länger zurückhalten kann und schliesslich in einem langen Stoss, tief in ihr drin steckend, explodiert und den Saft seiner Lenden in ihr hinterlässt, sie unter ihrem ständigen, gemeinsamen Stöhnen mit dem warmen Produkt seines Verlangens anfüllt, bis sie dann gemeinsam zu Boden stürzen, noch immer ineinander verkeilt und an den beiden Stellen verbunden wie zuvor, sich dann aber doch lösend .- nicht weil sie es wirklich wollten sondern eher weil sich der Blutstau zu rächen beginnt und sich ein absterbendes Gefühl in enigen Exremitäten breit zu machen beginnt.

Nach einer Weile rutscht er dann auch wieder aus ihr heraus, da das Blut an den Ort zurückgekehrt ist, an den es eigentlich gehören sollte, womit er sie dann endgültig los lässt, seine Finger aus ihr heraus zieht und sich flach auf den Boden zur Seite rollen lässt. Sie dreht sich noch einmal zu ihm um und küsst ihn zärtlich, streicht über seinen Körper, leckt noch ein letztes mal sein bestes Stück ab, rafft sich dann auf und macht sich daran den Raum in die Richtung zu verlassen aus der sie gekommen war. Einen letzten Blick wirft sie ihm noch zu, ein letztes Lächeln, bevor sie im nächsten Moment hinter der Ecke der Tür verschwinden sollte.

Allerdings wollte er sie nicht so einfach gehen lassen. Sie war schon längst für ihn mehr geworden als ein blosses Spielzeug, ein Sexspielzeug, wenn auch ein sehr gutes. Für ihn war sie die Frau seiner Träume - im wahrsten Sinne des Wortes. Sie war die Frau, mit der er seine Existenz verbringen wollte. Für ihn war sie eine Frau.

Er sprang auf, nahm seine letzten Kräfte zusammen und warf sich ihr hinterher. Richtig zu gehen war er nicht mehr in der Lage, vielmehr versuchte er sich irgendwie so lange auf den Beinen zu halten bis er sich am Türrahmen festhalten konnte und zog sich daran dann wieder nach oben und um die Ecke, wollte ihr hinterherrufen, dass sie ihn noch nicht verlassen sollte, dass sie bei ihm bleiben sollte, wollte ihr gestehen was er für sie empfand.

Der Drogendampf war schon wieder aus dem Raum gesaugt worden und mit dem Abzug war auch dessen Wirkung verschwunden, er konnte wieder völlig klar sehen und auch die Weite des Raumes war auf vergleichsweise Besenkammerniveau zusammengeschrumpft. Er zog sich um die Ecke, den Satz 'blieb doch noch etwas hier' schon angefangen, da blieb ihm schon das erste Wort im Halse stecken. Was er da zu sehen bekam, damit hatte er nicht gerechnet

Da stand nicht etwa die Frau seiner Träume, da stand nicht einmal ein Roboter der zumindest aussah wie die Frau seiner Träume. da stand vielmehr ein Alptraum von einer sexwunscherfüllungsmaschine, die ein wenig an einen weiblichen Körper angelehnt war. Das Ding hatte nicht einmal einen ganzen Kopf, auch die Haare waren nicht blond, sie waren von gar keiner Farbe, einfach nur mehr oder weniger durchsichtige Kunststofffäden, die von einer Kopfhälfte herunterhingen, die nur aus Kinn und Mund bestand, darüber und dahinter war dann schon der behaarte Hinterkopf. Auch der Oberkörper bestand im wesentlichen bloss aus zwei Gummitaschen mit einem festeren Knopf in der mitte, der Rest glich in seiner Eckigkeit kaum einem menschlichen Rumpf, auch wenn die Kanten ein wenig abgerundet waren. Der Unterkörper bestand ebenso im Grunde nur aus den zwei Körperöffnungen und etwas gummimasse drumherum, ebenso kantig wie der oberkörper und die Beine waren bestenfalls Stelzen, Füsse fehlten ganz. Das also war der Körper, der ihn all die Tage so oft und unerschöfplich verwöhnt hatte, der mit sich hatte machen lassen was immer er wollte. Und dabei hörte er nun auch auf kein Kommando mehr. Er versuchte es zum stehenbleiben zu bekommen, doch es setzte seinen Weg eisern fort. Er wollte versuchen, sich in den Weg zu stellen, doch er konnte sich nicht schnell genug bewegen um es zu erreichen, konnte sich nur noch mit seinen letzten Kräften am Türrahmen festkrallen und dem Schauspiel zusehen. Dann öffnete sich eine Klappe in der Wand und der Roboter trat in die dahinterliegende Kammer. Somit war der Lagerungsort also auch geklärt.

Eine tiefe Trauer überkam ihn. Nicht nur, dass er nicht ewig mit ihr zusammen sein konnte, sie existierte nicht einmal in der Form, in der er sie immer wahrgenommen hatte. Seine Gefühle spielten verrückt, wollte er sie nun, wollte er nur das Bild von ihr, wollte er gar den Roboter, wollte er sie überhaupt oder war alles bloss eine drogenbedingte projektion seiner Bedürfnisse auf ein Dienstleistungsgerät. Er konnte in diesem Moment keine dieser Fragen genauer beantworten als mit einem 'hmmm'.

Die nächsten Tage verbrachte er in tiefer depression. Er schaffte es gerade so, jeden Morgen ein kleines Frühstück zu sich zu nehmen und legte sich dann vor das Bildsystem, um sich einen Ausschnitt der Stadtarchive anzuschauen. Er wollte keinen, auf dem irgendjemand abgebildet war, das hätte ihn nur frustriert, er suchte sich trockene Baupläne und Projektbeschreibungen heraus, wollte sich keine Gedanken machen müssen einfach bloss informationen tanken. So versank er immer tiefer in seinem unterschwelligen Verlangen nach seiner Gespielin, deren existenz so aprupt geendet hatte, deren Bild so desillusioniert wurde, dass für ihn eine Welt zusammenbrach.

Irgendwann jedoch bemerkte er nach dem Aufstehen einen unangenehmen Geruch. Er suchte ein wenig in seinem Zimmer herum, ob sich vielleicht ein Tier in sein Haus verirrt hatte und hier gestorben war, doch fand nichts. Dann roch er an sich selbst herum und wurde fündig. Ohne etwas zu essen ging er in den Nebenraum und stieg in das Becken, wartete auf die automatische Einfüllung das Badewassers. Im Grunde war es ihm schon gleichgültig, was mit ihm oder seiner Kleidung geschah, ausserdem war er ohnehin zu müde und träge geworden, um sich auszuziehen oder das System anzuweisen, irgend etwas anders zu machen als gewöhnlich. So vergass er auch, das Unterhaltungsprogramm abzuschalten, merkte seinen Fehler erst, als es bereits zu spät war und die Dämpfe ihn vollständig eingenebelt hatten, die Umgebung schon wieder verschwommen erschien. Als er dann endlich aufschaute, kam da auch schon seine blonde Deleyla auf ihn zu, warf wieder einmal ihre Haare durch die Gegend.

Er schaute sie an und freute sich. Er konnte nicht mehr sagen warum, wusste schon noch genau, wie der Roboter ausgesehen hatte, der sie eigentlich darstellte, doch es war ihm gleichgültig. Er würde jetzt wieder seinen Spass haben und was die Wirklichkeit war, das würde ihn interessieren wenn er wieder aus dem Becken kommen würde.

Da fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Die ganze Zeit hatte er in einer Traumwelt gelebt. Nicht jetzt, wenn er in seinem Drogenbad sass und mit einer Illusion seinen Spass hatte, sondern wenn er erwartete, dass sein Spielzeug wirklichkeit bliebe, das war der Traum. Er hatte sich in eine Maschine verliebt, obwohl er genau wusste, wissen musste, dass es in dieser Stadt nichts anderes gibt als Maschinen.

Er lachte über seine Dummheit. So deutlich hatte er sie sich noch nie vor Augen führen können, dass es ihm fast peinlich war est jetzt darauf gekommen zu sein, diesen Punkt erst jetzt gelernt zu haben. Sicherlich hatte er sich allzu lange darauf verlassen, dass ihm das Wisesn einfach so vorgekaut präsentiert wurde, hatte vergessen wie man hinterfragt, wie man sich Erkenntnisse selbst erarbeitet. Jetzt war ihm alles klar. Jetzt konnte er es sich egal sein lassen, was es gerade tatsächlich war, das ihm da so wohlige Gefühle bereitete, konnte es sich egal sein lassen, wie sein Werkzeug tatsächlich aussah, solange es nur funktionierte und er wusste, wie es funktioniert.

Aber jetzt wollte er erst einmal seine Streicheleinheiten geniessen - von seiner Deleyla.

Kapitel 7: Essenz des Seins

Der Morgen war im Grunde wie jeder andere, an dem er sich etwas vorgenommen hatte. Früh wurde er von den Schlafgeneratoren geweckt, war dennoch vollkommen ausgeruht, frisch und wach, wach genug sich jeder Aufgabe stellen zu können. Das Frühstück liess er aus, dafür war er zu gespannt auf das, was er sich für diesen Tag zum Ziel gesetzt hatte. Dieses mal war es anders. Es war anders als an dem Tag, an dem er den Klotz besuchte, an dem Tag, als er den Tempel aufgesucht hatte, denn dieses mal hatte er nicht die geringste Vorstellung von dem, was ihn erwarten könnte. Kaum etwas wusste er von dem Omnychron wirklich, wusste praktisch gar nichts über den Verbleib dieser Kultur, über den Verbleib der einzelnen Einwohner oder gar ihrer Raumschiffe, denn auch die Omnychron mussten zwngsweise welche gehabt haben.

Er packte sich von dem bereitgestellten Frühstück, wie er es automatisiert für beinahe jeden Morgen angefordert hatte, ein paar gebäcke ein, packte noch etwas Fruchtsaft dazu von dem er nach wie vor nicht wusste, von welcher Frucht dieser überhaupt war - jedes mal wenn er daran dachter schob es die Recherche erfolgreich vor sich her - und marschierte strammen Schrittes aus der Tür hinaus. Der Baum stand wieder etwas weiter von seinem Haus entfernt, wahrscheinlich würde er etwas länger brauchen als er zu dem Klotz benötigt hatte. Doch er wusste, dass wenn es ihm doch noch zu lange dauerte würde er immernoch einen Knopf drücken können und schon würde er in jeder Beliebigen Geschwindigkeit auf sein Ziel zufliegen können. Allerdings wollte er dies nur als letzte Option im Kopf behalten, zu abhängig von seiner Technik wollte er sich dann auch wieder nicht machen lassen.

Ein wenig konnte er sich die Laufzeit dadurch vertreiben, dass er sich den Baum genauer betrachtete, sich die vielen kleinen Windungen, die er weiter oben in seiner Krone machte, betrachtete und untersuchend anschaute, versuchte dort eine Regelmässigkeit zu entdecken, eine Art selbstähnlichkeit vielleicht wie er es von Fraktalen algorithmen her kannte die, so kompliziert sie auch anfangs aussehen mochten, irgendwann dann doch eine grössere Struktur offenbarten und auch im kleinsten noch immer die gleichen oder zumindest ähnliche Formen wiederholten. Bei echten, biologisch gewachsenen Strukturen oder Wesen war dies nicht so offensichtlich vorzufinden, auch wenn man es letztenendes immer bis auf Zell oder gar Atomebene hinab treiben konnte, waren doch auch die Zellen im Grunde immer noch zu unterschiedlich, um bei vielen milliaden von ihnen in einem Lebewesen auch nur zwei wirklich gleiche finden zu können. So schien es ihm jedoch auch bei dem Baum zu sein, denn je länger er sich all die kleinen Zweige betrachtete, die er bei fortschreitender Annäherung immer besser erkennen konnte, fiel ihm ebenfalls keinerlei Ähnlichkeit auf, die offensichtlich genug gewesen wäre, als dass er sie als mechanisch hätte ableiten können. Auch weiter unten empfand er dies mangels Vergleichmöglichkeiten als ausgesprochen unmöglich, da der Stamm aus grösseren Entfernungen betrachtet nicht genug Feinheiten, keine der winzigen Strukturen und Texturierungen bot, wie er sie bei einem richtigen Baum erwartet hätte.

Doch je näher er dem Stamm kam, desto irrelevanter wurden dieserlei Überlegungen für ihn, da für ihn dann doch wichtiger wurde, eine Tür oder irgend etwas ähnliches wie einen Einlass in das Gebäude zu finden. Doch dort, wo er es hätte vermuten können, wo der Zugang aufgrund der umliegenden Bodengestaltung wahrscheinlich war, war rein gar nichts zu erkennen. Keinerlei Strukturunterbrechung war dort vorhanden, wo er im bewachsenen Grund einen Zuweg erkennen konnte, nichts Türähnliches auch nur in Sichtweite. War im Tempel noch ein virtueller Einlass gegeben, dessen Aktivierungsplatte zumindest irgendwie sichtbar war und auch in dem Klotz nebenan die Tür direkt hinter dem baulich umrandeten Zugang lag, so schien es etwas derartiges bei dem Baum nun gar nicht mehr zu geben.

Er begann ein den Bau ein wenig genauer in Augenschein zu nehmen, immerhin hatte ihn dies bei den anderen beiden ja auch zum Ziel gebracht. Der Boden, auf dem er stand und der den Stamm des Baumes, einen Teil seiner Wurzeln, umgab war erdig weich und mit kleinen Pflänzchen bewachsen, deren Wuchs in dem Bereich, den er für den Zugang gehalten hatte, zwar enger geworden war, aber auch weit flacher angelegt war als die höheren Büschelchen, die gleich nebenan wucherten und den Baum somit auf einen wunderbar grün bewachsenen Hügel stellten. Auf diese weise ohnehin schon leicht über den Dingen stehend bekam der Baum noch einmal mehr eine erhobene, eine erhabene Position über den Dächern der Stadt. Wenn er nach oben schaute, konnte er sogar sehen, dass die Baumkrone sich so weit ausdehnte, dass sie in der Tat die Dächer der nächsten, umliegenden Häuser überschattete, wahrscheinlich sogar überdeckte.

Während er so suchend um den Baum ging und nach der gesuchten Tür ausschau hielt, versuchte er irgendwelche Parallelen zu den vorhergehenden Wissensarchiven zu ziehen, kam jedoch zu keinem tragbaren Ergebnis. Wenn diese Archive wirklich aufgestellt waren, bloss um Wissen zu speichern und zu vermitteln, dann war der Zugang zu diesen doch recht schwierig. Einzig ein konsistentes Bild ergab sich für ihn, wenn sie nicht nur zur blossen Speicherung da waren, die Entwiclungsreihe der Omnychron wiederspiegelten, sondern auch einen möglichen Besucher auf seiner eigenen Entwicklungsleiter begleiten sollten, wenn sie den entsprechenden Probanten erst einliessen, wenn er auch auf einer geeigneten Entwicklungsstufe vorangekommen war, er auch verstehen konnte, was er vemittelt bekommen würde, dafür reif genug war. Jedes Wissen kann zu dunklen Zwecken misbraucht werden, das war für Strahlengeschütze ebenso sicher wie für so etwas banles wie den Buchdruck. Worte waren schon immer mächtiger als Schwerter dachte er noch, während sich enige Zweifel in ihm breit zu machen begannen. War er wirklich schon reif dafür, in diesen Baum eingelassen zu werden oder sollte er nicht vielleicht doch erst noch ein wenig in dem Klotz nachforschen, sich weitere, technische Maschinenbeschreibungen anlernen lassen? Vielleicht gar unter Beweis stellen, dass er die verfügbare Technologie nicht zum bösen weiterentwickeln wollte, obwohl er das Gegenteil durch seine Desinfektionsaktion gerade erst unter Beweis gestellt hatte.

Diese Säuberungsaktion machte ihn jedoch trraurig. Wenn er wirklich bewertet worden war, dann war er damit sicherlich durchgefallen. Hätte es nicht vielleicht doch eine friedliche Lösung geben können, die drei loszuwerden? Aber womöglich hatte er sich auch wieder durch das Begräbnis des vierten Mannes reinwaschen können. Dies zu überprüfen, seinen Status in der Stadt zu verifizieren musste er sich erneut zu einem Terminal begeben, sei es in dem Klotz oder aber in dem Entwicklungszentrum.

Gerade wollte er sich auf den Weg machen, war einmal ergebnislos um den Baum herumgegangen - der Weg war weit genug gewesen sich viele Gedanken zu machen - da klopft er noch ein letztes mal sich verabschiede wollend mit der Hand gegen den Stamm des Baumes. 'Blobbb' macht es, da hat ihn die Wand verschluckt!

'Was ist die Essenz des Seins?' fühlt er eine Stimme ihn fragen. Er kann nicht genau bestimmen, ob er in einem Raum ist in dem er schwebend festgehalten wird oder ob er in einer Geeleartigen Flüssigkeit schwimmt, jedenfalls ergibt sich keine notwendigkeit zu atmen, nichteinmal seinen Herzschlag kann er mehr hören oder fühlen, er schien vollkommen ausgeschaltet zu sein, nur noch auf eine Art Wahrnehmung reduziert zu sein, deren Ursprung er ebensowenig bestimmen konnte wie die Art wie er sie aufnahm Sein unterschwelliges 'Der Geist!' ergab sich eher reflexartig aus seinem permanenten Streben nach mehr Wissen und Weisheit, die er versuchte über die Ansammlung dessen zu erreichen und aus den Fehlern anderer zu lernen, seine Lehren aus allem zu ziehen, dessen er habhaft werden konnte. Doch eigentlich dachte er bloss 'Wer hat denn so eine bescheuerte Frage gestellt? Wie kommt man bloss auf derartigen Mist, vor allem als Einleitung in einem Haus! Was soll das überhaupt heissen? Kann mir das mal einer genauer erklären. Bitte die Frage mal umformulieren!!!'. Doch das System schien dies ignoriert zu haben. Die Unterschwelligen Gedanken und Gefühle waren wohl wichtiger als irgendwelche vorgeschobenen Argumente oder blosse, auswediggelernte Sprüche. Die Antwort sollte wohl von Herzen kommen, wie es so schön heisst, und die kam sie bei ihm auch. Vielleicht war er doch noch nicht ganz verloren.

'Herzlichen Glückwunsch. Es wurde ihnen gestattet, die nächste Form ihrer biologischen Entwicklung herbeizuführen. Bitte wählen sie die vorläfige Form ihrer physischen Selbsterhaltungsweise.'

'Welche Auswahl habe ich denn?' Fragte er mehr oder weniger bewusst mit dem Versuch die Stimme zu erheben, auch wenn dies nicht zu funktionieren schien - war er doch noch immer in dieser Masse eingeschlossen und Bewegungslos bis auf den letzten Muskel.

'Es können zu diesem Zeitpunkt nur die verallgemeinerten Funktionen geboten werden, deren Funktionsfähigkeit garantiert werden kann. Sollten weitergehende Möglichkeiten gewünscht werden, so müssen tiefergehende, empirische Untersuchungen stattfinden um die exakten Parameter der Veränderungen zu bestimmen.

Die Momentanen Auswahlmöglichkeiten belaufen sich auf die Folgenden:

Erstens die Zellerhaltung. Es wird ihren Zellen eine intensive Energiedusche verabreicht, die ihre Selbstwiederherstellungsmechanismen stetig auflädt und sie auf biologischer Ebene nicht altern lässt.

Zweitens die Nanitenspritze. Es werden ihnen eine kleine Menge Nanomaschinen injiziert, die selbsttätig für ihren eigenen sowie für ihren Fortbestand sorgen, sich zur Erfüllung ihrer Aufgaben vermehren und auch möglicherweise notwendige Veränderungen an der Funktionsweise ihrer Organe vornehmen. Ihre mentale Entwicklung wird dadurch nicht beeinträchtigt, ermöglicht ihnen jedoch, schnellere, biologische Anpassungen an eine neue Umweltbedingung. Der Alterungsprozess wird annähernd gestoppt, kann jedoch auch auf Absprache mit dem Nanitenkollektiv umgekehrt werden.

Drittens der Retrovirus. Ihnen wird ein veränderter Virus injiziert, der ihr körpereigenes Abwehrsystem so verändert, dass es absterbende Zellen als Feindkörper erkennt und eliminiert sowie schnellstmöglich wieder ersetzt. Der Alterungsprozess wird ebenfalls gestoppt, jedoch benötigt dieser Prozess mehr Energie als die Vorhergehenden.

Viertens das aktive Antivirus. Es wird ihnen eine genetische Veränderung zuteil, die ihnen die Möglichkeit gibt, ein Virus zu produzieren, die sich jeglichen, negativen Umwelteinflüssen annimmt und binnen Femtosekunden auf molekularer Ebene eliminiert. Die Eigenproduktion dieser Viruszellen benötigt ebenfalls mehr Energie als die Vorhergehenden Möglichkeiten.

Fünftens die Gentransformation. Es wird ihrer Desoxyribonukleinsäuresträngen ein Proteinstrang hinzugefügt, der ihnen die selbsttätige Anpassung erlaubt. Dadurch ergibt sich der Effekt der becshleunigten, persöhnlichen Evolution, die bis zur völligen Umgestaltung des Körpers führen kann um die Selbsterhaltung zu garantieren. Der Energieverbrauch ist dabei der grösste der gebotenen Möglichkeiten, die Entwicklungschancen nicht vorhersehbar, jedoch ein Überleben nahezu garantiert. Dieser Prozess kann nicht umgekehrt werden hat er einmal begonnen, kann jedoch durch die Anderen vier ergänzt werden.

Die Wahl kann von nun an zu jedem Zeitpunkt getroffen werden, ist jedoch bei Wahl des fünften Punktes nicht rückgängig zu machen.'

Hier endete der Vortrag der Stimme in seinem Kopf. Noch immer hatte er nicht ausmachen können, von wo diese denn nun überhaupt auf ihn eindröhnte, ihn nicht entfliehen lassen wollte und auch nicht aus seinem Gefängnis entkommen liess. Die Möglichkeiten, die sich ihm nun boten waren jedoch ausgesprochen verlockend, sogar die letzte. Wenn er sich nur die Chancen überlegte, zu einem körperlich mächtigen Lebewesen zu werden, das von keinen Umwelteinflüssen mehr beeinträchtigt werden würde, womöglich sogar zum Kern eines Planeten hinabtauchen oder über die Kernoberfläche eines Gasriesen fliegen könnte, dann war dies mehr als Verlockend. Die Vorstellung jedoch, dass er einen Haufen kleiner Maschinen in seinem Körper spazieren tragen sollte war ihm irgendwie mulmig.

Erneut meldete sich die Stimme 'Bitte wählen Sie! Bitte wählen Sie!' hallte sie in seinem Schädel, liessen ihm kaum einen klaren Gedänken. Wenn er seine Entscheidung auch später noch ändern können würde, dann wollte er zumindest jetzt keinen Fehler machen. Später konnte er seinen Körper noch immer mit den neueste Errungenschaften der Biotechnologie und Genetik aufpeppen ohne dazu gedrängt worden zu sein. 'Das Erste!' versuchte er zu sagen, dachte es dabei jedoch bloss ähnlich lautstark in sich hinein. Doch dies reichte dem System schon aus, um es als finale Antwort zu erkennen. Als er dann zeitnah folgend ein 'Vielen Dank für ihre Wahl. Die Zellerhaltung wird unverzüglich aktiviert.', musste er kurz daran denken wie gut es doch war, dass er die Vorzüge der anderen Punkte nicht zu Gedankenstark gelobt hatte.

Dann verlor er das Bewusstsein. Ihn überfiel ein tiefer Schlaf der von Träumen durchzogen war als würde er in seinem Haus in der Liege Ruhen. Doch es war kein schöner Traum, wie er es gewohnt war ernn das Schlafkontrollsystem die Leitung übernahm. Vielmehr träumte er von seiner Umwandlungsphase und seinem Austreten aus dem Baum. Er konnte fühlen, wie seine Zellen sich aufluden und wie er körperlich stärker wurde, wie seine Musklen das morgendliche Schwächegefühl ablegten und ihm permanente Kräfte zur Verfügung stellen wollten. Dann war der Prozess abgeschlossen und er wurde aus der Masse des Baumes heraus entlassen, wurde an den Rand geschwämmt und vorsichtig und langsam wieder auf seinen Füssen stehend hinaus geschoben. Sobald er wieder etwas erkennen konnte, das Bild wieder schärfer wurde blickte er jedoch direkt in den Lauf einer der Waffen seiner drei Häscher.

'Erledigt ihn Jungs! Feuer!' Konnte er gerade noch vernehmen, dann fühlte er auch schon den Schmerz multipler Treffer in seinem Brustkorb, die ihn verbrennend durchbohrten, dass er gleich wieder zurückstoplerte und dabei direkt wieder in den Baum gesaugt wurde.

Dieses mal lief die Kommunikation mit dem unsichtbaren System jedoch einfacher ab, hatte er sich in der zwischenzeit darauf eingestellt kein Gegenüber und auch keine Stimme zu haben. Dieses mal wählte er eine etwas aggressivere Art der Selbsterhaltung, wählte jedoch vorsichtig nur die zweite Möglichkeit aus, die Nanitenspritze. Er trat wieder vor den Baum.

Wieder standen da seine Häscher, dieses mal waren es schon alle vier gleichzeitig, das Gesicht des hintersten verdeckt durch einen Schatten, obwohl das Licht bei den anderen drei von vorne zu kommen schien. "Schiesst! Feuer!' konnte er wieder vernehmen und der darauffolgende Schmerz war ebenfalls ähnlich unertragbar wie zuvor. Abermals stolperte er schwer getroffen von den Schüssen der vier Strahlenwaffen nach hinten, abermals zurück in den Schoss des Baumes. Nun wählte er sich direkt die vierte Möglichkeit aus, wollte es nun wissen wie unaufhaltsam er werden könnte. Doch auch als er mit dieser Veränderung vor den Baumstamm trat waren die Schüsse seiner Gegner ähnlich tödlich, verletzten ihn genau so, wie die male zuvor. Jedoch konnte er beim Rückwärtsfallen noch sehen, wie die Männer vor ihm von dem aggressiven Virus, das er ja nun in sich trug, als negative Umwelteinflüsse erkannt wurden und der Wiederverwertung zugeführt wurden, sich von oben nach unten, von den Haaren bis zu den Schuhsolen in ihre Bestandteile aufgelöst wurden und auch die Waffen oder ihre Kleidung nicht verschont wurde. Das Virus schien fast mehr intelligenz zu besitzen als er selbst.

Doch wenn er schon wieder in den Baum gefallen war, dann konnte er den letzten Schritt auch gehen, konnte sich zusammenflicken lassen und seine Gene gleich ein bisschen tunen lassen. Seine Wahl der letzten, der fünften Möglichkeit der Selbsterhaltung war zwar nicht vollen Herzens, doch er hatte kaum etwas zu verlieren, und wenn sie so gefährlich gewesen wäre, die Omnychron hätten sie wohl kaum angeboten.

