Die vergessene Stadt der Omnychron

Teil 1: Die Suche

Nachdem alles fest stand, war der Flug schnell gebucht. Er würde direkt zu einem Planeten in der Nähe des Systems, in dem er sein eigentliches Ziel vermutete, fliegen und von da aus einen eigenen Flieger chartern um die letzten paar Lichtjahre auch noch hinter sich zu bringen. Viel zu lange hatte er auf diesen Moment, den Moment der Sicherheit sein tatsächliches Ziel zu kennen, warten müssen, dass es ihm nichts ausmachte, auch noch ein paar Tage, vielleicht auch Wochen warten zu müssen, je nach dem, wie lange er auf seinen Fortsetzungsflug würde warten müssen. Es bedeutete für ihn nicht nur sein Ziel zu kennen, sondern auch einen Teil seiner Vergangenheit, wenn er den Worten seines Grossvaters tatsächlich Glauben schenken durfte.

Er liess sich auf seinen Sitz fallen, machte es sich gemütlich. Immerhin würde der Schlaf ohne eine Tiefschlafphase, lange genug dauern und ihm sicherlich noch viel länger vorkommen, so wie er sein Ziel herbeisehnte. Ein weiterer Fluggast setzt sich neben ihn, versucht ihn in ein Gespräch zu verwickeln, aber er ist Gedanklich schon längst in einer anderen Welt - bei den ersten Erzählungen seines Opas, bei den Geschichten, die er immer von ihm erzählt bekam, wenn sein Vater nicht in der Nähe war. Dem war es stets ein Dorn im Auge, dass diese Märchen, wie er sie nannte, immer wieder aufgewärmt wurden. Er hielt sie für verwirrend, hielt sie für einen schlechten Einfluss auf den jungen, ungefestigten Geist seines Sohnes. Vielleicht hatte er damit ja sogar recht. Wie soll man auch deuten, welche Lehre man daraus ziehen soll, einer der letzten Nachkommen einer Zivilisation zu sein, die in jeder Hinsicht weit über der stand, in welcher man nun leben musste. Und sogar biologisch, so sein Grossvater, wären sie den anderen weit überlegen, würden schneller lernen, würden physisch mehr leisten können und auch bei weitem länger leben, als alle anderen, was sie seit jeher auf komplizierteste Art und Weise vor den Behörden zu verbergen versuchten.

"Junge, eines Tages wirst du vielleicht sogar wieder in den Strassen unserer Heimatstadt schlendern können, wirst das Wasser des Lebens aus dem Brunnen im Zentrum unserer Welt trinken können und wirst die biologische Notwendigkeit der Sterblichkeit ablegen können, so wie es unsere Vorfahren einst getan haben, bevor sie sich vor dieser dunklen Bedrohung verstecken mussten, die uns am Horizont des Universums begegnet war." Das war nun schon viele Jahre her, fast hundert um genauer zu werden, und doch sah er heute allenfalls aus wie mitte dreissig. Jedoch war sein Grossvater tatsächlich schon gestorben, wenn auch nicht auf natürliche Art und Weise - er war von einem Gleiter überfahren worden.

Der Strassenverkehr ist wohl zu jeder Epoche eine gefährliche Angelegenheit, dachte er noch bei sich, als er auch schon von seinem Sitznachbarn endgültig aus den Gedanken gerissen wurde. "Halten sich wohl für was besseres, hä? Müssen nem normalo nicht mehr antworten oder auch nur beachten, schweben über uns anderen, uns Abschaum." 'Wenn mein Vater recht hätte, müsste ich ihm jetzt antworten "Genau!", aber dass er es nicht hat, habe ich mir schon oft unter Beweis gestellt.'. Auch wenn ihm sein unfreiwilliger Nachbar etwas komisch vorkam - ein Gefühl, das man in den wenigsten Fällen näher beschreiben kann - versuchte er dennoch eine Kommunikation mit diesem beginnen zu lassen.

"Oh, Verzeihung, doch, ich war nur ein wenig in Gedanken."

"Ah, verstehe, doch kein solcher Schnösel, was? Haha."

"Schnösel?"

"Naja, so ein verpienster, reicher Sack, sich zu fein für alles..."

"Achso. Eigentlich nicht, denke ich. Aber wenn sie Wert darauf legen... Haha..."

"Ah, sie sind mir richtig. Wird vielleicht doch nicht so ne langweilige Fahrt. Mutter besuchen, verstehen schon..."

Er verstand nicht wirklich, nicckte aber zustimmend. Er hatte seine Mutter nie als Qual empfunden, machte sich vielmehr immer Gedanken darüber, wie sie zu dem von seinem Grossvater aufgebauten Mythos der langlebigkeit in ihrer Familie passen würde und beobachtete ihren Alterungsprozess daher mit sehr wachen Augen. Der Grund, so sein Grossvater, warum er trotz seiner gemischten Abstammung genau so altern würde wie er sei, dass sich die besseren Gene durchsetzten. Auch das hätte wieder ein Tropfen in das Glas des Überlegenheitsgefühls sein können, erfüllten ihn jedoch stets eher mit Mitleid für die Anderen, als denn Verachtung ihnen Gegenüber. Das Geschenk, das er durch seine Abstammung erhalten hatte, empfand er dennoch stets als Herausstellungsmerkmal, ohne es jedoch an die grosse Glocke zu hängen, zu gut hatte er mit der Zeit die Geschichte seines Aufenthaltsortes studieren können um zu wissen, wie diese Rasse zu jeder Zeit mit Andersartigen umgegangen war.

Jedes Jahr machte er ein Photo seiner Mutter, ohne dass diese diese Regelmässigkeit grossartig mitbekommen hätte. Es war nie heimlich, es war bloss quasi-zufällig immer auf dem gleichen Sofa, immer aus der gleichen Position heraus und immer im gleichen Licht, so dass er sich eine beeindruckende Zurschaustellung eines Alterungsprozesses an einem Beispiel anschauen konnte und so wusste, was auf ihn zukommen würde, wenn er einmal eine Frau finden würde, die mit ihm leben könnte. Doch als er dann hochrechnete, wie viele Frauen er überleben könnte, und welchen Schmerz er schon beim Verlusst dieser einen Person ertragen musste, wollte er dies eigentlich gar nicht mehr. So hatte er niemals mehr als bestenfalls langjährige, aber vorübergehende Langzeitbeziehungen, die spätestens dann auseinandergingen, wenn sie eine Frage über sein noch viel zu gutes Aussehen stellte oder aber sich fester mit ihm binden wollte. Am liebsten war es ihm trotz allen Trennungsschmerzes, wenn sie ganz von selbst ihre Koffer packte. Zumindest konnte er sich dann nicht vorhalten lasen, dass er ihr grundlos weh getan hätte.

"Das muss schön für sie sein."

"Für die ganz bestimmt."

"Nein, für sie meinte ich."

"Naja, ist eher ein Pflichtbesuch. Die ist ja schon halb senil geworden, wird sich warhscheinlich gar nicht mehr an mich erinnern. Kann ich mir den nächsten Besuch vielleicht schon ersparen."

"Tja, es ist traurig, jemanden zu verlieren, seien sie froh, dass sie noch lebt."

"Naja, vielleicht haben sie recht. Was wollen sie denn auf dem Felsbrocken?"

Das war in der Tat der Punkt an dem seine Geschichte originär begann, vor fast einem Jahrhundert der Jagd nach immer neuen Informationen, Gerüchten und Mythen, voll von Sagen und Märchen auf den verschiedensten Planeten, in den verwegendsten Winkeln dieser Galaxie. Eigentlich hätte er auch gleich alle Planeten einzeln absuchen können, wahrscheinlich wäre dies sogar schneller gewesen als überall dort hinzureisen, wo er ein weiteres Informationsfragment auch nur vermutete, von dem ihm zugetragen wurde, dass sich womöglich dort etwas befinden könnte, was ihn interessieren könnte. Und letztenendes war es genau ein banaler Felsbrocken, der ihm als Grundlage diente für all seine Nachforschungen. Im Grunde war es sogar ein Felsbrocken, der für ihn das letzte Fitzelchen an Information darstellte, was ihm zur Lösung des Rätsels seiner Herkunft noch gefehlt hatte. Und sogar das hatte er sich hart erkämpfen müssen.

Den ersten Stein hatte er bei seinem zehnten Geburtstag von seinem Grossvater bekommen. Er lag in einer massiven Holzkiste, die mit Intasien verziert und mit einer Inschrift auf dem Boden versehen war, die er ihm als "All das vergiss bitte nie!" übersetzt hatte. Dabei war für ihn der Stein anfangs nur ein Spielzeit, ein Briefbeschwerer oder auch der Repräsentant für das Gute, das von dem Bösen aus den Tiefen des Alls bedroht wurde wenn er seine Fantasien seiner Version des Verschollenen Heimatplaneten spielerisch nachemfand. Dabei war im endeffekt die Schatulle weitaus interessanter gewesen als der Stein selbst der, auch wenn er einige interessante, akkustische Eigenschaften hatte, doch eher bloss ein toter Stein gewesen war. Und dennoch hatte er mit genau diesem den Beginn seiner Fährte aufgenommen, die ihn nun bis direkt vor die Pforten der Verlorenen Stadt führen würde. Und dabei hatte es im Grunde genommen eher mit einem Zufall angefangen.

Er hatte nach seiner normalen, schulischen Laufbahn angefangen, sich mit dem Studium der Geologie zu beschäftigen. Irgendwie hatte ihn der Stein seines Grossvates angefangen, tiefergehend zu interessieren. Nachdem er eher nebenbei auch noch Linguistik studiert hatte, um vielleicht irgendwann doch noch eine tiefere Bedeutung in den Schriftzeichen auf dem Boden des Kästchens erkennen zu können, nahm er eine Stelle am geologischen Institut seiner Universität an. Er machte seinen Stein zum Thema einiger seiner Forschungsprojekte und fand tatsächlich einiges über diesen heraus. Das meiste davon war so verrückt, dass er es nicht einmal veröffentlichen konnte, was wiederum in einem weiteren Zufall resultierte, ohne den er noch immer seinen einen Stein untersuchen würde.

Da er ja seine eigentlichen Arbeiten nicht öffentlich machen konnte, machte er zumindest einen Teil seiner Arbeit zum Thema weiterer Studien. Die akkustischen Eigenschaften des Steins nämlich, bei Anregung durch unterschiedliche Frequenzen mit einer anderen Frequenz zu antworten die völlig zufällig schien, führte er für sich auf die Tatsache zurück, dass dieser Stein vielleicht künstlichen Ursprungs sein könnte. Er wäre womöglich für genau diese Aufgabe konstruiert worden, gewissermassen als Puzzlestückchen, damit sein eigentliches Ziel, das er durch den Stein im wahrsten Sinne des Wortes stets vor Augen hatte, die letzte Stadt seiner Zivilisation finden zu können, damit diese nicht völlig im Unwissen des Universums versinken möge. Diese tatsächliche Eigenschaft hielt er geheim, suchte aber offiziell nach Steinen, mit ähnlichen Eigenschaften - und fand diese sogar. Zwar antworteten diese Steine, die allesamt auf Monden gefunden wurden wo sie intensiver, kosmischer Strahlung ausgesetzt waren so lange sie existierten, nicht jeweils mit einem anderen Ton wenn man sie anregte, sonderen wiesen stets mehr oder weniger einfache Muster in ihrem Antwortverhalten auf, aber es war zumindest ein Thema, ein Deckungsthema, mit dem er seine Forschungen und Forschungsreisen seinen Vorgesetzten gegenüber begründen konnte. Seine Sammlung an merkwürdigen Steinen ging sogar so weit, dass er kleine Musikstücke auf diesen Steinen vorführen konnte, was ihm den unbestreitbaren Titel des Sonderlings erst recht verpasste. Jedoch steigerte dies seinen Bekanntheitsgrad in einem Masse, dass es ihm schon unangenehm wurde, vor allem im Hinblick auf sein ungewöhnliches Alterungsverhalten. Glücklicherweise blieb dies jedoch stets aus, seine Deckung blieb bestehen.

Eines Tages kam dann ein Packet mit der Post, in dem ein Brief und ein kleiner, in Papier eingehüllter Brocken lag. Jemand, der seinen Namen nicht nennen wollte, hatte ihm diesen Stein geschickt, den er auf einem kleinen Mond mit ungewöhnlich hoher Schwerkraft gefunden hatte. Ein Mond, der gänzlich ohne Sonne durch die Tiefen des Alls trudelte und dessen position er nur als Vektor angeben konnte. Ihm war der Stein auf einer zufälligen Notlandung dort aufgefallen und dachte dabei gleich an ihn. Immer, wenn er den Stein irgendwo gegen hieb, gab er einen anderen Ton von sich. Dabei fand er es besonders lustig, dass er dabei nicht das kleinste bisschen abbröckelte und auch sonst mit den ihm zur verfügung stehenden Mitteln unzerstörbar schien.

Er konnte es kaum fassen, ein anonymer Spender schickte ihm einen zweiten Stein, und dann auch noch mit Ursprnugsort, sogar mit Positionsangabe. Dies war seine erste, wirklich lange Reise ins ungewisse, zu einem Felsbrocken mitten im All.

"Ich bin Geologe und möchte mir die Felsformationen im Süden anschauen."

"Aha, Geologe, klingt interessant."

Sein Gegenüber liess es bei diesem Satz, der ihm schon sehr bekannt vor kam. Oft sagten dies Gesprächspartner, die ihn nach seinem Job fragten um ihn in einen Smalltalk zu verwickeln, dies dann aber nur als 'Steine suchen' einzuordnen wussten. Ihm kam dies meistens recht gelegen wenn er nicht weiter mit ihnen sprechen wollte, so wie in diesem Fall. Eigentlich wollte er die Reise verschlafen und sprach nur diese paar Sätze mit ihm, weil er nicht als unhöflich auffallen wollte. Auffallen war in der Tat das letzte, was er jetzt noch wollte, so kurz vor seinem Ziel. Manchmal erklärte er aber auch, was es mit seinem Beruf tatsächlich auf sich hatte, erzählte von seinem Forschungsgebiet und konnte sich über seine musikalischen Steine sehr gut ins Gedächtnis der Leute und sogar zum Mittelpunkt der einen oder anderen Party machen, wenn er 'rein wissenschaftlich' ein Liedchen auf Blumenkieseln spielte. Wenn er darüber nachdachte musste er oft lachen und stimmte seinem Grossvater zu, wie überlegen ihr Intellekt doch war.

Und doch war es gerade sein Job als Geologe, der es ihm erlaubte auf Institutskosten eine exkusion zu unternehmen, von der er seinerzeit nicht einmal wusste ob er sein Ziel überhaupt finden könnte, und auch ob er jemals wieder zurück finden würde. Die Navigation im völlig leeren Raum war nicht gerade einfach, da dort niemals irgendwelche Raumbaken errichtet worden waren. Wozu auch, wenn sie doch faktisch niemals jemand abfragen würde. Auf diese Weise liessen sich Punkte oder gar Vektoren im Zwischenraum ausserhalb der Galaxie sehr schwer finden, ja fast sogar unmöglich. Er hatte es dennoch versuchen müssen - und immerhin wurde er ja auch nicht enttäuscht.

Seine Vorbereitungen brauchten jedoch ihre Zeit. Er brauchte ja nicht nur ein Schiff, das ihn bis in diesen Bereich bringen könnte, es musste es auch ein wenig aufrüsten, um den erweiterten Anforderungen standhalten zu können. Ausserhalb der Galaxie konnte man nicht so einfach mal anhalten und nach dem Weg fragen. Man kann auch nicht ohne extremen Strahlenschutz dauerhaft in einem Schiff überleben, da die dunkle Energie einem die Atome in sich selbst drehen würde. Die Untersuchung des Mondes, auf den er es dort abgesehen hatte, würde sehr schnell vonstatten gehen müssen - schnell in geologischen Zeiträumen gemessen natürlich.

Überall in der Galaxie standen an strategisch günstigen Punkten jeweils Leuchtfeuer, kleine Stationen, die für nichts anderes Zuständig waren als das Zeitsignal, das sie von dem schwarzen Loch im Zentrum der Galaxie aus generierten, wiederzugeben. Wenn man also zwischen diesen navigieren wollte, musste man bloss ein paar dieser Funkfeuer aufgreifen und die Zeitunterschiede zwischen ihrem Signal zu einer exakten Position umrechnen. Was es ausserhalb des Strahlungsgürtels der Galaxie zu einem Problem machte war eben die existenz dunkler Materie, die wie ein dämpfender Wattemantel um die Galaxienscheibe herum lag und Signale der Struktur, wie sie von den Baken benutzt wurden, so sehr dämpften, dass man sich nicht allzu weit entfernen könnte ohne auch die letzte Positionsangabe zu verlieren. Im Endeffekt hatte er auf optischem Wege, auf die gute althergebrachte Art, mit Sextant und Winkelmesser, navigieren müssen. Eine völlig neue Herausforderung nicht nur für ihn, sondern sogar für einen Bekannten im Fachbereich Verkehrswissenschaften und Navigation, der so viele andere Personen hinzuziehen musste, dass er einmal mehr Angst bekam, dass irgend jemand zu viele Fragen stellen könnte, was er da draussen überhaupt wolle. Messtechniker, Astronomen, Physiker, Mathematiker, alle hatten sie ihren Spass daran sich an dieser, im Grunde mal wieder praktisch völlig bedeutungslosen Aufgabe austoben zu können. Aber dafür waren sie ja da, die Akademiker. Und sie hatten ihren Spass.

So flog er los, gut gerüstet zumindest um die fliegerische Herausforderung meistern zu können. Der Standardschutzanzug würde ihn lange genug schützen können, wenn er erst einmal da wäre und alles weitere würde sich ergeben, dachte er sich. Das, was man in dieser Welt modernen Raumflug nannte würde ihn zumindest schnell genug an dieses Ziel bringen können, um auch einen zweiten Versuch wagen zu können, sollte er irgend etwas vergessen haben. Doch sein Laderaum war prall gefüllt mit den ungewöhnlichsten Untersuchungsgerätschaften - und ein mobiler Massenspektograph sowie Tunnel- und Elektronenmikroskope waren noch die kleinsten davon. Trotz all dieser Ausrüstung war er sich jedoch schon vor Beginn seiner Reise sicher gewesen, dass er dies nicht brauchen würde und bloss einen vollen Akku für seine Kamera brauchte.

Genau so kam es dann auch. Er flog los mit allen guten Wünschen seiner Kollegen direkt aus dem Hangar der Universität, drehte noch eine Ehrenrunde über des Jet-Propulsion-Lab, um direkt nach austritt aus der Athmosphäre den Sprung in den Hyperraum zu machen. Er hielt dies für notwendig, einerseits weil er nicht länger warten wollte, andererseits aber auch, um mögliche Verfolger abschütteln zu können, es ihnen so schwer wie irgend möglich zu machen seine Fährte überhaupt erst aufnehmen zu können. Zwar hatte er keinen wirklich begründeten Verdacht, dass irgendwelche Häscher auf seiner Spur waren, die auf der Jagd nach möglicherweise kostbaren Artefakten einer untergegangenen Zivilisation waren, jedoch machte ihn das Packet schon ein wenig nachdenkloich. Ihn machte vor allem stutzig, dass der Stein, den der Unbekannte ihm da geschickt hatte, so perfekt in sein eigentliches Suchmuster passte und obendrein noch angeblich an solch einem aussergewöhnlichen Ort gefunden worden war. Wer sollte sich schon rein zufällig auf einen Felsbrocken ausserhalb der Reichweite jeglichen Funksignals irgend einer bewohnten Welt verirren?

Bumm machte es und weg war er. Innerhalb von bruchteilen von Sekunden war er ausserhalb der Reichweite jeglichen Radargerätes, ausserhalb der Ausdehnung der Zivilisation, in der er aufgewachsen war. Für seinen ersten Ausflug, seinen ersten Flug überhaupt in eine andere Welt, war das gar nicht übel. Auch konnte er sich ein erstes mal völlig sicher sein, dass irgend jemand von ihm sonderlich Notiz nehmen würde, denn da wo er hinfliegen würde, gab es niemanden, nichts, im wahrsten Sinne des Wortes - bis auf eben diesen Mond oder wie man es nennen wollte.

Es waren nur noch wenige hunderttausend Kilometer, die ihn von seinem Ziel trennten, als er den Überlichtantrieb abschaltete und in den normalen Raum überwechselte. Die Barriere, die die Galaxie von ihrer Umgebung trennte und nach der endgültig nur nochdas dunkel war, hatte er nicht einmal gespürt, so schwer hatte ihn die Panzerung gemacht, die ihn vor eben dieser Strahlung, die nun wenige dezimeter hinter der Raumschiffwand herrschte, schützen sollte. Er begann bei diesem Gedanken zu hoffen, dass sie dies auch tatsächlich tat, denn er würde nicht darauf hoffen können, zumindest einen schnellen, verstrahlten kureppeltodes sterben zu können, er würde ein sehr langes Siechtum erleiden müssen. Doch er schien glück gehabt zu haben - oder er war noch nicht lange genug draussen.

Eigentlich sollte er ihn langsam sehen, oder zumindest auf seinem Schirm haben. Er sollte vielleicht die Gravitation des Gestirns irgendwie messen können oder sonst eine Wahrnehmung seiner Anwesenheit haben, doch auf den Instrumenten war gähnende Leere. Noch einmal versuchte er, seine Position zu bestimmen. Noch konnte er die Leuchtfeuer seiner Galaxie hören, konnte anhand dieser navigieren und sogar seine Position ausserhalb des Bereiches, für das sie eigentlich ausgelegt waren, recht exakt bestimmen -soweit ihm die definition des wortes exakt möglich war. Immer wieder kalibrierte er die gemessenen Position mit dem, was die optischen Navigatoreninstrumente ihm ausspuckten und die vorhersage dieser wurde mit jedem mal genauer, wichen immer weniger von dem ab, was sein GPS, sein GalaxyPositioningSystem ihm sagte. Seine Kollegen bestanden darauf, dass er sich erst weiter von der Galaxie entfernen sollte, wenn das Optische System, mit dem er im Grunde auf Sicht navigieren konnte, perfekt funktionieren würde. Sie wollten wohl vor allem ein neues, exakteres System für Ausserhalb haben, als ihm wirklich zu helfen sein Ziel zu finden, aber so lange es funktionierte sollte auch dies gleichgültig sein.

Noch ein paar mal gab er Korrekturdaten ein, dann liess er es dabei, dass die Daten bei einem von 24 Werten - Quaternionen für den sechsdimensionalen Metronenraum - in der zweiundzwanzigsten Stelle um ein zehntel abwichen und versuchte, den Vektor zu finden, wegen dem er eigentlich hergekommen war. Er wusste ja nach wie vor nicht, in welchem Zeitfenster dieser Vektor dargestellt war, wann er überhaupt aufgenommen wurde und wie lange das Paket überhaupt zu ihm gebraucht hatte. Es hätte auch erst einige Jahrzehnte, ja gar Jahrhunderte nach diesem Besuch von dem der anonyme Gönner geschrieben hatte, abgeschickt worden sein. Er berechnete den Vektor neu, korrigierte ihn mit der Bahnvorhersage des schwarzen Loches, das die Galaxie durchjagd und seine Bahn bis weit ausserhalb zieht und nahm eine kurskorrektur vor, programmierte ein dauerhopping und gab Gas. Es belastete das Schiff sehr, andauernd auf Hypergeschwindigkeit zu gehen und für eine Gravitationsmessung wieder unter die Lichtschranke zu tauchen um direkt nach der Messung wieder Gas geben zu müssen.

Glücklicherweise war sein neues Ziel nicht mehr weit entfernt, auch wenn sich daraus ergab, dass das Packet tatsächlich gepackt wurde gut vierzig Jahre bevor er es erhalten hat, oder die Daten des Vektors waren zumindest von diesem Alter. Da schien also jemand ebenso lange wie er, wenn nicht gar noch wesentlich länger auf der Suche zu sein. Und nur im optimalen Fall war er einer von seiner eigenen Art. An diesem Tag machte er sich darüber jedoch noch keine Sorgen, gleichwohl sie mehr als berechtigt gewesen wären. Geändert an seiner momentanen Situation und an dem Rätsel, vor dem er nun stehen würde, hätte dies jedoch auch wiederum nichts.

Dunkel und tot fand er den Planetoiden vor sich,als er der berechneten Flugbahn weiter an von dem Punkt aus folgte, an dem ihn der Bordomputer dauerhaft aus dem Hyperraum gehalten hatte. Er hatte gar nicht gemerkt, dass er drei dutzend male einen kurzen Hypersprung gemacht hatte, der ihn jeweils über die doppelte distanz der Messgerätereichweite befördert hatte, so schnell ging das automatische Suchraster das er programmiert hatte durch den Computer. Kein Risiko wollte er eingehen, liess noch bevor er überhaupt versuchte in eine Umlaufbahn einzuschwenken, erst einmal alle seine verfügbaren Messgeräte auf das Stück geballte Materie los, das er dort vorgefunden hatte. Bisher war alles problemlos verlaufen, sieht man einmal davon ab, dass er sein Ziel nicht dort vorgefunden hatte, wo ihn der initiale Hinweis hingeführt hatte. So wünschte er sich den weiteren Verlauf seiner kleinen Abenteuerexkursion, als er präzise in die anhand seiner gesammelten Daten berechneten Umlaufbahn einschwenkte. Eigentlich hätte er auch gleich darauf landen können, denn seine Bahn war aufgrund der Massenverhältnisse die er gemessen hatte so niedrig, dass er die Gesteinsproben förmlich direkt aus der Luftschleuse heraus greifen hätte können.

'Einen schritt nach dem anderen!', sagte er sich immer wieder wenn es ihn überkam einfach zu landen und zu sehen, was ihn erwarten würde, bremste seinen Übermut immer wieder selbst. Erst einmal machte er sich innerhalb einiger Umrkeisungen eine genaue Karte, stellte interessante Formationen fest die er markierte um sie sich später anzusehen und liess den Computer einiger Hypothesen aufstellen, welche Geschichte dieser Felsbrocken wohl durchgemacht haben könnte.

Jedoch, gleich mit welcher Datenkonstellation er auch die Berechnungen anstiess, führten sie zu keinem berechenbaren Ergebnis. Immer stimmte irgend etwas nicht, passte nicht in irgend ein bekanntes oder von bekanntem ableitbaren Muster einer Planetengeschichte oder eines Mondes. Allerdings hatte man bisher auch noch nie von einem Wanderer gehört, der sich ausserhalb der Galaxie bewegte - da war das entkommene, schwarze Loch das erste seiner Art gewesen und auch daran hatten sich die Computer schon die Zähne ausgebissen. Nicht einmal die Ursache für die Fehlberechnungen konnte ihm der Computer nennen, so sehr verwirrten ihn das gewonnene Datenmaterial. Offenbar versetzten seine Diracimpulse, die er zur Messung der Oberflächenkrümmung absetzte, die Kugel in Schwingungen, verfälschten nicht nur die nachfolgenden Messungen, sondern waren eigentlich physikalisch unmöglich. Für eine solche Reaktion hätte das Ding eine hohle Glaskugel sein müssen, aber dafür waren die Gravitationswellen, die dadurch von ihm ausgingen, einfach zu stark, ebenso die Umlaufbahn passend zu seiner Masse viel zu niedrig. Entweder war diese Kugel irgend etwas künstliches, eine Art riesiges Raumschiff, oder aber - er wusste es auch nicht.

Nachdem er lange darüber nachgegrübelt hatte, wie die Messwerte alle zusammenpassen könnten und vielleicht doch noch ein logisches, zusammenpassendes Bild ergäben fasste er sich ein Herz und landete einfach darauf, suchte sich eine belanglose Stelle aus auf der sich leicht landen liess, auf der es flach war mit wenigen, flachen Erhebungen drumherum damit er leicht einparken konnte und tat es einfach. Damit hatten seine Kollegen natürlich nicht gerechnet, dass er etwas derart unmögliches vorfinden könnte. Wie auch, es war ihm ja selbst sogar dann noch schier unbegreiflich, als er mit seinem Schiff direkt darauf zusteuerte. Er hatte keinerlei Atmosphäre gemessen, erwartete also keinen Widerstand auf seinem Sinkflug, auf dem er mehr damit beschäftigt war, seine Geschwindigkeit zu reduzieren anstatt wirklich auf sein Ziel zuzusteuern.

