Dimensionsspiele

Was ist das bloss für eine merkwürdige Wand, da hinter dem Regal. Ich hätte wirklich nie damit anfangen sollen, in meinem Keller aufzuräumen. So etwas kann ja nur böse enden. Die Wand scheint tatsächlich nicht sehr stabil zu sein, scheint mir sogar durchlöchert. Ich werde mal gegenklopfen. Ups, ein Stein ist durchgebrochen. Es scheint tatsächlich noch ein Raum dahinter zu sein. Gleich mal die Spitzhacke holen und nachsehen, ob ich da nicht noch etwas Wohnraum erweitern kann, wenn ich die Wand beseitige.

Nur noch ein paar Schläge, und sie ist ganz weg. Auch wenn es nicht sehr viel gebracht hat, so weiss ich jetzt doch wenigstens, was sich dahinter verbirgt, dass es keine Leiche von einem eingemauerten Vorfahren ist, der hier bei lebendigen Leibe eingemauert worden ist. Das fände ich wirklich ekelig. Aber nichts von alle dem ist der Fall, nicht einmal eine Folterkammer oder ein Goldschatz ist dahinter. Nur eine merkwürdige Zeichnung eines Türbogens auf den Stein gemalt. Was das wohl bedeuten mag. Mal gegen klopfen, vielleicht macht mir ja jemand auf.

Oh, Scheisse, meine Hand ist weg. Es ist kein Stein in dieser Tür. Es scheint nicht einmal ein Hinderniss da zu sein, gegen das ich greifen könnte. Es ist einfach ein Loch in der Wand, durch das ich nicht sehen kann. Vielleicht wenn ich den Kopf durchstrecke ... Ah, ja. Hmm, komisch, ich blicke genau in meinen Keller, als würde ich von der anderen Seite hinein schauen, als stuende ich in der Mauer. Vielleicht so eine Art Dimensionspforte. Ui, wie Aufregend. Aber es ist schon spät, und ich bin noch verabredet. Morgen ist auch noch ein Tag und ich wohne ja noch sehr lange hier. Jetzt erstmal das Nachtleben geniessen und meine Leute treffen.

Oh Gott. Was habe ich bloss getan. Bloss die Tür abschliessen. Die Polizei wird sicher bald hier sein und ich will dann wieder ordentlich aussehen, will mindestens einen Cognac in mich geschuettet haben damit meine Fahne nicht so auffällt beziehungsweise ich dafür wenigstens eine plausible Erklärung habe. Sie werden mich fragen, wo mein Wagen ist. Sie werden mir vorhalten, dass ich Fahrerflucht begangen hätte, dass ich gesehen worden bin. Oh Gott, ich bin gesehen worden, es gibt wirklich keinen Ausweg mehr. Sie werden mich erwischen, werden mich in den Kerker werfen und nie wieder raus lassen, werden den Schlüssel den Angehörigen von meinen Opfern geben und die werden den sicher einschmelzen und als Anhänger um den Hals tragen um sich daran zu erinnern, dass sie mich schmoren lassen bis ans Ende aller Tage.

Verdammt, es klopft. Ich bin nicht da. Gleich ist mein Leben zu ende, gleich werden sie mich abführen. Es klopft noch einmal. Ich muss hier weg. Wahrscheinlich stehen sie auch hinter dem Haus. Da kann ich auch nicht raus. Ich werde ganz bestimmt nicht nach oben flüchten, das sieht man zu oft in irgendwelchen schlechten Horrorstreifen - und jedes mal denke ich mir, wie blöde man dafür sein muss. Nix wie runter in den Keller, vielleicht da sogar einschliessen oder mich in einer Ecke verstecken. Vielleicht kann ich mich dann sogar auf unzurechnungsfähigkeit rausreden.

Schnell die Treppe runter, nicht zu schnell, leben bleiben will ich dann doch schon. Hmm, das Tor in der Wand. Vielleicht ist dies der Ausweg. Erst mal den Kopf durchstecken. Auf der anderen Seite sieht es irgendwie wesentlich friedlicher aus als hier. Erstmal den Schrank auf die Seite ziehen, vor die Öffnung, dass nicht sofort auffällt, dass hier ein Tor in der Wand ist. Nicht, dass mir noch jemand hinterher zu kommen versucht.

Ein Schritt und weg bin ich.

