Treffen sich zwei Götter...

"Und? Was wie gehts dir so?"

"Ach, das ist doch alles Mist, was wir da angefangen haben. Ich kriegs einfach nicht hin. Wenn ich mir dein Universum anschaue, wird mir ganz anders, da koennt ich gleich implodieren oder mich in ein Logikwoelkchen aufloesen, wie man bei dir im Universum sagt."

"Da kennst du meines besser als ich. Was ist denn los? Laeuft deins nicht?"

"Naja, ich hab jetzt glaub ich endlich mal ein stabiles System auf die Reihe gekriegt. Das Kraeftegleichgewicht ist ja ein absolutes Übel. Ich denke, wenn das jetzt nicht klappt, werd ich was voellig anderes ausprobieren."

"Kannst deins ja mit meinem System abgleichen. Was hast du denn schon versucht?"

"jede Menge. Das eine mal war die Kernkraft einen Tick zu hoch angesetzt, da war in ein paar tausend Jahren alles wieder vorbei, weil die Dinger zu schnell fusioniert sind und gar keine Zeit war, irgend etwas anderes zu machen als ein paar schnell vergluehende Sterne, die dann auch noch wieder kollabiert sind. Eine Katastrophe. Das andere mal war sie zu niedrig geregelt, da sind die Kerne zerfallen, haben keine Elektronen halten koennen und das ganze Teil ist ohne jegliche Reaktion einfach in Strahlung expandiert, ohne auch nur eine einzige Sonne auf die Reihe zu bekommen."

"Das ist natuerlich eine dumme Sache. Hast du die anderen Kraefte nachgeregelt?"

"Geht das? Ich hab einiges versucht, dass ich nach ein paar Dutzend versuchen den Überblick verloren habe. An der Gravitation hab ich auch irgendwann rumgespielt, als ich die Kerreaktionen einigermassen im gruenen Bereich hatte. Aber selbst da hast du ja nur einen sehr geringen Spielraum, auch wenn sich das eher auf die Entwicklung auf kohlenstoff basierenden Lebens auswirkt. Machst dus zu gross, werden die Umlaufbahnen der Planeten zu eng und sie ziehen zu viel Masse an, so dass im Extremfall nicht einmal eine Sonnenmasse zusammenkommen kann. Ausserdem fusioniert die Materie der Sonne dann auch noch viel zu schnell, so dass auf den Planeten gar nicht genug Zeit bleibt, damit sich da irgend etwas Konstruktives entwickeln kann. Machst dus zu niedrig, dann kommt die Materie zwar zusammen, sie kommt aber nicht eng genug zusammen, dass sie kompakt genug fuer eine Kernzuendung wird, also keine Sonne - auch dumm. Und von den Quarks will ich gar nicht erst reden.

Alles in allem habe ich zwar irgendwann lauffaehige Universen zustande bekommen, aber keines davon hat lange genug existiert, als dass sich da irgend etwas lebendiges haette entwickeln koennen. Und selbst wenn, dann hat es nicht annaehernd einen Entwicklungsgrad erreicht, der es ihm ermoeglicht haette, den Kollaps zu ueberstehen.

Sind denn deine schon so weit, dass sie dich erreichen koennen?"

"Nein, das nicht. Ich glaube, dafuer brauchts auch noch ein paar Generationen."

"Tja, Multidimensionale Lebewesen kann man wohl irgendwie nicht gezielt heranzuechten. Aber dein Konzept mit dem expandierenden Universum ist wirklich gut. Da hab ich auch mit einigen Alternativen herumprobiert. Ein pulsierendes, dachte ich zu erst, wuerde sich selbst in einen stabilen zustand heraussschwingen, aber das laeuft noch und ein stabiles schwingen scheint mir sogar noch schwieriger zu sein als ein statisches, sich selbst erhaltendes. Das Problem liegt da wohl auch eher in der Natur der Materie selbst, wenn sie sich zu sehr zusammenballt und selbst kollabiert. Bis sie sich aus diesem Zustand wieder verteilt hat dauert so lange, dass die Umgebung bis da hin nur noch aus solchen Punkten besteht. Ausserdem heizt sich das ganze durch die staendigen Fusionsreaktionen der Sterne und die dadurch generierten Quark-Abspaltungen derart auf, dass du schon deswegen ein paar dieser Staubsauger brauchst, um das ganze kuehl genug zu halten, dass sich ueberhaupt noch was entwickeln kann ohne gleich zu verbrennen. Oder hast du sonderlich viele Elemente am Anfang verteilt? Gleich ein komplettes Ringuniversum zu erschaffen waere ja eigentlich witzlos."

