1001 Worte - über die Notwendigkeit des Zusammenbruchs des kapitalistischen Systems, bevor die Menschheit zu den Sternen aufbricht

 

 

 

Seit einigen hundert Jahren spielt es sich nun schon genau so ab wie auch in jüngster Zeit: Eine Wirtschaftskrise jagt die Nächste, ein Krieg folgt auf den anderen, ein Konflikt wird vom Nächsten verdrängt.

Getragen wird all dies jedoch nicht nur von dem fundamentalen Drang des Menschen an sich, sich weiter zu entwickeln, die technische und gesellschaftliche Evolution voranzubringen, sondern vor allem von dem kapitalistischen Drang sich auszubreiten, andere zum eigenen Vorteil auszubeuten und nötigenfalls auf dem Feldzug zum eigenen Reichtum, zur eigenen Machterweiterung verbrannte Erde zu hinterlassen, wo immer man gewesen ist. Bisher ging dies alles noch recht passabel, bisher gab es noch genügend Plätze, die man auf diese Art heimsuchen konnte, doch langsam aber sicher gehen die Länder aus, welche noch eine Ausbeutung hinnehmen würden, die noch dumm genug sind, den leeren Versprechungen zu glauben und dafür eine weitergehende Verarmung hinzunehmen.

Die Beispiele dafür sind allzu vielfältig, als dass sie in diesen kurzen Text passen würden, beginnt ihre Geschichte doch schon lange vor den Indianern und hört mit westafrikanischen Arbeitern in der Neuzeit noch lange nicht auf. Ebenso verhält es sich mit dem Zweck der Ausbeutung, welche ebenfalls mindestens mit Arbeitskräften zur Sklavereizeit beginnt, bei Bodenschätzen in der industriellen Revolution weitergeht und anhält, bei assimiliertem Know-how der Möchtegern-Wissensgesellschaft weitergeht und mit Sicherheit nicht bei Energieerzeugungsmöglichkeiten oder Süßwasser enden wird.

Ein Ende dessen ist jedoch erst dann in Sicht, wenn das System selbst ein Ende findet. So gab es in kommunistischen Ländern per Definition im Grunde keine Sklavenarbeit, auch wenn es eigentlich daran gelegen haben mochte, dass eigentlich jeder Sklave war. In der kapitalistischen Neuzeit des wiederauferstarkten China jedoch werden Sklaven zunehmend als wirtschaftlicher Vorteil erkannt, um Wirtschaftsgüter für den Export billiger zu produzieren als der ausländische Wettbewerber, selbst wenn man die eigenen Leute dafür missbrauchen muss. Ebenso verhält sich ausgerechnet das ehemals kommunistische Land, wenn es um die Ausnutzung von ausländischen Bodenschätzen geht und ebenso wenn es darum geht, auswärtiges, technisches Wissen in ihr Land zu holen und auch dort zu halten. Und wenn China mit ihrem Verhalten erst einmal genügend Erfolg gehabt hat, genügend andere Länder und Völker in die Armut getrieben hat, so wird sich wiederum ein neuer Gegner erheben, der wiederum die Rolle des Weltmarktführers anstreben wird. So war es immer, und so wird es in einem kapitalistischen System immer sein müssen.

Im Grunde ist dieses dies die Revolution des Proletariats, wie sie Marx in seinem kommunistischen Manifest auf mikroökonomischer Ebene vorausgesagt beziehungsweise beschrieben hat - jedoch auf makroökonomische Dimensionen übertragen.

Die gesamte Weltwirtschaft scheint dabei ein System zu sein, welches einzig durch stetiges Wachstum überhaupt erst am Laufen gehalten werden kann. Und selbst dabei ist es auch noch die Größe des Wachstums, welche den eigentlichen Erhalt garantiert, denn dieses muss einen gewissen Schwellenwert überschreiten, um überhaupt erst als positiv wahrgenommen zu werden, einfach nur zu wachsen reicht nicht mehr aus. Und wenn dann Mitbewerber ins Spiel kommen, sieht die Wachstumsnotwendigkeit noch einmal ganz anders aus, um überhaupt im Spiel bleiben zu können.

Ein Schuldiger ist bei solchen Analogien natürlich schnell ausgemacht: die Zinsen der Banken, deren Erhebung und Rechtmäßigkeit nicht unbedingt einleuchten muss.

Es gibt da die nette Geschichte der beiden Inseln, die miteinander Handel treiben. Die einen haben Schweine und die anderen Kokosnüsse, das Tauschverhältnis sei eins zu eins - es ist nur eine Geschichte. Dann kommt ein Banker und schlägt ihnen vor, dass sie doch Münzen benutzen könnten, um einen Kauf zu tätigen, dann müsste nicht jedes Mal das gesamte Tauschgewicht transportiert werden sondern nur, was man tatsächlich gerade braucht. Als Startkapital bekäme jede Insel einhundert dieser Münzen, die für den Anfang den Wert ihres gesamten Bestandes hätten. Und weil er auf die Idee kommen sei, dieses System einzuführen, bekommt er von jeder Insel am Ende jeden Jahres eine Münze als Belohnung. Die Eingeborenen finden das praktisch und stimmen zu. Fortan waren sie nur noch darauf bedacht, die andere Insel bei ihren „Geschäften“ zu übervorteilen, um mehr von diesen Münzen zu bekommen, von denen sie auch noch später eine abgeben mussten.