Alles scheint ruhig zu sein. Mal nach oben gehen un nachsehen. Nein, besser doch nicht, besser erstmal hören, ob sich da oben etwas tut, oder ob ich doch in der gleichen Falle geblieben bin, es doch kein Dimensionstor war wie ich gehofft habe. Jedoch wenn ich mich hier so umschaue, dann ist doch einiges anders, als ich es verlassen habe, als ich es je in Erinnerung hatte. Es scheint sich wirklich auf sehr triviale Art zu bestätigen, dass ich in einer anderen, in einer parallelen Welt gelandet bin. Hoffentlich habe ich hier nichts getan, das mir die Bullen auf den Hals hetzt.

Es ist wirklich ruhig im Haus über mir. Ich scheine es wirklich geschafft haben. Erst einmal die Treppe hoch und noch einmal an der Tür gelauscht. Erst noch einmal versichert, ob sich da draussen auch nichts regt, das Ohr an die Tür gelegt, aber es scheint wirklich so, als ob da keiner ist, als ob auch nichts von draussen zu hören ist, etwas von der Tür, etwas klopfendes, böses, polizeiliches. Vorsichtig schiebe ich die Tür auf und luke um die Ecke. Tatsächlich sieht alles so aus, als ob ich es eben erst verlassen hätte. Ein bisschen anders ist es schon, aber es sind nur Kleinigkeiten, sind Zettel auf dem Tisch und das Telefon auf dem Seitenschrank steht auch anders da als ich es gewohnt bin. Jetzt traue ich mich endgueltig aus dem Keller und sehe mich weiter um, gehe durch jedes Zimmer um nachzuschauen, ob sich da irgend etwas bedrohliches, irgend etwas gefährliches, irgend etwas verändertes befindet, aber dem ist nicht so. Ganz im Gegenteil, denn als ich durch die Küche gehe und mein Blick zufällig nach draussen fällt, ich dir Hofeinfahrt herunterschauen will, wird mein Blick durch ein sehr neu aussehendes Auto behindert. Zumindest habe ich in dieser Welt keinen Unfall gebaut. Endlich bin ich wieder in Sicherheit.

Jederzeit hätte ich die Möglichkeit, wieder zurück zu gehen, wieder durch das Tor in meine alte Welt zurück zu gehen, falls es hier doch noch einen Haken gibt, falls doch nicht alles gar so harmonisch ist wie es im Moment aussieht und irgendwie lebt es sich mit diesem Hintergedanken als Lebenseinstellung wesentlich leichter als ich das jemals für möglich gehalten hätte. Es ist nicht so, dass alles irrelevant geworden wäre - immerhin wird diese Welt wohl meine zukuenftige Heimat werden, denn dahin zurück, wo ich gesucht werde, ist keine wirkliche Alternative - es ist vielmehr das Wissen, dass es da noch mehr gibt, als nur diese eine Welt, das Wissen, dass es noch etwas besseres gibt als das hier und jetzt.

Vielleicht sollte ich doch noch einmal einen Blick durch das Tor wagen und mich davon überzeugen, dass es auf der anderen Seiten wirklich so schlimm um mich steht, dass es wirklich kein Zurück gibt.

Wieder gehe ich in den Keller und halte meinen Kopf durch die Wand, wieder blicke ich in meinen Keller, als würde ich in der Wand stehen und aus ihr heraus schauen, aber wieder ist der Keller alles andere, als mir in Erinnerung. In meiner Heimatdimension - wenn ich das so nennen kann - war der Keller zwar schon irgendwie voll, aber so voll nun auch wieder nicht. Überall stehen Kisten, überall stehen Regale an den Wänden, voll beladene Tische mit Kartons, so dass man sich kaum mehr bewegen kann. Es scheint wirklich so, als ob er dieses mal eine Abstellkammer ist und vor allem, als ob es wieder ein anderer Keller, eine andere Dimension zu sein scheint.