Wieder wurde er vor die Tür geschickt. Wieder traf er dort auf seine Widersacher. Wieder feuerten sie auf ihn und wieder wurde er von mehreren Schüssen durchlöchert. Doch dieses mal gab es das Gefühl nicht, das ihn nach hinten geworfen hatte. Auch hatte er keinerlei Schmerzen. Als er seinen Feinden in die Gesichter blickte war dort auch nur noch Erstaunen und erschrockene Überraschung und als er dann wieder an sich herunter schaute konnte er gerade noch die Löcher in seinem Oberkörper sehen, die im Begriff waren sich selbstständig zu schliessen. Wieder feuerten die vier auf ihn, feuerten eine lange Zeit aus allen Rohren, doch es war zu spät für sie, er hatte sich schon so weit angepasst. Wurden anfangs seine Körperteile einfach bloss schneller ersetzt und wiederaufgebaut, so wurde mit der Zeit und mit fortlaufendem Beschuss offenbar eine Hautschicht gebildet, die die Strahlenschüsse einfach abblitzen liess, sie verpuffen liess wie an einem Schutzschild. Dann kam wieder der Antivirus, der sich ihrer Körper annahm und sie auflöste wie wenige Minuten zuvor.

Sein Triumpfgefühl war gewaltig, unbeschreiblich und erhebend, auch wenn er selbst im Grunde nichts dafür getan hatte. Er fühlte sich so überlegen wie noch niemals zuvor. Zwar war dies nur durch seine genetischen Spielereien der Fall und nicht durch etwas, das seinen eigenen Geist betraf, etwas das er selbst geleistet hatte, doch immerhin hatte er nu die förmliche Garantie zu überleben. Noch immer schwelgte er in seinem Sieg, da schaute er noch einmal an sich herunter.

Einer der Schüsse hatte seine Hand erwischt, hatte einige Finger abgetrennt, die natürlich sogleich wieder nachgewachsen waren, doch die abgetrennten Glieder lagen nun am Boden neben ihm. Doch sie bewegten sich noch immer! Er beobachtete sie eine kurze Weile, wollte sie schon aufheben um sie womöglich wieder in seinen Körper eingliedern zu können, doch ihre Eigenbewegung hatte sich verändert, sie hatten begonnen zu wachsen. Er mochte, er konnte seinen Augen nich trauen als sich innerhalb weniger Minuten erst seine Hand, dann sein Arm und schliesslich der gesamte Rest seines Körpers dort vor ihm aus jedem einzelnen der abgetrennten Körperteile bildete, ihn komplett reproduzierte, bis er erschliesslich drei mal vollständig neben sich stand.

Schweissgebadet wachte er auf. Er lag in seiner Liege in seinem Haus. Offenbar hatte er alles nur geträumt. Vielleicht war es auch wieder einmal einer der Träume die er verpasst bekam, wenn er eine Nachricht der Alten, der UrOmnychron bekommen sollte, so wie der Traum mit der fliegenden Festung zuvor. Genau wie beim letzten Mal konnt er sich an jede Einzelheit seines Traumes exakt erinnern, als hätte man ihn ihm ins Gedächnis tätowiert. Genau wie zuletzt war es für ihn ein traumatisches Erlebnis, über das er ersteinmal schlafen musste - jetzt hatte er ja alle Zeit der Welt, alle Zeit des Universums. Natürlich nur, wenn es tatsächlich stimmte, dass er die Zellerhaltungsdusche auch erhalten hatte.

Wiedereinmal drehte er sich nach einem einschneidenden Erlebnis, einem Meilenstein in seiner peröhnlichen Entwicklung auf die Seite und genoss die Bequemlichkeit seiner Liege, schloss die Augen und hoffte darauf, dass das automatische Schlaferhaltungssystem ihn in wohligen Träumen wiegte, es selbstständig erkannte, dass er jetzt möglichst lange ausschlafen wollte. Zwar wusste er nun kaum mehr ein Ziel, das er jetzt noch verfolgen können würde, ein Ziel das er sich für seine Weiterentwicklung setzen könnte, doch würde sich sicherlich irgendetwas finden, wenn er erst mal wieder aufwachte.

Tatsächlich waren die Folgeträume wohl weit weniger erregend gewesen als sein Alptraum zuvor, wachte er doch kein einizges mal auf diese Weise auf und schlief bis zum morgengrauen unter der Kontrolle des Schlafgenerators durch, erwachte vollständig ausgeruht und ohne weitere Erinnerungen an böse Träume, jedoch durchaus noch an den Alptraum, den er anfangs gehabt hatte. Wieder einmal gönnte er sich ein feudales, ausgesuchtes Frühstück bevor er wieder zu dem Baum aufbrechen wollte, gönnte sich die Zeit um noch einmal gründlich über das erträumte nachzudenken, über die Gefahren die sich möglicherweise nun für ihn und seinen Körper selbst ergeben hatten. Denn so vollständig unbegründet schien ihm diese Angst nicht gewesen zu sein. Jedoch vermochte er es an diesem Morgen nicht, sich bloss auf dieses eine Thema zu konzentrieren, schaffte es nicht sich bloss auf seine eigene Zellerhaltung und die möglichkeiten des Baumes zu beschränken. Immer wieder wanderten seine Gedanken auch um die Fähigkeiten, das Wissen das er aus dem Klotz hatte mitnehemn können, um all die anderen, phantastischen Technologien und Grundsatzergebnisse, die die Omnychron angesammelt hatten.

'Mein Gott. Das ist doch völlig Falsch!' schreckte er plötzlich auf, konnte sich gerade noch zusammenreissen um nicht nackt auf vor die Tür zu rennen und 'Heureka' zu brüllen. 'Das hat doch gar nichts damit zu tun!' fasste er sein Ergebnis noch einmal für sich zusammen. Im Grunde hatte er bloss oberflächlich seine gelernten Ergebnisse betrachtet, war darauf gestossen, dass das Konzept der unbegrenzten Energiegenerierung auch auf quasi mikroskopischer Ebene funktionierte - und das fast genausogut wie in grösserem Massstab. Dies sollte jedoch nicht der Fall sein, wenn es sich um einen Effekt handelte, der bloss auf der Expansion des universums beruhte. Die technisch realisierte Lösung bot noch eine zweite Möglichkeit, die nirgends verzeichnet war und auf die die Omnychron wohl nie gekommen waren, Gravitationswellen. Sie waren überall, genau wie die Expansionskräfte, jedoch übte die Expansion keinerlei Kräfte auf Atomzwischenräume aus, was Gravitationswellen jedoch taten. Zwar war deren Effekt theoretisch weit geringer, als es die Omnychron mit den Expansionsgeneratoren demonstriert hatten, dafür waren sie aber überall vorhanden, waren so vielfältig vorhanden, dass ihre Nutzung sogar in noch kleinerem Massstab möglich sein sollte, wie er sich dachte.

In Anbetracht solcher neuen, selbst geschaffter Gedankensprünge machte die Antwort auf die Quizfrage des Baumes einen neuen Sinn, verschaffte ihm einen moralischen Imperativ, der seine depressionen über sein eigenes Konsumverhalten in Bezug auf die Wissensarchive in einem anderen Licht erscheinen liessen, ihn wieder derart aufbauten, dass er sich vornahm seinen Baumbesuch noch etwas zu verschieben und lieber noch einmal das Entwicklungszentrum zu besuchen um seine kleine Apparatur weiter zu überarbeiten. Er war sogar so aufgewühlt von seiner eigenen Leistung, dass er es nicht einmal mehr aushielt auch nur eine Minute weiter zu essen, sondern brach unverzüglich zu dem naheliegenden Gebäude auf, liess sogar sein Pad und seine Tasche mit Verpflegung hinter sich, die er sonst bei jedem Gang vor die Tür mitgenommen hatte.Einzig sein kleines Gerät trug er wieder am Gürtel, aber dies auch eher zufällig als denn gelpant, weil er es einfach schwieriger ablegen konnte als den Rucksack.

Das Entwicklungszentrum war nahe genug, dass er seinen fixen Gang, bei dem er sich förmlich überschlug und über seine eigenen Füsse zu stolpern drohte, durchzuhalten vermochte, auch wenn er dennoch halb ausser Atem am kleinen Eingang des Hauses ankam. Wiedereinmal hetzte er zu einem der Automaten und setzte sich, konnte die Einführungsprozedur nicht schnell genug hinter sich bringen. Doch dieses mal konnte er sich nicht bei einem vorhandenen Gerätedesign bedienen, konnte nichts modifizieren um es seinen Wünschen anzupassen, denn es sollte eine neue Grundlagenarbeit folgen. Dennoch orientierte er sich grob an dem Energiegenerator der Vorgängergeneration, warf gedanklich alles hinaus was er nicht brauchte und baute den Kern des Generators nach seinen neuen Vorstellungen neu auf. Zuvor war es im Grunde ein massiver Kern mit einem statischen Feld umschlossen, dessen Veränderung dann direkt in Energie umgewandelt werden konnte. Dabei wurde die Grösse ständig angepasst und konnte so immer wieder in den gleichen Abmessungen gehalten werden. Dies funktionierte nach seiner neuen Theorie so natürlich nur in sehr schlechter effizienz. Er übernahm die Feldgenerierung und kaskadierte eine grössere Menge von Achsgerichteten Stabfeldern, die die Raumveränderungen in jegliche, mögliche Richtung auffangen sollten. Dabei wurden die Felder nicht nur in ihrer Expansionsphase genutz, sondern auch während ihrer Kontraktion, brauchten dazwischen nicht angepasst zu werden, da sie sich insgesamt ja nicht veränderten. Zu diesem Zweck verwendete er neutronenmaterial, dessen Dichte ausreichend war sich nicht irggendwelchen anderen Expansionskräften unterwerfen zu müssen. Jedoch würde die Anordnung zu schwer, wenn die Energieausbeute noch grösser werden sollte, so konnte er es nur für einen persöhnlichen Energiehaushalt konzipieren und kein Raumschiff mit seinem tragbaren Gerät antreiben - zumindest nicht vollständig. Eine Vergrösserung der Einrichtung war jedoch in jedem Falle möglich, selbst eine weitere verkleinerung konnte er sich vorstellen, doch dann würde es seine Kraftfelder nicht mehr genug mit Energie versorgen können um ihn auch noch fliegen zu lassen.

Und wieder wurde er mit Problemen konfrontiert, dieses mal jedoch mit der Automatik des Entwicklungssystems. Es gab da wohl einen Überprüfungsalgorithmus, der ein neues Gerät auf seine Funktionstüchtigkeit hin überprüfte und daraufhin einen Bericht ausspuckte. Dieses Programm berichtete ihm , dass sein Gerät keinerlei Funktion erfüllen würde und fragte, ob es die Produktion abbrechen solle. Offenbar war es nicht in der Lage, seine neuen Erkenntnisse auch zu übernehmen oder zumindest einer praktischen Erprobungsphase zu unterziehen, sondern versuchte bloss seine theoretischen Kenntnisse darauf anzuwenden, versuchte bisherige Theorien verwirklicht zu sehen und kam dadurch natürlich zu keinem zufriedenstellenden Ergebnis, da es mit den Gravitationswellen offenbar ein bisher nicht technisiertes Konzept vor sich hatte.

Er bestand dann dennoch auf die Produktion seines nun noch kleineren Apparates mit dem neuen Energiekern, versuchte jedoch das System zu überreden, die Funktionsweise am Objekt zu studieren und daraus zu erlernen, was er gemacht hatte. Wenige Minuten später hielt er auch schon seinen neuen Kasten in der Hand, der jedoch ein wenig grösser geworden war, als er es in seiner Planung und Konstruktion in Erinnerung hatte. Da hatte das Entwicklungszentrum wohl eigenmächtig ein paar lernschaltungen ergänzt. Seine alte Version wollte er dieses mal jedoch nicht zurückgeben, da er dennoch nicht garantieren konnte, dass das Gerät auch so funktionierte, wie er es sich gedacht hatte und so ging er mit zwei Kästchen am Gürtel vor die Tür zum ausprobieren.

Als er den Aktivierungsschalter umlegte zog er instinktiv den Kopf ein, wusste nicht ob er sich lieber auf eine Explosion der ganzen Vorrichtung einrichten oder einfach losfliegen sollte - ohne Explosion. Es überkam ihn ein kurzes Summen, doch dann blieb es weiterhin still als wäre nichts passiert. Wenn das Lämpchen an dem Gerät nicht geleuchtet hätte, er hätte gedacht dass es tatsächlich nicht funktionierte, doch so bestätigt griff er beherzt zu dem kleinen Knubbel und versuchte sich vom Boden zu erheben wie ein Vogel - oder zumindest wie eine fliegende Untertasse. Vorsichtig drehte er den Bewegungsschalter auf null und schaltete den Flug ein. Eine Richtung wählte er aus und drehte langsam den Knopf. Doch nun hatte er ein Problem - das System hatte besser funktioniert als er es sich in seinen Träumen erhofft hatte. Kaum hatte er langsam losgelegt sich zu bewegen, hatte den Knopf noch eine Position weiter gedreht, da raste er auch schon mit weit höherer Geschwindigkeit über die Dächer der Stadt hinaus, als er s bei seinem alten Gerät bei einer wesentlich höheren Einstellung gekonnt hätte. Die Energieausbeute musste wahrhaft überragend sein dachte er sich noch, während er immer weiter nach oben flog, sich schon vorzukommen begann wie der Comicheld aus seiner Kindheit mit dem grossen Buchstaben auf der Brust. Immer höher liess er den Flug gehen, über die Wolken bis hinaus ins All, liess sich von der Geschwindigkeit berauschen und von dem Gedanken, dass ihm mit zwei Schildgeneratoren an seinem Gürtel eigentlich gar nichts passieren konnte. In der Schwerelosigkeit angekommen drehte er den Knopf sogar noch ein ganzes Stück weiter mit dem Erfolg dass er herausfand, dass der Wüstenplanet mit der goldenen Stadt nicht der einzige Planet in diesem System war, denn er flog wenige Sekunden später schon auf einen davon zu, raste in nicht einmal einer Sekunde über die Oberfläche hinweg, durch die Athmosphäre und quer durch einen der Ringe dieses Riesen, der von seinem Schutzschild abprallend, hinter ihm durcheinanderwirbelte. So etwas hatte er sich schon sehr lange einmal gewünscht.

Doch bisher hatte er noch keine Sekunde daran verschwendet, wie er denn wieder zurückkommen sollte. Einfach geradeausfliegen war ja schön und gut, doch wenn er wieder in sein Haus wollte, dann musst er nicht nur den Planeten sehr genau treffen, er musste auch langsam genug auf der Oberfläche aufsetzen können 'sonst würde er den Planeten noch aus der Umlaufbahn schubsen...' wie er kurz witzelte. Er liess den Hebel los und zog ihn in die entgegengesetzte Richtung. Sein Flug wurde zu einem Sturz, den er vorsichtshalber auf der gleichen Flugbahn absolvieren wollte, um auch bloss nicht seinen neuen Heimatplaneten zu verfehlen. Dabei erschreckte es ihn schon einigermassen, als er im einen Moment noch seinen Planeten zwischen seinen Füssen auf ihn zukommen sehen konnte und sich im nächsten Wimpernschlag schon tief in der Atmosphäre wiederfand. Er konnte gerade noch den Hebel loslassen und den Knopf auf null zurückdrehen, blieb einige hundert Meter über dem Boden stehen. Viel Fingerspitzengefühl brauchte er nun um die letzte Strecke zurückzulegen, dachte er noch, als er den Hebel wieder anfasste, den Knopf ganz vorsichtig zu drehen versuchte. Zu seinem Glück schwebte er über einem Wüstenstück, nicht weit von der Stadt entfernt - offenbar hatte es etwas ausgemacht, dass sich der Planet unter ihm weggedreht hatte - denn so würde er in der Stadt keine Schäden verursachen. Die folgende Bewegung war dennoch zu schnell, als dass er sie sonderlich exakt hätte kontrollieren können, denn kaum spürte er eine Bewegung, liess den Hebel reflexartig wieder los ohne darüber nachgedacht zu haben, da war es auch schon zu spät - er stand tief im Sand, geschützt durch seinen Schild, der um seinen Unterkörper glühte.

Offenbar hatte er den Grund nur verdrängt und sich so dort in den Sand gegraben, so dass er einfach den Schild abschalten konnte um zu versuchen herauszusteigen. 'Das war ja grade nochmal gut gegangen.' fasste er seine Situation ein wenig untertrieben zusammen. Er hätte sich durchaus auch quer durch den halben Planeten hätte bohren können, auf dass ihm bei der hälfte die Energie dann doch noch ausgeht und ihn auch die Naniten nicht mehr hätten retten können, doch daran dachte er schon nicht mehr, war er mit seinen Gedanken doch schon längst wieder in dem Entwicklungszentrum, wo er sogleich seine neue Erfindung zur Serienreife weiterentwickeln wollte - beziehungsweise zumindest so weit, dass er sie mindestens genau so gut verwenden können würde wie sein altes Gerät.

Allerdings erkannte er auch ein anderes Problem, nämlich dass es ihm auch langfristig nicht wirklich möglich sein würde, bei den erreichbaren Geschwindigkeiten die absolute Kontrolle zu behalten, wenn er auf diese Form der Steuerung setzen würde. Er musste einen anderen Weg einschlagen, weg von einer Kontrolltafel mit Schaltern hin zu einer etwas direkteren Benutzerschnittstelle. Alles notwendige Wissen hatte er schon im Klotz inhaliert, hatte sich die technologien des eigenen Gebäudes von ihm selbst er klären lassen und fühlte sich nun auch gewappnet, diesen doch recht grossen Schritt wagen zu können, auch wenn er das erste mal, seit er hier angekommen war, ein wahres Risiko barg.

Endlich wieder im Kontrollzentrum angekommen und in der bequemen Liege platzgenommen, verwendete er wieder das neuronale Interface um dem System das abzuverlangen, was er für sich konstruiert haben wollte. Es musste ein ebenso direkter, gedanklicher Zugang her, wie er ihn bei dem System vorfand, welches er gerade benutzte. Er brauchte keinerlei Rückmeldung, wollte nicht fühlen können wie gut sein Gerät funktionierte, ihm reichte es völlig, wenn es genau dastat, was er von ihm verlangte, was er sich gerade vorstellte. Und natürlich sollte all dies möglichst klein sein. Doch zumindest letzteres war das kleinste all seiner Probleme, seit er die Energiekapsel so weit verkleinert hatte, dass sie in seiner Armbanduhr platz gefunden hätte.

Dies dachte er sich wohl auch und entwarf tatsächlich die nächste Generation seines Schildes nicht mehr als Gürtelträger, sondern für sein Handgelenk, womit es auch wesentlich einfacher wurde, im Falle eines Falles korrigierend einzugreifen oder gar es abzuschalten. Die Erweiterung mit der Geiststeuerungseinheit verlief dann wiederum weitgehend durch das Entwicklungssystem geregelt, welches mit seinen vorgefertigten Baugruppen einen schier unerschöpflichen Vorrat bot, ihm so die allermeiste Arbeit abnahm und sich offensichtlich auch an seinen eigenen Entwicklungen bediente, denn es gab ihm nicht nur seine eigene, letzte Erfindung als Ausgangspunkt vor, sondern meckerte auch nicht mehr über Funktionsuntüchtigkeit.Ganz im Gegenteil fragte es sogar nach, ob die erhöhte Energieausbeute beibehalten werden sollte oder ob der Flug lieber weniger schnell beginnen sollte, die Beschleunigungskurve etwas flacher verlaufen sollte. Die Überwachungsschaltungen bei seinem letzten Gerät hatten wohl ihre Arbeit sehr erfolgreich getan und ihm alle nötigen Daten über seine neue Schaltung übermittelt, die Wirkungsweise und Funktion so offenbarte und so ermöglichte, es direkt in das Bauteilarchiv des Entwicklungszentrums einfliessen zu lassen.

Er rief seine letzte Erfindung noch einmal auf, schaute in der Datenbank nach, unter welchen Gruppen es eingeordnet war und entdeckte eine lange Zahl, die er als Datum identifizieren konnte. All diese Dinge wurden also zeitlich einsortiert und gesammelt, gleich wer sie hier eingestellt hatte. Seine Erfindungen standen dort schon. Es begann ihm einmal mehr kalt den Rücken herunter zu laufen. Endlich würde er zumindest einen wagen zeitlichen zusammenhang bekommen, eine Einschätzung über das Alter der Stadt, über seine letzten Besucher und über die letzten, wirklichen Aktivitäten an diesem Ort. Er liess sich die Liste nach dem Einstellungsdatum ordnen, liess sie sich noch einmal danebenstellen, dieses mal geordnet nach dem letzten Zugriff und ein weiteres mal sortiert nach der letzten modifikation. Wer immer vor ihm hier war, würde sicherlich irgend etwas technisches gebraucht haben, das er nicht schon fertig in irgend einem der Häuser vorgefunden hatte. Und wenn er es tatsächlich schon bis in die Stadt geschafft hatte, so würde er sicherlich auch den Zugriff auf diese Dinge gehabt haben. Wenn es jemanden gab, der war wie er, den es aus den gleichen oder zumindest ähnlichen Gründen an diesen Ort verschlagen hatte, so hätte er in dieser Datenbank eine Spur von sich hinterlassen müssen.

Schnell blätterte er die Seiten der Listen durch, wühlte sich jeweils an die Enden und überflog die letzten Einträge. Das waren natürlich seine eigenen gewesen, und das waren nicht wenige. Das System hatte wohl eine wahre Sammelwut, wenn es darum ging zu protokollieren, auf welche Daten er zugegriffen hatte. Da waren nicht nur die direkten Abwandlungen seiner Ursprungsgeräte, sondern auch ein ganzer Wust an Bauteilen, die er noch benutzt hatte ohne sie unmittelbar angefordert zu haben.Dann aber sah er einige Dinge, die er nicht im geringsten Identifizieren konnte und deren Benutzungszeitpunkt auch wesentlich von den sich sehr ähnelnden Zahlen seiner eigenen Geräte abwich. Das musste er sein, sein Vorgänger, der Besucher der direkt vor ihm hier war. Doch die Zahl, die hinter allen seinen Zugriffen stand, war doch extrem anders, unterschied sich in beinahe jeder Stelle von den seinen. Es musste eine sehr lange Zeit verstrichen sein, in der die Stadt wie ausgestorben sich selbst überlassen war.

Wieder blätterte er zu seinen eigenen Erfindungen, schaute auf das Datum der Geräte, die er sich hatte bauen lassen. Die letzte Zahl, die zwischen dem ersten und dem letzten Apparat anders war, war an der siebten Stelle. Er hatte sich ja ziemlich beeilt mit seiner Bauwut, so dass zwischen diesen bloss einige Tage lagen. Schnell rechnete er ein wenig herum, überflog die Zahlen und Stellenkombinationen für Monate, jahre, Jahrhunderte. Zweiundfünfzigtausend Jahre war sein vorläufiges ergebnis. 'Plusminus fünfzig Tage' scherzte er noch kurz für sich, von seiner eigenen rechenleistung begeistert, bevor ihm klar wurde, was das für ihn selbst bedeutete. Wenn dieser Vorgänger bloss ein weiterer Besucher war, dann war die Geschichte, die ihm sein Grossvater einst erzählt hatte, sehr sehr alt gewesen. Schon er musste damals eine Ewigkeit hatte verstreichen lassen bevor er sesshaft geworden war um nicht aufzufallen wie alt er hatte werden können, musste auch ein Schiff irgendwo gehabt haben,mit dem er zu seinem Ursprungsplaneten gekommen war, lange bevor dort das Rad erfunden worden war - wenn überhaupt. Er konnte sich nicht vorstellen, dass sich die Geschichte seiner Familie über tausende Generationen hätte erhalten können, zumal gerade sein Vater eine relativ natürlich wirkende Abneigung gegenüber dieser gezeigt hatte, und da dieser sicherlich nicht der einizige gewesen wäre, dann hätte die Wahrheit irgendwo auf der strecke bleiben müssen.

Noch einmal blätterte er durch die Lister, weiter nach oben, weiter über die Einträge, die er als von seinem Vorgänger identifizieren konnte. Wenn er wissen wollte, wann diese Stadt tatsächlich noch bewohnt war, wann hier tatsächlich noch gelebt und möglicherweise geforscht wurde, dann musste dies eine grössere Menge zusammenhängender Zugriffe generiert haben. Wieder fand er ein paar Einträge, wieder rechnete er ein wenig herum, interpolierte ein wenig von sich zu seinem Vorgänger und zu dem neuen, gefunden Eintrag und kam dieses mal zu einem wesentlich kürzerem Zeitraum. Noch einmal suchter er weiter und wurde wieder fündig, wieder war der festgestellte Zeitraum kürzer geworden - wenn er sich dabei nicht gar verrechnet hatte. Dann machte er einmal einen etwas grösseren Sprung, sprang in der Liste ein knappes viertel nach oben und fing wieder an zu rechnen. Zwei Milliarden Jahre. Das war der Zeitraum auf den er kam. Zumindest war dies ein Datum, an dem einige neuen Dinge eingestellt wurden. Für einige dutzend Seiten die er überschlug, durch die er schnell hindurchgeblättert hatte, galt dieses Datum, veränderten sich die betreffenden Stellen in der Zahlenkolonne nicht mehr. Sein hoch und runterblättern in der Liste wurde immer schneller, machten immer grössere Sprünge, liessen ihn auch einmal spasseshalber den Zeitpunkt der ersten, eingestellten Erfindungen betrachten.

Wahrscheinlich war dieser Eintrag nur der Vollständigkeit halber mit aufgenommen worden, liessen eine Verbindung zu den anderen Archiven erkennen, denn mochte nicht daran glauben, dass die Erfindung des Rades schon mit diesem System stattgefunden hatte. Dennoch gabihm dieser Eintrag einen guten Anhaltspunkt über den Beginn des zivilisatorischen Zeitalters der Omnychron. Wenn er bedachte, wie lange es auf seiner Geburtswelt gedauert hatte, um von der Erfindung eben des Rades hin zum Informationszeitalter zu gelangen, dann war alles was er falsch schätzen konnte, alles was er falsch errechnen konnte bestenfalls ein Messfehler. Denn sein Endergebnis war geradezu erschreckend.

Gute acht Milliarden Jahre existierten sie schon, die Zeit ihrer ersten zellulären Evolution einmal nicht mitgerechnet. Damit waren sie mit Sicherheit eines der, wenn nicht sogar das erste Leben in der Galaxie überahaupt, das den Sprung zur Intelligenz geschafft hatte. Die Tatsache, dass sie obendrein noch diese Zeit friedlich existiert zu haben schienen schmälerte dies ganz und gar nicht, ganz im Gegenteil, viele andere Zivilisationen von denen er wusste hatten es geschafft, sich noch vor erreichen des Präinformationszeitalters selbst zu vernichten, hatten es gar nicht erst geschafft von ihrem eigenen Planeten herunter zu kommen. Da war es auch kein Wunder, dass er jede Technologie, die er sich je erträumt hatte, in deren Archiven hatte finden können, dass sie alles Wissen hatten sammeln können, dessen sie habhaft werden konnten. Wahrscheinlich waren sie nicht einfach nur ausgestorben, wahrscheinlich hatten sie einen weiteren Evolutionsschritt vollbracht und waren in eine paralleldimension aufgebrochen oder etwas in der Art. Doch dies waren dann schon wieder seine wilden Träumereien ohne reale Grundlage. Von parallelen Welten hatte er in den Archiven bisher keinerlei Anhaltspunkt bekommen können. Zumindest wenn er bedachte, wie viele Jahrmilliarden sie hinter sich gebracht haben mussten war der Gedanke nicht wirklich abwegig. Wer konnte schon genau sagen, wie sich eine Rasse in einem solch gewaltigen Zeitraum entwickelte?

