1001 Worte ... ueber die Verteidigungsmöglichkeiten Saddam Husseins

Wieder einmal Nachrichten, wieder einmal ein einzige Unlogik. Die Medien sind voll davon - natuerlich, immerhin steht ja auch der Oberböse, das Lot der Achse des Bösen, der Antichrist höchstpersöhnlich vor Gericht. Was soll man da schon fuer ein Ergebniss erwarten? Natuerlich das zu erwartende Schuldurteil. Dabei hätte alles so einfach, so direkt sein können, auf gute, althergebrachte Revolutionsart - an die Wand gestellt, fertig. Doch wenn man demokratische rechtsstaatlichkeit demonstrieren wollte, dann kann dies bei diesem Kandidaten ausschliesslich nach hinten losgehen, denn dazu gibt es viel zu viele vorgefertigte Meinungen ueber diesen Menschen, den gewählten Präsidenten des Landes Irak.

Sollte man tatsächlich eine faire Verhandlung ueber die noch immer nicht offiziell vorgebrachten Anklagepunnkte zulassen, dann sollte dies auch geschehen. Dazu sollte man jedoch auch die tatsächlichen Geschehnisse des Lebens von Saddam Hussein betrachten und nicht nur jene, die durch die westliche Presse als Grausamkeiten eines gewalttätigen Despoten gegangen sind. Denn etwas anderes gab es ja nie zu hören oder gar zu lesen, stets war es das Urteil der westlichen Welt, welches bloss hin und wieder einer auffrischung bedurfte. Doch stellt man diesen Mann vor Gericht fuer die Dinge die er getan hat gewissermassen unter Anklage des restes der Welt, so muss man ebenso die Relationen zu dieser Welt betrachten und dabei zu den Dingen, die diese Welt dem Angeklagten vorgeworfen haben. Denn fuer etwas, was alle anderen ebenfalls auf ihrer Schandtatenliste stehen haben, sollte man entweder hier kein Urteil fällen oder aber die entsprechenden anderen Fuehrer ebenfalls vor den Kadi zerren. Doch eins nach dem anderen.

Wie kam Saddam der Grausame eigentlich an die Macht? Es heisst immer, dass er als Mitglied der Bath-Partei durch verschiedene Beseitigungen von Fuehrungskräften immer weiter auf der Fuehrungsleiter nach oben gerutscht ist, bis er schliesslich als Fuehrer dieser Partei die alleinige Macht ergriffen hat. Mitlerweile ist es Ergebnis einer offiziellen Untersuchung des US-Kongresses, dass die CIA fuer diverse Attentate auf ausländische Landesfuehrer verantwortlich zu machen ist, so auch fuer die Statusanhebung des Saddam Hussein. Es war schlicht die CIA, die jemanden suchte, der fuer sie die Regierungsgewalt ausueben konnte, nachdem sie das vorherrschende Regime nicht mehr genuegend unter Kontrolle hatten und es in Ungnade gefallen war. Das Resultat ist Geschichte, Saddam wurde der Diktator des Irak.

Ein weiterer, angeblicher Anklagepunkt sind diverse sogenante Massaker an aufständischen Bevölkerungsschichten, die das vorherrschende Regime durch einen Gewaltakt stuerzen wollten und die Unabhängigkeit fuer ihre Region forderte. Was passiert, wenn ein Bundesland dies versucht, kann man eindrucksvoll am Beispiel Russlands sehen, die mit militärischer Gewalt gegen beispielsweise Georgien vorgehen, was bis zur Entvölkerung eines grossteils des Landes und dezimierung der Einwohnerzahl auf ein zehntel geht. Was passiert, wenn eine Bevölkerungsgruppe als solche Attentate gegen die Regierung begeht, kann man sich ebenfalls in Amerika oder Spanien anschauen. Wenn man andere menschen wie Ratten behandelt braucht man sich nicht zu wundern wenn einem diese ins Gesicht springt. Doch dass gegen Attentäter, auf deren Gewissen fast ausschliesslich unschuldige und unbeteiligte gehen, vorgegangen werden muss duerfte ebenfalls ausser Frage stehen. Durfte sich Saddam also nicht verteidigen? Durfte er nicht den Frieden in seinem Land aufrechterhalten indem er die schuldigen jagte und bestrafte? Die Grossflächigkeit der Bestrafung ist dabei nichteinmal einen Vergleich mit dem Ausmass der Bestrafung fuer die Attentate des elften Septembers wert. Wenn also dieser Akt der Selbstverteidigung ein Verbrechen war, so gilt dies ebenso fuer die Bestrafungsaktionen der Israeli, der Russen und erst recht der Amerikaner, die ihre Hände eher in Blut denn in Unschuld waschen. Es wuerde in einem Verbot gipfeln fuer Regierungen, sich gegen Bedrohungen des Volksfriedens und der Staatsordnung von innen heraus zu verteidigen - was fuer eine Vorstellung.