Was in diesem kleinen Beispiel so absurd und für jeden schnell einsehbar, maximal einhundert Jahre andauern kann, hat das globale, kapitalistische System zu einer solchen Verwirrung getrieben, dass die kursierende Geldmenge schon lange nichts mehr mit realen Gegenwerten zu tun hat. Jedoch wird dies frühestens bei einer Finanzkrise deutlich, zu welcher dann die Rechnung kommt, die durchaus real bezahlt werden möchte, dann nur eben nicht mehr kann.

Man könnte sich natürlich fragen, wo denn das Geld hin ist, wenn es in einer solchen Krise einfach offenkundig verschwindet, doch dies zu beantworten würde ebenfalls den Rahmen dieses Textes sprengen. Kurz gesagt: Wahrscheinlich hat es einfach jemand anderes.

Essenz all dieser Dilemmata bleibt jedoch, dass sich derartige Systeme der Ausbeutung, die obendrein auch noch auf stetiges Wachstum aufbauen, vom Grundprinzip her nicht ewig halten können, da selbst das Universum nun einmal endlich ist. In einem Schrebergarten kann man zwar auch die Anbaumethoden verändern, kann Dünger einsetzen und Maschinen um die Effizienz zu steigern, und dennoch wird irgendwann einmal eine Grenze der Produktionsmöglichkeiten erreicht sein, weil diese Realität nun einmal nicht mehr hergibt. Was jedem Schrebergärtner oder Bauern klar ist, scheint für Politiker und Wirtschaftswissenschaftler beziehungsweise Volkswirtschaftler einen etwas längeren Denkprozess zu erfordern, denn eine Lösung, die weg vom Kapitalismus führen würde, hat bisher keiner von diesen aufgezeigt.

Ich weiß zwar auch nicht, wie ein Nachfolgemodell aussehen könnte, jedoch darf es auf keinem Fall darauf beruhen, dass man jemand anderem etwas stiehlt, bloß um sich selbst vergrößern zu können. Es darf nicht nötig machen, dass man wachsen muss, um seine Existenz zu ermöglichen und es darf nicht so etwas wie Zinseszins ermöglichen.

Die Folge dieser Ausbeutungsstrategie sieht wohl jeder Science-Fiction-Film voraus, in dem die Menschheit verliert, ja sogar Independece-Day, in dem die Erde von genau solch einer Rasse heimgesucht wird. Ihr Ziel in letztgenanntem Film war es nicht, eine Kolonie zu gründen und Leben in das Universum zu tragen, Fremde zu lehren und Weisheit zu unterrichten, sondern schlicht, die Bodenschätze des Planeten zu schürfen und weiter zu ziehen, den ganzen Planeten als im wahrsten Sinne des Wortes verbrannte Erde zu hinterlassen.

Ähnlich würde es auch die Menschheit vollführen. Sie würden von einem Planeten zum nächsten ziehen, würden Mineralien schürfen und dabei ohne Rücksicht auf Verluste über Leichen gehen. Und wenn diese Leichen vorher intelligent waren, so ist das Pech für diese. Das Ganze würde nicht mehr von Regierungen getrieben, die sich diese Unternehmungen schon lange nicht mehr leisten können, sondern von Privatkonzernen zur Steigerung des Börsenwertes, die die Bevölkerung im Grunde als Lohnsklaven behandeln können - wie heute auch schon. Und wenn sich Konzerne bekriegen, kommt eben alles unter die Räder, was dazwischen steht. So lange, bis jemand auftaucht, der stärker ist.

Es gibt immer jemanden, der stärker ist. Wenn es einen die Realität nicht gelehrt hat, oder das Schulleben, so zumindest ein jeder Actionfilm. Und wenn dies auf galaktischer Ebene geschieht, so kann dies nur in der Auslöschung einer der beiden Seiten enden.

Irgendwann muss das heute vorherrschende Wirtschaftssystem folglich in der Auslöschung der Menschheit enden. Wenn dieses System noch immer vorherrschend ist, wenn wir erst einmal zu den Sternen aufgebrochen sind, wenn wir erst einmal angefangen haben, andere Planeten auszubeuten, wird es keinen natürlichen Zusammenbruch wegen erreichter Grenzen mehr geben können, bis ein eliminierender Gegner aufgetaucht ist.

Der Zusammenbruch muss noch auf der Erde geschehen und muss möglichst schmerzhaft sein, damit er niemals vergessen wird.

Denn sonst könnte es uns wirklich irgendwann so ergehen wie den Aliens in Independece-Day.