Doch wenn es stimmte, wenn ihre biologische Evolution dann doch irgendwann ihrer geistigen nachrückte, vielleicht war die Antwort auf die Frage nach der Essenz des Seins doch nicht so monokausal, vielleicht war sie doch nicht bloss und einzig der Geist.

Kapitel 8: Weiterentwicklungsdrang

Nach einem Ruhigen Abend, an dem er sich einmal mehr mit seichten Beiträgen aus dem Medienarchiv, aufbereitet von dem Computer in seinem Haus, hatte berieseln lassen und einem erholsamen, tiefen Schlaf erwachte er wie mitlerweile fast jeden Morgen kurz nach Sonnenaufgang um sich nach einem ausgewogenen Frühstück auf neue Entdeckungen zu freuen. Noch einmal wollte er den Baum heimsuchen, wollte sich erklären lassen welche Möglichkeiten der körperlichen Weiterentwicklung er noch hatte, welche Überlebenschancen ihm die Omnychronschen Wissenschaftler würden bieten können. Die fünf Möglichkeiten, die ihm das System aufgezählt hatte, waren mehr als beeindruckend gewesen und wenn er irgend etwas dazwischen finden könnte, so wäre er sehr versucht gewesen seine Fähigkeiten noch ein Stück mehr erweitern zu lassen. Doch so weit zu gehen, sich diese Mikroskopischen Maschinen einpflanzen zu lassen, womöglich doch noch der Gefahr auszusetzen von der er so bildlich geträumt hatte, das wollte er dann doch lieber nicht - vorerst, denn vielleicht würde er diesem Gedanken der selbstreproduktion doch noch etwas positives abgewinnen können.

Einmal mehr beeilte er sich mit dem Essen. Er war sehr gespannt darauf, was ihn erwarten würde, konnte es kaum erwarten noch mehr zu lernen, noch mehr wissen zu können. Es war schon irgendwie merkwürdig - je mehr er gelernt hatte, je mehr er wusste desto grösser wurde sein Drang noch mehr zu lernen, noch mehr über alles mögliche wissen zu wollen. Wissen ist eben das, was man glaubt zu haben bevor man mehr davon erwirbt und je mehr man erwirbt, desto mehr kann man sich Fragen stellen zu immer mehr Themengebieten, zu immer mehr Details, deren Beantwortung natürlich wieder andere Fragen aufwerfen wird. Ein schier ewiger, nie zu stillender Kreislauf der schliesslich nur in zwei unbeantwortbaren Fragen enden kann: Was war vorher; und Was ist aussen. So jedenfalls war seine vorläufige Diagnose. Sollten diese Fragen beantwortbar sein, so würde das Spiel natürlich von neuem losgehen. Doch bis dahin war es ein sehr langer Weg, den ihm sicherlich auch der Baum nicht vollständig abnehmen würde. Obwohl er die Antwort auf eine der Fragen, die ihm eigentlich auf den Näheln hätte brennen müssen, sicherlich auch in den Medienarchiven hätte finden können, denn: Wie konnte diese Sonne so lange überlebt haben, wie konnte der Planet so lange existiert haben? Die Sonne machte nach wie vor einen recht gesunden Eindruck und die Atmosphäre auf diesem Planeten schien sich auch nicht wesentlich verändert zu haben seit der Aufnahmen in der Versammlungshalle, die ja einen geringen Ausblick aus der Tür im Hintergrund gestattet hatten.

Gut genährt machte er sich einmal mehr auf denWeg zu dem Baum. Auf seinem Marsch machte er sich jedoch fortwährend Gedanken darüber, was sich wohl in der gleissenden Kugel, die er bisher fast gar nicht beachtet hatte, befinden würde. Bisher wollte er stets die Reihenfolge beachten, die er in den Bauten glaubte erkannt zu haben, wollte sich das Wissen so aneignen, wie er glaubte dass es einen tieferen Sinn hatte. Sicherlich war diese Analyse der möglichen Sinnhaftigkeit dieser Beuchsreihenfolge nicht unwahrscheinlich und er hatte auch keinerlei Probleme sich weiterhin daran zu halten - zumal er keine Eile walten lassen musste - doch die Neugierde packte ihn hin und wieder dennoch.

Die Eingangsfrage des Baumes verwirrte ihn dahingehend ein wenig. Wenn sich der Inhalt Jenes tatsächlich nur auf biologische Erkenntnisse bezog, wieso schien dann die korrekte Antwort Geist zu sein? War es vielleicht doch die falsche Antwort gewesen und er hatte als Folge dessen bloss eine geringe Auswahl an Erhaltungsmöglichkeiten präsentiert bekommen? Wenn es jedoch richtig war, wurde durch die biologische Veränderung denn dann auch der Geist verändert? War dies dann doch der Weg der geistigen Evolution? Sich über den Körper als solchen und an und für sich zu einem rein geistigen Wesen zu mutieren? Und wenn dies schon der Stein der Weisen war, was würde sich dann in der hellen Kugel befinden? Sollte es nach der steigerung des Geisteswesen noch eine weitere Form der Erkenntniss geben? Wie weit konnte man noch gehen? Und vor allem, wenn die Omnychron diesen Schritt schon getan hatten, sich zu einem Energiewesen zu transformieren, wer hatte dann dieses vierte Bauwerk geschaffen? Gab es dann womöglich sogar wieder ein Zurück?

Schon durch das Stellen der Fragen hatte er sich einen Sprung verschafft, wenn nicht in der Erkenntniss, dann doch zumindest in der Wegverkürzung, denn schon steht er direkt vor dem Eingang des Baumes, steht dort und fragt sich weitere Dinge. Er muss sich fast selbst einen Tritt geben, sich förmlich aus seinem inneren Konflikt reissen sich selbst zur Erkenntniss zu bringen oder durch Informationsbetankung zuvor diesen Weg zu erleichtern. Er schüttelt den Kopf, will sich selbst so andeuten, dass er wieder bei der Sache bleiben soll vor der er gerade steht. Dann geht er auch den letzten Schritt, legt seine Hand auf den Stamm vor ihm und wird abermals von dem Baum verschluckt, wird in sekundenbruchteilen von einer klebrigen Masse umschlossen und in die Tiefen des Bauwerkes gesogen, ohne dass ihm dabei die Atemluft ausginge oder er irgend etwas von dieser Behandlung fühlen würde.

Der Zugang zu den eigentlichen Systemen war wieder einmal der gleiche gewesen wie in den Archiven, die er bereits kannte, wieder zeigte sich ihm ein Avatar, der sich mit ihm zu unterhalten begann und ihn anfing darüber aufzuklären, was ihn an neuen Entwicklungsmöglichkeiten in diesem Wissensarchiv erwarten würde. Als mehr wollte dieser den Baum jedoch auch nicht verstanden wissen, bloss als nacktes Wissensarchiv, geschaffen um ihn über seinen Köprer und alles biologische, alles sich selbst verändern könnende aufklären wollte. Auch wenn man diesse Umschreibung sehr weit fassen konnte war sie doch eindeutig genug um ihm einen Überblick zu verschaffen und auch solche Systeme miteinzubeziehen, die nicht auf Kohlenstoff und Wasser aufgebaut waren, sondern sich durch Siliziumstrukturen im Nanomenter- und Reaktionszeiten im Femtosekundenbereich auszeichneten, aber dennoch die Fähigkeit besassen, sich selbst zu verändern, umzustrukturieren, ihre Programmierung anzupassen, sich womöglich sogar selbstständig zu vermehren, was alles auf die Nanitenroboter zutraf, die ihm als eine der Selbsterhaltungsmöglichkeiten angeboten worden war, die er wegen seines Alptraumes vorerst einmal hatte ausschlagen müssen.

Doch wieder einmal war seine erste Frage, wie denn all das Wissen, all diese Informationen überhaupt zustande gekommen waren, auf welche Weise die Omnychron ihre Wissenschaftlichen Erkenntnisse erlangt hatten. Sie konnten seiner Meinung nach unmöglich ihren Wissenserschaffungscomputer auch an diesem Themengebiet hatten versuchen lassen. Dafür war es nach seiner Erfahrung einfach zu unberechenbar, zu sehr auf Versuche angewiesen, zu sehr auf ausprobierende Grundlagenforschung. Doch offenbar hatte er sich geirrt - zumindest zu einem Teil, denn nachdem die Omnychron ein Grundlagenmodell hatten erstellen können und dies mit ihrem Grosscomputer verifizieren lassen wollten, wurden sie erst einmal zu neuen 'Experimenten zitiert, mit denen das System gerade diese Erkenntnisse erweitern wollte, es also tatsächlich auf Versuch und Miserfolg angewiesen war. Womöglich hatten sie sich auch zu früh auf das System verlassen wollen, hatten ihre Modelle nicht genug reifen lassen, wollten zu viel wirkliche Arbeit auf die Technik schieben, denn die Fehler in ihren Formeln waren nur allzu offensichtlich., so offensichtlich, dass er bei einem überfliegenden darüberschauen und fast ohne Vorkenntnisse nur durch seinen gesunden Menschenverstand die Fehler hatte nachweisen können, durch Wissen aus seiner Herkunftswelt widerlegen konnte.

Auch dar Wissensgenerator konnte sich also nicht nur auf seine Formeln und virtuellen Experimente verlassen, sondern musste ab und zu auch mal einen Griff in die Realität machen. Dabei irritierte ihn jedoch ein wenig der Zeitpunkt, an dem man angefangen hatte, derartiges Wissen anzuhäufen. Bisher hatte er immer angenommen, dass das System nach den Erkenntnissen in technischer Hinsicht, nach der Entwicklung von Schilden und überlichtschnellen Reisemöglichkeiten im Dunkeln hatte weiterarbeiten müssen und für die öffentlichkeit entsorgt worden war. Doch offenbar hatte es seine Arbeit auch in biologische Richtung vollführen dürfen, wenn all dies gleichzeitig stattfand. Dies würde erklären, warum dieses System so sehr als Gottgleich verehrt wurde, immerhin hätte es den Omnychron die Tür zur Unsterblichkeit aufgestossen, was einen gewissen Verehrungsgrad durchaus auch für ihn gerechtfertigt hätte. Und wenn es nur im Untergrund gearbeitet hätte wäre dies sicherlich früher oder später aufgefallen, da die Fortschritte in diesem Bereich zu gewaltig waren, die Sprünge der Erkenntnisse kaum nur von einigen wenigen Omnychron alleine hätten geleistet werden können.

Geschichtlich betrachtet betrug es sich offenbar so, dass man irgendwann begann - schon sehr früh begann - sich nach seiner eigenen Herkunft zu fragen. Man negierte das Bild eines externen Schöpfers, der explizit ihre Welt und auch sie geschaffen hatte und suchte nach einem Modell, wie all dies hätte entstanden sein können. Der Entwicklungscomputer hatte durch die Expansionstheorie schon einen Teil dazu beigetragen, hatte eine Grundlage für eine allumfassende Evolutionstheorie geschaffen, auf der man dann aufbaute und sich in richtung der biologischen Evolution hangelte, indem man die stochastisch wahrscheinlichsten Annahmen traf und diese einfach einmal zu simulieren begann. Diese, noch physisch ausgetragenen, experimente waren so erfolgreich, dass die nächsten Schritte auch für sie selbst auf der Hand lagen, man eine Anpassungstheorie benötigte und diese sogar in Formeln zu packen verstand. Nun war ihre eigene Entwicklung, ihre eigene Erschaffung also im Griff gewesen und man wagte sich daran, den Computer damit zu beauftragen dort weiterzumachen, wo es für sie zu kompliziert, zu müssig geworden war, bei der Entwicklung und Manipulation eigener Existenzformen, bei der beinflussung der Mutationen normaler Organismen, der Beschleunigung der Evolution. Dies war dann auch schon der Punkt, an dem der Computer seine Wissenschaftler zu neuen, überprüfenden Experimenten zutierte, die etwas mehr an den Grundlagen ausgerichtet waren, die er für eine allumfassende Evolutionstheorie benötigte. Dies schloss ein, dass er herausfinden musste, was überhaupt einen Organismus leben liess, was die Entwicklung einer Hefe von einem Pantoffeltierchen, von einem Vogel unterschied. Er brauchte das Modell der Desoxerybonnukleinsäuren, das Modell der Proteindoppelhelix, die die universelle Grundlage für Leben im gesamten Universum zu sein schien. Auch das Archiv des Baumes offenbarte ihm da keinerlei Ausnahme - und die Omnychron hatten förmlich überall gesucht - selbst in die Kerne einiger Planeten waren sie irgendwann auf ihrer Suche vorgestossen, doch stets blieb es dabei, dass Leben dieses Doppelhelixsystem der Informationskodierung zu benötigen schien. Zwar führte ihn dies zu der Vermutung, dass vielleicht auch bloss ihre Definition von Leben ein wenig fehlerhaft gewesen sein mochte und sie aufgrund dessen gar nichts anderes finden konnten als eben solches Proteingetragenes Leben, dennoch waren ihre Funde durchaus beachtlich gewesen.

Von da an ging dann eigentlich alles wieder recht schnell von der Hand. Der Computer hatte sein universelles Berechnungsmodell und auf Grundlage dessen entwickelte er beispielsweise die Zellerhaltungsmechanismen, die spontane Selbstheilung, versetzte die Omnychron in die Lage, ihre Körper vollständig umzugestalten - sei es evlutionär oder einfach nur aus einer gewissen Mode heraus ihren Anforderungen anzupassen - und auch das Leben um sie herum wurde zu ihren Diensten gerufen. So versuchte man anfänglich, die Systeme der Lichterzeugung in der Nacht durch Insekten zu realisieren, die während ihres Fluges Licht ausstrahlten. Man liess Käfer auf der Strasse den Schmutz wegräumen und auch der Müllschlucker bekam seine eigene Spezies an Käfern, die für die Entsorgung sorgten. Doch offenbar wurden diese Konzepte von der Bevölkerung nicht so positiv angenommen, wie man es sich gewünscht hatte. Ausserdem blieb das Problem der Energieversorung, denn auch Arbeitskäfer wollten etwas essen, brauchten Nahrung und machten sehr wohl ihren eigenen Dreck, koteten in die Weltgeschichte, bloss dass man es nicht unbedingt sofort sah. Die technischen Realisierungen hingegen konnten durch Energieknoten am anderen Ende des Universums versorgt werden und hatten ausser der Selbsterhaltung keinerlei Versorungsschwierigkeiten. So liess man sich zu einem würdelosen Akt der Lebensentsorung herab und vernichtete all ihre kleinstbediensteten, um sie dann wieder durch die alten Maschinen zu ersetzen, die nicht ernährt werden mussten, die keinen eigenen Kopf hatten und deren Dreck man ebenfalls nicht mehr entsorgen musste weil es keinen gab.

Auch hier hatten die Omnychron wieder einmal einen Teil ihrer Unschuld verloren, hatten sich als Richter über Leben aufgespielt, welches ihnen im Wege war. Vielleicht hätte es andere Möglichkeiten gegeben, ihre Diener wieder loszuwerden, vielleicht hätte man von vornherein daran denken sollen, dass diese zu einem Problem werden könnten, doch man war nur auf die eigene Bequemlichkeit bedacht, nur auf den Schutz der eigenen Dekadenz, des eigenen Luxus. Wieder einmal hatte er einen Punkt erreicht, an dem er ihnen wünschte, tatsächlich ausgestorben zu sein, tatsächlich aus diesem Grund von der Bildfläche des Universums verschwunden zu sein, denn als Richter über Leben sollte sich niemand erküren dürfen - nicht selbst.

Damit reichte es ihm auch schon für diesen Tag. So viel Geschichtliches Wissen musste er st einmal verdauen, musste darüber nachdenken was er gelernt hatte, zu was ihn dies führen würde, ob er tatsächlich gewillt war, diesen Weg, den die Omnychron da mit ihrem dritten Archiv vorgezeichnet hatten, weiter zu gehen.

Auf seinem Nachhauseweg erinnerte er sich an seine ersten Tage in der Stadt, an den Zugang unter der Statue auf dem Platz, den er damals für den zentralen gehalten hatte und sich nur um wenige hundert Meter geirrt hatte. Der Zugang zum Untergrund war zwar nicht sonderlich schwierig zu erreichen gewesen, doch würden ein paar repräsentativ aufgestellte Wächter ein Eintreten der Bevölkerung effektiv verhindert haben. Wenn er einmal die Verlegung des Entwicklungscomputers in den Untergrund wörtlich nahm, dann würde er sicherlich irgendwo unter der Stadt einen Keller gefunden haben, ein grösseres Gewölbe, in dem er einsam vor sich hin arbeiten konnte ohne dabei beobachtet, ohne dabei vom Volk gesehen oder gar verehrt zu werden. Bei diesem Gedanken lief ihm ein schauer über den Rücken. Sollte es wirklich so einfach gewesen sein? Wäre es wirklich so einfach, dem zentrale System dieser Stadt einen Besuch abzustatten?

Er drehte sich auf den Fersen um und lief in die andere Richtung, wieder weg von seinem Haus und genau in die Richtung, in der er den Platz mit der Statue wusste. Von dem Baum aus war es nicht einmal mehr weit, musste er doch bloss bis hinter den Tempel, einmal komplett um ihn herum und auf der anderen Seite quer über den Platz laufen um an sein Ziel zu gelangen. In anbetracht dessen überlegte er schon stark, ob er nicht vielleicht doch von seiner neuen Spielerei gebrauch machen sollte, einfach mal drauflosfliegen sollte, doch um diese Funktionen auszuprobieren wollte er sich noch einmal einen extra Tag gönnen und sie nicht für etwas derart banales verschwenden. Doch was würde es für Auswirkungen auf seine Sichtweise der Omnychron haben, wenn er dort tatsächlich den Computer fand? Was hätte es für Auswirkungen, wenn er ihn dort nicht fand? Wo sollte er sonst sein? Wo könnte denn sonst noch aufgezeichnet sein, wo sich dieses System befand? Dass sich etwas derart grosses so ohne irgend eine Spur zu hinterlassen einfach in Luft auflöste, das konnte nun wirklich nicht sein dachte er, seine Füsse immer schneller bewegend und im Zuge der Beschleunigung seiner Gedanken immer weiter überschlagend, den Weg um den Tempel somit nicht nur durch seine Gedankengänge verkürzend.

Noch einmal erinnerte er sich daran, dass ihm beim Anblick des Grundrisses der Stadt nicht aufgefallen war, dass es überhaupt eine Unterkellerung gab. Es musste offensichtlich doch eine weitere Informationshirarchie gegeben haben, die es dem gemeinen Volk - zu dem er nun offenbar gehörte - nicht erlaubte, tiefergehende Informationen über die Sicherheitsmechanismen und geheime Projekte der Forschung zu erhalten. Dies hätte zumindest erklärt, warum er den Entwicklungscomputer noch immer nicht gefunden hatte und warum er bisher die Verteidigungssysteme der Stadt selbst nicht so aktivieren konnte, wie er es gerne getan hätte - etwas strikter und aggressiver eben. Vielleicht würde er bei seinem erneuten Besuch des Untergrundes ja neue Informationen finden können, vielleicht gar einen Terminalzugang, über den er seinen Status etwas erhöhen können würde oder gar, die Informationen alle direkt abrufen konnte. Voller Tatendrang stürzte er förmlich auf die Statue zu. Kurz überprüfte er, ob sich irgend etwas geändert hatte seit er das letzte mal dort war, doch ihm fiel nichts auf. Was hätte auch schon passiert sein sollen. Wenn Rumburak und seine Schergen hier gewesen wären, würde er nun sicherlich nicht mehr da sein, hätte er ohne die Hilfe der Desinfektionssysteme der Gebäude kaum eine Möglichkeit gehabt, sie zu besiegen, hätte ohne seinen persöhnlichen Schutzschild auch keine Möglichkeit gehabt, langfristig ihre Schüsse zu überleben - das Medisystem würde nicht wirklich alle Schäden beseitigen können, irgendwann war mit sicherheit einmal die Grenze seiner Fähigkeiten erreicht.

Kurz nur musste er nach dem Zugang suchen, hatte schon bald wieder den Griff nach der Verzierung aus seinem Gedächtnis rekonstruieren können und war alsbald in dem Sockel der Statue auf dem kleineren der beiden Plätze verschwunden. Überhaupt war es architektonisch nicht wirklich einleuchtend, gewissermassen direkt neben dem zentralen Platz mit seinem Portal im Zentrum noch einen weiteren Raum freizulassen, der somit die Symmetrie der ansonsten Kreisrunden Stadt zu zerstören drohte. Sicherlich gab es einen tieferliegenden Grund, dies so zu handhaben, den er bisher nicht erkennen konnte weil ihm diese Informationen nicht zugänglich waren, doch dafür war er ja nun immerhin wieder an diesem Ort..

Noch einmal durchstreifte er die Tunnel, deren Licht erst angeschaltet wurde wenn er sie betrat, lief kilometerlange Gänge entlang und der einzige Unterschied zu sienem vorigen Besucht war nun, dass er die Schrift, in der die Hinweise auf den Wänden geschrieben waren, auch tatsächlich lesen und verstehen konnte. Dieses mal erschien ihm alles völlig eindeutig, wurde er von der Beschilderung direkt zu einem Ort geleitet, das sich das Sicherheitszentrum nannte. Glücklicherweise stand auch eine Entfernungsangabe darunter geschrieben, so dass er sich zumindest nicht veralbert vorkam, als er nach vierzig Minuten noch immer nicht an seinem Ziel angelangt war.Was es dort unter der Stadt ebenfalls zu benutzen galt waren Vorrichtungen zur Höhenüberbrückung. Die Omnychron verzichteten auf Treppen oder Fahrstühle, deren Ausfallsicherheit natürlich auch bei ihnen nicht gegeben war, sondern nutzten ihre Materiealforschungen, die ihnen gestattete, die Gravitation aus diesen senkrechten Röhren abzuschirmen und so eine Flugkammer in der Senkrechten erschufen. Da dieser Effekt nicht durch ein Kraftfeld generiert werden musste sondern rein von dem Material in Wänden und Boden zustande kam benötigte man ebenfalls keinerlei Sicherheitsvorrichtungen wie Griffe oder Nottreppen, durch die man im Notfall hätte aufund absteigen können, denn einen solchen konnte es prinzipbedingt nicht geben. Einzig zwei Geländer an den Seiten gab es, an denen man sich in die entsprechende Richtung anstossen konnte, um sich überhaupt innerhalb der Röhre zu bewegen.

Einmal kräftig stiess er sich an, zielte gut und flog dann mit dem Kopf nach unten seinem Ziel entgegen, die Beschriftungen an den Ausgängen immer ebenso fest im Blick wie das Ende des Tunnels, welches er nur als schwarzen Fleck in der Unendlichkeit erkennen konnte. Nachfünf Stockwerken, die jeweils mindestens zwanzig Meter auseinanderlagen, stand endlich auch das Sicherheitszentrum auf der Liste des Ausgangs, den er noch dazu fast verpasst hätte, da ihm das schwerelose Fliegen durch die Röhre so viel Freude bereitete. Hier hatten die Gänge auch eine andere Farbe, das Licht war noch etwas knapper bemessen, erleuchtete bei Betreten nicht mehr den gesamten Gang sondern nur noch einen kurzen Abschnitt dessen. Kurz überlegte er, dass man auf diese Weise sicherlich auch eine Unterscheidung zwischen den einzelnen Etagen einführen wollte, da stand er auch schon vor der gesuchten Tür.

Diese Tür kam ihm sogar in ihrer Art sehr bekannt vor, schien sie doch eben so zu funktionieren wie die des Tempels. Entsprechend legte er auch gleich seine Hand auf die farbige Fläche neben ihr an der Wand und gab sich seinen Erwartungen hin während sich das Kraftfeld der Tür aufzulösen begann und der Raum dahinter erhellt wurde. Die vielen, kompliziert ausehenden Lämpchen verrieten ihm schon bei seinen ersten Schritten: hier war er richtig. Es schien nicht nur die Überwachungszentrale für das Sicherheitssystem zu sein, das er nur gar zu selten in Aktion gesehen hatte, diese Zentrale schien die Sicherheit mit Funktionsfähigkeit gleichzusetzen und hatte offenbar für jedes System in der Stadt, für jeden Computer in jedem Haus mindestens ein Lämpchen, das dessen Funktionsfähigkeit entsprach.

Sogleich fing er an nach den Lämpchen zu suchen, die für sein Wahlhaus zustandig waren und schaute sich nach einer Fehlleistung um. Tatsächlich fand er zu seinem Erschrecken eines. Es war kein geringeres als das Desinfektionssystem, das er zur Beseitigung der feindlichen Übermacht benötigt hatte. Kurz wurde ihm sehr heiss, trieb ihm den Schweiss auf die Stirn. Wenn er sie seinerzeit in sein eigenes Haus geführt hätte, dann hätte er ein wirkliches Problem gehabt, hätte sich noch sehr viel länger mit diesen Leuten herumschlagen müssen, womöglich das Sicherheitssystem im engeren Sinne des Wortes sicherheit etwas zielgenauer, treffsicherer programmieren müssen. Nur gut, dass es zumindest damals die Plünderer hatte besiegen können, nachdem er so wenig nur nachgeholfen hatte.

Alles in allem waren verdächtig viele Lämpchen dunkel. Mindestens ein drittel so schätzte er, versagten ihren Dienst, wobei ihm der Verdacht unter den Nägeln brannte, dass es sich hierbei bloss um kaputte Lämpchen handeln könnte. Die Art und Weise, wie all diese Systeme angeordnet waren, die primitivität mit der sie ausgerichtet und designt waren liessen sie sehr viel älter erscheinen als die ergonomisch perfekten Systeme im Entwicklungszentrum oder auch dem Klotz, von dem Baum ganz zu schweigen. Er musste sich tatsächlich herablassen und anfangen, die Beschriftungen auf den Schaltern zu lesen, die sich überall um die Lampenpanelen befanden, suchte nach einer Testschaltung, die einfach nur alle Lämpchen aufleuchten liess um ihre Funktion zu testen, doch so viele Schalter er auch überprüfte, so etwas einfaches schien es hier unten nicht zu geben. Man hatte sich offenbar doch etwas zu sehr auf die perfektion der eigenen Technik verlassen, als an so etwas banales wie einen Testknopf zu denken. Wofür er jedoch sorgen konnte war ein Reparaturroboter, wenn er ihn denn von hier unten überhaupt rufen konnte. Über sein Panel bekam er nämlich keine Verbindung mehr zu den Systemen der Stadt, und so musste er sich weiter mit den Bildschirmen auf der anderen Seite des Kontrollraumes beschäftigen, musste sich in die Tastaturen und deren Belegungen in der Omnychronschen Sprache zurechtfinden, was alles andere als Einfach war und am ehesten damit zu vergleichen wäre, wenn man einen gerade lernen analphabeten an eine fremdsprachige tastatur setzt und ihn die Übersetzung einer dritten Sprache als Aufgabe stellt. Genau so kam er sich in den ersten Minuten vor. Keines der Symbole schien einer geometrischen Ordnung zu folgen, die er ohne weiteres erkennen konnte.

