1001 Worte... über die Situation der Internetstrategien aktueller TV-Sendeanstalten
Medienstaatsvertrag nennt es sich und hat mit dem Staat doch mittlerweile so viel zu tun wie ein Pantoffeltierchen mit einem Politiker. Im Grundgedanken sollte darin Art und Umfang der informationellen Grundversorgung geregelt werden, also der Staatsauftrag an einen gewissen Teil der frei empfangbaren Medienproduzenten, das Volk zu informieren, zu bilden und zu unterhalten. Dieser soll nun nach dem Willen der beiden so genannten öffentlich rechtlichen Fernsehgesellschaften dahingehend erweitert werden, dass man ein eigenes Internet-Angebot aufstellen und nach belieben erweitern kann - und vor allem dafür Unterstützung aus der Staatskasse erhält. Dass dies allen anderen Fernsehsendern nicht gefällt, die teilweise schon sehr lange ein umfassendes Internet-Angebot betreiben und nicht nur mit entsprechender Werbung Geld verdienen dürfte von vornherein klar sein. Wer lässt sich schon gerne Konkurrenz vor die Nase setzen, die er auch noch selbst zu bezahlenhat.
Ob wieder einmal etwas geregelt werden soll, was nicht zu regel ist, ist wohl das erste diskussionswürdige. Wieso sollte ein Unternehmen, bezahlt von deutschen Gebühren und Steuern, sein mediales Angebot an Gott und die Welt verschenken - also vor allem an diejenigen, die in keinster Weise dafür jemals bezahlt haben. Gerade diese omnipräsente erreichbarkeit ist jedoch die Natur des Internets und die lässt sich auch kaum durch Gesetze oder Verordnungen beseitigen oder schön reden. Setzt man desweiteren das Argument an, dass das tumbe Volk jedoch auch im Internet seine staatlich gesicherte Grundversorgung braucht und bekommen soll, so zeugt dies bloss ein weiteres mal von der völligen Unkenntnis internetscher mechanismen. Wenn man erst einmal online ist, dann hat man Zugriff auf ALLE Medien ohne sich lokal beschränken zu müssen. Man kann sich auf alle mögliche Art und Weise an allen nur erdenklichen Orten informieren und all dies ist bloss einen einzigen Mausklick entfernt. Wieso sollte man sich da auf ein biederes und einseitiges, deutsches Angebot beschränken wollen, auch wenn man mit seinen Steuern noch so viel dafür bezahlt hat?
Die Konkurrenz will sich diese Fähigkeit natürlich nicht nehmen lassen und übt Einfluss auf diese Gesetzesreform. So soll die unterstützte Entfaltungsmöglichkeit von ARD, ZDF und Konsorten nach möglichkeit nicht über Programmbegleitende Textinformationen hinaus gehen, sprich einer Fernsehzeitung entsprechen dürfen. Gegen diesen Einspruch jedoch spricht im Grunde genau das gleiche Argument, welches für den ersten Punkt gesprochen hat, nämlich die Verfügbarkeit. Ich habe als Steuerzahler und deutscher Bundesbürger bereits mehrfach für Programm und Inhalt "meiner" Sender bezahlt und die möchte ich auch gefälligst sehen können - wann und wo immer ich auch will und möglichst in der Form die mir am liebsten ist. Ich möchte jede beliebige Folge der Sendung mit der Maus auf Mausklick sehen können, möchte in alte Harald-Schmidt-Sendungen hineinzappen und vielleicht sogar das Wort zum Sonntag an einem Mittwoch schauen, möchte die Neujahrsansprachen der letzten fünf Bundeskanzler vergleichen können und ich möchte auch Bilderschnipsel in eigene Kreationen einfliessen lassen können. All dies wäre durchaus mit einem entsprechenden Internetauftritt möglich, denn ich habe bereits dafür bezahlt und ich werde auch weiterhin dafür in welcher Form auch immer bezahlen müssen.
Aber warum eigentlich? Was ist heute noch das Argument für einen staatsgetragenen Sender?
Wenn man sich die Medienlandschaft in anderen, ach so hochentwickelten Industrieländern anschaut, dann könnte man bereits einen Eindruck von Medienmacht erhalten. Das Volk denkt, was es im Fernsehen sieht. Wenn es im Fernsehen keinen Krieg gibt, dann gibt es auch keinen Krieg in der Realität. Wenn es im Fernsehen sieht, dass der Präsident wegen eines Blow-Jobs lügt ist völlig gleichgültig, dass er nebenher den Staatshaushalt saniert und Steuern gesenkt hat. Wenn das Fernsehen sagt, dass der Irak Massenvernichtungswaffen hat, dann hat er auch welche. Der Griff zu eventuell tatsächlich unabhängigen Medien ist dort ausgesprochen fern.
