... über die Auswirkungen von allgemeiner Unsterblichkeit auf die weiterentwicklung der Wissenschaft

Ein offenbar allgemeingültiger Grundsatz in der menschlichen, wissenschaftlichen Weiterentwicklung scheint zu sein, dass Entdeckungen, die bahnbrechende Neuerungen einführen, welche dann zwangsläufig mit alten Traditionen brechen oder zumindest diesen in grossen Teilen zuwieder laufen, mindestens eine Generation von Wissenschaftlern dauert bis diese allgemein anerkannt ist.

Dies hat den einfachen Grund, dass jeder Mensch nun einmal an dem hängt, was er einmal in der Schule, in der Fruehphase seiner Entwicklung gelernt hat. Davon abzuweichen ist für die meisten Menschen mehr als schwierig, sich von der Jugend etwas sagen zu lassen völlig unmöglch. So eskaliert die wissenschaftliche Weiterentwicklung zu einer Art Generationenkonflikt, der erst durch das Ableben der entsprechenden Wissenschaftler und damit der versteinerung althergebrahcter Lehrmeinungen gelöst wird. Dann ist es die Nachfolgegeneration, welche die Jugend unterrichtete - und zwar wieder mit dem, was sie selbst als richtig erachten, was für sie aktueller Forschungsstand ist.

So war es selbst für Einstein selbst schwer anzuerkennen, dass es eben doch mehr gibt, als die allgemeine Relativitätstheorie, nämlich die Quantentheorie. Die "Spukhafte Fernwirkung" war für ihn mehr Glaube als Wissenschaft und alle Beweise, mit welchen man ihn konfrontierte, wollte er einfach nicht gelten lassen. Wissenschaftler, die mit Darwins Gravitationslehre aufgewachsen sind, lehnen die nicht-konstanz der Gravitation strikt ab, suchen lieber nach dunkler Materie und Energie, die sich nicht nachweisen lässt. So pflanzt sich auch Fehlglaube in den Köpfen der Menschheit weiter fort, wenn eine Generation der nächsten strikt das beibringt, woran sie glaubt, ohne der Jugend eigenen , gedanklichen Freiraum zu lassen, sich selbst eine eigene Meinung zu bilden. Dieses Unvermögen wird sich dann auch in der ihnen nachfolgenden Generation verankern und es wird immer schwerer, aus diesem Kreislauf auszubrechen. Bestes Beispiel dafür sind wohl die Evangelikalen, welche die Evolutionslehre ablehnen und - völig geich welche offensichtlichen Beweise man ihnen vorlegt -lieber an die wortwörtliche, biblische Schöpfungsgeschichte bis hin zur Vertreibung aus dem Paradies glauben. Die abstruseste Vorstellung dabei ist wohl, dass die Velocirraptoren im Paradies vegetariere waren und erst danach zu fleischfressern geworden sind. Aehnliches hat sich in der Geschichte der Menschheit immer wieder zugetragen, sei es die Erhebung der Welt in die dritte Dimension oder die Vertreibung der Erde aus dem Zentrum des Universums - stets hat es eine oder mehere Generationen gedauert, bis diese Meinung als Lehre anerkannt wude.

Doch was, wenn diese ablehnende Generation nicht stirbt? Was, wenn jeder Wissenschaftler oder relogiös fanatisierte Mensch unsterblich ist und auf ewig seine Meinung verbreitet und diese auch nicht zu ändern bereit ist? Natürlich würde es ein gewisses Mass an Fortschritt geben, natürlich würde weiter geforscht werden und die bisherigen Erkenntnisse erweitert werden. Doch die Gefahr, dass immer wieder die gleichen Fragen gestellt werden, dass immer wieder die eine, einzige Lehrmeinung in Frage gestellt würde weil es die allgemein verbreitete ist und es bei dieser schlicht am leichtesten fällt, ist dabei sehr hoch. Sicherlich würde es nach wie vor veröffentlichungen geben, würde an der vordersten Front der Erkenntnisse ein gewisser Drang nach vorn herrschen, doch wäre die Geschwindigkeit alles andere als messbar.

Denn um von allem vorhandenen Wissen einen weiteren Fortschritt zu schaffen, muss erst einmal der Sprung auf den aktuellen Stand geschafft werden. Fuer jemanden, der gerade erst die Schule abgeschlossen hat, die festgeesetzte Lehrmeinung in sich hat aufnehmen müssen, ist dieser Schritt ein sehr grosser, denn er muss sich durch Berge von Literatur zweifelhafter weil nicht breit überprüfter Erkenntnisse wühlen, diese lesen, sammeln und vor allem auch verstehen um darauf mit eigenen Erkenntnissen und Fragen aufzubauen. Ganz zu schweigen von den Zensurversuchen, welche durch die alteingesessenen Wissenschaftler stattfindet, welche nicht wollen dass von ihrem alten, dogmatisch richtigem Wissen abgewichen wird.

Natürlich ist dieses Verhalten für einen Wissenschaftler eigentlich unwürdig. Natürlich sollte ein Wissenschaftler einzig der Wahrheit, welche sich durch Falsifikation ihrer Theorien ergibt, unterworfen sein. Dennoch sind auch die grössten Wissenschaftler der Menschheitsgeschichte nur Menschen, Menschen mit Gefühlen, mit einem Glauben, mit einem Ego, welches ihnen am ehesten im Wege steht, und mit einem Schatten, über den erst einmal gesprungen sein will.

Schon heute wird von Jungwissenschaftlern als Fluch angesehen, dass die Alten die wirklich guten Forschungsplätze besetzt halten und damit die Weiterentwicklung ausbremsen, bloss an Experimenten zulassen, was sie für gut und schön halten und dem Sturm und Drang der Jugend Einhalt gebieten, wo immer sie auch können. In der Wissenschaftlichen Gesellschaft fehlt schlicht die Einstellung zu einer einzigen Frage: "... und was haben sie HEUTE entdeckt?"