1001 Worte.....

... über die Mystifizierung von Technologie.

Wenn die Technologie nur weit genug fortgeschritten ist, ist sie von Magie nicht mehr zu unterscheiden - heisst es.

Doch verhaelt es sich umgekehert nicht sehr aehnlich?

Angefangen hat doch eigentlich alles mit der Erfindung der Fernbedienung fuer den Fernseher? Ploetzlich war nicht mehr die Verteilung des Haushaltsgeld oder wer wann wieder zu Hause sein musste strittiger Abendgespraechspunkt, sondern welches Programm geschaut wird. Wer das ganze bestimmt hat war eigentlich schon von vornherein klar, es wurde jetzt nur noch durch den Besitz der Fernbedienung als Manifestierung der Macht des Familienoberhauptes unterstrichen. Wenn er dann aber einmal nicht daheim war, wurde schon gleich um die Gewalt ueber dieses kleine Stueck elektronik gestritten, als waere es die goldene Bulle und als waere ihr Besitz tatsaechlich etwas machtgebendes. Das neue Exkalibur ist die Fernbedienung. "Ich habe die Macht und es kann nur einen geben! Bei der Macht von Blaupunkt!"

Immer extremere Zuege traegt dieses Spielchen. War es anfangs nur auf solch banale Dinge wie das abendliche Fernsehprogramm beschraenkt, so hat die Durchdringung der Gesellschaft, jedweder Bereiche des taeglichen Lebens mit elektronischen Geraeten, voellig neue Wege der Machtergreifung geebnet. Jedoch scheint sich die Geschichte leider einmal mehr zu wiederholen. Die Machtergreifung steht recht kurz bevor, die sich selbst schuetzen koennende Überwachungsgesellschaft steht an ihrem Anfang und ihre Gottheiten heissen Bill Gates und Ralph Nader. Dabei haben sie ja auch noch gefragt: wollt ihr den voellig glaesernen Buerger?

"JA!" haben sie alle geschrieen und haben alle das gleiche getan. Natuerlich alle aus voellig unterschiedlichen Gruenden und natuerlich aus voellig freien Stuecken."Weils dabei war.", "Weils so einfach ist.", "Weil ich spielen will." hiessen die Mantras die dogmatisch immer wiederholt werden mussten damit man vielleicht irgendwann selbst einmal daran glauben koennte. Doch genau zu diesem Zeitpunkt wird alles zum religioesen Krieg. Es ist nicht mehr nur der eine oder andere Computer mit diesem oder jenem Betriebssystem, nicht mehr dieses oder jenes DVD-Format, Handy-Netz oder Musikformat, neun, es ist natuerlich meines und natuerlich das viel bessere als deines. "Mein Hamdy ist staerker als dein Fax. Dreier BMW voll scheisendreck, hab funfer viel gross besser. Meiner ist laenger!".

Endlich haette man erkennen koennen, dass es nicht wirklich gut ist, sich einem Monopolisten Unterzuordnen, gab es doch nach wie vor genuegend Alternativen. Aber man war nach wie vor dumm genug, markigen Werbespruechen zu glauben anstatt erst einmal das Gehirn einzuschalten. Dabei haetten gerade die Politiger wissen muessen, welche Wahrheit sich hinter einem Wahlslogan verbirgt. Vor allem dann, wenn die Argumente in sich unschluessig sind. "Wir leben in einer Welt des globalen Umschwungs und der staendigen Veraenderung. Aber die Renten bleiben sischer!" hiess es auf der einen Seite, und auf der anderen "Der Internet-Explorer ist sicher, solange der Benutzer keine Fremdsoftware installiert. Dass dies nicht unbemerkt vom Benutzer geschieht, muessen wir sicherstellen." "640kb Ram aint enough for anybody!"

Aber das waere ja auch zu einfach gewesen, einfach mal selber nachzudenken. Am Ende waere man fuer seine eigenen Gedanken verurteilt worden, anstelle fuer die Sprueche der anderen, die man nachgeplappert hat. Die Schuld fuer diese konnte man ja immerhin auf diese zurueckschieben. "Softwarepatente schuetzen die Investitionen unserer Wirtschaft und sind gut fuer schnelle Weiterentwicklung." Ja wie denn nun?