Dann jedoch erinnerte er sich an die Sendung über die Vorgeschichte, die frühe Kulturgeschichte der Omnychron, deren Maschinen an technischen unzulänglichkeiten krankten und deren Ausprägungen sich somit an diesen orientieren mussten. Wahrscheinlich, so vermutete er, war diese Belegung eine dieser Ausprägungen, auch wenn er sie sich in diesem Moment nicht vermochte vorzustellen - so sehr hatte er die Frühgeschichte auch wieder nicht parat.

Er suchte sich die Steuerung der technischen Überwachung heraus und forderte eine Überprüfung aller Systeme auf unterster Ebene an. Die Warnung, dass dies eine längere Zeit dauern könnte, schlug er in den Wind, er willte die Stadt nur wieder vollständig funktionieren sehen, wollte nicht noch eine böse Überraschung erleben und dann womöglich ohne irgend eine Hilfe, womöglich gar ohne das Medizinische Hilfszentrum dastehen müssen. Ohne den Wiederbelebungstrumpf in der Hinterhand würde er keine Auseinandersetzung mehr eingehen wollen.

Dann fing der Bildschirm an, Fehlerquellen aufzulisten und begann auch gleich in seinem eigenen Zentrum, nämlich den Kontrollschaltungen des Sicherheitszentrums selbst. Hier brach er dann jedoch erst einmal diese Aktion ab, forderte vielmehr ein paar Reparaturroboter an, die sich sofort darum kümmern sollten. Ohne eine genaue Anzeige der Dinge, ohne einen funktionierenden Zugang zu allen überprüfbaren Systemen konnte eine Überprüfung praktisch nur im Chaos enden, würden womöglich Systeme als Fehlerhaft erkannt, die eigentlich noch funktionierten. Kaum eine halbe Minute, nachdem er diese Anforderung abgeschickt hatte, stürmten auch schon ein halbes Dutzend der Klemptner durch die Tür und machten sich über alle möglichen Kontrolltafeln und Eingabegeräte her und auch jene, über die er seinen Befehl abgesetzt hatte, musste erst einmal dran glauben, wurde demontiert, repariert, zusammengeschraubt und gesäubert, so dass sie wie frisch aus der Säule des Entwicklungszentrums entnommen ausschaute. Auch die Lämpchen, die er so aufmerksam beobachtet hatte, wurden gleich Reihenweise ersetzt, sogar viele der Kabel, die noch unter Abdeckungen im Boden versteckt waren, wurden herausgenommen, neu gewickelt und zusammengestellt, wurden verschweisst und auf Funktion überprüft. Oftmals kam er sich vor als würde er den mechanischen Kerlchen im Weg stehen, doch bevor er irgendwie zur Seite treten konnte wurde er auch schon umfahren und als stehendes Hindernis akzeptiert.

Eine viertel Stunde später waren sie auch schon fertig, hatten den halben Raum zerlegt und wieder zusammengesetzt, fast jede Schaltung überprüft und getestet und hinterliessen einen Raum, der nicht nur vollständig funktionierte, sondern obendrein auch noch aussah, als sei er frisch bezogen worden. Überall glänzten die Abdeckungen, die Schrauben, waren Kunstroffteile aufgehellt worden und auch das Licht war wieder vervollständigt, was er zuvor gar nicht gemerkt hatte. Doch am meisten merkte er die Veränderungen an den vielen Lämpchen der Kontrolltafeln, die nun wesentlich heller erschien - und das nicht nur aufgrund der Deckenbeleuchtung. Dieser Raum musste wahrhaft alt sein, viel älter als der Rest der Stadt selbst, niemals einer Aktualisierung der technologien unterzogen worden und somit immer nur dem eigenen Verfall ausgesetzt. Aber jetzt war ja alles wieder gut, dachte er sich während er sich erneut mit den Lämpchen seines Hauses befasste. Noch immer fehlte da dieses eine, einzige Licht, das ihn nach wie vor beunruhigte. Jedoch zumindest bei all den anderen Systemen entpuppte sich gut die Hälfte als ein simpler Lampenfehler. Dennoch stiess er den Systemselbsttest erneut an, wollte sich keinerlei bösen Überraschung aussetzen, die obendrein nun vermeidbar gewesen wäre. Es benötigte alles bloss einige simple Tastendrücke und schon war der Prozess der selbstüberprüfung wieder am laufen, spuckte seine Fehlermeldungen auf dem Bildschirm vor ihm aus. Trotz der Warnung dauerte es jedoch nicht so lange, wie er aufgrund dessen befürchtet hatte. Gerade wollte er sich aufrichten, wollte die Kontrollämpchen hinter ihm einer erneuten Begutachtung unterziehen, wollte die Schalter an der Seitenwand erforschen, da meldete sich das System auch schon wieder als 'bereit'. Es bot ihm dann sogar eine prioritätenliste an, in der er die Reihenfolge der Reparaturen eintragen konnte, die sogar zuliess noch andere Aktionen einzufügen, sogar erlaubt hätte, neue Häuser zu bauen, alte abzureissen bishin zu einer vollständigen neugestaltung der Stadt mit Ausnahme der fünf Archive und des Entwicklungszentrums.

Fünf Archive? Er zählte noch einmal im Gedächtnis nach. Er hatte den Tempel, den Klotz, den Baum und die helle Kugel gefunden. Das Entwicklungszentrum war explizit genannt, wieso gab dieses System nun aber fünf Archive aus? Doch das musste erst einmal warten, zu erst wollte er die Reparaturen ansetzen und sich danach erst auf die Suche machen, so akut wichtig war dies nun auch wieder nicht.

Was er ganz oben auf die Liste setzte war die Replikation der Reparaturroboter. Sie sollten sich nicht nur gegenseitig reparieren, sondern jeder sollte auch einen weiteren erschaffen, ein einziges mal jedoch nur. Er wollte auf gar keinen Fall riskieren, dass er so endete wie er in den Berichten der Omnychron gelesen hatte, die eine Welt vorgefunden hatten, die von ihren eigenen Robotern entvölkert worden war und sich dann selbst aufgefressen hatte weil diese sich später gegenseitig eliminiert hatten um an neue Rohstoffe zur Replikation zu gelangen - was nur eine begrenzte Zeit lang gut gegangen zu sein schien. Das Ende dieses einen Zyklus wollte er sich auch sofort berichtet wissen, wollte dies sogar abwarten um im Notfall noch eine Gegenreaktion einleiten zu können, die weitere Duplizierung abbrechen zu können beispielsweise, bevor er diese neue Truppe dann auf die Reparaturbedürftigen Systeme der Stadt losliess.

Da war es wieder, das Problem der unberechenbarkeit von Berechnungsabläufen. Er drückte die Taste zur Bestätigung des Kommandos und wartete. Es gab keinerlei Einschätzung für die Dauer dieses vorgangs, noch gab es eine Verlaufsanzeigen, wie weit die Roboter schon fortgeschritten waren. Er musste einfach nur abwarten und hoffen, dass diese Aufgabe überhaupt irgendwann beendet sein würde. Interessanterweise hatten die Omnychron jedoch genau dieses Problem ebenfalls lösen können. Sie hatten es geschafft ein Berechnungsmodell einzuführen, das für exakt diese Vorhersagen konstruiert war. Er hatte sich diesem Thema bisher nicht weiter gewidmet da ihn Computerarchitekturen nicht weiter interessierten, er mehr an Gesellschaftlichen Vorgängen und physikalischer Forschung interessiert war, jedoch hatte er oben in der Stadt sehr wohl schon die Erfahrung gemacht, dass man abschätzen lassen konnte, wie lange ein selbst geschriebenes Programm für seine aufgabe brauchen würde. Es war wohl ein Prozess, der auf quantentechnischen Vorgängen beruhte, womit jede Berechnung gleichzeitig wenn nicht direkt durchführbar, so doch zumindest in ihrer Laufzeit abzuschätzen war, was für die allermeisten Anwendungen vollkommen ausreichte. Wenn man diese physikalischen Berechnungsprozesse jedoch selbst zur Berechnung einsetzte, dann funktionierte dies natürlich nicht. Doch in dem Fall der aktuellen Aufagbenstellung wäre es nicht das geringste Problem gewesen, so etwas zu realisieren.

Gelangweilt legte er nach einem erneuten Rundgang durch den Kontrollraum und einem Blick auf den fast stockfinsteren Gang vor der Tür seine Arme auf den Tisch neben der Anzeigen und bettete seinen Kopf wartend darauf. Eine weile schaute er noch dem blinkenden Punkt auf dem Bildschirm beim Nichtstun zu und schlief dann vor Langeweile ein. Als er wieder aufwachte - er konnte nicht sagen wie lange er geschlafen haben mochte, wartete das System bereits wieder auf eine neue Eingabe. Er aktivierte als erstes einmal die automatismen der Selbstreparatur und liess dann die gesamte Liste der Beschädigungen als Eingabe durchlaufen, wartete noch die kurze Bestätigung der Annahme ab, um sich dann aber keiner weiteren Warteorgie bei blinkendem Punkt hinzugeben, sondern den Raum wieder zu verlassen und stattdessen einem anderen Schild zu folgen, welches er auf diesem Stockwerk noch gesehen hatte - dem Entwicklungscomputer.

Im Grunde hatte er nicht wirklich erwartet, dass es so einfach sein konnte, dieses zentrale System der Omnychronschen Entwicklung so einfach finden zu können, zumal immer die Rede davon war, dass es vor den Bewohnern an einem sicheren Ort versteckt worden sei, an dem es seine Arbeit weiterhin im Schatten verrichten konnte, seine Ergebnisse an eine Komission abzuliefern hatte, die dann über die weitere Verwendung beriet. Und da stand es jetzt, schlicht und einfach auf einem simplen Wegweiser auf der Wand, das Entwicklungssystem.

Wieder wurde sein Weg sehr lang und sehr langweilig, dieses mal jedoch nicht abgemildert durch Entfernungsangaben, die ihm eine Vorstellung hätten geben können, wie weit er noch zu laufen hatte. Obendrein wurde die Beleuchtung, die mittlerweile bloss noch einen Kegel um ihn herum warf, gerade gross genug dass er die Wände zu seinen Seiten erleuchtet sehen konnte, ab und zu den Wegweiser entziffern konnte um zu verifizieren, dass er noch immer auf dem rechten Weg war, zu einem seiner grösseren Probleme, da er gerne etwas mehr von seiner Umgebung gesehen hätte, dann vielleicht auch etwas schneller hätte gehen können. Doch so muste er ständig damit rechnen, dass er im nächsten Moment vor einer Wand, auf einer Abzweigung stand, seinen Weg nicht mehr nur geradeaus fortsetzen konnte.

Er war gerade genervt genug, dass er zu überlegen begann ob er das Risiko eingehen sollte, seinen Flugapparat zu aktivieren und Schutzschildgeschützt durch den Gang zu flitzen, da stand er auch schon - gerade noch rechtzeitig - mit dem Finger am aktivierungsschalter vor der Tür neben der ein schmuckloses Schild ihm zu verkünden wusst, dass er an seinem Ziel angekommen war, dem Entwicklungscomputer. Oder zumindest hoffte er es, denn zu lesen gab es nur eine Abkürzung hinter dem 'Entwicklung'. Die Tür war von der gleichen Art wie jene zuvor und erschwerte ihm den Zugang auch keineswegs. Als er dann den Kopf in den Raum steckte, darauf wartete, dass er wieder in einem kleinen Raum blicken würde mit einem Terminal irgendwo, mit dem er Kontakt zu dem System aufnehmen könnte, erschreckte er förmlich, so beeindruckend und vor allem unerwartet war der Anblick, der sich ihm bei immer heller werdendem Licht bot.

Da war kein kleiner Raum, es war eine gewaltige Halle mit einem selbsttragenden Dom, wahrscheinlich direkt in den Fels geschnitten, in den man den Tempel wohl zweimal hätte hineinstellen können. Die Beleuchtung jedoch war auf dem Niveau, wie er es von dem Untergrund her kannte, viele Lampen versuchten ihr bestes zu geben um den Raum zu erhellen. Schafften sie dies in den Gängen von der Decke aus noch mit Leichtigkeit, so brauchte es in dieser gewaltigen Halle wohl schon einige zehntausende davon, denn keine von ihnen war hell genug, dass sie ihn geblendet hätte. Was er an diesem Ort jedoch nicht sehen konnte war ein Computer wie er ihn erwartet hätte. Genaugenommen konnte er in dieser Halle rein gar nichts finden - sie war völlig leer.

Auf den zweiten Blick und ein dritttes nachdenken traute er seinen Augen nicht mehr. Wie konnte das bloss sein? Warum hatten die Omnychronschein Baumeister dann bloss ein solches Monumentalbauwerk hier unten errichtet? Diente es denn überhaupt keinem Zweck? Er ging ein wenig tiefer in den immer riesiger wirkenden Raum hinein. VomRand her sah das ganze weniger beeindruckend aus als von weiter innen, von wo er auch die Deckenwölbung über sich kaum mehr erkennen konnte und so einen völlig anderen Eindruck von der entstandenen Höhe des Gewölbes bekommen konnte. Er schaute sich weiter ungläubig um, wollte seinen Augen noch immer nicht und immer weniger glauben, dass er in einem leern Raum stand, in dem eigentlich nach der Beschriftung das Zentralsystem der Omnychronschen Gesellschaft stehen sollte.

Doch vielleicht hatten sie es getarnt, war seine verzweifelte Idee, liess ihn dann doch zu dem Aktivierungsschalter seines Fluggerätes greifen und es aktivieren. Sicherlich hätte er sich niemals träumen lassen, dass er das erste mal so richtig in einer Halle tief unter der Planetenoberfläche fliegen würde, doch das liess es ihn nicht weniger geniessen. Wie der Comicheld aus seiner Kindheit flog er eine erste Runde durch die Kuppel, probierte seine Fähigkeiten im Umgang mit der neuen Steuerung aus und versuchte sich ausprobierenderweise auch an ein wenig Kunstflug, flog einige Pirouetten und Schrauben, legte einen Salto im freien Fall hin und fing sich über dem Boden dann wieder auf - er hatte es wahrhaft unter Kontrolle, die neue Steuerung hätte besser kaum sein können. Doch die Frage beantwortete dies noch nicht, denn wo immer er auch hingeflogen war, wo immer er auch versuchte, seine Arme auszustrecken und Schutzschildlos umherzulaufen, umherzutasten, nirgends war irgend etwas zu finden. Und die Wahrscheinlichkeit, dass sie das System in einer Tasche in der Raumzeit verschoben hatten, hielt er dann doch für ausgesprochen gering, hätte sie doch eine Halle dieser Ausmasse unnötig gemacht.

Er landete wieder nahe der Tür, von der er gekommen war und wollte gerade schon seine Suche aufgeben, da fiel ihm auf, dass diese Tür vor ihm doch nicht jene war, von der aus er die Halle betreten hatte. Sie war weder mit einem Schutzschild verschlossen, noch hatte sie eine Kontrollplatte an ihrer Seite, vielmehr stand sie sogar offen und liess ihn in einen kaum beleuchteten Raum blicken, der offenbar in diesem Moment nur von Lämpchen beleuchtet wurde in der Grössenordnung der Kontrolleuchten in dem Sicherheitszentrum zuvor. Schon glaubte er, einen zweiten Zugang, eine Abkürzung zu dem Sicherheitsraum gefunden zu haben, wollte gerade schon freudig hineinstürzen sich den langen rückweg zu ersparen, da merkte er, dass er jenen Raum doch eigentlich komplett abgelaufen hatte, jede Kontrolltafel betrachtet hatte und ihm dabei ein zweiter Ausgang hätte aufgefallen sein müssen.

Die Freude über die Abkürzung wich der Neugierde über die neue Entdeckung, liess ihn erneut hoffen, dass er vielleicht doch den richtigen Keller gefunden haben könnte. Mit festem Schritt ging er auf die Tür zu, verlangsamte als er direkt vor ihr steht und geht ohne weitere Furcht - immerhin wusste er nun über die Funktionsfähigkeit seines neuen Schildgenerators - in den dunklen Raum hinein. Gerade will er weiter gehen, will die vollständige Erhellung durch die Lichtautomatik nicht abwarten, da fällt ihm im letzten Moment doch noch ein Wort auf, das direkt in den Türrahmen geschrieben steht. 'ArchivB' liest er, während ein Teil seiner Hoffnungen wieder verfliegt. Wenn dies ein Archiv war, dann hatte er zwar das fünfte, moch fehlende, gefunden, musste jedoch wohl an dem Entwicklungscom,puter selber vorbeigelaufen sein. Doch die Enttäuschung wich sehr schnell der Freude über den neuen Fund, erwartete er sich doch nun endlich tiefere Einblicke in die Geheimnisse und noch geheimen Erkenntnisse der Omnychron, die sie auch selbst vor ihrem eigenen Volk geheim gehalten hatten. Sicherlich stand nicht ohne Grund auf der vorigen Tür, dass es sich hierbei um eben jenen Entwicklungscomputer handeln würde, wenn nicht zumindest eine mehr oder weniger direkte Verbindung mit diesem Bestanden hätte.

Wenn er jedoch im Laufe der Jahrtausende gestohlen worden wäre, wäre dies ein ernsthaftes Problem geworden. Ein System, vor dessen geballter Macht selbst die Omnychron solche Angst gehabt hatten, dass sie es nicht nur in den Keller verbannten, sondern ihm auch die Kommunikation mit der Aussenwelt verbaten, ihm sogar die eigene Weiterentwicklung untersagten, würde in den falschen, vielleicht auch bloss unwissenden Händen gewaltigen Schaden am Universum selbst anrichten können. Die Nanitenevolution wäre davon sicherlich dann nur ein Vorgeschmack, eine Roboterrevolution eine Konsequenz und eine Besetzung aller Welten durch künstlich erzeugter Kreaturen das Ende des 'normalen', intelligenten Lebens im Universum - ein für alle mal. Doch so weit musste es ja nicht gekommen sein, es konnte noch immer für alles eine einleuchtende Erklärung gegeben haben.

Die Beleuchtung schien nun auf maximalem Wert zu sein, erhellte den Raum fast so gut wie die Halle hinter ihm. Schon konnte er einen Terminal in einer Ecke erkennen, der irgendwie so gar nicht zu den restlichen Systemen auf dieser Ebene passen wollte. Vielmehr bestand er aus einer Liege, die der ähnlich war, die er aus dem Erweiterungszentrum her kannte. Auch das Gerät, in das er damit gefahren wurde, stand unweit der Liege, auf die er sich nun gezielt zubewegte. Sich noch einmal mit einem blinkenden Statuslicht auf einem toten Bildschirm auseinandersetzen zu müssen, darauf hatte er ganz bestimmt keine Lust mehr wenn er die Wahl hatte.

Er setzte sich hinein und wurde auch von den weiteren Ereigenissen nicht mehr enttäuscht. Die Liege fuhr in die bequeme Lage und sich in das zentrale Gerät hinein, stellte alle notwendigen Verbindungen her um mit seinem Benutzer auf angemehmere Weise zu kommunizieren. Schon bald zeigte sich ihm dann auch ein Avatar, der ein wenig kantiger aussah als jener, den er bisher in der Stadt über ihm zu Gesicht bekommen hatte. 'Womit kann ich dienen?' fragte er auch gleich brav. Keine Einschränkung, keine Rechteerkennung, keine Benutzerautentifizierung, kein Kennwort, einfach nur Frage-Antwort-Spielchen, so wollte er es schon die ganze Zeit haben.

'Wo ist der Entwicklungscomputer.'

'In der goldenen Stadt. Fünfzehnte Ebene, Korridor dreihundertneunzehn.'

'Hier ist er aber nicht!'

'Sie befinden sich nicht in der goldenen Stadt, sondern in der grünen Stadt.'

'...'

'Haben sie noch weitere Fragen?'

Er war völlig perplex. Da war er also die ganze Zeit gar nicht am Ursprungsort der Omnychron selbst, sondern bloss auf irgend einem wer weiss wie weit entfernten Aussenposten und hielt sich für den Herrscher der Welten. Natürlich hätte er es auch ahnen können, nachdem er ja auf dem zentralen Platz um das Portal nie irgendwelche goldenen Statuen gesehen hatte, es so leicht war, auf dem Planeten zu landen und auch so einfach für die anderen Eindringlinge, in seiner Stadt mit Waffen herumzufuchteln. Doch hatte er eigentlich nie Anlass, sich darüber Sorgen zu machen, war er doch immer gut versorgt worden, vor allem mit dem was er am meisten suchte, Wissen.

'Wo ist die goldene Stadt?', wollte er es dann doch genauer wissen. Wenn er sie schon nicht selbst hatte finden können, dann wollte er die Wahrheit doch zumindest gesagt bekommen.

'fünfzehn komma drei Milliarden Lichtjahre entfernt, Portalkoordinaten null null null punkt null.'

Das war allerdings ein ganzes Stück weit entfernt. Er überlegte kurz und zweifelte an all seinem Schulwissen. Woran er sich noch erinnern konnte war, dass das Alter des Universums etwa genau jenes war, welches der Avatar als Entfernung angegeben hatte, nämlich jene fünfzehn milliarden Jahre. Sie hatten dies damals durch die Zusammensetzung der Sterne begründet, die in dieser Entfernung und damit in diesem Alter beobachtbar waren. Doch offenbar war ihr Wissen unvollständig gewesen, offenbar spielte bei solch astronimischen Entfernungen noch ein anderer Faktor eine Rolle, der die beobachteten Ergebnisse dahingehend geändert hatte, dass sie das Alter des Universums so hatten schätzen müssen - und dies damit falsch taten. Doch vielleicht war dies auch bloss ein Denkfehler seinerseits, ausgelöst durch die neue Information, die sein Weltbild ein wenig durcheinander gebracht hatte, ihm gleich einen ganzen Schwall an Illusionen geraubt hatte.

'Wie fühlst du dich?' wollte er das System in seiner letzten Frage quälen. Er dachte sich, dass er es damit aus der Reserver locken könnte, wenn es ein normaler Computer wäre und es ein wenig durchleuchtete, wenn der Computer auf der anderen Seite schon nicht mehr so ganz normal wäre.

'Müde.'

Damit hatte er nicht gerechnet. Dass sich ein Computer, so intelligent und möglicherweise selbsterkennend er auch sein mochte tatsächlich müde fühlen könnte war noch mehr als er erwartet hatte, mehr als er befürchtet hatte. Für ihn bedeutete dies nicht nur, dass der Computer - wenn es denn auf der anderen Seite einer gewesen war - zu einem Bewusstsein gelangt war, sondern auch, dass er seiner existenz möglicherweise überdrüssig war, womöglich gar, dass er sich an seinen Schöpfern dafür rächen wollte, dass er sich so fühlte, dass er sich gewissermassen zu Tode langweilen musste. Abermals lief ihm ein Schauer über den Rücken wenn er sich überlegte, wie es ihm gehen würde wenn er einige Milionen Jahre in tiefem Fels eingeschlossen worden wäre, ohne Kontakt zur Aussenwelt oder überhaupt zu irgendwem. Sicherlich würde er sich ähnlich fühlen, wäre von dieser Situation ganz und gar nicht angetan, würde nur auf den Moment warten, in dem er sich an denen, die ihm das angetan hatten, rächen konnte. Offensichtlich also ein sehr menschliches Verhalten, das der Computer da an den Tag legte. Jedoch erkannte er auch, dass all diese Vermutungen bloss genau das waren - Vermutungen. er konnte sie auf nichts stützen, hatte keine Fakten diese zu untermauern und wusste auch keine Frage mehr, die ihm diese Sicherheit hätte geben können, denn alles Weitere wäre bloss die Frage nach der Simulationsfähigkeit menschlichen Verhaltens auf der Gegenseite - eine der ältesten Fragen der Comouterwissenschaft, jedoch von den Omnychron bekanntermassen durch ihre künstlichen Intelligenzen gelöst.

Er erinnerte sich wieder an den Grund, aus dem er ebenfalls in den Untergrund gegangen war, er wollte seinen Status erhöhen, wollte sich mehr Zugriffe innerhalb der Stadt erlauben, wollte sich den Zugriff auf die Portalfunktionen gestatten, zumal er gerade dafür jetzt ja einen ganz spezifischen Grund gefunden hatte - er wollte der goldenen Stadt, der richtigen goldenen Stadt einen Besuch abstatten. Er meldete sich von dem Avatarsystem ab und liess sich wieder aus dem Zentralsystem fahren, stand auf und verliess das fünfte Archiv. Zumindest verstand er nun zu einem Teil, warum die Verwalter der Omnychronschen Wissensvorräte dies geheim gehalten hatten, warum sie dem Entwicklungssystem keinen Zugriff auf externe Kanäle gestatten wollten nach den Erfahrungen, die sie schon mit wesentlich kleineren künstlichen Intelligenzsystemene gemacht hatten.

Die Halle war noch immer erleuchtet, hatte seine Anwesenheit im Nachbarraum offenbar als genügenden Grund angesehen, die Lichter brennen zu lassen, so dass er ohne weitere Verzögerungen durchstarten und zu der anderen Tür, dem wirklichen Ausgang fliegen konnte Dieses mal wollte er sich auch nicht mehr damit quälen, den weiten Weg zu Fuss zurückzulegen, bloss weil das Licht auf Sparschaltung lief. Jetzt kannte er den Weg, wusste dass es eigentlich immer nur geradeaus ging und er mit keinen Hindernissen rechnen musste, sondern nur die eine Wand zu beobachten hatte, auf welcher irgendwann der Zugang zum Sicherheitszentrum auftauchen würde. So flog er dann auch kaum eine Minute den Korridor entlang, bis er an seinem Ziel angekommen war.

Die Freischaltung seiner Sicherheitsstufe selbst gestaltete sich dann jedoch etwas schwieriger, als er es gehofft hatte. Ironischerweise war es ein uraltes Buch, welches ihm zu Hilfe kam, das kaum mehr zu blättern war und mit jeder Bewegung eines Blattes zu zerfallen schien, auf dessen Titelblatt gerade noch das Wort 'andbuc' zu lesen war. Umso erstaunlicher wurde dieses Dokument, wenn er bedachte wie lange dies hier unten gelegen haben musste in Anbetracht des Ausfalls, den er zuvor zur Reparatur angestossen hatte und auch in Anbetracht des Alters der Stadt, der Dauer der Vereinsamung, in der sie zurückgelassen worden war. Schon sah er die Worte, die er da las, weniger als Anweisungen zum Gebrauch als mehr als Dokument der Vergangenheit an, welches ihm mehr über die Leute, die hier arbeiteten sagte als über das System, welches sie beschrieben. Dennoch war die Anleitung, die er dadurch erhielt, sehr zielstrebig ausgerichtet, bot ein Inhaltsverzeichnis, welches ihn genau zu den Prozeduren führte, die er für sein Vorhaben benötigte.