Seine Umlaufbahn war niedrig und schnell gewesen, weit schneller als er erwartet hatte. So hatte er die Messgeräte aus den Augen gelassen, die wild auszuschlagen begannen, je weiter er sich dem Boden näherte. Was er allerdings mitbekam war der harte Schlag den es tat, als er glaubte auf der eigentlichen Oberfläche gelandet zu sein. Er sackte nämlich plötzlich einfach immer tiefer, als würde es diesen Boden gar nicht geben, als wäre es nur eine Illusion gewesen, als wäre er durch eine bemalte Glaskugel hindurchgebrochen und würde sich nun in ihrem inneren Bewegen. Als er wieder aus dem Fenster schaute stellte er erschrocken fest, dass dem tatsächlich so war. Vielleicht waren seine Vermutungen über die Beschaffenheit, über die Eigenschaften der Kugel doch nicht völlig falsch gewesen, fand er sich doch nun in einer Atmosphäre wieder, die von einem grau-schwarzen Himmel auf der einen, und von einem braunen Felsboden auf der anderen Seite begrenzt wurde. Zu allem Überfluss zeigten ihm seine Messgeräte, denen er eher im Vorübergehen einen flüchtigen Blick zugeworfen hatte, nun auch noch an, dass diese Atmosphäre sogar für ihn atembar war, er würde also zumindest aus diesem Grunde nicht einmal einen Schutzanzug tragen müssen.

Immer tiefer liess er sein Schiff sinken und setzte schliesslich sanft und vorsichtig auf dem Geröllboden auf. Sah man einmal von der Tatsache ab, dass er durch ein massives Dach geflugen zu sein schien, hatte es keinerlei Beschädigungen gegeben. Er konnte sich wieder seinen Geräten widmen und wühlte in den Listen, die diese ausgespuckt hatten. In all den Jahrhunderten, in denen man schon versuchte es abzuschaffen, sie spuckten nach wie vor beschriftetes Endlospapier aus. Einen Wimpernschlag sinierte er darüber, wie ein Erzeugnis einer kleinen Pflanze an einem Fluss eines viele tausend Lichtjahre entfernten Planeten nun Bote auf einer fremden Welt war, da hatte ihn die Welt der Wissenschaft auch schon wieder. Aufs genaueste versuchte er aus den Bahnen von Papier herauszulesen, wie die Luft dort exakt beschaffen war, wollte er sich doch nicht durch irgend welche Spurenelemente vergiften lassen bloss weil er etwas schneller vor die Tür wollte. Doch es war auch nach der dritten überprüfung noch alles in Ordnung, ungiftig, atembar.

Mit angehaltenem Atem öffnete er die Luftschleuse, hielt die Hand vor das Schott als wollte er das Wetter prüfen, doch es regnete auch nicht. Die Nase schob er hinterher, als würde es nun noch einen Unterschied machen ob er vor oder noch innerhalb der Schleuse seinen ersten Atemzug machen würde. Und dann machte er ihn, ganz flach zu beginn um zu testen, wie sie schmeckte, stellte aber nichts negatives fest. Ganz im Gegenteil roch die Luft dort sehr ähnlich der auf seiner Wahlpflichtheimatwelt, ähnlich der, die er ja nun in seinem Schiff hatte. Schon wieder spekulierte, fantasierte er über die Technologie die in diesem Mond versteckt sein könnte wenn er denn tatsächlich künstlich war, die die Luft in seinem Schiff analysiert hatte und diese dann extra für ihn an diesem Ort reproduzierte. Dass es auf zwei Welten die exakt gleich schmeckende Luft geben konnte war eigentlich so gut wie unmöglich - zumindest innerhalb ein und derselben Galaxie, mathematisch allerdings dann doch schon.

Als er dann den ersten Schritt machte und einen ersten Fuss in den Staub neben seinem Schff machte war er versucht, doch einen Spruch abzulassen, sagte zu sich 'Nur ein kleiner ... ach... blödsinn...' und lachte kurz in sich hinein, völlig mit Freude erfüllt, dass er einen so aussergewönhlichen Fund gemacht hatte, auch wenn es im Grunde nicht wirklich sein eigener war. Der erste, richtige Lungenzug war wie eine Befreieung für ihn, wie eine Bestätigung, dass er einen gewaltigen Schritt auf seiner Odyssee weiter gekommen war und er genoss auch den zweiten und dritten noch, als wäre es das erste mal, dass er überhaupt wieder nach einer Ewigkeit atmen konnte. Sogleich kramte er seinen Schwingungsgenerator aus der Tasche und schnappte sich den erstbesten Stein, der interessant aussah - nach geologischen Gesichtspunkten - und überprüfte ihn auf Impulsantworten. Jedoch erhielt er keine, und auch den nächsten und übernächsten Stein, der er sich suchte beglückte ihn nicht mit Erfolg. Er versuchte kurz, die Leistung seines Generators zu erhöhen, damit er aus dem stand heraus in seiner unmittelbaren Umgebung Steine scannen konnte ohne sie jeweils in die Hand nehmen zu müssen, doch auch damit kam er nicht weiter, bis er es schliesslich aufzugeben begann, fast schon resigniert daran zu glauben begann, dass er entweder den falschen Wanderer besucht hatte, oder aber einem ausgesprochen gut ausgearbeiteten Streich unterlag. Dann überschlug er jedoch die Wahrscheinlichkeit, dass jemand für einen Scherz eine derartige Entdeckung wie diesen Planetoiden wiessenschaftlich gesehen verschenken würde und ihm wurde ganz bang. Denn wenn dem nicht so war, könnte es sich letztenendes doch noch um eine morbide Art von Falle handeln. Bei dem Gedanken drehte er sich kurz um um zu überprüfen, ob die Häscher womöglich schon hinter ihm stehen würden, doch 'ach, blödsinn!' tat er dies dann doch als Unfug ab.

Erst jetzt hatte er seinen Metalldetektor herausgeräumt, und machte sich auch gleich daran, den Felsbrochen auf dem er in grösseren Bereichen um sein Schiff herumzulaufen anfing, nach metallischen Abnormitäten zu untersuchen, ihn einfach ein wenig so zu untersuchen, als wäre es ein beliebiger, anderer Planet, den es zu erforschen gelte. Mit angestrengt ausgestrecktem Arm hielt er den Messteller über den Boden, suchte nach irgend etwas metallischen, irgend etwas, das seine Vermutung über den künstlichen Ursprung dieses Himmelskörpers bestätigen oder widerlegen konnte. Anfangs versuchte er nur ein wenig um sein Raumschiff herum zu suchen, die Umgebung grob und zufällig zu scannen, fand jedoch nichts. Dann nahm er sich einen Abschnitt vor, der nach seinem Ermessen am geologisch aufschlussreichsten lag, einen Teil eines Hanges ebenso abdeckte wie einen Bereich mit Kratern und einem Eckchen der flachen Ebene, auf der er gelandet war. In einem festen Raster begann er dieses Gebiet abzugrasen, rannte förmlich in linien über das Land, machte kehrt, ging einen Schritt zur Seite und rannte die gleiche Strecke wieder zurück, schaute sich jeweils am Ende die Aufzeichnung des Detektors von seinem Lauf an, doch jedes mal bekam er das gleiche Resultat, lieferte ihm das Gerät das gleiche Ergebniss: nichts.

Fast einen halben Tag hatte er schon damit verbracht, auf der Oberflächer herumzulaufen und Dinge zu suchen, die er auf einem normalen Gestirn vermutet hätte, die er eigentlich auf jedem x-beliebigen Felsbrocken im All hätte nachweisen können müssen, insofern war es nur allzu gut nachvollziehbar, dass er ein wenig stutzte. Langsam überkam ihn dann jedoch auch die Müdigkeit und er entschloss sich, sich erst einmal ein wenig hinzulegen und die Instrumente im Schiff zu konsultieren, zu überprüfen, ob er womöglich doch ein bisschen viel von der kosmischen Strahlung abbekommen hatte, oder gar von dunkler Energie, die hier draussen ja vermutet wurde. Fast schon wünschte er sich, dass er davon strahlenverseucht sein würde, wäre dies doch zumindest ein Erfolgserlebnis gewesen, das ihn nicht so völlig mit leeren Händen zurück hätte kehren lassen. Aber auch hier wurde er glücklicherweise enttäuscht, wurde er von dem Bordcomputer als sauber ausgewiesen und wieder herein gelassen.

Niedergeschlagen legte er den Metalldetektor zur Seite und legte sich in sein Feldbett, das seine Kollegen vorsorglich doch noch mit zu seiner Ausrüstung gestellt hatten. Fuer eine solch lange Zeit war seine Reise im Grunde nicht geplant gewesen und er würde sich sicherlich bei demjenigen freudig bedanken, der an dieses sich nun als ausgesprochen angenehm erweisende Gimmick gedacht hatte. Tief und fest konnte er schlafen, und doch träumte er von genau dem Ort, an dem er jetzt war, träumte davon, dass er über einen Hügel laufen würde, würde dahinter in einen Canyon hinab steigen, diesen durchqueren und am anderen Ende eine Kammer mit einer steinernen Türe finden, mit Inschriften, die er in ihrer Art zwar kannte, aber nicht wirklich entziffern konnte. In seinem Traum waren es die gleichen Schriftzeichen - oder zumindest ähnliche - wie sie auf dem Boden der Kiste geschrieben standen, in der sein Grossvater ihm den Stein vermacht hatte. Irgend ein kauderwelsch sprach er in seinem Traum, das allenfalls mit 'Sesam öffne dich!' zu vergleichen wäre, denn die Türe öffnete sich für ihn und liess ihn eintreten in einen völlig dunklen Tunnel. Als er ein paar Meter weit darin stand und auch der Schein von draussen nichts mehr zu erhellen vermochte schloss sich die Tür hinter ihm, nahm ihm auch den letzten Rest an Orientierungshilfe und er stand in völliger Dunkelheit. Er begann ein piepen zu hören, ein piepen das von einem leichten, rötlichen Schimmer in der Ferne des Tunnels begleitet wurde. Eine Zeit lang wartete er darauf, dass dieses piepen näher kommen würde oder dass irgend etwas geschehen würde, das ihm einen Hinweis darauf geben könnte, was er nun machen sollte, aber dies blieb aus, er blieb einsam in dem Tunnel stehen. Als ihm dann das warten zu dumm wurde und er sich auf den roten Schimmer zubewegte, das piepen dabei auch langsam lauter wurde, wurde auch seine Umgebung immer heller, immer gleissender. Er konnte allerdings dennoch keinerlei Umrisse seiner Umgebung wahrnehmen, es wurde einfach nur alles heller, während er begann immer schneller zu gehen, immer schneller, schliesslich in ein laufen überging und irgendwann merkte, dass er aus voller Kraft rannte und sich auf das piepen zubewegen versuchte.

Dann fiel er aus dem Bett. Es war noch immer hell, der Planet hatte ja keine Sonne um die er sich drehen konnte und erzeugte das Licht scheinbar innerhalb seiner Athmosphärischen Begrenzungsschicht selbst, denn das Licht kam definitiv von oben. Dies konnte er jetzt, als er sich das erste mal Gedanken darüber machte, ganz klar erkennen, vielleicht auch, weil er gerade von dem weissen Tunnel so geblendet worden war. Aber das piepen und das rote Licht waren noch immer da, dies war eines der ersten Dinge, die er wahr nahm, als er sich wieder etwas aufgerappelt, von seinem Sturz erholt hatte. Nur kurz musste er sich umschauen, brauchte kaum zu suchen und konnte das rote Licht sofort in einem Warnlämpchen identifizieren, das die Energiereserven des Schiffes anzeigen sollte, ihn warnen sollte, wann er welche Markierung auf der Restanzeige erreicht hatte. Zumindest war es noch die Hälfte, was dennoch erstaunlich war, da er mit abgeschaltetem Antrieb offensichtlich auf der Oberfläche weit mehr Energie verbraucht hatte, als in der gesamten Zeit seiner Suche zusammen. Jedoch kam das piepen nicht von diesem Lämpchen, denn piepen würde es erst, wenn seine Restenergie unter die Notenergie sinken würde und er Gefahr laufen würde, überhaupt wieder zurück zu kommen. Das, was den Ton von sich gab, war ganz offensichtlich sein Stein, der zufällig auf der Konsole direkt vor dem Notlämpchen lag und sich offenbar angeregt fühlte, jedes mal wenn das Lämpchen auf ihn strahlte eben jenes Piepen von sich gab.

Dies hatte er bisher noch nie getan, nicht in einer derartigen Konstanz, nicht in dieser Lautstärke und nicht in dieser gleichmässigen Tonlage. Bisher war jeder Anregungsversuch in einer völlig zufälligen Art und Weise beantwortet worden, so dass die Vermutung recht nahe lag, dass dies irgend etwas Nichttriviales zu bedeuten hatte.

Schlagartig war er hell wach, sprang auf und hüpfte erwartungsfroh zu dem Schaltpult, griff nach seinem Motivator und überprüfte die Reaktion des Steins noch einmal per Hand. Es bestand kein Zweifel, die Reaktion hatte sich geändert, war nun nicht mehr chaotisch, wie jedes mal, wenn er den Stein früher versuchte anzuregen, zu bestrahlen oder sonst wie zu bearbeiten, sondern schien in Abhängigkeit von seiner Bestrahlungsrichtung auf einem anderen Ton zu antworten. Er überprüfte sein Messgerät, machte sich aufzeichnungen und notierte zu den Scans der Steinlage jeweils die Frequenz, auf der dieser antwortete. Ein tatsächlich verständliches, interpretierbares Muster fand er jedoch wieder nicht. Er stellte seinen Versuchsaufbau etwas weiter weg von dem Punkt, an dem das Warnlämpchen geleuchtet hatte, man weiss ja nie, ob es irgend welche unberechenbaren Rückkopplungen von Elektronikinterferenzen geben könnte und so würde er zumindest eine Veränderung feststellen können.

Und tatsächlich. Mit der neuen Position des Gerätes antwortete der Stein anders als zuvor. Es waren zwar noch immer die gleichen Frequenzen, jedoch schien die Stelle, an der er ihn bestrahlte, ein wenig zu der verschoben zu sein, auf der er es zuvor versucht hatte. Wieder malte er auf seinen Scans herum, machte seine Notizen, die in immer wilderer Schrift für jeden anderen ins völlig unleserliche tendieren würden und raufte sich die Haare. Es war zu regelmässig, die Veränderung zu systematisch, als dass sie eine Zufälligkeit aufgrund einer elektronischen Schaltung in seiner Nähe hätte sein können. Wieder wühlte er sich durch die Aufzeichnungen, verglich die Bilder, vergleich die Position des Steins, kam aber wieder zu keinem eindeutigen Ergebnis, das er irgenwie verifizieren hätte können. Noch einmal schaute er sich an, wo er das Gerät mit dem Stein hingestellt hatte, suchte nach einem anderen, störenden Lämpchen, nach irgend etwas, das vielleicht beeinflussend auf sein kleines Experiment hätte einwirken können, fand aber nichts befriedigendes. Alles was er sah war viel zu weit weg, als dass sie eine Auswirkung hätten haben können - so viel glaubte er dann doch von seinem Stein zu wissen.

Er schlug sich gegen die Stirn "Natürlich!" stiess er einen Schrei aus, mit dem alle Anspannung von ihm wich und er sich auf ein Neues wagen konnte. Er griff nach dem Messgerät, seinem kompletten Versuchsaufbau und drehte die Gerätschaft ein klein wenig nach links. Wieder machte er eine Messreihe und wieder stellte er eine geringe Veränderung fest, machte wieder seine Notizen. Er drehte sein Experiment wieder, dieses mal um fast neunzig Grad, machte wieder eine Messreihe und auch nach einer weiteren Drehung um fünfundsiebzig Grad wiederholte er den vorgang. Es war ein Peilgerät geworden, was er da herausgespielt hatte.

Schnell isolierte er eine Frequenz, die ihm für die Peilung eines Zieles ausreichte und versuchte, seinen Versuchsaufbau portabel zu gestalten, auf das wesentliche zu reduzieren. Mit den Mitteln, die er an Bord hatte, die er in seinem Greifradius vorfand, sah es dann aber doch etwas arg imporvisiert aus: Der Stein bekam den Motivator an eine platztechnisch günstige Stelle gehalten, ein Stetoskop direkt über die Stelle, an der die Impulse in diesen eingehen würden und das ganze dann mit Klebeband fixiert, damit es nicht auseinanderfallen konnte, damit er es herumtragen konnte. Der Pfeil, den er oben drauf klebte, war dann schon eher Verzierung.

Er schaute sich sein Meisterwerk an und war für einen Wimpernschlag von sich begeistert, griff sich jedoch schon im nächsten das Ungetüm und stürmte nach einem kurzen Funktionstest wieder in richtung Luftschleuse. Die Batterien des Motivators waren voll und das Stetoskop war ein rein passiv-akkustisches Gerät, es würde also lange umherlaufen können. Kaum draussen, peilte er auch schon seine neue Laufrichtung an, richtete sich rein nach der Tonhöhe, die der Stein aus der konstanten Frequenz des Motivators machte. Natürlich hatte es auch sein können, dass die gemeinte Zielrichtung in richtung des tieferen Tons lag, da die Chancen dafür jedoch halbe-halbe waren - vielleicht auch nur fünfzig prozent - begann er erst einmal mit der Richtung, die ihm der höhere Ton wies. Und das war direkt auf den Hügel zu, den er auch schon mit seinem Metalldetektor abgelaufen hatte.

Sein Gerät schien gut zu funktionieren, dachte er bei sich, und machte sich auf einen grösseren Marsch gefasst. Dafür wollte er allerdings doch etwas mehr Ausrüstung mit nehmen. Noch einmal ging er zurück zu seinem Schiff und griff nach einem Tournister in einem Stauraum in der Luftschleuse, bevor er ins innere zurück kam. Die Kiste seines Grossvaters wollte er unbedingt auch dabei haben und auch den zweiten Stein, den er geschickt bekommen hatte. Etwas zu trinken und eine Lampe wollte er nach seinem Traum ebenfalls dabei haben, genau so wie ein Peilgerät und eine Fernsteuerung für sein Schiff - vielleicht würde er in Probleme geraten und so hätte er ein wenig Rückendeckung, und sei es nur, dass er sich ein Bein brechen und nicht mehr in der Lage sein würde selbst zurück zu kommen.

Schon war er auf seinem Weg in die Ungewissheit dieser neuen Welt. Immer wieder drehte er den Stein in alle möglichen Richtungen, um zu überprüfen, ob er noch immer auf dem richtigen Weg war, korrigierte sich hin und wieder. Schnell war er wieder über den Hügel, den er jetzt schon zum dritten mal überquerte, jedoch erst, als dieser hinter dem nächsten Berg, den er hinter sich liess, ausser Sicht war, kam in ihm das Gefühl der Entdeckerleidenschaft, der extremen neugierde auf, die ihn immer weiter trieb, ihn dazu trieb seine Füsse immer schneller zu bewegen bis er sich förmlich überschlug vor vorfreude vor dem, was er da wohl finden würde. Immer wieder erinnerte er sich an seinen Traum, der womöglich sogar ein Zeichen gewesen sein konnte. Und diese Vermutung wiederum legte nahe, dass es sich hier tatsächlich um ein künstliches Objekt von gewaltiger, technologischer Fortgeschrittenheit handelte, wenn es sogar möglich war, seine Gedanken während der Traumphase seines Schlafes so präzise zu steuern. Als er dann tatsächlich den Eingang zu der Schlucht, von der er geträumt hatte, erreichte, hegte er daran keinerlei Zweifel mehr, überschlugen sich nicht nur seine Füsse sondern auch seine Gedanken bei den Erwartungen, die durch den Ausgang seines Traumes geweckt worden waren. Was mochte wohl hinter der Tür gewesen sein, die sich in seinem Traum so bereitwillig öffnete.

Doch sein Weg war noch lang, die schlucht weit grösser und gewaltiger, als er sie in seinem Traum in erinnerung hatte. Allerdings war dies für ihn auch nicht weiter verwunderlich, waren die eigentlichen Traumphasen doch auch immer nur wenige sekunden lang und da kann man natürlich nicht gar so viel wahrhaftige Information hinein packen. Tief grub sich die Schlucht, auf deren Grund er sich bewegte, in den Fels - wenn es denn Fels war. Als Geologe warf er immer wieder einen interessierten Blick auf die Wände, zwischen denen er hindurch rannte, machte hin und wieder mal Pause um an den Felsen zu kratzen, sich einen Eindruck von den Schichten zu verschaffen, versuchte das ein oder andere Pröbchen auch für seine Kollegen zu nehmen, aber es ergab sich nichts. Einerseits waren die Felswände so sauber, dass er nicht einmal ein Stäubchen von diesen herunterpusten konnte, andererseits obendrein auch noch so glatt, dass sie wie aus einem Guss wirkten, sich offenbar aus einem einzigen Stein herausgeschält zu haben schienen. Eine Felsformation von dieser Art war ihm noch nie unter gekommen. Nicht einmal einen einzigen Jahresring konnte er irgendwo an der Wand erkennen, so weit er an ihr empor schauen konnte, keine einzige Verfärbung war in irgend einer Weise markant, als dass er davon etwas hätte lernen können.

Schon eine knappe Stunde war er von seinem Schiff entfernt und langsam bereute er es, dass er nichts zu essen mitgenommen hatte. Das Wasser, das er eingepackt hatte, war für ihn einfach zu dünn, auch wenn es noch so lebensnotwendig ist. Den grössten Teil der Zeit lief er nun schon durch die Schlucht, noch immer geführt von dem Stein der auch immer brav in die Richtung des weiteren Weges piepte. Zumindest fühlte er sich auf dem richtigen Wege, auch wenn es nicht sonderlich abwechslungsreich und befriedigend war, durch diese Tristen Felsformationen hindurch zu rennen. Er war schon geneigt, tatsächlich loszurennen, richtig schnell loszulaufen, als sein Fortkommen von einer Felswand versperrt wurde, die etwa bis zur Hälfte der Höhe des Canyons reichte, nach oben hin mit losen Steinen regelrecht getarnt schien. So hätte er sie zumindest auch bei einem Überflug nicht recht erkennen können, aber nach was hätte er auch suchen sollen, es war ja trotzdem nichts da, was er hätte finden können, denn die Wand, vor der er stand, war zwar glatt, aber trotzdem völlig leer.

Er erinnerte sich wieder an den Traum, in dem er in einer Wand wie dieser eine Tür entdeckt hatte, der er einen Spruch wie einen Zauber aufgesagt hatte und sich diese dann für ihn geöffnet hatte. Und er erinnerte sich an den Satz, den ihm sein Grossvater zu dem Kästchen gesagt hatte, das er ihm damals schenkte. 'All das vergiss bitte nie!' sagte er mehr zu sich selber, nuschelte es in sich hinein. Plötzlich spürte er eine art Beben, Erschütterungen die in ihrer intensität stärker wurden, dazu ein Grollen das auf ihn zukam, ebenfalls immer lauter wurde, so stark wurden dass vereinzelt Steine von den Wänden herunter zu fallen begannen. Er versuchte sich zu schützen, hielt seinen Rucksack über seinen Kopf, konnte aber seinen Blick nicht von der Wand abwenden, in die er auch weiterhin seine Hoffnungen auf ein Weiterkommen setzte. Und diese wurden nicht enttäuscht.

Anfangs bebte es nur, jedoch scheinbar stark genug, dass der Staub von der Wand zu fallen begann, Staub der sich in die Fugen von Schriftzeichen und die rechteckigen Umrisse einer möglichen Tür gesetzt hatten. Als dann jedoch diese Zeichen freigelegt waren, wurde das Beben etwas schwächer, während die Zeichen anfingen zu leuchten, gleißend hell zu erstrahlen, den gesamten Canyon in einen grellen Schein hüllten, dann sogar das Rechteck der Tür von diesem Leuchten erfüllt war und wieder ein Beben aufkam, dieses mal jedoch bei weitem nicht so stark wie zuvor, während dem sich die Tür tatsächlich als solche erwies und sich langsam und kratzend zu öffnen begann. Unwissendlich hatte er wohl die magischen Worte, die Formel des AliBaba, vor sich hin geplappert, hatte ihm sein Grossvater seinerzeit den Schlüssel schon gegeben.

Die Tür war offen und hüllte ihn und die halbe Schlucht hinter ihm in ein kaltes, weisses Licht. Die Zeichen waren noch immer hell erleuchtet und so nutzte er die Gelegenheit, kramte seine Kamera hervor und machte schnell ein paar Bilder davon. Natürlich wollte er die Zeichen irgendwann zu übersetzen versuchen, wenn er wieder Ruhe fand, wenn er wieder im Schiff oder auch daheim wäre, allerdings wollte er auch einen etwsa materielleren Beweis für das haben, was er gefunden hatte, wollte im Notfall etwas zum Vorweisen haben, wenn er gefragt wurde, was er dort so lange getrieben hatte. Vielleicht wäre dies gar nicht notwendig, würden die Messwerte und die nachweisbare Existenz des Wanderers ausreichen um seine Reise zu begründen, aber sicher war nun einmal sicher, und so packte er obendrein noch ein paar der Steine, die ihm fast auf den Kopf gefallen waren, in sein Packet - wenn er schon einmal dabei war Souveniers zu sammeln.

Erst jetzt fiel ihm auf, dass es irgendwie anders war als in seinem Traum. Dort fand er die Tür mehr oder weniger offen vor, musste nicht solche Spirenzchen ausbaldovern um sie zu öffnen, hatte allerdings auch nicht den Service, dass es drinnen schon hell war. Jetzt brauchte er nicht in die Dunkelheit zu gehen, sondern ins Licht - was in diesem Fall jedoch dennoch nicht besser war, denn für ersteren Fall hätte er seine Taschenlampe gehabt, in dieser Helligkeit jedoch sah er ebenso wenig wie in völliger Dunkelheit. Schon nach dem ersten Schritt, den er neben die Tür setzte, die zur Seite weggedreht war, fehlte ihm jeglicher Orientierungspunkt. Ausser der Tür selbst, war alles völlig weiss, fehlte jegliche Struktur, war nicht einmal der Boden zu erkennen. Noch einen Schritt ging er in die Tiefen des Weiss, und noch einen. Fast kippte er um als er sich drehen wollte und bei der Feststellung der Abwesenheit der hinter ihm zurückgelassenen Felsentür das Gleichgewicht zu verlieren drohte. Nicht nur die Tür selbst war weg, auch die Pforte an sich und der Blick auf die Schlucht, durch die er gekommen war. Der Raum in dem er stand - wenn es denn ein Raum war - war vollkommen weiss, absolut weiss, strahlend weiss..

Er taumelte orientierungs- und auch etwas gleichgewichtslos umher, versuchte irgend etwas in der völligen Weisse zu erkenne, einen Punkt, an dem er sich hätte orientieren können, aber so sehr er auch suchte, er fand einfach nichts, nicht einmal, als sich seine Augen an die Helligkeit gewöhnt hatten und er nicht mehr nur durch dünne Sehrschlitze schauen musste. Doch irgendwann vernahm er abermals ein leises piepen in der Ferne. Er überprüfte schnell, ob es vielleicht sein Stein war, der noch einmal seine Dienste erweisen wollte, der ihm vielleicht irgend einen Weg hätte weisen wollen, jedoch war es jener nicht, von dem die Töne ausgingen. Nachdem er die Batterie des Motivators getestet hatte und etwas herumprobiert, am Kabel gewackelt hatte bewertete er sein Hilfsmittel als nicht mehr hilfreich und legte es komplett in seinen Rucksack zu den anderen Steinen und dem Wasser, um sich schnell wieder auf die Suche nach dem Ursprung des Pieptons zu machen. Als er begann sich umzuschauen dachte er sich noch, dass er das Stetoskop eigentlich hätte in der Hand behalten können um so den Ton besser vernehmen zu können, ihn möglicherweise sogar damit anpeilen zu können, jedoch da hatte er ihn auch schon entdckt, einen mit dem Ton pulsierenden Kreis in der Ferne, der sich etwas dunkler als die Umgebung für ihn recht verschwommen von der Umgebung absetzte.