Dabei ist die andere Seite schlimmstenfalls kaum besser. Es wird ein gutes System genommen und ihm so lange der eigene Stempel aufgedrueckt, bis es zur unkenntlichkeit verkorkst und nur noch von dieser einen, diesen Graus verbrechenden Firma ueberblickt werden kann. Dass diese dann auch gerne Service-Vertraege verkauft ist klar. Weniger klar ist der gute Punkt daran, dass naemlich alle Quellen davon offen liegen und es jedem gestattet ist, sie zu veraendern. Das ist die andere Seite der Weltwirtschaft, die sich selbst Open-Source nennt. Der Grundgedankt ist nach wie vor der freie und kostenlose Austausch von Informationen, die jeder nach seinem Gutduenken verwenden darf, so lange er das, was er daraus gemacht hat, ebenfalls offenlegt. Der Schwachpunkt ist die Überpruefbarkeit. Viele Firmen der alten Doktrin stehlen in diesem gewaltigen Pool einfach eine Entwicklung und geben sie als ihre eigene aus, zumindest so lange, wie sie von dem Urheber dafuer verklagt werden. Falls es dieser nicht merkt, haben sie eben glueck gehabt. Wenn er es doch merkt, haben sie vielleicht im Prozess den laengeren Atem und kriegen ihn ueber diesen Weg klein. Der alte Weg, aus einem Monopol ein neues machen zu koennen greift ueberall um sich. Oder hat sich an der Monopolstellung der Post, der Telekom oder der Energieversorger irgend etwas geaendert bloss weil der Staat es gerne so will?

Aber der freie Handel mit Informationen aller Art wird umtanzt wie das goldene Kalb vom Dienst. Vielleicht nennt man es mal Freihandel, mal Weltwirtschaft oder sonst irgend ein Kunstwort, heraus kommt immer das eine, naemlich die, die noch kein Monopol haben davon zu ueberzeugen, dass sie es doch bitte einem ueberstellen sollen. Auf die eine oder andere Art. Und wer koennte das ganze aufhalten? Womoeglich tatsaechlich die Anhaenger des Quelloffenheitsdoktrin, wenn sie nicht auf die gleichen, platten parolen hereinfallen wuerden, die die andere Seite so oft geuebt hat.

"Mein System ist das beste. Das sagt auch der Hersteller." Dass man schon bei seinem Auto haette merken koennen, dass der Hersteller nicht unbedingt immer die Wahrheit sagen koennte, daran scheint keiner auch nur einen Gedanken zu verschwenden. "Davon hab ich doch keine Ahnung." kommt dann meistens als Antwort. Aber die Zeit nehmen, es sich in wenigen Minunten erklaeren zu lassen, daran haben sie auch kein Interesse. "Das weiss ich nicht und ich will es auch nicht wissen." klingt es noch aus Fahrenheit451 in meinen Ohren. Meins ist das beste, sagt der Hersteller, also muss das andere schlechter sein, egal was dessen Hersteller sagt. Und andere haben sowieso immer unrecht, das sagt auch mein Stammtisch. Prost.

Wenn man eine Herde von Schafen direkt und voellig offensichtlich in einen Zerhexler laufen sieht, was denkt man dann ueber diese? Voellig verbloedete Schafe, ganz klar, rennen in ihr Verderben, dabei sehen sie doch die Messer direkt vor sich. So schoen, so gut. Wenn der Teufel Hoerner traegt, ist er gleich zu erkennen.

Wenn man eine Herde Menschen direkt in ihr Verderben rennen sieht, obwohl die Anzeichen dafuer in allen Zeitungen stehen, obwohl es aus allen Trompeten schallt, dass dieser Weg schlecht ist und sie dennoch weiter laufen, was denkt man dann ueber diese Menschen? Ganz klar, voellig verbloedete Vollidioten.

Wie wuerde man wohl versuchen, sie davon abzuhalten, wenn sie auf jedes logische und sachliche Argument die immer gleichen Dogmen wiederholen, die auch nach der millionsten Wiederholung nicht richtiger werden und die dann auch noch glauben, dass dies tatsaechlich ein logisches Argument ist, obwohl man es ihnen im selben Atemzug auch noch widerlegt? Ganz klar, man wuerde anfangen seine Stimme etwas zu erheben um sich dem Niveau seines Gegenuebers etwas anzupassen, damit er einen vielleicht dann besser versteht. Aber Fehlanzeige - natuerlich. Denn wer schreit hat ja sowieso nicht recht, sagt schon meine Oma. Komisch, ich dachte immer, recht hat der mit den logischen Argumenten, gleich wie laut er diese Kundtut. Wahrscheinlich kommt Weisheit doch nicht automatisch mit dem Alter?

Und so hoert eben keiner auf sie, dabei haben sie ja so recht. Doch die Meute die sie hetzt rennt lieber in ihr eigenes Verderben, gleich hinter der naechsten Abzweigung. Nur diese noch, dann brauchen sie vor dem, vor dem sie Angst haben, was bisher ja nie so richtig funktioniert hat weil es so unsicher war wie es hiess, keine Angst mehr zu haben. Dann wird alles sicher sein - sagt der Hersteller.