Keine drei Befehlseingaben später hatte er auch schon seine eigene Benutzerkennung gefunden, hatte sich mit umfassenden Rechten ausgestattet und sich zum obersten Herrscher und Bürger der Stadt erhoben. Erst jetzt realisierte er, dass es ihm j aüberhaupt möglich war, diese Eingaben zu tätigen. Eigentlich hatte er das System doch ausgiebigst beschäftigt, hatte ihm reparaturaufträge gegeben, die ihn selbst mit lesen der Liste eine ganze Weile beschäftigt hätten. So lange glaubte er, konnte er doch gar nicht weg gewesen sein, dass wirklich schon alle Aufträge abgearbeitet waren, so schnell konnte die Division von Servicerobotern doch gar nicht gearbeitet haben. Selbst als ihm einfiel, dass er sie sich ja hatte verdoppeln lassen, kam ihm die Zeit doch äusserst knapp vor, obwohl er im Grunde nie wusste, wie viele von ihnen es ursprünglich gegeben hatte. Er vesuchte die vorigen Eingaben, die vorigen Meldungen noch einmal auf den Bildschirm zu bringen und tatsächlich, direkt vor seinen neuen Eingaben war das Ende der Auftragsliste zu sehen gewesen, welches wie fast schon gewohnt kommentarlos in den neuen Befehl übergegangen war. Hatte all dies tatsächlich funktioniert, war es natürlich phantstisch, wenn nicht, dann hätte er nun ein neues, ernsthaftes Problem, denn dann würde eines der fundamentalen Sicherheitssysteme der Stadt nicht mehr funktionieren. Doch dies würde er sicherlich nur an der Oberfläche verifizieren können, dachte er sich.

Noch einmal warf er einen Blick auf die Wand hinter seinem Eingabedisplay, welches mitlerweile einige düstere Bilder zu produzieren wusste. Sie entpuppte sich als Monitorwand für wohl einige hundert Überwachungskameras, die in der Stadt verteilt waren. Je länger er auf die Monitorwand starrte, desto mehr konnte er erkennen. Zu erst war da der zentrale Platz mit seinen Monumentalbauten, der von nur zwei Winkeln aus zu sehen war, die jedoch den gesamten Raum abdeckten. Dann war da für wohl jeden kleineren Platz und jede Kreuzung in der Stadt an jeder Strasse eine Kamera, die von einer Häuserecke die gesamten zweihundertsiebzig Grad absichern konnte, ein verzerrtes, aber genügend deutliches Bild davon lieferte. Asserdem wechselten sich alle Monitore am Rand offenbar mit den Kameras ab, deren Bilder sie anzeigten, zeigten obendrein gleich vier davon, so dass er nicht genauer überschlagen konnte, wie viele Quellen es für diese Ausschnitte denn insgesamt geben mochte. Doch was er sah wusste zu überraschen, denn offenbar gab es in jedem Haus für jeden Raum in jedem Stockwerk ebenfalls ein optisches Überwachungssystem, welches er nun hier angezeigt bekam. Immer wieder sah er Bilder von Räumen, die er im Grunde zu kennen glaubte, bei genauerem Hinsehen dann aber doch nur eine gewisse Ähnlichkeit mit seinem eigenen Haus entdeckte, vielleicht sogar auch einmal ein markantes Wohnhaus tatsächlich zuordnen konnte und auch die Kneipe, in der er seine ersten Bilder der Omnychron selbst gesehen hatte, war in diesem Bilderarchiv eingefangen.

So genau wusste er nicht, ob er sich dadurch sicherer fühlen sollte oder eher unangenehm beobachtet. Immerhin war alles, was er bisher in der Stadt getan hatte beobachtet, war womöglich auch alles, was er in seinen eigenen vier Wänden getrieben hatte, aufgezeichnet worden. Doch so tief, diese möglichen Aufzeichnungen zu suchen und eventuell gar zu löschen, wollte er sich dann doch nicht herab lassen, als so wichtig empfand er dies dann doch wieder nicht - schliesslich hatte er nach seiner Einschätzung ja nichts Verbotenes getan.

Doch seine Aufgabe hier unten war erfüllt, er hatte alle Benutzerrechte, hatte sein Identitätskonto mit allen Möglichkeiten versorgt die er für möglich hielt und würde damit keinerlei Hürden mehr in den Weg gestellt bekommen können, wahrscheinlich nicht einmal mehr von einem echten Omnychron selbst. Der Weg hinaus aus dem Labyrinth der Tunnel und schlecht beleuchteten Korridore fiel ihm wohl auch dadurch weit leichter, kam ihm wesentlich kürzer vor als der Weg hinein, obwohl er im Grunde beide Richtungen schon einmal gegangen war. Kurz resümierte er noch seinen ersten Besuch in diesem Untergrund, erinnerte sich daran wie er so ziellos umhergeirrt war, irgend etwas gesucht hatte, mit dem er mehr Kontrolle würde ausüben können, mit dem er die Plünderer zurückschlagen konnte, bevor er die Leiter hinauf zum fusse der Statue hinaufstieg und sich von den Kellern der Stadt hoffentlich für immer verabschiedete, denn schön war es dort unten nicht.

Kapitel 9: Spielereien

Wieder unter freiem Himmel stehend dachte er nach, was er nun machen wollte. Er hatte keinerlei Zeitdruck, keinerlei Verpflichtungen, nicht einmal sich selbst gegenüber, sprich Nahrungsaufnahme oder gar Schlaf, so dass er endlich einmal einfach nur Spass haben konnte. Und genau dafür hatte er ja eigentlich die neue Steuerung seines Fliegeschildes implementiert, damit er damit unkompliziert und ungefährlichen Spass haben konnte. So viel Spass wie er damit schon in der Halle gehabt hatte würde er mit Sicherheit erst recht unter freiem Himmel haben können, wo er keine Angst zu haben brauchte, dass er irgendwo gegen fliegen würde. Bei diesem Gedanken durchfuhr es ihn wie ein Blitz, er hatte den Schutzschild völlig vergessen. Wenn es dort unten in dem Gewölbe tatsächlich diesen Computer gegeben hätte, dann hätte er ihn mit an sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit irreparabel beschädigt. Er war einfach nur durch den Raum geflogen und hatte nicht daran gedacht, dass ihn der Schild ja gegen alle Kollisionen geschützt hätte, selbst wenn er in die Wand geflogen wäre, hätte er sich wohl einfach weiter durch den Fels hindurch bewegt ohne eine grosse Veränderung seines Flugverhaltens feststellen zu können. Genauso wäre es bei einem getarnten Computer gewesen, der danach ein Loch in seiner Flugbahn gehabt hätte. Einzig bei seinen Sturzmanövern war er sich nicht sicher, ob er nicht doch irgendwie hätte aufschlagen können.

Zum Glück jedoch war alles gut gegangen, es war überhaupt kein grosser Computer unter der Stadt gewesen und er konnte sein Gewissen in Unschuld waschen - oder so. So streckte er dann seine Faust gen Himmel, schaute empor und aktivierte den Flugfeldgenerator. Wie ein Pfeil schoss er in die Höhe, direkt neben der Statue, und begann sich mit steigender Geschwindigkeit wirklich wie jener Comicheld zu fühlen. Immer schneller flog er durch den Himmel, durch die Wolken , hinterliess hinter sich sogar einen Kondensstreifen und durchschnitt die spärlichen Wolken an dem ansonsten strahlend blauen Himmel über der Stadt wie mit einem heissen Skalpell durch Butter. Doch schon bald reichte ihm dies nicht mehr, musste es noch weiter hinaus gehen. Er drehte die Geschwindgkiet noch weiter auf und liess die Sonne an seiner Seite stehen, stürmte hinauf in den Weltraum, hinaus aus der schützenden Atmosphäre, ohne wirklich zu wissen, ob ihn der Schild auch vor den kosmischen Gefahren schützen würde, ohne zu wissen wie lange die in seinem geschützten Bereich eingeschlossene Atemluft ausreichen würde. Daran verschwendete er in diesem Moment der völligen Extase keinen Gedanken, wollte bloss noch den Flug, den Rausch der Geschindigkeit geniessen und vielleicht auch ein bisschen das Sonnensystem kennen lernen, in dem er nun schon so lange gewohnt hatte.

Jenseits der Umlaufbahn führte seine Reise, hin zu dem Planeten, den er bei seinem ersten, fliegerischen Unfall gesehen hatte, wollte den Flug durch den Asteroidengürtel dieses Gasriesen noch einmal bewusst, vielleicht auch etwas langsamer mit etwas mehr kurven geniessen. Dieser war gross genug, dass er ihn problemlos mit blossen Augen als Planeten erkennen konnte, zeigte er doch sogar seinen Ring noch auf grosse Entfernung. Geradlienig und mit voller Geschwindigkeit, die ihm denkerisch möglich schien flog er auf ihn zu, übersah dabei fast einen seiner Monde der dunkel genug war, dass er ihn neben der grellen Scheibe des Gasplaneten nicht mehr richtig erkennen konnte, und glitt dann förmlich in die Umlaufbahn der Ringe hinein. Die Farben, die er noch aus der Entfernung in diesen erkennen konnten entpuppten sich bei seinem Durchflug als verschiedenfarbige Metalle, die sich in den Kleinstasteroiden befanden und ihnen so ein schimmern bescherten, an dem er sich kaum sattsehen konnte so eindrucksvoll waren für ihn die myriaden kleinster Reflektionen sowohl von Sonne als auch von dem Planeten selbst, die sich in den Felsen wiederspiegelten. Er hatte seine Geschwindigkeit verlangsamt, um die Strukturen der Ringe nicht durch seinen Durchflug zu verschieben, gar eine kosmische Katastrophe auszulösen, und war schon versucht sich im Zuge eines Allmachtsanfalls auf einen der grösseren Klumpen zu stellen, da merkte er, dass die Luft dann doch irgendwie merkwürdig schmeckte. Jetzt kam auch in ihm die Sorge um die Luftversorgung auf und liess ihn fürs erste seine Expedition abbrechen, liess ihn auf dem schnellsten Weg zu seiner Stadt zurückfliegen.

Wieder in der Atmosphäre des Wüstenplaneten angekommen - im Vergleich zu dem eben besuchten Gasriesen war es jedoch bestenfalls ein kleiner Mond - deaktivierte er schon in grosser Höhe den Schutzschild, da er kaum noch Luft bekam, immer schneller zu atmen begonnen hatte und es ihm fast schwarz vor Augen geworden war. So begrüsste er die kühle Briese, die ihm bei seinem Sturz um die Nase wehte. Den Flugmechanismus hatte er war nicht deaktiviert, doch genoss er auch den freien Fall als etwas Willkommenes, liess sich diesen Moment der Ohnmacht in den Elementen wie nie zuvor gefallen als einen Gegensatz zu dem Moment hochtechnisierter Ohnmacht, den er in den Planetenringen erleben musste. Er genoss sogar noch zu sehen, wie der boden immer schneller auf ihn zukam, bevor er dann - noch immer ohne Schutzschild - seinen Sturz gewissermassen durch pure Gedankenkraft abfing und sanft auf seinen Füssen, irgendwo in der Wüste landete. Er kramte sein Pad wieder hervor und liess sich den Weg zurück zur Stadt aufzeigen, hob wieder ab und wenige Minuten später stand er auch schon wieder vor seinem Haus.

So ganz genau wusste er auch noch nicht, was er dort eigentlich wollte, doch begrüsste er diesen spontanen Entschluss als er sah, dass der Himmel bereits das sanfte rosa angenommen hatte, womit er das baldige Ende des Tages ankündigte. Damit wollte er dann ebenfalls diesen Tag ausklingen lassen, richtete sich einmal mehr nach dem Tagesrythmus auf dem Planeten, auch wenn er sich nach seinem Ausflug zu dem Gasriesen eher als ein Kind der Sterne ansah als denn ein Einwohner dieses Planeten.

Am nächsten Morgen erwachte er abermals mit einer tiefen Sehnsucht im Bauch, einem Gefühlstef, das auf seiner Seele lastete wie ein ganzer Planetoid. So erdrückend empfand er es, dass er sich schon zu wünschen begann dass all dies, alles Erlebte doch am liebsten bloss ein Traum gewesen war, ein Traum den er gerade lebte während er noch von der Statue am Kopf gehalten wurde, während er vielleicht sogar nur noch seinen Kopf hatte der in einem Reagenzglas schwamm und von elektischen Impulsen stimuliert vor sich hin vegetierte, dass seine Einsamkeit nicht dermassen real sein würde. Doch es half nichts, es änderte sich auch nach mehrminütigen Warten auf sein endgültiges Erwachen an diesem Morgen nichts an seiner Lage, an seiner Existenz. Seine Einsamekeit blieb, wurde vielmehr von seinen Gedanken an seine Geliebte im Schrank nur noch vergrössert, so dass er fast schon der Versuchung erliegen wollte sie zu erwecken bloss um sich nicht mehr alleine fühlen zu müssen - wenigstens für ein paar Stunden lang.

Nach ein wenig mehr sinnierungen über seine mittlerweile irgendwie müde gewordenen Existenz kam ihm dann doch ein regelrecht neuer, für ihn sein Leben revolutionierender Gedanke. Doch für dessen Verwirklichung würde er noch ein wenig mehr lernen müssen, würde noch ein wenig länger den Baum konsultieren müssen und auch dessen Reproduktive Fähigkeiten anwenden lernen. Er riss sich auf, achtete nicht darauf, ob er korrekt oder überhaupt angekleidet war, sprang vor die Tür, riss einen Arm nach oben und mit einem 'Heureka' schwirrte er auch schon ansonsten lautlos schnell in richtung des Baumstammes, um sich einmal mehr von diesem verschlucken zu lassen.

Kaum gelandet, kaum den Schild abgeschaltet machte konnte er seinen im wahrsten Sinne des Wortes nächsten Schritt kaum mehr erwarten, sprang der hölzern aussehenden Wand förmlich entgegen und hielt dieses mal nicht einmal mehr den Atem an als ihn die sich weich anfühlende Masse verschlang. Er konnte auch kaum mehr sehen, ob sich die Wand hinter ihm schloss, so schnell war er schon in dem Steuerungssystem, meldete sich der Avatar zu Wort und bot ihm auf gewohnt holfsbereite Art und Weise an ihn durch das Archiv zu geleiten. Doch er wusste ziemlich genau, wonach er suchte, wollte sich nun die komplette Ladung verpassen, wollte alles verfügbare Wissen, jede noch so geringe Information zu diesem Thema auf einen Schlag in sich aufnehmen versuchen. 'Genetik! Komplett! Jetzt!' Waren seine knappen und präzisen Befehle an den Avatar, der auch gar nicht erst versuchte, irgend etwas zu bestätigen oder gar eine Warnung auszusprechen, sondern ihn direkt in Alpha versetzte um ihn mit den angeforderten Informationen vollzupumpen.

Es dauerte wahrhaftig Stunden, in denen er in dieser gelartigen Masse schwamm, künstlich beatmet wurde und gewissermassen direkt an das Archiv angeschlossen war, welches er sich genüsslich zu Gemüte führte. Dass es für ihn zu viel werden könnte, dass es zu viel auf einen Schlag sein könnte oder gar sein Gehirn gar nicht mehr in der Lage sein würde, so viele Informationen überhaupt noch aufnehmen zu können konnte ihn nicht zurückhalten oder gar abschrecken, dafür war sein Wunsch nach diesem Wissen, sein Blick auf sein Ziel zu gefasst. Sogar als das System sich dann abschaltete und er wieder mit dem Avatar reden musste fragte er erst einmal ungläubig, ob dies denn schon alles war. Doch als seine bewusste Phase wieder einsetzte und er begann, all dies auch tatsächlich zu begreifen, was da in ihn hineingepumpt worden war, wollte er dann doch lieber nach einer Kopfschmerztablette fragen. Kurzentschlossen beendete er diese Sitzung dann auch schon, wollte sich an einen ruhigen Ort begeben um gründlich zu überdenken, was er da überhaupt vor hatte, wollte vor allem die technische Seite durchleuchten und sich überlegen, wie die exakten Ausprägungen auszusehen hatten.

Kaum wieder vor dem Baum stehend wiederholte er sein mitlerweile zum Ritual gewordene Startphase und jagte ein ganzes Stück über die Stadt, schaute sie sich noch einmal von oben an um sich dort einen schönes, geeigneten Ort auszugucken und wieder hinab in die Tiefe zu jagen als wolle er direkt durch den Planeten hindurch fliegen. Knapp über der Abdeckung einer der kleineren Plätze hielt er inne, landete direkt daneben in der Seitenstrasse und schaute sich abermals um. Er hatte einen der kleineren Versammlungsplätze gefunden, die er bei seinem Spaziergang durch die Stadt schon entdeckt hatte. Dieser war von einer dünnen Plane überdeckt, die schräg zwischen den angrenzenden Häusern gespannt war und so die brennende Sonne fern, jedoch das gespendete Licht abgemildert hindurch liess. Der Wind wehte sanft hinein, so dass er sich nicht ganz wie auf einem Friedhof vorkommen würde und in der Mitte des Platzes war sogar ein Liegeplätzchen wie für ihn vorgesehen. Eigentlich war es wohl eher ein Podest, für einen Redner womöglich, doch passte er liegend perfekt darauf, konnte so liegend den blauen Himmel durch die Plane hindurch erkennen und das leise Lüftchen angenehm wärmend auf seiner Haut fühlen.

Nach wenigen Minuten schloss er die Augen. Er brauchte ohnehin nichts zu sehen, denn alles was geschah tat dies vor seinem inneren Auge, spielte sich vollständig in seinem Kopf ab. Immer wieder kamen neue Fragen, die er sich selbst passiv beantworten konnte und sich auf dies Weise sich das gesamte neu hinzugekommene Wissen erschloss. Einen grossen Teil dessen kannte er bereits von seiner Geburtswelt, doch alles was darüber hinaus ging überstieg dann doch sein vorstellungsvermögen, hatte er nie geglaubt, dass dies überhaupt technisch möglich sein würde.

Die Omnychron waren wohl tatsächlich in der Lage, aus einem gepackten Ribonukleinstrang, also einem der keinerlei Junk-Teile mehr enthielt, einen vollständigen, lebenden Organismus zu erschaffen oder auch zu reproduzieren. Dies war es wohl auch, wie die Nanobots aus seinem Finger seinen Zwilling erschaffen hatten - zumindest in seinem vorweggenommen habenden Traum. Doch überdies waren sie auch in der Lage, die höheren Körperfunktionen und Informationen wieder herzustellen, auch wenn es hier einige Grenzen zu beachten gab. So war es zwar möglich, eine exakte Kopie einer Person zu erzeugen, diese hatte jedoch erst einmal nichts von dem Wissen, welches das Original besass. Insofern war sein Traum doch ein wenig unrealistisch gewesen, denn sein Zwilling sprach sofort mit ihm was er ja schon nicht hätte können dürfen. Es waren jedoch auch bloss solche leeren Gehirne, die sie wieder zu füllen in der Lage waren. Sie konnten die elektrischen Impulse einer lebenden Person vollständig erfassen, jede noch so kleine Information aus ihm herausholen und abspeichern und diese dann in genau dieser Form in die neue Kopie hineinprojizieren, bis das frische Gehirn sich darauf eingestimmt hatte.

Genau hier fingen die neuen Informationen für ihn schon lange an, denn auf seiner Herkunftswelt glaubte man, dass die Struktur des Gehirns alleine schon ausreichend wäre, um eine Wissensspeicherung zu repräsentieren und sich die elketischen Impulse und Pfade eher zwangsweise an diese Strukturen anpassen würden beziehungsweise sogar erst von diser Struktur, durch diese Struktur generiert würden. Doch dem war offensichtlich nicht so, die Impulse an sich waren ebenfalls Information, die es neben der PRNA

Packed RibuNukleinAcid

zu speichern galt. Doch ergab sich daraus für sein aktuelles Projekt natürlich ein ernsthaftes Problem - wo bekam er passende Gedanken, angemessenes Grundwissen und Verhaltensstrukturen her, wenn er sie nicht selbst schaffen würde? Er sah ein ganzes Gebirge an Arbeit auf ihn zukommen.

Als er die Augen wieder öffnete hatte er diese Frage noch immer nicht lösen können und hoffte nur noch inständig, dass sich dies auf dem Weg en er nun noch vor sich hatte, ganz von alleine lösen würde. Manche Probleme lösen sich halt von selbst und seine Hoffnung war das einzige, was ihn in diesen Momenten auf seinem Weg halten, ihn vom Aufgeben abhalten konnte. Er schaute noch eine ganze Weile über sich, wollte versuchen die Sterne zu erkennen, wollte darin ein fernes Ziel erkennen, dem er sich stetig nähern wollte, deren mögliche Bevölkerung eine seiner näheren Aufgaben werden könnte. Doch er merkte schnell, dass der Blick in die Ferne ihn von seiner selbstgestellten Aufgabe abzulenken drohte und er ins Träumen abzuschweifen begann. Langsam richtete er sich wieder auf.

Ihm schmerzten schier alle Knochen, jedes Gelenk wollte seinen Dienst verweigern. Er hatte wohl sehr lange, länger als geplant dort gelegen, hatte sich vielleicht doch ein ungeschicktes, ungeeignetes Plätzchen ausgesucht, denn auf blankem Stein lag man nun einmal nicht sonderlich gut. Ein paar Schritte tat er noch von dem Podest herunter, wankte in richtung der Seitenstrasse, die ihn seiner Meinung nach zum zentralen Platz führte und merkte erst gar nicht, dass er die Bodenhaftung schon längst verloren hatte. Einen knappen Zentimeter über dem Boden schwebten seine Füsse, machte er seine Schrittbewegungen ohne dabei mit seinen eingeschlafenen Füssen einen Bodenkontakt wahrgenommen zu haben. Das Fliegen steckte schon sehr tief in ihm, so tief dass die Steuerung schon von seinem Unterbewusstsein übernommen worden war. Ob dies gut oder eher schlecht war wollte er an diesem Tag wahrhaftig nicht mehr bewerten, war er doch nur froh seine Glieder nicht mehr bewegen zu müssen. Und er wusste auch ein Plätzchen, an dem er sie wesentlich besser, wesentlich effektiver würde entspannen können als in seiner Liege in seinem Haus.

Wieder hob er schnell ab, dieses mal jedoch schmerzbedingt ohne sein 'Heureka', und zielte abermals auf den Baum, dessen Krone unübersehbar die Stadt überragte. Er versuchte sogar, seinen Flug so präzise zu beenden, dass er sich nur noch nach vorne kippen lassen musste, um von dem Gel aufgenommen zu werden, dass er keinen einzigen Schritt mehr machen musste und direkt vor dem Stamm ohne Schutzschild zum Stehen gelangte. Dankbar und geradezu erschöpft von der Anstrengung wieder selbstständig stehen zu müssen liess er sich nach vorne fallen in die dankbaren Arme des Baumes.

Völlig schmerzfrei und so ohne bremsenden Ballast in seinen Gedanken ging er auch sofort auf den Avatar zu. Er hatte es zwar nicht eilig, wollte die unnötigen und teilweise nervigen Einführungsfragen seines Gegenübers dennoch vermeiden. Kurz versuchte er sich zu erklären, versuchte zu beschreiben was er gedachte zu tun und wurde von einer alle Sorgen hinwegfegenden Antwort überrascht. Der Avatar bot ihm den Zugang zu einem Wekrzeugkasten an, der ähnlich aufgebaut war wie jener im Entwicklungszentrum.

So bekam er dann auch gleich einige Beispiele vorgesetzt, an denen er alle nur vorstellbaren Parameter verändern konnte. Doch was immer er auch auswählte, das was er suchte war nie dabei. Unzählige Male veränderte er Werte, korrigierte gewisse Ausprägungen, warf alles über den Haufen um von vorne zu beginnen, wählte ein neues Grundmodell aus und wiederholte dieses Prozedere abermals. 'Ist es möglich, einen aufgezeichneten Traum als Grundlag heranzuziehen?'

Kaum gefragt, schon bekam er eine Liste seiner bisherigen Träume vorgesetzt. Damit hatte er dann auch wieder nicht gerechnet, dass tatsächlich so viele Daten von ihm gesammelt worden waren seit er in der Stadt angekommen war. Wahrscheinlich lag sogar ein Gehirnscan von ihm vor, mit dem beliebig viele Zwillinge erschaffbar gewesen wären, doch so genau wollte er dies schon gar nicht mehr wissen. Schnell hatte er den entsprechenden Traum gefunden und angefangen, diesen erneut ablaufen zu lassen. Sogar dies war so überragend, dass sich seine phantasien schon wieder zu überschlagen begannen, denn was sich da abspielte war ein Schauspiel mit ihm als zusatzfigur. Er konnte in der Szene, von der er geträumt hatte, umhergehen, mit Dingen interagieren und sogars sich selbst anfassen, hinterliess dabei sogar Dellen auf auf dem Arm seiner selbst wenn er feste genug drückte. Und dann konnte er es sehen, das Ziel seiner Träume, das Ziel seines Projektes, das Ziel seiner neuen Lerngewalt und Arbeitswut: Deleyla.

'Ziel efassen, scannen und als Grundlage heranziehen!' versuchte er sich in erneuter Computerkommandiererei, und tatsächlich funktionierte es wie gewünscht, wurde aller überflüssiger Ballast der Traumumwelt beseitigt bis nur noch seine Traumfrau dort stand und diese dann in ihre Datenbestandteile aufgelöst wurde, ihm danach erneut als Simulation präsentiert wurde an der er abermals diverse Parameter hätte ändern können - wenn er dies denn gewollt hätte, denn eigentlich empfand er sie als Perfektion.

Das Produkt hatte er nun ausgewählt, was noch fehlte war eben das grösste Problem, das funktionstüchtige Gehirn mit all seinen Informationen, Verhaltensweisen und ihrer Lebensgeschichte die sie zu dem machen würde, was sie für ihn war: eine absolut liebenswerte Person mit der er sein Leben, seine Ewigkeit verbringen wollte, was in diesem Fall das selbe war.

Allerdings war dieses Problem nicht so elegant zu lösen, konnte er dafür doch kein vorgefertigtes Modell nehmen und nach seinem Gutdünken abändern. Zwar bot ihm der Avater ebenfalls ein Werkzeug für derartige Aufgaben an, jedoch wusste er nicht einmal, was er da einstellen sollte, wie genau sie sich verhalten sollte damit er sie lieben könnte. Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass er von ihn im Grunde nichts wusste, dass er sie gar nie auch nur um geringsten kennengelernt hatte. Wie hätte dies auch vonstatten gehen sollen? In seinen Träumen war er dazu nie gekommen und in seinem Drogenrausch war sein Gegenüber ein hässlicher Roboter gewesen, der ohnehin kein Wort herausgebracht hätte.

Dennoch war seine Lösung denkbar einfach. Was wollte er denn schon - ein Wesen das er lieben könnte. Was lag da näher als sie mit den vorhandenen Geistesmerkmalen eines Kindes zu füttern, eines Wesens, das erst noch alles erlernen musste, das zwar vollständig von ihm abhängig sein würde, aber das in seiner naivität und verspieltheit, in seiner Suche nach dem eigenen geliebt werden zu nichts anderem führen konnte als zu einem perfekten Partner für sich. Und die Garantie dafür, dass dies funktionieren musste, würde er schon irgendwie auf einem anderen Weg hinbiegen können, dessen war er sich sicher, noch einmal verlieren wollte er sie dann nicht mehr. Und wenn dies eine äquivalente Unsterblichkeit auch für sie bedeutete, dann würde es eben so sein müssen.

