"Wenn die Technologie nur weit genug entwickelt ist, ist sie von Magie nicht mehr zu unterscheiden!"
Doch wie könnte diese Magie in den heutigen tagen eigentlich schon aussehen? Was könnten wir heute wirklich realisieren, wenn wir nicht nach der Finanzierung dieser Realisierungen fragen müssten? In Anbetracht all der fesselnden und allzu oft an den Haaren herbeigezogenen Science-Fiction-Romane eine interessante Frage, die sicherlich nur exemplarisch zu beantworten ist. Also auf gehts!
Konstruieren wir einmal ein intelligentes Haus, das auf uns hört auch wenn wir nichts sagen, das uns die Wuensche von den Lippen oder den Augen ablesen kann, auch wenn wir gerade unter der Dusche stehen. Was bräuchte man dafür wohl? Natürlich einen ganzen Haufen von Visuellen und akkustischen Sensoren in jedem Raum, die uns auf Schritt und Tritt überwachen und aus jeder Geste versuchen, ein Kommando an das Master-Control-Programm zu interpretieren. Diese müssten uns nicht nur auf den Punkt genau belauschen können um auch in einem Raum verstehen zu können, in dem das Wasser läuft oder in dem laute Musik ertönt oder gar, sich noch mehrere andere Menschen lautstark unterhalten, sondern auch noch in unseren Augen ablesen, wohin wir gerade schauen und in welchen Bahnen unser Blick durch den Raum schweift. Darüberhinaus bräuchte man ein System, mit dem man eine Art "Möchten sie das wirklich?"-Abfrage realisieren könnte, also ob das, was der Computer da erkannt hat, auch wirklich gemacht werden soll. Es wäre sicherlich fatal, wenn man seinem Mitbewohner die magische Handbewegung für die Sprinkleranlage zeigen würde und diese dann auch tatsächlich losgehen würde - was in diesem Fall wohl kaum im Sinne des Erfinders wäre.
Töne aus einem bestimmten Umkreis aufzunehmen, gleichgueltig wo in einem Raum sich dieser befindet ist die gleiche Technologie die man anwenden muss, wenn man Musik nur auf einen bestimmten Umkreis ertönen lassen möchte. So ist es bespielsweise möglich, dass auf dem Sofa Bethovens Fünfte erklingt, auf dem Sessel daneben aber das neueste Stück von Madonna läuft. Spracherkennung ist heutzutage auch schon so gut, dass sie selbst in Handys und Organizern angewandt wird, um Kurznachrichten nicht mehr umständlich tippen zu müssen - dies stellt also kaum ein Problem dar. Ebensowenig ist es schwierig, das Gesicht eines Menschen in einem Zimmer zu fokussieren und den Blick seiner Augen zu analysieren. Dies wurde schon auf sich selbst zerstörenden, digitalen Bildern auf der letzten Dokumenta gemacht, auf denen die Zuschauer das Bild an genau den Stellen verwischten, an die sie gerade hinschauten. Wieder ein Punkt auf der Liste abgehakt.
Die Validierung wird dabei allerdings etwas schwieriger. Wie desillusionierend käme einem vor, wenn man plötzlich tatsächlich gefragt würde "Wollen sie das wirklich?", selbst wenn es von einer noch so wohlklingenden Frauenstimme kommt, oder auf allen Displays im Raum ein Fenster mit dieser Frage aufploppt? Ein Weg wäre sicherlich, eine Art Sicherheitsmechanismus durch unrealistische und in der Realität sicherlich nicht vorkommende Bewegungen, Gesten oder Blicke zu erzeugen, die mit einem ernst gemeinten "Zauberspruch" eintreten müssen damit dieser auch ausgeführt wird. So könnte man zum beispiel für eine Blick-Magie die Augen etwas mehr zusammenkneifen oder eine Augenbraue hochziehen - oder beide, damit man dabei nicht zu Spok-mässig aussieht. Fuer die Hände kann man sich sicherlich etwas ähnliches einfallen lassen. Aber all dies ist wohl kaum im Sinne einer technischnologischen Realisierung dieses Problems. Eine weitere Möglichkeit stellt aber auch ein Korteximplantat dar. Wissenschaftler arbeiten schon seit geraumer Zeit daran, Chips mit dem Gehirn zu verbinden und auch, wenn sie es gerade geschafft haben, dass sich lebende Zellen mit dem Silizium eines Chips verbunden haben, so braucht man nicht einmal so tief in die Trickkiste zu greifen. Fuer Querschnittgelähmte gibt es schon seit längerem die Möglichkeit, einen Cursor über den Bildschirm zu steuern und das nur mit Gedankenkraft. Zwar bedarf es dafür ein wenig an Übung, um ihn auch punktgenau kontrollieren zu können, aber die technik dahinter ist genau das, was wir hier brauchen, sie zapfen zur Steuerung nämlich Gehirnströhme an. Fuer uns würde dies bedeuten, dass wir denken "So, jetzt zauber ich aber!", machen unsere Bewegung mit den Augen oder den Händen oder dem Arsch, und der Computer weiss, dass dies auch tatsächlich ein Zauber werden wird und führt ihn ohne weiteres Nachfragen aus.