Wieder gehe ich durch das Tor, wieder vergewissere ich mich, ob da nich doch etwas hinter der Tür auf mich lauert und wieder ist alles friedlich. Wieder gehe ich durch alle Räume und finde nichts schlimmes, ausser der Tatsache, dass der schnieke Wagen in der Einfahrt seine Farbe geändert hat - und seine Marke. Ich muss es genauer wisse, muss wissen, ob das jedes mal so weiter geht, ob ich Angst haben muss, dass ich doch noch wegen des Unfalls erwischt werde. Zurück in den Keller zieht es mich schon weider um weiter auszuprobieren, wie weit ich das Dimensionsspiel noch treiben kann, wie weit es mich noch in andere Parallelwelten verschlägt. Vorsichtig strecke ich wieder den Kopf durch die Wand und dieses mal sehe ich einen völlig leeren Keller vor mir. Es ist tatsächlich schon wieder eine neue Welt die da vor mir liegt, die auf ihre Eroberung wartet. Jetzt ist es so weit. Jetzt ist endgültig alles irrelevant geworden, jetzt spielt es wirklich keine Rolle mehr, was ich alles mache, denn die Flucht in eine neue Welt, in einen Neubeginn steht mir jederzeit offen. Wunderbare Welt.

Was macht man wohl, wenn tatsächlich alle irrelevant geworden ist, wenn man allen Probleme, die auftauchen könnten einfach dadurch aus dem Weg gehen kann, dass man einfach in eine andere Welt flüchtet, in der alle Karten neu gemischt sind. Was macht man wohl, wenn man für nichts wirklich bestraft werden kann. Ich denke ich weiss es.

Jetzt endlich werde ich ein wenig die Leute bestrafen können, die mich immer mit Arroganter Verachtung gestraft haben, die mich schon in der Schule mit ihrer Art genervt und aus nichtigen Gruenden links haben liegen lassen. Und ich glaub ich weiss auch schon, mit wem ich da anfangen werde. Wo war noch gleich das Telefon. Zu erst rufe ich bei der an, die ich immer nur aus der Ferne bewundert habe, die ich angierte ohne sie jemals angesprochen zu haben und die, als ich dann doch allen Mut zusammengenommen hatte um sie anzusprechen, mich dafür auch noch verurteilend angekeift hat. Jetzt werde ich mich ein wenig rächen können. Zum Glück sehe ich heute ein bisschen anders aus, als zu Schulzeiten, bin doch noch ein Stück gewachsen und schlanker als damals bin ich auch noch.

Ich wähle, höre es auf der anderen Seite klingeln. Sie geht dran. Ich lüge ihr irgend etwas vor, dass wir uns auf der Uni kennengelernt hätten und sie mir ihre Nummer gegeben hatte dass ich doch mal anrufen könnte. Ich erzähle ihr irgend welchen Blödsinn von einem Treffen in einem versnobten Bistro und frage sie, ob wir uns zum Essen verabreden können. Tatsächlich sagt sie zu und schon überlege ich mir, wie ich mich an ihr rächen kann, was ich ihr antun könnte, das diesem jugendliche Trauma gleichkommt, mit dem ich sie ebenso verletzen könnte wie sie mich damals. Aber irgendwie fällt mir nichts rechtes ein, das ich mir ihr anstellen könnte. Ich denke, ich werde sie erstmal treffen und dann weiter sehen.

Ich fahre los sie abzuholen. Das war wohl ihre Sicherheit zu erfahren, wie ich wirklich aussehe, da sie sich natürlich nicht an mich erinnern kann. Ich stehe vor ihrer Tür und klingle und noch bevor ich den Knopf losgelassen habe reisst sie auch schon die Tür für mich auf. Verschmitzt frage ich noch, ob ich mich verspätet habe - ich weiss genau, dass ich ein paar Minuten zu früh dran bin - aber sie meint nur, dass sie zufällig gerade an der Tür vorbei gegangen sei. So ein Zufall aber auch. Jetzt weiss ich, wie ich sie quälen kann.

Wir fahren in ein Restarant und speisen recht gediegen. Meine Lügenmärchen um unser letztes Treffen scheinen sie sehr zu interessieren, nach dem zu urteilen, wie sie bei jedem Wort an meinen Lippen hängt. Wahrscheinlich könnte ich sie jetzt einfach so fragen, ob sie mit mir in die Kiste steigt, aber so direkt will ich dann doch nicht sein. Einige Stunden unterhalten wir uns und es scheint mir, als hätte ich eine perfekte Illusion meiner Person aufgebaut, die ich ihr verkaufen kann als sei es die Pure Wahrheit. Nun, vielleicht ist es das auch, vielleicht ist mein Dimensionsdoppelgänger tatsächlich das, was ich ihr erzähle, vielleicht ist es gar keine Lüge sondern nur mein Wissen um meine Parallelversion, was mir da zugeflogen ist. Wer kann das schon wissen.