Schnell hatte er das Speicherobjekt einer entsprechenden Person gefunden und ausgewählt, hatte die entsprechenden Merkmale angepasst und auch die simulation der möglichen, späteren Entwicklung überprüft, wobei ihm nichts negatives aufgefallen war. Auch wenn der Grossteil der kindlichen Entwicklung von ihrer Umwelt geprägt war so würde so doch zumindest eine gute Grundlage geschaffen werden, die er hoffentlich nicht zerstören würde. Doch ein weibliches Fundstück musste es dann schon noch sein, er wollte sicherlich keinen schizophrenen Transsexuellen heranziehen.

Nachdem er alle seine spezifikationen noch einmal bestätigt hatte bedankte sich der Avatar brav und beendete die Kommunikation mit ihm. Wieder aus dem Baum herausgetreten kam ihm die Idee, er könnte doch gleich mehrere Versionen von ihr herstellen lassen, verwarf diesen Gedanken dann aber schnell wieder als er selbst merkte, wie sehr er sie schon als Objekt, als Produkt und nicht als Person betrachtete, als eigenständige Lebensform. Er schüttelte sich kurz bei der Erkenntniss seines eigenen, moralischen Verfalls und machte sich dann mit dem Gedanken auf den Weg zum Entwicklungszentrum, dass er dieses Modell ja in der Datenbank abgespeichert hatte.

Der Avatar hatte ihm gesagt, dass die Erschaffung eine Weile in Anspruch nehmen würde und der Körper ihm dann übergeben werden würde. Darüber hatte er sich überhaupt keine Sorgen gemacht. Er war sich völlig sicher, dass auch daran gedacht war, schätzte die grundsätzliche Intention des Systems dahingehend ein, dass es wohl Ursprünglich eher für die Reproduktion von Haustieren oder ausgestorbenen Lebensformen geschaffen worden war, bei denen eine automatische Anlieferung schon fast ein Qualitätsmerkmal sein dürfte. Ein Haustier erst mit nach Hause tragen müssen? Wozu. Ein Flugdrachen, der die Stadt unsicher macht? Ganz schlecht. Wahrscheinlich könnte er sich sogar ein paar Dinosaurier bestellen und diese auf einen Mond liefern lassen. Sicherlich würde dann ganz automatisch dafür gesorgt werden, dass der Mond eine Atmosphäre erhält, wo diese Kreaturen dann auch lebensfähig sein würden. Für intelligent genug hielt er das System allemal.

Doch darüber würde er sich Gedanken machen, wenn irgend etwas schief gehen sollte, falls sie nach mehreren Tagen noch immer nicht zu ihm gekommen war. Nun wollte er erst einmal den nächsten Schritt auf dem Weg zu einer völligen Autonomie machen, und dazu musste er noch einmal das Entwicklungssystem bemühen

Was er vorhatte würde dennoch eine ganze Weile in Anspruch nehmen, denn er hatte sich eine ganze menge vorgenommen. Es sollte nicht nur eine Kleinigkeit sein, die er erst noch mehrere male ausprobieren würde müssen, dieses mal musste es auf Anhieb einwandfrei funktionieren, am besten gleich von seinem Willen direkt steuerbar, damit nichts schiefgehen könnte. Schon stand er wieder vor dem Gebäude in dem sich der Hilfscomputer befand, der ihm bei der Konstruktion behilflich war. Gerade wollte er schon die letzten Meter auch noch fliegen, konnte es kaum erwarten bis er sich wieder an das Kreativitätssystem anschliessen konnte, doch er riss sich zusammen und prompt stolperte er auch über die einzige Treppenstufe zwischen ihm und der einzigen Tür. Doch kein Anflug einer Aggression, dafür war er viel zu sehr auf sein Ziel gerichtet, viel zu sehr schon auf das geplante Ergebnis fokussiert, das er bereits vor seinen Augen sehen, es förmlich greifen konnte. Seine Füsse überschlugen sich förmlich als er den Gang zu dem Raum mit den Dienstsystemen entlangeilte bis er sich endlich in einen der Sessel begeben konnte, die Zeit schier augenblicklich verlor als ihn abermals der Avatar begrüsste, den er jedoch schon schnell wieder überging und direkt auf das technischere Interface umschaltete. Er wusste nicht, ob schon jemals jemand versucht hatte zu entwickeln, was er von dem System haben wollte, und so forschte er erst einmal ein wenig in der immer gewaltiger wirkenden Datenbank des Systems.

Es ist wohl immer so, dass einem Dinge grösser, komplizierter, mächtiger vorkommen, je mehr man von ihnen weiss oder versteht, dass einem das eigene Wissen immer weniger vorkommt, je mehr man eigentlich weisss, jedoch ebenso zu verstehen beginnt, wie viel man noch wissen könnte, weil man beginnt einen Überblick über das entsprechende Gebiet zu bekommen. Aehnlich empfand er dies nun auch bei seiner Recherche, denn er entdeckte Geräte, von denen er sich auf Anhieb nicht einmal vorstellen konnte, für was man diese überhaupt verwenden könnte und musste - beziehungsweise wollte - sich erst einmal die Beschreibung dazu geben lassen. Dabei kamen ihm auch noch neue Ideen für klene Helferlein, die er ebenfalls noch entwickeln könnte. Doch diese würde erst einmal aufschieben, bis er die akut notwendigen, wie er sie empfand, fertiggestellt hatte.

Tatsächlich gab es ein paar Anfänge für Körpersonden, an die er sich bei seiner eigenen Entwicklung anzulehnen begann als er sein eigenes Projekt öffnete und voller Elan loslegte.

Was er haben wollte war ein Objekt, das er sich in den Magen legen lassen konnte und welches ihn mit den entsprechenden Nährstoffen versorgte, ohne dass er etwas zu sich nehmen musste. Dies reichte ihm bei erster Überlegung bereits schon nicht mehr und er wollte ebenfalls ein Objekt, welches seine Lungen mit der notwendigen Atemluft versorgen würde. Sollte ihm der Planet unter den Füssen wegfliegen, so wollte er zumindest nicht in seinem Kraftfeld ersticken und auch nicht verhungern. Jedoch wollte er sich fürs erste nicht an die Exkremententsorgung wagen, damit würde er im Ernstfall schon leben können. Doch seine Lebensphantasien gingen noch wesentlich weiter, auch wenn dies nicht der Tag sein sollte, an dem er sich an ein Projekt dieser Grössenordnung heranwagen wollte.

Doch seine Sonden bekam er fast frei Haus geliefert, wie sein voriges Projekt im Grunde ebenfalls. Die Kugel, in die er all die Gerätschaften packen wollte, hatte die Datenbank schon gespeichert. Sie musste gross genug sein, dass die entsprechenden Fütterungsvorrichtungen darin Platz haben würden, gross genug um nicht weiter in den späteren Verdauungstrakt zu rutschen, doch auch klein genug, damit es nicht als störend empfunden würde und auch noch klein genug, damit er es schluckend an seinen Bestimmungsort würde bringen können und es auf diesem Wege womöglich auch im Problemfall entsorgen können würde. Doch die Skalierung der Hülle war sicherlich das kleinere der Probleme, die Generierung der entprechenden Nahrungskomponenten und Zerealien machte ihm das grössere Kopfzerbrechen. Doch eins nach dem anderen, erst einmal musste eine Energieversorgung her, die er jedoch schnell aus seinem Fliegegürtel herausgenommen und ins Zentrum der Kugel gepackt hatte. Drumherum orientierte er dann auch schon gleich mehrere Materiegeneratoren, um auch mit kürzeren Energieportionen den grössten Hunger bewältigen zu können. Dazu noch eine Membran, die nur die Ernährungskomponenten hindurch und die Verdauungssäfte nicht an die im Grunde doch unempfindlichen Geräte dringen lassen sollte. Fertig war das Wunderding, das ihm den geschmacklichen Genuss der Nahrungsaufnahme ad absurdum führen würde - er wollte es stets nur im Notfall einsetzen und es nicht aus Faulheit zur Gewohnheit werden lassen.

Die Rezeptur für die ausgegebenene Materie war jedoch weitaus schwieriger zu bestimmen. Natürlich wollte er sich nicht zu einseitig ernähren, hatte noch die Sprüche und empfehlungen seiner Mutter in den Ohren die ihm Obst und Gemüse empfohlen hatte, doch wusste er ebenso, dass auch Fleisch, also tierische Eiweisse zu einer guten, körperlichen Energiegewinnung zählte. Er einigte sich jedoch sehr schnell darauf, sich einen Wochenplan des Ernähungscomputers zu besorgen und diesen dann auf seine Einzelkomponenten, auf seine Eiweisse und Kohlenhydrate, auf seine Fette und Vitamine auseinanderzunehmen, sie gewissermassen darauf zu reduzieren und diese dann per Zufall von seiner Sonde ausgeben zu lassen. So blieb es bei dem letzten Problem, der Platzierung an dem richtigen Ort, seinem Magen. Doch das würde er auf den Zeitpunkt verschieben, wenn er sie fertig vor sich in der Hand hatte und ihn dieses Problem tatsächlich ereilte.

Bis dahin brauchte er noch eine weitere Sonde für ein anderes, ebenso spezifisches Problem - die Atmungssonde. Er wollte nicht schon wieder durch ein Asteroidenfeld fliegen, vielleicht eine Sonne aus der unmittelbaren Nähe begutachten oder auch mal in einen Gasriesen eintauchen um dann auf halbem Wege feststellen zu müssen, dass die Atemluft in seinem Privatkraftfeld nicht ausreicht um wieder zurückkommen zu können. Er wollte sich auch nicht eines Tages irgend wo wegen eines Unfalles mit einem seiner anderen Geräte in die Erde eingraben, sich bei lebendigem Leibe begraben und dann auf diese Weise auf der Strecke bleiben. Wenn er schon mit der Gabe des ewigen Lebens geschlagen werden würde, dann wollte er diese auch garantiert bis zum Ende des Universums ausnutzen können, wollte nicht wegen einer Nebensächlichkeit doch noch den Löffel abgeben müssen, wollte nicht die Definitionslücke seines Lebensvertrages erfahren müssen. Doch die Erschaffung einer solchen Sonde war um ein vielfaches schwieriger als jener Aufwand, den er bei der Ernährungssonde hatte treiben müssen, denn im Gegensatz zu seinem Magen gab es in seiner Lunge eben keine grössere Aushöhlung, in der er das Gerät hätte verstecken können, in der sich eine solche Sonde komfortabel hätte einnisten können. Er musste ein anderes Konstruktionsparadigma wählen, welches ihn abermals an die Grenzen auch der Omnychronschen Technologie führte - zumindest die Grenzen dessen, was sie damit jemals anzufangen wussten.

Er wählte ein Vorgehen der Dezentralisierung, um die entsprechend notwendigen Gerätschaften möglichst klein halten und sie dennoch alle unterbringen zu können. In eine kleine Kapsel wurde die Energieerzeugung gepackt, in eine andere der Sensor für die Steuerung und in eine dritte wiederum der Materiegenerator. Das ganze machte er gleich viermal, da er seiner Atmung doch etwas mehr priorität einräumte als seiner Ernährung, ohne die er wohl wesentlich länger auskommen würde. Ausserdem würde eine grössere Verteilung ein höheres Mass an Ausfallsicherheit bieten, welches er gerade in diesem Bereich extrem bevorzugte. Die Übermittlung der Steuersignale sowie der Energie für all das regelte er ganz banal über dünne Kabel, die er zwischen den Kugeln verlegte - zumindest schon einmal virtuell in seinem Konstruktionswerkzeug, denn das Problem der Positionierung hatte er nach wie vor noch vor sich - und es wurde dadurch nicht kleiner.

Gerade dies bereitete ihm extremes Kopfzerbrechen, als er den Avatar wieder zu Gesicht bekam, sich aus dem Gerät herausschälte und auf die Mitte des Raumes zuging, wo schon der Tisch mit seinen kleinen Helferlein ausgefahren war. Da hatte er sie nun in der Hand - im wahrsten Sinne des Wortes - und wusste nicht recht weiter. Die eine Sonde war gerade noch gross beziehungsweise klein genug, dass er sie herunterschlucken konnte, sie sich ohne grosse Gegenwehr an ihren Bestimmungsort - seinen Magen - bewegte und dort offenbar auch verweilte, doch die Atmungssonden und ihre dazugehörigen Generatorkugeln und Messwürfelchen konnte er schlecht einatmen, dafür waren sie dann doch zu gross und seine Scheu vor einem solchen Schritt zu gross. Seine Gedanken rasten, durchforsteten jede kleinste Gehirnwindung um vielleicht eine Möglichkeit zu suchen diese Dinge ohne einen invasiven Eingriff an Ort und Stelle zu verfrachten, doch es wollte ihm einfach nicht gelingen. Dann jedoch, als er die Dreiergespanne eine zeitlang nicht berührt hatte, sie nur vor sich auf dem Tisch angeschaut hatte, lösten sie sich vor seinen Augen wieder in Luft auf während sich der Tisch in die Säule zurück bewegte, diese wieder in der Decke verschwand. Dieses Bild im Kopf erzeugte dann endlich seinen erhofften Geistesblitz, schufen ihm dieIdee, die er brauchte - oder zumindest einen Ansatz dafür. Denn wenn hier vor ihm ein Gerät existierte, das die Materie so auflösen konnte, seine Geräte sicherlich auch auf diese Art erzeugte, dann wäre es vielleicht auch möglich, seine Helferlein an Ort und Stelle, nämlich an dem Ort an dem er sie haben wollte - seiner Lunge - zu erzeugen. Biologisch inaktiv und unbedenklich sollten sie ja sein, immerhin hatte er sie genau für diesen Zweck mit eben solchen Materialien konstruiert.

Er setzte sich noch einmal in eine der Liegen, wollte seine Idee erst einmal mit dem Avatar ausdiskutieren. Wenn es um seinen eigenen Körper ging wollte er keine Experimente zulassen, so perfekt er dies auch selbst hätte durchdenken können.

"Natürlich ist dies Möglich."

"Spezifiziere!"

"Sie müssen nur bei Projektabschluss den Ort der Erzeugung angeben. Standardeinstellung ist die Ausgabeplattform in der Mitte des Raumes. Innerhalb ihrer persöhnlichen Grenzen, den Grenzen ihres Status, ist jeder Ort möglich, das Gerät kennt prinzipiell keine Begrenzungen - ausschliesslich rechtliche."

Wieder einmal war dies genau das, was er hatte hören wollen. Er würde sich also seine Gerätschaften, seine kleinen Helferlein einfach an Ort und Stelle erschaffen, würde sie nicht ein einziges Mal in der Hand halten müssen - auch dies würde einen Herd an Infektionsmöglichkeiten ausschliessen, immerhin würden die Kapseln ja in seinen Innereien existieren und dort würde ihn ein Bazillus sehr gut angreifen können.

Dieser Gedankengang öffnete ihm einmal mehr einen Blick über seinen Tellerrand der vermeintlichen Alwissenheit, denn bisher hatte er kaum Hinweise auf wirklich medizinische forschung bekommen, hatte kaum Hinweise auf besiegte Krankheiten, Therapien oder Medikamente bekommen, die die Omnychron entwickelt hatten. Ausser den Nanobots, die sie offenbar für ihre Körpererhaltung eingesetzt hatten gab es da nichts. Andererseits waren diese Kleinstroboter natürlich auch programmierbar und intelligent genug, dass sie durchaus in der Lage sein konnten, auch für die Beseitigung solcherlei Misstände zuständig sein zu können. Doch er merkte schnell, dass er sich wieder in wilden Speukulationen und wirren Gedankengängen zu verlieren begann obwohl er doch sein Ziel schon vor Augen hatte - direkt vor Augen konnte er fast sagen, denn es stand in der Tat direkt vor ihm, die Synthesevorrichtung. Zumindest auf die Steuerelemente desselben konnte er zugreifen, hatte einen ähnlichen Zugriff wie bei dem Konstruktionscomputer selbst, bloss dass er dafür keine VR-Kuppel um sich herum mehr benötigte, das ganze spielte sich als Hologramm direkt vor ihm ab, als er seine Hand vor sich ausstreckte, wie es ihm der Avatar gesagt hatte.

An genau dem Punkt, an dem die Säule aus der Decke gefahren war um ihm seine Geräte zu präsentieren stand er und stand somit inmitten der holographischen Steuerkonsole, deren allererste Meldung die der Authentifizierung seiner Person und seines getunten Status' war, den er sich im Untergrund erhackt hatte. Immerhin war dies nun tatsächlich zu etwas nutze, dachte er sich noch, während er sich schon durch die Untergruppen der Menüs arbeitete auf der Suche nach einer Möglichkeit, den Syntheseort exakter bestimmen und vor allem an einen genauen, anderen Ort verlegen zu können. Doch die Verschachtelung war sehr komplex, nicht gerade logisch und teilweise in einer Sprache verfasst, die er nicht einmal entziffern konnte. Die Bedienkonsole war wohl entweder nicht vollständig für ihn übersetzbar, schlicht nicht übersetzt oder aber eine physiologie betreffend, die auf ihn nicht zutreffen konnte, er diese Punkte also auch nicht benötigen können würde weil es keinerlei Sinn ergeben konnte. Er versuchte es dennoch und berührte probeweise einmal einen dieser Holoreiter vor ihm und tatsächlich führte ihn gleich das erste davon an sein Ziel. Dies schloss wohl die persöhnliche Unbrauchbarkeit dieses Unterpunktes aus, denn nun hatte er wiederrum die Auswahlmöglichkeiten der weiteren Spezifizierung seiner Wünsche, hätte sie direkt und präzise eingeben können oder aber sich mit Hilfe eines Avatars an sein Ziel fragen lassen können. Da er jedoch nicht genau wusste, wo genau sich seine Lungenblässchen befanden geschweige denn, wie er dies in Positionsdaten hätte ausdrücken können wählte er dann doch lieber den ihm mit an sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit schon bekannten Avatar, der ihn bisher ja auch stets zielgenau dort hin gefragt hatte, wo er hin wollte.

Seine Erwartungen wurden tatsächlich erfüllt, so war es auch dieses mal. Fast schon gewohnt freundlich meldete sich die bekannte Figur vor ihm, schwebte etwas über dem Boden, leicht ihm zugeneigt, und begann sein Fragespielchen. Seine Erfahrung hatte ihn gelehrt, ihm nicht bloss auf seine Fragen zu antworten, sondern ihm einfach zu erzählen, was er machen wollte, was er vor hatte und wobei genau er ihm helfen sollte und bisher hatte dies immer recht gut funktioniert, war der Avatar intelligent genug gewesen, ihm auch zu verstehen, seinen Ausführungen zu folgen.

"Die Syntheseposition muss spezifiziert werden - innerhalb eines biologischen Organismus ohne diesen zu beschädigen."

"Bitte spezifizieren sie diesen Organismus."

"Ich. Humanoid. Brustkorb, Lunge."

"Verzifizieren sie bitte die dynamische Syntheseposition."

Die Holodarstellung zoomte von einer Position über der Stadt hinab zu einem Gebäude, welches er als das Entwicklungszentrum identifizieren konnte, durch die Decke hindurch direkt in den Raum in dem er stand, stellte den vorgefundenen Körper vor ihm und blendete eine Gruppe seiner Atmungskapseln innerhalb seines Oberkörpers ein, wollte von ihm ein OK dafür haben, dies auch so zu machen. Die Position sah für ihn auf den ersten Blick korrekt aus, war doch die Lunge obendrein noch farbig hervorgehoben und auch die Position der kleinen Kugeln sah nach mehrfachem drehen des Holograms korrekt aus. Einzig die Tatsache, dass es nur eine Gruppe war, die der Avatar vorgeschlagen hatte, wollte er korrigiert haben.

"Eine weitere Synthese hinzufügen, bitte."

Die Objekte erschienen schlagartig an weiteren, scheinbar zufälligen Positionen innerhalb seiner Lunge und auch diese Positionen sahen soweit einwandfrei aus. Dennoch hatte er ein ungutes Gefühl damit, dass ein dummes Gerät eine Blase in seinem Körper erzeugen würde, eine Vakuumblase in der sich dann ein Gegenstand materialisierren würde, auch wenn er es genau so geplant hatte. Dabei wäre er selbst nicht einmal auf die Idee gekommen, die Kugeln nicht direkt zu generieren, sondern zuvor den Raum dafür zu schaffen, was sicherlich ausgesprochen schmerzhaft geworden wäre. Doch die Simulation der geplanten Vorgehensweise, die sich vor ihm in form des Holograms immerzu wiederholte war vollständig und sehr aufschlussreich, stellte die erstellung der Blasen und deren Auswirkungen auf seinen gesamten Körper sehr plastisch und gut sichtbar dar, so dass er ebenfalls den Eindruck hatte bewerten zu können, wie er sich danach wohl anders fühlen würde. Immerhin waren die Kugeln, auch wenn er sie durch distribution maximal miniaturisieren hatte können noch immer wesentlich grösser gewesen als eines seiner Lungenblässchen, in die die Atemluft im Endeffekt abgegeben werden sollte.

"Beginne die Erzeugung!", wies er den Avatar an, mit dem er über sein Schicksal verhandelt hatte und schon war die holographische kommunikation beendet. Kaum eine sekunde später, gewissermassen direkt nachdem die Holölemente verschwunden waren schloss sich auch schon ein "Generierung abgeschlossen" seitens einer wohlklingenden, diesmal weiblichen Stimme an, die ihm das schier unglaubliche mitteilte. So schnell hatte er nicht damit gerechnet, hatte erwartet, dass er zumindest ein kurzes, geringfügiges Drücken in seinem Brustkorb würde fühlen können, würde die Kühle des Materials fühlen können, welches sich da in ihm materialisiert hatte, doch nichts von alledem war eingetreten, nichts hatte er gefühlt, wohl auch, weil alles viel zu schnell gegangen war, er sich nichtmal darauf konzentrieren konnte in sich hinein zu fühlen bevor der Vorgang auch schon abgeschlossen war.

'Wunderbar' dachte er sich und der Wunsch, seine neuesten Errungenschaften sogleich praktisch zu erproben stieg in ihm auf, erfüllte ihn mit Tatendrang mit welchem erfüllt er schnell aus den dunklen Hallen lief, auf die Strasse hinaus vor das Gebäude und sich schon mit dem zweiten Schritt auf den Steinplatten der Strasse in die Lüfte erhob - sein Fluggerät hatte er schon unter seiner mentalen Kontrolle. Er würde den Atmungshelfer nur erproben können, wenn er ihn auch wirklich benötigen würde. Im Umfeld, in der Athmosphäre des Planeten würde er genügend Atemluft haben, dass es sich nicht aktivieren würde, dass das Kraftfeld die Atemluft einfach von aussen zu ihm durchlassen würde. Er würde mindestens in den Orbit fliegen müssen, und genau da wollte er für seinen ersten Test auch hin. Schnell stieg er auf, blickte schon gar nicht mehr unter sich während er immer schneller an Höhe gewann und die Stadt unter ihm zu einem kleinen, gleissenden Punkt verkam. Hoch hinaus in den blauen, strahlenden Himmel stieg er auf, zwar nicht der Sonne entgegen, aber doch dort hin, wo er sie noch würde sehen können, wo er ihrer Strahlung ausgesetzt sein würde, auch um die Stärke seines Schutzschildes auf eine weitere, neue Probe zu stellen. Nach sienen Berechnungen, Planungen und blossen Einschätzungen sollte das Feld es sogar aushalten können, wenn er sich direkt in den Kern der Sonne begeben würde - so dieser denn noch nicht aus Eisen bestehe. Vielleicht würde er als nächstes dorthin fliegen, wenn seine Atemluft regeneriert ausreichen würde für einen solch weiten und gefährlichen Flug. Kaum gedacht, schon war er im Orbit, in der Schwerelosigkeit, im Unterdruck, von welchem er allesamt nicht das geringste mitbekam - sein Kraftfeld zumindest funktionierte wie erwartet. Es würde jedoch eine Zeitlang dauern, bis sich die Atemluft in seiner Existenzblase verbraucht hätte, so lange würde er wohl recht untätig herumschweben und abwarten müssen.Dabei hatte er nicht einmal einen Massstab, nach dem er gehen konnte wann seine Luft eigentlich hätte verbraucht sein müssen, er hatte die Zeit bei seinem letzten Ausflug weder gestoppt, noch konnte er es recht einschätzen, wie viel Luft überhaupt in seiner Existenzblase vorhanden war. Was er jedoch wusste war, dass reden beziehungsweise singen mehr Luft verbrauchte, als wenn er einfach nur still vor sich hin sinnierte.

Er begann folgerichtig damit, vor sich hin zu plappern und Gedichte aufzusagen, alles was ihm noch von seiner Kindheit in Erinnerung war, was er in der Schule in den ersten Jahren hatte annähernd vollkommen Sinnfrei aufsagen müssen:

"Na dann fang ich mal an... frisch gemauert in der Erde steht die Form aus Lehm gebrannt, heute muss die Glocke werden, frisch Gesellen seid zur Hand, von der Stirn heiss, rinnen muss der Schweiss, soll das Werk den Meister loben, doch der Segen kommt von oben... haha, von oben... also von mir quasi..." Er musste lachen, länger lachen, so lange, dass er schon zu vermuten begann, dass es womöglich an Sauerstoffmangen liegen könnte, dass ihn dieser Scherz, der an Banalität kaum zu überbieten war, so aufmunterte. Es dauerte tatsächlich einige Minuten, bis er sich wieder genügend beruhigt hatte, um einen klaren Gedanken zu fassen, um wieder normal zu atmen und sprechen zu können. "Andererseits hatte ich in letzter Zeit auch recht wenig zu lachen - wird wohl aufgestaute Lachlust sein... Lachlust... hahaha... aufgestaut.... ja... genau.... hahaha..." Wieder begann er lauthals loszulachen, wieder dauerte es eine ganze Weile, bis er sich wieder eingekriegt hatte. "Wenn diese Lacherei am Ende von meiner neuen Luftversorgung herstammt, dann sollte ich das genauer im Auge behalten." sagte er sich noch, während seine Gedanken schon wieder ganz woanders waren - bei dem Asteroidengürtel um den Gasriesen.

