Von der Magie der Anziehungskraft des durchblitzendes Strumpfrandes

Es ist wirklich merkwürdig, ich kann meine Blicke einfach nicht davon abwenden. Wieder und wieder muss ich einfach zu ihr hinschauen, auch wenn ich mich so sehr der Gefahr aussetze von ihr erwischt zu werden, dabei gesehen zu werden wenn ich sie derart beobachte. Immer wieder weichen meine Blicke von dem eigentlichen Thema des Abends ab, weichen von der Blickrichtung der Bühne vollkommen ab und schweifen zielgenau zu ihren Beinen.

Dabei sieht sie gar nicht mal so unglaublich gut aus. Wahrscheinlich hat sie nicht einmal schöne Beine, sondern lässt sie nur durch diese schwarzen Strümpfe so erscheinen, betont sie durch ihren züchtigen Minirock und die hohen Pömps, damit sie nicht gar so entstellend wirken. Vielleicht erscheinen sie gar nur deswegen so schlank und lang weil sie sich nur zu kleiden weiss - aber wer weiss das schon.

Viel zu alt wäre sie mir, wenn ich sie richtig anschaue. Viel zu alt und wohl auch zu hässlich, nicht gut genug gebaut und von geradezu knabenhafter Statur, dass ich mich auf der Strasse im Vergleich zu anderen Halbgöttinnen angewidert abwenden würde und sie nicht einmal eines halben Blickes würdigen würde. Aber hier, unter lauter älteren Menschen sieht dies schon ganz anders aus. Es zieht nun einmal kaum junge Menschen in ein Theater, und schon gar nicht, wenn solch klassischer Stoff geboten wird. Wahrscheinlich ist sie unter all den alten Menschen sogar ein Lichtblick, und sei es nur wegen ihrer Kleidung. Unter Blinden ist eben der Einäugige König.

Wieder schweifen meine Blicke ab, kann ich sie nicht mehr von diesem Rand abwenden, den ich da unter ihrem Rock hervorblitzen sehe. Viel zu sehr phantasieanregend sieht aus, was ich da zu Gesicht bekomme. Viel zu viel Wissen habe ich über den weiblichen Körper angesammelt als dass ich nicht wüsste, was sich gleich in unmittelbarer Nachtbarschaft zu diesem Spitzenrand verbergen würde.

Es ist wohl wirklich genau dieser Punkt, dass ich mir bei diesem Anblick vorstellen muss, was ich noch zu sehen bekommen würde, wenn ich mich vor sie knien würde, wenn ich meinen Blickwinkel weiter verändern würde, wenn ich mich direkt unter sie legen könnte und ihr unter den Rock linsen würde. Es ist wohl das Wissen um den Anblick einer Frau, die sich gerade ankleidet, deren Körper man mit Berührungen übersäen kann und man geniessen kann während man ihr zuschaut, während sie sich für einen räkelt, während sie ihren Körper zur Schau stellt und nach meinen begehrenden, lechzenden Blicken giert.

Es ist genau diese Vorstellung was man in Händen halten könnte, dass man genau weiss, was sich an ihrem Körper gleich da befindet, wie sie es fühlen muss die Spitze des Randes an ihren Oberschenkeln, an der Innenseite ihrer Beine zu fühlen, die Vorstellung, dass sie als Frau von diesem Reiz sicherlich einen Hauch von Erregung davontragen könnte. Es ist wohl der Anblick den man erhofft, wenn man nur einen Hauch dieses Ansatzes erkennen kann, einen Ansatz dessen, was man als Ganzes ansieht, was man als intimstes ihres Körpers erkennen kann und von dem man nun das untere Ende unter dem Rock hervorblitzen sieht. Es ist ein Blick direkt zwischen ihre Beine.

Wieder weichen meine Blicke von der Iphigenie ab, wegen der ich hergekommen bin. Es wird in anbetracht des Anblickes der mir hier noch geboten wird vollkommen irrelevant, was sie nun bei den Tauern vor hat oder gar, wie sie da überhaupt hingekommen ist. Viel interessanter scheint da schon die Vorstellung, was man mit diesen Spitzen machen könnte und wie man zu diesem Rand erst hin kommt. Wie würde man wohl noch mehr davon zu sehen bekommen wird zur zentralen Frage jeder nächsten Sekunde dieses Anblickes und je länger man hinschaut, um so mehr scheint man zu sehen, um so breiter wird der Streifen des Sichtbaren.

Jedes Mal, wenn sie sich wieder einmal bewegt, wenn sie ihre Haltung korrigiert, wenn sie in ihrer Tasche wühlt um sich ein Taschentuch hervorzukramen, jedes Mal, wenn sie sich nach den Schauspielern reckt weil ihr Vordermann sich wieder einmal bewegt hat wünscht man sich nichts sehnlicher, als dass ihr Rock noch ein paar Millimeter nach oben rutscht. Vielleicht mag man damit sogar recht haben, aber bringt dies doch recht wenig, denn es sind tatsächlich nur ein paar sehr weniger Millimeter, mit dem blossen Auge wohl nicht einmal zu erkennen.

Wohl aber mit dem geschulten Auge des Spitzenbeobachters, der seit ewigen Minuten nach eben diesen, nach exakt diesen Millimetern mehr schielt, der sich danach sehnt, noch einen winzigen Fetzen Stoff mehr zu sehen, der schon all das, was er bis da hin zu Gesicht bekommen hat schon in- und auswendig kennt, der das Muster in Gedanken nachsticken könnte und auch schon ein Strickmuster dafür gemalt hat, für den ist es eine schier endlos erscheinende Fläche des Begehrens, die zu schauen er geboren scheint.

Und wieder von vorne beginnt das Spiel des mehr sehen wollens, des Erkennens bekannter Verhaltensmuster, des Erkennens von bekannten, anatomischen Anordnungen und des Begehrens nicht sichtbarer Körperteile, die nicht begehrenswert wären würde man sie tatsächlich sehen.

Das ist wohl die Definition von Erotik. Sie beginnt da, wo man aufhört etwas zu sehen.