Aber was machen wir mit der Macht, die wir jetzt in unseren Fingern fühlen können? Einfach nur Vorhänge zu bewegen oder Türen zu öffnen und zu schliessen ist nun wirklich zu banal. Viel interessanter wäre es da schon, die Fenster selbst zu verdunkeln oder mit seiner Freundin zwei Filme gleichzeitig auf der Fernsehwand sehen zu können.
Doch auch dies ist eigentlich keine Herausforderung mehr. Fenster zu verdunkeln ist eine Frage der Lichtpolarisation. Wenn man auf einer Schicht der Scheibe das Licht horizontal polarisiert und auf der zweiten Scheibe Flüssigkristalle mit schwachen Strömen so bearbeitet, dass sie die polarisation verändern können, kann man den Lichteinfall sogar regeln - und einfach durchschauen kann man in gleichem Mass. Diese Technologie ist die gleiche, wie sie bei Flachbildschirmen angewandt wird, nur wird das Licht bei diesen selbst erzeugt und das auf farbige Plättchen gestrahlt. Bei mehreren Filmen auf ein und demselben Untergrund ist es genauso einfach. Um den eigentlichen Film auf die Wand zu bringen braucht man nur ein paar Beamer, die das Bild mit polarisiertem Licht abstrahlen können. Die sind nicht gerade billig und werden heutzutage nur in 3D-Kinos verwendet, in denen man eben solche Polarisationsbrillen tragen muss, damit das eine Auge das eine, horizontale und das andere Auge das andere, vertikal polarisierte Bild abbekommt. Will man nun zwei Zuschauer mit getrennten Inhalten versorgen polarisiert man für den einen eben horizontal, für den anderen vertikal. Da das Fernsehen an sich nicht gerade ein 3D-Erlebnis ist, wird man hier auf die dritte Dimension im allgemeinen verzichten können.
Wie kommt das Bild aber zu zwei getrennten Zuschauer? Den Ton haben wir oben ja schon abgehakt. Fuer das Bild brauchen wir aber polarisierende Kontaktlinsen, die wir am besten auch noch dynamisch ändern können, falls sich der Zuschauer ein wenig auf die Seite neigt oder sich gar zu seinem Partner legt. Das ist aber auch schon der schlimmste Fall, denn dies ist auch für die positionierung des Tons eine Herausforderung. Werden die Polarisationen nämlich zu ähnlich, muss man die Helligkeit des Bildes weiter erhöhen damit man überhaupt noch etwas durch den Polarisationsfilter des Zuschauers bekommt. Dies passiert aber auch nur, wenn zwei Personen zwei verschiedene 3D-Filme schauen wollen. Aber wer will schon einen packenden Film alleine geniessen?
Auch Temperaturkontrolle für räumlich begrenzte Bereiche für etwa einen Kuehlschrank ohne Schranktür stellt keine wirkliche Herausforderung dar. Weiterhin möglich ist sicherlich, dem Einwohner das Lied, das er sich gerade vorstellt oder er gerade summt, bruchstückhaft mitsingt oder auch nur ansatzweise zu tanzen versucht direkt aus der Weltbibliothek herauszusuchen und vorzuspielen und genau da einzusetzen, wo man gerade aufgehört hat zu summen. Ein Videobild von der Türklingel an jeden Ort der Wohnung seinem Insassen vorzustellen ist auch nur eine Frage von Display-Wänden, die bei der Gelegenheit natuerlich auch Bilder an die Wand zaubern könnten. Angefangen von so etwas einfachem wie der Mona-Lisa oder dem letzten Abendmahl bis hin zu Andy-Warhol ist dies nur eine Frage des Speicherzugriffes.