Es ist schon fast Mitternacht und ich bringe sie nach Hause. Vor ihrem Haus fragt sie mich dann, ob ich nicht noch auf einen Kaffee mit nach oben kommen möchte. Jetzt habe ich es tatsächlich geschafft, habe das Ziel - ihr Bett - erreicht. Genau da wollte ich damals hin und da bin ich jetzt wohl. Als wir vor ihrer Tür stehen ist es noch nur eine wage Hoffnung, aber als sie diese dann hinter sich ins Schloss drückt und einfach über mich herzufallen beginnt kann ich meine Freude kaum unterdrücken.

Sie wirft ihre Arme um meinen Hals, hängt sich an mich während sie ihren ganzen Körper an mich drückt und mich wild und feucht zu küssen beginnt. Meine Tentakeln können dieser Versuchung kaum widerstehen und beginnen sich langsam, aber sehr zielsicher in ihrer Blouse zu versenken, tasten sich immer tiefer an ihren Po heran und greifen schliesslich nach den festen Ballen, die sich da unter ihrem Rock verbargen. Auch ihre Hände bleiben unterdessen nicht untätig, tasten sich an mir herunter und greifen schliesslich ohne Umschweife da hin, wo schon gewachsen ist was ich zu denken begonnen habe. Mit sehr geübten Griffen hat sie die Knöpfe meiner Hose geöffnet und schiebt ihre Hand immer weiter an das Organ ihres Verlangens.

Fast zu kalt für meinen Geschmack fühlt sie sich an, ihre Hand als sie mein bestes Stück erreicht und noch weiter zu massieren beginnt, während ich sie ihrer Kleidung zu entledigen beginne, den Reissverschluss ihres Rockes aufziehe und die Häkchen ihres BHs enthake, ihr die Blouse aufknoepfe und geniessen, ihren somit nackten Körper an dem meinen zu fühlen, den sie ebenfalls schon begonnen hat freizulegen, mich des Schutzes meines Hemdes zu berauben und meine Hose ebenfalls fallenzulassen damit sie nach meinem Knackpo greifen kann wie ich nach dem ihren.

Ich war einigermassen überrascht, als ich merkte, dass sie unter ihrem Rock gar keine Unterwäsche trug als ich ihr diese ausziehen wollte. Irgendwie zerstörte dies schlagartig meinen Eindruck eines verwöhnten, sich mit unnötigem Schnickschnack schmückenden Mädels, das auch einen Grund für seine Arroganz hat. Dennoch liess ich mich davon nicht weiter abhalten, zu aufgeeizt war die Stummung, zu angeheizt war ich selbst, als dass ich jetzt abbrechen könnte, was gerade so schön angewachsen war - vor allem, als sie dies dann auch noch in ihrer Hand hielt und an mir herummassierte.

Dann ging alles sehr schnell. Wir rissen uns endgueltig alle Kleider von den Körpern und zogen uns auf ihr Bett. Unheimlich wild und leidenschaftlich war der Rest der Nacht, den ich mit ihr verbrachte, unheimlich wundervoll war es, mit ihr zu schlafen, mit der Anbetung meiner Jugend die Nacht zu verbringen, genau das zu tun, was ich mir schon immer gewuenscht hatte einmal mit ihr anzustellen.

Die Sonne ging schon auf und ich überlegte mir schon, was ich an diesem Tag schlimmes anstellen könnte, das ich mich im normalfall nicht getraut hätte. In Gedanken versunken stand ich von den Sonnenstrahlen, dir mich in der Nase kitzelten, auf und wollte mich anziehen, da kam der endgueltige Schock auf mich zu. "Das macht zweihundert!" waren ihre deutlichen Worte und mir wurde schlagartig klar, wie tief sie gesunken war - zumindest in dieser Welt. Das war natuerlich die Erklärung, warum sie so willig war, warum sie mich so zielbewusst verführt hat. Alle meine Träume waren damit enttäuscht worden. Das Traumwesen meiner Nächte war nichts weiter geworden als ein billiges Flittchen, wenn auch nicht ein sehr billiges.