Aber es gibt ihn. Es gibt überall neue, unabhängige Medien die gerade durch ihre Unabhängigkeit und ihre Verpflichtung zu ausgeglichener, möglichst Wahrheitsgemässer Berichterstattung strahlen und auch in dieser Form gewürdigt und Wahrgenommen werden. Dafür ist ausgerechnet das Internet verantwortlich, welches auch die unabhänigen, kleinen und Kleinstberichterstatter zu Worte kommen lässt und die genau so wie die grossen Verlage, ihr Publikum finden. Es ist gerade die Konkurrenzsituation, die diese Informationsmöglichkeiten entstehen lassen und es ist gerade diese Möglichkeit der Publikumsabwanderung, die die bisher einseitig moderierenden Sender nun wieder einschwenken lassen politisch ausgeglichener zu handeln. Es geht also selbst im Land der unbegrenzten Dummheit
Ein Kongressbeschluss aus dem Jahr 2008 sieht die verdummung der amerikanischen Bevoelkerung als groessere Bedrohung als jeder militaerische Gegner oder Terrorist. So glauben 40% der Amerikaner, dass die Sonne um die Erde kreist, 70% verneinen die Evolutionstheorie und über 50% glauben, dass Saddam Hussein persoehnlich für die Anschlaege von 2001 verantwortlich sei sowie dass Europa ein Land und kein Kontinent sei. Auf der Karte finden koennten sie nicht einmal ihr eigenes, vom Irak etc. ganz zu schweigen.
Der Gedanke, dass der Staat für eine unabhängige und korrekte, sachliche Berichterstattung sorgen sollte mag ja nicht schlecht oder gar falsch sein, durchgehalten wird er aber dennoch nicht. Das Niveau politischer Sendungen ist auf ähnlichem Niveau wie eine durchschnittliche Sendung Big-Brother und durch die Auswahl der Gäste beziehungsweise deren Erscheinen vor der Kamera sicherlich alles andere als ausgeglichen. Sendungen wie Frontal oder Direkt führen das geforderte Prinzip ad absurdum, machen unmittelbar direkte Meinungsmache bis hin zu Volksverhetzung und schlicht falschen Inhalten - zu einem Widerruf wie die Prinzmedien sind diese Medien nämlich leider nicht verpflichtet, Konsequenzen fehlen vollständig. Die Privaten hingegen bringen den ganzen Tag lang informationssendungen, Dokumentationen, Nachrichten auf die eine oder andere Art und durch ihre Vielfalt kann man sich gewissermassen aussuchen, welche Richtung einem besser gefällt - gezwungen wird man dazu nicht.
Das Monopol ist also längst gefallen, und zwar in jeder Hinsicht. Als es vor fünfzig Jahren nur zwei Sender gegeben hat, mochte diese Regelungihren Sinn gehabt haben, heute ist sie irgendwo zwischen unnötig und völlig fehlgeleiteter Luxus den sich dieses Volk gönnt. Es gibt also offenbar keinen Grund, warum ein staatlich gefördertes Programm überhaupt noch existieren sollte, oder?
Naja, schön isses ja hin und wieder schu, dass man in abendlichen Sendungen zu keiner Werbung gezwungen wird. Und wenn man sich wieder einmal den Blick über den grossen Teich erlaubt, dann wiess man dass das Ende der Fahnenstange der Werbeunterbrechung bei unseren Privaten noch lange nicht erreicht ist. Aber der Markt regelt sich nun einmal meistens selbst, und auch die Werbeunterbrechungen sind schon weniger und kürzer geworden. Die Konkurrenz durch andere Medien ist auch hier spürbar geworden und das Internet bietet nun einmal viele Möglichkeiten sich bewegte Bilder zu besorgen. Zur Not kann man sich auch eine Silberscheibe einlegen, von der das Bild dann jederzeit in beliebiger Qualität auf die Mattscheibe geliefert wird - ohne Aussetzer oder rauschen oder verpixelter Moiremuster oder enthaltenem Kopierschutzsignal oder HD-Begrenzung.
Und so toll ist das Internetangebot der Privaten nun auch wieder nicht, dass die öffentlich rechtlichen hier irgend etwas einzuholen hätten, was sie nicht heute schon zu bieten haben.