"Komm jetzt!", sagt sie mir und ich weiss genau was sie meint. Eigentlich war es genau das, worauf ich schon die ganze Zeit gewartet hatte, was ich mir die ganze Zeit schon gewünscht hatte, doch jetzt, wo der grosse Moment gekommen war war ich wirklich froh dass das Licht aus war und sie nicht sehen konnte wie ich knallrot anlief - zumindest nehme ich an, dass ich das tat, es fühlte sich so an.
Es sei das grösste, was eine Frau einem Mann schenken kann, heisst es, und je mehr ich von ihr erfahren hatte, desto mehr stimmte ich dem auch zu. Sie war anders als alle, die ich bisher kennengelernt hatte. Sie verschenkte sich nicht einfach wie es all die anderen machten, vielleicht war sie deshalb noch immer Jungfrau. Und es war gerade dieser Wert dieses Zustanders, der mir nun so zu schaffen machte, der mich schon seit Tagen quälte.
War ich überhaupt würdig genug derjenige zu sein, der es sein sollte? War ich überhaupt fähig dazu, diese Rolle gebührend auszufüllen? War es überhaupt das, was ich wirklich mit ihr tun wollte, war ich denn überhaupt ehrlich wenigstens mir selbst gegenüber? All diese Fragen begannen mich erneut zu quälten. So sehr ich auch darüber nachgegrübelt hatte, so sehr mich dieses Thema die ganze Zeit in der wir zusammen waren auch beschäftigt hatte, so wenige Antworten kannte ich.
Im Grunde verkörperte sie all das, wonach ich all die Jahre gesucht hatte, hatte genügend Geist um all meinen vorherigen Freundinnen auf einen menschenwürdigen Stand zu heben und wäre ihnen danach immernoch überlegen. Sie verstand mich ohne dass ich viel sagen musste und konnte mit mir reden über was auch immer. Sie hörte mir zu ohne dass ich das Gefühl hatte, dass ich gegen eine Wand sprach oder gar dass es sie eigentlich nicht interessieren würde. Ich konnte nicht sagen, dass sie mir gleichgueltig wäre, ganz im Gegenteil. Aber dennoch war mein Geist von Zweifeln an mir selbst zerfurcht. Im Grunde kannten wir uns ja garnicht, wie sie immer zu sagen pflegte, und damit hatte sie wohl auch recht. Aber wann kennt man einen anderen Menschen schon wirklich, wenn man nicht einmal sich selbst ansatzweise kennt.
Als wenn all dies nicht genug gewesen wäre kamen nun auch noch technische Bedenken in mir auf, quälten meine Erinnerungen. Wie gerne hätte ich gehört, dass diese Verantwortung dies richtig zu tun auf jemanden oder etwas anderes abgewälzt worden wäre, wie irrelevant wäre für mich im Grunde ihre Unversehrtheit gewesen, machte sie mir doch nun eher Probleme als Freude, packte sie doch nun eher Verantwortung auf meine ohnehin schon überlasteten Schultern als mich wirklich - wie es vielleicht sogar realistischer gewesen wäre - in höchsten Höhen schweben zu lassen. Ich hatte von Freundinnen erfahren, wie es bei ihnen gewesen war und auch wenn mich manches mal ihre Erzählungen angewidert haben, so wäre mir doch in diesem Moment sogar so etwas lieber gewesen. Die eine erzählte von einer Kerze, mit der sie gespielt hatte, bei der anderen war es durch allgemeine Trunkenheit betäubt gewesen und wieder andere hatten davon fast schon ein Trauma davon getragen, wohingegen manche diesen wohl recht kurzen Schmerz einfach heruntergeschluckt hatten um irgendwann dann doch Spass daran zu finden.
Aber was, wenn ich ein solcher wäre, der es irgendwie falsch machte. Was wenn ich ihr tatsächlich so grosse Schmerzen bereite. Was sollte ich tun, wie wuerde sie reagieren? Wie sollte ich reagieren? Wuerde ich einfach weitermachen können? Sollte ich in diesem Moment einfach ihren Schmerz ignorieren und weitermachen, als wäre nichts gewesen und darauf hoffen, dass sie es ebenso hält wie meine Bekannte?
Und überhaupt? Was wenn sie davon schwanger wird? Nicht, dass ich kein Condom dabei hätte, aber mit Gummi ist es irgendwie, als wenn man mit jeder schläft, so unpersöhnlich, fast schon anonym. Ich würde doch gerne direkt und ungefilter spueren, wie sie sich anfühlt, was sie fühlt, würde sie gerne direkt um mich spueren. Ich könnte natürlich nachträglich eins drüber ziehen, aber was, wenn es da schon zu spät ist? Man liest ja immer mal davon in der Bravo, dass sie sogar von Petting schwanger werden kann.
Aber in diesem Fall wäre es wohl ohnehin schon zu spät gewesen. Vielleicht hätte ich sie mal fragen solle, wann sie ihre Tage hat und es geschickter timen sollen. Dann wäre das bischen Blut auch nicht weiter aufgefallen.
Es sind schon konfuse Gedanken, die mir durch den Kopf gehen. Und all das nur, weil ich Angst habe, etwas falsch zu machen? Vielleicht sollte ich mich einfach darauf verlassen, dass sie schon wissen wird, wie sie, wie ihr körper reagiert, dass sie schon damit umgehen können wird. Vielleicht sollte ich einfach geschehen lassen, was geschehen soll und mich darauf verlassen, dass wir das gemeinsam schaffen werden damit umzugehen.
Oh, Gott, und das mir, dem Verführer der Welten. Wieso muss mich auch bloss jemand auf den Boden der Realität zurückholen.?!?
Vorsichtig reibe ich mich noch ein wenig zwischen ihren Lippen, bevor ich ihn dann in sie hinein schiebe. Ganz vorsichtig versuche ich mich Millimeterweise in sie vorzutasten und warte eigentlich nur auf ein "Langsam!" oder "Vorsichtig!", warte darauf, dass sie mir ein wenig aus meiner selbstgemachten Unsicherheit heraushilft, aber es passiert einfach nichts. Sie scheint einfach nur leicht stöhnend zu geniessen mich tief in sich zu fühlen.
"Äh, wieso...?" wollte ich anfangen zu fragen aber da unterbricht sie mich schon.
"Ich habs mir gestern unter der Dusche selbst gemacht und dabei isses dann passiert." sprichts, und nimmt mir einen riesigen Berg Verantwortung von meinen Schultern, der mich fast zu erdrücken drohte. "Enttäuscht?" fragt sie noch fast schon verschmitzt hinterher.
"Nein." Und das 'eher beruhigt' konnte ich mir sparen, sie verstand schon.