Highlanders Love...

Inspiriert von Highlander IV

1. ... einen Highlander zu lieben ...

"Es war der pure Egoismus von dir, dass du mich zu dem gemacht hast, was ich jetzt bin. Du hättest mich einfach weiter leben lassen können, ich wäre gealtert, hätte Kinder bekommen können und wäre irgendwann einfach so gestorben, wie ein normaler Mensch. All das hast du mir genommen. Du hast mir mein Mutterglück entrissen bevor ich überhaupt eine Hoffnung darauf haben konnte. Und warum das? Aus purem Egoismus, weil du mich liebtest und mich für dich behalten wolltest, weil du mich nicht mehr hergeben wolltest, weil du die ewigkeit mit mir verbringen wolltest und nicht zusehen wolltest, wie ich normal lebe und normal sterbe. Du hast ja keine Ahnung, was du mir genommen hast."

Tief schaue ich ihm dabei in die Augen, versuche meine ganze Wut, meine gesamte, in den letzten Jahrhunderten aufgestaute Wut in meinen Blick zu legen und böse auszusehen. Ich will ihm eigentlich nur zeigen, wie sauer ich auf ihn bin, will in ihm ein Bewusstsein wecken für das, was ich fühle, für das, was er mir angetan hat.

Es war schon ein Schockerlebnis gewesen, als ich ihn damals in dieser Nacht über mir sitzend gesehen habe, wie er gerade ein riesiges Messer in mich hinein stösst. Es war das absolute Grauen, ein Alptraum wie ich zuerst dachte, und auch noch immer dachte, als ich dann die Augen wieder aufmachte als sei nichts geschehen. Aber der Schreck kam natürlich wieder als ich dann an mir herunter schaute und nicht nur ihn sah, wie er völlig verstört und weinend in der Ecke kauerte, sondern auch das Blut auf meinem Nachthemd kleben sah, dass somit zweifellos von meinem eigenen Körper stammte.

Ich hasste ihn im ersten Moment dafür und all meine positiven Gefühle die ich für ihn hegte wurden schlagartig ins Gegenteil umgekehrt. Aber so blieb es nicht, denn ich sah schnell ein, warum er es getan hatte. Aber er sagte mir nicht alles. Er sagte mir nicht, dass ich keine Kinder würde bekommen können, etwas, das ich mir seit meiner Jugend immer sehr gewünscht hatte. Dies war dann die Kehrseite der Medaille, die ein wenig vernebelte, was es mir gutes brachte.

Natürlich waren meine Gefühle für ihn noch immer da, ich brauchte nur ein wenig länger um darüber hinweg zu kommen, dass er mich erstochen hatte, denn immer wieder kam dieser Anblick in mir hoch, der Anblick des Killers der mich im Schlaf ersticht, der eine ganze Weile auf mir sitzend wartet, bis ich endlich die Augen auf mache und ihn dabei beobachten kann, wie er mich umbringt. Und dass dies ausgerechnet der Mensch sein musste, den ich liebte, mit dem ich die letzte Nacht verbracht hatte, den ich erst gestern geheiratet hatte machte es nicht gerade einfacher.

All die Jahre verbracht ich ohne ihn, aber die Gefühle für ihn blieben ebenso erhalten wie die Zweifel an den seinen, immer wieder durch das begründet, was damals geschehen war. Wir hatten uns nicht wirklich auseinandergelebt, es war nur, dass ich irgend einfach weggelaufen bin weil ich dachte dann leichter darüber hinweg zu kommen was er mir genommen hatte. Ich dachte niemals an die andere Seite, an das, was er vielleicht durchgemacht hatte, was bei ihm vielleicht im Vorfeld geschehen war, an das Warum, warum er es getan hat.

Dies war mein egoismus, mir nicht vorstellen zu müssen, wie seine Gefühle aussehen, wie er eigentlich dazu steht, wie er für mich empfindet. Ich ging einfach und nahm sein Geschenk mit.

2. Wenn Highlander lieben...

"Ja, es war vielleicht egoistisch, aber kannst du dir vorstellen wie es ist, wenn man seine Liebe sterben sehen muss, wenn man sie einfach so gehen lassen muss? Kannst du dir vorstellen wie es ist, wenn man die Jahrhunderte, die ewigkeit mit seiner eigenen, unerfüllten Liebe verbringen muss in dem Bewusstsein, sie nie wieder in den Armen halten zu können? Kannst du dir überhaupt vorstellen welche Qualen ich all die Jahre hätte durchleben müssen, wenn ich dich nicht zu dem gemacht hätte, was du bist? Wenn ich dich einfach hätte von mir gehen lassen in dem Bewusstsein, dass ich dies hätte vermeiden können? Glaubst du eigentlich es war einfach, dies zu tun? Dir dein normales Leben zu nehmen indem ich dich ersteche? Glaubst du, die Zweifel hätten nicht an mir genagt und die ganze Zeit, als du tot im Bett gelegen hast, mich aus allen Richtungen zerfressen?