Ich blätterte ihr das Geld enttäuscht hin. Genau das war es, was ich jetzt noch für sie empfand - Mitleid. Sie hätte mit ihrer Schönheit ein weit besseres Leben verdient, hätte mit all der Bildung, die ich an dem vorangegangenen Abend aus ihr herauzukitzeln vermochte weit mehr werden können als dies. Vielleicht trieb sie eine Enttäuschung in dieses Leben, trieb sie eine verlorene Liebe in diesen Sumpf ihrer aktuellen Existenz - wer weiss das schon so genau und mich interessierte es jetzt auch nicht weiter.

Was blieb war nur mein Mitleid.

Wieder raste ich in Richtung Heimat, noch ein wenig enttäuscht von dem, was ich gesehen, was ich erfahren hatte. Irgendwie brachte dies mein gesamtes Weltbild durcheinander., brachte all meine Pläne ins Wanken. Ich konnte mich nicht einmal mehr recht darauf konzentrieren, was ich mir als nächste Missetat ausgedacht hatte. Aber ich denke, es war ein einfacher Bankueberfall, um mein Leben in der nächsten Welt ein wenig freundlicher aussehen zu lassen.

So war das nächste Ziel meiner Fahrt dann auch die nächstbeste Bankfiliale, die ich um ihre gesamte Barschaft brachte, und da mir das nicht reichte, machte ich gleich bei der nächsten weiter, die auf meinem Heimweg lag. Ok, ich fuhr vielleicht den einen oder anderen, kleineren Umweg, aber es lag alles auf meiner Route in die nächste Welt. Ein wenig Peinlich war dann allerdings schon, dass sie mich doch fast bei der letzten erwischt hätten.

Ich war gerade aus der vierten Bank gekommen, hatte meine Beute wunderbar geräumig in meiner Sporttasche verstaut - es waren bestimmt an die Million - da höre ich auch schon die Sirenen hinter mir aufheulen. Noch waren sie am Ende der Strasse, waren ausserhalb ihrer Zugriffsreichweite, aber wenn ich ein paar Sekunden länger gebraucht hätte hätten sie mich erwischt. Leicht hektische werfe ich die Tasche auf den Beifahrersitz,werfe den Motor an und rase mit heulendem Motor und kreischenden Reifen davon.

Nun, zumindest fahren können sie, die Bullen, denn sie bleiben bedenklich dicht hinter mir, dass ich mir schon überlege, ob ich mich nicht in irgend einer Einfahrt ganz unauffällig verstecken sollte und sie einfach vorbeifahren lasse. Aber ehe ich recht auf solche dummen Gedanken kommen kann stehe ich auch schon vor meinem Haus. Ach, was sage ich, ich stehe fast in meinem Haus, denn ich bleibe nicht am Strassenrand stehen sondern fahre gleich bis direkt vor die Haustür, reisse die Wagentür auf und Stürze mit der Tasche unter dem arm hinein. Es vergehen keine drei Sekunden, da stehen auch schon das erste Dutzend Polizeiwagen vor meinem Haus und nehmen eine sehr bedrohliche Haltung ein.

Nichts wie weg aus dieser Situation, denke ich mir und mache mich auf dem Weg in den Keller. Dieses mal will ich ganz sicher gehen, dass ich nicht zwei mal die gleiche Welt besuche und male eine Markierung in einer Ecke kurz unter die Decke, so dass nur ich sie sehen kann wenn ich nach ihr suche und aus der Wand schaue. Ich beeile mich extra noch einmal, dass sie mich nicht verfolgen können, als ich dann auch noch höre, wie sie meine Haustür aufbrechen und das Haus zu stürmen beginnen - dabei hätten sie sie einfach nur aufzumachen brauchen, abgeschlossen hatte ich nicht.

Meine Tasche unter dem Arm flüchte ich ein weiteres mal durch mein ganz privates Dimensionstor, ziehe wieder einmal einen Schrank vor diese Wand und bin weg. So knapp wie dieses mal sollte es besser nicht mehr werden. Nur ein paar Sekunden länger und sie hätten mich vielleicht sogar beobachtet, wie ich durch die Wand verschwinde und mir irgend welche Parafritzen auf den Hals gehetzt, die mein Tor untersuchen wollen und es am Ende sogar noch schaffen kaputt zu machen. Ich weiss zwar auch nicht wie und warum es funktioniert, aber da es dies tut kann es mir im Moment auch reichlich egal sein.

