Review: Raven Squad

 

 

Dass Raven Squad kein normaler Egoshooter ist, merkt man schon nach den ersten Spielminuten. Und damit meine ich nicht, dass man nicht springen kann.

Man wird direkt in die erste Mission geworfen, ein kurzes Auslöschen irgendwelcher Dschungelterroristen mit anschließendem Wiederfinden des Hubschraubers. Es folgt der unvermeidliche „nur noch schnell“ Nachfolgeauftrag, der natürlich in die Hose geht und man in eine Revolution verwickelt wird. Zum Glück muss man die aber nicht ganz alleine bewältigen, sondern hat hin und wieder ein wenig Hilfe von Seiten der Rebellen. Versagen ist dabei keine Alternative, denn der Ablauf ist vollständig linear, Missionen werden grundsätzlich erfolgreich abgeschlossen, worauf immer die selbst, nächste Mission folgt, Versagen bedeutet Game-Over.

Kein normaler Shooter bedeutet in diesem Fall allerdings, dass man in eine taktische Ansicht wechseln kann, um seine Krieger zu bewegen. Deren Anzahl bleibt mit zwei Teams a drei Personen durchgehend konstant, solange man keinen davon sterben lässt.

 

Die Präsentation:

 

Zur Einleitung gibt es erst einmal ein kleines, teils selbstironisches Video vom Anflug auf das Zielgebiet. Man hat Kontakt zu dem Auftraggeber, der auch gleich der Zuständige für die Satellitenüberwachung und die Ansicht aus der Vogelperspektive ist. Dieser hat ebenfalls einen auffälligen Akzent, der es mit dem Rollen der Umlaute irgendwie zu gut gemeint hat. Alle anderen sind jedoch ausgesprochen glaubwürdig gesprochen. Zwischen den Missionen gibt es ab und zu ebenfalls wieder mehr oder weniger kurze Videos zu sehen, die das weitere Abenteuer durch den Dschungel vorführt, die sehr stimmungsvoll und teilweise ausgesprochen actionreich gemacht sind.

Die Missionsbeschreibung zuvor ist gesprochen und betont oftmals das Verlangen des Colonels, noch vor Weihnachten wieder in Vegas zu sein. Auch während der Mission wird mit gesprochenen Texten nicht gerade gespart und man bekommt allerlei Tipps wo das nächste Problem, auch Ziel genannt, liegt. Natürlich läuft dies alles in Spielgraphik ab, selbst die Zwischensequenzvideos sind darin vorgerendert, was ein schlüssiges Gesamtbild ergibt und die Stimmung erhält.

Blut oder gar Körperteile gibt es dabei nicht zu sehen, einzige Rückmeldung über gelungene Tötungen gibt es von Seiten des Teams als Sprachmeldung. Für ein Kriegsspiel vielleicht etwas albern, aber sicherlich Eltern- und USK-sicher. Wahrscheinlich verschwinden deshalb auch nach wenigen Sekunden die am Boden liegenden Leichen der Gegner in der Erde.

 

Die Spielmechanik:

 

Direkt in der ersten Mission bekommt man schon sämtliche Grundlagen der Steuerung in Aufklärung aufgezwungen. Die ersten Abschüsse gelingen leicht, und wenn es gar nicht anders geht, auch mit Hilfe der computergesteuerten Teammitglieder. Jedes Mitglied der drei Mann Teams ist dabei spielbar und vor allem anders bewaffnet. Ein leichtes Maschinengewehr hat dabei jeder dabei, ansonsten gibt es als Alternative noch Granaten, schweres MG, Bazuka oder Schwarfschützengewehre als Zweitbewaffnung zum Wechseln. Ebenfalls in der ersten Mission wird die Ansicht aus der Vogelperspektive vorgestellt, aus welcher man seine beiden Teams ebenfalls fast vollständig steuern kann, man kann sogar gezielt Granaten werfen und Abschüsse tätigen. Schon sehr bald kommt dann das zweite Team dazu, welches man ebenso steuern kann. Stellenweise gibt es auf den Karten auch Medizinkoffer, um den Gesundheitszustand aufzufrischen und Munitionskisten für den Rest.

