Als wenn sie nicht genug Geld verdienen würden, die Medienkonzerne. Sie müssen ihre Einnahmen auch noch mit fadenscheinigen Argumenten gesetzlich ausweiten.
Dabei ist das Argument, dass die Raubkopien über das Internet die Musikumsätze schmählern würde irgendwie schon an den Haaren herbeigezogen. Wenn ich bedenke, wie viele CDs ich mir schon gekauft habe, bloss weil ich die Gelegenheit gehabt habe, mir das eine oder andere Stück als MP3 anzuhören komme ich irgendwie zu dem Schluss, dass sie damit eigentlich nur die Umsätze mit aktueller Musik und aktuell gehypten Gruppen meinen können. Dass der so heraufbeschworene Umsatzeinbruck vielleicht andere Gründe haben könnte, darüber wird in Anbetracht von schwebenden Verfahren gegen Napster und Musiccity natürlich kein Gedanke verschwendet.
Die Weltwirtschaft steckt in einer Rezession, heisst es überall, aber die Musikkonzerne glauben, dass die Menschen trotzdem noch das Geld dafür haben müssten, sich überteuerte CDs von schlechten "Künstlern" zu kaufen, die nur Songs auflegen, die vor zwanzig Jahren einmal gut waren. Sie glauben, dass zwanzig Prozent Umsatzwachstum im Gegensatz zu fünfunddreissig in den Vorjahren, nicht genug sei. Sie sehen schon ihre Schäfchen davonlaufen, die ihnen so viele Jahre die Stange gehalten haben, die Kids. Und selbst diese haben ein neues Ausgabenfeld gefunden, nämlich ihre Handys. Wenn man als Zielgruppe von Sony und Bertelsmann allerdings hunderte von Mark in SMSse steckt, kann man natürlich nicht mehr seinen alten Göttern gehorchen gehen. Wieder ein Grund, warum die Zielgruppe abwandert. Aber die Bosse wollen nur sehen, dass Raubkopiert wird und das genau deshalb ihre Einnahmen weniger werden.
Es ist ja nicht so, dass sie drauflegen würden, wenn ich mir eine CD kaufe, die kostet nämlich nach wie vor vierzig Mark. Für ein Produkt, das in der Herstellung gerade einmal drei Pfennige kostet schon ein bisschen merkwürdig, haben doch selbst Nahrungsmittelproduzenten geringere Gewinnmargen. Doch das eigentliche Problem liegt auch nicht einmal im Preis der originale, sondern eher in der Tatsache begründet, dass es keine Guten mehr gibt. Wo ist denn die Zeit, in der man guten Gewissens nach der nächsten Jacko-CD oder dem neuen Madonna oder Stones Album greifen konnte und wusste, dass da gute Musik drauf ist? Wo sind die Zeiten, in denen Bands nach ihrer Kunst beurteilt wurden und nicht danach, wie viel Einschaltquote ihre Erstellung gebracht hat? Wo ist die Zeit, in der um die Musiker kein künstlicher Medienrummel geschaffen wurde damit man die eine oder andere CD, Shirts oder Tassen und Kopfkissen mit ihren Konterfeis verkaufen konnte? Tja, die ist wohl rum, genau wie die schier unglaublichen Umsätze derjenigen, die diese Künstler glaubten geschaffen zu haben. Es ist schon nachvollziehbar, wenn ein Prince - entschuldigung, TAFKAP - lieber 42 Millionen an Sony abdrückt, um aus seinem Vertrag herauszukommen und produzieren zu können, was ihm wirklich gefällt und dieses dann zusammen mit xxxxx auf den Markt zu bringen. Diese Jungs wissen wenigstens, wo sie ihr Geld herbekommen haben, und wo sie es gelassen haben.
Die Hersteller, ja sogar sich erfinder von CD und DVD nennenden Medienkonzerne basteln da lieber an immer neuen Kopierschutzverfahren, die sich immer weiter von dem Standard der Audio-CD weg bewegen und somit nicht da nicht mehr laufen, wo man es gerne vermieden sieht - der Computer-CDROM - sondern eben auch nicht mehr auf ganz normalen und frisch gekauften, vom gleichen hersteller kommenden Stand-Alone CD-Playern. Die Käufer verkommen immer weiter zum Objekt effektivster Verarsche, die schon mit dem Schwenk auf die DVD ein neues Medium gefunden haben, was ihnen im Grunde gefällt, aber wo der Featuritis-Schwenk auch immer unverkennbarer wird. Denn nicht jeder Player kann auch jedes, schon seit jahren definierte und offiziell verabschiedete Format abspielen, schon gar nicht das wiederbeschreibbare, das ja wieder Kopien von ihren kostbaren Inhalten, die gerade erst teuer über den Ladentisch gegangen sind, ermöglichen, und das geht natürlich nicht. Warum sollte aber der Käufer auch alle Rechte wahrnehmen können, die ihm durch den Kauf des Materials im deutschen Recht zugekommen sind?