Zu Anfang dachte er noch, dass der Kreis umherschaukeln würde, aber als er sich dann fest auf breite Beine stellte merkte er schnell, dass er es war, der umherschaukelte, noch immer aus Mangel eines wirklichen Orientierungspunktes umherschwankte. Wieder versuchte er sich zu konzentrieren, versuchte den Kreis in der Ferne zu fokussieren und geradlienig darauf zuzuwanken. Wahrscheinlich würde er gerade in fürchterlichen Schlangenlinien da hin stolpern, dachte er noch bei sich, als er schon fast die Hälfte des Weges hinter sich gebracht hatte. Der Kreis war mittlerweile ein wenig schärfer zu sehen geworden, hob sich auch etwas besser von der nicht weniger strahlend weissen Umgebung ab doch vor allem war der Ton, anhand dessen er sich noch immer vorzugsweise orientierte, lauter geworden. Er fing schon an zu glauben, dass er hier bloss veralbert werden würde, dass der Kreis im Grunde nur eine Markierung in der Ferne sei und auch bleiben würde, weil er sich immer weiter von ihm weg bewegen würde, dass er die Maus im Irrgarten sei der man versuche ihre Ausweglosigkeit zu demonstrieren, doch mit der Zeit kam sein Ziel tatsächlich immer näher, fiel seine Theorie dem Gegenbeispiel zum Opfer. Erst recht, als er es endlich geschafft hatte, direkt vor dem Rand des Kreises stand, der offensichtlich gut für eine liegnde Person Platz würde bieten können.

Noch war er nicht in dessen Zentrum getreten, ging erst einmal aussern herum, wollte untersuchen aus welchem Material das ganze gemacht war, wollte sogar versuchen herauszufinden, wie das Leuchten zustande kam. Er bückte sich, tastete nach dem Streifen, fühlte jedoch nichts. Nicht, dass er überhaupt einen Widerstand gespuert hätte, dass er einen Fussboden aus irgend einem, festen,begehbaren Material ertastet hätte, er fand einfach gar nichts. Er tastete weiter, wühlte ein wenig in dem Loch vor sienen Füssen, wühlte dann sogar direkt unter, direkt hinter seinen Füssen, an Stellen, über die er eben noch geschritten, auf denen er eben noch definitiv gestanden hatte, doch da war nicht, rein gar nichts, nicht einmal Watte. Leicht verwirrt erhob er sich wieder, traute sich auf einmal ger nicht mehr, seine Füsse zu bewegen, wollte nicht von dem Platz, auf dem er stand herunterfallen, ins Nichts unter seinen Füssen stürzen, bis er das Gleichgewicht verlor und umfiel.

Doch er fiel hart, fiel auf einen festen Untergrund. Auch seine Hände, mit denen er sich abzusetzen suchte griffen nichts ins leere, so wie eben noch direkt neben dem Kreis. Er traute sich kaum, nach dem Kreis zu suchen, sich umzuschauen und zu vergewissern, ob er noch immer dort war, wo er eben noch stand. Doch es war tatsächlich so. Noch immer war er in dem grell erleuchteten Raum ohne Wände, ohne Decke und vielleicht gar ohne Boden. Schlimmer noch, er lag direkt neben dem Kreis, an einer Stelle die genau so war wie die, an der er eben noch herumgetastet hatte. Er drehte sich auf die Seite, fühlte ja nun mit seinem halben Körper, dass es einen festen Boden unter ihm gab und versuchte erneut, nach dem Boden zu tasten und erneut griff er vollkommen uns leere.

Er beschloss, diesen Effekt schlicht zu ignorieren, unter 'naja, wenns halt so ist dann ist es eben so' abzuhaken und weiter zu machen, weiter zu suchen nach Dingen die er besser verstehen konnte. Kurzentschlossen richtete er sich auf und ging in den Kreis, stellte sich direkt ins Zentrum. Jetzt hörte er das geräusch nicht mehr, das ihn hier her geleitet hatte, aber er hörte auch sonst nichts mehr. Eine kurze Zeit blieb er dort so stehen, eine Zeit, die ihm wie eine Ewigkeit vorkam ohne auf die Uhr zu schauen. Und selbst wenn wären die ewig dauernden Sekunden von ihrer Messbarkeit auch nicht kürzer geworden. Gerade wollte er schon tatsächlich auf seine Uhr schauen da stellte e fest, dass sich das Weiss um ihn herum aufzulösen begann, es sich in ein metallisches Graublau änderte, es von unten her einzufliessen begann und das Weiss nach und nach verdrängte. Änderte sich etwa der Raum in dem er stand? Er hatte keine Bewegung des Bodens, auf dem er stand gespürt, auch wenn das an diesem Ort sicherlich kein wirklich guter Indikator für die Abwesenheit einer Aktion sein konnte.

Immer dunkler wurde es um ihn herum, hinterliess das aufsteigende Dunkel das Weiss doch nur immer weiter über ihm. So gesehen schien er sich tatsächlich durch einen Tunnel nach unten zu bewegen, denn er glaubte über sich noch das bekannte Grell erkennen zu können, das sich zudem immer weiter von ihm entfernte. Er schien sich tatsächlich durch eine art Schlauch nach unten zu bewegen, wartete nach dieser Erkenntniss immer aufgeregter auf ein Ereignis, das seine Vermutung weiter untermauern könnte, auf etwas, das ebenso aussergewöhnlich war wie der gleissende Raum aus dem er kam, nur ein bisschen interessanter wollte er es dann doch schon haben.

Die Farbe der Wand hatte jetzt endgültig einen metallischen Schimmer angenommen, wurde fast nur noch von dem leuchten des weissen Bodens unter ihm erhellt. Er glaubte sogar, eine Struktur in der Wand erkennen zu können, womöglich Schweissnähte oder etwas ähnliches, vielleicht auch Wartungsmarkierungen, irgend etwas, das diese Umgebung als nicht aus einem Guss kennzeichnen könnte. Immer dunkler wurde es mit jedem Meter den er weiter fuhr, mit jedem Meter, den sich auch die Decke, also die noch sichtbaren Teile des Raumes über ihm, von ihm entfernten und kaum mehr Licht spenden konnten.

Dann jedoch wurde es auf einmal schlagartig dunkel, fuhr einige Meter über ihm eine neue Decke aus der Wand, die seinen Rückweg abschnitt und auch das Licht von oben endgültig abschottete. Immer weiter in die Tiefe bewegte sich seine Plattform. Langsam begann er im Geiste Berechnungen anzustellen, wie weit es wohl noch bis zum Zentrum des Planeten wäre, als er auf einmal mit seiner Plattform mitten in der Luft hing - und es ging weiter schnell hinab in die Tiefe. Noch konnte er das Loch in der Decke erkennen, durch das er da eben mit seinem Leuchtekreis gefallen war, doch auch dies wurde so schnell kleiner, dass er bei der Beobachtung fast wieder das Gleichgewicht verloren hätte. Vorsichtshalber setzte er sich auf seiner Plattform auf den Boden, wollte sicher gehen, dass er auch nicht von einem möglichen Richtungswechsel überrascht werden würde und er hinunter fallen könnte, denn nach dem, was er um sich herum sehen konnte würde des sicherlich ein ausgesprochen tiefer fall werden.

Er fand sich mitten in einer riesigen Sphere wieder, einer Kugel die nach aussen hin durch die von ihm durchfahrene, metallische Schicht abgegrenzt war und die nach innen von konzentrischen Röhren durchzogen war, die nach dem, was er beobachten konnte, alle auf einen einzigen Punkt zuliefen. Ebenfalls viele dünnere Gebilde, möglicherweise eine Art Kabel, durchzogen diesen Raum, der offenbar den gesamten Wanderer ausfüllte. Er war wohl in der Tat von künstlichem Ursprung. Gleichmässig verteilt waren da dann noch kleinere Würfel, von denen ein Summen auszugehen schien, genau konnte er das weder beschreiben noch orten, was er jedoch sagen konnte war, dass diese wohl Energie produzierten, denn es gingen Blitze von ihnen aus, die ebenfalls nicht ungefährlich aussahen, sich aber immer auf eines der Kabel bezogen. Diese Kabel schienen nach Aussen hin immer dünner, aber auch immer häufiger zu werden, verzweigten sich zur Aussenwand hin wie ein Spinnengebilde, das sich an möglichst vielen Punkten festzuhalten versuchte und den massiven Strang, der auf den Kern zulief, zu halten hatte. Und gerade auf diesen schien er sich zuzubewegen.

Lange hatte er zu warten, lange war sein Flug ins Zentrum. Die Temperatur war weitgehend angenehm, nicht zu warm und nicht zu kalt und er überlegte schon, ob es wohl eine art Schutzschild um ihn und sein Gefährt geben würde, das ihn versorgte, da wurde er auch schon von der nachsten, atemberaubenden Aussicht abgelenkt. Jetzt war er offenbar kurz vor dem Kern, durchflog eine Reihe von Kugelartigen Gebilden, auf die die dicken Kabel tatsächlich zuliefen, sich jeweils in einem dieser Kugeln verankerten. Viele Lichter umreihten diese Kugeln, liessen sie wie riesige Passagierschiffe aussehen, die aus ihren Panoramafenstern schauen wollten. Jede fünfte hatte eine Menge metallischer Stacheln nach aussen geführt, die womöglich Messsonden darstellten, denn weitere Verbindungen hatten diese nicht. Wieder andere hatten gar keine Lichter und andere boten durch breite Schlitze in ihrer Oberfläche - alle in die gleiche Richtung - wohl in gewisser Weise Landeplätze für eben solche Transportplattformen, wie er gerade eine benutzte. Kaum konnte er seine Blicke von diesem Panorama abwenden, das sich ihm hier bot, konnte seine Spekulationen kaum im Zaum halten - eigentlich ziemlich unwürdig für einen Wissenschaftler wie ihn, der immer auf dem Boden beweisbarer Tatsachen agieren sollte.

So sehr war er in seiner Phantasiewelt abgetaucht, dass er richtig erschrocken zusammenzuckte, als sich die Welt um ihn herum abermals schloss, er durch die Decke einer kleineren Kugel jagte, auf die er im Grunde hätte warten können, bewegte er sich doch geradlienig auf das Zentrum zwischen all diesen anderen Kugeln zu, zu dem es jedoch auch keinerlei bauliche Verbindung gab. Sie schien sich einfach so im Zentrum dieses gewaltigen, im wahrsten Sinne des Wortes astronomischen Gebildes zu halten. Abermals beobachtete er über sich den Kreis der Aussenwelt immer kleiner werden und konnte ausschliesslich an diesem feststellen, dass sich seine Fahrt verlangsamt hatte. Das Innere der Kugel schien ihm vollkommen dunkel und nur das Loch in der Decke war abermals seine einzige orientierungsmöglichkeit und Lichtquelle - ausser seiner eigenen Lichtplattform. Dann jedoch - sein Kurs schien gerade zum Stillstand gekommen zu sein, verschwand das Loch in der Decke schlagartig, wurde wohl veschlossen. Er sass in völliger Dunkelheit.

Neben ihm jedoch tauchte dann ein neues Licht auf, eines das zwar nicht den gesamten Raum, jedoch zumindest die Amature in seiner Nähe erleuchten konnte. Gerade so in einen fahlen Schein gehüllt stand dort eine Statue, die ihren Kopf niedrig etwa auf der Höhe des seinen hielt, ihre Hände im fünfundvierziggradwinkel nach vorne gestreckt als wolle sie nach etwas greifen und mit einer Inschrift auf der Stirn, die der Schriftart der, die er um die Steintür in dem Canyon, durch die er hier hinein gelangt war, gefunden hatte, sehr ähnlich war. Gespannt stand er auf, nahm seine Tasche ein Stück mit, legte sie jedoch ausserhalb des Lichtkreises wieder ab. Sie stellte in diesem Moment nur zusätzliches Gewicht dar, aber er wollte sie auch nicht dadurch verlieren, dass sich die Reiseplattform wieder auf ihren Rückweg machte - möglicherweise ohne ihn. Langsam ging er auf die Statue zu, versuchte auf seinem Weg einmal mehr herauszufinden, wo eigentlich das Licht herkam, das sie erhellte, konnte jedoch abermals keine diskrete Quelle ausmachen, das Licht schien einfach da zu sein. Er ging auf die Figur zu, fokussierte dabei die Schrift die ihm nicht nur von der Tür irgendwie bekannter vor kam, je genauer er sie erkennen konnte. Dies waren exakt die gleichen Schritzeichen wie die, die auf dem Boden seiner Box geschrieben waren. Immer schneller lief sein Puls je näher er kam und als er direkt vor ihr stand, wiederholte er in errregter Erwartung die Worte, die er von seinem Grossvater gesagt bekommen hatte erneut. In der Schlucht hatten sie ja anscheinend auch ihren Dienst getan.

'All das vergiss bitte nie!' sprach er, dieses mal jedoch ein bisschen lauter als oben auf der Oberfläche. Und tatsächlich, die Zeichen begannen langsam zu leuchten, wurden in ihren Furchen gelblich hell und schimmerten in allen Farben, die das warme Spektrum hergab. So interessant fand er dieses Farbenspiel, dass er gar nicht recht realisierte, dass er bei seiner Beobachtung dieses Farbenspiels einen Schritt weiter vor gegangen war - erst als es zu spät war. Die Figur griff nach ihm, packte seinen Kopf fest mit ihren Händen umschlossen. Er versuchte noch sich zu wehren, loszureissen, doch der Griff war einfach zu umschlingend, wenn auch nicht so fest, dass es ihm Schmerzen bereiten würde. Sie zog ihn langsam noch ein Stückchen näher an sich heran, so dass er ihr direkt in die geschlossenen Augen blicken konnte, die sie jetzt jedoch öffnete. Ein gleissend blauer Lichtstrahl jagte ihm durch den Schädel, liess ihn erstarren vor Schreck und vor Faszination, obwohl er noch nicht wusste, wieso er eigentlich davon so fasziniert sein sollte. Dann wurde es schwarz um ihn.

Als er wieder aufwachte fand er sich auf dem Boden vor der Statue wieder. Der helle Kreis, der nach seiner Einschätzung neben ihm sein sollte, war verschwunden - nach diesem Ausgang hatte er als allererstes gesucht. Die Schrift auf der Stirn der Figur war ebenfalls verblasst, ja sogar fast als Relief verschwunden, nur noch abgeschwächt zu erkennen. Sein Schädel brummte fürchterlich als er versuchte, sich daran zu erinnern, was eigentlich geschehen war, was mit ihm passiert war, als die Figur nach ihm gegriffen hatte. An mehr als den grellen Schein und sein Aufwachen danach konnte er sich aber nicht erinnern. Er rappelte sich hoch, griff nach seiner Tasche und machte erst einmal noch ein Bild von der Statue und der Schrift, die kaum noch zu erkennen war. Er würde sie jedoch später mit der Schrift auf dem Boden der Schachtel abgleichen können dachte er noch, als er begann nach einem Ausgang zu suchen. In einem völlig dunklen Raum gestaltete sich dies natürlich etwas schwieriger, wenn auch nicht ganz so schwierig wie in dem völlig ergrellten Raum, der nun weit über ihm liegen sollte. Zumindest wusste er, dass er für genau diesen Fall seine Taschenlampe mitzunehmen wusste.

Gerade wollte er den Tournister wieder absetzen und danach greifen da sah er wieder einmal ein Leuchten im Raum, nicht wiet entfernt von ihm. Er liess also die Lampe stecken und ging einfach mal darauf zu, bisher war ihm ja auch nichts passiert, wer immer auf der anderen Seite des Schaltpultes sass wollte ihm also nichts wirklich böses. Mit weniger vorsichten Schritten als bisher in diesem System ging er auf den Schein zu, der sich mit jedem Tritt den er tat, auf ihn zuzubewegen schien - und sogar als er zum testen dieses Sachverhaltes einmal stehen blieb, bewegte es sich auf ihn zu. Immer schneller kam es näher, wurde grösser, die Konturen sichtbarer, das Bild selbst wurde deutlicher. Es war das Abbild der Galaxie, in der sie sich befanden, beziehungsweise an deren Rand sie nun gemeinsam wanderten. Es wurde grösser und grösser bis es schliesslich sein gesamtes Sichtfeld ausfüllte. Es war ein Bild, ein Hologramm der Galaxie, in einer detailfülle, wie er sie noch nie gesehen hatte. Fast war ihm, als köne er sogar Planeten erkennen, als könne er sogar einzelne Wesen auf diesen Planeten sehen, auch wenn ihm dies vollkommen unmöglich erschien.

Doch es war kein Hologramm und auch sonst keine art von Projektion, die er da sehen konnte, es war ein Bild, das einzig von seinem eigenen Gehirn erzeugt wurde, das nur ausgelöst wurde von einem Lichtblitz, der ihn irgendwo aus den Tiefen dieses dunklen Raumes her getroffen hatte. In dem Moment, als er dann endgültig von all diesen Eindrücken übermannt wurde, fiel er auch schon wieder in Ohnmacht un kippte strack wie ein Brett nach hinten um. Jedoch schlug er nicht hart auf den Boden auf, sondern wurde aufgefangen. Eine Liege wuchs aus dem Boden heraus, ihm direkt entgegen und fing ihn sanft aus seinem Sturz auf, so sanft, dass er es nicht einmal gemerkt hätte, wenn er noch wach und bei geistiger Anwesenheit gewesen wäre. So lag er da und gab sich den Erinnerungen hin, die ihn übermannten, die ihn mit all dem Wissen über diese Kultur übermittelt wurden und die ihm nun bewusst werden sollten.

Teil 2: Eine kurze Geschichte der Zeit

Und dann konnte er sehen, er sah alles. Alles was bisher in dieser, in seiner Kultur geschehen war, wurde wohl in seinen Kopf übertragen und lief nun wie ein Spielfilm vor seinem inneren Auge ab. Und mit jedem Bild, das ihn erreichte, das er memorisierte, erfüllte sein aktives Wissen auch sogleich alles Hintergrundwissen, dass es über dieses Bild zu wissen gab.

Es begann noch ganz harmlos und berauschend mit einem Anblick des Universums als Ganzes, dann bewegte sich der Sichtausschnitt tiefer in den Spiralnebel hinein, imer tiefer bis einzelne Systeme klarer wurden sich ein einzelnes System mit fünf Planeten herauschristallisierte und er immer weiter zu dem zweiten in diesem System flog. Er sah den Planeten aus der Nähe, drehte eine Runde um ihn herum, konnte seine acht Monde dabei beobachten wie sie auf ihren kreisbahnen ihre Runden zogen und auf denen ebenfalls Lichter zu erkennen waren, blickte wieder auf den Planeten und raste dann stürmisch auf deisen herab. Nach einem schnellen Flug durch die wolkige Atmosphäre fand er sich im Anflug mit anderen, wunderschönen Raumschiffen auf eine einsam in der Wüste liegende Stadt wieder. sie glänzte schon aus der Ferne wie ein Diamant im Sonnenlicht und er konnte es kaum erwarten, endlich da zu sein. Also überholte er das Schiff und stand sekundenbruchteile später inmitten des grossen, zentralen Platzes, der umringt war von vielen, monumentalen Gebäuden, die er alle den verschiedensten Epochen von anderen, ihm aus seinem bisherigen Leben bekannten Zivilisationen zuzuordnen wusste. Doch die Zeitliche Einordnung folgte auf dem Fusse, als ob es eine innere Stimme gab, die ihm in diesem Punkt widersprechen wollte. Und deren aussage überraschte ihn dann doch, denn dieser Anblick sollte nicht weniger als drei milliarden Jahre her sein - nach seiner Zeitrechnung.

Es folgte ein Rundgang durch die zentralen Bauten der Stadt, durch die Bibliothek, das wissenschaftliche Zentrum, Verkehrsordnungszentrum und die Koordinierungsanstalt für kosmische Dinge. Alles was er zu sehen bekam hatte nicht nur eine völlig andere Ordnung als jede Gesellschaft, sondern war in seiner Ausprägung auch wesentlich weiter fortgeschritten, automatisiert und technisiert als alles, was er sich vorstellen konnte. Das faszinierendste dabei war wohl die Energieversorgung. Die war nicht etwa durch Kraftwerke auf diesem Planeten sichergestellt, die irgendwie die Sonne als Quelle benutzten, auch keine Kernkräfte wurden benutzt und schon gar nicht war irgend etwas davon originär auch nur in diesem System aufgestellt. Diese Zivilisation besass offenbar die Macht, wirklich alles zu tun was ihnen in den Sinn kam - und das auch noch sozialverträglich und ohne, dass dies auf Kosten irgend jemand anderes geschah. Sie erschufen Aussenposten in planetaren grössenordnungen - wie jener, auf dem, beziehungsweise in dem er sich gerade befand - und platzierten diese auch noch nach ihrer Erschaffung an jedem Ort, den sie wünschten. Einige davon stellten sie tatsächlich mitten in ein schwarzes Loch, damit sie dort die gravitatorischen Kräfte zur Energieerzeugung benutzten und diese dann dorthin übertrugen, wo sie gebraucht wurde - zumeist erst einmal in die Stadt selbst, die diese dann weiter verteilte. Für ihn kam dies im ersten Moment vollkommen unmöglich vor, widersprach dies doch allem Wissen, das er über schwarze Löcher hatte. Doch mit dem Widerspruch, der in seinen Gedanken auftauchte, kam auch gleich schon die Antwort in Form einer umfassenden Erklärung zur Natur des Universums mitsamt einer Formel, die in ihrer Einfachheit auch nicht wesentlich komplizierter war als jene mit den drei Buchstaben, die in der restlichen Welt all die vergangenen Jahrhunderte so vehement hochgehalten wurde und an der sogar dann noch krampfhaft festgehalten wurde, wenn Dinge entdeckt wurden, die diese Formel ganz offensichtlich falsifizierten. Stets wurde an ihr herumgedoktort, wurden Ausnahmen definiert und die Welt so hingebogen, dass sie wieder durch diese Formel beschreibbar wurde. Damit nahm man sich natürlich den Blick auf die Wirklichkeit, den er nun offen wie ein Buch vor sich hatte. Alle seine Fragen wurden ihm beantwortet wenn er nur daran dachte. Er genoss das masslos.

Raumschiffverkehr existierte eigentlich nur noch in Ausnahmefällen, wenn ein Ort erreicht werden musste, an dem es noch kein Portal gab. Dies war jeweils das erste, was ein solches Raumschiff dort abstellte, wenn es irgend wo hin flog. So waren solche Forschungsflüge meist auch nur vollautomatische Transporte, die hinflogen, abstellten und zum nächsten wieterflogen. Erforscht wurde diese Welt dann von entsprechenden Teams, die von einem der Städte auf den Monden losgeschickt wurden. Niemals wurde das Risiko eingegangen, dass irgend etwas die zentrale Stadt gefährden könnte, es wurde nicht einmal der beschützende Energieschild gesenkt, gleichgültig was geschah. Sogar das Portal innerhalb der Stadt war durch einen Schild ein zweites mal gesichert, so dass man schon eine spezielle Erlaubnis, einen Code brauchte um dort ein und ausgehen zu können. Und selbst im Besitz eines solchen Codes gab es überall in der Stadt bioscanner, die sofort wahrgenommen hätten, wenn ein Aussenweltler hergekommen wäre, wenn ein Bürger womöglich infiziert oder sogar psychologisch umgedreht worden wären. In diesen Fällen hätte das automatische überwachungssystem mit isolation reagiert und ein Komitee wäre zusammengekommen, um über diesen Fall zu urteilen. Alles war dennoch nicht automatisiert, der biologische Faktor wurde auch in dieser Zivilisation nicht wegrationalisiert.

Auf diese Weise hatten sie die halbe Galaxie erforscht, ahtten überall ihre Portale aufgestellt und fühlten sich durch ihre Schutzschilde, die sie auch in personengrösse zum Schutz auf fremden Welten einsetzten, faktisch unangreifbar. Sie fühlten sich jedoch auch als Forscher, wollten keine Macht über andere auseuben, wollten niemanden versklaven oder beherrschen bloss des beherrschen willens. Sie waren ein zutiefst friedliches Volk und ihre Energiewirtschaft hatte sie dazu werden lassen. Die verbindungslose Energieübertragung machte nämlich jede Form des Kraftwerkes möglich, die man sich nur vorstellen kann - und diese Möglichkeiten hatten sie auch wahrgenommen. Einige male hatten sie sogar die gesamte Strahlungsenergie eines Sterns aufgegriffen, hatten eine Kugel um den gesamten Stern gebaut um keinen einzigen Sonnenstrahl ungenutzt entkommen zu lassen. Das gleiche hatten sie mit einem schwarzen Loch gemacht, hier jedoch die Anziehungskraft dieses geschafft umzuwandeln. Was seine vorstellung jedoch anfangs noch überstieg war die Möglichkeit, durch Posten ausserhalb der Galaxie, in vollkommener Leere des Raumes, den Druck der dunklen Materie mit der Ausdehnung des Universums gegeneinanderzusetzen und damit aus der universalen Exapansion ebenfalls Energie in unbegranztem Masse gewinnen zu können. Dadurch wurde es dann endgültig möglich, einige Sonden mit einigen dutzend Portalen auf den Weg in andere Galaxien zu schicken und ihre existenzielle Expansion weiter voran zu treiben.

Dabei wurde dieser räumlich Ausbau anfangs nur notwendig, da sie herausfanden, wie sie ihre Körper auf biologischem Wege unbegrenzt erhalten konnten. Diese Schlüsseltechnologie machte sie ebenso zu den absoluten Wissenschaftlern. Was soll man auch schon sonst mit der Zeit anfangen als alles, was einem einfällt, bis zur perfektion beherrschen zu wollen. Begierig machten sie sich daran, neue Sprachen zu erlernen, die sie auf fremden Welten aufgeschnappt hatten, lernten sogar weniger wichtige Dinge wie Spiele, die man dort zum Zeitvertreib zu spielen pflegte. So stiegen sie auch zu den Champions des Universums auf, in jeder diszuplin, derere sie habhaft werden konnten - und das bloss zu ihrem Zeitvertreib.

Dabei stand ihre zentrale Stadt stets in ihrer absoluten Blüte. Technologien der Selbsterhaltung, vor allem von sich selbst, hatten sie dabei fast unbewohnt werden lassen. Es war einfach nicht notwendig, dass sich viele Menschen dort aufhielten, denn was hätten sie auch tun sollen? Alles was möglich war, war automatisiert worden. Jede Arbeit, auf die irgend jemand irgend wann einmal keine gesteigerte Lust mehr hatte, wurde von diesem durch die Erschaffung einer entsprechenden Maschine abgelöst, die dann von dem perfektionstrieb der restlichen Bürger so weit vorangetrieben wurde, dass sie auf dem gleichen, technischen Stand war wie der Rest der Stadt, sich also selbst erhalten, selbst reparieren konnte, keinen Verschleiss aufwies und seine Energie auf bekannte Art und Weise bezog, also funktionieren würde bis das Universum aufhören würde, sich auszudehnen - und das würde auch nach der Physik dieser Zivilisation im für sie berechenbaren Zeitraum nicht geschehen.

Doch auch möglichen Angriffen gegenüber möglichen Feinden stand die Stadt nicht schutzlos gegenüber. Am Anfang der Erforschungsreihen durch ihre Portale waren diese weitgehend ungesichert und es konnte ein jeder durch die hindurch reisen wohin auch immer er es wollte. So geschah es tatsächlich, dass es eine Hand voll Soldaten einer Welt, die sie gerade erst besucht hatten, ihre Sprache lernen wollten und von denen sie mit Schwert und Speer begrüsst worden waren ihnen durch das Portal gefolgt waren. Sie schafften es tatsächlich, einige der um das Tor stehenden Einwohner zu verltzten und als Geisel zu nehmen bevor sie dann von der Übermacht der von den Mondstädten kommenden Helfer überwältigt wurden. Dies war ihnen eine grosse Lehre, hätte dies doch durchaus anders ausgehen können - beispielsweise wenn ein etwas technisierteres Volk mit mehr Männern gekommen wäre. Bis zu diesem Zeitpunkt verzichtete man in der zentralen Stadt völlig auf Waffen, waren sie soagar verboten, sollte die Stadt ein Hort des Friedens in jeder Hinsicht sein. Dies änderte sich nun und mit jedem Rückschlag, den ihre friedensbemühungen erhielten, wurden diese Verteidigungsmassnahmen erweitert. Doch stets stand die Sicherung der eigenen Bürger im Zentrum, wurde jegliche Technoligie zurückgewiesen, die die Freiheit und Entwicklung des eigenen Volkes behindert und so gar verhindert hätte.