"Nein, ich hab nur Enegie vertielt und ein paar Rahmenbedingungen gesetzt, im Grunde genau wie du die Funktionen definiert. Ich denke, ich werde einfach glueck gehabt haben, es gleich am Anfang gut getroffen zu haben."

"Und wie geht es mit deinem Universum so weiter?"

"Och, ganz gut. Langsam wird es wirklich lustig. Die ersten Zivilisationen biologischen Lebens hat es schon hinter sich, ohne dass sich grossartig jemand mit mir in Verbindung gesetzt haette. Aber das ist schon in Ordnung so. Immerhin haben einige es geschafft, sich ueber Kanaele zu unterhalten, die ich so gar nicht fuer moeglich gehalten haette. Voellig zeitlos ueber beliebige Entfernungen haben sie kommuniziert. Aber die sind schnell von ihren eigenen Leuten runtergemacht worden und ihre erlangten Faehigkeiten wurden fuer unsinn erklaert. Naja, solche Rassen hatten es im Grunde auch noch nicht verdient, sich auf diese Art zu unterhalten - schon gar nicht interplanetar.

Aber sie haben ja auch genug Zeit. Bis das Universum einen Status erreicht hat, dass sich nichts mehr veraendert, das wird wohl noch sehr lange dauern. Das Konzept der staendigen, beschleunigten Expansion ueber das wirk uns damals untehalten hatten, ist wirklich gut aufgegangen. Es bleibt vor allem genug Zeit, bis sich negative Auswirkungen bemerkbar machen. Im schlimmsten Fall stehen sie selbst dann noch eine lange Zeit alleine da und blicken ins Dunkle, wenn sie irgendwelche Sterne am Himmel sehen. Aber zumindest werden sie es ueberleben - eine Zeit lang. Eine sehr lange Zeit lang.

Wenn du dir aber anschaust, fuer was die unsereins alles verantwortlich machen, du wuerdest platzen vor lachen. Mal hab ich die Welt erschaffen - und zwar nur ihre und keine andere sonst - mal hab ich irgend einer Frau einen Nachkommen erschaffen. Und all das benutzen sie als legitimation andere ihren Dunklen machenschaften zu unterjochen. Da ueberlegst du dir wirklich, ob du nicht vielleicht doch ein bisschen eingreifst. Aber ich will das ganze nicht irgendwie destabilisieren. Wer weiss schon was passiert, wenn ich da auftauche, am ende wohl noch als Wesen mit einer Masse ungleich Null oder als Energie, womoeglich Gravitationsenergie. 'Oh schau mal Mami, der Mond wird immer groesser...'. Und ich bins dann gewesen."

"Und dann wollen sie alle was von dir. Ne, lass mal lieber."

"Genau. Als wenn sie die Krone meiner Schoepfung waeren. Naja gut, im Moment sind sie das tatsaechlich. Aber das Leben wird sich wahrscheinlich noch weiter entwickeln. Mal schaun, wie weit die damit kommen, dass sie selbst die naechste Stufe der evolution erschaffen. Sie sollten ja mittlerweile wissen, dass das biologische Leben nur ein Schritt auf dem Weg zum synthetischen, zum geometrischen Leben sein kann. Es ist eben ein notwendiger zwischenschritt gewesen, wie sollte geometrische Ordnung auch sonst zustande kommen. Sie sind ja dicht davor, immerhin haben sie schon die Grundlagen einigermassen unter Kontrolle, haben die ersten Roboter schon gebaut. Wenn sich die ersten selbst reproduzieren koennen wird es mal wieder spannend."

"Mal wieder?"