Immer weniger kann der Käufer mit seinen CDs wirklich anfangen, und mit den DVDs ist es genau das gleiche. Ein Kopierschutzmechanismus, der eigentlich dazu gedacht sein sollte, illegales Kopieren zu verhindern, verhindert dadurch nicht nur auch legales kopieren, denn zum privaten Gebrauch darf man durchaus Filme kopieren, sondern selbst überhaupt den Gebrauch des Produktes, da es nicht mehr überall da läuft, wo es eigentlich funktionieren sollte. Dass da gerade die eigentlich willige Käuferschicht auch noch verärgert wird, braucht da niemanden zu wundern. Und dass gerade diese Käuferschicht dann auch immer weiter zurückgehen wird, ist nur logische Konsequenz. Aber das wird sicherlich nur dadurch kommen, dass man sich im Internet Gigabyteweise mit Raubkopieen eindecken kann um diese im heimischen Rechner mit einem schnellen Brenner auf billige Rohlinge zu brennen. Dass allerdings dabei die enstandene Qualität nicht wirklich gut ist, beziehungsweise eine leere DVD auch fast so viel kostet wie eine volle, die selbstgebrannte aber nicht mehr im DVD-Player läuft (s.o.), ist dabei scheinbar irrelevant. Dass man diese Daten auch irgendwo her bekommen muss, also zumindest man sich an den Verbindungsgebühren dumm und dämlich bezahlt hat, geht da auch nicht in die Rechnung ein.
Übrigens kann man auch Backups auf CD brennen, die sind weit billiger als die standard-Backup-Medien und dazu nochunempfindlich gegen sonst tödliche, elektromagnetische Effekte. Natürlich kann man auch seine private Bildersammlung oder das Urlaubsvideo draufpacken, um sich diese dann im dvd-Player anzuschauen, zumindest das kann dieser nämlich noch.
Alles in allem werden abermals Gesetze und Regelungen ad absurdum geführt. Zum einen heisst es, dass kopieren nicht erlaubt ist - so die Auffassung der Medienhersteller, die übrigens die Rohlinge ebenfalls produzieren, also zumindest an diesem Ende ebenfalls verdienen - zum anderen verlangt man aber an jeder Ecke Ausgleichszahlungen für diese Kopien. Das ist gewissermassen, als wenn man jeden in den Knast stecken würde, weil er etwas gestohlen haben könnte, was ja tatsächlich verboten ist. Aber das kopieren für private Zwecke ist ja im Gesetz explizit erlaubt, es besteht also keinerlei Strafbestand, solange man kein Geld für die erstellte Kopie verlangt, was ja auch niemand hierzulande macht. Die eigentlich schädlichen Raubkopieen entstehen allesamt nur im Ostblock beziehungsweise Asien, wo diese gleich Massenhaft produziert und auch als angebliche Originale verkauft werden. Diese werden dies aber auch weiterhin machen, selbst wenn der Kopierschutz noch so gut ist - der wird dann einfach mitkopiert, oder am besten gleich weggelassen, was dazu führen würde, dass die kopierten Audio-CDs besser sind als die Originale. Dennoch sind wir es, die kriminalisiert werden weil wir im Besitz eines CD-Brenners sind, der in unserem Aldi-PC gleich mit drin gewesen ist. Sie verlangen also eine Abgabe auf alle Brenner, zum Ausgleich ihrer so erleideten Verluste, und eine Abgabe auf jeden verkauften Rohling noch gleich mit. Dies gibt es auch tatsächlich, wird auch geleistet und bekommen sie auch in der Tat. Aber was hat der Anwender dadurch gewonnen? Rein gar nichts! Denn er wird noch immer kriminalisiert, bekommt sein mit dieser Abgabe erkauftes, pauschales Recht so viele Kopien zu machen wie er will von was immer er auch will nach wie vor abgesprochen, und verkaufen darf er die eigentlich legal erstellten weil per Uhrheberrechtsabgabe lizensierten CD auch nicht. Resultat: pure Abzocke durch die Medienmonopolisten.
Und als wäre dies nicht genug ist die pauschale Abgabe auf verkaufte komplett-PCs auch im kommen, denn mit diesen könnte man theoretisch radio hören und Fernseh schauen ohne ein Radio oder Fernsehen angemeldet zu haben. Und wenn nicht übers Fernsehkabel, dann eben übers Internet. Allein für die Möglichkeit, dies zu tun, soll man also einmal mehr berappen. Die Abzocke wird also zu allem Überfluss auch noch pauschaler, aber die Rechte, die man meinen sollte sich dadurch erkauft zu haben werden als Gegenleistung immer weniger.
Und eines sollte man nicht vergessen: Ein jeder Kopierschutz auf Audio-CDs, die ja nicht explizit auf derartige Mechanismen ausgelegt sind, braucht Speicherplatz, der dann von dem abgeht, den das Stück Musik belegen kann, was somit auf die gebotene Qualität gehen muss, egal was immer die Hersteller auch erzählen mögen. Einen verlustfreien kopierschutz auf CD-basis gibt es ganz einfach nicht, denn dies wäre keine standard-Audio-CD mehr, würde also nirgendwo mehr laufen!
Augen auf ihr Leut. Nicht jede neue Medientechnologie mit überragenden, technischen Daten ist gleich die seeligmachende Wollmilchsau - zumindest nicht für den Verbraucher.