Wieder in einer neuen Welt, wieder sind die Karten neu gemischt - und wieder steht in der Auffahrt ein neuer Wagen. Dieses mal habe ich jedenalls genug Spielgeld, dass ich mir jede Freude erlauben kann, die mir Spass macht. Und ich weiss auch schon, womit ich anfangen werde.

Ich werfe die Tasche mit dem Geld in den Wagen und will schon losfahren, da fällt mir aus dem Handschuhfach eine Waffe entgegen. Ich war so in Eile gewesen, dass ich die meine doch glatt auf dem Tisch im Flur meines letzten Hauses vergessen habe. So etwas ungeschicktes aber auch. Dann wissen die auf der anderen Seite ja, dass ich es gewesen bin, der all das getan hat. Aber was solls, jetzt können sie mir ohnehin nichts mehr anhaben. Schon mehr aus Gewohnheit als aus Geltungssucht oder Beschuetzerwahn stecke ich sie mir hinten in meine Hose und fahre los.

Wieder stehe ich vor dem Haus, wo ich gestern noch die Frau abgeholt hatte, die ich so lange begehrte. Wieder stehe ich da mit zittrigen Knien und erwarte, dass sie auf mein Klingeln reagiert. In der letzten Welt hat sie mich offensichtlich nicht wieder erkannt und ich erwarte, dass sie dies in dieser Welt ebensowenig wird. Ich erwarte sogar noch mehr, nämlich dass sie in dieser Welt dem gleichen, verkommenen Job nachgeht, wie das letzte mal, dass ich sie ebenso dafür bezahlen kann mich zu bedienen, wie ich dies gestern habe tun müssen - nur dass ich es dieses mal weiss, dass ich darauf vorbereitet bin und es ausnutzen kann.

Ich höre sich etwas bewegen und halte den Atem an. Die Tür öffnet sich und Sie steht dahinter. Wunderschön wie ich sie in Erinnerung hatte steht sie hinter der Tür und beginnt mich zu mustern.

"Was willst du!? denn hier??" ihr knapper Kommentar. Aber nicht, dass sie damit schon genug meine Träume zerstört hätte, sie setzt sogar noch nach und beginnt mich, ohne dass ich auch nur ein einziges Wort gesagt hätte, auf das übelste zu beschimpfen, bezeichnet mich als Abschaum und den Dreck unter ihren Fingernägeln, der nicht würdig sei, sie überhaupt anschauen zu duerfen, dass ich weniger bedeuten würde als das Ausgespieene in der Strassenrinne und noch einiges mehr, mit dem sie nicht nur meine Wuerde als Mensch verletzt, sondern auch mein Herz sehr barsch angreift.

Sie treibt mich wirklich zur Rage, treibt mir mit jedem weiteren Wort den Schweiss auf die Stirn und den Knoten weiter den Hals hinauf, bis ich endgueltig nicht mehr atmen kann. Sie hört einfach nicht auf zu reden, macht mit ihren Beschimpfungen immer weiter und weiter, bis ich förmlich platze vor Wut. Aber ich greife sie nicht verbal an, noch schlage ich auf sie ein. Das wäre mir alles viel zu einfach gewesen. Ich zog einfach die Waffe und schoss ihr in den Bauch.

Da lag sie nun auf dem Boden. Ein wenig nach hinten gechleudert von der Wucht des Einschlags und blutüberströmt von der Verletzung die ich ihr zugefügt hatte wand sie sich vor Schmerzen. Jetzt wuerde ihr niemand mehr helfen können, jetzt würde es ihr nichts mehr bringen, dass sie sich so weit über mir empfindet. Jetzt wird ihre Arroganz bestraft, ihre geradezu menschenverachtende Haltung allen gegenüber die anders waren als sie selbst. Jetzt würde sie merken wie es ist, ein ganz normaler Mensch vor dem Angesicht des Herrn zu sein.

Diese Verletzung ist auf jeden fall tödlich, hat ihr gleich eine ganze Reihe innerer Organe zerfetzt so dass sie wirklich nichts anderes mehr tun kann als auf den Tod zu warten, und scheinbar macht sie auch genau das. Sie liegt auf dem Boden vor mir und schaut mich mit völlig verwirrten Augen an. Aber nicht, dass sie vielleicht gemerkt hätte, dass sie all dies provoziert hat, dass sie im Grunde selbst daran schuld ist, dass es so kommen musste. Nein, sie versucht sogar noch weiter, mich zu beschimpfen, versucht mich mit verachtendsten Befehlen dazu zu bringen ihr einen Krankenwagen zu rufen und ihr zu helfen, ihr ihre wunden zu verbinden und für sie zu sorgen bis Hilfe da ist. Was bildet sich diese Person eigentlich ein.