Interessanterweise steht er fuer die Angriffe auf seine Nachbarländer nicht vor Gericht, denn sowohl Kuwait als auch Israel haben keinerlei Aggressionen gegen den Irak gestartet, die hätten vergolten werden muessen. Der Giftgasangriff auf Israel und der Annektierungsversuch Kuwaits duerfte also durchaus Völkerrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen - tat er jedoch nur teilweise. Nach dem Angriff auf Israel hob Amerika warnend den Zeigefinger um ihn direkt auf die unbezahlte Quittung für die Giftgasraketen zu senken. Als Kuwait besetzt wurde wurde die Souveränität des Irak weitgehend von den Vereinten Nationen eingegrenzt um ihn unter Kontrolle zu behalten. Doch als er sich dann erdreistete, den Ölpreis nicht mehr an den Dollarkurs, sondern an den Euro zu koppeln war das Ölfass übergelaufen und der in freien Wahlen bestätigte Präsident des Irak wurde in einem beispiellos unverhältnismässigen Präventionskrieg grossflächig niedergebombt. Nun, wenn präventionskriege auf einmal legal sind, dann war es die Polizeiaktion

der Korea"Krieg" wurde immer nur als Polizeiaktion bezeichnet, auch weil es nie eine Kriegserklaerung gab.

in Kuwait ebenso. Sollte also Saddam Hussein, das gewählte Staatsoberhaupt des Irak, tatsächlich verurteilt werden, so darf dies nur der erste gewesen sein, es müssten noch eine Menge anderer Präsidenten folgen, die ebenfalls von sich behaupten, demokratisch gewählt worden zu sein.

Doch dabei sind die Taten der Besatzer noch gar nicht gewürdigt worden. Wo war denn beispielsweise der Schutz antiker Tempelanlagen, der Schutz des nationalmuseums und all der anderen Aufbewahrungsorte antiker Artefakte? Wo war denn das Interesse für die ureigene Kultur des Irak? Die wurde auf die Existenz des Öls reduziert - das erste und einzige Gebäude, welches in der Hauptstadt besetzt und beschützt wurde war das Ölministerium. Mitlerweile ist keine einzige Amphore mehr zu finden, die einst in Musealen Besitz war, die nicht an ausländische Museen verschwunden worden wäre. Es wurden sogar extra amerikanische Gesetze geändert, die es nun Museen erlaubte auch Artefakte zu erwerben, die aus zweifelhaften oder gar unzweifelhaft illegalen Quellen stammten. Von der internationalen Freistellung amerikanischer Soldaten von Kriegsverbrechen ganz zu schweigen - einzig Spanien verhaftet in letzter Zeit amerikanische Armeeangehörige wegen solch illegalen Handlungen. Unter dem Regime Hussein wurde peinlichst genau darauf geachtet, dass irakisches Kulturgut auch irakisch bleibt und dies unbeschädigt. Es war bei Todesstrafe verboten, antike Güter und Kunstschätze zu zerstören

Es ist ein Fall bekannt, bei dem ein Arbeiter sofort erschossen wurde weil er eine statue zersaegt hatte, um sie auf einen Laster verladen zu koennen!

. Zumindest achtete er die Kultur und identität seines Landes - und vermochte es, jegliche terroristischen Aktivitäten zu unterbinden. Er vermochte es, den Irak unter Kontrolle zu halten. Und wie es dort aussieht, wenn dies nicht geschieht sieht man in diesen Tagen recht eindrucksvoll.

Wenn man ihn anklagen wollte, dann bestenfalls wegen der Art und Weise, wegen der Grössenordnung, in der er gegen die Aufständischen vorgegangen ist. es hätte nicht in einem Massenmord ausarten müssen, auch wenn dies sicherlich eine gute Abschreckung gewesen sein mochte. Doch auch hier bietet sich der Vergleich mit Nagasaki und Hiroshima an - mussten die Bomben wirklich direkt auf diese Städte geworfen werden? Hätte eine Machtdemonstration vor der Küste nicht ebenfalls genügt? Zumindest als erster Versuch? Gab es eine Verhandlung über diesen Fall des Völkermordes an Zivilbevölkerung zweier Städte?

Keine weiteren Fragen euer "Ehren".