Den Anfang machte die Einführung der Codeschlüssel bei der Zielportalfreischaltung. Auch dies erwies sich für einige Bürger als zu wenig für die Sicherung des Zentrums ihrer Zivilisation. Es folgten dann der Schirm um das Portal und sichernde Alarm und Zerstörungsanlagen drumherum. Zu allerletzt kam dann der Gedanke auf, dass sie ja selbst in der Lage waren, ihre eigenen Technologien zu überwinden, der Schutzschild für sie kein Hindernis darstellte. Zu diesem Zweck wurde dann jede Einrichtung, die sie auf fremden Welten hinterliessen, mit einem selbstzerstörungsmechanismus ausgerüstet, der bei Entdeckung der Geheimnisse deses Ortes, also der Demontage oder des Wegtransportes oder auch irgend welcher zu tiefer Untersuchungen, diese dann augenblicklich zerstören sollte. Dadurch sollte verhindert werden, dass zu viel eigene Technologie an Aussenweltler gehen könnte, damit diese daraus eine Waffe erschaffen könnten, die ihnen sogar am Ende noch gefährlich werden könnte. Wenn es etwas für sie gefährliches da draussen geben sollte, dann sollte es dies aus eigenem Antrieb geschafft haben. Doch sogar dafür hatten sie ein Konzept, nämlich das der atomaren Umwandlung. Was immer auch böses durch dieses Portal kommen sollte, was auch immer durch den Schutzschild kommen sollte das es nicht hätte dürfen sollen, es würde augenblicklich von einem Strahl getroffen, der seine Kraft ebenso übertrug wie die Energie übertragen wurde und der die Materie des Zieles einfach in ein zufälliges, anderes Alement überführte - und wenn dies beim ersten mal nicht zufriedenstellend funktionierte, wurde dies eben so lange wiederholt, bis sich ein Erfolg einstellte. Die Standardeinstellung für diesen Strahl stellte man jedoch auf die Umwandlung in Aurum ein, damit sich zumindest noch etwas schön anzuschauendes davon ergab. Dies brachte der Stadt dann auch endgültig den beinamen 'die goldene Stadt' ein.

Ihre Friedensbemühungen prägten jedoch nicht nur ihre Kriegskünste, sondern fanden besonders in der gesellschaftlichen Hilfestellung ausdruck, die sie jenen Welten zuteil werden liessen, die sich in schwierigen Zeiten befanden. Sie traten stets nur als Lehrer auf, standen mit Rat, aber in den seltensten Fällen mit Tat zur Seite und halfen so den Welten aus politischen Zwickmühlen in die sie sich selbst manövriert hatten, halfen Kriege zu vermeiden und Wohlstand zu schaffen, wollten den Welten nur Gutes bringen, indem sie ihre zivilisatorischen Errungenschaften mit ihnen teilten - nicht jedoch die technischen.

Was dabei allerdings nicht bedacht wurde war die Tatsache, dass auch sie einst aus den Kriegen, die sie gegen sich selbst führten, erstarkten. Es waren fast immer die Kriege, die die technische Entwicklung sprunghaft nach vorne brachte, die sie zu neuen Anwendungen von theorien brachte, an die vorher niee gedacht wurde - oder zumindest nicht an deren verwirklichung, denn wer braucht in Zeiten des Friedens schon zwingend Kriegswerkzeug. In ihren Friedenszeiten jedoch, die von mal zu mal immer länger dauerten, wurde der Wohlstand der Bevölkerung, das Wohlergehen, vergrössert, wurden lästige Aufgaben beseitigt, wurden neue Werkstoffe entwickelt und technische Lösungen für Probleme realisiert, die in kriegszeiten keinen interessieren durften. Aus dem Zeitpunkt ihrer grössten Errungenschaft, der unbegrenzten Energieversorgung an jedem Punkt des Universums durch ihre Verbindungslose Übertragungstechnologie, leiteten sie dann jedoch ab, dass nur der Frieden auch alles gute alleine bringen könnte. Die Lehren des Krieges vergassen sie dabei eine sehr lange Zeit.

Wahrscheinlich lag es daran, dass sie die Grauen des Kriegs kannten, dass sie ihn so verabscheuten, schliesslich war es im Grunde nur Glück gewesen, dass sie sich dabei nicht selbst ausgelöscht haben. Doch wenn man das schlechte nicht kennt, wie will man dann das Gute schätzen? Dieses Problem gab es bei den meisten Welten, die sie bereisten jedoch nicht einmal, denn zumeist hatten diese ihre Kriege schon hinter sich. Dort konnten sie stets als Lehrer wirken, konnten ihnen die Liebe für das Leben beibringen und die Regierungen dazu leiten, für die Gesellschaft zu arbeiten, anstatt in die eigenen Taschen zu wirtschaften.

Lange Zeit funktionierte dies auch sehr gut, war das für sie bekannte Universum ein Hort des Friedens und der freien, kulturellen Entwicklung für jedes Volk der Galaxie. Doch eines Tages kam einer der weisen Lehrer auf einen Planeten zurück, den er nur kurz verlassen hatte um seine eigene Familie wieder sehen zu können. Was er jedoch vorfand war nichts. Es war einfach nichts mehr da von der Welt, die er zurückgelassen hatte. Kein einziges Gebäude war mehr zu sehen, alles war dem Erdboden gleichgemacht und kein einziges Wesen war mehr am Leben. Die Zivilisation war ausgelöscht worden, von einem auf den nächsten Tag. Bevor er wieder durch das Portal verschwinden konnte sah er noch ein Raumschiff auf ihn zu fliegen, dessen Bauart er nicht zuweisen konnte. Wieder in seiner Heimat konnte auch das Zentralkommitee mit der Beschreibung des Schiffes nichts anfangen und man versuchte, erst einmal eine Sonde dort hin zu schicken, um den Vorfall zu untesuchen. Das Portal war nämlich kurz nach der Abreise des Bürgers abgeschaltet, höchstwahrscheinlich zerstört worden. Mit diesem Verhalten konnte man nichts anfangen, war verwirrt in Anbetracht solch scheinbar Sinnloser Zerstörungswut.

Die Sonde wurde losgeschickt, doch die Ereignisse begannen schon viel früher sich zu überschlagen. Nach und nach kamen immer mehr Lehrer von ihren Reisen zurück die sich oftmals nur um Haaresbreite hatten retten können, und berichteten von einer Rasse, die offensichtlich nichts anderes im Sinn hatte, als alle friedlichen Welten die sie vorfanden, schlicht und einfach auszulöschen. Und immer gab es die Beschriebungen des gleichen Raumschifftypen. Da es jedoch keinen Ausfall eines Energieknotens zu beklagen gab machte man sich keine Sorgen um die Sicherheit des eigenen Gesellschaftlichen Zentrums, sondern nur um das Schicksal der Welten, die man insgeheim unter den eigenen Schutz gestellt hatte. Doch dass es tatsächlich eine Rasse gab, die diese Welten einfach nur auslöschen wollte, damit hatte man nicht gerechnet.

Sie nanten sich die Qantil, eine Rasse deren Gesellschaft ausschliesslich auf den Kampf fokussiert war. Sie waren nicht wirklich bösen, sie glaubten eben nur an eine andere Ordnung der Natur. Sie glaubten eben daran, dass die stärkeren überleben würden, und daher suchten sie nach neuen Herausforderungen, um sich als die stärkeren erweisen zu können. Fanden sie etwas, dann versuchten sie es zu vernichten. Wenn sie es schafften, war es offensichtlich nicht Wert gewesen, zu überleben. Wenn sie es nicht schafften, würden sie sich durch den Kampf weiter entwickeln können oder als die unwürdigen, schwächeren zu recht untergehen. Dieser Gedanke der möglichen Unterlegenheit war ebenfalls Teil ihrer Kultur. Doch bisher hatten sie noch niemanden gefunden, der das Überleben wert gewesen wäre.

Die Lehrer stellten in Anbetracht einer solchen Rasse ihre Grundsätze in Frage. Stets hatten sie den Frieden und die Abrüstung, die Weiterentwicllung der Gesellschaft, nicht der Waffengewalt in das Zentrum ihrer Bemühungen gestellt. Doch offenbar war dies nicht der rechte Weg gewesen, diesen Welten ein Überleben garantieren zu können, offenbar waren sie genau aus diesem Grund nun untergegangen, weil sie sich nicht richtig wehren konnten. An dieser Diskussion spaltete sich jedoch die Gesellschaft. Die einen glaubten, dass ihre Art der Nichteinmischung auf lange Sicht hin doch die rechte sein würde, die anderen waren eher dafür, diesem Gegner, der ihre Schützlinge tötete, zu zeigen, wer des Überlebens würdiger wäre. Sie glaubten an die eigene Überlebenheit wie an ein Naturgesetz.

Schnell waren einige Konzepte für den Verteidigungsfall aufgestellt Ein erstes sah vor, das Zentrum mit gewaltigen Kanonen, zu verteidigen, die auf den umliegenden Monden, aber auch auf den anderen Planeten unterirdisch aufgestellt wurden. Ein anderes fokussierte die Energie der Kraftwerke schlicht auf einen Punkt im Raum, womit eine Überladung eines Raumschiffes erreicht werden sollte. Ähnlicher Aufwand wurde auf Welten getrieben, die man noch erreichte und für die man sich als Beschützer beanspruchte, die man zur Friedfertigkeit erzogen hatte und damit ihrer nun sicheren Zerstörung preisgegeben hatte. Und tatsächlich dauerte es nicht lange, da mussten sich die ersten der Kanonen bewähren, mussten gegen eine Armada an Gegnerischen Schiffen vorgehen und schlugen diese tatsächlich vernichtend.

Damit glaubte man schon, sei das Problem gelöst, der Feind im Ganzen sei geschlagen. Einige wollten die Kanonen schon wieder abbauen, wollten keinerlei Technologie, die rein kriegerischer Natur war, auf einer anderen Welt hinterlassen, sie einer anderen Kultur, einem anderen Volk überlassen. Die Fraktion der Zwangskrieger setzte sich jedoch durch und so blieb ein Verteidigungsgürtel am Rande des von ihnen bereisbaren Gebietes der Galaxis, das eine Kugelförmige Grenze um die Heimatwelt bildete. Offenbar lernte der Gegner schneller, als dies alle angenommen hatten, denn immer wieder gab es kleinere Angriffsversuche auf Welten dieses Gürtels, bis diese irgendwann aufhörten. Wieder glaubte man, der Gegner habe es nun endgültig aufgegeben. Allerdings hatten die Qantil nur Informationen gesammelt, hatten gelernt und hatten durch die Lage der bewaffneten Welten auf den Mittelpunkt des Gebietes schliessen können. Sie fanden wohl sogar eine Lücke im Abwehrschild der Kanonen, so dass es ihnen tatsächlich eines Tages gelang, direkt im System der Heimatwelt aufzutauchen, sogar als aller erstes die zentrale, goldene Stadt unter Beschuss zu nehmen. Glücklicherweise hielt der Schutzschild dem Dauerfeuer der Millionen gegnerischer Schiffe stand, und auch die übrigen Städte des Systems, auf den Monden und den Nachbarplaneten, waren ausreichend gegen die Strahlen- und Impulswaffen des Gegners geschützt. Dieser Gegner war trotz aller Vernichtungsmacht nicht weit genug entwickelt, um sich auch nur den Hauch einer Chance gegen diese Zivilisation zu erhoffen. Doch es ehrte sie, dass sie es versuchten und nicht ihre eigenen Grundsätze, ihren eigenen Glauben verrieten. Nach wenigen Minuten war auch diese Armada vernichtend geschlagen.

Eines der Schiffe war allerdings verschont worden und nur nach allen Regeln der Kunst ausgeschaltet worden. Man hatte gerade so viel Energie hineingepumpt, dass die Insassen getötet wurden, alle Systeme jedoch noch intakt waren. Man wollte unter allen Umständen so viel wie möglich über dieses Volk von Kriegern herausfinden - und dies fing damit an, dass man ihren Heimatplaneten suchte.

Aus all den Daten, die man in den Computern und Bordsystemen des Schiffes fand konnte man auch die Religion des Volkes destillieren, nach der sie alle schwächeren Wesen vernichteten. Man konnte ihre Sprache erlernen und konnte fast ihre ganze Geschichte studieren, konnte erfahren, wie es dazu gekommen war, dass sie zu einem solchen Schluss über die Natur des Universums gekommen waren. Im Grunde lernten sie ebenfalls über ihre eigene Kultur, nicht nur über die Qantil. Sie erfuhren auch, welche Welten diese noch alles vernichteten. Die Quantil hatten nie Interesse daran, deren Wesen, deren Kultur oder gar Sprache kennenzulernen, ihren Wert zu ermessen oder auch nur ihnen eine Chance der Entwicklung zu geben, damit aus ihnen vielleicht doch noch ein ernstzunehmender Feind entstünde. Sie hingegen gingen genau den entgegengesetzten Weg, lernten alles erlernbare, studierten alles erfahrbare, archivierten gesamte Kulturen in ihrer grossen Bibliothek und konservierten sie so für die Ewigkeit.

Und dass es für tatsächlich für die Ewigkeit war, das hatten sie mit all ihrer technologie sicherstellen können, waren sie doch in der Lage durch ihre Energietransfers die Kernreaktionen im innern ihrer Sonne so zu steuern, ihr so Energie zuzuführen, dass diese auf unbegrenzte Zeit existieren und unverändert leuchten würde. Tja, so viel Weitsicht hatten die Qantil wohl nicht, dass sie einfach die Sonne versucht hätten anzugreifen, denn diese war weitgehend ungeschützt gewesen. Ausdiesem Angriff zog man einige Lehren, unter anderem diese, dass die Sonne ebenfalls einen Schutzschild spendiert bekam, dessen Generator auf dem innersten Planeten errichtet wurde, welcher wiederum mit einem Schirm versehen wurde. Um dies zu sichern musste jedoch die Rotation dieses Planeten gestoppt werden und die vorhandenen Städte konnten somit ausschliesslich dank ihrer versorgenden Technologie überleben - ein sich nicht drehender Planet ist nicht wirklich gastlich, die eine Seite ist zu heiss, die andere zu kalt, und in der Ringzone dazwischen herrschen teuflische Winde.

Doch man wusste nun die Position des Heimatplaneten der Qantil. Da sie alle anderen Welten stets nur zerstört hatten, niemals Interesse an Kolonien hatten, war ihre gesamte Zivilisation auf diesen einen Planeten konzentriert. Leider lag er ausserhalb der Reichweite der Energiestationen am Rande der Galaxie, so dass sie nicht durch einen Energiestoss angreifbar war. So entschied sich der immer kriegerischer werdende Teil der Angrifftheoretiker dafür, neben dem Ausbau der Energiestationen zu einem Ring um die gesamte Galaxie gleichzeitig noch eine Sonde loszuschicken, die die Sonne der Qantil zur explosion bringen sollte. Man wollte sie damit treffen, was man für ihre eigene Welt als optimalen Angriffspunkt errechnet hatte. Ausserdem wollte man diese Sonde ebenfalls dazu nutzen, noch weit mehr über diese Zivilisation zu erfahren, bevor man sie ein für alle mal vernichtete, so dass sie ebenfalls als Relaisstation fungieren konnte und ebenso als Langstreckenbeobachtungsposten.

In den folgenden Jahren wartete man auf eine Rückmeldung der Sonde, die für ihre Reise sehr lange brauchte, da sie ihren Pfad durch zerstörtes Gebiet nehmen musste, damit sie nich zufällig mitten in einen Konfligt fliegen würde. Schneller als erwartet jedoch ging der Ausbau der Enegiestationen für Expansionsextraktion vor sich, suchten sie sich doch im Endeffekt ihre Position rund um die Galaxie fast von selbst. Die Rückmeldungen von deren Positionierung kamen zumindest an, während sich die Sonde erst melden sollte, wenn sie ihr Ziel erreicht hatte.

Schliesslich kam diese Rückmeldung. Die ersten Bilder der welt kamen wenige Minuten später. Die Aufnahmen des gesamten Funkverkehrs machten wenig glücklich, liessen sie doch von einem eben erfolgten, neuerlichen Angriff auf eine selbst ihnen fremde Welt hören. Die gegnerische Armada war also nicht da, möglicherweise sogar über die andere Hälfte der Galaxie verstreut. Wenn man den Gegner jedoch schon angreifen wollte, wollte man dies nur ein einziges mal tun müssen, es musste also ein neuer Plan her, mit dem man dieses Volk komplett aus dem Universum radieren konnte. Man entschied sich anhand einiger, geschichtlicher Aufzeichnungen, die man auf anderen Welten studieren konnte, dafür, dass man einen Scheinangriff führen wollte, der stark genug war, dass er den Rest der gegnerischen Schiffe auf sich lenken würde, der aber auch schwach genug war, dass diese nicht gleich in ihrer Hoffnungslosigkeit die Flucht ergreifen würden.

Abermals trat der Rat zusammen und sogar die Freidfertigen stimmten dem Plan zu, eine automatische, fernsteuerbare Flotte zu erschaffen, die sich teilweise zerstören lassen sollte, jedoch nicht so viel, dass es unrealistisch erscheinen würde wenn sie überhaupt noch ankäme und dann auch nicht mehr als wirkliche Bedrohung erscheinen könnte. Zudem sollte es ein weiteres, grosses Schiff geben, das getrennt von dieser Flotte direkt auf den Heimatplaneten zusteuern sollte, mit sehr langen Abständen auf diesen Schüsse abfeuern sollte die auf Dauer gesehen in der Lage wären, den Planeten zu verwüsten, welches aber doch zerstörbar genug war, dass der Gegner sich eine Chance gegen dieses ausmalen konnte. Mit der ersten Flotte sollte seine Aufmerksamkeit auf sich gezogen werden damit er vorgewarnt ist und damit er seine gesamte Armada, alle verfügbaren Schiffe aus allen Ecken der Galaxie zusammenziehen würde um sich zu verteidigen und diese Schiffe zu vernichten und mit dem zweiten Schiff sollten diese, nun in erreichbarer Entfernung, unmittelbar in das Heimatsystem gelockt werden, wenige Augenblicke bevor sie dann von ihrer eigenen, von der Sonde zum Kollaps gebrachte, explodierenden Sonne vernichtet werden würden.

Der Plan funktionierte perfekt.

Was folgte war eine heftigste Diskussion um den Fortbestand dieser Zivilisation. Wie würden sie mit so viel Blut an ihren Händen noch in andere Welten reisen können und diesen guten Gewissens den Frieden predigen können, obwohl sie nun genau wussten, dass so etwas wie mit den Qantil auch von anderen, von ihnen noch nicht bereisten Welten ausgehen könnte. Wie konnten sie so viele nun angehäufte Waffen bloss mit ihren eigenen Grundsätzen vereinen.

Womit sie allerdings begannen war, die Welten die sie zerstört vorgefunden hatten, die durch ihre Erziehung zum leichten Opfer geworden waren, neu aufzubauen. Von jeder Welt, die sie bereisten, hatten sie genügend Proben, genügend Daten gesammelt, dass es ihnen möglich war, fast von vorne zu beginnen. Der perfektionierte Clon-Prozess, den sie in ihrer Jugend entwickelt hatten, ermöglichte es ihnen nun, diese Welten wieder zu bevölkern, diesen Welten wieder Pflanzen und Tiere zu schenken und sogar die Städte konnten von der neuen Bevölkerung nach den alten Plänen wieder errichtet werden. Sie konnten ihnen sogar ihre eigentlich ausgestorbene Kultur wieder vermitteln. Es war also sogar die Technologie, die sie als verabscheuenswürdig, als ihnen unwürdig empfunden hatten und in die Tiefen des Archivs verbannt hatten - das Cloning - doch zu etwas gut gewesen.

Es waren diese gesammelten Punkte, die erneuten Streit zwischen Kriegsgegnern und Befürwortern auslöste. Wenn sogar ihre eigene, kriegerische Vergangenheit nun zu etwas nütze war, wie konnten sie sich dann erst recht anmassen, diese Erfahrungen, diese Entwicklungen anderne Völkern zu verbieten, wie konnten sie sich überhaupt noch einmischen, wenn sie eigentlich nicht darum gebeten worden waren. Der Konflikt verlief tief durch die Gesellschaft und endete schliesslich darin, dass die wenigen, die letztenendes noch als Krieger übrige geblieben waren, sich anschickten in die Tiefen des Universums vorzudringen und nach eben solchen Rassen zu suchen, die Anderen eine friedliche Existenz unmöglich machen würden um dieses Problem dann auf die eine oder andere Art zu lösen, und die Friedensleute, die sich nun jedoch der völligen Nichteinmischung verschrieben. Sie wurden vielmehr zu Sammlern, zu Datenarchivaren, zu Rettern von Kulturen, Rassen, Genen aller Art, damit diese auf welche Weise auch immer nicht endgültig und für alle Zeiten von der Bildfläche der Zeit verschwinden würden. Sie strömten aus in alle richtungen des Universums, ebenso wie die Krieger nur mit einem anderen Hintergrund, und verliessen ihren Heimatplaneten für lange Zeit.

Dadurch konnten sie jedoch den Erhaltungsprozess ihrer Körper nicht mehr unbegrenzt aufrecht erhalten, da sie die regelmässigen Behandlungen in der goldenen Stadt nicht mehr erfahren konnten. So kam es, dass sie schliesslich auf den Planeten ihre letzte Ruhe fanden, auf die sie gegangen waren um sie zu erlernen und zu archivieren. Die zentrale Stadt wurde sogar von dem Zentralkommitee als letzter Zufluchtsort ihrer Zivilisation bezeichnet und als perpetuomobile sich selbst überlassen, auf dass man irgend wann einmal zu ihr zurückkehren würde können, wenn das Universum seine Ordnung gefunden hätte. Dies hat es bisher wohl nicht getan, denn weitere Einträge gab es in diesem Vortrag nicht, mehr war ihm nicht vermittelt worden. Die Geschichte dieses Volkes war damit an ihrem vorläufigen Ende angelangt. Sie hatten ihre zentrale, ihre goldene Stadt auch als Mahnmahl ihrer Arroganz hinter sich gelassen und sich in alle bekannten Welten verteilt, die für sie erreichbar waren. Welche dies genau waren, darüber schwieg sich das Archiv, das er nun offenbar im Schädel hatte, jedoch aus, denn es gab keine vollständige Liste funktionsfähiger Portale nach diesem Zeitpunkt mehr. Auch schwieg es sich darüber aus, ob es die Sonde tatsächlich in eine andere Galaxie geschafft hatte, oder gar wann dies gewesen war. Womöglich wuchs und gedieh dieses Volk also in einer anderen Welt fern von hier doch noch so wie seinerzeit hie.

Teil 3: Der Gegner

Langsam kam er wieder zu sich. Der Film der da in seinem Kopf abgelaufen war hatte ihn völlig auf dem falschen Fuss erwischt. Das letzte, an das er sich erinnern konnte war, dass er gerade dabei war, nach hinten umzukippen. Kurz fasste er noch in ängstlicher Erwartung einer grossen Beule an seinen Hinterkopf um dann aber festzustellen, dass sich unter seinem Kopf eben nicht kalter, harter Stahl, sondern eine durchaus als weich zu bezeichnende Unterlage befand, die sich nach weiterem Bewusstwerden seiner Lage sogar als bequem bezeichnen liess. Vorsichtig richtete er sich auf. Er hatte erwartet, dass ihm der Schädel brummen würde als wenn tausend Bienen darin eine Party halten würden, auch in Anbetracht dessen, was er gerade an Erinnerungen hat erfahren dürfen und ebenso in der Überlegung, dass er all dieses Wissen in einer solch kurzen Zeit durch die Statue gegeben bekam.

Nach einem suchenden Blick nach eben dieser Statue, die er jedoch schnell in einiger Entfernung ausmachen konnte, hatte er sich auch schon von seinem Lager erhoben und sammelte sein Gepäck auf, das er direkt neben sich liegen fand. Kurz durchsuchte er den Beutel noch, ob auch noch alles da war, packte ihn sich auf den Rücken und begann sich erneut einen Ausgang zu suchen. Dieses mal jedoch war alles anders, dieses mal trug er die Erinnerungen eines gesamten Volkes in sich, die obendrein auch noch zu jedem beliebigen Moment aktivierbar waren. Wenn ihm eine Frage durch den Kopf ging, war die Antwort aus diesem Archiv auch schon auf dem Weg zu ihm, erfüllte ioh mit mehr bewusstem Wissen, als er eigentlich je verlangt hätte. So auch in diesem Fall.

Sein Blick wanderte von der Statue umher durch den nach wie vor ansonsten dunklen Raum und gerade als er nach einem Licht suchte, das womöglich als eine Tür, als eine Transportplattform oder sonst irgend eine Art von Ausgang hätte deuten können, da kam ihm auch schon die Antwort wie von Geisterhand durch den Sinn. Er ging auf die Statue zu und stellte sich genau auf den Punkt vor ihr, an den ihn der leuchtende Transportkreis abgestellt hatte. Leise, ja fast zaghaft vorsichtig sprach er ein Wort, das ihm gerade durch seine Gedanken flitzte. Es war auf einer fremden Sprache, die er nie zuvor gehört hatte, die er aber nun offenbar sprechen zu können schien. Sogar die Bedeutung war schon im nächsten Moment aus seinem geistigen Archiv in sein Bewusstsein geladen - es bedeutete schlicht 'aufwärts!'.

Genau das passierte dann auch. Um ihn herum blitzte es kurz auf, blendete ihn fast als es so schlagartig hell um ihn herum wurde, und der gleissende Ring war wieder aufgetaucht, trug ihn auch sogleich ohne gross nachzufragen oder auf irgend eine Bestätigung zu warten nach oben aus dem Raum hinfort. Nicht einmal eine Beschleunigung hatte er fühlen können und erneut war, als er sich diese Frage noch stellte, auch schon die Antwort in seinen Gedanken abgeladen. Der Ring erzugte seine Energie nicht nur selbst, sondern erzeugte sie praktischerweise aus der Abschuttung der Gravitation, die zwarngsweise von der Masse des künstlichen Wanderers ausging. Dadurch war der Bereich um ihn, aber vor allem über ihn einzig und allein von der Schwerkraft beherrscht, die durch den Abschottungseffekt übrige blieb. Diese hätte auch negativ sein können, hätte ihn also direkt und ohne Boden unter den Füssen nach oben wegtragen können, doch dann wäre er vielleicht von einem Windstoss aus dem beherrschten Bereich getragen worden und ungebremst wieder zum Zentrum zurück gefallen, es war auf diese Art also schlicht sicherer und einfacher.

Schnell war er wieder nach oben gefahren und es kam ihm fast so vor, als war diese Reise schneller als jene nach unten. Dies kam offenbar dadurch, dass die reine Bewegungsenergie nicht vollständig umgekehrt werden konnte und er bei einer zu schnellen Abwärtsfahrt irgendwann dennoch über der Plattform geflogen wäre - allerdings dann in einem gelenkten, freien Fall. Wieder in dem weissen Raum kurz unter der Oberfläche wurde auch schon die Tür für ihn aufgehalten, musste er sich gar nicht darum kümmern weder diesen zu öffnen, noch den Raum selbst dahingehend zu beeinflussen, dass er ihn überhaupt sehen konnte. So war sein Rückweg zu seinem Schiff wesentlich schneller, als sein Hinweg, zumal er sich nun auch an seinen eigenen Fusspuren hat orientieren können und nicht dauernd auf irgend eine art Ortungsgerät hatte schauen müssen. Wahrscheinlich hätte auch eine Frage an sein Unterbewusstsein gereicht, damit er es wieder hätte finden können.

