Egoist?

Ich bin ein Egoist. Ein wahrer Egoist. Genau so sieht es aus.

Alles was ich mache, alles was ich tue dient einzig und alleine meinem eigenen, persöhnlichen Endziel. Einzig diesem richte ich mein Leben aus, und alles was mir dazwischen kommt, wird einfach ignoriert, wird übergangen und ausgebügelt. Andere mögen dies nicht so sehen, aber sie können auch nicht hinter die Kulissen hinter meine Masken schauen. Das kann auf dieser Welt nur ein einziger Mensch - ich.

Nicht, dass ich dies offen zutage tragen würde, dass ich nur für mich lebe, nicht, dass ich andere wie Dreck an meinen Solen behandeln würde, nicht dass ich irgend jemanden spüren lassen würde, dass ich ihn benutze. So oberflächlich bin ich nun wirklich nicht. Es ist vielmehr ein unterschwelliger Egoismus, der es mir ermöglicht, durch all meine höflichkeit, durch all meine nettigkeit all das zu bekommen, was ich will, all das, was sie mir in jedem anderen Fall nicht so ohne weiteres geben würden. So muss ich oft denken, dass dies wohl die schlimmste Form des egoismus, der Verlogenheit darstellt, dass ich sogar eine noch minderwertigere Lebensform darstelle als Anwälte, und das ist wohl auch so.

Aber warum sollte ich mich dafür schämen, immerhin gebe ich den Menschen um mich herum immer das, was sie wollen, gebe ihnen was sie in meinen Augen brauchen. Nur selten hole ich mir selbst, wonach es mich verlangt, nur selten säe ich Zwietracht, Verwirrung, Verbalaggressivität um sie aus der Reserve zu locken, um sie zu provozieren damit sie all ihre Masken fallen lassen und sich so zeigen, wie sie in den Tiefen ihres Herzens wirklich sind.

Das geht natürlich und vor allem auch in mein Privatleben ein. Wozu sonst würde ich mich wohl in die Küche stellen und ihr ein Mal bereiten während sie in meinem Bett liegt, meinen Wein trinkt und in meinem Fernsehen die Seele baumeln läst. Wozu sonst sollte ich sie wohl immer begleiten wenn sie es sich wünscht, mich für sie interessieren auch wenn es mich noch so wenig tangiert, auch wenn sie es zum dutzendsten mal erzählt, auch wenn es für mich noch so langweilig ist.

Selbst wenn wir im Bett sind wird sie sich niemals beschweren, wird sie genau das tun, was ich von ihr verlange und zwar genau deswegen, weil sie spürt wie ich auf sie eingehe, wie ich sie mit dem verwöhne was sie mag, wonach sie sich verzehrt, was sie sich wünscht dass ich mache. Und genau das ist es wohl auch, genau das ist der Weg, wie ich bekomme was ich will, sie ich es bekomme ohne es zu fordern.

"Die höchste Form der Kriegsführung ist es, den Krieg zu gewinnen ohne auch nur eine Schlacht geschlagen zu haben." sagte schon Sun Tzu. "Die höchste Form der Rethorik ist es, zu bekommen was man verlangt ohne es auch nur ausgesprochen zu haben." sage ich. Genau das ist die Form meines Egoismus, genau das ist die Kunstform meines Lebens.

Nie kann ich mir ein Lächeln verkneifen, wenn ich sie mich so glücklich anblickend auf meinem Bett räkeln sehe, wenn ich ihr das Gefühl gebe, dass sie die einzige für mich ist und immer sein wird, wenn ich ihr das Gefühl gebe dass sie die schönste ist. Und doch ist auch diese Geste nur ein weiterer Schritt auf dem Weg hin zu meinem Endziel, dem Endsieg des Lebens.

Nur darin besteht letztenendes doch der Sieg anderen, allen anderen Gegenüber. Nur darin kann man sich noch profilieren, in einer erfolgreichen Führung des Lebens, in einer Meisterung aller Unwegsamkeiten, in einer Schaffung geregelter Verhältnisse, der Schaffung eines Wohlstandes und der Minimierung wirklicher Arbeit. Mit anderen Worten, nur dem Erhalt des Lebensstandards und dem Ausbau der Finanziellen Vorteile. Aber dies geht letztenendes nur auf diese Art. Nur so kann ich mir heute noch ein Leben vorstellen, seine Ziele zu verfolgen und dabei alles zu geben.

Andere mögen sich den Bucken rund und die Füsse wund arbeiten, mögen sich bei ihrem Chef einschleimen oder durch die Betten ihrer Vorgetzten turnen bloss um ein bischen mehr an den Staat bezahlen zu dürfen. Dabei ist es doch vollkommen ausreichend sein Leben damit zu beschliessen, dass man eben doch mehr Wert auf das Privatleben, auf das Leben mit Freunden verwendet, auf deren Hilfe man sich im Ernstfall verlassen kann, von deren Wissen man weit mehr profitieren kann als von all denen, die man dafür bezahlen muss dass sie sich überhaupt einmal von ihrem Stuhl aufstehen, dass sie überhaupt einmal einen Finger für einen rühren.

Und wieder zeigt sich mein Egoismus in all diesen Dingen. Wieder kann ich unter Beweis stellen, was für eine art Einzelkämpfer ich tatsächlich bin. Und jedes mal, wenn ich mich bemühe einem von ihnen unter die arme zu greifen, ihnen zu zeigen dass ich für sie da bin, dass ich eine helfende Hand haben kann ist es immer dieser Hintergedanke, der mich antreibt mein bestes zu geben, kann ich doch immer sicher sein, dass ich all dies irgendwann einmal zurückbekommen werde. Natürlich, denn täte ich es nicht, so würde mir sicherlich einfallen, was ich alles für ihn getan habe und ich würde ihn und seine Umwelt damit konfrontieren, so dass es das letzte mal gewesen wäre, dass er mir seine Hilfe verweigert hätte.

Selbst, wenn ich sie nur von der Arbeit abhole, wenn ich sie auf dem Heimweg im Auto schlafen lasse und ihr sage, dass mich das überhaupt nicht stört, selbst wenn ich wieder einmal einkaufen war damit ich wieder etwas gutes für sie kochen kann, selbst wenn ich wieder einmal meine gesamte Wochenplanung für sie über den Haufen geworfen habe nur um da zu sein wenn sie zu mir will, selbst wenn es das ist, dass ich einfach nur da bin für den Fall dass sie mich braucht, selbst all dies gehört zu dem globalen Plan auf der Suche nach einem weiteren Puzzlestück meines Lebensplanes - einer guten Frau an meiner Seite.

"Du bist so ein Schatz, dass du das für mich tust." sagt sie und ich kann mir ein lächeln nicht verkneifen. Und wieder ein kleiner Sieg auf dem Weg zu meinen Lebenszielen.