Wieder erhebe ich die Waffe. Sie keift mich noch immer an. Warum hört sich nicht endlich damit auf, warum merkt sie denn nicht, dass sie mit ihrer Art nur sich selbst schadet, dass ihre Verachtung anderen gegenüber sie nur noch weiter in den Abgrund treibt.

Wieder diese harten beschimpfungen, aber gleich wird es vorbei sein, dachte ich mir noch, als ich meine Waffe erneut auf sie richte und ihr eine weitere Kugel dieses mal direkt durch den Kopf jage. Jetzt ist endlich Ruhe, endlich Frieden. Jetzt würde ich endlich nicht mehr von ihr verletzt werden können, selbst wenn ich sie in der nächsten Welt wieder treffen würde. Das nächste mal würde ich sie einfach nur auslachen können, würde mich nur über ihre Art, über das wofür sie steht, lustig machen können.

Endlich hatte ich Frieden.

Allerdings noch nicht ganz, denn die Nachbarschaft hatte sicher die Schuesse gehört und da dies in diesen Landen etwas sehr ungewöhnliches ist werden sie dann sicherlich die Polizei verständigt haben. Abermals eine recht unangenehme Sache, über der ich aber einmal mehr weit darueber stehen kann, denn ich habe ja den ultimativen Ausweg in meinem Keller.

So stehe ich hier und überlege mir, ob das Leben selbst überhaupt noch einen Sinn hat, wenn ohnehin alles von solcher Irrelevanz geworden ist, dass man sich um nichts mehr richtig kuemmern braucht, dass der triviale Ausweg aus wirklich jeder Situation der Schritt durch ein Tor ist, durch das man sogar seine weltlichen Gueter mitnehmen kann. Vielleicht sollte ich in der nächsten Welt wirklich einmal versuchen, mehr aus meiner Existenz zu machen, vielleicht sogar irgend etwas gutes mit meinem Leben, mit meinem Geld anfangen, vielleicht sollte ich wirklich anfangen denen zu helfen, denen es noch schlechter geht als es mir ergangen ist.

Ich stecke wieder den Kopf durch die Wand und suche nach der Markierung. Es ist keine da und bevor ich dann vollends hindurch trete male ich in diesem Keller noch schnell eine Markierung hin um sie nicht zu verweckseln.

Ein neuer Keller, eine neue Welt, ein neues Glück. Schnell schaue ich noch einmal nach der Markierung, schaue ich desinteressiert im Keller um um mich zu vergewissern, dass ich hier noch nicht war und gehe dann die Treppen hinauf. Das quietschen der Tür lässt mich noch einmal sicherer sein, dass ich hier noch nicht war, denn alle anderen Türen taten dies nicht, als ich gegangen bin. Noch einmal bewege ich die Tür ein wenig um mich an dem quietschen als Symbol einer neuen Welt zu erfreuen bevor ich sie dann vollständig aufdrücken und hindurch gehen will.

Doch ich komme nicht mehr dazu. Der Türknauf wird mir aus der Hand gerissen und die Tür fliegt auf. Ich finde mich inmitten von einem halben Dutzend Polizisten wieder, die mir auch gleich Handschellen umlegen und meine Rechte vorzulesen beginnen.

"Aber warum verhaften sie mich denn? Was werfen sie mir denn vor? Ich habe doch gar nichts getan!"

"Sie sind verhaftet, wegen mehrfachem Polizistenmord, Vergewaltigung, Drogendealerei und Diebstahl. Desweiteren werden ihnen mehrere, leichtere Verkehrsdilikte zur Last gelegt."

"Verkehrssdilikte?" zeugt meine Frage von vollkommener Verwirrtheit. Gerade nach dem geringsten muss ich natürlich fragen.

"Falschparken! In mehreren dutzend Fällen. Und grob Fahrlässige Geschwindigkeitsübertretung in Verkehrsberuhigten Zonen"

"NNEEEEIIIINNNNN!!!!!" Ich wars doch gar nicht. Bin ich doch tatsächlich den Missetaten eines Doppelgängers auf den Leim gegangen.