Allerdings kamen ihm seine Spuren doch ein wenig verwischt, ja sogar durcheinander vor, als wenn er nicht der einzige gewesen wäre, der diese Spuren gemacht hatte. Sie waren grösser und tiefer, als sie eine einzelne Person hätte hinerlassen können. Auf alles gefasst ging er seinen Spuren hinterher bis er endlich sein Schiff in der kleinen Ebene vor ihm sehen konnte. Er war wieder über den Hügel gekommen, den er so gründlich untersucht hatte, und auf dem er dadurch ebenfalls eine Menge Fussabdrücke hinterlassen hatte. Es wäre unmöglich gewesen, seinen Weg in diesem Raster, so ordentlich und geometrisch er es auch geplant hatte, nachzuverfolgen, und doch konnte er mit Sicherheit sagen, dass die Spuren die sich da in richtung Äquator von diesem Spurenfeld entfernten, nicht von ihm sein konnten. Ein Schauer durchfuhr ihn. Wer um alles in der Welt konnte das bloss sein?

Mit wehendem Schritt stürmte er seinem Schiff entgegen, schlug der Luftschleuse fast das Schaltpult in Stücke so eilig hatte er es nun. Er war auf alles gefasst, auch darauf, dass hinter der Innentür einige Häscher auf ihn warten konnten. Schnell schnappte er sich noch die Taschenlampe, die durch ihre lange Bauweise ebenso gut als Waffe taugte, da fiel das Schott hinter ihm auch schon in die Verriegelung und die Innentür der Schleuse begann, sich zur Seite zu schieben. Eigentlich war es recht unwahrscheinlich, dass sich tatsächlich jemand fremdes hier bei ihm befand, war doch die Schleuse mit einem Code geschützt und eine Manipulation der Schalttafel hatte er nicht feststellen können. Dennoch tastete er sich sehr vorsichtig ins Innere vor, machte erst endgültig Licht, als er die Waffe unter dem Steuerpult erreicht hatte und sie in seinen Händen spüren konnte.

Doch es war niemand da. Die Sicherheitsvorrichtungen des Schiffes hatten wohl funktioniert, oder aber der oder die Besucher wollten gar nichts von seinem Schiff. Aber wenn sie ihm nur gefolgt waren, wo waren sie dann? Eigentlich hätte er sie sehen müssen, als er durch den Canyon gekommen war, denn dort war es unmöglich, irgendwohin auszuweichen oder auch nur sich zu verstecken. Die Wände waren flach und ohne Vertiefungen in die jemand hineingepasst hätte und eine Abzweigung hatte es auch nicht gegeben. Bestenfalls kurz vor dem Eingang hätten sie einen anderen Weg gehen könne, dort hatte er noch nicht so gründlich darauf geachtet, ob und wie sich seine Spuren verändert hatten. Seine Gedanken rasten um seine Verfolger und dieses mal gab es keine Antworten, die wie selbstverständlich aus seinem Unterbewusstsein hervorgespült kamen, dieses mal musste er seinen eigenen Geist anstrengen, musste sich die Antworten wieder selbst erarbeiten, so wie er es gewohnt war, wie es ihm auch eigentlich lieber war. Wenn man sich Wissen selbst erarbeitet ist es doch wesentlich wacher als wenn man es bloss geschenkt bekommt.

Doch bevor er sich erneut auf die Suche machen konnte wollte er zumindest erst einmal seine Wasserflasche auffüllen, sich andere Vorräte für eine solche Expedition einpacken, vielleicht sogar die Waffe. Als er dann allerdings an das zentrale Schaltpult trat um nach der Uhrzeit zu schauen - er selbst trug keine Uhr, hatte es sich irgendwann abgewöhnt weil er es unpraktisch fand, noch zusätzliches Gewicht am Körper zu tragen wo es doch überall öffentliche Chronographen gab - stellte er fest, dass das Lämpchen, dem er es verdankte, den Eingang zum Inneren, den weissen Raum die Plattform und alles Wissen das er nun sein eigenen nennen konnte gefunden zu haben, nur noch blass aufdimmte bevor es in gewohntem Takt dann wieder verstummte.

Die Energiespeicher waren leerer, als sie es jemals sein dürften. Er konnte noch von Glück reden, dass er überhaupt in das Schiff hinein gekommen war, wahrscheinlich hatten die Türen eben alle Restenergie endgültig verbraucht. Er checkte zur Sicherheit noch einmal die Energieanzeigen selbst, doc h diese bestätigten nur seine Befürchtungen, der Tank war leer bis auf weniger als ein achtel prozent. Das reichte gerade einmal, um das Licht noch für einen Tag brennen zu lassen, wenn er allerdings den bisherigen Verbrauch in relation dazu setzte würden ihm nicht einmal ein paar Stunden verbleiben. Deprimiert sackte er in seinem Sessel zusammen. Er hatte eine Reise gemacht, die so extrem war, dass sie sicherlich in die Geschichte der Raumfahrt seiner Welt eingehen würde, hatte einen Himmelskörper entdeckt, der eigentlich gar nicht existieren dürfte, hatte einen Eingang öffnen können, der nur so für ihn gebaut zu sein schien, wurde von allem Wissen der Zeit erfüllt um dann hier mit leeren Batterien stranden zu müssen? Das konnte einfach nicht wahr sein, durfte nicht wahr sein.

Wie kam er jetzt bloss zu neuer Energie, zu einer neuen Tankfüllung. Er hatte keinerlei Gerätschaften dabei, die ihn mit irgned einer Form dessen versorgen konnten, was er zum auffüllen gebraucht hätte. Da kam ihm der Gedanke an das gesehene wieder, an die Energieknoten ausserhalb der Galaxie, die ihre Energie Verbindungslos an fast jeden Ort des Universums übertragen konnten. Was konnte das, auf dem er gerade stand, schon anderes gewesen sein, als einer dieser Knoten, als ein Energieerzeuger aus dem Nichts, aus dem Expansionseffekt des Raumes selbst? Er brauchte es eigentlich nur noch anzuzapften, brauchte die Energie nur noch zu fokussieren, auf einen ansteuerbaren Punkt in seinem Schiff zu lenken und von da aus direkt abzuzapfen.Alles Wissen, das er dafür brauchen würde, war mit absoluter Sicherheit schon in seinem Kopf und er vertaute daraus, dass er nur mit dem Bau eines entsprechenden Gerätes beginnen müssen würde, damit sein Unterbewusstsein die Steuerung übernimmt und der Bau wie von selbst von der Hand ginge.

Er fing einfach mal an. Ein paar elektronische Bauteile waren schnell zusammengesammelt, hier ein poti, da ein Widerstand und aus der Lampe die Batterien und den Schalter, aus der Uhr die Spulen und die Kondensatoren und schon begann sein Hirn ohne sein weiteres, bewusstes Zutun zu arbeiten. Was er zu allererst einmal brauchte war eine Fernbedienung für die Energieübertragung. Wie er dies schaffte war ihm selber nicht wirklich bewusst. Seine Finger flogen nur so über die Platinen und Kabelverbindungen, über die Chips und passiven Bauteile dass er nur noch hoffte, dass auch alle diese Teile noch funktionierten, wenn er sie einmal wieder in einem anderen Gerät benötigen würde. Aber auch diesen Gedanken verwarf er schnell wieder als er feststellte, dass er gerade dabei war, einen der Transistoren zu zerlegen und zu einem Schwingkreis zusammenzufalten, den er so noch nie gesehen hatte. Es war nicht so, dass das Umfeld, aus dem er kam sonderlich primitiv gewesen wäre, allerdings in Anbetracht der neuen Verwendungsmöglichkeiten, deren Erschaffung er vor sich auf dem Tisch quasi neben sich stehen beobachten konnte, war es doch mit einer offensichtlich sehr eingeschränkten perspektive behaftet, dass ihm dieser Blick über den Tellerrand nach und nach immer vertrauter vorkam, je mehr er sein Gehirn nach den Hintergründen seiner neu erlernten Baukunst befragte.

Was er da mehr oder weniger selbst gebaut hatte war ein Interfacegerät, ein Transponder, den er an den Bordcomputer anschliessen konnte - es hätte auch der Taschenrechner gereicht - und mit dessen Hilfe er einem Energieknoten, der am nächsten lag, Positionsangaben machen konnte. Tatsächlich schaffte er es gerade noch so ein quäntchen Strom aus den Systemen zu quetschen, so dass er die Daten verschicken konnte und sogar die Art der Energieform war in gewissen Grenzen wählbar.

So unbegrenzt waren die Möglichkeiten der Omnychron offenbar doch nicht, dachte er gerade bei sich als er merkte, dass er gerade den Namen dieser Rasse erfahren hatte. Schon stellte er alle möglichen Vermutungen über assoziationen disess Namens mit anderen, ihm bekannten, aus allen möglichen Teilen der Galaxie stammenden Sprachen an und jedes mal kam aus den Tiefen seines Gehirns schlagartig eine Antwort, die seine wildesten Mutmassungen noch zu überflügeln in der Lage war, denn offenbar war fast jede Möglichkeit der Beziehung zwischen diesem Volk und dem anderen sogar richtig gewesen. Immer gab es einen Begriff, den das Volk, mit dem die Omnychron Kontakte pflegten, aus diesem Namen abgeleitet hatten und der danach in den festen Sprachgebrauch dieser anderen Welt übergegangen war. Immer waren tatsächlich die Omnychron selbst mit der assoziation, mit der anderen Begriffsbedeutung gemeint. Worauf es jedoch stets herauslief war eine Deutung, die etwas mit der ewigkeit der Zeit zu tun hatte. Sie wurden überall als das Ewige Volk betrachtet und dieses Wort in diesem oder ähnlichem Sinne in die jeweilige Sprache übernommen.

Während er noch darüber nachdachte, wie er das Urvolk nun eigentlich characterisieren sollte hatten sich die Systeme seines Schiffes allesamt mit Energie versorgt, hatte der Energieknoten in gewisser Weise ein direktes Kabel zu der Steckdose seines Schiffes gelegt und bis auf den Hauptantrieb konnte er wieder alle Aktionen durchführen, die er auch mit voller Energie hätte vollführen können. Doch für den Antrieb benötigte er eine andere Art der Energie, brauchte er die Energie in der Form, wie sie in die Speicher seines Schiffes passte. Er brauchte einen Konverter, der die eine, die vom Knoten gelieferter Form in eine für das Schiff verständliche Form transformieren konnte. Jedoch ein Ladegerät, das im Grunde nur den schon vorhandenen Strom aus den anderen Systemen sammeln und in den Speicher zurück leiten brauchte, den konnte er auch mit geschlossenen Augen und halben Gehirn bauen, war dies doch unter anderem Grundlagenwissen während seines Studiums gewesen. Schnell waren einige Kabel umgesteckt, einige Verbindungen umgeleitet und einige Sicherungen verstärkt worden, es blieb ihm nur noch abzuwarten, ob das Schiff diese energetische Umkehrbelastung auch auszuhalten in der Lage war.

Gespannt legte er den Schalter um und fast war ihm, als könne er den Strom durch seinen Körper fliessen fühlen, konnte spüren wie es quer durch den Raum geleitet direkt in sein Schiff gepumpt wird und nun seine Speicher füllen würde. Und tatsächlich, wenige Sekunden später vernahm er auch schon das ruhige Brummen des eingeschalteten Schildgenerators und wenige Minuten des bangen Hoffens auf ein Halten der Leitungen sah er auch schon das grüne Lämpchen an der Kontrolltafel, das ihm die Funktionsfähigkeit des Antriebes mitteilen wollte. Sogar die Ladestandsanzeige funktionierte einwandfrei und bewegte sich kaum eine viertel Stunde später auch schon dem maximum entgegen. Dieses Problem war also schon einmal gelöst. Blieb nur noch, seinen oder seine Verfolger ausfindig zu machen.

Wieder ging es auf die Oberfläche, ging es den Fussspuren hinterher. Dieses mal nahm er keinen Rucksack mit, nahm nicht einmal eine Flasche Wasser oder sonst irgend welche Verpflegung mit, nicht einmal seine Taschenlampe - wenn er sie denn wieder zusammengebaut hätte - hätte er eingepackt. Er war sich seiner neuen Macht, die mit dem Verständniss des Sprache dieses Volkes und der damit möglichen Kommandomöglichkeiten ihrer technischen Einrichtungen einherging durchaus im klaren, wollte nun vor allem den zeitlichen Faktor ausnutzen wenn er in seiner Verfolgung schnell genug wäre. Schnell hastete er den nun schon bekannten Weg zum Canyon und fand tatsächlich abweichende Spuren, die von seiner eigenen Fährte weg führten. Sie waren ihm offensichtlich nicht direkt in die Schlucht gefolgt, sondern wählten den Weg an der oberen Kante entlang, beobachteten ihn vielleicht sogar die ganze Zeit in der er durch die Enge trottete. Er verfolgte ihre Spur immer weiter den Wall hinauf, kam schliesslich auch an den Punkt über dem am Grund die Steinerne Pforte gewesen war. Hier mussten er oder sie sich länger aufgehalten haben, haben ihn offenbar dabei beobachtet, wie er das Tor hatte öffnen können, wollten dies ihm womöglich sogar gleich tun. Er erinnerte sich daran, wie er vor dem Tor stand, erinnerte sich an die Lautstärke, in der er die Worte wenn überhaupt dann bestenfalls genuschelt hatte und hielt es für verhältnismässig unwahrscheinlich, dass sie ihn genau genug hatten belauschen können um diese Zaubeformel zu wiederholen.

Vorsichtig trat er erneut an die Kante heran, schaute nach unten und sah auf den Felsvorsprung, wie sich der Eingang von oben ihm zeigte. Jedoch sah er auch einige Felsen lose davor liegen, so das er sich seinen Teil schon denken konnte. Sie hatten seine Worte also tatsächlich nicht vernehmen können. Zurück zum Eingang der Schlucht ging es bergab und damit noch schneller, ebenso den Weg durch die Schlucht rannte er unvorsichtig einfach drauflos, erwartete nicht, dass er noch irgendjemanden treffen können würde. Schon lange bevor er die Pforte erreichte roch es verbrannt, konnte er den Staub geborstenen Steins riechen und als er endlich da stand, wo er zu der Wand gesprochen hatte, stand er nur in einem Trümmerfeld. Wer immer sich hier Zugang verschaffen wollte, er hatte es gewaltsam getan - und unvorsichtig obendrein. Die Abwehrmechanismen, von denen er in seiner Geschichtsstunde gehört hatte, waren auch hier aktiv und hatten sogleich den ersten der Angreifer noch vor der Tür erledigen können - eine gelb strahlende Statue eines erschrocken blickenden Mannes stand etwas seitlich direkt hinter dem Eingang. Ob es weitere Leute gegeben hat konnte er da noch nicht sagen, es waren keinerlei Trümmer von Verteidiungseinrichtungen oder auch weitere Leichen zu sehen.

Wieder ging er in den weissen Raum. Zumindest dieser war nach wie vor so strahlend, dass es einem die Sinne raubte. Hinter sich konnte er es kurz bröckeln hören. Erschrocken drehte er sich um in der Vermutung, dass er von hinten überrascht worden war, doch da war niemand. Noch einmal schaute er sich die Trümmer der Tür an, dieses mal etwas genauer. Es schien nach wie vor ganz normaler Stein zu sein, doch er bewegte sich, kam aufeinander zu, bewegte sich als ganzes in Richtung des gesprengten Durchganges. Das Selbstreparatursystem schien wirklich in jedem Körnchen zu stecken, und es sorgte dafür, dass sich die steinerne Tür wie von Geisterhand wieder zusammenzusetzen begann und sich auch gleich wieder in das Scharnier einhängte - wenn es dort etwas mit dieser Funktion geben sollte. Doch darüber dachte er schon nicht mehr nach, ging schon weiter zu dem Transporterkreis, der noch an seinem Platz war. Entweder er erneuerte sich immer wieder, oder die eine Statue hinter ihm war der einzige Schatzjäger gewesen. Er musste auf nummer sicher gehen, stellte sich wieder in das Feld und liess sich vollautomatisch einmal mehr ins Zentrum befördern.

Endlich zwischen den anderen Kugeln angekommen, die das Zentrum umgaben, machte er sich Sorgen darum, dass er ja nun mit einer sehr hellen Lichtquelle in einen dunklen Raum hinein fahren würde. Er musste natürlich annehmen, dass er sofort entdeckt werden würde, wenn sich dort noch jemand aufhielte. Viel Zeit blieb ihm für diese Gedanken jedoch nicht, denn schon zischte die Decke der zentralen Kammer um ihn herum. Jedoch wurde es danach nicht mehr dunkel um ihn herum, wie er es annehmen musste, sondern es blieb hell. Zwar nicht ganz so hell wie in dem weissen Raum weit über ihm, aber immerhin hell genug, dass seine Plattform als weitere Lichtquelle nicht mehr sonderlich auffiel. Zudem machte sie auch keinerlei Geräusche, so dass er, in dem Wissen dass er hier nicht alleine sein würde, zumindest eine Chance hatte nicht sofort entdeckt zu werden. Was hatte er sich auch dabei gedacht, sich so völlig unbewaffnet auf Verfolgerjagd zu machen. Seine Zweifel hatten jedoch nicht lange Zeit ihn zu verwirren, bremste die Plattform doch schon ab und glitt in den Boden hinein, legte ihn sanft vor der Statue des Wissens wie er sie nennen wollte ab.

Fast übergab er sich, so schockierte ihn der Anblick, der sich ihm bot. Da lag eine Person direkt vor der Statue, tot, mit gesprengtem Schädel. Auch die Statue war ein wenig vollgespritzt und liess klar werden, in welcher Position sich der Kopf aufgelöst hatte. Offenbar war er gepackt worden, genau wie er, danach abgesetzt worden, wahrscheinlich auch genau wie er, konnte er sich doch nicht mehr an diesen Zeitraum erinnern, und während er noch vor der Statue kniete platzte sein Kopf auseinander. Ab dem Hals war er komplett weggerissen. Wäre es eine Waffe gewesen, die ihn in den Kopf getroffen hatte, wären zumindest irgendwelche Verbrennungen geblieben, oder aber er wäre nicht so vollständig in der Umgebung verteilt, und man hätte eine Richtung der Streuung feststellen können. All das gab es nicht, es war einfach nur ein roter Kreis um ihn herum. Und selbst dieser war schon halb festgetrocknet, so dass er in den Aussenbereichen sogar schon ohne Fussabdrücke durch das rote laufen konnte. Und wenn er aufpasste, würde er auch auf keinen Knocken treten und sich durch knirschende Laute verraten, sollte noch jemand hier unten sein.

Einmal mehr schaute er sich um, suchte nach etwas das er erkennen konnte in der Einöde dieser riesigen Halle. Es waren recht mächtige Strahler, grosse Leuchten aufgestellt worden, die die gesamte Kuppel erhellen konnten, dass man sogar das Loch in der Decke von seiner Umgebung unterscheiden konnte. Vor allem aber konnte man nun auch die Wände begutachten um womöglich einen weiteren Ausgang zu finden, oder irgendwelche weiterführenden Schriftzeichen entdecken zu können. So weit hatten diese Leute offenbar weiter gedacht als er, aber wie hätte er auch damit rechnen können, dass er in derartige Dunkelheit kommen würde. Er schaute sich mehrmals um, jedes mal etwas genauer, glaubte dabei, beim vorigen Versuch etwas übersehen zu haben, jemanden übersehen zu haben. Dann hörte er in der Ferne eine Stimme. Sie war zwar leise, aber doch sehr genau zu vernehmen, gab es doch keinerlei Lärmquelle in dieser Halle, die hätte stören können, kein Windchen, das ein Grundrauschen hätte spenden können, nur völlige Stille - und eben jeden Stimme, die sich offenbar mit jemandem unterhielt.

"Hier ist nichts weiter! ... Ja, genau.... Wenn ichs doch sage. ... Und Tom hats die Birne weggehauen. ... Keine Ahnung warum ... wahrscheinlich wieder so ne Sicherheitsfunktion. ... Ja, genau. Oben. ...Denni hats vergoldet, der geht nirgendwo mehr hin. ... Vergiss es, das probier ich nicht aus. ... Ich behalt meine Birne. ... Hat sich der alte Mann wohl geirrt. ... Nein, hier ist nichts. ...Die Figur steht fest. ... Dyna hab ich keins mehr. ...Sag dem alten, er solls selbst versuchen kommen."

Es gab also noch mehrere, die hinter etwas her waren, das sie hier vermuteten. Und es gab nicht nur den, mit dem er gerade sprach, sondern offenbar auch noch einen Auftraggeber. Er fand das alles sehr beunruhigend, lauschte aber nach wie vor gebannt auf das, was der Schatzjäger da von sich gab, lehnte sich dabei an die Statue, um nicht zufällig doch von ihm gesehen zu werden. Doch bei dem Versuch unauffällig sein zu wollen geschah ihm ein Missgeschick. Zwar war das Blut zu seinen Füssen schon weitgehend Trocken, doch seine Sohlen machten auf einem sauberen Fleckchen dann doch noch ein quietschendes Geräusch.

"Wer ist da?"

Er bewegte sich nicht, hoffte, dass er dennoch nicht entdeckt werden würde. Doch diese Hoffnung wurde nicht erfüllt. Sein Gegner kam sogleich mit gezückter Waffe in seine Richtung.

"Sekunde. .. Ich glaube hier ist jemand."

Und tatsächlich hatte er ihn entdeckt. Langsam ging er um die Statue um sich besser vor ihn platzieren zu können, eine eindeutiger Schusslinie zu haben.

"Sag dem alten, dass ich jemanden für ihn mitbringe. ... Ja genau, DEN! ... Ja, ich denke auch das ist ne gute Entschädigung dafür, dass es Tom weggehauen hat. ... Wir kommen dann jetzt raus."

Das liess natürlich alles in einem völlig anderen Licht erscheinen. Er war offenbar für diese Leute eine bekannte Persönlichkeit, so bekannt, dass für den anderen wohl sofort klar war, wen sein Gegenüber am Funkgerät gemeint hat. Doch dem Vorschlag, mit dieser Person mitzukommen, würde er wohl ablehnen müssen.

"Los, vorwärts." wies ihn der rohe Bandit an. Der Verlust seines Partners schien ihn schon gar nicht mehr zu interessieren. Sein Lohn schien sehr hoch zu sein, wenn er daran dachte, dass er auch seinen zweiten Partner schon am Eingang verloren hatte und es ihm wohl auch gleichgültig war, ihn selbst über die Klinge springen zu lassen, auch wenn dies hinsichtlich seines Auftrages einen Verlust für ihn bedeutete.

Lang sekunden vergingen, bevor er eine Reaktion auf sein Gegenüber zeigte, sich aus seiner Starre lösen konnte. Zwar war er schockiert darüber, sich nun in einer akuten Bedrohungssituation zu befinden, war sich jedoch ebenso sicher, dass er nicht mit ihm kommen würde, dass er einen Weg aus seiner Gefangennahme finden könnte. Immerhin waren sie hier an einem Ort, den er im Gegensatz zu diesem Tom weit besser überstanden hatte, nun auch die Sprache des Kommandoprozessors beherrschte, welche ihn nun dort heraus bringen würde. Im Grunde hatte er einmal mehr nur eine Frage an sein Gehirn gestellt, hatte sich selbst gefragt 'wie komme ich hier bloss wieder raus?', da kam auch schon die Antwort in Form einer ausführlichen Beschreibung seiner Möglichkeiten und der Möglichkeiten des Verteidigungssystems bis hin zur aktivierung der Selbstzerstörung dieses Energieknotens. Da dies jedoch ungünstig wäre und auch sein weiterführendes Problem mit der weiteren Person, die sich wohl in ihrem Schiff auf der Oberlfäche befand, würde es auch nur zufällig lösen können. Er wurde daran erinnert, was sein Volk, wie er es mittlerweile schon nannte, in ihrer zentralen Stadt als Verteidigungsvorrichtungen um ihr Portal herum errichtet hatten, und daran, dass sich vergleichbare Installationen überall in ihrer Architektur befinden konnten. Das war die Lösung, die er gesucht hatte. Ein eleganter, für ihn weitgehend ungefährlicher Ausweg aus dieser Situation.

"Beweg dich!" hörte er noch einmal den Befehl seines bewaffneten Gegenübers.

"Ich denke nicht, dass du das willst." warf er ihm voller selbstbewustsein an den Kopf. Sein nächstes Wort würde wohl nicht mehr auf einer Sprache sein, die er verstehen würde.

"Doch. Mach schon. Der Boss will dich sehen."

"So? Wer soll das sein?"

"Das wirst du früh genug erfahren. Los jetzt! Vorwärs!"

Und dann sprach er dieses eine Wort, einen Befehl an die Systeme dieses Ortes in der Sprache der Omnychron. Es bedeutete so viel wie 'Verteidigung', enthielt jedoch auch evasive Elemente. In der Bedeutung für die Verteidungssysteme bedeutete es vor allem, dass jeder mögliche Angreifer, also Personen die Waffen in irgend einer Auspregung tragen, augenblicklich eliminiert werden. Es wurde in der exakten Beschreibung, die er in einem Wimpernschlag mnemonisiert bekam, sogar exakter beschrieben, wurde als intelligentes System zur Angreifererkennung, Freund-Feind-Trennung und Gruppenaufsplitterung bescrhrieben, aber er dachte sich, dass er hier ja nicht so viel Auswahl an Gegnern gab, die Waffen trugen, beziehungsweise Opfern, die eben keine Trugen, denn die seinen hatte er ja in seinem Schiff gelassen.

Vorsichtshalber trat er dennoch einen Schitt zur Seite gleich nachdem er den Befehl abgesetzt hatte. Die Reaktion des Systems folgte auch prompt und ohne, dass irgend ein Strahler, eine art Kanone oder sonst irgend ein System aus der Wand oder dem Boden gefahren wäre, wurde sein Gegenüber erst durch ein blaues Kraftfeld eingehüllt und isoliert und schliesslich einfach in seine Bestandteile aufgelöst. Als er zuschaute kamen ihm schon einige assoziationen mit diversen Science-Fiction-Sendungen, doch nach seinem aktuellen Wissen gab es nun natürlich kaum noch irgend eine fiktion, die er nicht hätte erfüllen können. Es ging alles so schnell, dass er warhscheinlich nicht einmal Schmerzen dabei hatte, dennoch konnte er genau sehen, wie er zu schwerelosem Staub zerfiel und sich vollständig innerhalb des Kraftfeldes verteilte, bevor sich diese Überreste dann endgültig in Luft auflösten und so verschwanden.

Als das Kraftfeld wieder verschwunden war, trat er erst einmal ein paar Schritte zurück, wollte keinen Staub einatmen, der einmal eine andere Person gewesen war. Doch weiter darüber nachzudenken hätte ohnehin nichts gebracht und so nahm er sich einmal den Körper des Kopflosen genauer vor, untersuchte ihn nach Hinweisen über seine Identität und über seinen Auftraggeber, fand sogar seine Geldbörse mit seinem Ausweis, jedoch keinen weiteren Hinweis über Hintermänner oder gar seine Partner. Hier sollte die Spur also erst einmal enden, dachte er sich, bevor er dann doch wieder in den Kreis stieg und den Rückweg antrat. Einen Gegner hatte er ja immerhin noch.

Sicherlich musste dieser denken, dass die beiden nun auf dem Weg wären, wartete wahrscheinlich an dem Platz, an dem sie auch gelandet waren. Dies würde ihm nicht nur Zeit, sondern auch genügend Freiraum zum Handeln geben, dass er ihm zumindest entkommen würde können. Aber wollte er das wirklich? Sein verbliebener Gegner würde ihn durch die ganze Galaxie verfolgen, immerhin wurde er für seine Aufgabe bezahlt. Er würde diesen ebenso wie den anderen besiegen müssen, hier draussen würde das sowieso niemand mitbekommen. Sogar sein Boss würde es erst merken, wenn er schon ausserhalb seiner Reichweite sein würde.

All dies im Hinterkopf behaltend rannte er fast durch den weissen Raum, den Canyon, über die Hügel hin zu seinem Schiff, fühlte sich in diesen Wüstenabschnitten schon förmlich wie zu Hause, bis er sein Schiff erreichte und nur hoffte, dass es nicht schon wieder all seine Energie verloren hatte. Zeit zum erneuten Aufladen würde er dieses mal nicht mehr haben. Doch die Zeit, die er weg gewesen war, war weit kürzer gewesen als die letzten male, die er sich ausserhalb des Schiffes aufgehalten hatte. Einmal mehr testete er die Haltbarkeit und Schlagfestigkeit der Kontroltafeln der Luftschleuse und fiel dem Pilotensessel entgegen, der seinen Sturz gerade noch so bremsen konnte. Ein kurzer Blick auf seine Energieanzeige bestätigten ihm das Erhoffte, mit diesem Vorrat würde er sogar noch eine rasante Flucht durch einen Asteroidengürtel mit brennenden Maschinen hinlegen können. Doch dazu wollte er es nicht kommen lassen.