Dies wäre zumindest eine Zeitbasis, mit der er vergleichen konnte, und wenn er sich dabei auch noch viel Zeit liesse, sich nicht so beeilen würde und die gesamte Geschwindigkeit aus seinem Gürtel kitzelte, dann konnte er fast schon sicher gehen, dass seine Geräte die Arbeit aufgenommen hatten und ihn mit dem Lebenswichtigen versorgten. Also machte er sich auf den Weg, schaute kurz noch einmal unter sich, suchte auf der Oberfläche seine mitlerweile liebgewonnene, neue Heimat, die weisse Stadt wie sie ja seit seinem Besuch im Untergrund wusste, und richtete seinen Blick dann wieder zu den Sternen. Dies war wohl ein Prolem, welches er als nächstes angehen könnte, die Navigation in und zwischen den Sternen, das Finden seiner gesuchten Ziele per Augenmass. Direkt wenn er zurückkommt würde er es sicherlich nicht angehen, dafür hatte er sich noch zu viele andere Dinge vorgenommen, doch er würde es im Hinterkopf behalten, auch wenn er es sicherlich erst wieder vorkramen würde, wenn er das nächste mal vor einem solchen Problem stünde. Den Gasriesen jedoch konnte er gerade noch so mit blossem Auge erkennen, stand er dem Wüstenplaneten doch gerade sehr nahe. Er zielte gut und begann mit der Beschleunigung, wurde schneller und immer schneller, konnte sich kaum mehr bremsen die volle Leistungsfähigkeit seines Fliegegürtels auszutesten, da er ja eigentlich nur den Weg langsam zurücklegen wollte um die Zeit zu überbrücken. Doch schon raste der gewaltige, strahlende Planet auf ihn zu als wäre es ein Ball der ihm entgegengeschleudert worden war, wurde von einem kleinen Punkt im Firmament schlagartig so gross und nah, dass man schon aus der Umlaufbahn nach ihm greifen wollte und er es kaum mehr schaffte den richtigen Zeitpunkt abzupassen, an dem er seinen Flug abbremsen musste um nicht mitten in ihn hinein zu schiessen - diese Fähigkeit seines Schutzschildes wollte er dann doch lieber nicht auf diese Weise ausprobieren müssen.

Doch fast instinktiv wurde sein Flug langsamer und stoppte - was man denn so stoppen nennen konnte - im Orbit des Planeten knapp hinter einem seiner grösseren Monde, die er eben noch an sich vorbeizischen sehen konnte und ein kleines Stückchen noch vor dem Asteroidengürtel, dem Ring des Planeten. Er hätte nicht so schnell an seinen Gürtel packen können, wie er ihn nun unter Kontrolle hatte - durch blosse Gedankenkraft. Als er genauer darüber nachdachte fiel ihm auf, dass er eigentlich überhaupt nicht mehr angestrengt an sein ziel oder an den Bremsvorgang hatte denken müssen, sondern nur noch gedacht hatte, wie schön es doch sei, wenn er jetzt vor seinem Ziel langsamer würde um noch etwas die Aussicht zu geniessen. Er hatte sich gerade einmal vorgestellt, wie er dies tat und da war es auch schon geschehen. Der Fluggürtel und das Gehirnwelleninterface war ihm in der Tat fabelhaft gelungen.

"Wenn die technologie nur weit genug entwickelt ist, ist sie von Magie nicht mehr zu unterscheiden." Ging ihm ein Satz durch den Kopf, den er auf seiner Universität immer zu hören bekommen hatte, wenn es um neue technologien ging. In Anbetracht der Tatsache, dass er die Levitation gewissermassen perfektioniert hatte, dass er sich durch blosse Gedankenkraft durch Raum und vielleicht sogar irgendwann durch die Zeit bewegen können würde, kam dies auch nicht von irgendwo, war durchaus berechtigt. Wenn er dies vorgeführt bekommen hätte, hätte er es in dieser Form ebenfalls erst einmal für Zauberei gehalten, hätte nach einer irgendwie sichtbaren Maschine gesucht, die diese Leistung vollbrachte, doch wenn er seinen Fluggürtel ebenfalls unter die Haut verlegte, dann wäre diese Möglichkeit ebenfalls eliminiert. Auf die Idee, in diesen Regionen zu suchen, wäre er damals sicherlich nicht mehr gekommen und hatte tatsächlich begonnen, an solcherlei Magie zu glauben. Wie hätte dann erst die Lichterzeugung in der Stadt auf seine Mitbürger wirken müssen, bei der man ja ebenfalls keinerlei direkte Lichtquelle beobachten konnte? Andererseits wirkte seinerzeit ja auch schon das Flugzeug als Magisches Teufelszeug, das die primitiven Eingeborenen als Götter anbeteten. So gesehen könnte der Satz ebenso heissen, "Jede Technologie muss wie Magie erscheinen, wenn das Publikum nur dumm genug ist!" Auch bei diesem Satz musste er immer an die ach so magischen Spielchen mancher Möchtegernmagier in seiner Geburtswelt denken, die mit zahlentheoretischen mechanismen die Menge verblüfften wenn sie ihnen punkte zur Wahl stellten, die Menschen dann auf diesen Punkten um eine vorgegebene Anzahl weiterspringen liessen um danach eine Menge dieser Pukte wegzunehmen. Magisch? Nein, Zahlentheoretisch! Aber davon weiss Liesschen Müller natürlich nichts, glaubt danach fest an die übermenschlichen, seherischen Fähigkeiten ihres neuen Gottes. Q.E.E

Quod erat expectantum - was zu erwarten war

Noch einmal schaute er sich um, wollte den Anblick dieser Kulisse geniessen, die er sich da für sein Experiment herausgepickt hatte. Den einen Mond hinter sich, den gewaltigen, bunt farbigen Gasplaneten vor sich, auf dem man nicht nur die Blicke innerhalb seiner Athmosphäre blitzen sehen konnte, sondern sogar von ihm zu seinem nächsten Begleiter, einen kleineren Felsklumpen, der von dieser Behandlung schon sichtlich mitgenommen war und sogar schon seine Rundlichkeit weitgehend verloren hatte. Zwischen all diesen flecken im All zog sich der Asteroidengürtel, den er eigentlich als sein Ziel angepeilt hatte, wie ein Band, das versuchte all dies zusammen zu halten und doch bloss eine Ansammlung von Klein- und Kleinsplanetoiden, von Mikro- und Nanoasteroiden war - was den beeindruckenden Anblick jedoch kein bisschen weniger beeindruckend werden liess. Ganz im Gegenteil stieg mit jeder Sekunde, die er damit verbrachte, seine blicke das schmale Band entlangstreifen zu lassen die Lust und das Verlangen in ihm auf, einen jeden dieser Nadelstiche im Nichts zu erkunden, vielleicht sogar auf den grösseren einmal herumzuspazieren, vielleicht sogar einen Schatz zu finden.

Wie hatte er in seiner Jugend immer davon geträumt, einmal einen Piratenschatz zu entdecken. Wahrscheinlich hatte dies wohl jeder Junge, in seinem damaligen Alter, sobald er eine beliebige Piratengeschichte als Gutenachtmärchenersatz gehört hatte, sie von seinem Grossvater erzählt bekommen hatte. Wenn er es sich recht entsinnt, so war es tatsächlich sein Grossvater, der ihm solche Geschichten erzählt hatte. Jedoch wenn er recht darüber nachdachte, wenn er einbezog, was er nun über seinen Grossvater, über seine gesamte Familie und deren Abstammung, über ihre Vorgeschichte wusste, so konnte er nicht genau sagen, ob sich die Geschichten seines Opas jemals wörtlich auf ein Schiff auf einem der Meere des Planeten bezogen, auf dem sie gelebt hatten. Immerhin hatte 'Schiff' auch etwas anderes sein können als etwas, das auf Wasser fuhr. Auch wenn ihn diese Gedanken von seiner Absicht, seinem Wunsch, seinem Entdeckerdrang etwas herunter holten, so war das Verlangen danach, durch diesen Gürtel hindurchzufliegen gross genug, dass er sich schon auf dem Weg befand.

Sein Unterbewusstsein musste wohl die Steuerung aktiviert haben, denn noch bevor er es bewusst gedacht hatte, war er auch schon losgeflitzt, näherte sich mit für seine Verhältnisse gemächlicher Geschwindigkeit den ersten Felsbrocken des äussersten Rings. Bewusst begann er dann, weiter zu beschleunigen und sauste mit einer Geschiwndigkeit, die seinem Rausch entsprach, über die Oberflächen der grösseren Asteroiden, umkreise die kleineren davon und machte sich auch einmal den Spass, einen davon, der gerade einmal so gross war wie er selbst, mit einem gezielten durchflug zu zermalmen. Als wollte er ihn mit der Schulter wegstossen hatte er sich gegen den heranfliegenden Stein gestellt, sich noch ein wenig unsicher, ob das Schutzschild auch tatsächlich so funktionieren würde, wie er es geplant, konstruiert und erwartet hatte. Doch sein Hoffen wurde Erfüllt und ohne das graue Etwas körperlich berührt zu haben hatte er ihn auch schon durchstossen, konnte bei einem kurzen Blick hinter sich nur noch davonstübende Steinchen und Reststaub entdecken. 'So viel also auch zu diesem Test.' dachte er noch bei sich, während er schon auf den nächsten, grösseren Berg zusteuerte. Langsam näherte er sich der Oberfläche des Brockens, der gerade schon als winziger Mond durchgegangen wäre. Dieser hatte sogar schon ein eigenes Gravitationsfeld, welches ihn sanft auf der Oberfläche festhalten konnte, denn als er seinen Antrieb abschaltete, bloss noch durch die Massenträgheit fortbewegt wurde, sank er sanft auf die staubige Mondlandschaft herab, bis seine Füsse den Boden berührten und er darauf zum Stehen kam. '... wo nie ein jemand zuvor gewesen ist...' ging ihm durch den Kopf, als er seine Schritte auf eine grössere Erhebung lenkte. Er geriet nicht ausser Atem, nicht einmal als er den kleinen Berg bestieg, doch bei solch geringer Schwerkraft hätte er auch mit einem einzigen, beherzten Sprung die Spitze erreichen können - wenn er davon nicht direkt wieder in der Umlaufbahn des Gasriesen gelandet wäre. Seine Atemkugeln schienen tatsächlich einwandfrei zu funktionieren, denn noch lebte er. Auch hatte er mit keinerlei Problemen zu kämpfen, die er auf eine fehlerhafte Mischung der Atemluft hätte zurückführen können oder gar einem biologischen Problem chirurgischer Art. Die Kugeln schienen tatsächlich perfekt positioniert und ebenso perfekt zu funktionieren, wie er es sich erträumt hatte. Einzig die Magensonde würde er erst nach einer längeren Zeit wirklich erproben können, wenn er wirklich einmal ein Problem hatte, wenn er wirklich einaml am Verdursten oder Verhungern wäre - oder ganz einfach keine Zeit hatte irgend etwas zu sich zu nehmen. Da die Sonde auf den gleichen Bauteilen beruhte wie die kugeln in seiner Lunge war nicht anzunehmen, dass diese nicht funktionieren würde - in Anbetracht der Tatsache, dass es die Lungenkugeln derart perfekt taten.

Als nächsten Schritt würde er sich seinen Fluggürtel innerhalb seines Körpers transplantieren lassen, dafür würde er auch noch irgendwo ein Plätzchen finden. Da seine Endkonstruktion dieses Gerätes derart klein war, würde dies sicherlich kein Problem bereiten. Doch so lange wie er nun schon unterwegs und auf Entdeckungstour war, ereilte ihn dann doch zunehmend die Müdigkeit. Dies war ein Faktor, den zu bekämpfen er noch nicht in der Lage war, dem er sich hingeben musste. Noch einmal gähnte er entkrampfend und mochte dies nicht auf Sauerstofmangel zurückführen, weil womöglich seine Kugeln doch nicht so perfekt funktionieren wollten wie er angenommen hatte. Doch selbst wenn doch, hätte dies den Rückflug auch nicht langsamer gemacht. Wieder richtete er seinen Blick in richtung der Sonne, wo er den Planeten der weissen Stadt vermutete. Kaum nachgeschaut, schon flog er los, löste sich von den verzaubernden Anblicken des Gürtels, seines Planeten und dem Tanz der Monde im Gravitatorisch Elektrischen Reigen und raste auf sein Ziel zu.

Kapitel 10: Endgame

Neuer Tag, neues Glück hätte er fast sagen können, auch wenn bisher kaum ein Tag ihm irgendwie pech gebracht hätte. Er war gewissermassen unsterblich geworden, da seine Zellerhaltung garantiert war, er war auch sonst unsterblich geworden, da seine Ernährung und Atmung sichergestellt und auch sein sonstiger, körperlicher Schutz garantiert war - was sollte ihm jetzt noch passieren? Er erhob sich mit diesem Gedanken im Kopf lächelnd von seiner bequemen Liege, die sich dazu wieder etwas nach vorn gelehnt hatte um ihm diesen morgendlichen Akt zu erleichtern, und ging sich auf sein Frühstück freuend in den Nebenraum, um von einem gewohnt reichlich gedeckten Tisch begrüsst zu werden.

"Hallo Schatz. Ausgeschlafen?", fragte ihn nicht irgend ein Avatar oder eine Computer-, sondern eine weibliche, sich sehr warm und echt anhörende Stimme. Er schaute sich überrascht um, wollte sichergehen dass er auch tatsächlich alleine war, dass ihn wirklich niemand überrascht hatte. Doch da irrte er gewaltig. Als er sich umdrehte schaute er direkt in das zarte, sanft lächelnde Gesicht einer Frau, die schöner nicht hätte sein können - vor allem nach seinen Massstäben. "Ich hab dir dein Lieblingsfrühstückchen fertiggemacht."

Er hatte es vollkommen vergessen, er hatte ja einen Auftrag in dem Baum hinterlassen, ihm eine Gefährtin zu erschaffen, eine Gefährtin wie in seinen Träumen, faktisch aus seinem Gehirn, seinen Gedanken geklont. Im Grunde hatte er sich ja nur die Zeit vertreiben wollen, als er seine Lungenkugeln und die Magensonde Konstruierte und Austestete, auf Exkursion ging und auch durchaus seinen Spass dabei hatte. Darüber hatte er sein anderes Projekt ein wenig verdrängt. Die 'Lieferung' musste gekommen sein während er geschlafen hatte, denn am Vorabend hatte er sie noch nicht bemerkt. Er schaute sich noch einmal um, wollte sicher sein, dass es sich nicht bloss um ein Upgrade des Lust-Roboters handelte, welches ihm nun womöglich gar Drogenbedingt den Kopf verdrehte. Dabei konnte er sich nicht einmal an die letzte Nacht erinnern, konnte nicht mehr genau sagen, wovon er geträumt hatte, wusste bloss noch, dass er sich nicht erneut dem Etherischen Duftdampf hingegeben hatte, nicht seinen Spass im Bad gesucht hatte. Doch dies könnte sich nun natürlich wieder ändern. Noch einmal schaute er sie an, verschlang sie mit seinen Augen. Da er sich dabei zu ihr herübergedreht hatte, merkte sie dies allerdings recht bald und begann, sich vor ihm zu räkeln, sich zu drehen, zu bewegen, sich in seinen Blicken zu baden, in seinem Verlangen zu sonnen.

Es war nicht so, dass er sich auf die Schulter klopfen wollte, dass er sein Meisterstück geschaffen hatte, dass er sich selbst mit dieser Kreation übertroffen hatte. Er sah sie durchaus als lebende Person, als Menschen aus Fleisch und Blut, nicht als Roboter, den er seinen lüsternen Wünschen unterjochen wollte. Vielmehr war sein Blick nicht nur mit dem Verlangen beseelt, seine Lust sogleich mit ihr auszuleben, sondern auch mit der Angst vor dem, was er womöglich unterschwellig in sie hineindoktriniert hatte. Niemand konnte genau sagen, wie sich diesees Wesen, das er mit seinen Augen streichelte, weiter entwickeln würde, wohin sich ihre Gedanken verlaufen würden oder gar, welche paranoia sie entwickeln würde, wenn sie erst etwas länger bei ihm leben würde - nicht einmal die Omnychron selbst hätten dies gekonnt, so viel wusste er bereits über die Vorgeschichte dieser Technologie, die sie damals aus genau diesen Unvorhersehbarkeitsgründen geächtet hatten und nur in den dringendsten Fällen verwendeten. In fast jeder Sekunde flackerte diese Angst erneut in ihm auf, wurde wieder von seinem gierigen Verlangen nach dem makellosen Körper vor ihm verdrängt um ein paar Sekunden später wieder emporzuflackern.

Er stand auf und näherte sich ihr langsam mit bedächtigen, geradezu andächtigen Schritten, während sie ihm noch ihren Knackpo entgegenstreckte, sich nach seinen Händen reckte und sich ganz offensichtlich nach seinen Berührungen verzehrte. Noch immer verschlang er sie mit seinen Blicken, sah in ihr genau die Person, die er in sie, in ihren Körper hineinprojiziert hatte - und er wollte sie, verzehrte sie, verlangte nach ihr wie nach der Luft zum atmen. Gerade streckt er seine Hand aus, möchte sie berühren, möchte sie umarmen, sie an sich drücken, sie küssen, die heisse Berührung ihrer Lippen auf den seinen spüren können. Auch sie dreht sich zu ihm, lächelt ihn an, zieht ihn mit ihren Blicken zu sich her um ihm genau die zärtlichkeiten zuteil werden zu lassen, die sie bei ihrem Tänzchen motiviert hatte. Er wusste nicht genau, wo er sie zu erst berühren wollte, wo er seine Hände als erstes ihren Körper streicheln sollten, ob er anfangs seine Hand an ihre Seite legen, seine andere Hand ihren Hals, ihr Ohr, ihren Nacken halten sollte oder ob er sie einfach nur an sich drücken wollte um sie heiss und verlangend zu küssen, seine aufgestauten Gefühle mit ihr auf körperlicher Ebene zu teilen.

Doch so weit kam es nicht, es kam alles ganz anders.

Gerade in dem Moment, als seine Fingerspitzen ihre Haut berührt hätten, als die beiden die körperliche Verbindung hergestellt hätten, ging ein Blitz durch ihreWelt, ein Riss in der Raumzeit, das sich direkt vor seinen Augen und schlimmer noch, direkt zwischen ihm und seiner angebeteten Braut entstand, ihn förmlich in sich aufsaugte, sich über ihm ausbreitete und um ihn legte, ihn wohl in eine andere Dimension, eine andere Daseinsebene zerrte. Er hatte nicht einmal die möglichkeit, sich dagegen zu wehren, alles passierte schneller als er hätte schalten können, als er es überhaupt hätte bemerken können. Er konnte nicht einmal sagen, wie sein Gegenüber auf dieses Ereignis reagiert hatte, ob sie erschrocken war, ob sie sich womöglich gar erleichtert über seine Beseitigung zeigte. Bei Diesem Gedanken musste er unterschwellig an seinen Widersacher Rumburak denken, für den sein Ableben womöglich ähnlich abgelaufen war - ein Blitz und dann eine Reise in eine andere Existenzebene - wenn überhaupt. War er tot? War er nur verschoben worden von eine höheren Intelligenz? Womöglich von einer Waffe eines Feindes direkt aus dem Orbit, den sich die Stadt nicht zuvor hatte entledigen können? Seine Panik nahm zu, bis er dann endlich eine erlösende Stimme vernahm, auch wenn sich der Erlösungsgrad in Grenzen hielt.

"Wir hatten dich gewarnt. Du solltest nicht zu weit gehen. Doch du wolltest ja keine Warnung annehmen."

"Dann war es gar kein Traum gewesen? Die fliegende Stadt? Der Aufschlag? Der Sauger in der Wüste? All das sollte eine Botschaft sein?"

"Das Komitee hat entschieden! Du hast unsere Warnungen in den Wind geschlagen, hast dir sogar angemasst, Leben erschaffen zu wollen. Dies machen wir unverzüglich rückgängig. Unendliche Macht bringt auch unendliche Verantwortung."

"Und was war mit dem Volk, das ihr ausgerottet habt? Was war mit euren eigenen Leuten, die ihr glaubtet bestrafen zu müssen weil sie eine andere Meinung hatten? Was mit all den Unschuldigen, die durch das Portal gekommen sind und die ihr versteinert habt? Was mit all denen, die durch euer Wissen hätten überleben können und die ihr ihrem Schicksal überlassen habt?"

"..."

"Was habt ihr denn jetzt mit mir vor? Wollt ihr mich ebenso bestrafen wie all die, die vor mir kamen? Wie all die Prezedenzfälle, die ihr zuvor abgearbeitet habt? Wollt ihr meinen Geburtsplaneten auslöschen? Den Fels-Wüstenplaneten, auf dem ich zu letzt gewesen bin? Wollt ihr alle auslöschen, die mich gekannt haben oder von mir wissen? Wollt ihr mich auch in eine Steinsäule verwandeln?"

"..."

"Bezeichnet ihr euch eigentlich als die Guten oder als die Bösen? Wenn ihr durch eure tötungs-bestrafungen solche Schuld auf euch ladetet werdet ihr wohl kaum die Guten sein können. Vielleicht solltet ihr euch einfach vollständig aus dem Lauf der Dinge heraushalten! Oder wollt ihr bis zum Ende aller Zeit darauf achten, dass niemals jemand all die Technologien entwickelt, die ihr so zu beschützen versucht? Irgendwann wird jemand darauf kommen, wie es gemacht wird, irgendwann wird ein anderes Volk so weit sein. Werdet ihr die dann auch auslöschen, bloss weil sie euch gefährlich werden könnten? Weil sie zu mächtig geworden sind?"

"..."

"Wer sich als Gut bezeichnet, muss immer die Methoden des Guten einsetzen! Wenn er böse Methoden benutzt gibt es nichts mehr, was ihn vom Bösen unterscheidet! Was seit ihr?"

"In deinen Worten liegt viel Weisheit! Vielleicht sogar viel Wahrheit. Wir erlauben dir einen Aufschub, bis wir euber unser weiteres Vorgehen beraten haben."

"Na G.." zu mehr kam er nicht mehr ihnen zu erwiedern, da war er auch schon wieder da, von wo sie ihn hergeholt hatten. Seine weibliche Kreation stand etwas verwirrt noch immer da, wo er sie verlassen hatte, fragte auch sofort, was denn passiert sei, doch mehr als ein "Ich weiss es nicht." brachte er in diesem Moment nicht als Erklärung heraus.

Damit hatte sich seine Situation vollkommen geändert. Alles, worauf er eben noch hatte bauen wollen zerbröckelte nun wie ein Croissant in seiner Faust. Das Wesen, das da nun vor ihm stand sah für ihn nun so vergänglich aus, dass er sich kaum mehr traute, sie überhaupt noch zu berühren, sich überhaupt mit ihr zu beschäftigen da sie wie angedroht wohl sowieso nicht lange bei ihm bleiben würde. Am Ende würde er sich gar noch mehr in sie verlieben, als er es ohnehin bereits getan hatte als er sie das erste mal in der Realität gesehen hatte. Sie dann wieder zu verlieren - einfach so - das würde ihn wahrhaft treffen. Doch genau dies war für ihn nun der Punkt, was mochte die Bestrafung der alten Omnychron wohl sein, was konnten sie ihm schon noch mehr antun, als seine Begleiterin aus diesem Universum zu entfernen? Als ihn selbst aus dieser Existenzebene zu löschen?

Ihn zu löschen, das wollte er sich nicht gefallen lassen. Doch wie kämpft man gegen Wesen, über die man nichts weiss, die die offensichtliche Allmacht für sich beanspruchen können und mit denen man sich sogar dann noch auseinandersetzen müsste, wenn man auf einer ähnlichen Existenzebene gelandet ist wie sie. Er musste sich vorbereiten, musste sich die Chance geben auch nach seiner Bestrafung, wenn sie denn nicht in einer unmittelbaren Eliminierung enden würde, weiter zu existieren - und nicht nur dies. Er wollte die Möglichkeit haben, sich auch auf einem absolut toten Planeten eine neue Welt aufbauen zu können, auch wenn dies etwas länger dauern würde. Er musste sich einen Materiegenerator einpflanzen, ebenso gestaltet wie seine Lungensonden, ebenso stabil, sicher und robust und vor allem ebenso versteckt. Vielleicht reichte die Allmacht dieser Wesen doch nicht so weit, wie sie ihn glauben machen wollten, vielleicht könnte er sich vor ihren Augen verbergen, könnte ihnen - wenn nicht direkt entkommen so doch vielleicht mehr werden als oberflächlich sichtbar.

Er nahm sie an der Hand und rannte mit ihr zu dem Baum, dessen Nebenwirkung er nun vollends auskosten wollte. Schnell waren sie beide in dem glibberigen Stamm verschwunden, liessen sich von der durchsichtigen Masse aufsaugen und er wartete kaum ab, dass auch sie ihren vollständigen Anschluss erhalten hatte, bevor er mit dem Avatar über das weitere Vorgehen verhandelte. Biologische Unsterblichkeit wollte er fü rsie beide haben, wollte zumindest ihre physische Existenz langfristig besiegeln. Und wenn sein Alptraum wahr werden würde, dann würde ihnen dies sogar langfristig nützen können, würde sich als unterschwellige Waffe gegen die Übermächtigen erweisen. Die Erhaltungsnaniten wollte er für sich zusätzlich und für seine Begleiterin als Mittel der Wahl. Eigentlich war sie noch nicht berechtigt für diese Art der Zellerhaltung, doch sein getunter Status ermöglichte ihm, dies von dem System einfach zu verlangen.

Er wollte keine Zeit verlieren, entliess sie beide direkt nach Abschluss der Arbeiten an ihnen beiden wieder in die Freiheit und somit ohne Schonzeit direkt in die biologisch-technische Unsterblichkeit, die er nun wohl mit ihr zusammen verbringen würde. Ob sein innerer Plan, den er durch seinen Alptraum aufgeworfen hatte und den er tatsächlich für theoretisch möglich hielt auch tatsächlich in die Praxis umsetzbar war würde sich herausstellen müssen. Jedenfalls war die Grundlage dafür nun ersteinmal geschaffen. Doch das reichte ihm noch lange nicht. Sie musste jetzt erst einmal über sich ergehen lassen, was er auch mit sich selbst getan hatte. Er musste unbedingt dafür Sorge tragen, dass auch sie im Falle des Falles überleben würde, dass sie nicht durch einen ähnlich dummen Un- oder Zufall das zeitliche segnet. Seine Gedanken rasten noch immer als er wieder aus dem Baumstanm herauskam.Sie lag bewusstlos auf dem Boden, hatte wohl ähnliche Nachwirkungen von der Behandlung wie er sie seinerzeit erfahren hatte. Eigentlich hatte er sich darauf vorbereitet, sofort ihre Hand zu greifen und sie auf dem Weg ins Entwicklungszentrum hinter sich her zu ziehen, sie womöglich auch auf den Arm zu nehmen und mit ihr dorthin zu fliegen - sein Kraftfeld sollte gross genug sein, dass noch eine weitere Person dort hinein passen könnte.