Eine ganz andere Art Speicherzugriff bräuchte man hingegen, wenn man die vier Wände um sich herum zur Simulation eines Waldes benutzte, durch den man auch noch hindurchzugehen - oder sollte ich sagen hindurchzuzaubern - wünscht. Die Klangwelt ist wiederum eine Frage des Speicher- und Rechenaufwandes, den die Simulation von Tier und Blätterwelt selbst verursachen würde. Auch das Herumlaufen ist, solange man keinen Anderen treffen können will, kein wirkliches Problem. Will man dies jedoch, muss man die Daten auf eine andere Art beschaffen, die gleichzeitig noch viel andere Möglichkeiten erschafft.
Man müsste nämlich ein Buddy, eine Art externe Repräsentation von einem selbst, in die Welt hinaus schicken können. Faktisch müssten dies Roboter sein, die sich schnell und relativ lautlos bewegen können und mit visuellen und akkustischen Sensoren bestückt sind, die eben diese Daten für das Heim beschaffen. Auch dies ist möglich und kommt in der Regel aus den Labors der NASA, die diese Drohnen zur Erkundung fremder Planeten designen oder aber aus den Haeusern der Geheimdienste und Militärs, die gerne wuessten was der Feind genau macht. Fuer die Stromversorgung müssten dann eben gleich zwei davon her, die sich abwechseln, wenn der eine mal wieder an die Steckdose muss oder seine Brennstoffzellen auftanken gehen will. Diesen bei An- und Abreise visuell aus dem Bild zu filtern ist ebenfalls schon in echtzeit möglich, Hollywood machts ja ständig vor.
Die tägliche Nahrungsaufnahme beschränkt sich nach Wunsch natürlich ebenso auf die Auswahl des Gerichtes, das dann bei Betreten des Esszimmers warm auf dem Tisch steht. Wenn man zu lange braucht, hält es die Wärmeplatte im Tisch eben noch ein wenig länger warm. Zubereitet hat dies der Roboterkollege im Keller. Und selbst, wenn man selbst kochen möchte braucht man zumindest nicht mehr zumzurühren oder sich die Finger am Herd oder auch nur am Topf zu verbrennen, denn der Herd wird nicht mehr warm, sondern nur der Stab, der sich am Grunde des Topfes dreht und dabei die Hitze verteilt, die er durch ein Magnetfeld mitgeteilt bekommt, das gleiche Magnetfeld das ihn bewegt. Die Sonne macht uns dies vor, die eine Oberflächentemperatur von sechstausend hat wohingegen das Gas das sie umgibt eben aufgrund dieser Magnetfelder und ihren Bewegungen auf über dreizehn millionen Grad kommt.
Geht man indes einmal vor die Tür wird erst recht klar, die teuer uns das werden würde. Schon all die Sensoren, die im schlimmsten Fall auf einem öffentlichen Platz gleich ein paar Dutzend Menschen überwachen müssten, würden sicherlich den Staatshaushalt sprengen. Die Akkustischen Koppler und Zielrichter kommen da noch einmal dazu. Dann ist allerdings Kommunikation allerorten. Man braucht nicht einmal mehr Angst vor einer Fremdsprache zu haben, denn der Gesprächspartner wuerde augenblicklich übersetzt und per "Richtschall" zu einem geschickt. Es ist sogar möglich, uns auf einem lauten Platz in völliger Stille stehen zu lassen, indem "einfach" der Klangraum um uns analysiert und ein Gegenschall erzeugt wird, der sich in unserer Umgebung mit dem Lärm einfach aufhebt. Dies wird ebenfalls schon gemacht, allerdings kann man aktiv gegenschallende Fenster ebenso kaum bezahlen. Diese erzeugen tatsächlich Töne, die dem Lärm von draussen entgegenwirkt und sich mit ihm so überlagern, dass auf der anderen Seite des Fensters nichts mehr davon übrig bleib. Bei Satelliten wird deren Schwingung durch aktive Koppelelemente ausgeglichen, die ebenfalls gegenschwingen.
Aber wäre das alles denn wirklich wuenschenswert? Wuerden wir in dieser perfekten Welt wirklich leben wollen? Ohne die kleinen Problemchen mit der Technik die uns tagtäglich daran zu erinnern versucht, wie sie eigentlich funktioniert? Ok, dass in einem CD-Player Quantenmechanische Effekte ausgenutzt werden weiss sicherlich kein Mensch. Aber sicher dienen diese als fabelhaftes Fallbeispiel für genau dieses mutwillige Herbeiführen von Unwissenheit. Wenn wir uns tagtäglich vor dem WIE verschliessen brauchen wir uns nicht zu wundern, dass wir irgendwann nicht mehr zu einer WAS Frage kommen werden.