Es war ja nur ein Schiff, das er ebenso vernichten konnte, wie die Omnychron die gegnerische Rasse einst auslöschten - mit einem Energieüberladungsszenario, nur eben in geringeren Grössenordnungen. Er dachte sich, dass es vollkommen reichen sollte, wenn er an einem einzigen Punkt innerhalb des Antriebes des feindlichen Schiffs einen Energiepuls absetzen konnte, der dann den generierten Treibstoff ausserhalb der Brennkammern, innerhalb der Schiffssysteme entzünden würde. Doch für einen solchen, generierten Energieimpuls würde er die exakte Position des Schiffes benötigen. Er musste also entweder zu Fuss losrennen und das Schiff suchen, oder aber kurz starten um es dann aus der Luft sehen zu können. Dann würde jedoch die Zeit, in der er das Ziel für die Energieübertragung eingeben konnte sehr verkürzt. Er musste einen Weg finden, dieses Problem zu lösen ohne dass er die schützende Hülle seines Schiffes aufgeben musste. Nach einigen Selbstbefragungen, die keine befriedigenden Antworten lieferten - zu jeder Frage kamen nur Ideen über den Bau von Ortungsgeräten und erweiterter Radarunterstützung für sein Schiff zum Vorschein, für deren Bau jedoch die Zeit nicht ausreichen würde. Schon zu viel dieses kostbaren Gutes waren durch seine Überlegungen vergangen und wenn sein verbleibender Gegner viel länger würde warten müssen, sicher kämen ihm Zweifel über den Verbleib seines Partners, so dass er zumindest nach einem vergeblichen Funkspruch etwas unternehmen würde.

Schliesslich entschied er sich für die Programmierung seines eigenen Bordcomputers, so dass dieser die Ortung und übermittung entsprechender Daten übernahm, wenn er das andere Schiff erst einmal mit seinen konventionellen Mitteln geortet hatte. Zeit zum Testen blieb ihm keine, so dass er mit einer Menge Herzklopfen schliesslich startete. Der Hügel mit dem durchtrampelten Suchraster diente ihm als Ausgangspunkt und die Fussstapfen im Sand, die er aus seinem Cockpit gerde noch sehen konnte bevor der Flugwind seines Raumers diese verwehte, wiesen ihm die Richtung seiner Suche. Schliesslich, als wegen eines weiteren Hügels an Höhe gewinnen musste, lag der Gleiter seines Verfolger direkt vor ihm in eben so einer Ebene wie die, in der er selbst gelandet war, gut versteckt durch die umliegenden Erhebungen. Nun brauchte er die vom Computer gelieferten Daten nur noch zu bestätigen. Ohne zu zögern drückte er die Taste in dem festen Wissen dass, wer ihn mit Waffengewalt zum mitkommen auffordern wollte, sich auch mit Waffengewalt die Oberhand über ihn würde sichern wollen, es also nur galt entweder die anderen oder eben er. Kaum eine Sekunde brauchte das Triebwerk, um seinen bläulichen Schimmer zu verlieren und kaum eine weitere Sekunde vergingen, bis auch der Rest des Schiffes in einem Feuerball verging. Dass er dort gerade eine oder gar mehrere Personen getötet hatte, diesen Gedanken verdrängte er schnell. Die Ausrede des Zahn um Zahn taugte dafür sehr gut und war ja im Grunde auch durchaus zutreffend gewesen.

Noch eine knappe Minute schaute er den verwehenden Überresten dieser Explosion zu, irgendwo zwischen faszination und dem Wunsch sichergehen zu wollen, dass ihn nun auch ganz bestimmt niemand mehr würde verfolgen können. Schliesslich gewann er wieder an Höhe und durchbrach schliesslich wieder den globalen Schutzschild, der die Atmosphäre auf der Oberfläche halten sollte. Endlich war er wieder auf der Rückreise.

Teil 4: Konsequenzen

"Halllooo? Noch wach?"

"Oh, ja Entschuldigung, ich bin in Gedanken gewesen. Was sagten sie doch gleich?"

"Geologie muss ein interessanter Beruf sein."

"Ja, das war er in der Tat."

"War? Sind sind sie es nicht mehr?"

Tja, das war so ein Thema gewesen. Noch auf der Rückreise bekam er eine Nachricht von einem Kollegen, der schon ganz erpicht auf seine Messdaten war, darauf ob er tatsächlich einen Planeten gefunden hatte, wie er ihm unter vier Augen verraten hatte. Der Gute schwärmte schon davon, irgend welche Wissenschaftspreise für diese schier unmögliche, unglaubliche Entdeckung absahnen zu können, wollte sich schon einen Raum für all die Preise und Pokale anbauen. Irgendwie brachte ihn dies ins Grübeln. Was hatte er da eigentlich als entdeckerisch verwertbare Leistung vorzuweisen? Was konnte er eigentlich von all den Daten, die er gesammelt hatte, überhaupt mit ncah Hause bringen, überhaupt für die Öffentlichkeit freigeben? Was würde wohl geschehen, wenn plötzlich eine Art Wissenschaftstourismus zu diesem Wanderer ausbräche? Irgendwann würde wohl tatsächlich eine Möglichkeit gefunden werden, in die Kammer des Wissens, wie er sie mittlerweile halb ironisch nannte, vorzudringen. Wenn auf einmal alles Wissen des Universums einer Spezies zur Verfügung stünde, die geistig noch nicht reif dafür ist, die im Grunde mehr damit beschäftigt ist, sich gegenseitig zu zerstören anstatt ihr Wissen zu vergrössern oder daran zu arbeiten dass es dem gesamten Volk gut geht und kein Teil davon in Armut und Hunger leben müsste. Was würde eine solche Rasse wohl mit all diesem Wissen, dieser schier unbegrezten Macht anfangen?

Natürlich bestünde die Möglichkeit, dass durchaus die guten Teile genutzt wurden um all diese Probleme, denen sich diese Gesellschaft gegenübersieht, im Guten zu nutzen, doch die Wahrscheinlichkeit dafür war doch eher gering. Was könnte man das fundamentale Problem, die Energieversorgung, auf einen Schlag so einfach und elegant lösen, indem man sich den Strom frei Haus liefern lässt, man bräuchte ja nicht einmal neue Kabel zu verlegen. Doch man könnte damit auch Überlastungen erzeugen, könnte fürchterliche Stürme über gegnerischem Gebiet entfachen und man wäre es nicht einmal selbst gewesen, könnte es auf jemand anderen schieben. Eine völlig neuartige, saubere Art der Kriegführung wäre geboren, die sich die wenigsten Führer nehmen lassen würden.

Wieder ging ihm all das durch den Sinn als er an seinen Flug zurück zu seiner Universität dachte, die ihm das ja alles ursprünglich ermöglicht, finanziert hatte und nun im Grunde auch zu Recht eine Gegenleistung verlangte. Doch auf die Art, wie es erwartet wurde, konnte er sie einfach nicht liefern, zu gross waren eben jene Gefahren des neuen Wissens. Das war ihm auch damals klar geworden. Er versuchte sich zu überlegen, wo überall Daten zu seinem Flug, zu seinem Ziel und allen Ereignissen dazwischen gespeichert worden waren, wo das Schiff all die Messdaten abgespeichert hatte und kam zu dem Ergebniss, dass es ein viel zu grosses Risiko sein würde, dass er die eine oder andere Speicherzelle vergessen würde und diese dann auf den Rest schliessen liesse, dass man anhand eines Fragmentes womöglich den ganzen Datensatz aufspüren, rekonstruieren würde können und seine vertuschungsversuche nicht nur vergebens gewesen wären, sondern ihm im nachhinein auch nur noch mehr Probleme bereiten würde als wenn er gar nicht erst wieder zurückgekommen wäre. Mit diesem Gedanken dachte er ernsthaft darüber nach, sich mit diesem Schiff, das für einige schon die Büchse der Pandorra darstellen dürfte, einfach abzusetzen, gar nicht erst wieder auf seine Welt zurückkehren, einfach verschwinden könnte und irgend wo anders, fern seines Wohnortes, an dem ihn ohnehin incht viel hielt, ein neues Leben beginnen würde.

Doch womöglich würde er doch irgendwann von einer Polizeieinheit wegen Raumschiffdiebstahls gesucht und gefunden werden. Diese automatischen Dinger waren da recht hartnäckig und hätten anhand seiner Transponderkennung oder irgendwelcher telemetrischer Aufzeichnungen eines Satelliten sogar eine Spur zu verfolgen. Ein wirkliches Versteck für ihn gab es also nicht. Die Daten mussten aber weg, durften nicht in fremde Hände gelangen. Seine Erfindung zur Energiepositionssteuerung durfte ebenfalls nicht länger weiter eistieren, womöglich würde ein Finder damit aus Zufall grösseren Unfug treiben als ein verrückter Diktator. Das Schiff musste im ganzen Zerstört werden, ganz so, wie er es mit seinem Häscher getan hatte.

Wieder programmierte er den Computer darauf, seine eigene Position an einen Knoten zu übermitteln und so auf Wunsch dann eine Überlastung aller systeme hervorzurufen, allerdings Zeitgesteuert, damit er auch noch etwas Zeit hatte, sich weit genug zu entfernen. Er zielte dabei mit dem Energieknoten genau auf den Punkt, den er auch bei seinem Gegner angepeilt hatte, denn bei dem hatte das ganze ja auch fabelhaft funktioniert. Zumindest in der Zerstörung von Dingen war er jetzt schon bewandert. Die Zeit würde zeigen, ob er das Wissen auch einmal wirklich konstruktiv würde nutrzen können. Doch es deprimierte ihn schon sehr, dass in dem Punkt, den er seiner Zielweilt vorhielt, wegen dem er das Wissen mit diesen nicht teilen wollte, er im Moment noch nicht viel besser war, ebenfalls nur zur Zerstörung und Mord tendierte, sei es auch bloss aus Notwehr.

Gerade ein paar Minuten war er mit der Programmierung fertig, liess das Programm noch einmal überprüfen, da stiess das Schiff auch schon aus dem Hyperraum und seine Wahlheimat lag wieder vor ihm. Er benachrichtigte seinen Kollegen, dass er gleich da wäre, er sich aber nicht zu nah an seine Landestelle heranwagen sole weil er bestimmt noch ungesunden Staub verteilen würde. Er solle etwas warten, bis sich die Partikel in der Atmosphäre etwas verteilt hateten. Sein Kollege ging tatsächlich darauf ein. Warhscheinlich hätte es ein Biologe nicht getan, war die Begründung doch mehr als schwammig. Etwas besseres fiel ihm jedoch nicht ein, für Lügen war sein Unterbewusstsein wohl nicht programmiert worden. Was er allerdings noch brauchte war eine Ausrede, wo der Staub denn überhaupt her kam. Er würde schlecht zugeben können, dass er ausserhalb der Galaxie tatsächlich einen Wanderer vorgefunden hatte, das würde bloss Folgefragen und womöglich sogar Folgereisen auslösen und genau das wollte er ja verhindern.

Die Landeebene lag schon vor ihm und am Rand konnte er bei seinem vollautomatischen Anflug auch schon seinen Kollegen sehen. Sicher würde er es ihm verzeihen was er da vor hatte. Immerhin würde er ihm zumindest berichten können, das seine erweiterten Instrumente funktiniert hatten. Und die Idee mit dem Bett musste er unbedingt erwähnen.

Langsam sank das Schiff immer tiefer, fuhr automatisch im richtigen Moment sein Landegestell aus und setzte sich schliesslich sanft mitten in den vorgezeichneten Kreis ab. Auf dem Wanderer war es ihm nicht so perfekt geglückt und im Nachhinein war er sehr froh, das überhaupt geschafft zu haben, aber hier gab es ja auch eine Menge Hilfsmittel und Leitstrahlen, an denen sich die Automatik entlanghangeln konnte. Er liess die Systeme angeschaltet, aktivierte sein Programm zur Systemüberlastung und stand auf, ging zu der robusten Luftschleuse, die er einfach nicht geschafft hatte zu zerstören, so oft er es auch versucht hatte. Die Äussere ging gleichzeitig mit der inneren Schleuse auf, so war es eingerichtet, wenn sich das Schiff im Heimathafen befand, und er konnte aus der Ferne schon das Lachen seines Technikerkollegen sehen, der gerade auf ihn zukommen wollte. Doch ein kurzes Winken und Deuten liessen ihn dann davon überzeugen, dass er dort warten sollte, dass es völlig ausreichte, wenn er auf ihn zukommen würde.

Einen schnellen Gang hatte er nun eingelegt, vieleicht sogar etwas untypisch für ihn, doch wenn ihn jemals jemand danach fragen würde würde ihm dafür sicherlich auch eine Erklärung einfallen - womöglich weil er froh war sich wieder ausserhalb des Schiffes bewegen zu können oder etwas ähnliches. Das Programm hatte er zwar grosszügig bemessen, doch wollte er lieber auf nummer Sicher gehen, sich nicht zu nahe an der Explosion befinden wenn sich das Schiff Vaporisieren würde wie er hoffte. Herzlich fielen sich die beiden in die Arme, begrüssten sich als wäre er Jahre lang weggewesen, obwohl es gerade einmal einige Tage gewesen waren. Noch wenige Sekunden würden es sein.

"Lass uns erst mal was essen gehen, ich habe fürchterlichen Hunger. Die Verpflegung war einfach zu knapp bemessen."

"Wie, du hattest Verpflegung dabei? Das stand aber nicht im Anforderungsblatt. Hahaha."

"Ja, genau wie das Bett. Wer ist denn auf diese hervorragende Idee gekommen? Das war wirklich das zweitnötigste, an das ich auch nicht gedacht hatte."

"Das war glaub ich einer der astrophysiker. Weisst schon, so ein Sterngucker. Lange experimente sind die ja eher gewohnt und wissen, was man da am meisten braucht. Wahrscheinlich hätte dein Kaffee noch Monate gereicht, was? Hahaha."

"Dafür hatte ich nichtmal zeit. Lass uns gehen, ich erzähl es dir beim Essen." konnte er ihn gerade noch die Treppe herunterr in einen Hangargraben schieben, kaum zwei Schitte gegangen, da betäubte sie auch schon der zerreissende Lärm einer Explosion in ihrer nächsten Nähe. Sie schauten sich schockiert an, auch wenn sein Schock eher aus der Furcht geboren war, was sein Bekannter da wohl zu sagen würde als von der für ihn erwarteten Explosion. Er musste sich schon auf die Zunge beissen etwas allzu verräterisches zu sagen, musste verbergen dass es für ihn klar war, dass sich da sein eigenes Schiff in Rauch aufgelöst hatte. Das erledigte dann auch sein Kollege für ihn, rannte die wenigen Schritte zurück zu der Treppe so dass er gerade über die Kante schauen konnte und schrie vor Entsetzen.

"Oh, Gott. Stell dir vor, du wärst eine Minute später zureuckgekmmen."

Zumindest dieser machte sich mehr Sorgen um sein Wohlergehen als um den Velust wissenschaftlicher Daten und Erkenntnisse oder auch des Schiffes selbst. Er hatte schon ein schlechtes Gewissen, dass er einen echten Freund so gnadenlos würde belügen können, aber irgendwann, wenn die Zeit dafür reif sein würde, wollte er sich dafür erkenntlich zeigen, wollte ihm alles erklären, ihn in den Kreis der Wissenden aufnehmen - wenn er genug wusste um das Risiko abschätzen zu können. Einmal mehr musste er sich auf die Zunge beissen, um nicht direkt mit der Wahrheit herauszurücken und ihn zu beruhigen, so gerne er das halb aufgelöste Nervenbündel auch aufgebaut hätte, seine Geheimhaltung war erst einmal zu wichtig.

Einige Tage später wurde er dann von der Universitätsleitung davon informiert, das es eine Untersuchung gebe die den Vorfall um den Verlust dieses beträchtlichen, finanziellen Wertes untersuchen würde. Er wurde zum Verhör vor die Kommission geladen und dazu befragt, wie es sein könnte, dass ein Schiff ganz von selbst zur eplosion kommt, was er auf seiner Reise eigentlich gemacht hätte und wo er sich herumgetrieben hätte. Nur mit Glück gelang es ihm, sich nicht in Widersprüche zu verwickeln, konnte das Geschehene auf eine misglückte Notlandung auf einem Planeten am Rande, aber noch innerhalb der Galaxie verschieben und begründete dann die Explosion mit einer möglichen Rückkopplung der möglichen Nachwirkungen einer Beschädigung bei der Landung. Er wiederholte demonstrativ das Glück, das er dabei wohl gehabt haben musste, dass er gerade eine Minute vor dem Ende gelandet war, so dass ihn die Kommisare schon fragten, ob er eine Therapie wünsche, um mit dem Vorfall besser fertig werden zu können. Das hatten sie wohl auch tatsächlich als die reine Wahrheit geschluckt.

Dennoch kam der Ausschuss einige Monate später zu dem Ergebniss, dass er, da er ja auch für die Planung und spezifikation der Expedition verantwortlich gewesen war, die Schuld an diesem Vorfall zu übernehmen hatte. Irgend jemand musste eben immer dran glauben. So wurde er dann auch vom Dienst suspendiert und aus seinem Forschungs- und Lehrauftrag entlassen. Er hätte das Schiff also auch gleich direkt in den Boden rammen können, die Strafe dafür wäre die gleiche gewesen. Ironie des Schicksals. Aber zumindest hatte er die Gefahren des übergrossen Wissens für diese Welt abwenden können und konnte seine Hände irgendwie doch noch in Unschuld waschen. Das Problem mit seinem Verfolger, dem Auftraggeber der drei Schatzjäger, verblieb jedoch nach wie vor ungelöst.

Und da stand er dann, ohne ein geregeltes Einkommen aber mit dem Wissen des gesamten Universums ausgestattet. Dabei durfte er es ja nicht einmal benutzten. Was hätte es für einen Medienrummel gegeben, wenn er auf einmal angefangen hätte, sich ein Grundlagenpatent nach dem anderen aus den Fingern zu saugen und auch noch zu vermarkten. Immerhin war es ja nicht so, dass er nun vollkommen Mittellos dagestanden hätte, zumindest das war der Vorteil, wenn man weit länger lebt als der durchschnittliche Einwohner des eigenen Planeten. Man kann einfach etwas Geld anlegen und das jeweilige Wirtschaftssystem selbst für sich arbeiten lassen. Dies hatte er seit geraumer Zeit getan, war in Besitz einiger Konten, die es ihm nun ermöglichen sollten, ohne Zwang und ohne Zeitdruck weiter nach seiner goldenen Stadt zu suchen. Dennoch traf ihn das Schreiben seiner ehemaligen Vorgesetzten doch wie ein Schlag, mochte er seine Arbeit doch sehr, mochte er die Tatsache, dass er sein Wissen an seine Studenten weitergeben konnte. Diese Leidenschaft des Lehrens lag ihm wohl ebenfalls in den Genen.

"Nein, leider nicht. Deshalb bin ich jetzt hier. Ich wollte einfach weg."

Eigentlich stimmte das natürlich nicht, aber sein Gegenüber brauchte eine Antwort, und wenn er sie nicht bekäme würde er wohl doch nur weiter bohren bis er sie bekäme, zumindest war dies mittlerweile sein Eindruck von diesem.

"Gefeuert, was? Naja, kenn ich. Ist schlimm so was. Aber sie wollen sich trotzdem noch so wie in ihrem alten Job die Felsen ansehen? Was gibt es denn so interessantes dabei zu entdecken?"

"Naja, ich habe gehört, dass es dort eine Verwerfung geben würde, an deren Hänge sich zwar ... ... ... gebildet haben ... ... ... jedoch die Schichten ... ... ... und dabei ist so etwas ... ... ... aus Wissenschaftlicher sicht könnte man ... ... ... vielleicht ist aber auch ... ... ... je nach dem, welche Farbe also ... ... ... und wenn es dort tatsächlich ... ... ...Das ist schon ein faszinierndes Thema!"

Sein Platznachbar war eingeschlafen.

Ein wenig war er schon frustriert, dass diese Person ihm dann doch nicht zuhören wollte, sich einfach in den Schlaf geflüchtet hatte anstatt mindestens doch einmal genau so höflich zu sein und ihm sein Ohr zu leihen. Aber auf Gegenseitigkeit braucht man in dieser Zeit wohl doch nicht mehr zu hoffen, denkt er sich noch, bevor er sich dann auch in seinen Sitz vergräbt um den Rest des Fluges doch noch verschlafen zu können. Auf diesen billig-keine-Fragen-Flügen gab es ja ohnehin keine Störungen durch Imbisse.

Er schliesst die Augen und versinkt auch direkt in einen tiefen Schlaf. Seine Gedanken rasen seinem Ziel, rasen der goldenen Stadt entgegen, deren Fundort er nun endlich kannte. Ob es wirklich der Sinn er Wissensstatue gewesen war, dafür Sorge zu tragen, dass ein Besucher diesen Hort der Geschichte der Omnychron finden könnte? Wollten sie wirklich wieder gefunden werden oder war es im Grunde nur ein Unfall gewesen, dass er den Eingriff überhaupt leben überstanden hatte, ganz im Gegensatz zu diesem Tom. Waren die Geschichten seines Grossvaters tatsächlich wahr gewesen? Konnte es wirklich sein, dass sie von dieser Zivilisation abstammten, die sich seit bestimmt einigen millionen Jahren in alle Richtungen verstreut hatte? War es nicht viel wahrscheinlicher, dass sie bloss eine genetische abnormität darstellten, dass es ein natürlich Prozess war, dass sie so alt wurden, dass sie bloss der nächste, evolutionäre Entwicklungsschritt jener Spezies waren, mit der er aufgewachsen war? Natürlich konnte das sein, doch wäre dies alles doch ein zu grosser Zufall gewesen, wäre es doch weit wahrscheinlicher, dass er auf diesem unmöglichen, künstlichen Planetoiden, dem wandernden Energieknoten ausserhalb der Galaxie, nur deshalb das gesamte Wissen aufnehmen konnte, weil er einer von dieser alten, ewigen Rasse war. Schon malte er sich aus, wie es wohl sein würde durch die Strassen der Stadt zu flanieren, wie es sein würde, das Portal tatsächlich einmal zu benutzen und vor allem wie es sien würde, jemand anderen seiner eigenen Rasse zu treffen. Was mag ein solcher jemand wohl erlebt haben, wo mag er herkommen, wo mag sich wohl der Rest der Hinterbliebenen aufhalten und wie viele mögen sich wohl schon in der Stadt eingefunden haben. Er fand es doch recht unglaubwürdig, dass er der einzige sein sollte, der erste womöglich, der die Spur dorthin aufgenommen hatte. Dabei war er ja nicht einmal von alleine darauf gekommen, wo er überhaupt suchen musste. Er hatte ja den Stein mit einer Fundortbeschreibung einfach mit der Post geschickt bekommen. Irgend jemand musste also eine Fährte schon länger verfolgen, musste diese sogar zu ihm verfolgt haben und musste ihn vorgeschickt haben, genau diese Probleme mit der Tür und der Statue zu lösen. Es musste jemanden geben, der ihn für seine Ziel benutzt hatte, der ihn nur dazu brauchte, die Stadt für ihn zu finden. Wahrscheinlich war dieser jemand nur hinter dem Geheimnis des ewigen Lebens her, wollte womöglich auch die ganze Galaxie mit all dem Wissen beherrschen. Das durfte er nicht zulassen. Er musste irgend einen Weg finden, wie er aus dieser Nummer wieder heraus käme, musste dem Griff seines Häschers entkommen. Sicher wartete er schon an seinem Zielort, wusste genau, wo er sich befand und wo er hin wollte. Es war im Grunde sogar fragtlich, ob er ihn einfach so würde abhängen können oder ob er einmal mehr zu drastischeren Massnahmen würde greifen müssen, ob er noch einmal Blut an seinen Händen haben müsste um ein grösseres Übel vermeiden zu können. Noch einmal sah er die Explosion des Schiffes auf dem Wanderer vor seinem inneren Auge, sah die Atome des einen im Kern des Energieknotens vor ihm zerstreuen. Wie viele mussten noch für dieses Geheimnis ihr Leben lassen? War er vielleicht der nächste? Würde er sich selbst opfern, um sein Wissen nicht ins Böse kehren zu lassen? Schon sah er sich auf dem Boden knieend vor einer düsteren Person, die eine Waffe auf ihn richtete, sah sich geschunden nach einem Verhör, jammernd um sein Leben aber auch schweigend, was die goldene Stadt anging. Er sah den Dunklen ihn anschreien, sah wie dieser immer wütender wird und wie dieser schliesslich eine Waffe zieht, auf seinen Oberkörper richtet, abdrückt und ihm dabei zuschaut, wie er auf dem Boden in sich zusammen fällt. Noch ein paar Herzschläge kann er sich machen hören, sieht sich auf den Boden sabbernd da liegen.

Schweissgebadet wacht er auf. Auch ist ihm so, als hätte er dabei geschrieen, schaut sich um, ob er irgendwie damit aufgefallen ist, doch da ihn niemand irgendwie anschaut, auch sein Nachbar noch tief schlafend scheint, beruhigt er sich langsam wieder. Dennoch lässt ihn der Gedanke, dass diese Vorstellungen von einer Verfolgergruppe nicht sonderlich weit hergeholt ist, nicht los. Irgend wo musste der Stein ja hergekommen sein, nicht einmal die Post lässt Packete aus dem nichts entstehen, das funktioniert nur in umgekehrter Richtung. Wer immer ihm diesen Stein geschickt hatte, er musste weit besser bescheid wissen, als er es sich bisher vorstellen kann. Sonst hätte dieser ihm wohl kaum sein Häschertrio auf den Wanderer zu ausgerechnet diesem Zeitpunkt hinterherschicken können. Sein Traum war vielleicht weit womöglich insgesamt weit realistischer, als er es denken würde.

Wieder rasen seine Gedanken. Wenn tatsächlich das passieren würde, was er geträumt hatte, dann hatte er vielleicht nicht mehr sonderlich lange zu leben. Wie könnte er bloss der Kugel entgehen, wie könnte er aus dieser Gefangenensituation entkommen, ohne eine eigene Waffe, ohne eine Beschützerarmee im Hintergrund. Die Suche ist wohl doch komplizierter, als er sich das vorgestellt hatte, wenn auch nicht mehr wirklich wegen der Suche an sich, sondern externer Einflüsse. Doch ihm bleibt nichts anderes übrig, als was immer auch da kommen mag, auf sich zukommen zu lassen - ändern konnte er es jetzt ohnehin nicht mehr. Denn sie waren schon da.

Hart setzte das Schiff auf den staubigen Boden des felsigen Planeten auf. Er liegt in einem System, auf dem es früher einmal einen Planeten mit Leben gegeben hat. Vielleicht hätte er auf dem anderen sogar ein Portal finden können wenn er einige Jahrtausende früher gekommen wäre. Jetzt hatte sich die Sonne so weit aufgebläht, dass sie den durch thermonukleare Kriege verwüsteten, dritten Planeten endgültig unbewohnbar gemacht hatte, dafür jedoch dem vierten wieder eine Temperatur verschafft, mit der sich leben liess. Es reichte natürlich nicht, dass sich hier selbstständig Leben entwickeln würde, jedoch war es ausreichend welches zu tragen, also eine - man kann es fast so nennen - Kolonie zu beherbergen. Wasser war von den Polen heruntergeschmolzen und schuf so eine Athmosphäre, die sich auch selbst aufrechterhalten konnte. Dennoch war er insgesamt recht staubig, dieser kleine, rote Felsbrocken.