Aber, auch wenn es mir für dich leid tut so bereue ich es doch nicht. Ich kann der Frau, die ich liebe, noch immer in die Augen schauen, kann den Menschen, dem mein Herz gehört, ansehen, in die Arme nehmen, ihr sagen dass ich sie liebe. Mein Bruder ist an seiner Liebe verzweifelt, ist daran zerbrochen dass sie ihm einfach so weggestorben ist, dass er keine Antwort für sie hatte warum er nicht auch älter geworden ist. Er wünscht sich nichts weiter, als dass sie heute noch bei ihm wäre, dass sie die unendlichkeit mit ihm teilt, dass sie ewig bei ihm ist.

Ich hatte diese Chance. Was hätte ich anderes tun sollen als sie zu ergreifen? Ich liebe dich nun einmal bis in alle Zeiten. Dagegen wirst du nichts machen können, auch wenn du mir dies die nächsten tausend Jahre vorhälst."

Es war wirklich der schlimmste Moment in meinem Leben, sogar noch schlimmer als damals, als ich das erste mal gestorben bin. Es ist leichter selbst vom Leben zu lassen als es dem Menschen zu nehmen, den man liebt, und sei es nur für ein paar Stunden. Sie weiss nur von dem Moment, in dem ich zugestossen habe. Aber die vielen, endlosen Minuten, in denen ich nur da gesessen habe, in denen ich nur über ihr gesessen habe mit dem Messer in den stichbereiten Händen, von denen weiss sie nichts.

Wahrhaft endlos war diese Zeit, war dieser Moment in dem ich noch überlegte, ob ich es wirklich tun sollte, ob mich mein Gefühl vielleicht nur getäuscht hatte, ob sie wirklich eine Unsterbliche ist wie ich, wie mein 'Bruder'. Noch endloser scheint mir sogar der Augenblick gewesen zu sein, in dem ich dann doch endlich zustach, in dem ich ihr dann tatsächlich das stück Metall direkt ins Herz stiess, in dem ich ihr ihr Leben das erste mal nahm.

Ich hatte es gefühlt, als ich sie das erste mal gesehen hatte, als wir uns das erste mal trafen und ich wusste im ersten Augenblick, dass dies die Frau meines Herzens sein würde. Allerdings verkannte ich den Konflikt, der sich mir eröffnen würde wenn ich merkte, dass sie noch nicht zu einer von uns geworden war, dass dieses kleine Detail des gewaltsamen Todes in ihrem Leben fehlte. Welch Konflikt, der sich mir aufdrückte, der mir gebot sie zu dem zu machen was in ihr schlummerte, damit sie auf ewig mit mir zusammen sein könnte, damit sie die Ewigkeit mit mir verbringen könnte.

Schon in unserer ersten Nacht, in unserer Hochzeitsnacht erdrückten mich diese Gedanken im Schlaf. Mein Bruder hatte mir schon einen Vortrag gehalten dass ich von ihr lassen sollte, dass ich sie einfach leben und sterben lassen sollte und einfach gehen sollte, einfach dem Schmerz, der durch ihren normalen, sterblichen Tod einhergehen würde, aus dem Weg gehen sollte, sie einfach verlassen sollte solange es noch Zeit ist. Aber ich wollte nicht hören. Meine Gefühle für sie waren schon damals einfach zu stark.

Da lag ich also, mitten in der Nacht in unserem gemeinsamen Bett neben ihr und liess mich von diesen Gedanken, von diesen Gewissensbissen und Ängsten auffressen wie niemals zuvor. Ich wusste ich würde sie verlieren, denn ich würde alles tun um sie zu beschützen, damit ihr niemand etwas böses antut, sie zu töten versucht, auch wenn dies in diesem Fall das beste für mich sein würde. Ich wollte sie nicht verlieren - niemals. Und je länger ich darüber nachdachte, je länger ich mich von meinen Ängsten auffressen liess, je mehr ich ihnen gestattete von mir Besitz zu ergreifen, umso mehr tendierte ich dazu, diesen einen, wesentlichen Schritt gleich selbst in die Hand zu nehmen, dafür Sorge zu tragen dass sie mir nicht einfach wegstirbt.

Ich war wahrhaft angestachelt, aufgewiegelt von meinen Gefühlen, von der Angst in allzu wenigen Jahren schon alleine da zu stehen, ohne meine Liebe weiterleben zu müssen. Ich wollte nicht zulassen, dass mich meine Trauer um diesen Menschen in den Abgrund reissen könnte, dass ich überhaupt um sie trauern werden müsste. Ich sah dies immer an meinem Bruder, der noch immer um seine erste Liebe trauert als wäre es gestern gewesen, der sich seit jener Tage vor jedem Gefühl dieser Art verschliesst. Diesen Weg wollte ich unter allen Umständen vermeiden.