Die Gegner sind nicht allzu doof, nehmen durchaus auch mal Deckung, versuchen den Sieg aber vor allem durch zahlenmäßige Überlegenheit zu erreichen, was durch unsere Munition effektiv vermieden wird. Dadurch ist der Schwierigkeitsgrad nicht allzu hoch, zumal die Teams im Grunde unsterblich sind. Wird mal einer niedergeschossen, so ist er von einem Teammitglied wiederbelebbar. Wird jemand ein bisschen angeschossen, so erholt er sich ganz von selbst wieder vollständig, nur ernste Verletzungen erhalten sich bis zum nächsten Rotkreuzkästchen. Fahrzeuge gibt es fast keine - nur einmal kurz zum Fahren und einmal zum Abschießen.

In der Vogelperspektive ist sehr angenehm das gesamte Gebiet einsehbar, was beim Fehlen dieser Möglichkeit in einigen Missionen sehr unangenehm auffällt und man sich ziemlich blind vorkommt - die Segnungen der modernen Kriegsführung sind eben der Informationsvorteil. In der Egoperspektive irrt man dann wage in der Gegend herum und sieht gerade einmal das nächste, direkte Ziel auf dem Kompass angezeigt, was aber auch machbar ist.

 

 

Die Technik:

 

Überragendes wird für das heutige Jahr 2010 nicht (mehr) geboten, es ist eben kein Crysis. Dafür läuft es aber auch bei größter Auflösung mit höchsten Details und Antialiasing mit flüssigen Frameraten, die nicht einmal beim Aufnehmen mit Fraps einbrechen wollen. Dass die Zwischenvideos vorberechnet werden, sichert sicherlich die Lauffähigkeit auf jedweder Hardware, wirkt bei höherer Spielauflösung jedoch ein bisschen verwaschen. Die Möglichkeit, diese Sequenzen live zu sehen wäre schön gewesen, tut dem Gesamtbild aber keinen großen Abbruch.

Das Screen-Artwork der Missionseinleitungen ist gelungen und wiederholt den geschriebenen Text in gesprochenem Wort, was sich aber für Ungeduldige auch abbrechen lässt. Überhaupt braucht man auf die Beendigung von Zwischensequenzen nie zu warten, sondern kann sie immer überspringen - ebenfalls leider nicht unbedingt üblich.

Wenn man nach Macken suchen will, könnte man anmerken, dass man Gegner, die teils wegen clippingfehler durch Wände hindurchluken, an genau diesen Körperteilen erschießen kann oder auch, dass als zerstörbar angezeigte Zäune ewig unbeschädigt beschießbar sind und keiner unserer sechs Freunde auf die Idee kommt, sinngemäß eine Granate draufzuwerfen.

 

Fazit:

 

Recht kurz ist das Ganze geraten, oder war es nur kurzweilig? Ich jedenfalls hatte viel Spaß, war durch die gesamte Spielzeit gefesselt und klickte mit Führsorge meine Jungs durch die Gegend, griff auch mal selbst „per Hand“ zur Waffe, um gezielter schießen zu können. Als der Chef dann tatsächlich endlich nach Vegas fliegen konnte und seine Missionserfolge in den Nachrichten bestaunte, suchte ich direkt, ob es einen Nachfolger oder zumindest eine Missiondisk gibt.

Die leicht veraltete Graphik fällt nicht weiter negativ auf, ist nicht schön aber auch nicht abstoßend hässlich. Die komplette Sprachvertonung gibt ein ausgezeichnetes Immersionsgefühl und einzig die erreichbaren Bonuspunkte durch besonders „schöne“ Abschüsse hinterlassen einen diffusen Beigeschmack, der aber schnell verfliegt. Dass man als bezahlter Söldner dann den guten Rebellen zur Seite steht, gibt dann aber wieder ein besseres Gefühl und man beendet das Spiel mit einem Lächeln auf den Lippen. Für einen Shooter mindestens bemerkenswert.

Ich gebe dem Spiel eine 8,5 von 10, weil die Spielgraphik eben in die Jahre gekommen ist und das Ganze recht kurz geraten scheint.