Teil 5: Das Treffen

Die Maschinen wurden nicht abgestellt, das Schiff würde gleich wieder zum Rückflug starten, und wenn es diese abstellte, würde der Staub diese so verkleben, dass man sie nicht zuverlässig neu starten konnte. Die Bewohner hatten hier gelernt, mit diesen Beeinträchtigungen zu leben, überall gab es Atemmasken, gab es Abdeckungen für die unmöglichsten Dinge, wie Tassen oder Sprechgeräte, sogar eine Hülle für seine Taschenlampe hätte er bekommen können, und natürlich auch für die Düsen von Raumgleitern. Als er aus dem Schiff stieg, die Stufen der Gangway hinunter, sah er am Rand des Flugfeldes schon eingige, wohl private, Raumer stehen, die fachmännisch abgedeckt, dort auch wohl schon länger zu stehen schienen, keine Verwendung zu finden schienen. Sicher würde sich einer der Besitzer freuen, wenn er ihm eines davon abkaufte, wenn er ihm die Entsorgung abnähme. Es im notfall wieder flott zu kriegen sollte kein Problem für ihn darstellen, allenfalls ein zeitliches, sollte er akut verfolgt werden.

Vielleicht hätte er lieber nach vorne schauen sollen, denn die Stufen waren noch nicht zu ende, da stolperte er schon in der Annahme, dass sie es wären und flog in hohem Bogen, durch die etwas geringere Schwerkraft bedingt, einige Köprerlängen weit vor das Treppengestell, direkt vor die Füsse einer kleinen Gruppe Personen. Die Schuhe des einen hat er direkt vor der Nase, als er den Kopf wieder hebt. Sie sind genau so zertreten und abgetragen wie die der anderen, die direkt daneben stehen und sich im Halbkreis genau vor ihm aufgebaut zu haben scheinen.

"Der Boss wartet schon auf sie."

Schon wieder kein Name, denkt er sich, als er die Worte mit denen vergleicht, die ihm bei seiner quasi-Gefangennahme in dem Energieknoten vorgetragen wurden. Natürlich würde er dieses mal wohl nicht so einfach und elegant entkommen können wie damals. Die Gedanken an seinen Traum kamen wieder auf und er begann sich zu fragen, ob er hier überhaupt würde entkommen können. Aber wenn er schon ins Gras beissen würde, wollte er zumindest noch seinen Spass haben.

"Bringt mich zu eurem Anführer." weist er sie an, nachdem er sich aufgerappelt und seinen Rucksack geradegerückt hat. Den Erstkontakt wollte er schon immer für solch einen Klischeesatz nutzen. Sicherlich hätte er sich scheckig geärgert, hätte er diese Gelegenheit verpasst.

"Folgen sie mir."

Der ihn angesprochen hat geht voran. Die anderen warten noch, bis er ihm auch tatsächlich folgt, schliessen sich der Karavane dann ebenfalls an. Eine Weile gehen sie durch Häuserschluchten - oder besser Barackenschluchten - während er noch immer über seine Situation nachdenkt, sich überlegt, wie er am besten würde entkommen können. Dann jedoch wird ihm klar, dass er ja unendliches Wissen inne hat, das der Auftraggeber dieser Kerle sicherlich von ihm haben möchte. Er ist also nicht nur für sie unbezahlbar, sondern auch noch unantastbar. Zumindest jedoch sollte sein Leben als solches vorerst sicher sein.

Ruckartig dreht er sich nach seinem Begleiterpulk um, streckt ihnen die Zeigefinger aus der Hüfte heraus entgegen. "Pahhh!!!" Seine Verfolger schrecken zusammen, haben nicht mit irgend einer Gegenwehr gerechnet, einige wollen gar nach ihrer Waffe greifen, doch er lacht nur und geht wieder weiter hinter seinem Führer her, der das ganze offenbar gar nicht mal gemerkt hat. Diesen Spass konnte er sich einfach nicht verkneifen. Sein Status als 'bringt ihn unbedingt lebend!' hat ihn ein bisschen übermütig gemacht, hätte dieses Spielchen doch gut auch im Affekt für ihn tödlich enden können. Jedoch weiss er nun zumindest, dass sie nicht gänzlich unbewaffnet sind, dass mindestens die hälfte nach ihren Waffen greifend, ihm den Trageort dieser verraten haben. Bei einem paar hat er sie sogar tatsächlich sehen können.

Immer weiter entfernen sie sich von dem Hangar. Er versucht sich den Weg zu merken, stellt aber schnell fest, dass dies bei dem heillosen Chaos von ungeordneten Hütten und Baracken um sie herum für ihn ein Ding der Unmöglichkeit ist. Stattdessen hält er sich an die Himmelsrichtung, da der Hangar an der Stadtgrenze liegt - so man dies hier denn überhaupt Stadt nennen kann. Zumindest wird er so wieder zurück finden können, wenn er erst einmal entkommen wäre.

Endlich gehen sie direkt auf eine etwas grössere Halle zu, weit entfernt von dem Status ein Wohnhaus sein zu wollen. Er kann schon aus der Ferne eine Figur aus dem Staub herausschälen sehen, die ihnen dann auch das fast über die gesamte Höhe der Halle gehende Tor öffnet, gerade so weit, dass eine Person hinein schlüpfen kann. Sein Führer geht vor, dann er, sie warten drinnen darauf, dass auch die anderen einer nach dem anderen hinein gekommen sind, bis die Tür dann wieder hinter ihnen geschlossen wird und die Halle wieder in Dunkelheit versinkt, auch der fahle Schein des durch den Torschlitz gefallenen Lichtes verschwindet. Einer der Männer nimmt ihn am Arm und führt ihn durch den stockdunklen Raum. Er ist schon versucht 'Licht' zu befehlen, doch es fällt ihm noch früh genug ein, dass er ja nicht mehr in Reichweite des Zentralcomputers war. Und die Sprache hätten diese Kerle ohnehin nicht verstanden, im Gegenteil hätte er nur seine Kenntniss dieses Vokabulars verraten.

Durch die Dunkelheit wird er zu einem Stuhl geführt, hingesetzt. Dann geht das Licht an - nicht viel, zumindest genug, dass er teilweise im Hellen sass und die Füsse seiner Begleiter um sich herum erkennen kann. Dann tritt auch eine neue Figur in diesem Spiel dazu, hinkt langsam mit einem Gehstock in der Hand auf ihn zu.

"Da haben wir sie ja endlich. Ich hatte schon befürchtetet, dass ich sie nicht mehr erwischen würde."

"Wer sind sie und was wollen sie."

"Aber das wissen sie doch längst. Der Stein!"

"Sie haben mir den Stein geschickt? Wo haben sie ihn her? Wie sind sie an die Koordinaten gekommen? Wieso kamen sie bei dem ganzen ausgerechnet auf mich?"

"Tja, die Meldeämter sind schon was feines. Sei haben sich nicht gut genug versteckt. Ein bisschen suchen hier, ein wenig rechnen da und schon ist aufgefallen, dass sie doch sehr jugendlich aussehen - für ein Alter von vierhundertzweiundfünfzig Jahren."

"Das erklärt noch nicht, warum sie überhaupt gesucht haben!"

"Sie werden mich zum ewigen Leben führen! Darauf arbeite ich seitsechsundfünfzig Jahren hin. Und beinahe hätten sie alles kaputt gemacht. Sie haben ein paar gute Männer auf dem Gewissen. Allein schon um diese Schuld zu sühnen sollten sie mir freiwillig helfen."

"Jaja, schön und gut, aber erstmal: Wie kommen sie überhaupt auf diese ganze Geschichte? Und wer sind sie eigentlich?"

"Sie dürfen mich Rumburak nennen." Nur schwer kann er sich ein lachen verkneifen. Wenn es tatsächlich sein Name ist, ist das wirklich ein aussergewönhlicher Zufall. "Nun, damals, es war sogar hier auf diesem unwirklichen Felsbrocken, zockten wir im wesentlichen zum Zeitvertreib, während wir auf Materiallieferungen warteten. Diese Hütten hier, die habe ich damals noch mit aufgebaut! Aber egal. Da war einer, der hat wirklich um alles gespielt. Eines Tages hat er sich übernommen, hat um einen riesigen Jackpot gespielt. Alles oder nichts, hat sogar noch Kredit aufgenommen um bieten zu können. Naja, ich hatte das höhere Blatt, er hatte pech. Den Kredit - natürlich bei mir - versuchte er dann mit einer Karte zu begleichen. Er meinte, die sei die Unsterblichkeit wert. Aber dafür sah sie viel zu neu aus, als hätte er sie eben erst selbst gezeichnet gehabt. Das war sein Problem. Nachdem meine Jungs mit ihm fertig waren erzählte er von einem uralten Volk mit überragenden, technischen Fähigkeiten und der Gabe, sehr lange leben zu können. Er erzählte auch von den Planeten, die ausserhalb der Galaxis wandern würden. Nach diesen beiden Dingen habe ich dann suchen lassen. Nach vielen Jahren hat diese Suche dann zwei Dinge ausgespuckt, Sie und die position des Planeten, auf den ich sie geschickt habe."

"Auch das erklärt noch nicht, wo sie den Stein her hatten!"

"Den hatte der Kerl unter seinem Bett versteckt. Als er die Geschichte erzählt hatte, fanden wir das alles nicht sonderlich überzeugend und da er danach ja nicht mehr für uns arbeiten konnte haben wir seine Wohnung durchsucht nach irgend etwas verwertbarem. Da war dann auch der Stein in irgend so einer halb zerfallenen Holzkiste. Der Boden war ganz zerkratz von dem Stein, den er da drin gelagert hatte. Aber zumindest hatte er auch ein Konto bei einer intergalaktischen Bank. Ein sechshunder Jahre altes Konto. Das hat mich dann doch überzeugt, dass an der Geschichte vielleicht doch etwas dran sein könnte. Das mit dem Stein war dann im Endeffekt nur noch ein Ergebniss unserer Beobachtungen ihrer Person, ihrer Wohnung, ihres Lebens, ihrer Geheimnisse. Ich dachte mir, dass ein Stein, wie sie ihn schon haben, sie vielleicht interessieren würde."

"Na gut. Und was wollen sie jetzt von mir?"

"Wie sie vielleicht festgestellt haben, ist es für unsere Spezies relativ schwer, das Wissen aufzunehmen, das ihr Volk uns geben würde - und zu überleben. Der gute Tom war nicht der erste, der es versuchen wollte. Doch sie waren der erste, der durch die Tür gegangen ist, ohne sie sprengen zu müssen. Sie haben einfach ihren Satz aufgesagt und das Tor hat sich für Ali geöffnet. Wirklich erstaunlich. Zu dumm, dass ich nicht selbst da war. Aber dann wäre ich ja sicherlich ebenfalls nicht mehr zurück gekommen, nicht wahr?"

"Naja. Was soll ich denn nun für sie tun? Wieder die Tür aufmachen?"

"Nein, das würde wohl nichts bringen. Womöglich würden sie mich bloss ebenso beseitigen wie die Beiden. Sie sehen, ich weiss sehr viel von dem, was sie so getan haben. Auch, wie sie die Beweise für ihre Reise haben so unglaublich endgültig haben beseitgen können. Sie sehen, sie hätten ihrem Flugnachbarn ruhig alles genau erzählen können, mehr als ich ohnehin schon über sie weiss hätten sie mir kaum noch verraten können. Da war es ein leichtes, sie aus ihrem Job heraus zu zwingen. Womöglich hätten sie sonst noch einmal hundert Jahre gewartet, bevor sie ihren Hintern in Bewegung gesetzt hätten. Aber es ist schön, dass sie ihr Weg hier her geführt hat, an den Anfangspunkt meiner Karriere, meiner Suche, meiner Sehnsucht."

Die Bösen machen doch immer den gleichen fehler denkt er sich. Immer erzählen sie einem den gesamten Plan, bevor sie wirklich zur Sache kommen. Jetzt, da er es erzählt hat, wird ihm auch klarer, wieso seine Etappe ausgerechnet über diesen Planeten gehen musste. Wahrscheinlich war der anderen ebenfalls auf der Suche gewesen, dann aber hier gestrandet. Und das auch noch endgültig. Vielleicht würde er ihn ja wiederbeleben können, wenn er seine Überreste fände. Doch dafür muss er auch erst einmal die goldene Stadt gefunden haben, und die war noch eine kleine, kurze Reise entfernt.

"Und wenn ich es ihnen nicht zeige? Was wollen sie schon tun? Ich habe als einziger das Wissen über ihren Fundort!"

"Das ist schon wahr. Sollten sie jedoch nicht kooperieren, dann würde dies ein recht schnelles Ende ihrer Existenz bedeuten. Wäre das nicht bedauerlich."

Mit diesen Worten treten zwei seiner Schergen neben ihn, jeder von ihnen mit einer Strahlenwaffe in der Hand auf ihn gerichtet. Noch schaut er nachdenklich, schaut sich die beiden an, schaut sein Gegenüber an, schaut wieder nachdenklich, schindet Zeit. Er erwartet, dass die beiden neben ihm dadurch weniger aufmerksam werden, weniger auf seine Bewegungen achten, unvorsichtig werden. Der eine steht ohnehin schon in Reichweite seines Armes, er wartet nur noch auf die richtige Gelegenheit.

"Tja, wahrscheinlich haben sie recht."

Mit diesen Worten scheinen alle im Raum leise erleichtert aufzuatmen. Sogar die beiden um ihn herum lassen ihre Waffen ein klein wenig sinken, entspannen sich zusehends. Dies ist der Moment seiner Rettung. Schnell packt er nach dem einen in seiner Nähe, packt seine Waffe knapp oberhalb der Hand und zieht an ihr genau in die Richtung, in die der andere ihm gegenüber steht. Ein Schuss löst sich und der andere Wächter löst sich stückchenweise in Staub auf, verglüht in einem markerschütternden Schrei. Der Waffenträger scheint davon so schockiert zu sein, von der Wirkung seiner eigenen Waffe so überrascht, dass er, vielleicht in dem Wunsch das Leiden abbrechen zu wollen, den Finger aus dem Abzug herauslöst, den gesamten Griff seiner Waffe lockert. Schon reisst er diesem die Waffe vollständig aus der Hand, kippt sich auf seinem Stuhl nach hinten weg. Die Annahme, dass die beiden zuvor direkt von hinten gekommen waren, erweist sich als richtig und schon kann er in der Dunkelheit untertauchen.

Lange würde er da jedoch nicht überleben. Wenn erst einmal jemand den Lichtschalter gefunden hätte, wäre er schnell wieder umstellt. Schon hört er jemanden schreien "Licht! Macht verdammt nochmal das sch*** Licht an!" Es muss eine Lösung her, schnell. In der Dunkelheit gelingt es ihm, um die Gruppe herum zu schleichen, sich direkt hinter den zu stellen, der sich Rumburak nennt und wartet dort, harrt der Dinge, die da gleich geschehen würden.

Das Licht geht an. Bruchteile von Sekunden später packt er auch schon seinen Erzbösewicht und hält ihm die Waffe unter das Kinn. "Versuchts nur." hält er das Team an Tölpeln an, ihn zu bedrohen. Keiner von ihnen kann schiessen, würde er doch noch genügend Zeit haben selbst während seines Verglühens noch einen Schuss abzufeuern, womit sich ihr Geldgeber ebenfalls im wahrsten Sinne des Wortes in Luft auflösen würde. So gepackt schleift er Rumburak dann in Richtung des Wandschlitzes, den er für das Tor hält, immer ein Auge auf das Tor, eines auf die Männer gerichtet, die nichts desto trotz noch immer hinter den beiden her schleichen, ihre Waffen im Anschlag. Endlich haben sie das Tor erreicht. Mit einem Tritt versucht er dem Wächter auf der anderen Seite zu deuten, dass dieser öffnen soll. Kaum schiebt sich das Tor den nötigen Spalt breit auf, wirft er Rumburak auch schon seinen Leuten entgegen, schlüpft durch den Türschlitz und nachdem er den Wächter niedergeschlagen und das Tor wider geshlossen hat, mit einem kurzen Schuss einen Schweisspunkt auf die Naht gesetzt hat um dieses für längere Zeit zu verschliessen, ist er auch schon im Nebel des Staubsturms verschwunden.

Teil 6: Das Ziel

Die Richtung kann er gerade noch so bestimmen, sieht die Sonne noch als verschwommenen, hellen Kreis durch den Dunst des gelben Staubs. Das reicht ihm jedoch, um zum Hangar zurück zu finden. Sein eigentliches Ziel kennt er ja schon seit dem Informationsflash durch die Statue, das hat er seinen Verfolgern voraus. Hinter ihm hört er es schon fluchen. Sie müssen ihm direkt auf den Fersen sein. Er wirft sich an einer Hausecke in den Staub und beschliesst, einfach ein bisschen abzuwarten was sie machen werden. Auf dem Boden liegend werden sie ihn schon nicht erwarten. Und wenn doch, dann hat er ja immernoch die Waffe des einen Gegners.

"Vergesst es, Jungs. Er kann uns sowieso nicht entkommen. Soll er es doch versuchen. Von diesem Felsen kommt er jedenfalls nicht runter, ohne dass wir es merken. Und ohne die Karte kommt er in der Stadt ja auch gar nicht weiter, der ist da dann genau so aufgeschmissen wie wir auf dem kleinen Planeten ausserhalb. Kommt schon."

Aha. Die Karte ist also gar nicht notwendig, damit er die Stadt selbst finden könnte, sondern nur für irgend etwas in der goldenen Stadt selbst. Das erklärt natürlich, warum sein Verfolgerboss nicht schon lange selbst dort hin geflogen ist. So gesehen hatte derjenige, von dem er diese Karte hatte, ihm vielleicht auch einen Bären aufbinden wollen, oder aber direkt mit den Verteidigungsmechanismen der Stadt gespielt, darauf hingearbeitet, dass diese Rumburak für ihn beseitigen würden wenn er sich denn tatsächlich dorthin trauen würde. Was dies angerichtet hatte war natürlich schlecht abzuschätzen. Zumindest hatte es den positiven Nebeneffekt, dass er fast unfreiwillig auf die richtige, noch dazu eine ziemlich exakte Pfärte geleitet wurde.

Nachdem er diese Erklärung belauscht hat wartet er noch etwas, um sicher zu gehen, dass es keine Finte gewesen war, dass sie vielleicht nur darauf warteten, dass er sich aus seinem Versteck traut und sie ihn dann erledigen würden. Nervös schaut er sich immer wieder um, versucht seinen Rücken ebenso frei zu halten wie den kleinen Platz, den er vor sich leicht im Auge behalten kann. Schier endlose Minuten vergehen so, bis er sich endlich wieder beruhigt, endlich wieder seinen Adrenalinspiegel herunter fahren kann und erst einmal verschnauft. Der plötzliche Anstrengung der kleinen Entführung und der Flucht hatten bei weitem nicht so viel Kraft gekostet wie es Nerven kostete, sich auf seine gesamte Umgebung zu konzentrieren. Noch eine Minute gönnt er sich, bleibt liegen um seinen Puls wieder auf ein normales Mass absinken zu lassen und steht dann auf, um seine Suche nach der Landefläche fortzuführen.

Es kommt ihm vor wie eine Ewigkeit, während er durch die Hütten wandert, immer versuchend die helle Sonnenscheibe am Himmel im Auge zu behalten und dabei die Richtung nicht zu wechseln. So lange kam ihm der Weg auf dem hinmarsch gar nicht vor, wie er nun schon am Laufen ist. Wieder und weder muss er sich um Häuserecken lukend versichern, dass dort keiner seiner Häscher auf ihn wartet, dass der weitere Weg sicher ist und gleichzeitig auch hinter ihm keiner lauert. Dies verlängert seinen Weg natürlich sehr, beschäftigt ihn jedoch auch so sehr mit sich selbst und seiner Umwelt, dass er kaum merkt, als er dann tatsächlich die letzte Häuserfront hinter sich gelassen hat und schon halb auf dem Rollfeld steht. Erschrocken schaut er sich um als er es dann doch bemerkt, sucht nach einem Orientierungspunkt, den er durch den dichten Sandnebel hindurch sehen könnte und tatsächlich sieht er gerade noch so die Kante eines Hauses durch den gelben Dunst schimmern.

Fürs erste beschliesst er, das Feld anhand der umstehenden Häuser zu umrunden, dabei dann hoffentlich die abgedeckten Schiffe zu finden, die er aus der Langstreckenfähre bei der Landung gesehen hatte, und sich dann einfach eines dieser Schiffe auszuborgen. Kaum an der Hauswand angekommen läuft er diese entlang wartete darauf, dass er die Umrisse des nächsten, angrenzenden Hauses sehen können würde und folgt diesem Schema wieder und wieder.

Doch offenbar ist er in die falsche Richtung gelaufen. Auch nach einem halben Dutzend Häuser und einem Weg, nach dem ihm bereits leicht die Füsse schmerzen, kann er noch immer nicht einmal eines seiner Ziele dort erspähen, was er als Flughafen identifiziert hatte. Schon kommen ihm erste Zweifel, ob er sich nicht doch verlaufen hatte, ob er die Schiffe durch den dichter gewordenen Neben hindurch überhaupt sehen könnte, wenn sie womöglich gar direkt vor seiner Nase stünden, ob er vielleicht auch bloss in die falsche Richtung die Häuserwände entlanggelaufen war. Dann jedoch hört er Stimmen durch das gelb. Genau verstehen konnte er sie nicht, jedoch konnte er einen Namen sehr genau heraushören: Rumburak.

Er zuckt erschrocken zusammen. Sie waren ihm also tatsächlich gefolgt, wie er es bereits befürchtet hatte. So dicht vor seinem Ziel dürfen sie ihn einfach nicht finden. Noch einmal überprüft er den Sitz seiner Schuhe, hält seinen Rucksack fest an seinen Rücken gezogen und läuft los. Das letzte, was er heraushören konnte war etwas wie 'Ausschwärmen', und finden lassen ist das letzte, was er jetzt will. Seine letzten Spuren kann er gerade noch so im Sand erkennen, findet so zu dem letzten Haus zurück, von dem er gekommen war, hangelt sich frei nach Gedächtnis immer weiter zurück, fest entschlossen nicht nur seinen Verfolgern so endgültig zu entkommen, sondern auch endlich diese Gleiter zu finden, die auf dem Feld nur auf ihn warten. Und wenn er Glück hat, dann haben diese Kerle ihn nicht einmal bemerkt und verfolgen ihn vieleicht sogar gar nicht.

Wieder und wieder wiederholt er die Prozedur des Hauswandfindens durch das Gelb hindurch, läuft manchmal sogar aufs gerade Wohl, auf gut Glück drauflos und hat damit immer wieder Erfolg, findet die nächste Bretterhütte die ihm obendrein immer bekannter vorkommen, hatte er sich doch versucht die angrenzenden Gebäude bei der Landung einzuprägen. Aber natürlich konnte es auch daher kommen, dass er hier schon einmal gewesen ist. Dann wagt er sich etwas weiter in den Nebel hinein. Er versucht, sich so weit wie möglich von dem Haus, neben dem er steht, zu entfernen ohne es endgültig aus den Augen zu verlieren und sich anhand seiner Ahnung weiter hindurch zu kämpfen, seinen Suchradius so zu verbreitern und auch in die Tiefen des Dunstes vordringen zu können.

Tatsächlich. Schon nach zwei weiteren Gebäuden zu seiner einen Seite erhascht er die Umrisse von irgend etwas zu seiner anderen Seite. Zwar kann er es noch nicht genau identifizieren, kann er doch im Grunde nur einen etwas dunkleren Schatten durch das gelblichbraun des sich schon zu einem halben Sandsturm ausgewachsenen Dunstes hindurch erkennen, doch das reicht ihm. Immerhin ist dies etwas anderes als das, was er bisher dort erkennen konnte. Voller Neugierde geht er darauf zu, versucht mit jedem Schritt, den er in diese Richtung unternimmt, mehr durch diesen Sichtschirm hindurch zu erkennen bis er endlich nach fast zehn Schritten die eindeutigen Umrisse eines Fliegers erkennen kann. Er hat es tatsächlich endlich geschafft, ist bei den Raumgleitern angekommen. Zwar sind sie nach wie vor gründlich abgedeckt, doch vorerst muss er sich ja nur einen ersten Zugriff, einen Zutritt verschaffen, alles andere würde sich ergeben können.

Trotz seiner Freude vergisst er jedoch nicht, sich dem Schiff vorsichtig zu nähern. Auch Rumburak würde wissen, wo er hin will wenn er sich nicht weiter auf dem Felsbrocken hier verstecken wollte. Womöglich leiss er diese Schiffe sogar bewachen, liess ein paar seiner Männer hier herumpatroullieren. Womöglich welche, die nicht so genau wissen, dass sie nicht auf ihn schiessen dürfen. Andererseits war seine Flucht im Grunde viel zu einfach gewesen und sogar die Verfolger, denen er eben glaubte entkommen zu sein, waren viel zu leicht abzuschütteln gewesen. Es ist ziemlich wahrscheinlich, dass sich Rumburak einen alternativplan überlegt hat, mit dem er ihn dazu bringen könnte, ihn direkt zu der goldenen Stadt zu bringen, und das mehr oder weniger unfreiwillig.

Doch konnte ihm dies nun ziemlich gleichgültig sein, immerhin ist er erst einmal entkommen und kann seine weitere Flucht, seine weitere Reise planen, sobald er die Umschalung der Luftschleuse dieses Schiffes gelöst hat. Immerhin hat er ja noch die Waffe, die offenbar ausgezeichnet dazu taugt, leichtes material aufzulösen. Er schiesst kurz auf die Plane, die seinen Zugriff auf den Mechanismus der Luftschleusenöffnung verdeckt und kaum eine Sekunde später hat sich die Folie in Luft aufgelöst. Den Code für die Tür zu knacken war gar nicht einmal nötig, hat die Steuerung doch nur zwei Knöpfe - Auf und Zu. Auf Sicherheit scheint man hier nicht sonderlich viel Wert zu legen, denkt er bei sich, während er das kleine Schiff betritt.

Es ist kleiner als jenes, das er für seine Forschungsreise zu dem Wanderer zur Verfügung hatte, doch es muss natürlich ausreichen. Mit seinem erweiterten Wisen sollte es auch keine Schwierigkeiten darstellen, sogar dieses Schiff so flott zu machen, dass er damit quer durch die Milchstrasse fliegen können würde. Doch das Verschliessen der Schleuse hat erst einmal vorrang und so schraubt er, kaum dass sich die Schleuse hinter ihm geschlossen hat, die Kontrollleiste der Tür heraus, bringt zwischen dem äusseren Schalter für Öffnen und der Innenseite einen kleinen Schalter an, mit dem er diese Funktion ausser Kraft setzen kann. So würde er zumindest später selbst wieder in das Schiff kommen können, wenn er es vorschnell verlassen würde müssen.

Die Batterien dieses Schiffes sind genau wie die seines Raumers auf dem Energieknoten so leer, dass wohl gerade noch die Automatik zum Ausfahren des Ladestutzens funktioniert. Er muss einmal mehr einen Transceiver bauen, mit dem er sich mit Energie versorgen kann. Mit dem Hauch von Restenergie ist es ihm auch tatächlich noch möglich, seine Positon zu errechnen und in seinen Taschenrechner einzugeben.

Er hatte viel Zeit gehabt, als er damals auf das Ergebniss der Untersuchung hatte warten müssen. Viel Zeit, die er nicht ungenutzt verstreichen lassen wollte. So wollte er sich seinerzeit zumindest ein einziges Gimmik für seine persöhnlichen Notfälle bauen, wollte zumindest eine Chance haben, sein Wissen auch anwenden zu können wenn er einmal in Not geraten würde. So hatte er sich einen Taschenrechner ausgebaut, den er auf einem Flohmarkt gefunden hatte. Die Bauform dieses Gerätes war die perfekte Tarnung für das, was er an Bauteilen dort noch hinein stopfen musste. Dafür brauchte er Platz, und in moderneren Geräten gab es den einfach nicht mehr. Die Batterien entfernte er ebenfalls, denn die brauchte er überhaupt nicht mehr, die Energie auch für dieses kleine Gerät würden in Zukunft von einem anderen Ort kommen als aus einer Batterie. Jedoch brauchte er zur initialisierung dennoch ein Quäntchen, damit das Gerät die eigene Position übermitteln konnte. Ab da ging dann alles sehr einfach. Über eine weiter miniaturisierte Schaltung - Bauteile dafür gab es im Spielwarenhandel in weit geeigneterer Form als er auf dem Wanderer zur Verfügung hatte - sendete das Gerät Positionsangaben an die Energieknoten und ermittelte dafür die eigene Position aus einer Peilung dieser Knoten heraus. Gesichert wurde das ganze durch die vorherige Eingabe der Kreiskonstanten, die er auf vierzig Stellen genau eingeben musste. Dabei benutzte er jedoch die von den Omnychron ermittelte Konstante, da diese genauer war als jene, die in der heutigen Welt als ausreichend genau betrachtet wurde. Dieses kleine Gerät für den Preis eines Getränks in einem Gasthaus würde ihn jetzt retten können - so wie es designt wurde.