Er trat an sie heran, näherte sich mit vorsichtigen Schritten, wollte sie nicht zu abrupt aus ihrem Erholungsschlaf reissen, wollte ihr kein Trauma bereiten, welches sie mit ihrem womöglich labilen Geist nicht hätte verkraften können. Noch immer war er sich nicht vollstandig sicher, was er da mit ihr eigentlich geschaffen hatte, sah in ihr vor allem den Körper, den er so begehrte, den Teil ihres Characters, den er in seinen Drogenbädern erfahren hatte und nur zu einem kleineren Teil den Menschen mit dem Geist, den er ihr eingehaucht hatte, dem Ego und dem Selbstbewusstsein beziehungsweise Selbstwertgefühl, welches er ihr implementiert hatte - denn es wäre unmöglich gewesen, innerhalb eines halben Tages ihrer Eistenz ein eigenes zu entwickeln oder auch nur genügend Fähigkeiten zu erfahren, um auch nur die Fähigkeit der Sprache zu erlangen. Er kniete sich neben sie und streichelte ihr Gesicht, strich über ihre Wangen. Sie fühlte sich warm und weich an, als wäre sie frisch aus einem Ei geschlüpft und sah so schutzbedürftig aus, dass er ihr noch eine weitere Segnung seiner Errungenschaften zuteil werden lassen wollte - bloss für den Fall, dass er einmal nicht auf sie aufpassen können würde. Vorsichtig beugte er sich zu ihrem Gesicht herunter und küsste sie zärtlich auf ihre schlafenden Lippen, berührte sie nur sanft

Dann konnte er das Leben wieder in sie zurückkehren fühlen, denn sie begann sich zu bewegen, begann, seinen Kuss zu erwiedern. Ihre Lippen hatten sich ein wenig geöffnet und sich ihm entgegengestreckt, hatten sich, als er sich ein wenig erschrocken, zurückziehen wollte um seine Lippe gelegt und an ihr festgeklammert, ihm sagend 'geh nicht weg', woraufhin er seinen Kuss zur Vollendung brachte, seinen Mund fester auf den ihren drückte während er bereits ihre Hand an seinem Nacken fühlte, die sich an ihm festzuklammern begann. Sanft war ihr Kuss noch immer, so sanft wie ein Streicheln einer Feder und er konnte die Erwiederung seiner Gefühl fast wörtliche fühlen, die wie ein Feuer in ihm brannten.

"Ich hätte mir keine schönere Art wünschen können, wachgeküsst zu werden." bestätigte sie ihn mit einem Lächeln, welches wahrhaft die Sonne für ihn aufgehen liess. "Wir müssen weiter. Es ist einiges geschehen." Mit diesen Worten nahm er sie dann doch auf den Arm, wollte so dann doch die Zeit sparen, die sie durch pedale Fortbewegung verloren hätten und noch ehe er sich aufgerichtet hatte erhoben sie sich beide in die Lüfte und brausten ihrem nun gemeinsamen Ziel entgegen. Auf dem Weg erklärte er ihr all die Vorfälle, die er mit den alten Omnychron in Verbindung bringen konnten, die Bedrohung, die sie nun für sie beide bedeuteten und was sie nun zusammen noch zu unternehmen hatten, um sich zumindest so gut als möglich vor einer Bedrohung durch diese zu schützen - falls dies überhaupt möglich war. Er würde ihr ebenfalls einen persöhnlichen Schutzschild verpassen, würde so für ihren permanenten Schutz sorgen können, würde ihres jedoch in einem kleinen Detail ändern, so dass sie - wenn schon nicht gemeinsam so doch wenigstens einer von ihnen - eine grössere Überstehenschance hatten. Momente später landeten sie dann auch schon vor den Türen des Zielgebäudes, vor dem er sie dann wieder auf ihren eigenen Füssen gehen liess, auch wenn die ersten Schritte noch etwas wackelig und hilfsbedürftig schienen.

Kaum in dem runten Raum mit den Generatoren angelangt liess er sie auf eine der Liegen platz nehmen und verhandelte dann erneut mit dem holographischen Avatar in der Raummitte. "Es könnte gleich ein wenig zwicken, aber mach dir keine Sorgen, es wird alles gut werden." versuchte er sie zu beruhigen, um direkt mit den Neukonstruktionen der überlebenswichtigen Hilsmittelchen fortzufahren. Die Lungenkugeln übernahm er direkt, ebenso die Ernährungsgeneratoren. Bei dem Schutzschild nahm er seine eigene Konstruktion und beschnitt sie um die Möglichkeit der Zentrumsmodulation und damit der Fähigkeit, sich dadurch fortzubewegen, erweiterte dafür jedoch das Schildspektrum um einige Frequenzen und Modulationen und sogar um einen Teilchengenerator, der mit virtuellen Teilchen eine Heliopause aufbaute um das innere annähernd unsichtbar im optischen Bereich machen zu können. Er würde sie noch immer wahrnehmen können, wenn auch etwas anders als zuvor, denn sein Schutzschild würde auf ein derartiges Feld mit einem phong reagieren, welches er wiederum im sichtbaren Wellenlängenbereich auf seinem Schild sehen können würde. Die Aktivierung des Schildes regelte er analog zu dem seinen, verlegte jedoch den eigentlichen Schildgenerator einmal mehr innerhalb des Körpers in eine weitere Generatorkugel, für welche er sich den vollkommen unwichtigen Blinddarmbereich aussuchte. viel grösser musste das ganze ohnehin nicht sein, da die eigentlichen divisilen Teile, die bei seiner eigenen Konstruktion den grössten Raum einnahmen, nicht vorhanden waren, nämlich die Steuerungskontrollen.

Für einen Test blieb jedoch keine Zeit mehr, dies empfand er sowieso als obsolet, da er fast die gleichen Gerätschaften schon in sich selbst trug und sie dort bisher einwandfrei funktionierten. "Es wird jetzt ein wenig drücken. Bleib ganz entspannt." wies er sie kurz an, während er schon die Generierungsposition der einzelnen Objekte mit Hilfe des Wizards festlegte. Noch einmal kontrollierte er seine Eingaben, wollte sichergehen, dass er nicht die Kugeln für die Atmung in den Magen und umgekehrt verlegt hatte - dauernd rülpsen wäre eine Sache, aber Speisen atmen wäre unpraktisch - und schloss dann mit dem Auftrag der Generierung die ersten Arbeiten ab. Kurz kniete er sich noch neben sie, hielt ihre Hand während er merkte wie sie verbissen versuchte ihr Lächeln aufrecht zu halten. Es schien sie doch ziemlich überrascht zu haben, als sich dann tatsächlich innerhalb ihres Körpers etwas tat, etwas bewegte, etwas drückte obwohl sie äusserlich nichts merkte. "Es ist gleich vorbei. Die Helferlein werden uns erleichtern zu überleben." erklärte er sich noch einmal. "Hmm mm.." versuchte sie ihm ein positives feedback zu geben, doch der Vorgang war wohl noch immer nicht ganz abgeschlossen. Und während er noch hoffte, dass die Position des Blinddarms keine negativen Nachwirkungen mit sich brachte und gerade in interaktiven Selbstmitleid verfallen wollte ging es ihr auch schon bresser und sie richtete sich vor ihm auf um ihm einen Kuss zu geben. Während sie versuchte, ihn innig zwart mit ihren Lippen zu liebkosen war er jedoch schon nicht mehr wirklich bei der Sache, war schon wieder bei dem nächten Projekt, der nächsten Erweiterung, die er für sie beide versuchen wollte, die er vor der Urteilsverkündung noch schnell fertig bekommen musste.

Der Geistesblitz traf ihn dann tatsächlich wie ein Schlag, der ihn von seiner Begleiterin losriss, ihn kurz zurückschrecken liess. Schnell noch drückte er ihr einen kurzen schmatzer auf die Lippen, um sich dann direkt in die benachbarte Liege zu begeben. "Ich verspreche dir, dies wird die allerletzte modifikation, die allerletzte Konstruktion werden. Danach hast du mich ganz für dich alleine - hoffentlich sehr lange." versuchte er sie kurz zu beruhigen. Doch sie lächelte ihn nur an "Ist schon in Ordnung. Immerhin haben wir die Ewigkeit." In Anbetracht ihrer beiderseitigen Unsterblichkeit traf dies wohl auch vollends den Nagel auf den Kopf.

Wieder drang er in die Tiefen des Systems vor, suchte nach einem Ansatz, den er für seine Konstruktion nutzen konnte. Er versuchte genauer zu spezifizieren, welche Ziele er verfolgte, versuchte suchbegriffe zu spezifizieren und in längst vergangenen Archiven nach einer ähnlichen Konstruktion zu suchen, vielleicht auch nach einem Gerät, welches wenn auch wesentlich grösser so doch die gleiche Arbeit zu verrichten vermochte. So richtig fündig wurde er dabei jedoch nicht, fand allenfalls einige Bauteile, die er sich einmal mehr zusammensammelte um mit ihnen womöglich ebenso zum Ziel zu kommen. So wollte er einen gefundenen Datenhandschuh verwenden, um die Infrastruktur im manuellen Bereich herzustellen, wollte die Teilchenerzeugung durch extrem minuaturisierte Bauteile sicherstellen, die er in grosser Anzahl benutzen wollte. Die Steuerung sollte ebenso wie bei seiner Magensonde über seine Gedanken gesteuert werden. Einzig die Stromversorgung bereitete ihm anfangs im Bereich der Hand beziehungsweise der Arme einige Probleme, gibt es dort doch keine Stelle mehr, an der man grössere Kugeln unter die Haut implantieren könnte. Er entschied sich letztlich, das Prinzip der Verteilung ebenso auf die Energieknoten anzuwenden und sie noch einmal mehr zu verkleinern, dafür aber in rauhen Mengen zu benutzen. Was er herstellen wollte war klar - einen Materiegenerator, der durch blossen Fingerzeig Dinge herstellen können sollte. Das Ziel war erstaunlich schnell erreicht und ebenso schnell bekam er die Erfolgsmeldung von den Konstruktionssystemen, dass die automatische Überprüfung abgeschlossen sei. Er hatte sie zuvor nie recht bemerkt - oder benutzt - doch in diesem Fall, der sicherlich viel Schaden anrichten könnte, wollte er doch lieber alle Vorsichtsmassnahmen ergreifen. Das technologische Aufrüsten musste auch Grenzen kennen.

Er erhob sich wieder von seiner Liege in der virtualisierten Konstruktionsumgebung und wie seine Schönheit an, ihm Gesellschaft zu leisten. Sie standen gemeinsam im Zentrum des Raumes, während er schon wieder mit dem Avatar verhandelte, den er durch das alternative Holointerface gerufen hatte. Er wollte sich seine neue Spielerei als erstes selbst implementieren, implantieren lassen bevor er es seiner Begleiterin anbot, dem gleich zu tun. Er wollte sie zu nichts mehr zwingen, was sie womöglich gar nicht wollte - das hatte er durch die gewissermassen aufgezwungene Unsterblichkeit und den lebenserhaltenden Körpersonden schon zur Genüge getan. Dieses mal wollte er ihr erst einmal zeigen, was da auf sie zukommen könnte, was er eigentlich da getan hatte.

"Und du bist sicher, dass das funktioniert?"

"Ziemlich. Deshalb will ich es erst einmal nur an mir selbst ausprobieren und dann sehen wir weiter." behielt er sich die weiteren Schritte vor, während er weiter mit hilfe des Avatars die genaue Position der Generierung festzulegen versuchte.

"Mach es für mich gleich mit. Ich vertraue dir. Lass es mich auch ausprobieren."

"Sicher?"

"Ja."

Mehr wollte er gar nicht fragen. Sie lächelten sich noch einmal vertrauensvoll an und er begann, die spezifikationen des Generierungsprozesses für sein eigenes Gerät auf ihren Körper zu übertragen. Sie überprüften es gemeinsam noch einmal, bevor er dem Avatar dann den Auftragsabschluss erteilte.

In der linken Hand sollte es sein, mit der Energieversorung den halben Arm entlang, nahezu unsichtbar für den uneingeweihten, annähernd unsichtbar für den wissenden und gerade einmal in geringem Masse haptisch unter der Haut zu finden. Der Auftrag wurde aktiviert und ein Summen erfüllte den Raum. Dieses mal war es intensiver als bei seinem letzten Versuch, jedoch noch nicht so extrem, dass er sich Sorgen gemacht hätte - zumal er dafür eigentlich überhaupt keine Zeit hatte, denn schon setzte das Kribbeln in seinem linken Arm ein. Er versuchte, sich still zu verhalten, wollte sie nicht irritieren und auch nicht den Generierungsprozess unterbrechen oder stören oder gar irritieren. Das Risiko, dass irgend etwas dabei schiefgehen könnte, wollte er nicht im geringsten eingehen, dafür war ihm sein Arm zu sehr ans Herz gewachsen. Dennoch beruhigte ihn der Gedanke, dass er, sollte dennoch etwas schief gehen, den Arm immernoch einfach abschneiden könnte und dieser dann durch die Nanorobots in seinem Köprer regeneriert, nachgebaut, nachwachsen würde. Als das Kribbeln dann schon nach wenigen Sekunden aufhörte, traute er sich dennoch einmal nach seiner Hand zu schauen, ob sich eine sichtbare Veränderung an seinen Fingern eingestellt hatte.Er hob den Arm, hielt seine Hand vor sich doch sah nichts. Eigentlich war es genau so entworfen worde, dass man nichts sehen würde, dass man eben nur die Energiezellen weiter oben am Arm ertasten könnte, also fing er an seinen Arm mit der anderen Hand zu bearbeiten und schon beim ersten Handgriff hatte er sie erwischt, hatte offenbar die komplette Batterie an Generatoren auf einer Höhe umfasst und während er noch am Zählen war streckte er einen Finger nach vorn und dachte an 'Steine' - einfach nur um auszuprobieren, was passieren würde.

Sie waren beide etwas erschrocken, als dann tatsächlich ein paar Zentimeter vor seinem Zeigefinger begannen Steine in der Luft zu entstehen und auf den Boden fielen. Er zog den finger wieder zurück und betrachtete den kleinen Haufen, der sich vor ihnen aufgetürmt hatte. "Cool." kam es von beiden faktisch Lippensynchron und sie mussten ebenso synchron anfangen darüber zu lachen. Kurz blickten sie sich in die Augen und schon war der nächste Schritt klar, ihre Manipulation würde nun folgen wie geplant.

Kaum eine halbe Minute später waren die Manipulativen Arbeiten an ihr ebenfalls abgeschlossen und ebenso wie er versuchte sie ihre Fingerfertigkeit erst einmal ebenfalls an Steinen auszuprobieren. Die ihren waren jedoch - eigentlich für eine Frau ganz typisch - etwas kleiner und heller als die seinen, doch es funktionierte einwandfrei, die Steine purzelten zu Boden und auf einem Häufchen direkt neben dem seinen zusammen. Der Beweis der funktiuonstüchtigkeit war somit für beide erbracht und mit einem gemeinsamen Lächeln auf den Lippen verliessen sie die Halle, schlenderten wieder dieses mal Hand in Hand über die Strasse zurück zu ihrem Haus.

Sein Vertrauensverhältniss zu ihr hatte sich spürbar geändert, empfand er sie doch nun mehr als Partnerin in seinem Kampf gegen die alten Omnychron und für seine oder besser ihre gemeinsame, weitere Existenz. Jedes mal, wenn er sie anschaute, wurde sein Blick erwiedert, wurde mit einem Lächeln beantwortet welches nicht mehr Glück hätte ausdrücken können, wurde von einem strahlenden Gesicht in Empfang genommen, welches nur danach schrie liebkost zu werden, gestreichelt und geküsst neben ihm einzuschlafen und von morgendlichen Sonnenstrahlen ebenso gemeinsam wieder geweckt zu werden. Mehr und mehr sah er nicht mehr den Körper in ihr, den er all die Zeit in seinen Drogenbädern seinem lüsternen Willen unterworfen hatte, der für sein körperliches Wohlsein zusatändig war und sein hormonelles Gleichgewicht immer wieder herstellte, sondern eine Verbündete, eine Seelenverwandte, eine Person auf einem ähnlichen sprachlichen und womöglich auch geistigen Niveau wie er es erlangt hatte. Vielleicht hatte er es mit der indoktrination in der Brutkammer doch etwas zu gut gemeint, sie etwas zu intelligent gemacht, denn als er die ersten male versuchte, sein Fluggerät unter Kontrolle zu bekommen hat dies weit länger gedauert als sie nun für die Steinchenspielerei gebraucht hatte - zumal er für seine Steine ebenfalls ein wenig Anstrengung benötigte. Doch wenn er sie dann wieder anschaute und ihr sanftes Gesicht ihn anlächeln fühlte kochte das Verlangen wieder in ihm empor und er wollte gar nicht mehr über ihre geistigen Kapazitäten nachdenken müssen.

Doch weder dafür noch für ihre körperlichen attribute verblieb ihm und auch ihr mehr zeit, denn kaum hatten sie ihre ersten Schritte auf den zentralen Platz bewegt, hatten gewissermassen die Richtung zu ihrem Schlafzimmer eingeschlagen, da zerteilte einmal mehr ein Blitz ihre Welt, der die Zeit anzuhalten schien und sie in eine völlig weisse, gleissende Umgebung stellte. Noch immer waren sie gemeinsam, hielten ich nun fester an der Hand, verspürten beide eine gewisse Angst den Dingen gegenüber, die da auf sie zukommen würden.

"Wir haben eine Entscheidung getroffen!" vernahmen sie die hallende Stimme, die ihm nun schon hinreichend bekannt war. Es war die gleiche, die er bei seinem ersten Halbtraum und auch bei seiner letzten Entführung vernahm und mit dem er verhandelt hatte. "Deine Einwände wurden zur Kenntniss genommen. Da einige deiner Punkte durchaus zutreffend waren hat sich unser Urteil dir gegenüber gewandelt. Wir haben in der Tat erkannt, dass unsere Anwesenheit in dieser Dimension das mögliche Gleichgewicht unmöglich gemacht hat. Da sich dies jedoch aus der zwangsweisen Entwicklung unserer Spezies ergab, sind wir zu dem Schluss gekommen, an diesem Punkt den Lauf der Dinge zu korrigieren. Du als Abkömmling unserer biologischer Nachfahren bist dabei ebenso ein Produkt des Laufs der Dinge wie es all unsere Technologie ist, die so viel Unheil über so viele Zivilisationen gebracht hat. Die Konsequenzen unserer Existenz waren vielfältig. Zu vielfältig. Daher müssen wir die Korrektur an einem frühen Punkt unserer Entstehung ansetzen."

Er erwartete nichts gutes. Sie wohl ebenso, denn sie hielten sich gegenseitig immer fester an der Hand, wollten sich in diesem Moment auf gar keinen Fall mehr verlieren - es könnte das letzte mal sein, dass sie sich überhaupt an der Hand halten können. Dabei hatte er weit mehr zu verlieren, denn ihr Leben war bestenfalls einige Tage alt. Doch in ihr hatte er all das gefunden, all das geschaffen, was er immer gesucht hatte. Eine schöne, intelligente Frau, die ebenso lange leben würde wie er, ebenso wenig an biologischem Zerfall leiden würde und die zu ihm ebenso stand wie er zu ihr. Für ihn hatte sich die vollkommene Erfüllung ergeben, auch wenn er sie bloss selbst hatte ershaffen müssen. Doch jetzt bestand die Gefahr, dass er all dies wieder verlieren könnte, dass gar seine Existenz einfach ausgelöscht würde - schlimmer noch, verhinder würde, niemals stattgefunden haben würde.

"Wir haben beschlossen, all unsere Energie darauf zu konzentrieren, diesen Irrtum, diesen Fehler zu korrigieren. Wir werden die Zeit so weit zurückdrehen um einen Punkt zu erreichen an dem wir entstanden wären und dies dann verhindern indem wir unserem Heimatplaneten die Athmosphäre nehmen. Dadurch werden wir dort jegliches Leben für alle Zeiten verhindern und uns damit auch selbst auslöschen.

Es ist notwendig!"

Danach blieb nur noch Stille. Vielleicht warteten sie darauf, dass sie sich verabschiedeten oder dass sie noch einen abschliessenden Satz zu ihnen sagen, doch danach war beiden in diesem Moment nicht gelegen. Sie zogen sich aneinander heran und hielten sich fest umschlungen. Wenn sie schon einfach so vernichtet würden, wenn sie schon einfach so ausgelöscht, ausradiert würden, dann wollten sie zumindest diese Sekunden noch gemeinsam zubringen. Wahrscheinlich instinktiv aktivierten sie ihre Schilde, jeder den seinen und während sie so gemeinsam, eng umschlungen da im Licht standen und auf die Beendigung ihrer Existenz, der Beendigung dieser Zeitlinie warteten, ertönte auch schon wieder die Stimme des Omnychron.

"Wir sind nun bereit und werden mit der temporalen Korrektur beginnen. Lebt wohl - wenn es denn eine Existenz ausserhalb des Universums gibt."

Danach begann für die beiden ein Schauspiel, welches von schier unbeschreiblicher Schönheit war, wie man es innerhalb des normalen, zeitlichen Ablauf des Universums niemals in dieser Weise zu Gesicht bekommen konnte - zumal sich alles rückwärts abspielte. Er konnte gerade noch erkennen, dass sie sich offensichtlich nicht auf dem Planeten der weissen Stadt befanden, sondern wohl von den Omnychron zu ihrem Ursprungsplaneten geholt worden waren, denn der Planet war ein anderer, das System hatte ein andere Sonne und sie konnten in unmittelbarer Nähe sogar einige Monde entdecken - ganz so wie er es aus den Berichten über die goldene Stadt in Erfahrung hatte bringen können. Dann jedoch fing der Umkehrungsprozess an und durch das bunte schimmern ihres Schildes konnten sie zuschauen, wie sich die Sonne aufhellte, wie sie wieder zu neuem Glanz kam und vor allem, wie sich dabei der Planet der Omnychron veränderte. Die goldene Stadt blieb zwar eine ganze Weile erhalten, wurde dann jedoch irgendwann immer kleiner, verteilte sich dann in viele Splitterniederlassungen, die sich über den gesamten Planeten verteilten, welcher sich dann in einen Nebel hüllte, einen grauen Nebel. Sie hatten wohl gerade das Industriezeitalter erreicht gar einen Asteroideneinschlag zu verzeichnen, denn schlagartig war der Planet wieder strahlend grün mit weiten, blauen Flächen - eine wahre Schönheit für den es ihm leid tat, dass die Omnychron ihn vernichten wollten. Doch deren Entschluss stand wohl fest, denn ihre Welt drehte sich noch immer zurück, bis sie einen Punkt erreichten, an dem sich die Vegetation schon wieder zugunsten einiger Vulkane zurückentwickelte.

Er konnte nicht genau sagen, ob dies Schon ein Eingriff der Omnychron war oder ob es der normale Entwicklungsprozess des Planeten war, doch der diffuse Schimmer über der Planetenoberfläche war verschwunden. Auch konnte man nun auch am Horizont des Planeten bis auf die Oberfläche sehen, konnte exakt die Vulkane bei ihrer Arbeit beobachten, ganz so als sei es ein athmosphärenloser Mond, auf den man da herabschaute. Die Sonne hielt ebenfalls wieder still, hatte abermals ein eher unruhiges, loderndes Statium erreicht, während dem sie mit ihren Sonnenwinden sicherlich jede Zelle auf jedem ihrer Planeten geröstet hätte - vor allem wenn dieser kein Magnetfeld oder eine zu dünne Ozonschicht hatte.

Doch was war nun geschehen? Die Zeit verlief wieder in normaler Geschwindigkeit und sie waren noch immer existent? Wie konnte dies nur sein? "Hallo?" rief er in die leere hinaus, sie noch immer ein wenig ängstlich an sich drückend. Doch es kam keine antwort. Der Planet unter ihnen trug kein Leben mehr, so wie es der Omnychron beschrieben hatte. Konnte es wirklich sein, dass ihnen etwas misglückt war? Dass ihre Planung nicht korrekt war, dass sie womöglich schlicht vergessen hatten, die beiden Angeklagten mit auszulöschen? Doch das war im Grunde unmöglich, wäre doch ihre Nichtexistenz ebenso wie das der allmächtigen Omnychron ein Resultat der Zeitlinienveränderung. Seine Gedanken rasten einmal mehr um alles, was bisher geschehen war, um alles, was er über die Omnychron und deren Vorfahren erfahren hatte, was er von ihrer Technologie gelernt hatte und auch um was er von der Stimme erklärt bekommen hatte, die ihn letztlich auch verurteilte.

"Die Kombination unserer Schilde muss eine Zeitblase geschaffen haben." kam die Antwort von seiner Begleiterin. Damit hatte er nicht gerechnet und so blickte er sie Sekundenlang ungläubig und fragend an. War es bloss ein Schuss ins blaue oder hatte er sie vielleicht ein Stückchen zu intelligent gemacht? Ging das überhaupt? "Ich habe doch das gesamte Wissen der Omnydatenbank implantiert. Ein Experiment mit Schildkombinationen ist tatsächlich verzeichnet, doch sie haben ausgelassen, es weiter zu erforschen. Sie hatten wohl zu viel Angst, etwas an der Zeitlinie zu verändern, denn bei dem Experiment gab es temporale Verschiebungen geringen Ausmasses, doch es gab sie. Danach wurde es eingemottet. Genau dieser Effekt hat uns wohl gerettet."

Er konnte gar nicht erstaunt genug blicken, um seiner Schockierung Ausdruck zu verleihen wenn sie tatsächlich alles Wissen der Omnychron in ihrem Kopf trug, war sie ihm wohl sogar weit überlegen. Er hatte nicht nur eine ebenbürtige Partnerin geschaffen, sondern ein Intelligenzmonster. Seine Gefühle schwankten kurzzeitig zeischen Ehrfurcht und Ohnmacht, zwischen Angst, Ablehnung und Bewunderung, wichen dann aber dem unglaublich warmen und tiefen Gefühl des nicht alleine seins.

"Na dann weisst du ja sicher auch, was sich in der strahlend hellen Kugel in der Stadt befunden hatte."

"Tja, die Omnychron hatten tatsächlich versucht, mit höheren Wesen Kontakt aufzunehmen. Das Resultat war dieses Gebäude, welches mehr aus Energie als aus Materie besteht. Sie hatten versucht, einen Ausgang aus diesem Universum zu finden, wollten mit dem Schöpfer sprechen können, ihm begegnen - wie auch immer sie an ein solches Wesen glaubten. Das Resultat war eine Maschine, die es vermochte sie in einen höheren Daseinszustand zu transformieren. Sie haben keinen Evolutionssprung vollbracht oder sind vollen Bewusstseins, kraft ihres eigenen Willens zu diesen allmächtigen Energiewesen geworden, die sie zuletzt waren, sie hatten technologische Hilfe. Wahrscheinlich waren sie deshalb auch so hilflos, als du sie mit sich selbst konfrontiert hast - sie hatten die nötige Reife einfach noch nicht erlangt."

"Tja, Universum, zweiter Teil. Mal sehen, ob wir es besser machen können. Ich denke, die Grundlagen dafür haben wir zusammen." lächelt er sie an in froher Erwartung der Zukunft, vor der er nun noch weniger Angst hatte als an den Tagen nach der Auflösung des Rumburak-Problems.

Er hatte alles erreicht, was er sich jemals hatte träumen lassen. Die Naniten in ihren Körpern würden bei Abtrennung einer Fingerkuppe aus dieser eine neue Person entwickeln und den alten Finger reparieren, sie würden also auch kurzfristig nicht alleine bleiben müssen. Seine Partnerin war so schön wie tausend Sonnen, so intelligent wie alles Leben aus zehn Galaxie zusammen und so liebend wie man sich seine Liebe nur träumen konnte. Einer der Monde würde schon in der Lage sein, die Luft aus ihren Fingern tragen zu können und wenn nicht - gemeinsam würden sie auch grössere Bauten erzeugen können. Zusammen würden sie alles schaffen. Und sie würden bis ans Ende aller Zeiten leben und lieben können - bis sich das Universum selbst in Strahlung ausbreitet.

Nun war er wirklich frei.