über das Übel dieser Welt

Nein, nicht Frauen. Auch nicht die Armut. Obwohl das sicherlich schon dichter dran ist. Gemeint ist das Geld selbst. Immer hört man nur vom Geld, das man schon nach Definition zu wenig hat. Selbst die, die davon mehr haben, als sie jemals in ihrem Leben ausgeben könnten werden immer sagen, dass sie zu wenig haben, niemals kann es genug sein, nicht genug Geld und nicht genug Macht. Begruendet sich aber Macht durch Geld? Was wäre, wohl, wenn es kein Geld gäbe? Was, wenn es kein äquivalent zu Geld gäbe, wenn einfach alles funktionieren würde ohne dass jemand dafür einen Gegenwert erhält?

Natürlich wäre dies eine radikale Umstellung, sicherlich eine weit grössere Umstellung als die von Deutsche Mark auf den Euro, so gewaltig diese auch für den einen oder anderen gewesen sein mag. Aber wie müsste diese Welt ohne Geld funktionieren? Wie würde man Dinge erwerben?

Gar nicht, könnte die einfach Antwort sein. Wenn man einfach in einen Laden gehen würde und sich etwas aussuchen würde, wenn man sich einfach von der Bedienung beraten lassen würde, sich das passende aussucht und dann damit nach Hause geht ohne irgendwo etwas dafür bezahlt zu haben, wie würde dann die Welt funktionieren müssen? Die Antwort könnte recht monokausal ausfallen, nämlich zwangsweise Vollbeschäftigung.

Die Führung eines Staates wird stets durch den Haushalt bestimmt, der natürlich stets zu klein ist und sich der Staat überschuldet. Ohne Geld gäbe es aber auch keines, das man irgendwo hinein investieren müsste, man bräuchte keine Schulden zu machen um notwendige Dinge zu regeln, man könnte alles ohne Rücksicht auf Kosten auf neuestem Stand halten, bräuchte keine Instandsetzungskosten zu scheuen oder der Wirtschaft durch Sponsoring unter die Arme greifen. Die Regierungen könnten sich um das kuemmern, wozu sie eigentlich gewählt worden sind, nämlich um Recht und Gerechtigkeit, um die Weiterentwicklung der Gesellschaft an sich und darum, dass auch tatsächlich jeder eine Arbeit hat, eine Ausbildung machen kann oder sonst irgendwie nicht auf der faulen Haut liegen bleibt. Den Luxus, einfach mal auf eigene Kosten ein Jahr lang blau zu machen wird man dann zwar nicht mehr haben, aber wird man zumindest Dinge machen können, die einem Spass machen. Arbeit wird es immer genügend geben, nur die Bezahlung hält heute die Menschen davon ab, diese auch anzunehmen.

Ein jeder könnte den Beruf ausüben, zu dem er am besten qualifiziert ist und der ihm am besten gefällt und er würde das Recht auf diese Arbeit vom Staat bekommen können. Arbeit und Bildung als Lebensinhalt, Weiterentwicklung als Lebenssinn. Was könnte das für ein Utopia sein. Selbst beliebige Ausbildungen könnten sich die Menschen leisten, könnten die Universitäten und Schulen nach belieben konsultieren um Berufe oder gar Sprachen zu erlernen, was sie sonst niemals gewagt hätten oder sich nicht einmal hätten leisten können. Denn von was hätten sie in der Zeit ihrer Ausbildung leben sollen? Wovon hätten sie ihre Miete bezahlen sollen? Ohne Geld würden sie einfach in eine Bäckerei gehen und sich ein Brötchen oder ein Teilchen holen und satt sein, würden sich einfach eine Wohnung suchen und dort einziehen wenn sie eine brauchen. Zur Regelung dieser Notwendigkeiten würde wohl tatsächlich noch eine Staatsverwaltung gebraucht. Die Wohnungen zu erschaffen könnte aber freie Arbeit interessierter Architekten sein, die sich nun austoben könnten und Bauwerke erschaffen könnten, die andere präferenzen hätten, als die mit dem gegebenen Geld auszukommen. Bauwerke vom Stil "Das könnte keiner Bezahlen" würden plötzlich möglich und jeder, der einmal Modelle solcher Werke gesehen hat weiss, dass es das Wert ist.

Kunst und Film könnte frei sein von Kommerz, der ja nur davon beflügelt ist das Geld zu vermehren anstatt dem Menschen an sich zu Diensten zu sein, ihm zu helfen mit Dingen, die er wirklich braucht. Musik könnte sich wieder frei entwickeln ohne an Auflagenzahlen gemessen zu werden. Alleine schon Fernsehen ohne Werbeunterbrechungen und Sendungen mit Inhalt anstelle tumbem Talk zeigen nur einen winzigen Bruchteil der neuen Möglichkeiten auf. Schon längst wären wir auf dem Mars und zwar nur, weil es uns möglich ist und nicht, weil wir uns davon neue Einnahmen erwarten.

Man würde also in die Schule gehen, weil es uns Spass machen würde zu lernen. Es würde Lehrer geben, denen es Spass macht zu lehren und bei denen es somit auch Spass macht, zu lernen, die einen motivieren können einfach weil sie es können, weil sie Interesse daran haben zu lehren. Man würde sich für eine Lehre oder die Universität entscheiden, je nach dem, was für welchen Beruf man sich mehr interessiert und wenn man merkt sich falsch entschieden zu haben würde man den Beruf einfach wieder wechseln oder weiter auf die Schule gehen. Allerdings sollte es für allzu lange Unigänger eine Zweitjobmöglichkeit geben, auch wenn mehr Wissen sicherlich notwendig sein kann.

Arbeiten könnte wirklich abwechslungsreich sein, da man nicht notwendigerweise immer am selben Arbeitsplatz sein müsste. Man koennte für Arbeiten, die wirklich monoton sind eine Art Tauschpflicht einführen, dass man jedes mal einen anderen Job in diesem Betrieb hat, oder gar Tauschlisten, die berufsübergreifenden Tausch ermöglichen. Frauen müssten ihre Männer nach Werten aussuchen und nicht mehr nach ihrer Brieftasche, da Statussymbole nicht länger existieren. Jeder könnte einen Mercedes seiner Wahl fahren wenn er das noch will, denn die wirklichen Werte könnten jetzt so etwas sein wie Verbrauch oder Sicherheit, wie sie vom Gesetz vorgeschrieben sein müssten.

Wie könnte es dann noch möglich sein, Macht anzuhäufen? Und welcher Art könnte diese Macht schon sein? Welchen Markt wollte man schon zu welchem Zweck dominieren um was zu erreichen?

Natürlich könnte man seine Visionen verwirklicht sehen, aber immer nur auf einer zutiefst demokratischen Basis, da jeder jetzt die absolut freie Wahl hat und nicht auf die Knete schauen muss wenn er sich irgend ein Produkt besorgt. Man kann sich nun nach einfachem gefallen entscheiden, nach Geschmack oder Leistungsfähigkeit dieser Sache, was immer es sein mag. Und die Produktion dieses würde auf die gleiche Art laufen können.

Ohne die Macht die das Geld verleiht könnte die Welt wirklich friedlich sein, könnten notwendige Dinge endlich einfach getan werden, könnte sich die Menschheit in freiheit und bruederlichkeit weiterentwickeln und es gäbe keine blossstellende Pisa-Studie.

Ein Utopia?

Ja. Aber leider auch ein unmögliches, denn die Geschichte wird schon immer von denen gemacht, die das Geld und damit die Macht haben, und die wollen sie natürlich nicht mehr freiwillig abgeben. Einmal mehr schreien die Weisen nach einer Revolution.