Nie hätte ich gedacht, dass es so schlimm sein könnte, einen Menschen zu dem zu machen was er ist. Natürlich fürchtete ich den Moment, in dem ich sie tatsächlich töten würde, aber ich sah ihn mehr als einen Schritt der Befreiung als denn in ein Gefängniss an. Ich setzte mich mit einem Messer in der Hand über sie und holte aus.

Aber ich schaffte es einfach nicht diesen letzten, winzigen Schritt - das Zustossen - hinter mich zu bringen, schaffte einfach nicht, auf den Körper einzustechen, die Frau zu verletzen die ich liebte, die ich immernoch liebe. Lange brauchte ich, bis ich mich dann doch zusammenreissen konnte und einen erneuten Versuch anging, und selbst dann funktionierte es nicht. Bestimmt eine Stunde habe ich so dagesessen und versucht, dieses Verbrechen an unserer Liebe zu begehen. Letztlich war es ein Reflex, der mich dann doch dazu brachte, denn sie bewegte sich in einem Moment kurz ruckartig und liess mich glauben, dass sie aufwachen würde. Wenn sie mich so gesehen hätte, hätte ich ihr natürlich viel erklären müssen, hätte sie nie wieder ruhig neben mir einschlafen können ohne die Angst, dass sie mich wieder so über sich sehen würde wenn sie die Augen öffnete. So wählte ich die flucht nach vorn und stiess zu bevor sie die Augen öffnen konnte.

Schmerzverkrampft krümmte sie sich ein wenig und blieb dann schnell mit immernoch geschlossenen Augen liege. Gott, was wäre dies ein grauenhafter Anblick gewesen, wenn sie dabei tatsächlich die Augen geöffnet hätte, wenn sie mich gar fragend, verzweifelt, enttäuscht angeschaut hätte und dann mit leeren, toten und vor allem geöffneten Augen liegen geblieben wäre.

Aber auch so war es für mich schlimm genug, denn jetzt kamen die Zweifel in mir auf, ob sie tatsächlich so ist wie wir oder ob ich mich vielleicht doch geirrt haben könnte, ob ich in diesem Moment womöglich tatsächlich einen Menschen zu töten gedenke, ein unschuldiges Leben auslösche. Und darf ich überhaupt einfach über das Leben eines anderen entscheiden, darf ich ihr einfach in ihren normalen Lebensablauf hineinpfuschen? Darf ich denn einfach so über ihren Kopf hinweg entscheiden? Meine Entscheidung stand für diesen Augenblick fest, denn sie betraf mich ja ebenso sehr wie sie.

Es waren letztendlich nur meine eigenen Gefühle, die dabei entscheidend waren, die m ich über alle Zweifel hinweg erhaben machten - zumindest für diesen Augenblick. Aber mehr war auch nicht wirklich notwendig. Immer wieder kam in mir der Gedanke an unsere Zukunft auf, was ich wohl morgen machen würde wenn sie mir unter der Hand wegsterben würde und ich nichts mehr dagegen machen könnte. Was würde ich wohl morgen machen, wenn sie einmal herausfinden könnte, dass ich nicht so bin wie sie es bleiben könnte.

Es war letztlich nur meine Liebe, dir mich in diesem kurzen Augenblick so blind hat werden lassen für die realität, die mich so blind hat werden lassen für ihre möglichen, zukünftigen Bedürfnisse, die mich so zum egoisten hat werden lassen.

Im Grunde war es eine Flucht vor meinen Ängsten. Ich glaubte ich tue ihr etwas gutes, wenn ich auch ihr ermögliche bei ihrem Geliebten zu bleiben, immer mit mir zusammen sein zu können und dabei nie fürchten zu müssen dass man verhungert, vergiftet oder erstochen wird. Im Grunde ist es ja schon ein sehr Furchtfreies Leben, das man als Unsterblicher lebt. Zumindest wesentlich furchtfreier als das vieler normaler, mortaler Menschen. Ich sah es eigentlich immer als Segen gegenüber der Alternative, selbst zu dem Preis, den ich in den ersten Augenblicken überhaupt nicht bedacht hatte.

Ja, das habe ich vergessen, das habe ich verdrängt, habe es unter meinen eigenen Wunsch gestellt, nicht alleine sein zu wollen. Wer denkt schon im Angesicht solcher Alternative - dass sie altert und endgültig stirbt - an den Verlust der Fähigkeit des Gebährens? Es mag egoistisch gewesen sein, aber ich tat es nur aus Liebe zu ihr, verschloss aus Liebe meine Augen vor anderen Dingen - meine Absichten hätten besser kaum sein können.