Der Handel

"Gott, was würde ich darum geben, sie noch einmal in meinen Armen halten zu könenn, dieses eine Jahr noch einmal durchleben zu duerfen, noch einmal diese Nacht, in der ich sie kennengelernt hatte, in der wir uns das erste mal gekuesst haben verleben zu duerfen. Ich glaube, ich wuerde sogar mit dem Teufel handeln, würde meine Seele verkaufen dafür. Ich vermisse sie so sehr."

"Du hast mich gerufen?"

"Äh, wer bist du? Ok, war ne blöde Frage. Schwefelgeruch, Pferdefuss, Hörchen auf dem Kopf, kann eigentlich nur einer Sein. Ein Klischee."

"Ha Ha. Totkomisch. Erst rufen sie einen, und dann verarschen. Du wolltest dieses Jahr wiederhaben. Für deine Seele?"

"Nunja......"

"Also gut!!! So sei es denn........"

- Puff -

Das Licht ging aus. Der Dom war eben noch hell erleuchtet, nun war es einzig der fahle Schein des Mondes, der uns unsere Zweisamkeit erleuchtete. Wir hatten schon seit vielen Sekunden kein Wort mehr gewechselt, sassen uns nur gegenüber und schauten uns in die Augen, so weit dies denn noch möglich war.

Immer näher rückte sie mir. Ich wusste damals in meiner verlegenheit nicht einmal, ob und wie ich darauf reagieren sollte.

Jetzt fasste ich mir plötzlich ein Herz und rückte einfach selbst auf sie zu, schickte ihr meine Lippen entgegen und küsste sie so leidenschaftlich, so verliebt und dennoch so sanft wie es mir möglich war, wie ich es in all der Zeit gelernt hatte.

Ich war wirklich wieder da.

Endlich war sie wieder bei mir.

Dieses mal würde alles besser werden, diesesmal würde ich nicht die gleichen Fehler machen, dieses mal würde ich sie so glücklich machen, dass sie mich niemals verlassen wollen würde.

Das Jahr war fast vorüber.

Es war wie ich es mir gewünscht hatte.

Alles war absolut harmonisch verlaufen, wir hatten uns praktisch nie gestritten und selbst wenn, so hatte ich es immer wieder geschafft, jegliche aggressivität zu unterdrücken und ihr zu geben, was sie sich davon erfhofft hatte.

Ich hatte es geschafft, eine perfekte Beziehung mit ihr zu führen. Nichteinmal ihre schulischen Probleme, die sie damals auf so unmoralische Art gelöst hatte kamen dieses mal vor.

Ich half ihr bei allen Problemen, half ihr wo ich konnte und wo sie es mir erlaubt hatte. Sogar unser Partyleben war gelassener gewesen als damals.

Ich konnte mir nicht im entferntesten einen Grund vorstellen, wegen dem sie mich verlassen sollte. Selbst unser Sex-Leben war dieses mal noch abwechslungsreicher und phantastischer, so unmöglich mir dies auch immer schien.

Dieses mal war alles perfekt.

So hoffte ich zumindest...

Eines abends, das Jahr näherte sich seinem zeitlichen Ende, wartete ich vergebens auf ihren Anruf. Ich machte mir da noch keine grossen Sorgen. Was sollte schon passiert sein. Wahrscheinlich war sie von der Arbeit einfach nur zu müde gewesen und war einfach vor dem Fernseher eingeschlafen. Ich verbrachte den Abend bei einem Freund und machte mir auch noch keine grossen Sorgen - noch nicht. Natürlich hätte ihr irgendetwas ernsthaftes passiert sein können, aber wenn es wirklich so ernst gewesen wäre, wenn sie einen schwereren Unfall gehabt hätte dann wäre ich mit Sicherheit von ihren Eltern informiert worden, die immer grosse Stücke auf mich gegeben hatten.

Als sie dann am nächsten Abend ebenfalls nicht anrief, da wurde mir schon ein wenig mulmig. Ich konnte mir mittlerweile keine Eventualität mehr vorstellen, wegen der sie nicht hätte anrufen können. Immer schwerer lag mir der böse Verdacht auf der Seele, dass eine Katastrophe für mich anstand.

Dann, endlich, klingelte eines Nachts das Telefon. Ok, ich nehme es an dass es das tat, denn ich war nicht da und vernahm nur ihre Worte auf dem Anrufbeantworter. Sie hatte recht spät angerufen, wie mir das Log mitteilte, und ich war noch später nach Hause gekommen. Sofort hatte ich ihn abgehört und ebenso schnell war ich auch gleich zu ihr hingefahren, wie sie es sich von mir erbeten hatte.

Im Stockdusteren Zimmer kniete ich vor ihr und kuesste sie zärtlich wach. Ich hatte einen Schlüssel gehabt und war in Rekordzeit bei ihr gewesen.

Wie hätte es auch anders kommen sollen, sie sagte mir, dass sie über uns nachgedacht hätte, dass sie eine Weile ohne mich sein wollte, dass sie sich überlegen wolle, ob sie noch mit mir zusammen sein wollte.

Am Ende war dann doch alles wie zuvor.

"Dein Jahr ist vorüber. Jetzt löse auch du deinen Teil der Abmachung ein!"

"Ja. Alles ist vorbei. Ich habe es trotzdem nicht geschafft."

"Was hast du erwartet? Hattest du gedacht, du könntest ändern, was so vorgesehen war? Hast du jemals daran gedacht, dass sie doch nicht die richtige sein könnte?"

"Nein, Niemals. Sie war die richtige. Sie IST die richtige! ... Nimm mich mit. Ich habe auf dieser Welt nichts mehr verloren. Bitte nimm mich mit. Es gibt keinen Schmerz den man mir noch zufügen könnte, der schlimmer sein könnte."

"Doch! Denn du kennst die Alternative nicht!"

"Welche Alternative?"

"Na das, was ihr so plump Himmel nennt. Der Nexus nach eurem normalen Tod. Du hättest alles haben können was du dir erträumt hast, wenn du nur hättest warten können. Du hättest dich sogar selbst in dieses eine, kleine, jämmerliche Jahr zurückträumen können, und noch mehr. Alles hätte auf alle Ewigkeiten so sein können, wie du es willst. Aber du wolltest ja sofort, du wolltest alles gleich, du wolltest es SELBST versuchen. Oh ihr Menschen seit so schwach. Hahahaha!!!!"

"Naaaeeeeiiiiiiinnnnnn!!!!!!!!!!!"