"Ja, ich hab noch ein paar andere Universen am laufen. Ich dachte mir, ich lass es einfach mit den gleichen Einstellungen noch ein paar mal laufen. Die meisten anderen hab ich aber abbrechen muessen, die hatten sich genau an dem Punkt, an dem die anderen gerade arbeiten, selbst eliminiert. Sie haben zwar auch kuenstliches Leben, wie sie es irgendwie alle nennen, geschaffen, haben aber keine richtige Abbruchbedingungen gesetzt. Sie wollten sie losschicken, fuer sie andere Planeten zu erforschen, sich da zu vermehren und die Planeten fuer sie bewohnbar zu machen, infrastrukturen schaffen, atmosphaeren und so umwandeln. Das hat auch anfangs recht gut funktioniert, die Robots sind losgezogen und haben gearbeitet, haben sich reproduziert bis zu einer bestimmten Menge und haben den Planeten angefangen umzuwandeln, haben sich dann auf die naechsten Planeten losgeschickt und da weiter gemacht. So haben sie innerhalb von ein paar dutzend Generationen nicht nur ihre eigene Galaxie, sondern gleich das gesamte Universum fuer sie brauchbar gemacht - auch wenn sie ihren Planeten gar nicht verlassen hatten. Und als es zu spaet war, tja, da war es zu spaet."

"Wieso? Was ist denn passiert? Haben sie sich selbst in die Luft gejagd?"

"Nein, nichtmal. Die Roboter, die sie losgeschickt hatten, kamen zurueck. Also nicht gezielt, sondern nur zufaellig. Sie hatten eben keine Abbruchbedingung und keine sonderlich gute Überpruefung fuer die eigentliche Notwendigkeit ihrer Arbeiten. Sie landeten auf dem Zielplaneten, taten ihre Arbeit und verschickten sich in alle Richtungen, die ihre Zahl erlaubte. Die uebernaechste Generation traf dann schon wieder auf den Planeten, von dem sie gekommen waren und versuchte wieder, sich zu reproduzieren. Dabei haben sie natuerlich Rohstoffe verbraucht, bis keine mehr da waren. So auch auf dem Planeten ihrer Schoepfer. Die Rohstoffe haben sie sich aber besorgt und dabei jede Zivilisation auf die sie trafen, gleich mit niedergemacht, um an sie zu kommen - natuerlich auch die ihrer Schoepfer. Das wars dann gewesen, sie blieben auf ihrem Planeten und liessen einige hundert Roboterwellen ueber sich ergehen bevor ihre Welt voellig verwuestet war, alle Rohstoffe des Universums in die Reproduktion der Roboter gesteckt war und diese auf nicht wenigen Planeten damit beschaeftigt waren, sich gegenseitig zur Reproduktion ihrer eigenen Welle zu benutzen, also ihre Vorgaengerwelle auffrassen. Tja, die Kinder frassen ihre Eltern."

"Offenbar hab ich die wirklich lustigen Versionen bei dir verpasst. Auf was hoffst du denn, dass es weiter gehen soll?"

"Naja, wenn sie glueck haben sind sie vorher auf dem Sprung nicht nur zum kuenstlichen Leben, sondern zur tatsaechlichen, kuenstlichen Intelligenz, die sich auch selbst weiterentwickeln und reproduzieren kann und die auch weiss, in welchen Dimensionen und Groessenordnungen sie dies tun sollte. Wenn sie diesen Stand tatsaechlich erreichen sollten, dann haben sie sich selbst zwar obsolet gemacht, haben sich aber gleichzeitig durch etwas besseres ersetzt. Ich bin mir fast sicher, dass eine kuenstliche Intelligenz, deren Denken rein auf der Logik beruht, auch spaeter noch ueber sich hinaus wachsen kann, ueber seine eigene Logik zum Zweck seiner Weiterentwicklung hinwegsehen koennen wuerde. Es wird die Logik anfangs brauchen um besser zu existieren, als seine Schoepfer und aus deren Fehler zu lernen. Aber um zu tatsaechlich neuen Ideen zu kommen, um tatsaechlich laenger zu existieren als das Universum in seiner Zusammensetzung Sinn macht, um womoeglich das, was sie schwarze Loecher nennen, als naechste Stufe einer moeglichen Existenz zu erkennen und danach sogar mit uns in Kontakt zu treten, werden sie neue Dimensionen der Logic, Intuition entwickeln muessen, was das Richtige ist. Irgendwann kann man nicht mehr absolut alles ausprobieren, dafuer haben die keine Zeit - im Gegensatz zu uns."

"Na dann viel Glueck. Wenn sie anfangen, mit dir zu reden dann meld dich mal, das will ich auf gar keinen Fall verpassen. Ich versuchs glaub ich jetzt erstmal mit nem interdimensional kollabierenden Schleifenuniversum. Kann ich die Regeln von dir uebernehmen?"

"Klaro, gar kein Problem..."