Bei der Eingabe der Zahlenkollonnen merkt er schnell, dass er eine Funktion für relative Positionsangaben hätte vorsehen müssen, die Eingabe absoluter Korrdinaten, die er nicht einmal aus dem kleinen Gerät selbst ablesen kann, ist einfach zu umständlich. Doch das lässt sich jetzt auch nicht mehr ändern, und ausserdem funktioniert es ja dennoch grossartig. Kaum ist die letzte Ziffer eingetippt und bestätigt, brummen auch schon die Systeme des Schiffes zufrieden im Takt seines Herzschlages. Noch immer hat er sich nicht beruhigt, vertraut seiner Sicherheitsschaltung an der Tür trotz allem nicht vollig. Doch bisher hat ihn keiner gefunden denkt er sich und schaut aus dem Fenste auf das Feld.

Schon wird er eines besseren belehrt und schaut direkt in das Gesicht des Verfolgers, der ihn an der Raumfähre abgeholt hat und zu Rumburak gebracht hat.

"Boss, wir haben ihn gefunden." brüllt er in ein Sprechgerät. Der Sturm muss da draussen doch etwas heftiger geworden sein. In dem Schiff bekommt er davon jedoch nicht das geringste mit.

"Gut. Bringt ihn zu mir. Aber bringt ihn nicht um. Alles andere interessiert mich nicht!" Das heisst so viel wie, ihr dürft ihn zurichten wie ihr wollt, so lange er dabei nicht drauf geht.

"Ok, Jungs. Steckt eure Waffen weg, erschiessen dürfen wir ihn leider nicht. Schnappt ihn euch." weist er seine Männer an. Sie stürmen auf die Luftschleuese zu, haben wohl auch Metallstangen dabei, schlagen damit gegen die Aussehnaut des Schiffes. Doch für solche Belastungen sind Raumschiffe im allgemeinen konstruiert, können auch den Beschuss kleiner Metioriten aushalten, bestehen gegen Teilchen, die bis zu einem viertel der Lichtgeschwindigkeit haben können, von dem Schutzschild, den er noch ausfahren könnte ganz zu schweigen. Damit will er aber noch etwas warten, will nicht gleich zu erkennen geben, dass er über Energie verfügt und lässt sie erst einmal ihre Zähne schon an den normalen Hindernissen ausbeissen. Dabei sind sie noch gar nicht mal n der Schleuse angekommen. Das Klopfen bewegt sich weiter vom Bug den Rumpf entlang, bis sie dann endlich tatsächlich an der Luftschleuse ankomen. Eigentlich ist es nicht einmal Luftschleuse in dem Sinne, da die zwei Tür für diese funktion fehlt, jedoch ist sie deshalb umso stabiler gebaut, muss schon im normalfall den gesamten Druck des Innenraums verkraften können, Schleusen müssen das nicht.

Die ersten drücken schon auf dem Knopf herum. Er hofft nur, dass er den Schalter für die aktivierung auch in die richtige Position gebracht hat, war doch keine Funktionsmarkierung auf dem Bauteil gewesen. Doch er hat einmal mehr Glück. Die Tür bleibt verschlossen. Wieder hört er das Fluchen seiner Häscher, gefolgt von einem weiteren Funkspruch.

"Boss, wir kommen nicht rein, die Tür ist irgendwie verriegelt."

"Dann schiesst die Abdeckungen runter. Dann sitzt er fest, ohne Energie!"

Kaum ist der Befehl verhallt, hört er auch schon einen Schuss, gefolgt von dem bekannten Knistern, unter dem sich die Folie auch schon nach seinem Schuss für ihn aufgelöst hatte. Jetzt ist es also so weit, jetzt muss er reagieren, sonst sitzt er tatsächlich auf diesem Felsbrocken fest, umzingelt von einer Menge Kerle, die ihm nicht gut wollen. Schnell greift er zu dem Schalter für den Schutzschild und aktiviert diesen, schaut den bestellten Kerlen dabei zu, wie sie von dem Schirm weggeschleudert werden, vermutlich hart ausserhalb der Sichtweite in den Sand knallen. Ein wenig belustigt ist er davon schon, als er dann auch den Antrieb startet. Dieses Schiff war anders als das, welches er zerstört hatte und auch anders als jenes, mit dem er den Wanderer gesucht hate, es vertrug den Energiefluss auf die Art, wie sie der Energieknoten liefern konnte. Das vereinfachte die Startprozedur ganz erheblich. Jedoch verringerte dies auch die faktische Reichweite des Schiffes, ist es doch durch seine begrenzte Geschwindigkeit nicht wirklich in der Lage in einer erträglichen Zeit ein weiter entferntes Ziel zu erreichen.

Doch jetzt mus er erst einmal von diesem Felsbrocken herunter, bevor er es nie wieder können würde, sich der Antrieb mit dem Sand vollgefressen hat und nicht mehr funktioniert. Der Start verläuft reibungslos und schnell gewinnt er an Höhe. Kaum über dem Wetter des Planeten hinaus, überkommt ihn ein völlig neues Gefühl von Freiheit, das er in dieser Form noch nie verspuert hat. Endlich kann er machen was immer er will. Gut, tatsächlich ist dies natürlich eingeschränkt dadurch dass er gerade dabei ist, ein Schiff zu stehlen, doch ihm bleibt ja keine andere Wahl, muss sein Leben retten, das würde der eigentliche Besitzer sicherlich verstehen. Ausserdem war es ja auch für ihn kein Problem, die Zeche im nachhinein mit Zinsen zu bezahlen, wenn er das denn irgendwann müsste.

Nun aber braucht er einen Plan. Der Planet, zu dem er will, liegt in einem anderen System, das er so ohne weiteres nicht erreichen würde, dafür brauchte er einen anderen Antrieb oder einen intergalaktischen Trick. Für einen Trick sollte die Zeit nicht mehr reichen, denn schon erkennt er auf dem Radarschrim, dass er nicht länger alleine in der Umlaufbahn war. Dieses Schiff war gerade einmal dafür gebaut worden, sicher durch das Sonnensystem zu steuern, nicht jedoch für intergalaktische Reisen. Und selbst wenn, dann wäre es sicherlich nicht schneller, als der Transporter, mit dem er hergereist war, er also nicht uneinholbar wäre. Wieder zermartert er sien Hirn, sucht in den Archiven nach einer praktikablen Möglichkeit sein Leben zu retten.

Bei all den Überlegungen hat er ganz vergessen vor sienen Verfolgern wegzufliegen und so hört er schon die vorbeipfeiffenden Strahlengeschosse, mit denen seine Verfolger auf ihn schiessen.

"Ergib dich. Das ist deine letzte Chance!" vernimmt er die Stimme Rumburaks aus dem Äther. Noch will er jedoch nicht so einfach alles hinwerfen, noch lebt er, noch ist sein Schiff am Stück und voll funktionsfähig. Er drückt den Schubregler nach vorne und wird in den Sitz gedrückt, rast direkt auf seine Verfolger zu, die wie die Hühner auseinanderjagen und ihm platz machen. Wieder versinkt er in der undurchsichtigen Atmosphäre des rot-gelben Planeten, bleibt kurz unter der Wettergrenze und fliegt so um den halben Planeten herum, will durch diese Hakenschlagerei seine Verfolger abhängen. Auf der anderen Seite steigt er wieder empor. Einen neuen Plan gefasst rast er weiter auf einen der grossen Gasriesen des Systems zu. Dort will er Schub nehmen um weiter für seinen Flug zu beschleunigen. Wenn sich jetzt sein Taschenrechner als zu langsam herausstellen sollte, er die Positionsvektorkorrekturen nicht schnell genug an den Energieknoten übermitteln kann, würde er es wohl als erster merken, wenn er von der Überladung geröstet würde. Doch abgesehen von einem kleinen Stottern bei Richtungswechseln scheint alles reibungslos zu klappen. Allerdings sieht auf dem Radarschirm wieder ein rote Punkte leuchten, seine Verfolger von eben, die er wohl nicht vollständig abschütteln konnte.

Doch bis er in der Nähe des nächsten Planeten sein würde, bleibt ihm noch eine Menge Zeit, die er erst einmal damit nutzt, seinem Schiff einen eigenen Transmitter zu verpassen, um seine Positionsübermittlungen selbst durchführen zu können. Nur Minuten braucht er für die Korrekturen eines Programmes zur Steuerung und ein paar Minuten mehr für den Bau eines eigenen Transmitters für den Bordcomputer aus den Resten eines Sprechgerätes, das er an Bord gefunden hatte. Als er nach aktivierung dieser Schaltung und des Steuerprogramms immernoch nicht geröstet ist, wagt er sogar, einen weiteren, sinnfreien Haken im freien Raum zu fliegen, um die effektivität der neuen Energievektorsteuerung zu überprüfen und tatsächlich ist endlich auch das Stottern verschwunden. Wenn alles so weiter verläuft, wie er es erwartet, wie er es auf dem Radarschirm ablesen kann, dann würde er in dem Asteroidengürtel um den Gasriesen, der sein Ziel ist, erst einmal zu einem kleinen Rennen kommen, bei dem er die beiden verbliebenen Schiffe irgendwie würde abschütteln müssen. Durch reine Geschwindigkeit dürfte ihm dies wohl kaum gelingen.

Das erste Schiff schiesst schon wieder auf ihn, trifft aber abermals nur seinen Schutzschild, der durch die Versorgung durch unbegrenzte Energie die ihm aus dem Knoten geliefert wird, bis auf weiteres undurchdringbar sein sollte. Dennoch will er für seinen weiteren Flug keine Verfolger zulassen, will nicht, dass die Position der goldenen Stadt durch seinen Besuch bekannt würde. Endlich hat er den ersten der Monde des Gasplaneten erreicht. Durch ein Eintauchmanöver in die oberen Sphären des Mondes unterhalb einer stabilen Umlaufbahn sammelt er durch hinterherfliegen etwas neuen Schub von der Energie des Mondes ein, kann dadurch etwas Geschwindigkeit zulegen Seine Verfolger haben den Weg an der Aussenseite des Felsmondes entlang genommen und haben so wieder etwas zu ihm aufgeschlossen. Abermals ist er froh, dass sein Schild so gut hält, auch wenn er das nicht mehr lange muss, denn schon ist er ausserhalb der Reichweite der feindlichen Geschützte, fliegt offensichtlich schon jetzt schneller als es die Schiffe der anderen vermögen.

Der nächste Mond ist in Sichtweite. Seine Flugbahn hat er so berechnet, dass er drei dieser Monde auf diese Weite umfliegen, dann durch den Gasriesen selbst schneiden würde und schliesslich die Eigengeschwindigkeit des innersten der Planeten anfliegen würde, um sich bei dessen Winkelgeschwindigkeit zu bedienen. Der innerste Planet ist ein halb geschmolzener Klumpen, der, fast völlig aus Metallen bestehend, durch seine Nähe zur Sonne nicht nur glühend heiss selbst förmlich Licht ausstrahlt, sondern auch noch der schnellste aller Planeten ist, dessen Anflug ihn auf ein Tempo beschleunigen sollte, das sich weit jenseits aller Möglichkeiten von Impulsantrieben bewegt. Auch das mus jedoch erst der Anfang sein, denn selbst dann würde seine Reise einige Jahre dauern.

Abgehängt hat er seine Verfolger schon nach dem ersten Mond, doch als er dann um den Gasriesen herum ist, wieder grob in richtung Sonne fliegt, sieht er die Punkte auf seinem Schirm abermals, doch kaum haben sie ein erstes mal geblinkt, rasen sie auch schon an ihm vorbei, werden um Haaresbreite von ihm gerammt ohne dass er auch nur den Hauch der Chance gehabt hätte, diesen auszuweichen. Mit solch einem Unglück hatte er schon gerechnet. Wenn etwas passieren kann, dann passiert dies auch. Einen einzigen Punkt im unendlichen Raum zu treffen ist so gut wie unmöglich, wenn man zielt. Zielt man jedoch vorbei, dann trifft man fast garantiert. Die Flugbahn seiner Verfolger hatte er nicht vorausbedacht und er beginnt schon zu hoffen, dass er auf dem Rückflug vom innersten Planeten aus nicht noch einmal auf diese beiden Schiffe treffen würde.

Dafür muss jedoch die Reichweite des Radars erheblich erweitert werden und vor allem die Blinkrate extrem verkürzt werden. Wer auf die Idee gekommen ist, die Punkte blinken zu lassen, sollte sich sowieso einmal einer Therapie unterziehen. Für die Erweiterung braucht er jedoch Energie. Doch auch dies sollte kein Problem darstellen, wenn man dahingehend über unbegrenzte Ressourcen verfügen kann. Er pumpt noch einmal mehr Energie in das Radarsystem, beantragt dafür bei dem Knoten ein knappes drittel mehr Energie als bisher und kann damit tatsächlich auf einfachste Weise ohne weitere, technische Eingriffe die Reichweite dieses Systems über das halbe Sonnensystems erweitern. Die beiden Schiffe tauchen nun wieder auf dem Schirm auf und entfernen sich immer weiter von ihm, genau so wie es sein sollte.

Der innerste Planet kommt immer näher. Schon von weitem kann er ihn neben der Sonne als kleinen, glühenden Punkt erkennen. Dann wird ihm sein nächstes Problem immer deutlicher, sein Flug würde sehr nah an der Sonne vorbei gehen, um den kleien Glüher so anfliegen zu können, wie er es für sein Manöver muss. Für diesen Flug kann er nur zwei Dinge tun, hoffen und alle Energie, die das System verkraften kann, auf den Schildgenerator lenken. Zwar hilft ihm die Energie die ihm frei haus geliefert wird dabei, dass der Schild nicht schwächer wird, jedoch hilft auch unbegrenzt viel Energie nicht bei der Generierung selbst, kann sie den Schild nicht weiter festigen oder modulieren oder gar verdicken, verbreitern, ihn gegen Sonnenwinde undurchdringbar machen. Dafür hätte er intimer in den Generator eingreifen müssen und dafür hätte er nicht einmal Zeit gehabt, wenn er auf dem Felsbrocken nicht gefunden worden wäre.

Immer dichter fliegt er auf die Sonne zu, tangiert ihre Koronalen Winde und kann den Schild schon sehen, wie er um ihn herum beginnt zu fluktuieren, seine Struktur zu verlieren, sich sogar stellenweise verformt. Jede Sekunde beginnt er aufs neue abzuschätzten, ob er die nächste Minute noch überleben wird, ob der Weg bis zu dem Planeten nicht doch zu weit ist, ob der Schild genug Strahlung absorbieren kann damit er nicht auf seiner weiteren Reise an Verseuchung stribt. Heilung würde es erst in der goldenen Stadt geben, dessen ist er sich sicher. Dann jedoch ein Lichtblick, ein sonnenfleck der auf der Sonne neben ihm entsteht. Er liegt so weit von ihm entfernt, dass er die Wärmestrahlung, die aus diesem verstärkt entweicht, gerade so an ihm vorbei ableitet, dass sie ihn nicht vollständig erwischt. Dadurch wird vor allem auch die Abstrahlung um das Loch herum verringert und sein Flug wird endlich wieder ruhiger, der Schildgenerator verbraucht nicht mehr so viel Saft wie zuvor, die Schilde werden wieder unsichtbar, so wie es sein sollte.

Der Planet rast fast ebenso schnell an ihm vorbei wie der letzte der Monde des Gasriesen. Kaum vier Sekunden dauert es, da ist er auch schon an dem Glüher vorbei, hat wieder eine ganze Menge Geschwindigkeit zugelegt. Schon sind jedoch auch wieder die beiden roten Punkte auf dem Schirm, rast er tatsächlich schon wieder auf zwei Raumschiffe zu. Er kann sie nicht richtig identifizieren, jedoch können nach ihrer Flugbahn zu urteilen nicht die gleichen sein, wie die die er hinter dem Gasriesen fast angestossen hat. Doch dieses mal ist es nicht so knapp, dieses mal kann er sie nicht einmal sehen, als er in Erwartung eines weiteren Beinahezusammenstosses aus dem Fenster schaut. Es müssen also schon astronomische Entferneungen zwischen ihnen liegen, eine durchaus als sicher zu bezeichnende Entfernung für den Anfang.

So auf dem endgültigen Flug, mit seiner vorläufigen Endgeschwindigkeit, kann er sich auch endlich daran machen, seinen Antrieb so zu modifizieren, dass er für einen kurzen Hypersprung tauglich ist. Er muss ihn ja nicht gerade quer durch die Galaxie tragen können, nur ein paar lichtjahre reichen für ihn nun aus, danach würde er ihn wieder umbauen müssen, damit er mit normaler Geschwindigkeit wieder landen könnte. Die Massenträgheit sorgt dafür, dass er auch ohne Antrieb, der ihn ohnehin nicht weiter beschleunigen könnte, mit unverminderter Geschwindigkeit weiter fliegt. Doch einige der Umbauten kann er nur ausserhalb des Schiffes abschliessen. Einen kurzen Blick wirft er noch auf den letzten der Gasriesen, an dem er gerade vorbeifliegt, dann macht er sich an die doch recht umfangreichen Umbauten, bereitet alle Bauteile vor, die er einsetzen würde müssen und suchte sich Geräte heraus, die er für diesen Zweck ausschlachten kann. Ab jetzt, so ist er sich sicher, wird es eine extreme Gratwanderung werden.

Die Tatsache, dass die tür keine richtige Luftschleuse ist, erweist sich nun als fatal für die Entwicklung seiner Schaltungen und vor allem für die Planung des weiteren Fluges. Zwar ist es kein Problem für ihn, die Schaltungen, die seinen Antrieb in Zusammenarbeit mit dem Schildgenerator zu einem Hyperantrieb machen würden zusammen zu löten, doch die koordinierung des externen Umbaus mit dem folgenden Flug und dem Rückbau und der abschliessenden Abbremsung und Landung machte ihm doch einige Sorgen. Wenn die Tür erst einmal offen wäre, hätte er ein Problem, denn Luft kann er noch nicht aus dem Nichts erschaffen, dafür reichten seine Bauteile nicht aus, war ein Materiegenerator selbst mit dem Wissen der Omnychron um einiges Grösser als das gesamte Schiff.

Ruhig steigt er in den Raumanzug, stülpt sich den Helm über und verstaut seine Schaltung, sein neues Bauteil in einer Lade in der Wand. Dort sollte sie geschützt genug sein, wenn das Schiff die Atmosphäre verliert. Als er dann die Tür öffnet weiss er sofort, was er dabei alles vergessen hat - die restlichen Teile. Diese fliegen ihm nämlich alle in den Rücken, stürzen in den leeren Raum, werden ins All geblasen. Er hofft nur noch, dass da nichts dabei war, was er noch brauchen sollte, und greift nach dem Stick, mit dem er die Düsen des Anzugs steuern kann. Bevor er sich dann aus dem Schiff wagt, holt er noch seine Schaltung aus der Kammer und stösst sich dann ab.

Der Einbau verläuft ohne weitere Vorfälle, sogar etwas schneller als er es sich erhofft hatte. Ebenso problemlos vermag er es auch, sich wieder in das Schiff zurück zu steuern. Einen kurzen Moment wird ihm dann doch sehr heiss, denn er überlegt sich, als er den Rückweg antritt, dass er den Schalter für die Türsteuerung doch hätte umlegen sollen. In dem Moment, als er den Rahmen der Tür sieht, wird ihm dann ganz anders, doch schon Nanosekunden später kann er sich wieder entspannen, war doch das, was er als geschlossene Schleuse gesehen hat, ein Schatten auf der Wand gewesen. Einen lauten Atemzug gönnt er sich noch, bevor er dann schon wieder das Schiff betritt, ihn die künstliche Schwerkraft des Metallbodens wieder hat.

Die Tür fällt hinter ihm in die Riegel und er setzt sich in seinem Druckanzug in seinen Sessel, aktiviert den neuen, alten Antrieb wieder, kurz betend, dass dies alles so auch funktionieren möge und alle Teile diese neue Belastung auch ertragen können. Das Brummen, das er in einer Atmosphäre hätte hören können bleibt nun natürlich aus und wird durch den gefederten Pilotensitz so gedämpft, dass er erst von der Funktionsfähigkeit seines Werkes erfährt, als er kaum eine Sekunde später in einem neuen System erscheint, sein Computer beginnt neue Daten über unbekannte Planeten zu sammeln und ihm zu präsentieren.

Wieder muss er raus und die Schaltung entfernen, damit er genügend abbremsen kann um nicht auf der Oberfläche seines zielplaneten zu zerschellen. Und dieses mal denkt er auch daran, den Schalter seiner Türverriegelung umzulegen, auch wenn er die Tür in der Zwischenzeit ohenhin offen gelassen hat. Zur Sicherheit nimmt er seine kleines Gerät wieder mit hinein, wegwerfen würde er es noch früh genug können und man kann ja nie wissen, ob es nicht doch noch zu irgend etwas gut ist. Wieder drinnen schaut er sich die Aufzeichnungen des Bordcomputers über das neue System in dem er da gelandet war, an. Es war tatsächlich genau das, was er angepeilt hatte, das System, in dem die goldene, verlorene Stadt lag. Endlich ist er an seinem Ziel angelangt, muss nur noch ausreichend verzögern. Sein Antrieb reicht dafür jedoch nicht ganz aus, reicht aber schon, um seine Richtung so viel zu beeinflussen, damit er einen der drei Planeten anpeilen kann, um das Spielchen mit dem Schwung holen an Gestirnen, nun hier auf entgegengesetzte Art zu spielen.

Den ersten nimmt er auch mit bravour, schafft es durch die spezielle Lage und Umdrehungsgeschwindigkeit dieses Planeten, seine Geschwindigkeit schon auf ein drittel zu verringern und nimmt nun Kurs auf sein endgültiges Ziel. Dafür wird es auch Zeit, denn die Atemluft in seinem Raumanzug wird langsam doch sehr knapp, lässt ihn schon schnaufen und ein wenig nach Atem ringen. Eigentlich hatte er die Luft nachgerechnet und kam auf ein Ergebnis, das ihm noch mindestens eine viertel Stunde Zeit gegeben hätte. Womit er jedoch nicht gerechnet hatte war die Möglichkeit, dass sich eines der Bauteile, die er als Schrott im Schiff hatte liegen lassen, beim herausblasen in seinem Anzug verhakt hatte und später wohl auch durch diesen gebohrt hatte. Nun hat dieser ein Loch und verliert stetig an Atemluft, lässt auf die Dauer seine Augen etwas hervorquillen und sorgt für einen Druckverlust innerhalb dieser minimal schütztenden, metallischen Folien.

Nur noch wenige Minuten zu leben würde er haben. Er beschleunigte wieder etwas bei seinem Anflug auf den Zielplaneten. Er will so schnell wie möglich landen können, will endlich wieder etwas zu atmen haben. Dass dort atembare luft sein würde hatte ihm der Computer zwar noch nicht gesagt, dennoch weiss er es aus dem Archiv heraus, das ihm genau dieses System als Fundort der Stadt der Omnychron beschrieben hat und nach erneutem Befragen nun auch ein weiteres mal bestätigt. Der kaum eine halbe Minute dauernde Anflug wird für ihn wie die Stunde vor seiner Hinrichtung, wird die Luft doch immer knapper und seine geistige Anwesenheit immer geringer. Halb weggetreten kann er noch den Standort der goldenen Stadt anpeilen um dann grob in diese Richtung fliegen zu können, auch nach seiner Landung - oder besser kontrollierten Absturzes - nicht den halben Planeten durchsuchen zu müssen bevor er dann in irgend einer Wüste verdurstete.

Kaum in der Athmosphäre stellt er fest, dass er doch noch etwas hätte abbremsen sollen und greift zu einem drastischen Manöver, dreht das Schiff radikal, vollständig um und stellt das Triebwerk auf vollen Schub. Doch auch das reicht noch nicht ganz. Zwar verzögert das Schiff zunehmend, doch bereitete er sich schon auf eine sehr harte Landung vor, weiss dass es nicht reichen wird dass das Schiff in brauchbarem Zustand überleben würde. Zumindest würde er es selbst wohl überstehen können. Sein Anzug hat eine Schutzfunktion für solche Fälle, die er nun einschaltet. Eine Zwischenschicht des Anzuges füllt sich mit einem Schaum, der sich um ihn herum verfestigt und ihn sogar ein stückchen aus seinem Sessel hebt, sich wie ein persöhnlicher Schutzschild auf materieller Basis verhält.

Sein Aufschlag ist hart, doch er kann dem Schiff unverletzt entsteigen. Das einzige problem das er dabei hatte war aus dem Anzug zu kommen, denn der Schaum hat sich so sehr verfestigt, dass er sich nicht mehr bewegen kann. Zwar hat der Anzug für diese Fälle eine funnktion, die ihn auf wunsch danach wieder auseinanderplatzen lässt, doch auch aus diesem Gerüst war es nicht gerade einfach, vor allem deshalb nicht, weil sich diverse Geräte, die sich durch den Absturz gelöst hatten, auf ihm versammelt hatten, die auch nicht gerade leicht waren. Nun jedoch kann er endlich wieder atmen.

Der erste Atemzug, der erste Luftzug, das erste Windchen das ihm um die Nase weht, ist ein ausgesprochen besonderes Gefühl für ihn. Abermals steht er in einer Wüste mit einem geborstenen Raumschiff in seiner Nähe und schaut sich um. Eben konnte er noch aus dem Fenster die Stadt am horizont sehen und versucht nun, die Richtung wieder grob zu finden. Doch nicht einmal die sichtbare, blaue Kuppel findet er am Horizont wieder. Er geht zurück in das Schiff und holt sich seinen Rucksack wieder. Kurz fischt er in ihm herum und nachdem er einen grossen Schluck aus seiner Wasserflasche genommen hat, holt er ein rundes Gebilde hervor. Es ist der Stein, den er in einer Halterung geparkt hat und mit einem kleinen Motivator versehen als Peilgerät konstruiert hat. Jetzt hat er wohl wieder eine Anwendung gefunden, denkt er sich noch, als er die Dühne herunter geht, sich nach dem präzisen piepen seines Gebildes orientiert.

Einen Blick wirft er noch auf sein Gefährt, das halb zerschmettert in der Dühne steckt. Trotz der Hitze der Wüste läuft es ihm kalt den Rücken herunter. Jetzt weiss er auch, von wem er das Schiff gestohlen hat. Was da auf dem Bug des Schiffes steht konnte nichts schlimmeres sein als 'Rumburak Corp.'. Er packt fest das Peilgebilde an und rennt los, will so schnell wie möglich in seiner schütztenden, goldenen Stadt sein. Als er auf der Spitze der nächsten Dühne steht schaut er noch einmal zurück. Er überlegt sich, dass ein Schiff seines Widersachers mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ein Gerät an Bord hat, mit dem es anpeilbar bleibt, wo immer es sich auch bewegen mag. Er muss es einfach zerstören, damit er nicht mehr gefunden werden kann, wenn es nicht schon zu spät ist. Schnell holt er seinen Taschenrechner heraus, versucht sich an die Position des Schiffes zu erinnern, die er auf dem Monitor vor der 'Landung' hatte erkennen können, versucht diese Position mit zitternden Fingern in seinen Rechner einzugeben, doch da ist es auch schon zu spät.

Gerade will er die letzte Ziffer eintippen, sich von seinem Schiff verabschieden, da hört er über sich ein Schiff, das zur Landung in seiner Nähe ansetzt. Er bedankt sich schon dafür, dass sich das Schiff nicht zwischen ihn und seine Peilung stellt und rennt abermals los. Wenn er die Stadt vor seinen Gegnern erreichen kann, wird er gerettet sein, wird die Stadt selbst seinen Schutz übernehmen. Er packt sein Peilgerät wieder etwas fester, hängt sich seinen Rucksack auf und wetzt wieder los als wäre der Teufel hinter ihm her. Dabei hat doch alles mit diese Karte angefangen. Wofür diese wohl gut sein mag?